Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 35

1911 - Magdeburg : Creutz
Sagen, 35 einem Male der wüste Lärm in schallendes Gelächter, denn ein Ratsherr hatte auf eine Tafel in großen Lettern geschrieben: „Der Roland foll stehen bleiben, wir wollen ihn nur nicht länger haben, weil er uns schon lang genug ist!" Damit war das Mißverständnis aufgeklärt. Die guten Bürger sahen, daß sie von dem ver- meintlichen Künstler arg genasführt waren. Kein Wunder also, daß sich ihr Unmut gegen ihn wandte. Als sie den Schalk griffen, steckten sie ihn zur Strafe in den Wendenturm, Im Nu aber entwich er mit einem Hohngelächter: und jeder wußte nun, daß der vermeintliche Künstler der leibhaftige Teufel gewesen war. Der Rolaud war in der früheren Zeit für die Stadt Stendal das Zeichen der eigenen Gerichtsbarkeit. Die im Jahre 1525 am Rat- hause errichtete Stein- figur gehört zu den größten, die wir besitzen. Der gewaltige Körper ruht auf starken Beinen, dessen Waden stärker sind als der Brustumfang eines kräftigen Mannes, Durch den schweren Pan- zer wird der Körper ge- schützt. Die erhobene rechte Hand hält das 4 m lange Schwert, das Werkzeug des strafenden Rechts; die linke Hand umfaßt den Schild mit dem brandenburgischen Adler, das Sinnbild des Schutzes. So er- innert der Roland an die frühere Größe und Selbst- ständigkeit der Stadt Stendal. Der Roland am Rathaus in Stendal. 2. Der wunderbare Ring im Schlosse zu Calbe a. M. In einer Nacht erschien der Schloßherrin eine Frauengestalt mit einem Lichte und flehte sie an um Hilfe und Beistand bei einer Kranken, Als die Edelfrau ein- willigte, bat die Erscheinung, von der Kranken weder Essen noch Trinken noch irgend ein Geschenk anzunehmen, da sonst Unglück über das Schloß und die Familie kommen würde. Die Herrin tat nach dem Gebote, und die Kranke wurde wieder gesund. Da kam eines Tages der Mann der Kranken und überreichte der Schloßherrin eine Schüssel mit gemünztem Golde. Doch die Herrin dachte an das Gebot der Er- 3*

2. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 42

1911 - Magdeburg : Creutz
42 3. Das Land zwischen Ohre, Elbe, Saale und Harz. Höhen auch benannt wurden. Die Spiegelsberge sind ein viel besuchter Aufenthaltsort der Halberstädter; aber auch von Fremden werden sie gern bestiegen. Unter den Gebäuden sind sehenswert: das Jagdschloß, in dessen Felsenkeller ein riesiges Weinfaß (161 000 1) liegt, das Mausoleum und der sechseckige Aussichtsturm. Aus seinen Fugen und Nischen gucken Tiersiguren, z. B. Füchse, Schlangen, Hasen, Hunde, Eulen, hervor. An die Spiegelsberge reihen sich im So. die Klusberge mit dem frei- stehenden Sandsteinfelsen „Teufelsstuhl" und weiter im S. die Theken- berge mit dein „Gläsernen Mönch". Fast genau im S. von Halberstadt liegt der Hoppel- oder Sargberg; denn von der Westseite gesehen gleicht er einem großen Sarge. Der Hoppelberg hat eine bedeutende Höhe (300 m) und gewährt einen wundervollen Überblick über die gesegnete Landschaft und den Harz. 4. Der Hui und der Hakelwald. Der Huiwald, d. h. Hochwald, ist ein schön bewaldeter (Bucheu) Höhenzug. Er reicht im O. fast bis an die Bode. Aus der höchsten Stelle liegt das alte Kloster Huyseburg. Am nördlichen Rande des Kloster- berges liegt die Daneilshöhle, worin viele Jahre ein gefährlicher Räuber hauste. Die Olenburg bei Badersleben war eine bedeutende Wallburg. Ihre Wälle sind zum Teil noch recht gut erhalten. — Unter den „Kölligs- buchen" steht ein Stein mit der Inschrift: Mit Ehrfurcht, Wanderer, zieh' den Hut; Denn unter'm Dome dieser Buchen Hat, Schatten so wie du zu suchen, Held Gustav Adolf einst geruht. Aus dem rechten Bodeufer dehnt sich in gleicher Richtung der waldige Hakel aus. Die Dumburg liegt an seiner höchsten Stelle. Der Hakelwald war nach der Sage des Oberjägermeisters Hans Hakelbergs liebstes Jagdgebiet. Er starb zwar an der Wunde eines Eberzahns, jagt aber nach seinem Tode im Hakel noch weiter. Mit Hallo-Geschrei, begleitet von seinen Genossen und den Hunden, rast er nachts den Hakel auf und uieder. In seinem Gefolge befindet sich auch eine Ohreule, die Tut-Ursel. Diese war früher eine Nonne und wurde in eine Eule verzaubert. Die Dumburg ist ihr Aufenthalt. 5. Der Alvenslebener Höhenzug. Der Alvenslebener Höhenzug bildet eine breite Hochfläche, die sich quer vor die Bode lagert. Dadurch wird diese gezwungen, ihre nördliche Richtung zu ändern. Der Alvenslebener Höhenzug erreicht in dem Felsen berge bei Magdeburg seine höchste Höhe. Er besteht aus Erd- und Sandhügeln, die der Pflug des Landmannes bis zum Gipfel beackert. Nur hier und da sind die Höhen bewaldet. (Das Hohe, das Saure, das Eggeuftedter Holz, der Marienborner Wald.) In seinem nördlichen Teile birgt der Höhenzug treffliche Bausteine (Porphyr, Sandstein und Grau- wacke), die in Steinbrüchen gebrochen werden. Vom Alvenslebener Höhen- zuge zweigt sich nach O. ein Höhenzug ab, der von Gr.-Wanzleben bis

3. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 49

1911 - Magdeburg : Creutz
Sagen. 49 einem Male der wüste Lärm in schallendes Gelächter, denn ein Ratsherr hatte auf eine Tafel in großen Lettern geschrieben: „Der Roland soll stehen bleiben, wir wollen ihn nur nicht länger haben, weil er uns schon lang genug ist!" Damit war das Mißverständnis aufgeklärt. Die guten Bürger sahen, daß sie von dem ver- meintlichen Künstler arg genasführt waren. Kein Wunder also, daß sich ihr Unmut gegen ihn wandte. Als sie den Schalk griffen, steckten sie ihn zur Strafe in den Wendenturm. Im Nu aber entwich er mit einem Hohngelächter; und jeder wußte nun, daß der vermeintliche Künstler der leibhaftige Teufel gewesen war. Der Roland war in der früheren Zeit für die Stadt Stendal das Zeichen der eigenen Gerichtsbarkeit. Die im Jahre 1525 am Rat- hause errichtete Stein- sigur gehört zu den größten, die wir besitzen. Der gewaltige Körper ruht auf starken Beinen, dessen Waden stärker sind als der Brustumfang eines kräftigen Mannes. Durch den schweren Pan- zer wird der Körper ge- schützt. Die erhobene, rechte Hand hält das 4 m lange Schwert, das Werkzeug des strafenden Rechts; die linke Hand umfaßt den Schild mit dem brandenburgischen Adler, das Sinnbild des Schutzes. So erinnert der Roland an die frühere Größe und Selbstständig- keit der Stadt Stendal. Der Roland am Rathaus in Stendal. 2. Der wunderbare Mug im Schlosse zu Calbe a. M. In einer Nacht erschien der Schloßherrin eine Frauengestalt mit einem Lichte und flehte sie an um Hilfe und Beistand bei einer Kranken. Als die Edelfrau ein- willigte, bat die Erscheinung, von der Kranken weder Essen noch Trinken noch irgend ein Geschenk anzunehmen, da sonst Unglück über das Schloß und die Familie kommen würde. Die Herrin tat nach dem Gebote, und die Kranke wurde wieder gesund. Da kam eines Tages der Mann der Kranken und überreichte der Schloßherrin eine Schüssel mit gemünztem Golde. Doch die Herrin dachte an das Gebot der Er- Henze-Kohlhase, Die Provinz Sachsen. Ausgabe A. 4

4. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 56

1911 - Magdeburg : Creutz
56 3. Das Land zwischen Ohre, Elbe, Saale und Harz. Höhen auch benannt wurden. Die Spiegelsberge sind ein viel besuchter Aufenthaltsort der Halberstädter: aber auch von Fremden werden sie gern bestiegen. Unter den Gebäuden sind sehenswert: das Jagdschloß, in dessen Felsenkeller ein riesiges Weinsaß (161 000 1) liegt, das Mausoleum und der sechseckige Aussichtsturm. Aus seinen Fugen und Nischen gucken Tierfiguren, z. B. Füchse, Schlangen, Hasen, Hunde, Eulen, hervor. Au die Spiegelsberge reihen sich im So. die Klusberge mit dem frei- stehenden Sandsteinfelsen „Teufelsstuhl" und weiter im S. die Theken- berge mit dem „Gläsernen Mönch". Fast genau im S. von Halberstadt liegt der Hoppel- oder Sargberg; denn von der Westseite gesehen gleicht er einem großen Sarge. Der Hoppelberg hat eine bedeutende Höhe (300 m) und gewährt einen wundervollen Überblick über die gesegnete Landschaft und den Harz. 4. Der Hui und der Hakelwald. Der Hniwald, d. h. Hochwald, ist ein schön bewaldeter (Buchen) Höhenzug. Er reicht im O. sast bis an die Bode. Auf der höchsten Stelle liegt das alte Kloster Huyseburg. Am nördlichen Rande des Kloster- berges liegt die Daneilshöhle, worin viele Jahre ein gefährlicher Räuber hauste. Die Olenburg bei Baderslebeu war eine bedeutende Wallburg. Ihre Wälle sind zum Teil uoch recht gut erhalten. — Unter den „Königs- buchen" steht ein Stein mit der Inschrift: Mit Ehrfurcht, Wanderer, zieh' den Hut; Denn unter'm Dome dieser Buchen Hat, Schatten so wie du zu suchen, Held Gustav Adolf einst geruht. Auf dem rechten Bodenfer dehnt sich in gleicher Richtung der waldige Hakel aus. Die Dumburg liegt au seiner höchsten Stelle. Der Hakelwald war nach der Sage des Oberjägermeisters Hans Hakelbergs liebstes Jagdgebiet, Er starb zwar an der Wunde eines Eberzahns, jagt aber nach seinem Tode im Hakel noch weiter. Mit Hallo-Geschrei, begleitet von seinen Genossen und den Hundert, rast er nachts den Hakel auf und nieder. In seinem Gefolge befindet sich auch eine Ohreule, die Tut-Ursel. Diese war früher eine Nonne und wurde in eine Eule verzaubert. Die Dumburg ist ihr Aufenthalt. 5. Der Alvenslebener Höhenzug. Der Alvenslebener Höhenzug bildet eine breite Hochfläche, die sich quer vor die Bode lagert. Dadurch wird diese gezwungen, ihre nördliche Richtung zu ändern. Der Alvenslebener Höhenzug erreicht in dem Felsenberge bei Magdeburg seine höchste Höhe. Er besteht aus Erd- und Sandhügeln, die der Pflug des Landmannes bis zum Gipfel beackert. Nur hier und da sind die Höhen bewaldet. (Das Hohe, das Saure, das Eggenftedter Holz, der Marienborner Wald.) In seinem nördlichen Teile birgt der Höhenzug treffliche Bausteine (Porphyr, Sandstein und Grau- wacke), die in Steinbrüchen gebrochen werden. Vom Alvenslebener Höhen- znge zweigt sich nach O. ein Höhenzug ab, der von Gr.-Wanzleben bis

5. Bergische Sagen - S. 27

1911 - Elberfeld : Bacmeister
- 27 - sagte der Schwarze und berührte den Kleinen mit seinem Stabe. Da fühlte unser Männlein einen so heftigen Schmerz in allen Gliedern, als wenn sie ihm auseinander gerenkt werden sollten. Vor Schrecken wäre er beinahe auf die Erde gefallen. In großer Angst lief er davon, so schnell ihn seine Beine nur trugen, und kam wieder nach Remscheid in sein Haus. Aber was war denn das? Als er durch die Haustüre gehen wollte, stieß er mit dem Kopf gegen den oberen Balken. An seiner Stubentür ging es ihm nicht besser, und als er in sein Schlafkämmerlein eintrat, wupp? da hatte er wieder eine arge Beule weg. Ganz dumm und wirbelig war es ihm im Kopse von allen Stößen, als er sich ins Bett legte. Da wollte er sich so recht behaglich ausruhen von allen Mühseligkeiten, aber er hatte die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Oben stieß er mit dem Kopf gegen das Bett, und streckte er die Beine aus, so stieß er gegen das untere Bettende. Er mochte sich drehen und wenden, wie er wollte, überall bekam er blaue Flecke. Zuletzt lag er im Bett zusammengeklappt wie ein Taschenmesser und verbrachte die Nacht in unruhigen Träumen. Der nächste Tag war ein Sonntag. Da sing sein Elend von neuem an. Überall stieß er sich Beulen. Er wollte wieder ein- mal zur Küche und suchte seinen Sonntagsanzug hervor. Aber o Schreck! Der war ihm viel zu eng und zu klein, und ganz traurig und mutlos hängte er die Sachen wieder in den Schrank, nicht ohne sich noch ein paarmal zu stoßen. Zuletzt besann er sich auf den Anzug, den er gestern abend getragen hatte, und rasch zog er ihn wieder an. Glücklicherweise paßten d i e Kleider, denn die waren ja mit ihm gewachsen. Ganz behutsam und vor- sichtig ging er durch die verschiedenen Türen und gelangte endlich auf die Straße. In der freien Luft konnte er sich nun fo recht nach Herzenslust dehnen und recken; denn da waren keine Decken und Balken, an denen man sich stieß. Aber sein Vergnügen währte nicht lange. „Ein Riese! Ein Riese!" tönte es von allen Seiten. Und als er sich nach dem Riesen umgucken wollte, da merkte er, daß die Leute mit den Fingern auf ihn zeigten. So schnell ihn seine Füße trugen, ging er in die Kirche. Da konnte er wohl schön aufrecht stehen, aber er merkte bald, daß alle Leute ihn anstaunten. Sobald es nur anging, schob er sich deshalb aus der Türe und eilte nach Hause. Dort vergaß er aber seine Größe meistens, wenn er aus einer Stube in die andere ging.

6. Bergische Sagen - S. 29

1911 - Elberfeld : Bacmeister
- 29 - und wollte sie gerne zur Gemahlin haben. Eines Tages machte er sich daher auf nach Schloß Hammerstein und bat den Herrn von Kettler um die Hand seiner Tochter Mechthilde. Der Vater wollte die zarte Jungfrau dem rauhen, wilden Ritter nicht an- vertrauen und gab dem Freier eine abschlägige Antwort. Der aber stieß drohende Worte aus und kehrte voll Ingrimm auf seine Burg zurück. Er sammelte seine Kriegsgesellen und be- lagerte die Burg Hammerstein, um die Jungfrau zu rauben. Er wurde aber zurückgeschlagen. Da der Vater fürchtete, daß der wilde Ritter nicht ruhen würde, bis er sein Ziel erreicht hätte, so brachte er seine Tochter in das Kloster zu Gräfrath und ließ sie Nonne werden. Aber Wolfgang von Kronenburg gab sich auch jetzt noch nicht zufrieden. Er sann einen Plan aus, wie er die Jungfrau in seine Gewalt bekommen könnte. Eines Tages gingen die Nonnen von Gräfrath in einer Prozession in den Wald. Wolf- gang von Kronenburg hatte davon gehört und hielt sich mit seinen Spießgesellen im Dickicht des Waldes versteckt. Die Jung- srauen gingen, fromme Lieder singend, nichts ahnend, dahin. Da mit einem Male brachen die Raubgesellen aus dem Dickicht hervor. Eine unbeschreibliche Verwirrung entstand unter den andächtigen Nonnen. Wolfgang aber hob die zitternde Mecht- Hilde auf sein Roß und jagte mit seiner Beute und seinen Kriegs- knechten davon. Der Klostervogt eilte mit seinen Knechten dem frechen Räuber nach und holte ihn am Ufer der Wupper ein. Als Wolfgang merkte, daß die Verfolger ihm dicht auf den Fersen waren, gab er die geraubte Jungsrau einem seiner Spieß- gesellen, damit er sie nach der Kronenburg in Sicherheit bringe. Er selbst riß sein Pferd herum, jagte seinen Verfolgern entgegen und schlug den Klostervogt mit seinem Schwerte nieder. Die Begleiter dieses wackeren Manne? ergriffen feige die Flucht. Der Nonnenräuber ritt nach seiner Burg und machte Mechthilde zu seiner Gemahlin. Die Äbtissin des Klosters von Gräfrath wollte den Frevel nicht ungerächt lassen und verklagte den Räuber bei dem Bischof von Köln, unter dessen Schutz ihr Kloster stand. Der Bischof sprach den Kirchenbann über den Ritter von Kronenburg aus. Der aber verhöhnte ihn und weigerte sich, Buße zu tun. Seine Burg wurde von dem Bischof und seinen Kriegsknechten belagert, aber hinter seinen Mauern trotzte Wolfgang den Angriffen der Feinde. Sie zogen endlich ab.

7. Bergische Sagen - S. 6

1911 - Elberfeld : Bacmeister
Stadt und Land als Lehen erhalten. Nur dem Kaiser will ich dienen." Da der Kaiser sah, daß durch Güte der Streit nicht bei- zulegen war, befahl er, daß ein Gottesurteil entscheiden solle. Die beiden Feinde stellten sich einander gegenüber, zogen die Schwerter und drangen hart aus einander ein. Lange dauerte der Kampf, bis endlich Drost Brüning seinen Gegner mit einem gewaltigen Schlag zu Boden streckte. „Drost Brüning ist Sieger," erscholl es aus den Reihen der Umstehenden, „und er bleibt des Kaisers Lehensmann." 5. Vom treuen Schildknappen. Wo jetzt die beiden Städte Elberfeld und Barmen liegen, war vor vielen hundert Jahren dichter Wald. Ein silberhelles Bächlein floß hindurch. Buchen spiegelten sich in dem klaren Wasser. An einer Stelle war ein besonders schönes Fleckchen. Ein Wiesental zog sich am Berge hin. Blumen leuchteten aus dem Grase hervor, und Nachtigallen sangen im nahen Gebüsch ihr Lied. , Nicht weit von diesem Wiesental wohnte ein Ritter. Ihn: diente ein treuer Knappe, der seinen Herrn auf jeder Jagd und in jedem Streite begleitete. — Einst waren sie zur Jagd an den Rhein ausgezogen. Plötzlich bemerkten sie hinter sich eine Schar Feinde. Vor ihnen rauschte der Fluß. An ein Entfliehen war nicht zu denken. Der Ritter verzagte. Doch sein treuer Schild- knappe flüsterte ihm zu: „Mut, mein Herr, ich weiß eine Furt im Rhein und führe Euch sicher hinüber." So geschah es. Ehe die Feinde es merkten, war der Ritter mit seinem Knappen am anderen Ufer des Rheins. Zornig blickten die Feinde ihnen nach. Sie konnten sich nicht erklären, wie der Ritter entkommen war, und meinten, der treue Knecht sei ein böser Geist, der durch Zauber seinem Herrn geholfen habe. Nicht lange darnach wurde die Gemahlin des Ritters sehr krank. Kein Arzt konnte sie heilen. Der Jammer aller Burg- bewohner war groß. Da erklärte ein weiser Mann: „Ja, wenn die Burgfrau Löwenmilch tränke, dann würde sie gesund." Dies hörte der Schildknappe. Es verging noch keine Stunde, und der treue Knecht war mit Löwenmilch zur Stelle. Die Frau des Ritters trank und wurde bald gesund, zur großen Freude ihres

8. Bergische Sagen - S. 10

1911 - Elberfeld : Bacmeister
- 10 - auss Feld, versetzte die Grenzsteine und freute sich dann im stillen^ wenn zwei Nachbarn, die bis dahin friedlich nebeneinander hausten, in Streit gerieten. Wenn einer sein Feld bestellt hatte und sich auf die reiche Ernte freute, so säete der heimtückische Bauer wohl Unkraut unter den guten Samen. Wollte einer seine wohlgemästete Kuh zum Verkauf auf den Markt führen, so fand er an ihrer Statt eine ganz magere in dem Stall. Fragten dann die Leute untereinander, wer solche Schelmenstreiche verübe, so machte der Bauer auf dem Heidt ein ganz unschuldiges Gesicht. Heimlich aber lachte er sich ins Fäustchen, daß er die dummen Bauern so schön angeführt habe. Trotzdem er sich schlau ver- stellte, hegten einige Leute auf dem Heidt doch Verdacht; sie konnten ihm aber nichts beweisen. Endlich starb der Schelm. Auf dem Sterbebette quälte ihn sein Gewissen, und er bekannte seine bösen Streiche. Manchmal verwirrten sich seine Gedanken, und er sprach von dem Teufel, der ihn holen wolle. Der erschien ihm wie ein großer schwarzer Hund, der ihm auf den Rücken sprang. Nach seinem Tode verbreitete sich die Kunde von dem, was er im Leben verübt und auf dem Sterbebette geredet hatte. Wie es stets bei solchen Geschichten geht, wurde immer mehr dazu getan. Endlich erzählte man sich, „der Bauer gehe um". Viele wollten ihn gesehen haben, wie er als großer schwarzer Hund allnächtlich um seine ehemalige Wohnung schlich. Kamen nun Leute des Weges, die es mit dem Mein und Dein nicht so genau nahmen, so sprang ihnen das Untier auf den Rücken. Allgemein wurde dieser Hund der Paßgänger genannt. Mancher, dessen Ge- wissen nicht ganz rein war, hat ihn bis an sein Haus tragen müssen. Unter denen aber, die unter dem schweren Drucke ge- litten hatten, war mancher, der von seinem bösen Tun abließ und ein redliches Leben begann. 9. Von der Zrvergenhöhle bei Barmen. In den Bergen unsres Landes hausten einst kleine, muntere Leute, die Zwerge. Unter anderen hatten sie auch eine Höhle im Osten von Barmen, „hoch oben im Tale". Meist schafften sie emsig im Innern des Berges. Sie bearbeiteten geheimnisvoll das blinkende Erz. Wer still und sinnend des Weges ging, konnte das feine Klopfen und Hämmern der kleinen Arbeiter

9. Bergische Sagen - S. 18

1911 - Elberfeld : Bacmeister
- 18 — Schon viele Tage war er südwärts gepilgert, da kam er in. ein waldreiches Gebirge, den Spessart. Es war Abend geworden. Der Schmied hatte bereits alle Hoffnung, eine Herberge für die Nacht zu finden, aufgegeben. Da erblickte er plötzlich in der Ferne einen Lichtschimmer. Er ging darauf zu und stand bald vor einer halbzerfallenen Hütte. Auf sein Klopfen erschien eine alte Frau in der niedrigen Tür. Der Schmied erschrak vor dem finstern, häßlichen Gesicht mit dem zahnlosen Munde. Barsch fragte sie: „Was wollt Ihr?" Der Wanderer bat freundlich: „Nehmt mich doch für diese Nacht auf, ich habe mich im Walde verirrt." „Ihr mögt bleiben," wurde ihm geantwortet, „doch habe ich nur ein kleines, niedriges Kämmerchen für Euch. Zur Nacht bekomme ich noch einen anderen Gast. Ehe Ihr schlafen geht, kommt in meine Stube und eßt mit mir die Abendsuppe." Wenn es dem Gesellen auch noch immer vor der Alten gruselte^ so war er doch froh, ein Unterkommen gefunden zu haben. Er erzählte beim Abendessen auch, woher er komme, und warum er nach Damaskus reise. Die Alte führte ihn in seine Kammer. Trotz großer Müdigkeit konnte er nicht einschlafen. Um Mitternacht gab es plötzlich einen lauten Knall, wie wenn etwas Schweres durch den Schornstein herunterfiele. Leife schlich der Geselle an die dünne Bretterwand, die sein. Kämmerchen von der Wohnstube trennte. Da sah er am Herde einen großen Mann sitzen, der finster und zornig drein schaute. Er trug einen roten Rock, und den Hut zierte eine lange Hahnen- feder. Seine Füße steckten in der Asche. Vor dem seltsamen Gast stand die Alte. Sie schien ihn um etwas zu bitten und ihm etwas zu erzählen. Doch konnte der Horcher nicht verstehen, um was es sich handelte. Plötzlich drehte sich die Alte um und kam auf die Kammertür zu. Schnell suchte der Jüngling sein Lager wieder auf und stellte sich, als ob er schliefe. Die Frau rüttelte ihn unsanft und raunte ihm zu: „Steh' geschwind auf; hier ist jemand, der dir die Reise nach Damaskus ersparen kann." — Sofort erhob sich der Jüngling und trat in die Wohnstube. Der fremde Mann saß noch immer vor dem Herde und sah dem Kochen eines Kessels zu. Als der Lange den Eintretenden be- merkte, wandte er ihm sein finsteres Antlitz zu und fragte ihn mit stolzem Blicke: „Was willst du?" Da erzählte der Jüngling alles, was er vorhin schon der Alten mitgeteilt hatte. — Der Fremde hörte grinsend zu und sagte dann, höhnisch lachend:

10. Bergische Sagen - S. 28

1911 - Elberfeld : Bacmeister
- 25 - Deshalb stieß er sich noch so oft, daß sein Kopf zuletzt wie eine einzige Beule war. Nun wagte er sich erst recht nicht ans Tageslicht, sondern verließ das Haus erst wieder, als es ganz dunkel geworden war. Und wohin führte sein Weg? In den Eichwald, wo er den Abend vorher den großen schwarzen Mann getroffen hatte. Heim- lich wünschte er, ihn wiederzusehen. Und richtig? bei dem großen Steinhaufen begegnete er ihm. „Nun, bist du mit deiner Länge Zufrieden?" fragte lachend der Schwarze, „oder möchtest du noch ein Stückchen größer werden?" „Um Himmelswillen", rief erschrocken der neugebackene Riese, „alles, nur das nicht!" Und jammernd fuhr er fort: „Ach, lieber Waldmann, ich bitte dich von ganzem Herzen, laß mich doch wieder so klein werden, wie ich war. Ich will dir auch ewig dankbar sein." Flehend hob er dabei seine Hände. „Schau', schau'", schmunzelte der andre, „wie schnell du geheilt bist? Das hätte ich gar nicht gedacht. Doch warte? Dir soll geholfen werden?" Bei diesen Worten rührte er den Riesen mit seinem Stabe an. Der fühlte diesmal keinen Schmerz, aber eine so große Müdig- Zeit, daß er nicht einmal mehr danken konnte, sondern nach Hause stolperte. Am nächsten Morgen fand er sich in seinem Bett wieder. Ihm war, als hätte er unendlich lange geschlafen. Ganz gesund und munter fühlte er sich, und srisch und fröhlich wie nie zuvor ging er an sein Tagewerk. Mochten die Leute ihn auch noch so oft Zwerg nennen, was kümmerte es ihn? Bei dem bloßen Gedanken an den einen Tag, an dem er Riese gewesen war, fing er an zu zittern und fühlte sich heimlich an den armen Kopf, der damals so viel mitbekommen, daß er zeitlebens genug davon hatte. So lebte er stillvergnügt in seiner Kleinheit weiter, in der ihm alles so schön Paßte, und jeden Tag freute er sich wieder von neuem, daß er nicht mehr ein Riese war. 18. Wie der Ritter von Kronenburg sich eine Frau raubte. Im Burgholz stand die Kronenburg. Dort hauste der Ritter Wolfgang. Er war als wilder und verwegener Mann bekannt und gefürchtet. Jenseits der Wupper wohnte auf Schloß Hammer- stein der alte Ritter von Kettler mit seiner Tochter Mechthilde. Wolfgang von Kronenburg hatte die Jungfrau lieb gewonnen
   bis 10 von 29 weiter»  »»
29 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 29 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 0
3 1
4 0
5 16
6 0
7 5
8 1
9 0
10 2
11 0
12 0
13 0
14 0
15 0
16 7
17 0
18 7
19 2
20 0
21 0
22 0
23 0
24 0
25 0
26 2
27 1
28 0
29 0
30 0
31 0
32 0
33 0
34 0
35 0
36 8
37 7
38 4
39 1
40 0
41 0
42 0
43 4
44 0
45 0
46 1
47 0
48 0
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 29
2 0
3 24
4 25
5 30
6 76
7 1
8 3
9 46
10 61
11 19
12 32
13 4
14 0
15 4
16 42
17 73
18 4
19 27
20 1
21 45
22 1
23 39
24 21
25 2
26 0
27 0
28 7
29 6
30 2
31 1
32 9
33 0
34 7
35 1
36 36
37 24
38 22
39 32
40 22
41 10
42 33
43 9
44 16
45 29
46 1
47 0
48 18
49 49
50 7
51 5
52 4
53 0
54 89
55 0
56 4
57 55
58 8
59 22
60 6
61 1
62 2
63 1
64 0
65 6
66 1
67 5
68 19
69 9
70 112
71 28
72 40
73 34
74 2
75 22
76 45
77 71
78 3
79 8
80 1
81 6
82 29
83 8
84 18
85 10
86 7
87 34
88 0
89 0
90 7
91 42
92 43
93 0
94 98
95 2
96 2
97 1
98 5
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 6
1 2
2 1
3 1
4 1
5 0
6 6
7 0
8 0
9 0
10 3
11 0
12 16
13 3
14 4
15 1
16 0
17 1
18 0
19 0
20 0
21 0
22 0
23 0
24 0
25 11
26 2
27 0
28 1
29 0
30 1
31 0
32 3
33 3
34 0
35 0
36 0
37 0
38 0
39 1
40 0
41 5
42 5
43 6
44 0
45 0
46 2
47 1
48 0
49 0
50 15
51 4
52 1
53 0
54 1
55 0
56 0
57 0
58 0
59 5
60 3
61 0
62 2
63 1
64 0
65 1
66 1
67 0
68 0
69 0
70 3
71 0
72 10
73 0
74 0
75 1
76 0
77 0
78 0
79 1
80 2
81 21
82 1
83 0
84 6
85 0
86 0
87 0
88 0
89 6
90 0
91 0
92 0
93 3
94 0
95 2
96 3
97 11
98 0
99 2
100 6
101 0
102 6
103 0
104 0
105 0
106 2
107 2
108 0
109 0
110 0
111 2
112 30
113 0
114 2
115 1
116 3
117 0
118 0
119 0
120 2
121 10
122 0
123 6
124 1
125 4
126 1
127 2
128 0
129 1
130 6
131 2
132 0
133 2
134 0
135 0
136 1
137 0
138 1
139 0
140 2
141 0
142 16
143 3
144 1
145 4
146 0
147 1
148 0
149 1
150 0
151 0
152 11
153 0
154 1
155 0
156 2
157 0
158 0
159 0
160 0
161 1
162 0
163 0
164 0
165 1
166 0
167 1
168 2
169 7
170 1
171 3
172 0
173 0
174 0
175 2
176 0
177 5
178 0
179 1
180 0
181 1
182 1
183 4
184 0
185 3
186 0
187 2
188 0
189 0
190 1
191 0
192 0
193 2
194 1
195 0
196 10
197 0
198 0
199 4