Sagen, 35
einem Male der wüste Lärm in schallendes Gelächter, denn ein Ratsherr hatte auf
eine Tafel in großen Lettern geschrieben: „Der Roland foll stehen bleiben, wir
wollen ihn nur nicht länger haben, weil er uns schon lang genug ist!" Damit war
das Mißverständnis aufgeklärt. Die guten Bürger sahen, daß sie von dem ver-
meintlichen Künstler arg
genasführt waren. Kein
Wunder also, daß sich ihr
Unmut gegen ihn wandte.
Als sie den Schalk griffen,
steckten sie ihn zur Strafe
in den Wendenturm, Im
Nu aber entwich er mit
einem Hohngelächter: und
jeder wußte nun, daß der
vermeintliche Künstler der
leibhaftige Teufel gewesen
war.
Der Rolaud war
in der früheren Zeit für
die Stadt Stendal das
Zeichen der eigenen
Gerichtsbarkeit. Die
im Jahre 1525 am Rat-
hause errichtete Stein-
figur gehört zu den
größten, die wir besitzen.
Der gewaltige Körper
ruht auf starken Beinen,
dessen Waden stärker sind
als der Brustumfang
eines kräftigen Mannes,
Durch den schweren Pan-
zer wird der Körper ge-
schützt. Die erhobene
rechte Hand hält das 4 m
lange Schwert, das
Werkzeug des strafenden
Rechts; die linke Hand
umfaßt den Schild mit
dem brandenburgischen
Adler, das Sinnbild
des Schutzes. So er-
innert der Roland an die
frühere Größe und Selbst-
ständigkeit der Stadt
Stendal. Der Roland am Rathaus in Stendal.
2. Der wunderbare Ring im Schlosse zu Calbe a. M.
In einer Nacht erschien der Schloßherrin eine Frauengestalt mit einem Lichte
und flehte sie an um Hilfe und Beistand bei einer Kranken, Als die Edelfrau ein-
willigte, bat die Erscheinung, von der Kranken weder Essen noch Trinken noch irgend
ein Geschenk anzunehmen, da sonst Unglück über das Schloß und die Familie kommen
würde. Die Herrin tat nach dem Gebote, und die Kranke wurde wieder gesund.
Da kam eines Tages der Mann der Kranken und überreichte der Schloßherrin eine
Schüssel mit gemünztem Golde. Doch die Herrin dachte an das Gebot der Er-
3*
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind]]
TM Hauptwörter (100): [T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T112: [Schwert Ritter Schild Waffe Lanze Pferd Speer Hand Helm Pfeil]]
42 3. Das Land zwischen Ohre, Elbe, Saale und Harz.
Höhen auch benannt wurden. Die Spiegelsberge sind ein viel besuchter
Aufenthaltsort der Halberstädter; aber auch von Fremden werden sie gern
bestiegen. Unter den Gebäuden sind sehenswert: das Jagdschloß, in dessen
Felsenkeller ein riesiges Weinfaß (161 000 1) liegt, das Mausoleum und
der sechseckige Aussichtsturm. Aus seinen Fugen und Nischen gucken
Tiersiguren, z. B. Füchse, Schlangen, Hasen, Hunde, Eulen, hervor.
An die Spiegelsberge reihen sich im So. die Klusberge mit dem frei-
stehenden Sandsteinfelsen „Teufelsstuhl" und weiter im S. die Theken-
berge mit dein „Gläsernen Mönch". Fast genau im S. von Halberstadt
liegt der Hoppel- oder Sargberg; denn von der Westseite gesehen
gleicht er einem großen Sarge. Der Hoppelberg hat eine bedeutende Höhe
(300 m) und gewährt einen wundervollen Überblick über die gesegnete
Landschaft und den Harz.
4. Der Hui und der Hakelwald.
Der Huiwald, d. h. Hochwald, ist ein schön bewaldeter (Bucheu)
Höhenzug. Er reicht im O. fast bis an die Bode. Aus der höchsten
Stelle liegt das alte Kloster Huyseburg. Am nördlichen Rande des Kloster-
berges liegt die Daneilshöhle, worin viele Jahre ein gefährlicher Räuber
hauste. Die Olenburg bei Badersleben war eine bedeutende Wallburg.
Ihre Wälle sind zum Teil noch recht gut erhalten. — Unter den „Kölligs-
buchen" steht ein Stein mit der Inschrift:
Mit Ehrfurcht, Wanderer, zieh' den Hut;
Denn unter'm Dome dieser Buchen
Hat, Schatten so wie du zu suchen,
Held Gustav Adolf einst geruht.
Aus dem rechten Bodeufer dehnt sich in gleicher Richtung der waldige
Hakel aus. Die Dumburg liegt an seiner höchsten Stelle.
Der Hakelwald war nach der Sage des Oberjägermeisters Hans Hakelbergs
liebstes Jagdgebiet. Er starb zwar an der Wunde eines Eberzahns, jagt aber
nach seinem Tode im Hakel noch weiter. Mit Hallo-Geschrei, begleitet von seinen
Genossen und den Hunden, rast er nachts den Hakel auf und uieder. In seinem
Gefolge befindet sich auch eine Ohreule, die Tut-Ursel. Diese war früher eine
Nonne und wurde in eine Eule verzaubert. Die Dumburg ist ihr Aufenthalt.
5. Der Alvenslebener Höhenzug.
Der Alvenslebener Höhenzug bildet eine breite Hochfläche, die sich
quer vor die Bode lagert. Dadurch wird diese gezwungen, ihre nördliche
Richtung zu ändern. Der Alvenslebener Höhenzug erreicht in dem
Felsen berge bei Magdeburg seine höchste Höhe. Er besteht aus Erd-
und Sandhügeln, die der Pflug des Landmannes bis zum Gipfel beackert.
Nur hier und da sind die Höhen bewaldet. (Das Hohe, das Saure, das
Eggeuftedter Holz, der Marienborner Wald.) In seinem nördlichen Teile
birgt der Höhenzug treffliche Bausteine (Porphyr, Sandstein und Grau-
wacke), die in Steinbrüchen gebrochen werden. Vom Alvenslebener Höhen-
zuge zweigt sich nach O. ein Höhenzug ab, der von Gr.-Wanzleben bis
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art]]
TM Hauptwörter (200): [T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T72: [Kloster Kirche Jahr Bischof Kaiser Karl Otto Dom Grab Leiche], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf]]
Extrahierte Personennamen: Gustav_Adolf Gustav Adolf Hans_Hakelbergs Alvenslebener_Höhenzug
Sagen. 49
einem Male der wüste Lärm in schallendes Gelächter, denn ein Ratsherr hatte auf
eine Tafel in großen Lettern geschrieben: „Der Roland soll stehen bleiben, wir
wollen ihn nur nicht länger haben, weil er uns schon lang genug ist!" Damit war
das Mißverständnis aufgeklärt. Die guten Bürger sahen, daß sie von dem ver-
meintlichen Künstler arg
genasführt waren. Kein
Wunder also, daß sich ihr
Unmut gegen ihn wandte.
Als sie den Schalk griffen,
steckten sie ihn zur Strafe
in den Wendenturm. Im
Nu aber entwich er mit
einem Hohngelächter; und
jeder wußte nun, daß der
vermeintliche Künstler der
leibhaftige Teufel gewesen
war.
Der Roland war
in der früheren Zeit für
die Stadt Stendal das
Zeichen der eigenen
Gerichtsbarkeit. Die
im Jahre 1525 am Rat-
hause errichtete Stein-
sigur gehört zu den
größten, die wir besitzen.
Der gewaltige Körper
ruht auf starken Beinen,
dessen Waden stärker sind
als der Brustumfang
eines kräftigen Mannes.
Durch den schweren Pan-
zer wird der Körper ge-
schützt. Die erhobene,
rechte Hand hält das 4 m
lange Schwert, das
Werkzeug des strafenden
Rechts; die linke Hand
umfaßt den Schild mit
dem brandenburgischen
Adler, das Sinnbild des
Schutzes. So erinnert der
Roland an die frühere
Größe und Selbstständig-
keit der Stadt Stendal. Der Roland am Rathaus in Stendal.
2. Der wunderbare Mug im Schlosse zu Calbe a. M.
In einer Nacht erschien der Schloßherrin eine Frauengestalt mit einem Lichte
und flehte sie an um Hilfe und Beistand bei einer Kranken. Als die Edelfrau ein-
willigte, bat die Erscheinung, von der Kranken weder Essen noch Trinken noch irgend
ein Geschenk anzunehmen, da sonst Unglück über das Schloß und die Familie kommen
würde. Die Herrin tat nach dem Gebote, und die Kranke wurde wieder gesund.
Da kam eines Tages der Mann der Kranken und überreichte der Schloßherrin eine
Schüssel mit gemünztem Golde. Doch die Herrin dachte an das Gebot der Er-
Henze-Kohlhase, Die Provinz Sachsen. Ausgabe A. 4
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T112: [Schwert Ritter Schild Waffe Lanze Pferd Speer Hand Helm Pfeil], T99: [Stadt Verwaltung Provinz Gemeinde Beamter Kreis König Spitze Land Angelegenheit]]
56 3. Das Land zwischen Ohre, Elbe, Saale und Harz.
Höhen auch benannt wurden. Die Spiegelsberge sind ein viel besuchter
Aufenthaltsort der Halberstädter: aber auch von Fremden werden sie gern
bestiegen. Unter den Gebäuden sind sehenswert: das Jagdschloß, in dessen
Felsenkeller ein riesiges Weinsaß (161 000 1) liegt, das Mausoleum und
der sechseckige Aussichtsturm. Aus seinen Fugen und Nischen gucken
Tierfiguren, z. B. Füchse, Schlangen, Hasen, Hunde, Eulen, hervor.
Au die Spiegelsberge reihen sich im So. die Klusberge mit dem frei-
stehenden Sandsteinfelsen „Teufelsstuhl" und weiter im S. die Theken-
berge mit dem „Gläsernen Mönch". Fast genau im S. von Halberstadt
liegt der Hoppel- oder Sargberg; denn von der Westseite gesehen
gleicht er einem großen Sarge. Der Hoppelberg hat eine bedeutende Höhe
(300 m) und gewährt einen wundervollen Überblick über die gesegnete
Landschaft und den Harz.
4. Der Hui und der Hakelwald.
Der Hniwald, d. h. Hochwald, ist ein schön bewaldeter (Buchen)
Höhenzug. Er reicht im O. sast bis an die Bode. Auf der höchsten
Stelle liegt das alte Kloster Huyseburg. Am nördlichen Rande des Kloster-
berges liegt die Daneilshöhle, worin viele Jahre ein gefährlicher Räuber
hauste. Die Olenburg bei Baderslebeu war eine bedeutende Wallburg.
Ihre Wälle sind zum Teil uoch recht gut erhalten. — Unter den „Königs-
buchen" steht ein Stein mit der Inschrift:
Mit Ehrfurcht, Wanderer, zieh' den Hut;
Denn unter'm Dome dieser Buchen
Hat, Schatten so wie du zu suchen,
Held Gustav Adolf einst geruht.
Auf dem rechten Bodenfer dehnt sich in gleicher Richtung der waldige
Hakel aus. Die Dumburg liegt au seiner höchsten Stelle.
Der Hakelwald war nach der Sage des Oberjägermeisters Hans Hakelbergs
liebstes Jagdgebiet, Er starb zwar an der Wunde eines Eberzahns, jagt aber
nach seinem Tode im Hakel noch weiter. Mit Hallo-Geschrei, begleitet von seinen
Genossen und den Hundert, rast er nachts den Hakel auf und nieder. In seinem
Gefolge befindet sich auch eine Ohreule, die Tut-Ursel. Diese war früher eine
Nonne und wurde in eine Eule verzaubert. Die Dumburg ist ihr Aufenthalt.
5. Der Alvenslebener Höhenzug.
Der Alvenslebener Höhenzug bildet eine breite Hochfläche, die sich
quer vor die Bode lagert. Dadurch wird diese gezwungen, ihre nördliche
Richtung zu ändern. Der Alvenslebener Höhenzug erreicht in dem
Felsenberge bei Magdeburg seine höchste Höhe. Er besteht aus Erd-
und Sandhügeln, die der Pflug des Landmannes bis zum Gipfel beackert.
Nur hier und da sind die Höhen bewaldet. (Das Hohe, das Saure, das
Eggenftedter Holz, der Marienborner Wald.) In seinem nördlichen Teile
birgt der Höhenzug treffliche Bausteine (Porphyr, Sandstein und Grau-
wacke), die in Steinbrüchen gebrochen werden. Vom Alvenslebener Höhen-
znge zweigt sich nach O. ein Höhenzug ab, der von Gr.-Wanzleben bis
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art]]
TM Hauptwörter (200): [T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T72: [Kloster Kirche Jahr Bischof Kaiser Karl Otto Dom Grab Leiche], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne]]
Extrahierte Personennamen: Gustav_Adolf Gustav Adolf Hans_Hakelbergs Alvenslebener_Höhenzug
- 27 -
sagte der Schwarze und berührte den Kleinen mit seinem Stabe.
Da fühlte unser Männlein einen so heftigen Schmerz in allen
Gliedern, als wenn sie ihm auseinander gerenkt werden sollten.
Vor Schrecken wäre er beinahe auf die Erde gefallen. In großer
Angst lief er davon, so schnell ihn seine Beine nur trugen, und
kam wieder nach Remscheid in sein Haus.
Aber was war denn das? Als er durch die Haustüre gehen
wollte, stieß er mit dem Kopf gegen den oberen Balken. An
seiner Stubentür ging es ihm nicht besser, und als er in sein
Schlafkämmerlein eintrat, wupp? da hatte er wieder eine arge
Beule weg. Ganz dumm und wirbelig war es ihm im Kopse
von allen Stößen, als er sich ins Bett legte. Da wollte er sich
so recht behaglich ausruhen von allen Mühseligkeiten, aber er
hatte die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Oben stieß er mit
dem Kopf gegen das Bett, und streckte er die Beine aus, so stieß
er gegen das untere Bettende. Er mochte sich drehen und wenden,
wie er wollte, überall bekam er blaue Flecke. Zuletzt lag er im
Bett zusammengeklappt wie ein Taschenmesser und verbrachte die
Nacht in unruhigen Träumen.
Der nächste Tag war ein Sonntag. Da sing sein Elend von
neuem an. Überall stieß er sich Beulen. Er wollte wieder ein-
mal zur Küche und suchte seinen Sonntagsanzug hervor. Aber
o Schreck! Der war ihm viel zu eng und zu klein, und ganz
traurig und mutlos hängte er die Sachen wieder in den Schrank,
nicht ohne sich noch ein paarmal zu stoßen. Zuletzt besann er sich
auf den Anzug, den er gestern abend getragen hatte, und rasch
zog er ihn wieder an. Glücklicherweise paßten d i e Kleider,
denn die waren ja mit ihm gewachsen. Ganz behutsam und vor-
sichtig ging er durch die verschiedenen Türen und gelangte endlich
auf die Straße. In der freien Luft konnte er sich nun fo recht
nach Herzenslust dehnen und recken; denn da waren keine Decken
und Balken, an denen man sich stieß. Aber sein Vergnügen
währte nicht lange. „Ein Riese! Ein Riese!" tönte es von allen
Seiten. Und als er sich nach dem Riesen umgucken wollte, da
merkte er, daß die Leute mit den Fingern auf ihn zeigten. So
schnell ihn seine Füße trugen, ging er in die Kirche. Da konnte
er wohl schön aufrecht stehen, aber er merkte bald, daß alle Leute
ihn anstaunten. Sobald es nur anging, schob er sich deshalb
aus der Türe und eilte nach Hause. Dort vergaß er aber seine
Größe meistens, wenn er aus einer Stube in die andere ging.
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (200): [T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh]]
- 29 -
und wollte sie gerne zur Gemahlin haben. Eines Tages machte
er sich daher auf nach Schloß Hammerstein und bat den Herrn
von Kettler um die Hand seiner Tochter Mechthilde. Der Vater
wollte die zarte Jungfrau dem rauhen, wilden Ritter nicht an-
vertrauen und gab dem Freier eine abschlägige Antwort. Der
aber stieß drohende Worte aus und kehrte voll Ingrimm auf
seine Burg zurück. Er sammelte seine Kriegsgesellen und be-
lagerte die Burg Hammerstein, um die Jungfrau zu rauben. Er
wurde aber zurückgeschlagen. Da der Vater fürchtete, daß der
wilde Ritter nicht ruhen würde, bis er sein Ziel erreicht hätte,
so brachte er seine Tochter in das Kloster zu Gräfrath und ließ
sie Nonne werden.
Aber Wolfgang von Kronenburg gab sich auch jetzt noch
nicht zufrieden. Er sann einen Plan aus, wie er die Jungfrau
in seine Gewalt bekommen könnte. Eines Tages gingen die
Nonnen von Gräfrath in einer Prozession in den Wald. Wolf-
gang von Kronenburg hatte davon gehört und hielt sich mit
seinen Spießgesellen im Dickicht des Waldes versteckt. Die Jung-
srauen gingen, fromme Lieder singend, nichts ahnend, dahin. Da
mit einem Male brachen die Raubgesellen aus dem Dickicht
hervor. Eine unbeschreibliche Verwirrung entstand unter den
andächtigen Nonnen. Wolfgang aber hob die zitternde Mecht-
Hilde auf sein Roß und jagte mit seiner Beute und seinen Kriegs-
knechten davon. Der Klostervogt eilte mit seinen Knechten dem
frechen Räuber nach und holte ihn am Ufer der Wupper ein.
Als Wolfgang merkte, daß die Verfolger ihm dicht auf den
Fersen waren, gab er die geraubte Jungsrau einem seiner Spieß-
gesellen, damit er sie nach der Kronenburg in Sicherheit bringe.
Er selbst riß sein Pferd herum, jagte seinen Verfolgern entgegen
und schlug den Klostervogt mit seinem Schwerte nieder. Die
Begleiter dieses wackeren Manne? ergriffen feige die Flucht.
Der Nonnenräuber ritt nach seiner Burg und machte Mechthilde
zu seiner Gemahlin.
Die Äbtissin des Klosters von Gräfrath wollte den Frevel
nicht ungerächt lassen und verklagte den Räuber bei dem Bischof
von Köln, unter dessen Schutz ihr Kloster stand. Der Bischof
sprach den Kirchenbann über den Ritter von Kronenburg aus.
Der aber verhöhnte ihn und weigerte sich, Buße zu tun. Seine
Burg wurde von dem Bischof und seinen Kriegsknechten belagert,
aber hinter seinen Mauern trotzte Wolfgang den Angriffen der
Feinde. Sie zogen endlich ab.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind]]
TM Hauptwörter (100): [T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod]]
TM Hauptwörter (200): [T112: [Schwert Ritter Schild Waffe Lanze Pferd Speer Hand Helm Pfeil], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf]]
Extrahierte Personennamen: Kettler Wolfgang_von_Kronenburg Gräfrath Kronenburg Hilde Gräfrath Kronenburg Wolfgang
Stadt und Land als Lehen erhalten. Nur dem Kaiser will
ich dienen."
Da der Kaiser sah, daß durch Güte der Streit nicht bei-
zulegen war, befahl er, daß ein Gottesurteil entscheiden solle. Die
beiden Feinde stellten sich einander gegenüber, zogen die
Schwerter und drangen hart aus einander ein. Lange dauerte
der Kampf, bis endlich Drost Brüning seinen Gegner mit einem
gewaltigen Schlag zu Boden streckte. „Drost Brüning ist Sieger,"
erscholl es aus den Reihen der Umstehenden, „und er bleibt
des Kaisers Lehensmann."
5. Vom treuen Schildknappen.
Wo jetzt die beiden Städte Elberfeld und Barmen liegen,
war vor vielen hundert Jahren dichter Wald. Ein silberhelles
Bächlein floß hindurch. Buchen spiegelten sich in dem klaren
Wasser. An einer Stelle war ein besonders schönes Fleckchen.
Ein Wiesental zog sich am Berge hin. Blumen leuchteten aus
dem Grase hervor, und Nachtigallen sangen im nahen Gebüsch
ihr Lied. ,
Nicht weit von diesem Wiesental wohnte ein Ritter. Ihn:
diente ein treuer Knappe, der seinen Herrn auf jeder Jagd und
in jedem Streite begleitete. — Einst waren sie zur Jagd an den
Rhein ausgezogen. Plötzlich bemerkten sie hinter sich eine Schar
Feinde. Vor ihnen rauschte der Fluß. An ein Entfliehen war
nicht zu denken. Der Ritter verzagte. Doch sein treuer Schild-
knappe flüsterte ihm zu: „Mut, mein Herr, ich weiß eine Furt
im Rhein und führe Euch sicher hinüber." So geschah es. Ehe
die Feinde es merkten, war der Ritter mit seinem Knappen am
anderen Ufer des Rheins. Zornig blickten die Feinde ihnen
nach. Sie konnten sich nicht erklären, wie der Ritter entkommen
war, und meinten, der treue Knecht sei ein böser Geist, der durch
Zauber seinem Herrn geholfen habe.
Nicht lange darnach wurde die Gemahlin des Ritters sehr
krank. Kein Arzt konnte sie heilen. Der Jammer aller Burg-
bewohner war groß. Da erklärte ein weiser Mann: „Ja, wenn
die Burgfrau Löwenmilch tränke, dann würde sie gesund." Dies
hörte der Schildknappe. Es verging noch keine Stunde, und der
treue Knecht war mit Löwenmilch zur Stelle. Die Frau des
Ritters trank und wurde bald gesund, zur großen Freude ihres
TM Hauptwörter (50): [T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T112: [Schwert Ritter Schild Waffe Lanze Pferd Speer Hand Helm Pfeil], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf]]
- 10 -
auss Feld, versetzte die Grenzsteine und freute sich dann im stillen^
wenn zwei Nachbarn, die bis dahin friedlich nebeneinander
hausten, in Streit gerieten. Wenn einer sein Feld bestellt hatte
und sich auf die reiche Ernte freute, so säete der heimtückische
Bauer wohl Unkraut unter den guten Samen. Wollte einer seine
wohlgemästete Kuh zum Verkauf auf den Markt führen, so fand
er an ihrer Statt eine ganz magere in dem Stall. Fragten dann
die Leute untereinander, wer solche Schelmenstreiche verübe, so
machte der Bauer auf dem Heidt ein ganz unschuldiges Gesicht.
Heimlich aber lachte er sich ins Fäustchen, daß er die dummen
Bauern so schön angeführt habe. Trotzdem er sich schlau ver-
stellte, hegten einige Leute auf dem Heidt doch Verdacht; sie
konnten ihm aber nichts beweisen.
Endlich starb der Schelm. Auf dem Sterbebette quälte ihn
sein Gewissen, und er bekannte seine bösen Streiche. Manchmal
verwirrten sich seine Gedanken, und er sprach von dem Teufel,
der ihn holen wolle. Der erschien ihm wie ein großer schwarzer
Hund, der ihm auf den Rücken sprang.
Nach seinem Tode verbreitete sich die Kunde von dem, was
er im Leben verübt und auf dem Sterbebette geredet hatte. Wie
es stets bei solchen Geschichten geht, wurde immer mehr dazu
getan. Endlich erzählte man sich, „der Bauer gehe um". Viele
wollten ihn gesehen haben, wie er als großer schwarzer Hund
allnächtlich um seine ehemalige Wohnung schlich. Kamen nun
Leute des Weges, die es mit dem Mein und Dein nicht so genau
nahmen, so sprang ihnen das Untier auf den Rücken. Allgemein
wurde dieser Hund der Paßgänger genannt. Mancher, dessen Ge-
wissen nicht ganz rein war, hat ihn bis an sein Haus tragen
müssen. Unter denen aber, die unter dem schweren Drucke ge-
litten hatten, war mancher, der von seinem bösen Tun abließ
und ein redliches Leben begann.
9. Von der Zrvergenhöhle bei Barmen.
In den Bergen unsres Landes hausten einst kleine, muntere
Leute, die Zwerge. Unter anderen hatten sie auch eine Höhle
im Osten von Barmen, „hoch oben im Tale". Meist schafften sie
emsig im Innern des Berges. Sie bearbeiteten geheimnisvoll
das blinkende Erz. Wer still und sinnend des Weges ging,
konnte das feine Klopfen und Hämmern der kleinen Arbeiter
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T169: [Hand Kreuz König Krone Schwert Zeichen Haupt Gold Mantel Kaiser]]
- 18 —
Schon viele Tage war er südwärts gepilgert, da kam er in.
ein waldreiches Gebirge, den Spessart. Es war Abend geworden.
Der Schmied hatte bereits alle Hoffnung, eine Herberge für die
Nacht zu finden, aufgegeben. Da erblickte er plötzlich in der
Ferne einen Lichtschimmer. Er ging darauf zu und stand bald
vor einer halbzerfallenen Hütte. Auf sein Klopfen erschien eine
alte Frau in der niedrigen Tür. Der Schmied erschrak vor dem
finstern, häßlichen Gesicht mit dem zahnlosen Munde. Barsch
fragte sie: „Was wollt Ihr?" Der Wanderer bat freundlich:
„Nehmt mich doch für diese Nacht auf, ich habe mich im Walde
verirrt." „Ihr mögt bleiben," wurde ihm geantwortet, „doch
habe ich nur ein kleines, niedriges Kämmerchen für Euch. Zur
Nacht bekomme ich noch einen anderen Gast. Ehe Ihr schlafen
geht, kommt in meine Stube und eßt mit mir die Abendsuppe."
Wenn es dem Gesellen auch noch immer vor der Alten gruselte^
so war er doch froh, ein Unterkommen gefunden zu haben. Er
erzählte beim Abendessen auch, woher er komme, und warum er
nach Damaskus reise. Die Alte führte ihn in seine Kammer.
Trotz großer Müdigkeit konnte er nicht einschlafen.
Um Mitternacht gab es plötzlich einen lauten Knall, wie
wenn etwas Schweres durch den Schornstein herunterfiele. Leife
schlich der Geselle an die dünne Bretterwand, die sein.
Kämmerchen von der Wohnstube trennte. Da sah er am Herde
einen großen Mann sitzen, der finster und zornig drein schaute.
Er trug einen roten Rock, und den Hut zierte eine lange Hahnen-
feder. Seine Füße steckten in der Asche. Vor dem seltsamen
Gast stand die Alte. Sie schien ihn um etwas zu bitten und
ihm etwas zu erzählen. Doch konnte der Horcher nicht verstehen,
um was es sich handelte. Plötzlich drehte sich die Alte um und
kam auf die Kammertür zu. Schnell suchte der Jüngling sein
Lager wieder auf und stellte sich, als ob er schliefe. Die Frau
rüttelte ihn unsanft und raunte ihm zu: „Steh' geschwind auf;
hier ist jemand, der dir die Reise nach Damaskus ersparen kann."
— Sofort erhob sich der Jüngling und trat in die Wohnstube.
Der fremde Mann saß noch immer vor dem Herde und sah dem
Kochen eines Kessels zu. Als der Lange den Eintretenden be-
merkte, wandte er ihm sein finsteres Antlitz zu und fragte ihn
mit stolzem Blicke: „Was willst du?" Da erzählte der Jüngling
alles, was er vorhin schon der Alten mitgeteilt hatte. — Der
Fremde hörte grinsend zu und sagte dann, höhnisch lachend:
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde]]
TM Hauptwörter (200): [T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T42: [Vogel Nest Junge Eier Schnabel Storch Taube Flügel Fuchs Frosch]]
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Deshalb stieß er sich noch so oft, daß sein Kopf zuletzt wie eine
einzige Beule war.
Nun wagte er sich erst recht nicht ans Tageslicht, sondern
verließ das Haus erst wieder, als es ganz dunkel geworden war.
Und wohin führte sein Weg? In den Eichwald, wo er den
Abend vorher den großen schwarzen Mann getroffen hatte. Heim-
lich wünschte er, ihn wiederzusehen. Und richtig? bei dem großen
Steinhaufen begegnete er ihm. „Nun, bist du mit deiner
Länge Zufrieden?" fragte lachend der Schwarze, „oder möchtest
du noch ein Stückchen größer werden?" „Um Himmelswillen",
rief erschrocken der neugebackene Riese, „alles, nur das nicht!"
Und jammernd fuhr er fort: „Ach, lieber Waldmann, ich bitte
dich von ganzem Herzen, laß mich doch wieder so klein werden,
wie ich war. Ich will dir auch ewig dankbar sein." Flehend
hob er dabei seine Hände. „Schau', schau'", schmunzelte der
andre, „wie schnell du geheilt bist? Das hätte ich gar nicht
gedacht. Doch warte? Dir soll geholfen werden?" Bei
diesen Worten rührte er den Riesen mit seinem Stabe an.
Der fühlte diesmal keinen Schmerz, aber eine so große Müdig-
Zeit, daß er nicht einmal mehr danken konnte, sondern nach Hause
stolperte.
Am nächsten Morgen fand er sich in seinem Bett wieder.
Ihm war, als hätte er unendlich lange geschlafen. Ganz gesund
und munter fühlte er sich, und srisch und fröhlich wie nie zuvor
ging er an sein Tagewerk. Mochten die Leute ihn auch noch
so oft Zwerg nennen, was kümmerte es ihn? Bei dem bloßen
Gedanken an den einen Tag, an dem er Riese gewesen war, fing
er an zu zittern und fühlte sich heimlich an den armen Kopf,
der damals so viel mitbekommen, daß er zeitlebens genug davon
hatte. So lebte er stillvergnügt in seiner Kleinheit weiter, in
der ihm alles so schön Paßte, und jeden Tag freute er sich wieder
von neuem, daß er nicht mehr ein Riese war.
18. Wie der Ritter von Kronenburg sich eine
Frau raubte.
Im Burgholz stand die Kronenburg. Dort hauste der Ritter
Wolfgang. Er war als wilder und verwegener Mann bekannt
und gefürchtet. Jenseits der Wupper wohnte auf Schloß Hammer-
stein der alte Ritter von Kettler mit seiner Tochter Mechthilde.
Wolfgang von Kronenburg hatte die Jungfrau lieb gewonnen
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod]]
TM Hauptwörter (200): [T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T41: [König Siegfried Held Hagen Mann Günther Frau Gudrun Kriemhild Tod], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]