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1. Landeskunde des Herzogtums Braunschweig - S. 7

1911 - Braunschweig : Appelhans
- 7 - „Herzog Ferdinand, du teurer Held, schlägst die Franzosen alle aus dem Feld!" Die letzten Jahrzehnte verlebte er in stiller Zurückgezogenheit meist in Vechelde. Wie er eins: für seine Soldaten aufs treulichste gesorgt hatte, so war er nun ein Vater der Armen und Notleidenden: groß als Held wie als Mensch. 20. Karl Wilhelm Ferdinand (1730—1806) war eine ritterliche Erscheinung, vielseitig gebildet, pflichtgetreu, sparsam und streng, doch wohlwollend gegen jeder- mann. Damals lasteten große Schulden auf dem Lande, die öffentlichen Kassen waren erschöpft, die Untertanen waren verarmt, und der Handel war gelähmt. Nun führte der Herzog die größte Sparsamkeit ein und verwaltete das Land musterhaft, so daß die Schulden getilgt werden konnten und ein gewisser Wohl- stand einkehrte. Dem Landmann verminderte er die Zehnten und Herrendienste. Krankenhäuser wurden errichtet, und für die Armen wurde gesorgt. Viel geschah auch für das Schulwesen (Minister v. Hardenberg, Schulrat Campe). Braunschweig wurde nach Schleifung der Festungswerke durch die Wallanlagen verschönert. Frühzeitig war er in preußische Dienste eingetreten; im Siebenjährigen Kriege zeichnete er sich durch einen an Tollkühnheit grenzenden Mut aus, so daß Friedrich der Große ihn in einer Ode besang. Zur Zeit der Revolution führte er als Eeneralfeldmarschall wenig ruhmvoll das preußische Heer gegen Frankreich. Im Alter von 71 Iahren übernahm er 1306 auf das Bitten des Königs Fried- rich Wilhelm Iii. und seiner Gemahlin Luise, die nach Wolfenbütte! gekommen war, abermals den Oberbefehl gegen Frankreich. Aber gleich im Beginn der Schlacht bei Auerstedt wurde der tapfere Fürst, der sich unerschrocken dem feind- lichen Feuer aussetzte, von einer Kugel getroffen, die ihn des Augenlichts beraubte. „Ich bin ein armer, blinder Mann", klagte er. Über Blankenburg wurde der todesmüde Herzog nach Braunschweig geführt, wo er seinen jüngsten Sohn Fried- rich Wilhelm zum Nachfolger bestimmte. Seine Bitte um Gnade für sich und sein Land wies Napoleon höhnisch ab: „Ich will diese Welfen in die Sümpfe Italiens zurückscheuchen, aus denen sie hervorgegangen sind". „Das Haus Braunschweig hat aufgehört zu regieren." So führte man den Herzog dann auf einem Wagen über Hamburg nach Ottensen, wo er am 10. November 1306 von seinen Leiden erlöst wurde. 1819 wurde seine Leiche im Braunschweiger Dome beigesetzt. Das dankbare Volk errichtete ihm auf dem Schloßhofe ein würdiges Reiter-Denkmal. 21. Fremdherrschaft (1806—13). Schon ehe Karl Wilhelm Ferdinand starb, nahm Napoleon von dem Lande Besitz. l1/2 Millionen Taler Kriegssteuer mußten gezahlt werden, auch wurden viele Kunstwerke aus Salzdahlum und Braunschweig und seltene Schätze aus der Wolfenbütteler Bibliothek nach Paris geführt. 1807 bildete Napoleon aus Braunschweig und anderen Teilen Nord- deutschlands das Königreich Westfalen, dessen König sein Bruder Hieronymus wurde, der in Kassel ein lustiges, leichtsinniges Leben führte. Braunschweig und Umgebung gehörte dem Oker-Departement an. Neue Gesetze traten in Kraft, die allen Untertanen gleiche Rechte gewährten und manche Verbesserung brachten. Aber des Königs prunkvolle Hofhaltung verschlang Unsummen, dazu drückten Einauartierungslasten und Kriegskontributionen schwer, und Handel und Gewerbe lagen darnieder. Unsere Soldaten wurden zum Kriegsdienste für die Sache des fremden Eroberers gezwungen. Herrliche Stiftungen, die einst zum Wohle des Vaterlandes gegründet waren, wurden vernichtet; so wurde 1310 die berühmte

2. Geschichte für die Schulen des Herzogtums Braunschweig - S. 57

1912 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
— 57 — 4. Als Laudesvater. Friedrich I. war wegen seiner Gutmütigkeit und Freundlichkeit bei seinen Untertanen sehr beliebt. Seine Prachtliebe kostete zwar dem _ Lande viel Geld, aber man verzieh dem geliebten Fürsten um so lieber, als ja die von dem Könige ausgeführten Bauten dem Lande wieder zugute kamen. So ließ er seinem Vater ein prächtiges Denkmal errichten, erbaute das Zeughaus in Berlin, und auch das königliche Schloß erhielt unter ihm seine jetzige Gestalt. Auch gründete er die „Akademie der Wissenschaften", die wissenschaftliche Kenntnisse sammeln und durch Schriften verbreiten sollte. Hierzu veranlaßte ihn besonders seine geistreiche Gemahlin Sophie Charlotte, eine hannoversche Prinzessin. Leider wurde durch ihn das französische Wesen bei Hose eingeführt. Man kleidete ficfi französich, sprach französisch und ahmte überhaupt alle französischen Sitten und Gebräuche nach. Der König selbst trug eine sehr lange Lockenperücke, und bald kam es dahin, daß jeder Bürger eine Perücke trug. Die evangelischen Glaubensgenossen hatten an ihm einen treuen Beschützer, und jeden, der seines Glaubens wegen bedrängt wurde, nahm er mit offenen Armen auf. Auch der von der Universität Leipzig vertriebene Professor Thornasius fand bei ihm Auf» nähme. Durch ihn ließ der König die Universität Halle einrichten. Thornasius war es, der zuerst die Vorlesungen in deutscher Sprache hielt. Bis dahin waren sie nur in lateinischer Sprache gehalten. Später berief der König auch August Hermann ?yrantfe (den Gründer des Waisenhauses in Halle) an die Universität. (Deutsche Jugend 4, S. 48: August Hermann Francke.) 45. Friedrich Wilhelm I., König von Preußen. 1713—1740. 1. Sparsamkeit. Friedrich Wilhelm haßte Pracht und Aufwand. Von den 100 Kammerherren seines Vaters behielt er nur 12, und die Gold- und Lilbersachen, die sein Vater mühsam erworben hatte, verkaufte er und bezahlte davon die vorhandenen Schulden. In den ersten Jahren feiner Regierung trug er einfache, bürgerliche Kleidung, später die Uniform eines Obersten. Durch ihn ist es bei den Fürsten Sitte geworden, Uniform zu tragen. Auf feiner Tafel erschien gewöhnlich einfache Hausmannskost; nur wenn hoher Besuch eintraf, durfte sie mit seinen und teuren Speisen besetzt werden. 2. Strenge. Der König war von früh bis spät unausgesetzt tätig. Eine lolche Tätigkeit verlangte er auch von allen feinen Beamten. Wehe, wenn einer feine Schuldigkeit nicht tat! Als er erfahren, daß der Torfchreiber in Potsdam die Bauern des Morgens vor dem Tore warten läßt, begibt er sich eines Morgens selber dorthin; und da er den säumigen Beamten noch im Bett findet, prügelt er ihn mit den Worten: „Guten Morgen, Herr Torfchreiber!" höchst eigenhändig aus dem Bett heraus. Tagediebe und Müßiggänger waren ihm be-fonoer§ zuwider. Sah er irgendwo einen Arbeiter auf dem Felde oder bei einem Baue müßig stehen, so gebrauchte er ohne weiteres seinen Knotenstock. Wer den König kommen sah, lief davon oder arbeitete mit doppeltem Eifer. Einst holte er einen solchen Flüchtling ein. Auf die Frage, warum er davongelaufen erhielt der König die Antwort: „Weil ich mich vor Ew. Majestät fürchte." Da geriet der König in Zorn. „Ihr sollt mich nicht fürchten, Ihr sollt mich lieben!" itct er ihm zu und zerbleute ihm dabei mit seinem Knotenstock den Rücken. 3- $“rjor?c für das Heer. Das Hauptbestreben des Königs war, eine große, schlagfertige Armee zu haben; denn er erkannte, daß er den Feinden des Königreichs dadurch am meisten Achtung einflößen könnte. Er vergrößerte das Heer allmählich auf 83000 Mann. Die Soldaten wurden im In- und Aus-

3. Die Hauptereignisse der römischen Kaiserzeit, Deutsche Geschichte bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges - S. 23

1912 - Breslau : Hirt
44. Den fnf klugen Jungfrauen mit Christus werden die fnf trichten Jungfrauen mit dem Verfhrer gern alsportal-figuren gegenbergestellt. Der Fürst der Welt" mit derber, pfiffiger, des Erfolges sicherer Mienebietet dertrichteniung-frau mit spitzen, eckigen Bewegungen das Symbol der Ver-fhrung, den Apfel, an. Sic hat die umgestrzte Lampe auf den Boden gesetzt und lchelt schon halb gewonnen. Die Biegung des Krpers, der das Gewand folgt, verrt hier ebenso den Mangel an Widerstandsfhigkeit wie die harten Steilfalten bort berlegene Willensstrke. Der bertriebenen Vorliebe derhochgotik fr die Vertikale folgt naturgem auch die Plastik, zumal sie in der Regel in engster Verbinbung mit der Architektur auftritt. Das Streben nach Vergeistigung fhrt hier (45) fast zur Verneinung des Krperlichen. Die triumphierende Ekklefia, durch Krone, Kreuzesfahne und Kelch gekennzeichnet, 44. Verfhrer und trichte Jungfrau. Straburger Mnster, schaut mit ernstem, Vorwurfs- 45. Kirche und Synagoge. Portalfiguren vom Straburger Mnster. 13. Jahrhundert. (Phot. Manias & Co.) vollem Blicke hinber Zu der 13- Jahrhundert. berrounbenen Gegnerin, die, eine Binbe vor den Augen, die zerbrochene Lanzenfahne in der Rechten, I sind die edlen, lockenumwallten Kpfe mit der hohen schmalen Stirn, beschmt ihr Antlitz von ihr weg zu Boden senkt. Wunderbar fein | Der realistischen Auffassung von 44 steht hier eine ideale gegenber.

4. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 197

1914 - München : Oldenbourg
- *9? — ein paar Würste, Brot und Bier. Hier am Feuer ging es mitunter lustig her, die Treiber bildeten einen Kreis und schmetterten aus rauhen Kehlen das meidfröhliche Spessartlied in den hallenden Wald. Nach der Rückkehr in das Zagdschlößchen, wenn die Abendschatten sanken, hörte der Regent den Portrag seines Generaladjutanten und erledigte die laufenden Regierungsgeschäfte, worauf um 7 Uhr abends die Hauptmahlzeit mit Münchener Bier eingenommen wurde. Die anschließende Unterhaltung, durch Leibjäger Skell mit köstlichen Zithervorträgen gewürzt, denen der Regent oft bis zu einer Stunde zuhörte, hatte echt jägermäßiges Gepräge. An den Sonntagen fuhr der Regent mit kleiner Begleitung zum Gottesdienst nach weibersbrunn. während er im Hochgebirge, umklungen vom Glockenton aus tiefem Tal, vor dem Feldaltar der Messe beiwohnte, beugte er hier im schlichten Spessartkirchlein das Knie vor dem Allerhöchsten. Für die Bevölkerung war solch eine Sonntagmorgenfahrt ein festliches (Ereignis, sie bildete Spalier das Dorf entlang und namentlich die Kinder kannten keine Schranken in ihrem )ubel. Da lächelte gütig der Regent und sonnige Freude über die Anhänglichkeit der )ugend, die die Zukunft des Vaterlandes in Händen hält, erhellte seine milden Züge. Und manche Gabe an Arme und Gemeinden zeugte von seinem väterlich sorgenden Sinn. Bekannt ist die Luitpoldstiftung, aus deren Zinsen alljährlich den Kindern von Waldarbeitern in Altenbuch, Bischbrunn, Schoiibrunn und weibersbrunn 50 Mark in Gestalt eines Sparkassenbuches überreicht werden.

5. Handbuch der Geschichte der Lande Hannover und Braunschweig - S. 319

1864 - Hannover : Hahn
310 — me des Namens ihrer Nachfolgerin erwähnt werden, und erst 1707 war nach langem Weigern dem Knrprinzen in Hannover der Titel eines Herzogs von Cambridge, aber noch ohne alle Rechte in England, zngestanden, — so waren die Briefe der Knrfürstin stets freundlich und frei von aller Gereiztheit über Aehnliches. Auf alle verfänglichen Anträge, ihre Uebersiedlung nach England zu verlan- gen, antwortete sie stets: es sei ihr genug, daß sie in das Kirchen- gebet mit eil,geschlossen werde. Dagegen machte sich bei allen Eng- ländern, die in großer Anzahl nach Hannover kamen, auf der Stelle die gewinnende Persönlichkeit der Knrfnrstin geltend, so daß diese in ihren Berichten nach Hans nicht genug davon rühmen konntel,! Dagegen unterhielt diese eine stete Correspondeilz mit den ein- flußreichsten Persönlichkeiten, z. B. mit dem Due of Marlborough, dem Erzbischof von Canterbnrh, den Grafen Peterborough, Stam- ford, Anglesey, den Lords Strafford, Halifax, Haversham, Port- land, Craven, Sir R. Gwynn, Wharton u. A. Ganz besonders weise aber war ihr Verhalten den beideil Partheien in England, den Torys und Whigs, gegenüber. Sie stellte sich über beide, indem sie die Genies innerhalb derselben gleichmäßig anerkannte. Dadurch, und indem sie sich allen Fra- gen der englischen Tagespolitik fern hielt, gelang es ihr bald, sich aus beideir eine dritte Parthei, die der protestantischen Sueeession, zll schaffen, bei der nr,r ihr eigenes Interesse in Frage kam. Dies zeigte sich noch 1706, wo Sophie von der Erlaubniß der Act of security Gebrauch machte, eine Anzahl Oberrichter neben jenen siebeil hohen Staatsbeamten z,l ernennen, welche nach Anna's Tode vorerst die Negierung führen sollten. Diese Ernennungen, in eine versiegelte Urkunde mit der Aufschrift: „gleich nach dem Tode der Königin Anna zu erbrechen" eigenhändig eingetragen, sind Personen aus beiden Partheien der Whigs und Torys, aber alle von der Parthei der protestantischen Sueeession. De», Prätendenteir und alle seine Schritte ignorirte die Knr- fürstin, als ihr nicht gefährlich, völlig. Man sieht aus diesem und dem Folgenden leicht, wie unrecht es ist, die hannoversche Sueeession als eine stets nur an die Par- thei der Whigs geknüpfte politische Frage zu behandeln. Mittlerweile vollendete sich in England seit 1710 der Sturz derselben unter Marlborongh und Gvdolphin, und die Erhebung

6. Handbuch der Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg - S. 170

1838 - Lüneburg : Herold und Wahlstab
170 Zweites Buch. Dritter Abschnitt. Ordnung und Sparsamkeit. Rur auf diese Weise und durch den Empfang beträchtlicher Subsidien, welche auswärtige Staaten für die Stellung braun- schweigischer Regimenter zahlten, konnte es dem Herzoge möglich werden, die Schulden seiner Vorfahren zu verringern und das Land vor dem dro- henden Verderben zu retten. Auch als preußischer Feldmarschall ließ Karl Wilhelm Ferdinand in seinem Streben für Braunschweig nicht nach. Bald konnten die Steuern verringert werden ; des Landmanns Wohlstand wuchs aus die erfreulichste Weise und ein mit dem jüngeren Hause der Welfen 1788 abgeschlossener Vergleich sicherte dem Herzogthum Braunschweig 3/7 des bisher gemeinsam besessenen Harzes. Fünftes Kapitel. Uebersicht der inneren Verhältnisse. Die Folgen jener unseligen Verblendung der Deutschen, welche seit dem westphälischen Frieden, mit Hinantsetzung heimischer Sitte, nur dem französischen Wesen gehuldigt hatten, offenbarten sich im achtzehnten Jahr- hundert. Der innige Zusammenhang zwischen Fürsten und Völkern war gestört; die Stande waren sich auf eine Art entfremdet worden, welche keine Wiedervereinigung hoffen ließ. Seitdem Georg Ludwig die Erbschaft seines Oheims Georg Wilhelm angetreten, wurde der Glanz der kurfürstlichen Residenz zu Hannover be- deutend gesteigert, ohne daß man sich in einer gleichen Zuchtlosigkeit gefallen hatte, wie sie an manchen andern deutschen Fürstenhöfen vorherrschte. Die Kurfürstin Sophia und deren geistreiche Großtochter Sophia Dorothea, welche 1706 mit dem nachmaligen Könige von Preußen, Friedrich Wil- helm I., vermahlt wurde, wußten dem Hofe zu Hannover eine ernstere Richtung zu geben, als es in jenen Tagen Sitte war. Man schätzte Be- kanntschaft nicht bloß mit der französischen, sondern auch der englischen und italienischen Literatur und eine auf Reisen gewonnene Bildung. Trotz der Berufung von Georg Ludwig auf den Thron von England erhielt der Hof zu Herrenhausen bis auf die Zeit der Regierung Georgs Iii. seinen Ruf. Die beiden ersten englischen Könige aus dem Hause der Welfen hielten sich oft und lange in ihren deutschen Staaten auf, deren Bewohner ihnen näher standen, als die mit mißtrauischen Augen auf ihr neues Re- gentengeschlecht blickenden Engländer. Georg Ii. konnte sich die Freude

7. Handbuch der Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg - S. 87

1838 - Lüneburg : Herold und Wahlstab
Zweites Kapitel. 87 Kirchenverbesserung. Durch ihn wurde in Lüneburg, wo nur noch die Be- wohner des Benedictiner-Klosters St. Michaelis der Annahme der evange- lischen Lehre sich weigerten, eine Kirchenordnung ausgearbeitet, deren wohl- thatige Folgen unverkennbar waren. Zur Verbreitung der neuen Lehre im Lüneburgischen trug unstreitig die Persönlichkeit des Fürsten, der, ein wahrer Freund Luthers, mit Recht den Namen des Fromm en verdiente, unendlich viel bei. Auch in den Besitzungen benachbarter Landesherren, selbst in dem entlegenen Ostfries- land wurde die Ausbreitung der Reformation durch ihn unterstürzt. Er starb 1546, in dem nämlichen Jahre mit Matin Luther. Christoph von Braunschweig, der Sohn Heinrichs des Aelteren, Erz- bischof zu Bremen und Bischof zu Verden, konnte der Annahme der evan- gelischen Lehre in seinem Sprengel nicht wehren. Daß durch ihn Heinrich von Zütphen im Lande Ditmarsen den Flammentod starb, konnte die Bür- ger von Bremen nicht abhalten, sich durch die deutsche Bibelübersetzung Luthers mit dem wahren Inhalte der Glaubensbücher bekannt zu machen. Zweites Kapitel. Fortsetzung der Reformationsgeschichte. Bei dem lebhaften Verkehre, in welchem Braunschweig mit dem mittle- * ren Deutschland und namentlich mit Sachsen stand, mußte der Geist der Reformation bald auch nach dieser Stadt übertragen werden. Die Lieder Luthers verdrängten den lateinischen, der Gemeine unverständlichen Kirchen- gesang, und trotz seiner Festigkeit, mit welcher Heinrich der Jüngere an dem römischen Stuhle hing, mußte er dulden, daß die Bürger von Braun- . schweig schon 1527 das Abendmahl unter beiderlei Gestalt feierten. Hier wurde im folgenden Jahre durch Johann Bugenhagen, den Freund Luthers, die Kirchenordnung abgefaßt, welche auch auf dem flachen Lande Eingang fand. Denn Herzog Heinrich war durch die gegen ihn verbündeten Fürsten zu sehr beschäftigt, als daß er nach dem Wunsche seines Herzens die junge Gemeine durch Gewalt zu zwingen vermocht hatte. In Hildesheim dagegen, wo das Ansehen des Bischofes und einer reich begüterten Geistlichkeit galt, stellten sich der Reformation mächtige Hindernisse entgegen, so daß noch 1530 der Besitz lutherischer Schriften aufs strengste untersagt werden konnte, und einzelne Eiferer für die neu«

8. Handbuch der Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg - S. 123

1838 - Lüneburg : Herold und Wahlstab
\ Fünftes Kapitel. 125 ken, bei der Geburt seines Sohnes Christian die Bürgerschaft der Stadt Hildesheim um Pathenschaft zu bitten. Weil die Hofhaltung von Heinrich Julius durch die laufenden Ein- künfte nicht bestritten werden konnte, bequemten sich 1594 die calenbergi- schen Stande auf dem Landtage zu Elze, einen Theil der fürstlichen Schul- den zu übernehmen, wogegen ihnen das Recht eingeraumt wurde, über Erhebung der Steuern und Abtragung der landesherrlichen Schulden zu wachen. Seitdem der Adel die Burgsitze mit dem Hofdienste vertauscht hatte, mußte sich fein Verbaltniß zum Landesherrn nothwendig völlig umgestalten. Mit dem Fehdeleben hörte auch der Widerstand gegen die fürstliche Ueber- macht auf. Der Regent betrachtete sich nicht mehr als ein Genosse der Ritterschaft, sondern als hoch über derselben stehend. Hatte man früher den Junker nur in Harnisch und Wehr erblickt, so sah man ihn jetzt in spanischer Kleidung; die Burgen der Väter machten offenen Landhäusern Platz. Es erlosch die ehemalige Rüstigkeit, das belebende Gefühl der Frei- heit in dem Adel, vermöge dessen er sich rascher zu Thaten als Erörterun- gen getrieben fühlte. Der Junker, dessen Großvater nur das Turnirpferd getummelt hatte, fuhr jetzt in einer Kutsche zu Hof, den steifen Sammet- mantel um die Schultern. Hatte früher der Ritter feine eigenen Fehden geschlagen, so trat er jetzt in den Solddienst des Landesherrn, der auch in Friedenszeiten ein kleines stehendes Heer zu halten pflegte. In Folge des Krieges wurde der Reichthum des Adels bald bis zu einem so hohen Grade geschmälert, daß derselbe nicht immer im Stande war, den ihm obliegen- den Roßdienst für den Lehensherrn zu verrichten. Um so lieber neigte sich der Junker dem Kriegsdienste zu, und wußte als Oberster eines von ihm geworbenen Regiments eine ziemlich unabhängige Stellung zu behaup- ten. Im gleichen Grade, als der Krieg ansing, nach gewissen Grundsätzen geführt zu werden, wurde dem Einzelnen das Feld für die Geltendmachung seiner Persönlichkeit verschlossen. Daher wird die Erzählung arm an rit- terlichen Thaten Einzelner, und nur der Führer der in Helm und Panzer gekleideten Reiterregimenter, oder der Oberst der mit schweren Musketen und langen Stoßdegen bewehrten Fußknechte nimmt unsere Aufmerksamkeit in Anspruch. Den Söldner trieb nicht Liebe zur Heimath in den Kampf; ihn leitete nur das Gefühl der kriegerischen Ehre, die Liebe zu seinem Füh- rer, das Verlangen nach Beute. Ein bunter Troß von Weibern und Män- nern, welcher dem Regimenté zu folgen pflegte, war der Schrecken der Hauswirthe; selbst zahlreiche Heerden von Schlachtvieh wurden in verarm- ten Gegenden den Compagnien nachgeführt.

9. Handbuch der Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg - S. 143

1838 - Lüneburg : Herold und Wahlstab
Fünftes Kapitel. U3 gen nicht nach. Auf dem Reichstage zu Augsburg betrieb der Graf von Platen die Angelegenheiten seines Herrn, und König Wilhelm Ii!. von England verwandte in Wim und bei den kleineren deutschen Fürstenhöfen sein ganzes Ansehen zu Gunsten des Freundes, der in früheren Tagen sein Waffengenosse gewesen war. Endlich gelang es den Bestrebungen des viel- gewandten Otto Grote, was weder Platen noch König Wilhelm hatte er- reichen können. Dieser ausgezeichnete Staatsmann, dessen schon bei Gele- genheit der Regierung von Johann Friedrich Erwähnung geschehen ist, wußte durch die Vorstellung, daß sich sein Herr, falls dessen Erwartungen nicht genügt werde, mit dem Kurfürsten von Sachsen zu einer bewaffne- ten Neutralität vereinigen werde, den Kaiser zur Entschiedenheit zu stim- men, so daß Ernst August gegen das Versprechen, am Rhein und an der Donau eine Truppenmacht aufzustellen und bedeutende Summen baaren Geldes behufs des Türkenkrieges zu entrichten, 1692 die Zusicherung des Kurhutes erhielt. Noch in dem nämlichen Jahre nahm Grote aus den Händen des Kaisers kniend diese Würde für seinen Herrn in Empfang. Erbittert, daß der Kaiser auf ihren Widerspruch ein so geringes Gewicht gelegt habe, verbanden sich mehrere deutsche Landesherren, an deren Spitze der unversöhnliche Anton Ulrich von Wolfenbüttel stand, zu einem Bunde, der unter dem Namen des Vereins der correspondirenden Fürsten be- kannt ist. So ausnehmend von dieser Seite das Geschick die Regierung von Ernst August begünstigte, der, bei dem söhnelosen Alter seines Bruders Georg Wilhelm, die Vereinigung sammtlicher welsi'schen Lande, mit Aus- nahme des wolfenbüttelschen Antheils, für sich oder seinen Erben vor Au- gen hatte, so war von der andern Seite das häusliche Leben des neuen Kurfürsten auf mannichfache Weise getrübt. Sophia Dorothea, das ein- zige Kind von Georg Wilhelm und Eleonore d'olbreuse, war mit Georg Ludwig, dem hannoverschen Kurprinzen, vermahlt. Die Verschiedenheit des Charakters, unstreitig auch der Mangel einer wahren Neigung, machte diese Ehe zu einer höchst unglücklichen. Die Kurprinzessin sah sich zurückgesetzt, mit Harte behandelt. Deßhalb sann sie auf Flucht, um, da der Vater ih- ren Bitten um Ehescheidung widersprochen hatte, in einem französischen Kloster ihre Tage zu beschließen. Schon glaubte sie die Ausführung dieses Planes gesichert, als der von ihr in's Vertrauen gezogene Graf Königs- mark auf dem Schlosse zu Hannover am Abend vor der verabredeten Ab- reift 1694 auf Befehl des Kurprinzen erstochen, sie selbst aber nach dem Schlosse zu Ahlden abgeführt und dort aufs engste bewacht wurde. Als der Kurprinz spater der Unglücklichen die Versöhnung anbot, schlug Sophia

10. Handbuch der Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg - S. 145

1838 - Lüneburg : Herold und Wahlstab
Sechstes Kapitel. 145 ren verfallen, und zahllose Wüstungen zeigten die Statten an, wo einst wohlhabende Dörfer gestanden hatten. Der Glanz und das Leben des gc- sammten Landes schien sich in die fürstlichen Residenzen geflüchtet zu haben. Die Kraft des städtischen Raths war gebrochen, der Adel hatte feiner frü- heren Unabhängigkeit vergessen, und buhlte um die Gunst, unter die Hof- dienerfchaft ausgenommen zu werden, oder nahm den Kriegssold der Für- sten, um seiner noch nicht erloschenen Neigung zu Kämpfen zu genügen. Voll tiefen Verdrusses gewahrte er, wie Fremdlinge am Hofe seines Fürsten sich der höchsten Gunst zu erfreuen hatten. Aber zum männlichen Widerstreben fühlte er sich zu schwach, und ohne Widerspruch bewilligte er dem Landes- herrn das Recht zur Erhebung von Abgaben ungewöhnlicher Art. Die Zahl der bei der Regierung angestellten Männer war fortdauernd im Zu- nehmen begriffen; die Landstande verloren einen Theil ihrer früheren Be- deutung. Die rechtserfahrenen Doctoren wurden mit dem Adel vettaufcht, der mehr als zuvor sich dem Studium der Staatswissenfchaften unterzog. Unverkennbar zeichnete sich der hannoversche Hof durch Bildung und Wohlstand aus. Die Sitten verfeinerten sich im gleichen Grade, als die Vergnügungen gesuchter und damit kostspieliger wurden. Die Kurwürde schien zu erheischen, daß man hinter den Höfen von Berlin rmd Dresden nicht zurückstehe. Der Bau von Herrenhaufen, welcher von Quirini gelei- tet wurde, erheischte bedeutende Ausgaben, die unglaublich gemehrte Die- nerschaft, die Besoldung des beträchtlichen Heeres, an dessen Spitze wir jetzt bereits einen Feldmarschall erblicken, lag schwer auf den fürstlichen Casscn, die überdies durch reiche Gnadengeschenke an französische und ita- lienische Günstlinge in Anspruch genommen wurden. Noch verderblicher wirkten die wiederholten Reisen von Ernst August und Georg Ludwig nach Italien; nur in Rom oder Venedig glaubte man die Zeit des Fasching verleben zu können. Dort entfaltete man den ganzen Glanz eines deut- schen Reichsfürsten. Trotz dieser außerordentlichen Ausgaben wurden unter Ernst August die calenbergischen Fürstenthümer an Wohlstand gehoben; es war dieses eine Folge der strengeren Verwaltung des Regenten; von der andern Seite waren die Hülfsgelder, welche der Kurfürst von England, Venedig und den Staaten für Ueberlassung seiner Söldner bezog, von der höchsten Bedeutung. Außer den Lustbarkeiten des Carnevals hatte das Theater besonders den Kurfürsten zu seinen dem Lande so nachtheiligen Reisen nach Italien bewogen. Deshalb wurde, auf Betrieb der Minister, eine Oper zu Hannover errichtet, deren Kosten ausschließlich der Fürst trug. Wie in Hannover, so wurden am Hofe der Herzöge von Braun- 19
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