28
Heimatkunde der Provinz Sachsen.
sich sehr. Ms es aber näher kam, erschraken sie gewaltig. Venn ein ungeheurer, riefen-
großer Mann ging ganz gebückt in der Strecke bergauf. Er war mit Kutte und Kappe
bekleidet wie ein Mönch. In der Hand trug er ein mächtiges Grubenlicht. Zreundlich
sagte er zu den ängstlichen Bergleuten: „habt keine Zurcht, ich will euch helfen." Er
schüttete ihnen von seiner Lampe Dl auf ihre Lampen. Dann arbeitete er für sie und
oerrichtete in einer Stunde mehr, als sie in der ganzen Woche.
„Sagt's ja keinem Menschen, dasz ihr mich gesehen habt!" rief er den Bergleuten
zu. Nun schlug er mit der Kaust an eine Seitenwand. Oie tat sich auseinander. Oa
sahen sie eine lange Strecke, die schimmerte ganz von Gold und Silber. Oer wunderbare
Glanz blendete ihre Augen. Sie wendeten sich daher ab. hätten sie doch das nicht getan,
sondern ihren Hammer oder ihre Spitzhacke in die Strecke hineingeworfen. Öa wäre
sie offen geblieben, und sie wären sehr reich geworden. Nun war aber alles verschwunden.
Doch das Gl des Berggeistes nahm auf ihren Lampen nicht ab. Aber einmal
plauderten die Bergleute doch die ganze Geschichte ihren guten Zreunden im Wirtshause
aus. Oa war am anderen Morgen das (Dl von der Lampe verschwunden. Sie muhten
nun jedesmal wieder wie früher frisch aufschütten.
4. Gewerbe. Oer Reichtum an holz und Metallen hat im harz eine rege
Zabriktätigkeit hervorgerufen. Oas Wasser liefert dazu eine billige Betriebs-
kraft. In zahlreichen holzwaren-, Zündholz-, Papier-, Maschinen-
und Eisenwarenfabriken werden die vorhandenen Rohstoffe verarbeitet.
Außerdem sind Tuch-, Watten-, Leinen - und Wollwarenfabriken
vorhanden. Kür diese müssen die Rohstoffe eingeführt werden.
5. Handel. Daher hat sich ein lebhafter Handel entwickelt. Wolle, Baum-
wolle, Kohlen, Getreide und allerhand Kaufmannswaren werden ein-, die Zabrik-
waren ausgeführt, viele Leute leben auch vom Hausierhandel. Sie ziehen
im Planwagen oder mit dem „Reff" in die benachbarten Gegenden und verkaufen
allerhand holz- und Webereiwaren. )n vielen Orten treibt man einen ein-
träglichen Handel mit Singvögeln: Dompfaffen, Zeisigen und Hänflingen. Le-
rühmt sind die harzer Kanarienvögel, die besonders in flndreasberg
gezüchtet werden, hier werden jährlich für ca. 100 000 Mark verkauft. Gute
Schläger kosten oft 100 Mark. Sogar über den Ozean werden die harzer
„Roller" verschickt, .fluch aus dem lebhaften Fremdenverkehr im Sommer und
Winter erwächst den Harzbewohnern eine gute Linnahme.
Ii. Verkehrswege.
Die Gebirge hindern gewöhnlich den Verkehr. Doch die Lodenform des
Harzes bietet dem Verkehr nicht allzugroße Schwierigkeiten. Die vielen Täler
machen das Gebirge wegsam. Zwar sind ihre Ein- und Ausgänge mehr oder
weniger steil. Aber sie führen an den höchsten Stellen über freie, offene Hoch-
ebenen. Das Gebirge konnte deshalb ohne große Schwierigkeiten überschritten
werden, fluch zahlreiche Straßen und Eisenbahnen konnten angelegt werden.
Schöne Kunststraßen in bestem Zustande führen daher nach allen Richtungen
durch das Gebirge. Ven Harzrand durchziehen ringsum Hauptbahnlinien.
Die legen sich wie ein Gürtel um die Harzmasse. Von dieser Gürtelbahn führen
Nebenlinien bis tief in den harz hinein, ja bis auf den Brocken hinauf. Die
Harzquerbahn durchquert den ganzen harz von Norden nach Süden.
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau]]
TM Hauptwörter (200): [T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Braunschweig
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde, Braunschweig
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): offen für alle
Das nördliche Vorbergland des Harzes.
53
innert ein Denkmal (eine mit Löwen geschmückte eiserne Pyramide) an die
hier am 1. August 1809 gegen die westfälischen Truppen gelieferte Schlacht,
in der dem Herzog Friedrich Wilhelm ein Pferd unterm Leibe erschossen
wurde. — In Veltenhof (1100 E., n. von Ölper) siedelte sich auf Ver-
anlassung Karls I. 1750 eine Schar reformierter Pfälzer an*). Unter den
Bewohnern des Dorfes Bortseld (nw. von Braunschweig) haben einzelne
noch die alte sächsische Bauerntracht beibehalten. Diese besteht aus einem
Filzhut mit dreiseitig aufgeschlagener Krempe (Dreimaster), einem langen,
rotgefütterten weißen Kittel mit zwei Reihen blanker Knöpfe, einem roten
„Brusttuch" darunter, Kniehosen, blauen Strümpfen und Lederschuhen. Zu-
weilen sieht man so gekleidete Bauern mit Bortfelder Rüben ' auf den
Braunschweiger Märkten erscheinen. — Bei Fürstenau, wo die Braun-
schweiger Herzöge seit 1719 ein Schloß besaßen, das seit 1767 dem
Herzog Ferdinand angewiesen war, später aber abgebrochen ist, und bei
Sophiental sinden sich stattliche Waldbestände. Auf dem Wege nach Salz-
dahlum (sö. von der Stadt) gelangt man durch das alte Mascherode
mit dem anliegenden Walde; noch älter ist Melverode (am Wege nach
Wolfenbüttel), dessen romanische Kirche (12. Jahrh.) durch ihre Gestalt,
ihre Hallenform und Einwölbnng kunstgeschichtlich merkwürdig ist.
8 10. Das nördliche Vorbergland des Harzes
zwischen der Oker und der Bode. Der Harz im
allgemeinen.
1. Das Berg- und Hügelland im n. Hauptteil unseres Herzogtums
hat eine südliche Fortsetzung jenseit des Schifsgrabens; sie erstreckt sich von
der Bode und der Selke im O. bis zur Oker im W. Es gehört dies Vor-
bergland des Harzes ganz überwiegend der Provinz Sachsen, zu kleinen
Teilen aber auch Anhalt, Braunschweig und Hannover an. Hervortretende
Teile sind: die gipsreichen Seveckenberge ö. von Quedlinburg, die aus Ton,
Kalk oder Sandstein bestehenden Spiegelberge sö. von Halberstadt, der aus
Muschelkalk und Sandstein zusammengesetzte, buchentragende Huywald n. von
Halberstadt, die ähnlich beschaffenen beiden Fallsteine im Winkel zwischen der
Ilse und dem Schiffgraben, die teils nackten, teils kieferntragenden Gegen-
steine bei Ballenstedt, der Regenstein bei Blankenburg, die aus Quader-
sandsteiuen aufgebaute Teufelsmauer zwischen Thale und Blankenburg.
Wir merken auf dieser Fläche folgende Orte:
a) Im Gebiet der Bode: Aschersleben (an der zur Wipper gehörigen
Eine), Quedlinburg (Bode), Halberstadt (Holtemme);
b) Im Gebiet deroker: Osterwieck (Ilse), Vieneuburg(Radau),Schladen (Oker).
*) Die Annahme, sie hätten um ihres Glaubens willen die Heimat verlassen
müssen, ist unrichtig; sie folgte,: einem günstigen Angebot des Herzogs, der durch sie
den Tabak- und Weinbau bei uns pflegen lassen wollte.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
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Extrahierte Personennamen: August Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Karls_I. Ferdinand Regenstein Ilse)
Autor: Bruchmann, Carl, Brandt, Paul, von der Osten, G.
Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
Schulbuchtyp (WdK): Lehrer- und Schülerbuch
Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
Regionen (OPAC): Braunschweig
Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
Inhalt: Zeit: Neuzeit
Geschlecht (WdK): Jungen
Konfession (WdK): offen für alle
20
Viii. Hollndische Schule.
33. Rembrandt, Selbstbildnis. 34. Rembrandt, Bildnis d. Saskia. (Phot. Hanfstaengl.)
35. Rembrandt. Seine Mutter. (Phot. Hanfstaengl.) 36. Rembrandt, tfolann im Goldhelm. (Phot Hanfstaengl.)
Das lt uns schon der bittere Ausdruck seines Altersbildes (33) ahnen. Aber ein grblerischer Zug stand schon auf seinem Antlitz, als er, noch auf der Hhe des Glckes, in seinem Hause im Amsterdamer Iudenviertel die anmutige Saskia van Uilenburg die Seine nannte; das zeigt die Radierung vom Jahre 1639 (39). Frh hatte er die Welt mit diesen forschenden Augen angesehen, hatte an sich selbst, an seinen Familienangehrigen das die Krper um-gebende, modellierende Spiel von Licht und Schatten, die Lichtreslexe auf Stoffen und Metallen, den Ausdruck des innersten Seelenlebens auf der Oberflche des Menschenantlitzes mit dem Pinsel ober der Radiernadel festzuhalten gesucht. Von besonderer Meisterschaft zeugt beim Bildnis der lchelnden Saskia (34) die durchfichtige Aufhellung der vom Hut beschatteten Stirn.
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Extrahierte Personennamen: Rembrandt Rembrandt Saskia Rembrandt Rembrandt Saskia_van_Uilenburg Saskia
Autor: Bruchmann, Carl, von der Osten, G., Pfeifer, Wilhelm
Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
Schulbuchtyp (WdK): Lehrer- und Schülerbuch
Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
Regionen (OPAC): Braunschweig
Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Geschlecht (WdK): Jungen
Konfession (WdK): offen für alle
44. Den fnf klugen Jungfrauen mit Christus werden die fnf trichten Jungfrauen mit dem Verfhrer gern alsportal-figuren gegenbergestellt. Der Fürst der Welt" mit derber,
pfiffiger, des Erfolges sicherer Mienebietet dertrichteniung-frau mit spitzen, eckigen Bewegungen das Symbol der Ver-fhrung, den Apfel, an. Sic hat die umgestrzte Lampe auf den Boden gesetzt und lchelt schon halb gewonnen. Die Biegung des Krpers, der das Gewand folgt, verrt hier ebenso den Mangel an Widerstandsfhigkeit wie die harten Steilfalten bort berlegene Willensstrke.
Der bertriebenen Vorliebe derhochgotik fr die Vertikale folgt naturgem auch die Plastik, zumal sie in der Regel in engster Verbinbung mit der Architektur auftritt. Das Streben nach Vergeistigung fhrt hier (45) fast zur Verneinung des Krperlichen.
Die triumphierende Ekklefia,
durch Krone, Kreuzesfahne und Kelch gekennzeichnet,
44. Verfhrer und trichte Jungfrau. Straburger Mnster, schaut mit ernstem, Vorwurfs- 45. Kirche und Synagoge. Portalfiguren vom Straburger Mnster. 13. Jahrhundert. (Phot. Manias & Co.) vollem Blicke hinber Zu der 13- Jahrhundert.
berrounbenen Gegnerin, die,
eine Binbe vor den Augen, die zerbrochene Lanzenfahne in der Rechten, I sind die edlen, lockenumwallten Kpfe mit der hohen schmalen Stirn, beschmt ihr Antlitz von ihr weg zu Boden senkt. Wunderbar fein | Der realistischen Auffassung von 44 steht hier eine ideale gegenber.
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Franken
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 38 —
sammelten sich die älteren Ritter, die nicht mehr an den Spielen teilnahmen, die edlen Frauen, die hohen Herren des fürstlichen Hofes und der Stadt.
Die Zulassung zum Stechen war nach einer Turnierordnung geregelt, die von der fränkischen Rittergesellschaft der Fürspanger entworfen worden war. Aus derselben seien einige Bestimmungen auszugsweise wiedergegeben.
V Don der Kleidung.
(£5 sollen Ritter und Knechte keine güldene Decke und der Gemeine vom Adel keine Decke und keinen wappenrock von Samt, Damast oder Atlas führen. Eine jegliche Frau oder Jungfrau habe nicht über vier Röcke, mit denen sie sich schmücken will, von diesen seien nicht mehr als zwei von Samt. wer diese Vorschrift nicht einhält, soll des Dankes und der Dortänze beraubt sein.
2. Von der Rüstung.
Das Schwert soll drei bis vier Finger breit und vornen an der Spitze in derselben Breite stumpf abgeschliffen sein, daß es weder steche noch schneide. Dieses Schwert soll jeder mit seinem Kleinod zur Prüfung tragen lassen. Die Klinge sei drei Spannen lang.
An Zaum, Zügel, Sattel oder Steigleder darf kein (Eisen angebracht sein, das im Turnier gefährlich werden könnte, wenn man zum Turnierbeginn bläst, mag jeder sein Schwert ziehen und gegen das Kleinod seines Turniergenossen hauen, sonst soll er es aber nicht gebrauchen. Andere Waffen habe keiner dabei.
Der Kolben sei an der Spitze daumendick, hänge an einer Kette und dürfe keinen Nagel haben. Niemand darf im Sattel befestigt sein. Schild und Krone muß jeder unverdeckt führen.
Ein Fürst soll vier, ein Graf oder Herr drei, ein Ritter zwei Knechte haben, ein (Edelmann einen Knecht.
3. wer nicht ins Turnier gehöret.
Nicht zum Turnier darf zugelassen werden, wer einen falschen Eid geschworen hat, wer im Feldgefängnis meineidig worden war, wer sein Handgelübde auf Brief und Siegel nicht hielt,
wer vom Heerhaufen des Herrn oder Freundes flüchtete,
wer Frauenehre nicht achtete, wer als Wucherer bekannt war, wer Straßenraub, Mord oder i)errat verübte, wer Kirchen zerstörte, wer Ketzerei trieb, wer des Ehebruchs überführt war,
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Franken
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— U8
lehnten sie jedoch ab. 3n der ebenfalls willfährigen freien Reichsstadt Schweinfurt wurde auf Ansuchen des Fürstbischofs die bisherige kaiserliche Werbung eingestellt, was um so notwendiger erschien, als das höhere kaiserliche Angebot die Erfolge der Würzburger stark beeinträchtigen mußte.
3m allgemeinen verlief das Werbegeschäft rasch und glatt.
Die Bekleidung der Truppen richtete sich nach österreichischer Vorschrift. Der Infanterist trug einen langen, bis an die Waden reichenden, perlgrauen Rock mit Schößen, ein Kamisol, d. H. eine anliegende Armel-weste, enge Kniehosen, deren untere Enden in den langen Strümpfen steckten, und Schuhe, welche die Knöchel frei ließen. Halsbinde und niederer runder Hut mit breiter, auf drei Seiten aufgeschlagener Krempe vervollständigten die Gewandung. Statt des Hutes führten die Grenadiere die mit Bärenfell überzogene Kappe, aus der nach rückwärts ein mit Borten verzierter Sack heraushing.
Die Offiziere unterschieden sich von der Mannschaft durch eine seidene Feldbinde und Goldstickereien an den Armelaufschlägen und den Patten der Seitentaschen.
Die Ausrüstung der Infanterie bestand aus einem Ranzen, der auf dem Marsche an der linken Hüfte hing, einem Lederriemen um den Leib, der an der linken Seite den Bajonettüberzug und an der rechten Seite ein kleines Pulverhorn hatte, einer Patrontasche mit 24 Patronen an der rechten Hüfte und einer Tasche über der Schulter für die Handgranaten. Der Offizier führte einen Stock. Schaufeln, Pickel, Hauen und Zelte gehörten ebenfalls zum Rüstzeuge. Bekleidung und Ausrüstung wurden in der Folge wiederholt geändert und paßten sich dem österreichischen vorbilde an. Partisane, Stoßdegen und Pistol waren die Waffen der Offiziere zu (Ende des \7. Jahrhunderts. Unteroffiziere und Gemeine trugen ebenfalls Degen und als Feuerwaffe die Bajonettflinte mit Feuersteinschloß, die Grenadiere gußeiserne Handgranaten, deren Lunten vor dem Wurfe entzündet wurden. —
Im 3ahre ^793 war in Würzburg der ganze Vorrat an verfügbarer Mannschaft aufgebraucht, so daß es angesichts der allgemeinen Rachfrage nach Rekruten fast unmöglich erschien, weiteren Ersatz auf dem bisher gebräuchlichen Wege der Werbung zu beschaffen. Fürstbischof Franz Ludwig von Erthal mußte deshalb für seine Saus- und Kreistruppen die Rekrutengestellung, wie es von jeher für das Landregiment geschah und wie man sich im Notfälle schon früher öfter für die stehenden Truppen geholfen hatte, nunmehr dauernd nach dem Steuerfuße den Gemeinden übertragen; die hiezu erlassene Verfügung vom 23. Mai V93 sprach die Hoffnung aus, daß der militärische Geist, der den vormals im Felde gestandenen wie den noch gegen den Reichsfeind kämpfenden Würzburger Truppen so manchesmal bei der obersten Heeresleitung Ruhm und Ehre brachte, auch die zurzeit auf dem Lande vorhandene junge Mannschaft
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Extrahierte Personennamen: Franz_Ludwig_von_Erthal Franz Ludwig
13
Lanzenspitzen darstellen, erweisen. Zu bewundern ist dabei aber doch
die große Geschicklichkeit, mit welcher den Steinen nicht bloß die allge-
meine Form, sondern auch ihre scharfe Schneide gegeben wurde. Später
schliff man die Steine und verwandte als Material
'nicht bloß den Feuerstein, sondern namentlich auch die
zäheren Grünsteine, welche als Findlingsblöcke über
die ganze Ebene zerstreut sind. Es wurden zugleich
größere Werkzeuge verfertigt, welche oft von einem ge-
wissen Gefühl für Zierlichkeit und Eleganz zeugen, und
deren Anfertigung gewiß Jahre in Anspruch nahm,
wie wir Aehnliches aus jüngst vergangener Zeit von
den Steinarbeiten der Neuseeländer wissen. Die neben-
stehenden Figuren stellen eine Doppelaxt, einen Ham-
mer und einen Meißel vor. — Man begrub in jener
Zeit, die man als die S t e i n z e i t bezeichnet, die Todten
unverbrannt in unterirdischen Kammern, welche mit
Steinen ausgesetzt waren und vielleicht als Nach-
ahmungen der Wohnungen zu betrachten sind. Häupt-
lingen wölbte sich aber ein hoher Grabeshügel über
ihrer Todtenkammer, und auf der Spitze desselben er-
hob sich ein riesenhaftes Steindenkmal, aus mächtigen
Granitblöcken hergestellt, von deren nordischer Heimat
wir im ersten Kapitel gesprochen haben. Das sind die
Hünengräber, an denen manche Gegenden unseres
Landes, z. B. das Meppensche, so reich sind. Das aus-
gezeichnetste Denkmal dieser Art ist das des Giers-
feldes im Kirchspiel Ankum, Amts Bersenbrück.
Hier sieht man acht durch aufgerichtete Granitblöcke
gebildete Steinkreise, die sich in zwei Gruppen zu je
vier vertheilen. Der größte derselben ist 125 Fuß
lang und in der Mitte 12 Fuß breit. Jeder dieser
Kreiseenthält eine Anzahl Gräber; dergrößtederen 46.
Und über jedem Grabe erhebtsich ein besonderes Denk-
mal, indem vier steinerne Träger einen gewaltigen
Deckstein tragen und so gewissermaßen ein „Steinhaus"
bilden. Alle diese Steine sind unbehauen und so ver-
wandt, wie die Natur sie darbot. Weit und breit be-
kannt sind auch die sog. sieben Steinhäuser bei
den Meierhöfen S ü d b o st e l in der Nähe von F a l -
lingb oftel an der Böhme. Es sind gegenwärtig
nur noch fünf erhalten; und das größte ist in der
Vignette zu Anfang des Capitels dargestellt. Es ist ein wahres steiner-
nes Haus. Sieben aufrecht stehende, genau an einander passende,
inwendig bearbeitete, ungleiche Granitblöcke (Träger) schließen mit
einem einzigen über sie hergelegten Decksteine von inwendig
gleichfalls bearbeitetem Granit einen überirdischen viereckigen Raum
ein, der 12 Fuß lang, eben so breit und 5 Fuß hoch ist. Der Deckstein
wird, nach seiner Größe zu urtheilen, etwa 170000 & wiegen. Der
Eingang ist 5 Fuß hoch und 3 Fuß breit. Zwei Granitblöcke stehen
wie Thürpfosten vor demselben. An den Seiten der Träger ist Erde
TM Hauptwörter (50): [T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
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44
also, lieber Bruder, daß Gott uns gnädig bis hierher geholfen hat, und ich hoffe, er wird
uns auch weiter helfen. Seid alle freudig gegrüßt und in den Schutz Gottes empfohlen re.
7. Als Landesvatcr. Noch aus dem 30jährigen Kriege her gab es in
Stadt und Land viel wüst liegende Häuser. Das konnte der König nicht mit
ansehen, und um die Leute zum Häuserbau zu ermuntern, gab er ihnen Geld
und erließ ihnen auf 15 Jahre alle Steuern. Sehr viel that er auch für die
Verschönerung Berlins. Er wies den Leuten Bauplätze an und gab ihnen freies
Bauholz und einen Teil der Baukosten. Dann aber hieß es: „Der Kerl hat
Geld, muß bauen." Wer etwa Einwendungen machen wollte, den wies er streng
zurück mit den Worten: „Räsonnier' er nicht!"
Für das platte Land waren damals die Wölfe noch eine schreckliche Plage;
denn in manchen Gegenden gab es mehr Wölfe als Schafe. Der König gebot
daher, die Wölfe niederzuschießen, und zahlte für jeden erlegten Wolf 2—6 Thaler.
Auf seinen Domänen in Litauen befreite er alle Bauern von der Hörigkeit.
Für die Bauern der Edelleute konnte er diese Befreiung nicht durchsetzen. In
einer Verfügung aber verbot er den Amtleuten, ihre Bediensteten (Fronarbeiter)
mit Stock- oder Peitschenschlägen zur Arbeit anzutreiben. Jeder Übertreter sollte
das erste Mal mit sechswöchentlichem Karren, das zweite Mal mit dem Strange
bestraft werden. Um dem Wollenwebergeschäft aufzuhelfen, ließ er sein Heer nur
mit inländischem Tuche kleiden und verbot auch seinen Unterthanen, anderes als
inländisches Tuch zu tragen.
Einmal begegnete ihm vor der Stadt eine Frau, die ein ausländisches Kattunkleid
trug. In seinem Zorn befahl er seinen Dienern, ihr das Kleid vom Leibe zu reißen. An
seinem Hofe duldete er überhaupt nichts Ausländisches. Ganz besonders aber eiferte er
gegen die französische Mode, die damals flitterhafte Kleider und einen langen Haarbeutel
(Perücke im Beutel) vorschrieb. Er führte eine einfache „deutsche" Tracht ein, und die
Wolkenperücke vertauschte er mit dem steifen Zopfe. Beamte, die Unterschleife gemacht
hatten, ließ er hängen, gleichviel, ob vornehm oder gering.
Um die Bildung des Volkes zu erhöhen, ließ er nach und nach über 1800
Landschulen anlegen. Jedes Kind sollte vom 6. bis zum 12. Jahre die Schule
besuchen, und wenn es nicht lesen und schreiben gelernt hatte, sollte es nicht
konfirmiert werden. Zuweilen ging er auch selbst in die Schule und sah zu,
was die Kinder gelernt hatten. (Deutsche Jugend 5, Anhang S. 305: Schul-
prüfung König Friedrich Wilhelms I.) Für arme Kranke ließ er die Charito
erbauen, ein großes Krankenhaus, worin gleich im ersten Jahre 300 Kranke
Pflege fanden.
8. Tod. Schon in seinem 52. Jahre raffte ihn der Tod hinweg. Seinem
Sohn und Nachfolger hinterließ er ein trefflich eingeübtes Heer von 83000
Mann und einen Staatsschatz von 26 Millionen Mark. — Das Land war
durch ihn um Vorpommern, das er den Schweden abnahm, vergrößert worden.
44. Friedrich der Große, König von Preußen, mo—1786.
a. Jugend.
1. Erste Kindheit. Friedrich wurde am 24. Januar 1712 geboreu. Sein
Vater wollte ans ihm einen tüchtigen Soldaten machen, daher mußte der Prinz
von klein auf Uniform tragen, und Trommel, Säbel und Gewehr waren seine
Spielsachen. Als er kaum 5 Jahre alt war, bildete ihm sein Vater eine Kom-
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelms_I. Friedrich Wilhelms_I. Friedrich Friedrich Friedrich
273
Heringsfang.
geweide heraus. Dann werden die Heringe ausgewaschen und mit Seesalz in
Tonnen verpackt. Dabei werden gleich die Vollheringe von den Hohlheringen
geschieden. Die Vollheringe haben noch nicht gelaicht und sind daher größer und
schwerer als die Hohlheringe, die bereits gelaicht haben. Junge Heringe heißen
Matjesheringe. Hängt man die Heringe, nachdem sie 24 Stunden in Salzsole
gelegen haben, in Rauch, so erhält man Bücklinge.
xxii. An fremden Ländern-
140. Der Löwe.
1. Gestalt und Kraft. Der Löwe ist der König der Tiere. Diesen Titel
verdankt er sowohl seiner Gestalt als auch seiner Kraft. Besonders schön ist die
Gestalt des Löwen von Nordafrika (Berberei). Das Männchen erhält vom vierten
Jahre an eine aus fahlgelben und schwarzbraunen Haaren bestehende Mähne.
Diese bedeckt Kopf, Hals und Schultern wie ein Herrschermantel und giebt dem
Tiere daher ein majestätisches Ansehen. Bei der Löwin findet sich statt der Mähne
nur ein Büschel verlängerter Haare auf der Brust. Das ernste Gesicht ist fast vier-
eckig. Die Augen sind feurig und verleihen dem Herrscher, wenn er in Zorn
gerät, einen furchtbaren Ausdruck. Wirklich riesenhaft ist die Stärke des Löwen.
Mit seiner gewaltigen Tatze schlägt er den stärksten Mann zu Boden, und getötete
Rinder und Pferde schleppt er weite Strecken fort.
2. Raubtier. Was aber dem Löwen vor allem seine Herrschaft über die
Tierwelt sichert, das ist seine gewaltige Ausrüstung zum Raubtiere. In Wirklich-
keit ist er nämlich nicht der schützende König, sondern der schrecklichste Tyrann der
Tierwelt. Sein Körperbau stimmt ziemlich genau mit dem einer Hauskatze überein.
(S. 217.) Die furchtbaren Zähne schneiden wie eine Schere. Mit ihnen reißt er
Kamelen, Pferden und selbst Elefanten mit einem Ruck die Halsader ab. Die
rauhe Zunge ist so stachelicht, daß sie durch bloßes Lecken Haut und Fleisch von
den Knochen schält. Das scharfe, funkelnde Auge macht durch sein schreckliches
Leuchten kleinere Tiere förmlich erstarren. Die halbkreisförmigen Krallen können,
Realienbuch. B. 18
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Kamel würden die weiten Wüsten unsers Erdballes gar nicht zu durchreisen sein.
Nicht mit Unrecht nennt man es das „Schiff der Wüste". Körperbau und
Nahrung machen es zu solchen Reisen durch die Wüste besonders geeignet.
a. Körperbau. Wunderbar, daß gerade diejenigen Körperteile, die das
Kamel am meisten verunstalten, ihm beim „Durchschiffen des sandigen Wüsten-
meers" von großem Nutzen sind. So ist z. B. der häßliche Höcker eine Vor-
ratskammer, worin sich Fett ansammelt, das in Hnngerzeiten durch seine Adern
dem Blute als Nährstoff zugeführt wird. Daher schwindet auch der Höcker bei
dürftiger Nahrung allmählich dahin, schwillt aber auf grüner Weide erstaunlich
schnell wieder an. Auch die breiten Füße sind wie geschaffen für die Wüste.
Die beiden Zehen an jedem Fuße sind nämlich auf der untern Seite mit einer
dicken, lederartigen Sohle bekleidet, die diese Zehen fast bis ans Ende verbindet
und so das zu tiefe Einfchneiden in den glühend heißen Wüstensand verhindert.
Ebenso kommen dem Kamele die Schwielen an der Brust und an den Gelenken
der Beine vorzüglich zu statten. Soll es nämlich beladen werden, so kniet es
nieder; es vermag dann mit Leichtigkeit wieder aufzustehen, da es sich mit den
Schwielen bequem aufstemmen kann. Am meisten aber wird das Kamel zu seinen
Wüstenwandernngen durch die gewaltige Kraft befähigt, die es beim Tragen der
Lasten zeigt. Ein Lastkamel legt mit 140—150 kg täglich 50—70 km zurück,
ein Reitkamel sogar 150 km. Der Gang des Kamels ist der schaukelnde Paß-
gang, indem es mit beiden Füßen einer Seite ziemlich zu gleicher Zeit auftritt.
b. Nahrung. Es giebt kein Tier, das dem Kamel an Genügsamkeit gleich-
kommt. Zwar frißt es mit Vorliebe grünes Laub und frisches Gras. Auf der
Reise durch die Wüste aber begnügt es sich mit Disteln und stachelichten Dorn-
gewächsen, wie sie ihm der dürre Sand bietet. Sein Gaumen ist auch so hart,
daß es selbst die schärfsten Dornen ohne Beschwerden hinunterwürgen kann. Hat
es sich einmal ordentlich satt gefressen, dann kann es 24 Stunden lang fasten.
Dazu kommt ferner, daß das Kamel 2—3 (das Reitkamel Ostsudans 4—5) Tage
ohne Wasser aushalten kann. Länger jedoch nicht. Zwar kann es bei Ruhe
und saftiger Nahrung auch wohl einmal wochenlang das Wasser entbehren, beim
Lasttragen aber niemals. Früher sah man die großen Zellen des Pansens als
Behälter an, die das Wasser lange frisch erhielten. Das ist jedoch eine irrige
Meinung. Ebenso ist es eine Fabel, daß man zuweilen ein Kamel in der Wüste
schlachte, um mit seinem Wasservorrate den Durst zu löschen.
144. Der asiatische Elefant.
1. Gestalt und Kraft. Wie ein Riese überragt der Elefant alle andern
Landtiere. Seine Höhe beträgt mehr als die doppelte eines Menschen, sein Gewicht
aber sogar mehr als das von 50 erwachsenen Personen. Die Kraft des Elefanten
ist so gewaltig, daß er 24 Menschen auf seinem Rücken zu tragen vermag. Die
fast nackte Haut des Elefanten wird so dick wie ein Daumen, so daß aus ihr
sogar Schilde und Spazierstöcke gemacht werden können. (Dickhäuter.) Der riesige
Leib wird von 4 Beinen getragen, die das Aussehen von Säulen haben. Dennoch
vermag der Elefant mit ihnen so schnell zu laufen, daß ihn das schnellste Pferd
nicht einholt. Der Kopf ist ungemein groß, der Hals kurz, aber kräftig. (Tiere
mit langem Halse haben meistens einen kleinen Kopf: Giraffe, Strauß.)
2. Rüffel. Die Oberlippe hat sich in einen Rüssel verlängert, der über 2 m
lang wird. Von der Wurzel nach der Spitze zu verdünnt er sich, und am Ende
trägt er die beiden Nasenlöcher. Zwischen diesen befindet sich ein fingerförmiger
Fortsatz. Der Rüssel ist Geruchswerkzeng und Hand zugleich und ist dem Elefanten
bei dem kurzen Halse unentbehrlich. Er ist ungemein beweglich. Mit ihm pflückt
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