Sagen, 35
einem Male der wüste Lärm in schallendes Gelächter, denn ein Ratsherr hatte auf
eine Tafel in großen Lettern geschrieben: „Der Roland foll stehen bleiben, wir
wollen ihn nur nicht länger haben, weil er uns schon lang genug ist!" Damit war
das Mißverständnis aufgeklärt. Die guten Bürger sahen, daß sie von dem ver-
meintlichen Künstler arg
genasführt waren. Kein
Wunder also, daß sich ihr
Unmut gegen ihn wandte.
Als sie den Schalk griffen,
steckten sie ihn zur Strafe
in den Wendenturm, Im
Nu aber entwich er mit
einem Hohngelächter: und
jeder wußte nun, daß der
vermeintliche Künstler der
leibhaftige Teufel gewesen
war.
Der Rolaud war
in der früheren Zeit für
die Stadt Stendal das
Zeichen der eigenen
Gerichtsbarkeit. Die
im Jahre 1525 am Rat-
hause errichtete Stein-
figur gehört zu den
größten, die wir besitzen.
Der gewaltige Körper
ruht auf starken Beinen,
dessen Waden stärker sind
als der Brustumfang
eines kräftigen Mannes,
Durch den schweren Pan-
zer wird der Körper ge-
schützt. Die erhobene
rechte Hand hält das 4 m
lange Schwert, das
Werkzeug des strafenden
Rechts; die linke Hand
umfaßt den Schild mit
dem brandenburgischen
Adler, das Sinnbild
des Schutzes. So er-
innert der Roland an die
frühere Größe und Selbst-
ständigkeit der Stadt
Stendal. Der Roland am Rathaus in Stendal.
2. Der wunderbare Ring im Schlosse zu Calbe a. M.
In einer Nacht erschien der Schloßherrin eine Frauengestalt mit einem Lichte
und flehte sie an um Hilfe und Beistand bei einer Kranken, Als die Edelfrau ein-
willigte, bat die Erscheinung, von der Kranken weder Essen noch Trinken noch irgend
ein Geschenk anzunehmen, da sonst Unglück über das Schloß und die Familie kommen
würde. Die Herrin tat nach dem Gebote, und die Kranke wurde wieder gesund.
Da kam eines Tages der Mann der Kranken und überreichte der Schloßherrin eine
Schüssel mit gemünztem Golde. Doch die Herrin dachte an das Gebot der Er-
3*
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind]]
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42 3. Das Land zwischen Ohre, Elbe, Saale und Harz.
Höhen auch benannt wurden. Die Spiegelsberge sind ein viel besuchter
Aufenthaltsort der Halberstädter; aber auch von Fremden werden sie gern
bestiegen. Unter den Gebäuden sind sehenswert: das Jagdschloß, in dessen
Felsenkeller ein riesiges Weinfaß (161 000 1) liegt, das Mausoleum und
der sechseckige Aussichtsturm. Aus seinen Fugen und Nischen gucken
Tiersiguren, z. B. Füchse, Schlangen, Hasen, Hunde, Eulen, hervor.
An die Spiegelsberge reihen sich im So. die Klusberge mit dem frei-
stehenden Sandsteinfelsen „Teufelsstuhl" und weiter im S. die Theken-
berge mit dein „Gläsernen Mönch". Fast genau im S. von Halberstadt
liegt der Hoppel- oder Sargberg; denn von der Westseite gesehen
gleicht er einem großen Sarge. Der Hoppelberg hat eine bedeutende Höhe
(300 m) und gewährt einen wundervollen Überblick über die gesegnete
Landschaft und den Harz.
4. Der Hui und der Hakelwald.
Der Huiwald, d. h. Hochwald, ist ein schön bewaldeter (Bucheu)
Höhenzug. Er reicht im O. fast bis an die Bode. Aus der höchsten
Stelle liegt das alte Kloster Huyseburg. Am nördlichen Rande des Kloster-
berges liegt die Daneilshöhle, worin viele Jahre ein gefährlicher Räuber
hauste. Die Olenburg bei Badersleben war eine bedeutende Wallburg.
Ihre Wälle sind zum Teil noch recht gut erhalten. — Unter den „Kölligs-
buchen" steht ein Stein mit der Inschrift:
Mit Ehrfurcht, Wanderer, zieh' den Hut;
Denn unter'm Dome dieser Buchen
Hat, Schatten so wie du zu suchen,
Held Gustav Adolf einst geruht.
Aus dem rechten Bodeufer dehnt sich in gleicher Richtung der waldige
Hakel aus. Die Dumburg liegt an seiner höchsten Stelle.
Der Hakelwald war nach der Sage des Oberjägermeisters Hans Hakelbergs
liebstes Jagdgebiet. Er starb zwar an der Wunde eines Eberzahns, jagt aber
nach seinem Tode im Hakel noch weiter. Mit Hallo-Geschrei, begleitet von seinen
Genossen und den Hunden, rast er nachts den Hakel auf und uieder. In seinem
Gefolge befindet sich auch eine Ohreule, die Tut-Ursel. Diese war früher eine
Nonne und wurde in eine Eule verzaubert. Die Dumburg ist ihr Aufenthalt.
5. Der Alvenslebener Höhenzug.
Der Alvenslebener Höhenzug bildet eine breite Hochfläche, die sich
quer vor die Bode lagert. Dadurch wird diese gezwungen, ihre nördliche
Richtung zu ändern. Der Alvenslebener Höhenzug erreicht in dem
Felsen berge bei Magdeburg seine höchste Höhe. Er besteht aus Erd-
und Sandhügeln, die der Pflug des Landmannes bis zum Gipfel beackert.
Nur hier und da sind die Höhen bewaldet. (Das Hohe, das Saure, das
Eggeuftedter Holz, der Marienborner Wald.) In seinem nördlichen Teile
birgt der Höhenzug treffliche Bausteine (Porphyr, Sandstein und Grau-
wacke), die in Steinbrüchen gebrochen werden. Vom Alvenslebener Höhen-
zuge zweigt sich nach O. ein Höhenzug ab, der von Gr.-Wanzleben bis
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TM Hauptwörter (100): [T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art]]
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Extrahierte Personennamen: Gustav_Adolf Gustav Adolf Hans_Hakelbergs Alvenslebener_Höhenzug
Sagen. 49
einem Male der wüste Lärm in schallendes Gelächter, denn ein Ratsherr hatte auf
eine Tafel in großen Lettern geschrieben: „Der Roland soll stehen bleiben, wir
wollen ihn nur nicht länger haben, weil er uns schon lang genug ist!" Damit war
das Mißverständnis aufgeklärt. Die guten Bürger sahen, daß sie von dem ver-
meintlichen Künstler arg
genasführt waren. Kein
Wunder also, daß sich ihr
Unmut gegen ihn wandte.
Als sie den Schalk griffen,
steckten sie ihn zur Strafe
in den Wendenturm. Im
Nu aber entwich er mit
einem Hohngelächter; und
jeder wußte nun, daß der
vermeintliche Künstler der
leibhaftige Teufel gewesen
war.
Der Roland war
in der früheren Zeit für
die Stadt Stendal das
Zeichen der eigenen
Gerichtsbarkeit. Die
im Jahre 1525 am Rat-
hause errichtete Stein-
sigur gehört zu den
größten, die wir besitzen.
Der gewaltige Körper
ruht auf starken Beinen,
dessen Waden stärker sind
als der Brustumfang
eines kräftigen Mannes.
Durch den schweren Pan-
zer wird der Körper ge-
schützt. Die erhobene,
rechte Hand hält das 4 m
lange Schwert, das
Werkzeug des strafenden
Rechts; die linke Hand
umfaßt den Schild mit
dem brandenburgischen
Adler, das Sinnbild des
Schutzes. So erinnert der
Roland an die frühere
Größe und Selbstständig-
keit der Stadt Stendal. Der Roland am Rathaus in Stendal.
2. Der wunderbare Mug im Schlosse zu Calbe a. M.
In einer Nacht erschien der Schloßherrin eine Frauengestalt mit einem Lichte
und flehte sie an um Hilfe und Beistand bei einer Kranken. Als die Edelfrau ein-
willigte, bat die Erscheinung, von der Kranken weder Essen noch Trinken noch irgend
ein Geschenk anzunehmen, da sonst Unglück über das Schloß und die Familie kommen
würde. Die Herrin tat nach dem Gebote, und die Kranke wurde wieder gesund.
Da kam eines Tages der Mann der Kranken und überreichte der Schloßherrin eine
Schüssel mit gemünztem Golde. Doch die Herrin dachte an das Gebot der Er-
Henze-Kohlhase, Die Provinz Sachsen. Ausgabe A. 4
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T112: [Schwert Ritter Schild Waffe Lanze Pferd Speer Hand Helm Pfeil], T99: [Stadt Verwaltung Provinz Gemeinde Beamter Kreis König Spitze Land Angelegenheit]]
56 3. Das Land zwischen Ohre, Elbe, Saale und Harz.
Höhen auch benannt wurden. Die Spiegelsberge sind ein viel besuchter
Aufenthaltsort der Halberstädter: aber auch von Fremden werden sie gern
bestiegen. Unter den Gebäuden sind sehenswert: das Jagdschloß, in dessen
Felsenkeller ein riesiges Weinsaß (161 000 1) liegt, das Mausoleum und
der sechseckige Aussichtsturm. Aus seinen Fugen und Nischen gucken
Tierfiguren, z. B. Füchse, Schlangen, Hasen, Hunde, Eulen, hervor.
Au die Spiegelsberge reihen sich im So. die Klusberge mit dem frei-
stehenden Sandsteinfelsen „Teufelsstuhl" und weiter im S. die Theken-
berge mit dem „Gläsernen Mönch". Fast genau im S. von Halberstadt
liegt der Hoppel- oder Sargberg; denn von der Westseite gesehen
gleicht er einem großen Sarge. Der Hoppelberg hat eine bedeutende Höhe
(300 m) und gewährt einen wundervollen Überblick über die gesegnete
Landschaft und den Harz.
4. Der Hui und der Hakelwald.
Der Hniwald, d. h. Hochwald, ist ein schön bewaldeter (Buchen)
Höhenzug. Er reicht im O. sast bis an die Bode. Auf der höchsten
Stelle liegt das alte Kloster Huyseburg. Am nördlichen Rande des Kloster-
berges liegt die Daneilshöhle, worin viele Jahre ein gefährlicher Räuber
hauste. Die Olenburg bei Baderslebeu war eine bedeutende Wallburg.
Ihre Wälle sind zum Teil uoch recht gut erhalten. — Unter den „Königs-
buchen" steht ein Stein mit der Inschrift:
Mit Ehrfurcht, Wanderer, zieh' den Hut;
Denn unter'm Dome dieser Buchen
Hat, Schatten so wie du zu suchen,
Held Gustav Adolf einst geruht.
Auf dem rechten Bodenfer dehnt sich in gleicher Richtung der waldige
Hakel aus. Die Dumburg liegt au seiner höchsten Stelle.
Der Hakelwald war nach der Sage des Oberjägermeisters Hans Hakelbergs
liebstes Jagdgebiet, Er starb zwar an der Wunde eines Eberzahns, jagt aber
nach seinem Tode im Hakel noch weiter. Mit Hallo-Geschrei, begleitet von seinen
Genossen und den Hundert, rast er nachts den Hakel auf und nieder. In seinem
Gefolge befindet sich auch eine Ohreule, die Tut-Ursel. Diese war früher eine
Nonne und wurde in eine Eule verzaubert. Die Dumburg ist ihr Aufenthalt.
5. Der Alvenslebener Höhenzug.
Der Alvenslebener Höhenzug bildet eine breite Hochfläche, die sich
quer vor die Bode lagert. Dadurch wird diese gezwungen, ihre nördliche
Richtung zu ändern. Der Alvenslebener Höhenzug erreicht in dem
Felsenberge bei Magdeburg seine höchste Höhe. Er besteht aus Erd-
und Sandhügeln, die der Pflug des Landmannes bis zum Gipfel beackert.
Nur hier und da sind die Höhen bewaldet. (Das Hohe, das Saure, das
Eggenftedter Holz, der Marienborner Wald.) In seinem nördlichen Teile
birgt der Höhenzug treffliche Bausteine (Porphyr, Sandstein und Grau-
wacke), die in Steinbrüchen gebrochen werden. Vom Alvenslebener Höhen-
znge zweigt sich nach O. ein Höhenzug ab, der von Gr.-Wanzleben bis
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Extrahierte Personennamen: Gustav_Adolf Gustav Adolf Hans_Hakelbergs Alvenslebener_Höhenzug
Alte Brücke vom Mainkai aus.
unter ihren Bogen hat sie gar manches Unglück mit ansehen müssen.
Schiffe und Flöße sind öfters an ihren Pfeilern zerschellt. Ihre
Bogen sind nicht breit und wohl auch nicht hoch genug. Die Durch-
sahrt war bei heftigem Wind und starker Strömung immer gefährlich.
Manchmal verfehlten die Schiffer den breitesten Bogen, unter dem
das tiefste Fahrwasser war. Der vergoldete Hahn über dem Kreuz-
bogen sollte ihnen zwar die Richtung schon von weitem angeben,
trotzdem trieb sie Sturm und Strömung öfters durch einen andren
Bogen. Heute aber ist die Durchfahrt erst recht gefährlich, weil die
Schiffe größer find als früher.
5. Aber auch vou manchen andren Dingen könnte sie dir
erzählen. Ost wollten Feinde in die Stadt eindringen. Um dies
zu verhindern, stand an jedem Ende der Brücke ein hoher, starker
Brückenturm. Mitten auf dem Bogen, wo der Hahn steht, besand
sich eine weite Öffnung. Sie war mit starken Balken zugelegt, so
daß man sie ohne Gesahr überschreiten konnte. Nahte sich ein Feind,
so entfernte man die Balken, um fein weiteres Vordringen zu ver-
hindern. Trotzdem gab es auf der Brücke oft harte Kämpfe zwischen
den Bewohnern der Stadt und beit Feinden. Biel Blut sloß in den
Fluß, und manchen Leichnam trugen seine Fluten fort. Aber auch
in friedlichen Zeiten kam es vor, daß Menschen von der Brücke aus
ihren Tod sanden. An der Stelle, wo das Kreuz mit dem goldenen
Hahn steht, war eine Hinrichtungsstätte. Menschen, die ein schweres
Verbrechen begangen hatten, wie Räuber und Mörder, wurden von
dort aus in den Fluß gestürzt. Damit sie sich aber durch Schwimmen
nicht retten konnten, band man sie vorher an Händen und Füßen
zusammen oder nähte sie gar in einen Sack ein. Der Anblick des
Kreuzes war vielleicht das letzte, was sie von der Brücke, der Stadt und
59
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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TM Hauptwörter (200): [T2: [Schiff Stadt Tag Nacht Sturm Feind Ufer Meer Land Feuer], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T169: [Hand Kreuz König Krone Schwert Zeichen Haupt Gold Mantel Kaiser], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe]]
Der Römerberg.
waren dann mit Menschen besetzt. In einer Bretterhütte aus dein
Römerberg wurde ein ganzer Ochse an einem Spieße gebraten und
unter die Leute verteilt. In der Nähe des Gerechtigkeitsbrunnens
war ein Adler ausgestellt. An ihm besanden sich zwei Röhren, aus
welchen roter und weißer Wein floß. Da konnte jeder nach Herzens-
lnst trinken. Ein Beutel mit Geld wurde unter die Menge geworfen.
Von einem großen Haufen Hafer durfte jeder soviel nehmen, als
er nur tragen konnte. Ein solches Leben wie damals gibt es heute
selbst bei dem Christmarkt nicht mehr.
' 1. Gebt an, in welcher Himmelsrichtung die Seiten des Römer-
berges verlaufen!
2. Zeichnet den Grundriß des Römerberges!
3. Beschreibt den Christmarkt!
4. Wer kann von der Frühlings- und Herbstmesse erzählen?
47. Der Gerechtigkeitsbrunnen.
3j\or dem Römer steht der Gerechtigkeitsbrunnen. Der Römer war
früher nämlich auch das Gerichtsgebäude. Hier wurden Diebe,
Räuber, Mörder und andre Verbrecher verurteilt. Es wurde da auch
Recht gesprochen, wenn zwei Menschen uneins waren. Dort wurde also
sür Gerechtigkeit gesorgt. Der Brunnen ihm gegenüber erinnert daran.
74
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom]]
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ein, ja der Schultheiß stellte sogar in Aussicht, ihn frei und ehrlich
zu sprechen, wenn er diesen Meisterschuß vollbringe.
3. An dem Tage seiner Hinrichtung wurde er vor den Turm
geführt. Es hatte sich eine große Menge Neugieriger angesammelt.
Man reichte dem Wildschützen die Büchse. Lautlose Stille rings
umher! Den meisten Zuschauern schlug das Herz. Nur dem Hansel
nicht. Der schaute stolz und siegesbewußt aus seine Büchse. Jetzt
richtete er sie nach der Wettersahne. Hansel gib acht, es geht um
deinen Kopf! Schuß auf Schuß erdröhnte. Jedesmal erscholl lauter
Beifallsjubel der Menge) denn Löchlein reihte sich an Löchlein.
Jetzt kam der letzte Schuß. Und siehe, der schönste Neuner saß im
Blech! Der Beisallsjubel wollte kein Ende nehmen. Da trat der
Schultheiß vor und sagte: „Hansel, ich spreche dich frei und ledig,
dein Leben sei dir geschenkt. Und weil du ein gar so guter Schütze
bist, sollst du von nun an Stadtschützenhauptmann bei uns werden."
Die Menge jubelte und blickte Hansel erwartungsvoll an. Der
aber verbeugte sich leicht vor dem Schultheiß und sprach: „Ich
danke euch, daß ihr mir das Leben geschenkt habt, aber Schützen-
Hauptmann zu werden, begehre ich nicht, die Freiheit in meinen
Wäldern ist mir lieber als die in eurer freien Stadt." Stolz
warf er seine Büchse über seine Schulter und verließ Frankfurt
auf Niewiedersehen.
57. Das Denkmal Kaiser Wilhelms I.
Sjj m Ansang der Taunusanlage, gerade dem Opernhaus gegenüber,
erhebt sich ein Standbild, das den Vorübergehenden freund-
lich grüßt. Wer ist der stattliche Reitersmann, der von hohem,
stolzem Rosse sinnend zu uns niederschaut? Dort auf dem Sockel
des Denkmals steht es geschrieben: „Wilhelm I." „Der alte
Kaiser" wird er heute noch gern von dem Volke genannt. In der
Tat, er war schon 74 Jahre alt, als ihn die deutschen Fürsten
in fremdem Lande zu ihrem Kaiser erwählten. Schneeweiß war
sein Bart, aber jung und frisch blickte sein Auge.
2. Siehe, wie fest er die Zügel des Pferdes in der linken
Hand hält! Die rechte hat er leicht in die Seite gestützt. Auf dem
Haupte trägt er einen blitzenden Helm. An der Seite hängt ihm
das lange Schwert. So mag er ausgesehen haben, als er in
dem Kriege gegen die Franzosen so manche blutige Schlacht von
91
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
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„Dieses Denkmal," sagt der Vater, „haben dankbare Bürger
dem Manne errichtet, der uns dies schöne Plätzchen geschenkt hat.
Auf der Rückseite steht es geschrieben. Kannst du es lesen?" Die
Schwester las:
„Dem patriotischen Bürger Simon Moritz von Bethmann,
geb. den 31. Oktober 1768, gest. den 28. Dezember 1826".
„Seht!" fuhr der Vater dann forty „die Frau auf der
Vorderseite des Denkmals soll die Stadt Frankfurt darstellen.
Sie belohnt denjenigen, der gut und fleißig ist. Und ein guter
und tätiger Mann war Bethmann. Die Kinder hat er besonders
gern gehabt. Den Platz bis an die Seilerstraße hat er der Stadt
geschenkt, damit sie zwei Schulen daraus bauen konnte. Eine trägt
seinen Namen,' ihr kennt sie ja. Die beiden Schüler, ein Mädchen
und ein Knabe, auf die ein Engel seine schützenden Hände legt,
sollen euch dies sagen. „Das Mädchen bist du!" rief der Bruder.
„Dann bist du der Junge!" entgegnete die Schwester. „Und wo ist
der Engel?" fragte der Vater lächelnd.
1. Was stellt das Bild auf der gegenüberliegenden Seite
des Sockels dar?
2. Was bedeutet die Brandfackel in der Hand des Kriegers?
3. Vergleiche Ente, Gans und Schwan!
4. Zeichne den Fuß eines Schwimmvogels mit den Schwimm-
häuten!
5. Forme einen Schwimmvogel aus Ton!
55. Der Eschenheimer Turm.
1. Wenn früher ein Fremder einige Zeit in Frankfurt geweilt
hatte, gab man ihm manchmal zum Scherz folgendes Rätsel auf:
„Es hat fünf Spitzen
und sticht doch nicht?"
Wer es nicht raten konnte, dem sagte man: „Dann hast du
dir auch uusre Stadt nicht angesehen!" Nun möchte ich gern
wissen, ob ihr das Rätsel raten könnt. Wenn nicht, so kommt
mit mir an das Eschenheimer Tor. Dort steht des Rätsels Lösung
in seiner ganzen Größe, wohl 50 in hoch und 12 m breit, vor uns.
Es ist der Eschenheimer Turm, ein alter wetterharter Recke, der
mit seinen fünf spitzen Türmchen stolz in die Lüfte ragt. Das
mittlere größere schmückt eine durchlöcherte Wetterfahne wie ein
zerschossenes Fähnlein die Lanze eines Reitersmannes.
87
TM Hauptwörter (50): [T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod]]
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und Stärke. In seinem runden, fast 2 m dicken Mauerharnisch sah
er aus wie ein gepanzerter Torwächter vor einer stolzen Ritterburg.
4. Breit und wuchtig stemmte er die Füße auf den Boden,
als könne er auch dem mächtigsten Feinde standhalten. Sein
Haupt beschützte der fünfspitzige Helm wie die eiserne Sturmhaube
den Kopf des Ritters. So hielt er weite Ausschau in die Lande,
ob kein fremder Eindringling sich nahte. Und doch wie oft
versuchten Feinde von nah und fern auf stolzen Rossen, mit
blinkenden Lanzen und glänzenden Rüstungen den Eingang in die
Stadt durch ihn zu erzwingen! Da gab's ein heißes Streiten
und Ringen? Hatte der Wächter auf dem hohen Rundgang
den Feind erspäht, so blies er in sein gewaltiges Horn, daß es
weithin in die Stadt schallte. Der Turm aber winkte mit der
Fahne seinen Kameraden auf der Festuugsmauer zu, als wolle er
sagen: „Aufgepaßt, jetzt will ich den ungebetenen Gästen einen
Willkommgruß eutgegensenden, daß ihnen die Lust zum Besuch für
immer vergeht!" Von allen Seiten kamen die wehrhaften Männer
der Stadt mit ihrem schweren Wassenzeng herbei, um die Feinde
von dem Turm aus zu empfangen. Die kleinen Luken in den
Ecktürmchen und auf dem Wehrgang der Mauer starrten von
Waffen. Das schwere, eiserne „Fallgatter" an dem Durchgang
des Turmes, dessen Rillen du heute noch sehen kannst, war ge-
schlössen. Die Brücke, die zu deu zwei kleinen Türmen des Vorhofes
auf der andren Seite des Grabens führte, wurde entfernt. Und
nun sandte der Turm Geschoß auf Geschoß hinab in die feindliche
Schar. Da färbte manches Roß und mancher Reitersmann das
grüne Gras blutigrot, und mancher Ritter lag, ehe er sich's versah,
auf der kühlen Erde und vergaß das Aufstehen für immer. So
treulich wachte der alte Recke am Eschenheimer Tor, wenn Kriegs-
stürme durch das Land zogen.
Aber auch in friedlichen Zeiten war er ein getreuer Hüter.
Auf jeden, der in die Stadt wollte, schaute er prüfend herab, als
wolle er sagen: „Halt, woher kommst du, wohin willst du, und was
ist dein Begehr? Steh und gib Antwort!" Konnte er diese Fragen
nicht zu seiner Zufriedenheit beantworten, so wehrte ihm der Turm
den Eingang. Wer aber in guter und friedlicher Absicht Einlaß
begehrte, den hieß er freundlich eintreten wie der Bnrgwächter einen
lieben Gast. Nur durfte es nicht zu einer Zeit sein, wo die Sonne
schon längst hinter den Tannusbergen verschwunden war.
89
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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30
Heinrich der Vogelsteller.
Herr Heinrich sitzt am Vogelherd
Recht froh und wohlgemut,
Aus tausend Perlen blinkt und blitzt
Der Morgensonne Glut.
In Wies' und Feld und Wald und Au,
Horch, welch ein süßer Schall!
Der Lerche Sang, der Wachtel Schlag,
Die süße Nachtigall!
Herr Heinrich schaut so fröhlich drein:
„Wie schön ist heut die Welt!
Was gilt's? Heut giebt's 'nen guten Fang!"
Er lugt zum Himmelszelt.
Er lauscht und streicht sich von der Stirn
Das blondgelockte Haar.
„Ei doch, was sprengt denn dort herauf
Für eine Reiterschar?"
Der Staub wallt auf, der Hufschlag dröhnt,
Es naht der Waffen Klang.
„Daß Gott! Die Herrn verderben mir
Den ganzen Vogelfang.
Ei nun! Was giebts?" — Es hält der Troß
Vor'm Herzog plötzlich an.
Herr Heinrich tritt hervor und fpicht:
„Wen sucht ihr da? Sagt au!"
Da schwenken sie die Fähnlein bunt
Und jauchzen: „Unsern Herrn!
Hoch lebe Kaiser Heinrich, hoch
Des Sachsenlandes Stern!"
Dies rufeud knien sie vor ihm hin
Und huldigen ihm still
Und rufen, als er staunend fragt:
„'s ist deutschen Reiches Will'!"
Da blickt Herr Heinrich tiefbewegt
Hinauf zum Himmelszelt:
'„Du gabst mir einen guten Fang!
Herr Gott, wie dir's gefällt!"
Vo!gl.
Quedlinburg hat 22 000 Einwohner, bedeutende Kunst- und
Handelsgärtnereien und Branntweinbrennereien. Von Wichtigkeit
ist auch der von hier aus betriebene Handel mit Getreide. — Auf
dem Münzenberge bei der Stadt liegen die Trümmer des Marienklosters. Auch
Burgruinen und zahlreiche Warttürme befinden sich in der Nähe der Stadt. —
In Quedlinburg wurde <1724) der Dichter Klopstock und (1779) der berühmte
Geograph Karl Ritter geboren. In den unweit der Stadt gelegenen schönen
Anlagen des Brühl ist jedem von ihnen ein Denkmal errichtet.
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Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich Heinrich Horch Wachtel Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich_tiefbewegt Heinrich Klopstock Karl_Ritter Karl