Sagen, 35
einem Male der wüste Lärm in schallendes Gelächter, denn ein Ratsherr hatte auf
eine Tafel in großen Lettern geschrieben: „Der Roland foll stehen bleiben, wir
wollen ihn nur nicht länger haben, weil er uns schon lang genug ist!" Damit war
das Mißverständnis aufgeklärt. Die guten Bürger sahen, daß sie von dem ver-
meintlichen Künstler arg
genasführt waren. Kein
Wunder also, daß sich ihr
Unmut gegen ihn wandte.
Als sie den Schalk griffen,
steckten sie ihn zur Strafe
in den Wendenturm, Im
Nu aber entwich er mit
einem Hohngelächter: und
jeder wußte nun, daß der
vermeintliche Künstler der
leibhaftige Teufel gewesen
war.
Der Rolaud war
in der früheren Zeit für
die Stadt Stendal das
Zeichen der eigenen
Gerichtsbarkeit. Die
im Jahre 1525 am Rat-
hause errichtete Stein-
figur gehört zu den
größten, die wir besitzen.
Der gewaltige Körper
ruht auf starken Beinen,
dessen Waden stärker sind
als der Brustumfang
eines kräftigen Mannes,
Durch den schweren Pan-
zer wird der Körper ge-
schützt. Die erhobene
rechte Hand hält das 4 m
lange Schwert, das
Werkzeug des strafenden
Rechts; die linke Hand
umfaßt den Schild mit
dem brandenburgischen
Adler, das Sinnbild
des Schutzes. So er-
innert der Roland an die
frühere Größe und Selbst-
ständigkeit der Stadt
Stendal. Der Roland am Rathaus in Stendal.
2. Der wunderbare Ring im Schlosse zu Calbe a. M.
In einer Nacht erschien der Schloßherrin eine Frauengestalt mit einem Lichte
und flehte sie an um Hilfe und Beistand bei einer Kranken, Als die Edelfrau ein-
willigte, bat die Erscheinung, von der Kranken weder Essen noch Trinken noch irgend
ein Geschenk anzunehmen, da sonst Unglück über das Schloß und die Familie kommen
würde. Die Herrin tat nach dem Gebote, und die Kranke wurde wieder gesund.
Da kam eines Tages der Mann der Kranken und überreichte der Schloßherrin eine
Schüssel mit gemünztem Golde. Doch die Herrin dachte an das Gebot der Er-
3*
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind]]
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42 3. Das Land zwischen Ohre, Elbe, Saale und Harz.
Höhen auch benannt wurden. Die Spiegelsberge sind ein viel besuchter
Aufenthaltsort der Halberstädter; aber auch von Fremden werden sie gern
bestiegen. Unter den Gebäuden sind sehenswert: das Jagdschloß, in dessen
Felsenkeller ein riesiges Weinfaß (161 000 1) liegt, das Mausoleum und
der sechseckige Aussichtsturm. Aus seinen Fugen und Nischen gucken
Tiersiguren, z. B. Füchse, Schlangen, Hasen, Hunde, Eulen, hervor.
An die Spiegelsberge reihen sich im So. die Klusberge mit dem frei-
stehenden Sandsteinfelsen „Teufelsstuhl" und weiter im S. die Theken-
berge mit dein „Gläsernen Mönch". Fast genau im S. von Halberstadt
liegt der Hoppel- oder Sargberg; denn von der Westseite gesehen
gleicht er einem großen Sarge. Der Hoppelberg hat eine bedeutende Höhe
(300 m) und gewährt einen wundervollen Überblick über die gesegnete
Landschaft und den Harz.
4. Der Hui und der Hakelwald.
Der Huiwald, d. h. Hochwald, ist ein schön bewaldeter (Bucheu)
Höhenzug. Er reicht im O. fast bis an die Bode. Aus der höchsten
Stelle liegt das alte Kloster Huyseburg. Am nördlichen Rande des Kloster-
berges liegt die Daneilshöhle, worin viele Jahre ein gefährlicher Räuber
hauste. Die Olenburg bei Badersleben war eine bedeutende Wallburg.
Ihre Wälle sind zum Teil noch recht gut erhalten. — Unter den „Kölligs-
buchen" steht ein Stein mit der Inschrift:
Mit Ehrfurcht, Wanderer, zieh' den Hut;
Denn unter'm Dome dieser Buchen
Hat, Schatten so wie du zu suchen,
Held Gustav Adolf einst geruht.
Aus dem rechten Bodeufer dehnt sich in gleicher Richtung der waldige
Hakel aus. Die Dumburg liegt an seiner höchsten Stelle.
Der Hakelwald war nach der Sage des Oberjägermeisters Hans Hakelbergs
liebstes Jagdgebiet. Er starb zwar an der Wunde eines Eberzahns, jagt aber
nach seinem Tode im Hakel noch weiter. Mit Hallo-Geschrei, begleitet von seinen
Genossen und den Hunden, rast er nachts den Hakel auf und uieder. In seinem
Gefolge befindet sich auch eine Ohreule, die Tut-Ursel. Diese war früher eine
Nonne und wurde in eine Eule verzaubert. Die Dumburg ist ihr Aufenthalt.
5. Der Alvenslebener Höhenzug.
Der Alvenslebener Höhenzug bildet eine breite Hochfläche, die sich
quer vor die Bode lagert. Dadurch wird diese gezwungen, ihre nördliche
Richtung zu ändern. Der Alvenslebener Höhenzug erreicht in dem
Felsen berge bei Magdeburg seine höchste Höhe. Er besteht aus Erd-
und Sandhügeln, die der Pflug des Landmannes bis zum Gipfel beackert.
Nur hier und da sind die Höhen bewaldet. (Das Hohe, das Saure, das
Eggeuftedter Holz, der Marienborner Wald.) In seinem nördlichen Teile
birgt der Höhenzug treffliche Bausteine (Porphyr, Sandstein und Grau-
wacke), die in Steinbrüchen gebrochen werden. Vom Alvenslebener Höhen-
zuge zweigt sich nach O. ein Höhenzug ab, der von Gr.-Wanzleben bis
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art]]
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Extrahierte Personennamen: Gustav_Adolf Gustav Adolf Hans_Hakelbergs Alvenslebener_Höhenzug
Sagen. 49
einem Male der wüste Lärm in schallendes Gelächter, denn ein Ratsherr hatte auf
eine Tafel in großen Lettern geschrieben: „Der Roland soll stehen bleiben, wir
wollen ihn nur nicht länger haben, weil er uns schon lang genug ist!" Damit war
das Mißverständnis aufgeklärt. Die guten Bürger sahen, daß sie von dem ver-
meintlichen Künstler arg
genasführt waren. Kein
Wunder also, daß sich ihr
Unmut gegen ihn wandte.
Als sie den Schalk griffen,
steckten sie ihn zur Strafe
in den Wendenturm. Im
Nu aber entwich er mit
einem Hohngelächter; und
jeder wußte nun, daß der
vermeintliche Künstler der
leibhaftige Teufel gewesen
war.
Der Roland war
in der früheren Zeit für
die Stadt Stendal das
Zeichen der eigenen
Gerichtsbarkeit. Die
im Jahre 1525 am Rat-
hause errichtete Stein-
sigur gehört zu den
größten, die wir besitzen.
Der gewaltige Körper
ruht auf starken Beinen,
dessen Waden stärker sind
als der Brustumfang
eines kräftigen Mannes.
Durch den schweren Pan-
zer wird der Körper ge-
schützt. Die erhobene,
rechte Hand hält das 4 m
lange Schwert, das
Werkzeug des strafenden
Rechts; die linke Hand
umfaßt den Schild mit
dem brandenburgischen
Adler, das Sinnbild des
Schutzes. So erinnert der
Roland an die frühere
Größe und Selbstständig-
keit der Stadt Stendal. Der Roland am Rathaus in Stendal.
2. Der wunderbare Mug im Schlosse zu Calbe a. M.
In einer Nacht erschien der Schloßherrin eine Frauengestalt mit einem Lichte
und flehte sie an um Hilfe und Beistand bei einer Kranken. Als die Edelfrau ein-
willigte, bat die Erscheinung, von der Kranken weder Essen noch Trinken noch irgend
ein Geschenk anzunehmen, da sonst Unglück über das Schloß und die Familie kommen
würde. Die Herrin tat nach dem Gebote, und die Kranke wurde wieder gesund.
Da kam eines Tages der Mann der Kranken und überreichte der Schloßherrin eine
Schüssel mit gemünztem Golde. Doch die Herrin dachte an das Gebot der Er-
Henze-Kohlhase, Die Provinz Sachsen. Ausgabe A. 4
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T112: [Schwert Ritter Schild Waffe Lanze Pferd Speer Hand Helm Pfeil], T99: [Stadt Verwaltung Provinz Gemeinde Beamter Kreis König Spitze Land Angelegenheit]]
56 3. Das Land zwischen Ohre, Elbe, Saale und Harz.
Höhen auch benannt wurden. Die Spiegelsberge sind ein viel besuchter
Aufenthaltsort der Halberstädter: aber auch von Fremden werden sie gern
bestiegen. Unter den Gebäuden sind sehenswert: das Jagdschloß, in dessen
Felsenkeller ein riesiges Weinsaß (161 000 1) liegt, das Mausoleum und
der sechseckige Aussichtsturm. Aus seinen Fugen und Nischen gucken
Tierfiguren, z. B. Füchse, Schlangen, Hasen, Hunde, Eulen, hervor.
Au die Spiegelsberge reihen sich im So. die Klusberge mit dem frei-
stehenden Sandsteinfelsen „Teufelsstuhl" und weiter im S. die Theken-
berge mit dem „Gläsernen Mönch". Fast genau im S. von Halberstadt
liegt der Hoppel- oder Sargberg; denn von der Westseite gesehen
gleicht er einem großen Sarge. Der Hoppelberg hat eine bedeutende Höhe
(300 m) und gewährt einen wundervollen Überblick über die gesegnete
Landschaft und den Harz.
4. Der Hui und der Hakelwald.
Der Hniwald, d. h. Hochwald, ist ein schön bewaldeter (Buchen)
Höhenzug. Er reicht im O. sast bis an die Bode. Auf der höchsten
Stelle liegt das alte Kloster Huyseburg. Am nördlichen Rande des Kloster-
berges liegt die Daneilshöhle, worin viele Jahre ein gefährlicher Räuber
hauste. Die Olenburg bei Baderslebeu war eine bedeutende Wallburg.
Ihre Wälle sind zum Teil uoch recht gut erhalten. — Unter den „Königs-
buchen" steht ein Stein mit der Inschrift:
Mit Ehrfurcht, Wanderer, zieh' den Hut;
Denn unter'm Dome dieser Buchen
Hat, Schatten so wie du zu suchen,
Held Gustav Adolf einst geruht.
Auf dem rechten Bodenfer dehnt sich in gleicher Richtung der waldige
Hakel aus. Die Dumburg liegt au seiner höchsten Stelle.
Der Hakelwald war nach der Sage des Oberjägermeisters Hans Hakelbergs
liebstes Jagdgebiet, Er starb zwar an der Wunde eines Eberzahns, jagt aber
nach seinem Tode im Hakel noch weiter. Mit Hallo-Geschrei, begleitet von seinen
Genossen und den Hundert, rast er nachts den Hakel auf und nieder. In seinem
Gefolge befindet sich auch eine Ohreule, die Tut-Ursel. Diese war früher eine
Nonne und wurde in eine Eule verzaubert. Die Dumburg ist ihr Aufenthalt.
5. Der Alvenslebener Höhenzug.
Der Alvenslebener Höhenzug bildet eine breite Hochfläche, die sich
quer vor die Bode lagert. Dadurch wird diese gezwungen, ihre nördliche
Richtung zu ändern. Der Alvenslebener Höhenzug erreicht in dem
Felsenberge bei Magdeburg seine höchste Höhe. Er besteht aus Erd-
und Sandhügeln, die der Pflug des Landmannes bis zum Gipfel beackert.
Nur hier und da sind die Höhen bewaldet. (Das Hohe, das Saure, das
Eggenftedter Holz, der Marienborner Wald.) In seinem nördlichen Teile
birgt der Höhenzug treffliche Bausteine (Porphyr, Sandstein und Grau-
wacke), die in Steinbrüchen gebrochen werden. Vom Alvenslebener Höhen-
znge zweigt sich nach O. ein Höhenzug ab, der von Gr.-Wanzleben bis
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art]]
TM Hauptwörter (200): [T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T72: [Kloster Kirche Jahr Bischof Kaiser Karl Otto Dom Grab Leiche], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne]]
Extrahierte Personennamen: Gustav_Adolf Gustav Adolf Hans_Hakelbergs Alvenslebener_Höhenzug
Alte Brücke vom Mainkai aus.
unter ihren Bogen hat sie gar manches Unglück mit ansehen müssen.
Schiffe und Flöße sind öfters an ihren Pfeilern zerschellt. Ihre
Bogen sind nicht breit und wohl auch nicht hoch genug. Die Durch-
sahrt war bei heftigem Wind und starker Strömung immer gefährlich.
Manchmal verfehlten die Schiffer den breitesten Bogen, unter dem
das tiefste Fahrwasser war. Der vergoldete Hahn über dem Kreuz-
bogen sollte ihnen zwar die Richtung schon von weitem angeben,
trotzdem trieb sie Sturm und Strömung öfters durch einen andren
Bogen. Heute aber ist die Durchfahrt erst recht gefährlich, weil die
Schiffe größer find als früher.
5. Aber auch vou manchen andren Dingen könnte sie dir
erzählen. Ost wollten Feinde in die Stadt eindringen. Um dies
zu verhindern, stand an jedem Ende der Brücke ein hoher, starker
Brückenturm. Mitten auf dem Bogen, wo der Hahn steht, besand
sich eine weite Öffnung. Sie war mit starken Balken zugelegt, so
daß man sie ohne Gesahr überschreiten konnte. Nahte sich ein Feind,
so entfernte man die Balken, um fein weiteres Vordringen zu ver-
hindern. Trotzdem gab es auf der Brücke oft harte Kämpfe zwischen
den Bewohnern der Stadt und beit Feinden. Biel Blut sloß in den
Fluß, und manchen Leichnam trugen seine Fluten fort. Aber auch
in friedlichen Zeiten kam es vor, daß Menschen von der Brücke aus
ihren Tod sanden. An der Stelle, wo das Kreuz mit dem goldenen
Hahn steht, war eine Hinrichtungsstätte. Menschen, die ein schweres
Verbrechen begangen hatten, wie Räuber und Mörder, wurden von
dort aus in den Fluß gestürzt. Damit sie sich aber durch Schwimmen
nicht retten konnten, band man sie vorher an Händen und Füßen
zusammen oder nähte sie gar in einen Sack ein. Der Anblick des
Kreuzes war vielleicht das letzte, was sie von der Brücke, der Stadt und
59
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat]]
TM Hauptwörter (200): [T2: [Schiff Stadt Tag Nacht Sturm Feind Ufer Meer Land Feuer], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T169: [Hand Kreuz König Krone Schwert Zeichen Haupt Gold Mantel Kaiser], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe]]
46. Der Römerberg.
on den vielen Fremden, die Frankfurt jährlich besuchen, ver-
läßt keiner die Stadt, ohne auf dem Römerberg gewesen zu
sein. Hier ist der Besucher im Herzen der Stadt. Hier sieht er
eine Menge Sehenswürdigkeiten bei einander wie nirgends sonst.
2. Der Römerberg hat nngesähr die Form eines länglichen
Vierecks. In seiner Mitte sehen wir eine Vertiefung. Hier floß
vorzeiten ein kleiner Mamarm, der später zugeschüttet wurde.
3. Am südlichen Ende des Römerberges steht die Nikolaikirche.
Ihr Dach ist mit einem
Zinnenkranz gekrönt wie
eine Burg. An der östlichen
Seite des Platzes erhebt
sich eine Reihe alter Häuser.
Das schönste und kunst-
vollste ist das Haus „Zinn
Engel". Es ist das Eckhaus
am Markts dem Römer
gerade gegenüber. Es hat
seinen Namen von der
Engelsgestalt unter dem
geschnitzten Erker. Noch
viele andre Figuren zieren
das Haus, wilde und merk-
würdige Gestalten sind da-
runter.
Christmarkt.
4. Der Römerberg hat
schon viel erlebt. Feierten
in früheren Zeiten die deut-
scheu Kaiser ihr Krönnngs-
sest, so kamen hier die Leute
zusammen, um den Kaiser
zu sehen, wenn er aus dem
Dome zurückkehrte, oder
weuu er vom Balkon des
Römers ans die frohe
Menge grüßte. Die Fenster
der umliegenden Häuser
73
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe]]
Der Römerberg.
waren dann mit Menschen besetzt. In einer Bretterhütte aus dein
Römerberg wurde ein ganzer Ochse an einem Spieße gebraten und
unter die Leute verteilt. In der Nähe des Gerechtigkeitsbrunnens
war ein Adler ausgestellt. An ihm besanden sich zwei Röhren, aus
welchen roter und weißer Wein floß. Da konnte jeder nach Herzens-
lnst trinken. Ein Beutel mit Geld wurde unter die Menge geworfen.
Von einem großen Haufen Hafer durfte jeder soviel nehmen, als
er nur tragen konnte. Ein solches Leben wie damals gibt es heute
selbst bei dem Christmarkt nicht mehr.
' 1. Gebt an, in welcher Himmelsrichtung die Seiten des Römer-
berges verlaufen!
2. Zeichnet den Grundriß des Römerberges!
3. Beschreibt den Christmarkt!
4. Wer kann von der Frühlings- und Herbstmesse erzählen?
47. Der Gerechtigkeitsbrunnen.
3j\or dem Römer steht der Gerechtigkeitsbrunnen. Der Römer war
früher nämlich auch das Gerichtsgebäude. Hier wurden Diebe,
Räuber, Mörder und andre Verbrecher verurteilt. Es wurde da auch
Recht gesprochen, wenn zwei Menschen uneins waren. Dort wurde also
sür Gerechtigkeit gesorgt. Der Brunnen ihm gegenüber erinnert daran.
74
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom]]
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ein, ja der Schultheiß stellte sogar in Aussicht, ihn frei und ehrlich
zu sprechen, wenn er diesen Meisterschuß vollbringe.
3. An dem Tage seiner Hinrichtung wurde er vor den Turm
geführt. Es hatte sich eine große Menge Neugieriger angesammelt.
Man reichte dem Wildschützen die Büchse. Lautlose Stille rings
umher! Den meisten Zuschauern schlug das Herz. Nur dem Hansel
nicht. Der schaute stolz und siegesbewußt aus seine Büchse. Jetzt
richtete er sie nach der Wettersahne. Hansel gib acht, es geht um
deinen Kopf! Schuß auf Schuß erdröhnte. Jedesmal erscholl lauter
Beifallsjubel der Menge) denn Löchlein reihte sich an Löchlein.
Jetzt kam der letzte Schuß. Und siehe, der schönste Neuner saß im
Blech! Der Beisallsjubel wollte kein Ende nehmen. Da trat der
Schultheiß vor und sagte: „Hansel, ich spreche dich frei und ledig,
dein Leben sei dir geschenkt. Und weil du ein gar so guter Schütze
bist, sollst du von nun an Stadtschützenhauptmann bei uns werden."
Die Menge jubelte und blickte Hansel erwartungsvoll an. Der
aber verbeugte sich leicht vor dem Schultheiß und sprach: „Ich
danke euch, daß ihr mir das Leben geschenkt habt, aber Schützen-
Hauptmann zu werden, begehre ich nicht, die Freiheit in meinen
Wäldern ist mir lieber als die in eurer freien Stadt." Stolz
warf er seine Büchse über seine Schulter und verließ Frankfurt
auf Niewiedersehen.
57. Das Denkmal Kaiser Wilhelms I.
Sjj m Ansang der Taunusanlage, gerade dem Opernhaus gegenüber,
erhebt sich ein Standbild, das den Vorübergehenden freund-
lich grüßt. Wer ist der stattliche Reitersmann, der von hohem,
stolzem Rosse sinnend zu uns niederschaut? Dort auf dem Sockel
des Denkmals steht es geschrieben: „Wilhelm I." „Der alte
Kaiser" wird er heute noch gern von dem Volke genannt. In der
Tat, er war schon 74 Jahre alt, als ihn die deutschen Fürsten
in fremdem Lande zu ihrem Kaiser erwählten. Schneeweiß war
sein Bart, aber jung und frisch blickte sein Auge.
2. Siehe, wie fest er die Zügel des Pferdes in der linken
Hand hält! Die rechte hat er leicht in die Seite gestützt. Auf dem
Haupte trägt er einen blitzenden Helm. An der Seite hängt ihm
das lange Schwert. So mag er ausgesehen haben, als er in
dem Kriege gegen die Franzosen so manche blutige Schlacht von
91
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
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— 57 —
Einst fuhr ein Bauer Getreide nach Quedlinburg. Auf dem Wege schlief er auf dem Wagen,
und die Pferde kamen vom rechten Wege ab. Schließlich standen sie still. Der Bauer.erwachte
und sah vor sich eiue große Höhle. Er giug hinein und bemerkte dort einen Kessel. Derselbe
war mit blinkenden Goldstücken gefiillt. Ein großer Hund bewachte den Schatz. Da der Hund
aber ruhig blieb, füllte der Bauer seine Taschen mit diesem Golde. Er ging hinaus und trug
das Gold auf seinen Wagen. Er kehrte zurück, um uoch mehr zu holen. Da aber begann der
Hund ein fürchterliches Geheul. Der Bauer erschrak und stürzte aus der Höhle. Vor Schreck
brach er ohnmächtig zusammen. Er sah nicht, wie sich neben ihm die Erde aufthat, Feuer heraus-
sprühte und zwei Felsen, „die Gegensteine" aus dem Boden emporwuchsen. Als der Bauer er-
wachte, erkannte er in dem großen Hunde den Teufel, der eben in einen der beiden Felsen kroch.
Auf seinem Wagen aber fand der Bauer statt des Goldes nur Kieselsteine.
In weiterem Abstände vom Harze liegt nördlich von Blankenburg der Regen-
stein, die Sandsteinfeste der Raubgrafen vom Regenstein. *) Westlich davon liegt
ein stumpfer Bergkegel mit der Ruine Heimburg. Es folgen weiter nach Norden
der Hoppel- oder Sargberg mit dachfirstähnlichem Rücken und die Zwieberge.
Die nächsten Höhen sind die Thekenberge mit der Felsgruppe des gläsernen
Mönchs. Nördlich davon befinden sich die Spiegelschen Berge (204 m) und die
Klusberge.
Nördlich von Halberstadt schließt ein langer Höhenzug die breite Mulde vor
dem Nordrande des Harzes ab. Dieser Höhenzug besteht aus Fallstein (im
Westen), Hnywald (— Hochwald) in der Mitte (bis an die Bode) und Hakel-
Wald (östlich von der Bode). Bewässert wird diese wellige Mulde von der
Ilse im Westen, von Holtemme, Goldbach und Bode in der Mitte, von der
Selke im Osten. Die Bode durchbricht deu nördlichen Rand der Mulde bei
Gröningen.
Der Huy (308 m) ist ein schöner Buchenwald. Auf der Höhe steht das Benediktinerkloster
Huysburg, das 1804 ausgehoben wurde. Ju der Nähe besindet sich die Daneilshöhle (ehemalige
Räuberhöhle). Sage'!**) An der Huy-Chaussee steht unter den Königsbuchen ein Denkmal mit
der Inschrift: „Mit Ehrfurcht, Wandrer, zieh den Hut; denn unterm Dome dieser Buchen hat,
Schatten so wie du zu suchen, Held Gustav Adolf einst geruht."
Der Hakelwald, auf dessen höchster Stelle die Dumburg liegt, war nach der Sage das Jagd-
gebiet des Oberjägermeisters Hans Hakelbergs. ***)
Nördlich vom Huywalde und Fallstein senkt sich das Land zu einer sumpfigen
Gegend ab, die vom Bruch- oder Schiffgrabeu, der von der Bode bei Oschersleben
in westlicher Richtung nach der Ilse führt, entwässert wird.
An dieses Gebiet schließen sich im Norden noch drei Erhebungen: der lang-
gestreckte Alvenslebener Höhenzug, der nördlich von Oschersleben beginnt
und zu beiden Seiten der Aller in nordwestlicher Richtung über Helmstedt
*) cf. Julius Wols, Der Raubgras.
**) Hier hauste in alten Zeiten der Räuber Daneil. Er hatte unter dem Grase Drähte
durch den ganzen Wald gelegt, die alle in der Höhle zusammenliefen, wo sie mit Glöckchen ver-
bunden waren, die ihm die Wanderer anzeigten. Was durch den Wald ging und in seine Hände
kam, wurde beraubt und ermordet. Sogar seine Kinder tötete er, sobald sie geboren waren, damit
sie seinen Schlupfwinkel durch ihr Schreien nicht verraten konnten. Seine unglückliche Frau entfloh
und verriet seinen Aufenthaltsort. Da kamen die Leute, um den Räuber zu fangen. Aber Daneil
hatte seine Höhle von innen fest verrammelt. Da bohrte man von oben ein Loch in die Höhle
und füllte sie mit heißem Brei und heißem Wasser. So mußte Daneil sterben.
***) cf. Julius Wolf, Der wilde Jäger.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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TM Hauptwörter (200): [T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer]]
Extrahierte Personennamen: Bode Gustav_Adolf Gustav Adolf Hans_Hakelbergs Julius_Wols Daneil Julius_Wolf
46
Heimatkunde der Provinz Sachsen.
1. Die steinerne Jungfrau.
Oer Graf von Lohra hatte eine schöne Tochter mit Namen Adelheid, viele stolze
Ritter warben um ihre Hand. Doch keinem gelang es, ihr herz zu gewinnen. Nur der
Ritter von dem Straußberge durfte sich ihrer Gunst erfreuen. Nun hatte der Graf von
Lohra eine Zehde mit den Nlühlhäusern. voll banger Ahnung fürchtete Adelheid für
sein Leben. Sie bat den Ritter vom Strausberg, ihrem Vater getreulich zur Seite zu
stehen. Oer Ritter versprach ihr, den Grafen glücklich wieder zurückzubringen oder
mit ihm zu sterben. Nun war sie beruhigt, vie Mühlhäuser schlugen aber die Ritter
nach blutigem Kampfe in die Flucht. von einem Lanzenstich getroffen, sank der Graf
entseelt vom Pferde. Oer Ritter vom Strausberg hatte das Leben des Grafen nicht
retten können. Raum rettete er sein eigenes. Atemlos brachte er nach Lohra die Nach-
riebt von des Grafen Tode. Empört über die Wortbrüchigkeit des Ritters, wies Adel-
Heid seinen Beistand zurück. Sie schwur, sich nie zu vermählen. An der Stelle aber,
wo ihr Vater gefallen war, ließ sie ein steinernes Kreuz setzen. Das steht heute noch
in der Nähe der helbe. Aus der Ferne sieht es fast wie eine weibliche Figur aus. Man
hat es daher die steinerne Jungfrau genannt.
2. Oer Ritt auf der Burgmauer.
Adelheid war nun die Herrin auf der Burg Lohra und führte ein mildes Regiment.
Oa fielen die beutegierigen Nachbarn.in ihr Gebiet ein und raubten nach Herzenslust.
Die armen Untertanen eilten in ihrer Bedrängnis auf die Burg und flehten die Gräfin
an, einen Gatten zu wählen, der das Land schützen könne. Aber sie war durch ihren
Eid gebunden. Oa erschien ihr der Geist ihres Vaters und entband sie ihres Eides. Sie
wollte aber nur den zu ihrem Gemahl nehmen, der dreimal auf der äußeren Ringmauer
um die Burg reiten würde, von nah und fern kamen nun die Ritter, um die schöne
Gräfin zu gewinnen. Aber alle mußten ihre Kühnheit mit dem Leben bezahlen.
Nach längerer Zeit kam wieder ein Ritter mit geschlossenem visier. Er war von
einem schönen Jüngling begleitet und erbot sich zu dem Ritt. Oie Gräfin willigte ein,
und unter Trompetengeschmetter bestieg der Ritter sein Roß. Als er an den glatten
Stein kam, bei dem alle anderen von der Mauer gestürzt waren, streute er Asche darauf,
und glücklich schritt das Pferd darüber hin. So gelang ihm der Ritt dreimal. Oamit
hatte er die Gräfin gewonnen. Als er aber das visier aufschlug, erkannte Adelheid
in ihm den alten Grafen von Elettenberg. Er bat die Gräfin, seinen Sohn an seiner
Stelle zu ihrem Gemahl zu nehmen. Mit Freuden willigte sie ein. Bald wurde unter
dem Jubel der Untertanen die Hochzeit auf dem Schlosse Lohra gefeiert.
(Nach Heine, Nordhausen.)
Arn östlichen Ende der hainleite erheben sich an der Sachsenburger Pforte
die Ruinen der S a ch s e n b u r g. Oer alte Bergfried gestattet einen prächtigen
Rundblick. Die Sachsenburg ist von den Sachsen zum Schutze gegen die Kranken
erbaut worden.
b) Den rechten Pfeiler der Sachsenburger Pforte bildet der niedere höhen-
zug der S ch m ü ck e (von schmiegen — sanfter Aufstieg). Sie ist etwa 1h Stunden
lang und besteht meist aus Muschelkalk. Vie Verwitterungskrume bildet einen
günstigen Boden für Laubwald.
e) vie Zinne (fenne = fenni = Sumpf) beginnt am Unstrutknie bei
Artern. Sie läuft zuerst parallel zur Schmücke unter dem Namen der h o h e n
Schrecke. Nach Südosten erweitert sie sich zu mehreren Hochflächen und er-
streckt sich bis zur Saale. Sie besteht vorwiegend aus Buntsandstein, vieser
verwittert zwar leicht, aber die Bodenkrume ist so lose und locker, daß sie leicht
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