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Wölbungen des Fläming hervorzuheben sind. Der Boden ist sandig, so daß der
Getreidebau kaum den Bedarf der Gegend deckt.
Bis gegen Torgau hin, wo eine Kuppe eruptiven Gesteins hervorragt, wird
die Elbe von niedrigen Höhenzügen begleitet, dann aber strömt sie zwischen flachen
Usern hin, an denen sich nur selten eine Erhöhung des Bodens.zeigt. Deshalb
mußten zur Abwehr der Überschwemmungen an beiden Ufern des Stroms starke
Dämme errichtet werden. Die Ufer dieses Stromes sind fruchtbar und bilden
(besonders von Prettin bis Wittenberg) anmutige Auen, die mit ihrem frischen
Grün das Auge des Wanderers erquicken. An kleineren Seen ist die Gegend,
besonders auf dem linken Elbufer, reich; von ihnen ist der große Teich bei Torgau
hervorzuheben. Alle diese Gewässer sind sehr fischreich.
Die Schwarze Elster hat bei ihrem geringen Gefälle einen fast schleichenden
Gang, weshalb sie auch in ihrer Niederung sehr zur Teich- und Sumpfbildung
geneigt ist. Ihren Beinamen trägt sie von dem schmutzigen Sumpfwasser. Links
nimmt die Schwarze Elster die Pulsnitz aus, welche von Ortrand bis Elsterwerda
in der Provinz Sachsen durch den Schraden, einen früheren Bruch, fließt. Weiter
abwärts empfängt sie die Röder, die sich in zwei Arme teilt; der eine mündet
zwischen Elsterwerda und Liebenwerda in die Elster, der andere geht bei Ubigau
in den „Neuen Graben", der sich von der Elster abzweigt und durch die Auuaburger
Heide fließt.
Auf den Sandfeldern findet man das Heidekorn, Buchweizen, Kartoffeln,
in der Elb-Aue dagegeu gedeihen Gerste und Weizen vortrefflich; auch trifft man
hin und wieder (z. B. bei Jessen) aus Weiupflauzungen, die aber geringere Sorten
liefern. Die Elb- und Elster-Gegenden sind mit zahlreichen Waldungen bestanden,
welche sämtlich mit Wild bevölkert sind. In den zahlreichen Heiden beschäftigen
sich die Bewohner mit Bienenzucht. An nutzbaren Mineralien sind ansehnliche
Torflager, einzelne Braunkohlenbildungen und größere Thonlager bei Belgern
vorhanden; zwischen Wittenberg und Zahna befindet sich Pfeifen- und Töpferthon
in seltener Reinheit.
a) Auf dem hier festen linken Elbufer liegt die Elbfestung Torgau (lls/4), die zugleich eine
Brückenstadt des Elbstromes ist. Als Waffenplatz hat sie ihre Hauptbedeutung. Das auf eiueni
Felsen an der Elbe liegende Schloß Hartenfels dient jetzt als Kaserne. (In Torgau wurde 1526
der torgauer Bund zwischen Sachsen und Hessen gegen die kathol. Reichsstände geschlossen. Luther
und seine Freunde verfaßten hier 1530 die Torgauer Artikel, die Grundlage der Augsburgischen
Konfession' und 1576 ward zur Beilegung der kryptocalvinistischen Streitigkeiten hier das Torgauer
Buch veröffentlicht.) Etwas westlich von Torgau sind die Höhen von Siiptitz, wo am 3. No-
vember 1760 die Österreicher unter Daun von Friedrich d. Gr. geschlagen wurden (Denkmal
daselbst). 1811 ward Torgau auf Napoleons I. Befehl befestigt, hielt 1813 eine 3 monatliche
Belagerung durch Tauenzien aus und ergab sich erst am 10. Januar 1814 auf Kapitulation.
In der Nähe von Torgau befindet sich auf der rechten Elbseite das königliche Hauptgestiit
Graditz. Links von der Elbe liegen noch in diesem Kreise die 3 Städte Belgern, Schildau und
Dommitzsch.
Belgeru (3), am linken Ufer der Elbe, ist eine Gründung der Sorbenwenden. Die Ein-
wohner betreiben Ackerbau und Steingutfabrikation. Der hier gegrabene feine Ton wird nach
Berlin, Leipzig und Dresden versandt. Auch Braunkohlengruben befinden sich in der Nähe. —
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee]]
TM Hauptwörter (200): [T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land]]
Extrahierte Personennamen: Jessen Friedrich_d Friedrich Napoleons_I. Graditz
155
länglichen Gefängnisse, zur Verbannung, oder doch zum
Verluste seines Vermögens verurtheilt. Gestand er nicht, so
war der Tod in den Flammen sein unvermeidliches Loos.
Diese sogenannte Strafe ward an den Ketzern, wie man
diejenigen nannte, die von der vorgeschriebenen Lehre abwichen,
mit großem Gepränge vollzogen; wie zu einem Freudenfeste
eilten von Nah und Fern Fremde herbei, um dem Schau-
spiele zuzusehen; wobei die Geistlichkeit nicht versäumte, ihre
Macht recht zu zeigen. Selbst die Gebeine der Todten liest
die Inquisition nicht in Ruhe; man grub sie aus, und ver-
brannte sie, wenn der Verdacht der Ketzerei auf dem Leben-
den gehaftet hatte.
b.
Ungeachtet der angewendeten Vorsichtsmaastregeln und
Schreckmittel drang doch das Licht der Vernunft, wenn auch
lange gegen die Finsterniß kampfend, dennoch siegreich durch
die dicken Nebel, womit es lange umgeben war. Es gelang
den Verfinsterern dennoch nicht, den stillen aber unwidersteh-
lichen Fortschritten des Geistes zti wehren, welche Mühe sie
sich auch geben mochten; die Wahrheit ward aufs neu er-
kannt, und man wird sie desto werther halten, wenn man
sieht, wie sie entstellt, ja, wie lange sie den Menschen fast
gänzlich vorenthalten worden ist.
Schon um das Jahr 1170 trat im südlichen Frankreich,
in der Stadt Lyon, Petrus Waldus, ein reicher Kaufmann,
gegen die Oberherrschaft des Papstes und gegen manche kirch-
liche Gebräuche auf; seine Anhänger nannten sich Walden-
ser oder auch Albigenser, von der kleinen Stadt Alby,
wo sich viele derselben aufhielten. Damals war aber noch die
Macht der Geistlichkeit und des Papstes gewaltig; mit der
größten Grausamkeit wurden die Waldenser verfolgt, ihre
Dörfer den Erdboden gleich gemacht, und viele von ihnen
fanden ihren Tod unter den rauchenden Trümmern ihrer
Wohnungen. Obgleich man selbst einen Kreuzzug, wie gegen
die Heiden, gegen sie aufbot, so hat sich doch die Secte der
Waldenser bis auf unsere Tage erhalten, denn je härter man
sie verfolgte, desto fester hielten sie an ihrem Glauben. Der
Stifter dieser Religionsgesellschaft flüchtete sich nach Böhmen,
wo er eines natürlichen Todes starb.
(
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Lyon Petrus_Waldus
157
seinem Freunde, Hieronymus von Prag, weil ihm die
Verbreitung der Wahrheit am Herzen lag, und er sein Le-
den durch einen kaiserlichen Geleitsbrief, wie er meinte, ge-
schützt sah. Dessenungeachtet ward er, bald nach seiner
Ankunft in Kostnitz, ins Gefängniß geworfen, und obgleich
er sich zwar vor dem Kaiser und der Kirchenversammlung
vertheidigen durfte, so wurde doch auf seine Vertheidigung
weiter nicht gehört, sondern ihm befohlen, seine Ketzereien
zu widerrufen. Als er diesen Widerruf, trotz des harten
Gefängnisses, wodurch man ihn dazu zwingen wollte, nicht
leistete, ward er zum Tode verurtheilt und am 6. Juli 1415
lebendig verbrannt; seine Asche ward in den Rhein geworfen.
Er starb mit großer Freudigkeit und standhaftem Muthe;
seine letzten Worte waren Gebete für seine Feinde. Ein
gleiches Schicksal hatte bald darauf sein Freund Hieronymus.
Nur mit Widerwillen hatte der Kaiser seine Zustimmung zu
dieser Verurtheilung, wodurch er sein Wort brach, gegeben;
er glaubte indeß seine bei dieser Gelegenheit bewiesene Nach-
giebigkeit gegen die Geistlichen würde diese zur Erfüllung
seiner Wünsche geneigt machen, auch hielt er selbst Huß ge-
wiß für einen gefährlichen Ketzer; aber jene Hoffnung ward
nicht erfüllt, und er hatte umsonst die Schande der Wort-
brüchigkeit auf sich geladen. Die Nachricht von dieser Ge-
waltthat veranlaßte eine unbeschreibliche Aufregung in Böh-
men. Hußens Anhänger, Hussiten genannt, vereinigten
sich; sie verlachten die Drohungen der kostnitzer Kirchenvcr-
sammlung tind deren Bannflüche, und verlangten von ihrem
Könige Wenzel freie Religionsübung, welche ihnen auch in
zwei Kirchen eingeräumt wurde. Nach dem Tode dieses -
Königs hatte Siegismund Ansprüche auf die Krone, allein
die Böhmen wollten einen solchen Regenten, den sie der
Treulosigkeit beschuldigten, nicht, und er wollte den Hussiten
die schon zum Theil gestattete freie Religionsübung nicht ge-
währen. So entstand der Hussitenkrieg, der von 1420
bis 1436 mit großer Grausamkeit geführt ward. An der
Spitze der Hussiten zeichnete sich der einäugige Johann
Ziska, ein böhmischer Ritter, durch seine Tapferkeit, aber
auch durch seine Wildheit aus. Er machte die Festung Tab o r
zu seinem Waffenplatze, daher sich ein Theil der Hussiten
auch Taboriten nannte, und wüthete von da aus gegen
die katholischen Kirchen und Kloster, so wie auch gegen die
katholisch gesinnten Böhmen. Er starb zwar schon 1422,
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Hieronymus_von_Prag Hußens_Anhänger Johann
Ziska Johann
168
sten war für seine Sicherheit gesorgt. Bei seiner Abreise
(am 4. April) geleiteten ihn viele seiner Freunde und Schü-
ler mit Thränen, denn sie glaubten, ihn nicht wieder Zu se-
hen; an den Orten, wodurch er reifete, lief alles zusammen,
um ihn zu sehen, aber überall rieth man ihm ab weiter zu
reisen; Luther aber ließ sich nicht schrecken, sondern erklärte:
„Wenn auch in Worms so viel Teufel wären, wie Zrcgel auf
den Dächern, so will ich doch hinein." Von dieser wüthi-
gen, gottvertrauenden Gesinnung zeuget auch das von ihm
auf diesem Wege gedichtete, herrliche Lied: „Eine feste Burg
ist unser Gott, eine gute Wehr und Waffen." Am 16. April
kam Luther in Worms an, und ward daselbst mit großem
Aufsehn empfangen. Viele Ritter und Herren waren ihm
entgegen geritten, Tausende von Menschen erfüllten die Stra-
ßen, um ihn zu sehen, und die Fenster, ja die Dächer der
Häuser in den Gassen, durch welche er fuhr, waren eben-
falls mit vielen Menschen erfüllt. Am folgenden Tage ward
Luther in die Reichsversammlung geführt; jetzt war das
Gedränge so groß, daß die kaiserliche Leibwache nicht im
Stande war, ihm einen Weg zu bahnen, fonbern ihn durch
Gärten und kleine Gäßchen zum Bischofshofe führte. Zm
Vorzimmer des Saales umringten Luther viele seiner Freunde,
die ihre Besorgnis' um ihn nicht verhehlten, ihn aber mit
Gewalt zu befreien versprachen, wenn ihm ein Leids gesche-
hen sollte; ein alter Feldhauptmann des Kaisers näherte sich
ihm, und sprach: Mdnchlein, Mönchlein, du gehst euren so
schweren Gang, wie ich und viele andere Hauptlcute in so
vielen Schlachten nicht gegangen sind,, bist du aber deiner
Sache gewiß, so wird der Herr dich nicht verlassen. Als
nun Luther in den Saal trat, wandten sich aller Augen
auf ihn, selbst der Kaiser sah ihn mit durchdringenden, aber
nicht unfreundlichen Blicken an. Luther ward aber durch
den Anblick so vieler Fürsten und Herren, so wie des Kai-
sers, der als der erste Herrscher in der Christenheit ange-
sehen werden konnte, in einige Verlegenheit versetzt. Als
nun gefragt ward, ob er die ihm namentlich genannten
Schriften für die von ihm verfaßten anerkenne, und ob
er die darin enthaltenen Lehren widerrufen wolle, ge-
dachte er, es könnten doch wohl Irrthümer darin ent-
halten sein, und bat sich daher Bedenkzeit aus, um seine
öffentlich ausgesprochenen Lehren noch einmal zu prüfen.
Dieß ward ihm auch bewilligt, und er brachte nun die ganze
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
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158
«Oer an seine Stelle traten die nicht minder tapfern und ge-
schickten Brüder Prokop ins der Aeltere und der Züngere.
Kaiser Siegismund bot gegen sie sogar eine Art Kreuzzug, aus
deutschen, besonders brandenburgischen Völkern zusammenge-
bracht, ailf, allein dieses Heer ward gänzlich geschlagen, und
der Rachedurst trieb nun die Hussiten, Streifzüge in die be-
nachbarten deutschen Lander zu unternehmen. Am Ende blieb
dem Kaiser nichts anders übrig, als Unterhandlungen mit den
Ketzern anzuknüpfen, lind sie dadurch zu schwachen, daß man
die Trennungen unter ihnen möglichst zu befördern suchte.
Von den strengen Taboriten, die alle Mißbrauche abgeschafft
wissen wollten, unterschieden sich die Calixtiner, die bloß den
Kelch im Abendmahle verlangten. Durch diese Partheiungen
schadeten sich die Hussiten am meisten; nach und nach hörte
dieser Name ganz auf, und es entstand aus ihnen die Ne-
ligionsgesellschaft der böhmischen Brüder, die sich unter
allen Verfolgungen und den härtesten Bedrückungen fortwäh-
rend -erhalten hat.
c.
Erfolgreicher und umfassender als das Bestreben dieser
Männer war das Auftreten Luthers. Wie die göttliche
Vorsehung immer die rechte Zeit und Stunde wählt, wenn
Männer in die Welt treten sollen, die zum Segen der Mit-
und Nachwelt geboren werden, so erschien auch Luther zu
einer Zeit, die sein Werk begünstigte, und seiner Aussaat
reichen Gewinn versprach. Er fand den Acker vorbereitet, auf
welchen er den Saamen des wahrhaft göttlichen Werkes
säete, er fand empfängliche Herzen und offene Ohren, die
seiner Lehren mit Begierde lauschten, und was er sprach,
das tönte laut in der Brust deutscher Männer nach, und
hallte artch über die Grenzen Deutschlands in die benach-
barten Länder, die davon mächtig erschüttert wurden. Der
Geist der Völker war zu Luthers Zeiten mächtig aufgeregt und
ergriffen. Die Buchdruckerkunst eröffnete den Menschen
du unermeßliches Reich des Wissens, und das Verlangen
aus der sprudelnden Quelle zu schöpfen ward um desto
eifriger, je langer der Geist nach Befriedigung seines Dur-
stes geschmachtet hatte; die kriegerische Wehr entfiel den
Händen der Streiter, Schild und Speer rosteten in der
Waffenkammer, überdieß unnütz geworden dtirch die Anwen-
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
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89
dritten. Aber da die zwei sich nicht fgten, so war das bel nur noch grer geworden: die Christenheit hatte jetzt sogar drei Oberhupter.
3. Das Konzil zu Konstanz. 1414 bis 1418. So konnte es unmglich weitergehen. Im Jahre 1414 berief endlich auf Drngen des Kaisers Sigismund Papst Johann Xxiii., der Nachfolger des in Pisa gewhlten Papstes, ein Konzil nach Konstanz. Ein solches war nach der katholi-schen Lehre vom Heiligen Geiste erleuchtet und konnte darum nicht irren.
Die Versammlung bot ein glanzvolles Bild. Mannigfarbig und kost-bar waren die Gewnder der hohen Geistlichen und ihres Gefolges, reich und prchtig die Trachten der weltlichen Fürsten und ihrer Ritter, die sich zu einem Reichstage einfanden. Die Huser der Stadt reichten nicht aus, die Gste zu beherbergen; viele wohnten in prchtigen Zelten vor den Toren. Die Versammlung hatte eine dreifache Aufgabe: die Kirchenspaltung zu beseitigen und die ganze katholische Christenheit wieder unter einen Papst zu bringen; dann die Einheit der Lehre durch die Ausrottung der hussitischeu Ketzerei wiederherzustellen, und schlielich die sonstigen Mistnde aus dem kirchlichen Leben durch eine Reformation an Haupt und Gliedern zu entfernen.
Die Kirchenspaltung war bald beseitigt; man setzte alle drei Ppste ab. Sie verzichteten auf ihre Wrde. Dann wurde Hu vorgeladen, um sich zu verantworten. Es war ihm vom Kaiser freies Geleit zugesichert worden. Doch warf man ihn bald nach seiner Ankunft ins Gefngnis. Er sollte seine Lehre einfach widerrufen; doch er beharrte bei ihr und berief sich fr sie auf die Bibel. Darum erklrte ihn die Versammlung fr einen Ketzer und verurteilte ihn zum Feuertode; denn einem Ketzer brauchte man nach ihrer Ansicht das Geleit nicht zu halten. Die weltliche Obrigkeit lie ihn vor der Stadt verbrennen. Seine Asche wurde von dem Henker in den Rhein gestreut.
So meinte man, die Einheit der Kirche wiederhergestellt zu haben, und whlte in Martin V. einen neuen Papst, um mit ihm zusammen die Reformation vorzunehmen. Aber beide Teile waren darber ver-fchiedener Meinung, und darum lste Martin schlielich die Versammlung aus.
4. Die Hussitenkriege. 1419 bis 1433. Die Hinrichtung ihres Glaubens-Helden erbitterte die Bhmen sehr. Als man nun auch noch einen seiner Freunde verbraunte, da brach ein furchtbar erans stand los. Das ganze Volk erhob sich, besonders als auf König Wenzel sein Bruder Sigismund folgte, der ja Hu das Wort gebrochen hatte. Mit dem Kelche in der Hand riefen die Fhrer die Glubigen zum Kampfe auf; deshalb hie man sie Kelchner oder Kalixtiuer. Da lie Sigismund ein Heer gegen sie mar-schieren; aber seine Truppen wurden leicht zurckgetrieben. Der Papst befahl einen Kreuzzug wider sie, und wirklich wurden wiederholt Reichstruppen ausgeschickt; doch die glaubensmutigen Männer rannten alles der den Hansen, soda schlielich ein Heer beim bloen Anblick ihrer Scharen davonlief.
Rch so groen Erfolgen hielten sich die Hnssiten fr das auserwhlte Volk Gottes, das zur Zuchtrute fr die unglubige Menschheit ausersehen sei. Sie unternahmen jetzt furchtbare Einflle in die Nachbarlnder. Rauchende Trmmerhaufen bezeichneten ihren Weg. Nach Schlesien, nach Thringen und
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil], T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe]]
TM Hauptwörter (200): [T158: [Papst Kaiser Iii Vii Gregor Heinrich Rom Friedrich Italien Jahr], T26: [Kaiser Luther Papst König Wort Gott Tag Sache Fürst Schrift], T58: [Kirche Lehre Luther Schrift Bibel Gott Christus Bischof Papst Wort], T4: [Orden Ritter Peter Kreuzzug Land Jahr Jerusalem Johanniter Arnold Frankreich], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind]]
Extrahierte Personennamen: Sigismund_Papst_Johann_Xxiii Johann Martin_V. Martin Sigismund Sigismund
125
Vi. Die Gegenreformation in Deutschland.
J. Die Ausbreitung der evangelischen Lehre. Nach dem Augsburger Religiousfrieden kam fr die Evangelischen in Teutschland eine gnstige Zeit. Ferdinand I. hinderte die Ausbreitung des neuen Glaubens nicht, und M a x i m i l i a n Ii. galt als sein heimlicher Anhnger. Unter der Regierung dieses Kaisers gewann die Reformation im Reiche ihre grte Ausdehnung. Nenn Zehntel der Bevlkerung waren evangelisch, und selbst im Stephans-dorn zu Wien wurde evangelischer Gottesdienst gehalten. Auch konnten die Protestanten eine grere Anzahl von geistlichen Frstentmern in ihren Besitz bringen.
2. Der Kampf gegen sie. Nun suchten die Leiter der katholischen Kirche das verlorene Gebiet wiederzugewinnen. Man nennt ihre Bemhungen die Gegenreformation. Die Aussichten auf Erfolg waren nicht un> gnstig; denn die evangelische Kirche war gespalten, und Lutheraner und Reformierte bekmpften sich als Todfeinde. Dagegen gab es in der katholischen Kirche keinen Lehrstreit. Das Konzil zu Trient hatte alle Glaubensstze ganz klar festgestellt, und jeder Katholik wute genau, was er anzunehmen und zu verwerfen habe.
3. Die Kmpfer. Als bester Streiter der katholischen Kirche zeigte sich der Jesuitenorden. Sein Grnder war der spanische Ritter Ignatius von Loyola. Als Offizier im Heere Karls V. trug er eine schwere Wunde davon. Ans seinem Krankenlager las er besonders religise Schriften. Sie machten einen so tiefen Eindruck auf ihn, da er dem Kriegshandwerk ent-sagte und sein Leben ganz dem Dienste der Kirche widmete. Hab und Gut verteilte er unter die Armen und pilgerte dann nach dem Heiligen Laude, um den Jzuhammebanern das Evangelium zu predigen. Als dieses Unternehmen fehlschlug, kehrte Ignatius nach Spanien zurck. Hier stiftete er die Ge-sellschast Jesu, die 1540 vom Papste besttigt wurde. Ihre Mitglieder, die hinten waren Mnche, doch ohne besondere Tracht. Auer den blichen drei Gelbten legten sie noch ein viertes ab: sie verpflichteten sich zum unbedingten Gehorsam gegen den Papst.
4. Ihre Erfolge. Die Jesuiten grndeten in Deutschland zahlreiche Lateinschulen und unterrichteten die Jugend; sie pflegten eifrig die Predigt und hatten deshalb groen Zulauf. In ihrem Kampfe gegen den Protestantismus errangen sie bald bedeutende Erfolge. Viele ganz evangelische Emwohner^ ^ h^ten nach einiger Zeit nur noch katholische
o r hre Freunde unter den Fürsten. Ihre Fortschritte verdankten die ^efmte besonders auch der Gunst mehrerer deutschen Fürsten. Ru ihnen gehorte vor allen der Kaiser Rudolf Ii. (1576 bis 1612). Dieser Herrscher, dem die Astrologie wichtiger war als alle Reichsgeschfte, lie dem Orden vllig freie Hand. Begeisterte Verehrer der Jesuiten waren auch Ferdinand (V! tetermarf und Maximilian von Bayern. Von dem Frsten-rechte, die Religion in ihren Landen zu bestimmen, machten beide den schrfsten Gebrauch; andersglubige Untertanen duldeten sie nicht.
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
TM Hauptwörter (100): [T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T194: [Kirche Kloster Schule geistliche Gottesdienst Gemeinde Geistliche Leben Staat Priester], T4: [Orden Ritter Peter Kreuzzug Land Jahr Jerusalem Johanniter Arnold Frankreich], T58: [Kirche Lehre Luther Schrift Bibel Gott Christus Bischof Papst Wort], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König]]
Extrahierte Personennamen: Ferdinand_I. Ritter_Ignatius_von_Loyola Karls_V. Karls_V. Rudolf_Ii Rudolf Ferdinand Maximilian_von_Bayern Maximilian
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Teutschland Wien Spanien Jesu Deutschland
31. Der Bauernkrieg.
91
.Ha gegen Fürsten und Herren verbanden sich in seiner Seele mit einem hochfahrenden, rastlosen Ehrgeize und einer malosen, religisen Schwrmerei. Auf die Bibel legte er wenig Wert, hielt aber viel von Trumen und Gesichten und glaubte mit Gott persnlich ver-kehren zu knnen. Um dem armen Volke zu helfen, predigte er den Umsturz der bestehenden Verhltnisse und die Gleichheit aller Menschen. Seine zndende Beredsamkeit schaffte ihm viele Anhnger, und berall, wohin er kam, grndete er Vereine, welche die Aufrichtung der all-gemeinen Gleichheit, Gtergemeinschaft und Vernichtung der Obrigkeit auf ihre Fahnen geschrieben hatten. Daher duldete man ihn auch uirgends lange. Zwickau mute er bald verlassen; er wandte sich nach Bhmen, fand aber hier keine Aufnahme und kehrte wieder in -seine Heimat zurck. Eine kurze Zeit hielt er sich in Nordhausen auf, dann ging er als Prediger nach Allstedt in S.-Weimar. Hier fand er groen Anhang; viele Meilen weit kamen die Menschen her, von Eisleben, Mansfeld, Sangerhausen, Frankenhausen, Halle, schersleben, um seine Predigt zu hren. Der Beifall der Menge machte ihn khn, immer lauter mahnte er, den unertrglichen Verhltnissen ein Ende zu machen. Da es bereits zu Aus-'schreitungen kam, griff der Kurfürst von Sachsen ein, und Mnzer mute nach ungefhr einem Jahre im August 1524 Allstedt wieder verlassen. Er wandte sich nach Mhlhausen.
3. Pfeiffer in Mhlhausen. In Mhlhausen wirkte damals ein Geistesverwandter Mnzers, das war Heinrich Pfeiffer. Dieser war in dem eichsfelder Kloster Reiffenstein Mnch gewesen, hatte das Kloster aber 1521 verlassen und Unterkunft bei dem Junker Heinz von Entzenberg auf der nahen Burg Scharfenstein gefunden, wo er Burgkaplan ward; auerdem predigte er auch den umwohnenden Bauern auf lutherisch". Da er in seinen Predigten den Landes-Herrn, den Kurfrsten von Mainz, angegriffen hatte, sollte er verhaftet werden, entwich aber noch rechtzeitig nach seiner Vaterstadt 'Mhlhausen. Am Sonntage Sexagesim 1523 trat er hier zum ersten Male ffentlich auf. Als nach beendigtem Gottesdienst der sogenannte Bierrufer, wie blich, von dem neben der Kirche liegenden Bierrufersteine" aus neues Bier ausgerufen hatte, sprang er auf 'i>en Stein und rief der berraschten Menge zu: Hrt zu, ich will euch ein ander Bier verkndigen," und dann griff er in seiner Rede heftig die Geistlichen an; Mnche, Pfaffen und Nonnen seien Teufelsgesinde, alles, was sie htten, wre armer Leute Blut und Schwei. Auch Sen Adel und die Fürsten schonte er nicht. Bei der Menge fand er groen Beifall, und der Rat mute es dulden, da Pfeiffer in einigen Kirchen predigte. Als aber ein Aufruhr in der Stadt ent--stand, den man ihm zur Last legte, mute er die Stadt im August 1523 verlassen. Gegen Ende des Jahres aber kehrte er wieder Zurck und predigte wie zuvor, was der Rat stillschweigend duldete,
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern], T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden]]
TM Hauptwörter (200): [T161: [Luther Wittenberg Jahr Martin Freund Wartburg Universität Melanchthon Kurfürst Worms], T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
Extrahierte Personennamen: August Pfeiffer Heinrich_Pfeiffer Heinrich Heinz_von_Entzenberg Pfeiffer August
56 18. bersicht der die wichtigsten Stifter und Klster im Bereiche ic.
dem er die verschrfte Regel des Augustin gab. Norbert, der sittenstrenge, wenn auch von Hrte und Ehrsucht nicht freie Begrnder dieses Ordens, war von Geburt ein Deutscher und wurde schon 1126 Erzbischof von Magdeburg; dadurch haben die Prmonstratenser fr unsere Gegend eine ganz besondere Bedeutung erlangt. Das Kloster Unserer Lieben Frauen" in Magdeburg war das erste, das Norbert nach seiner Regel einrichtete. Von diesem Kloster aus, das als zweites Mutterkloster des Ordens galt, breitete sich dieser, wenn auch langsam, so doch stetig aus. Die Prmonstratenser waren zwar Mnche, aber auch zugleich Priester und gewannen deshalb groen Einflu auf das Volk. Die Bedeutung Norberts liegt besonders in der Pflanzung von Stiftern und Klstern in unfern slavischen Grenzlanden und in der Ausbildung einer groen Schar von Schlern, die seinem Vorbilde folgten. Das erste Kloster dieser Regel auf frher wendischem Gebiet ist Gottesgnaden bei Kalbe a. d. S.; jenseits der Elbe entstanden Jerichow (1144) und Leitzkau (1155); bei Sangerhausen wurde Rode gegrndet, bei Suhl Vera, auch das uralte Benediktiner-kloster St. Wiperti in Quedlinburg ward 1148 als Prmonstratenser-kloster eingerichtet. Die Tracht der Prmonstratenser ist wei und besteht aus Tunika, Skapulier und viereckigem Barett, darber im Chor ein weies Chorhemd und auf der Strae ein weier Mantel und breitkrempiger, weier Hut.
4. Die Vettelorden. Von ihnen sind besonders bedeutsam geworden die Dominikaner, Franziskaner und Augustiner. Sie hieen Bettelorden, weil sie nur von milden Gaben lebten und ihre Klster kein Eigentum erwerben durften. Dadurch waren sie auf die Städte als Wohnsitze hingewiesen, und in ihnen finden wir sie auch in groer Zahl vertreten. Dominikanerklster waren in Erfurt, Mh Ihausen, Nordhausen, Magdeburg, Halberstadt. Franziskaner oder Barfer hatten sich niedergelassen in Erfurt, Mhl-hausen, Langensalza, Nordhausen, Schleusingen, Halberstadt, Quedlinburg, Aschersleben, Stendal, Salzwedel, Magdeburg, Halle, Ziesar, Burg, Wittenberg, Torgau, Zeitz, Weienfels. Die Augustinereinsiedler sind besonders dadurch wichtig geworden, da aus ihnen die Reformation hervorging; sie befleiigten sich der Bibelforschung und fhrten einen strengen ueren Lebenswandel; auch Luther gehrte ihnen an. Und wo spter die Reformation Wurzel fate, da hatten meist die Augustiner den Boden bereitet und den Samen des Evangeliums ausgestreut. In Erfurt, Wittenberg, Magdeburg, Eisleben, den Wiegesttten der Reformation, waren Konvente dieses Ordens. Auerdem befanden sich Augustinerklster in Himmelpsorten bei Wernigerode, Sangerhausen, Langensalza, Nordhausen, Quedlinburg, Salzwedel, Herzberg.
5. Der Deutsche Orden. Dieser Orden war ursprnglich zur
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86 30. Die Einfhrung der Reformation in der Provinz Sachsen.
hier die evangelische Bewegung ihren Fortgang, und als der Erz-bischof die lutherische Predigt in der Stadt verbot, zogen die Brger scharenweise in die benachbarten kurschsischen und mansfelder Orte. Da griff der Erzbischof zu schrferen Mitteln. Als Ostern 1534 die neu gewhlten Ratsherrn sich weigerten, das Abendmahl in alter Weise zu nehmen, verbannte er sie mit Weib und Kind aus der Stadt. Die Brger, die nach auswrts zum evangelischen Gottes-dienst gingen, lie er ins Gefngnis werfen. Aber durch solche Schreckmittel wuchs nur die Liebe zum Evangelium. Und endlich kam auch fr die Brger Halles die Stunde der Befreiung von all den Verfolgungen und Qulereien. Der Erzbischof gebrauchte fr seine Liebhabereien und zur Befriedigung seiner Prachtliebe sehr viel Geld, so da seine Einknfte fr den Aufwand, den er trieb, bei weitem nicht ausreichten. Wiederholt hatten seine Untertanen schon die Schulden fr ihn bezahlt, jetzt sollte das Stift wieder 400000 Taler aufbringen, was fr Halle einen Anteil von 22000 Taler trug. Da erklrten die Brger, sie wrden die Summe nur dann bezahlen, wenn ihnen evangelische Prediger bewilligt wrden. Inzwischen erschien nun auch Justus Jonas in der Stadt und hielt am Karfreitag in der Kirche Unsrer lieben Frauen vor einer groen Menge die erste evangelische Predigt. Sofort ging zwar vom Erzbischof ein Schreiben an den Rat, worin er die lutherische Predigt bei Strafe verbot; aber eine Kirche nach der andern stellte einen evangelischen Prediger an.
Erzbischof Albrecht verlegte nun seine Residenz nach Mainz, wo er 1545 starb. Sein Nachfolger Johann Albert von Brandenburg-Ansbach, unter dem ebenfalls Magdeburg und Halberstadt vereint waren, wohnte wieder auf der Moritzburg und suchte, da er ein eifriger Katholik war, die Reformation zu verhindern. Zum Glck fr die Stadt war aber seine Regierungszeit nur kurz, sie dauerte nur bis 1550. Erst seine beiden Nachfolger, Friedrich (von 155052) und Sigismund (155266), Shne des Kurfrsten Joachim Ii. von Brandenburg, waren evangelisch gesinnt, und Sigismund fhrte mit Zustimmung des Domkapitels in Magdeburg 1561 die Reformation durch. Nach Sigismunds Tode whlte das halberstdtische Domkapitel nicht wieder den Erzbischof von Magdeburg zu ihrem Bischof, sondern lste das seit 87 Jahren (14791566) geschlungene Band mit dem Erzstift; es whlte den zwei Jahre alten Sohn des Herzogs von Braunschweig, Heinrich Julius, und behielt sich die stellvertretende Regierung des Landes vor. In dem Be-kenntnisstand der nunmehr evangelischen Landeskirche ward dadurch aber nichts gendert.
Die evangelischen Erzbischfe und Bischfe nannten sich hinfort Administratoren. Dadurch ging freilich der Glanz des geistlichen Titels verloren, denn Administratoren waren ganz allgemein Ver-
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Extrahierte Personennamen: Justus_Jonas Albrecht Albrecht Johann_Albert_von_Brandenburg-Ansbach Johann Friedrich_( Friedrich Sigismund_( Joachim_Ii Sigismund Sigismunds Heinrich_Julius Heinrich