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1. Die Heimat - S. 127

1899 - Leipzig : Degener
— 127 — Wölbungen des Fläming hervorzuheben sind. Der Boden ist sandig, so daß der Getreidebau kaum den Bedarf der Gegend deckt. Bis gegen Torgau hin, wo eine Kuppe eruptiven Gesteins hervorragt, wird die Elbe von niedrigen Höhenzügen begleitet, dann aber strömt sie zwischen flachen Usern hin, an denen sich nur selten eine Erhöhung des Bodens.zeigt. Deshalb mußten zur Abwehr der Überschwemmungen an beiden Ufern des Stroms starke Dämme errichtet werden. Die Ufer dieses Stromes sind fruchtbar und bilden (besonders von Prettin bis Wittenberg) anmutige Auen, die mit ihrem frischen Grün das Auge des Wanderers erquicken. An kleineren Seen ist die Gegend, besonders auf dem linken Elbufer, reich; von ihnen ist der große Teich bei Torgau hervorzuheben. Alle diese Gewässer sind sehr fischreich. Die Schwarze Elster hat bei ihrem geringen Gefälle einen fast schleichenden Gang, weshalb sie auch in ihrer Niederung sehr zur Teich- und Sumpfbildung geneigt ist. Ihren Beinamen trägt sie von dem schmutzigen Sumpfwasser. Links nimmt die Schwarze Elster die Pulsnitz aus, welche von Ortrand bis Elsterwerda in der Provinz Sachsen durch den Schraden, einen früheren Bruch, fließt. Weiter abwärts empfängt sie die Röder, die sich in zwei Arme teilt; der eine mündet zwischen Elsterwerda und Liebenwerda in die Elster, der andere geht bei Ubigau in den „Neuen Graben", der sich von der Elster abzweigt und durch die Auuaburger Heide fließt. Auf den Sandfeldern findet man das Heidekorn, Buchweizen, Kartoffeln, in der Elb-Aue dagegeu gedeihen Gerste und Weizen vortrefflich; auch trifft man hin und wieder (z. B. bei Jessen) aus Weiupflauzungen, die aber geringere Sorten liefern. Die Elb- und Elster-Gegenden sind mit zahlreichen Waldungen bestanden, welche sämtlich mit Wild bevölkert sind. In den zahlreichen Heiden beschäftigen sich die Bewohner mit Bienenzucht. An nutzbaren Mineralien sind ansehnliche Torflager, einzelne Braunkohlenbildungen und größere Thonlager bei Belgern vorhanden; zwischen Wittenberg und Zahna befindet sich Pfeifen- und Töpferthon in seltener Reinheit. a) Auf dem hier festen linken Elbufer liegt die Elbfestung Torgau (lls/4), die zugleich eine Brückenstadt des Elbstromes ist. Als Waffenplatz hat sie ihre Hauptbedeutung. Das auf eiueni Felsen an der Elbe liegende Schloß Hartenfels dient jetzt als Kaserne. (In Torgau wurde 1526 der torgauer Bund zwischen Sachsen und Hessen gegen die kathol. Reichsstände geschlossen. Luther und seine Freunde verfaßten hier 1530 die Torgauer Artikel, die Grundlage der Augsburgischen Konfession' und 1576 ward zur Beilegung der kryptocalvinistischen Streitigkeiten hier das Torgauer Buch veröffentlicht.) Etwas westlich von Torgau sind die Höhen von Siiptitz, wo am 3. No- vember 1760 die Österreicher unter Daun von Friedrich d. Gr. geschlagen wurden (Denkmal daselbst). 1811 ward Torgau auf Napoleons I. Befehl befestigt, hielt 1813 eine 3 monatliche Belagerung durch Tauenzien aus und ergab sich erst am 10. Januar 1814 auf Kapitulation. In der Nähe von Torgau befindet sich auf der rechten Elbseite das königliche Hauptgestiit Graditz. Links von der Elbe liegen noch in diesem Kreise die 3 Städte Belgern, Schildau und Dommitzsch. Belgeru (3), am linken Ufer der Elbe, ist eine Gründung der Sorbenwenden. Die Ein- wohner betreiben Ackerbau und Steingutfabrikation. Der hier gegrabene feine Ton wird nach Berlin, Leipzig und Dresden versandt. Auch Braunkohlengruben befinden sich in der Nähe. —

2. Deutsches Lesebuch - S. 155

1844 - Hamburg : Herold
155 länglichen Gefängnisse, zur Verbannung, oder doch zum Verluste seines Vermögens verurtheilt. Gestand er nicht, so war der Tod in den Flammen sein unvermeidliches Loos. Diese sogenannte Strafe ward an den Ketzern, wie man diejenigen nannte, die von der vorgeschriebenen Lehre abwichen, mit großem Gepränge vollzogen; wie zu einem Freudenfeste eilten von Nah und Fern Fremde herbei, um dem Schau- spiele zuzusehen; wobei die Geistlichkeit nicht versäumte, ihre Macht recht zu zeigen. Selbst die Gebeine der Todten liest die Inquisition nicht in Ruhe; man grub sie aus, und ver- brannte sie, wenn der Verdacht der Ketzerei auf dem Leben- den gehaftet hatte. b. Ungeachtet der angewendeten Vorsichtsmaastregeln und Schreckmittel drang doch das Licht der Vernunft, wenn auch lange gegen die Finsterniß kampfend, dennoch siegreich durch die dicken Nebel, womit es lange umgeben war. Es gelang den Verfinsterern dennoch nicht, den stillen aber unwidersteh- lichen Fortschritten des Geistes zti wehren, welche Mühe sie sich auch geben mochten; die Wahrheit ward aufs neu er- kannt, und man wird sie desto werther halten, wenn man sieht, wie sie entstellt, ja, wie lange sie den Menschen fast gänzlich vorenthalten worden ist. Schon um das Jahr 1170 trat im südlichen Frankreich, in der Stadt Lyon, Petrus Waldus, ein reicher Kaufmann, gegen die Oberherrschaft des Papstes und gegen manche kirch- liche Gebräuche auf; seine Anhänger nannten sich Walden- ser oder auch Albigenser, von der kleinen Stadt Alby, wo sich viele derselben aufhielten. Damals war aber noch die Macht der Geistlichkeit und des Papstes gewaltig; mit der größten Grausamkeit wurden die Waldenser verfolgt, ihre Dörfer den Erdboden gleich gemacht, und viele von ihnen fanden ihren Tod unter den rauchenden Trümmern ihrer Wohnungen. Obgleich man selbst einen Kreuzzug, wie gegen die Heiden, gegen sie aufbot, so hat sich doch die Secte der Waldenser bis auf unsere Tage erhalten, denn je härter man sie verfolgte, desto fester hielten sie an ihrem Glauben. Der Stifter dieser Religionsgesellschaft flüchtete sich nach Böhmen, wo er eines natürlichen Todes starb. (

3. Deutsches Lesebuch - S. 157

1844 - Hamburg : Herold
157 seinem Freunde, Hieronymus von Prag, weil ihm die Verbreitung der Wahrheit am Herzen lag, und er sein Le- den durch einen kaiserlichen Geleitsbrief, wie er meinte, ge- schützt sah. Dessenungeachtet ward er, bald nach seiner Ankunft in Kostnitz, ins Gefängniß geworfen, und obgleich er sich zwar vor dem Kaiser und der Kirchenversammlung vertheidigen durfte, so wurde doch auf seine Vertheidigung weiter nicht gehört, sondern ihm befohlen, seine Ketzereien zu widerrufen. Als er diesen Widerruf, trotz des harten Gefängnisses, wodurch man ihn dazu zwingen wollte, nicht leistete, ward er zum Tode verurtheilt und am 6. Juli 1415 lebendig verbrannt; seine Asche ward in den Rhein geworfen. Er starb mit großer Freudigkeit und standhaftem Muthe; seine letzten Worte waren Gebete für seine Feinde. Ein gleiches Schicksal hatte bald darauf sein Freund Hieronymus. Nur mit Widerwillen hatte der Kaiser seine Zustimmung zu dieser Verurtheilung, wodurch er sein Wort brach, gegeben; er glaubte indeß seine bei dieser Gelegenheit bewiesene Nach- giebigkeit gegen die Geistlichen würde diese zur Erfüllung seiner Wünsche geneigt machen, auch hielt er selbst Huß ge- wiß für einen gefährlichen Ketzer; aber jene Hoffnung ward nicht erfüllt, und er hatte umsonst die Schande der Wort- brüchigkeit auf sich geladen. Die Nachricht von dieser Ge- waltthat veranlaßte eine unbeschreibliche Aufregung in Böh- men. Hußens Anhänger, Hussiten genannt, vereinigten sich; sie verlachten die Drohungen der kostnitzer Kirchenvcr- sammlung tind deren Bannflüche, und verlangten von ihrem Könige Wenzel freie Religionsübung, welche ihnen auch in zwei Kirchen eingeräumt wurde. Nach dem Tode dieses - Königs hatte Siegismund Ansprüche auf die Krone, allein die Böhmen wollten einen solchen Regenten, den sie der Treulosigkeit beschuldigten, nicht, und er wollte den Hussiten die schon zum Theil gestattete freie Religionsübung nicht ge- währen. So entstand der Hussitenkrieg, der von 1420 bis 1436 mit großer Grausamkeit geführt ward. An der Spitze der Hussiten zeichnete sich der einäugige Johann Ziska, ein böhmischer Ritter, durch seine Tapferkeit, aber auch durch seine Wildheit aus. Er machte die Festung Tab o r zu seinem Waffenplatze, daher sich ein Theil der Hussiten auch Taboriten nannte, und wüthete von da aus gegen die katholischen Kirchen und Kloster, so wie auch gegen die katholisch gesinnten Böhmen. Er starb zwar schon 1422,

4. Deutsches Lesebuch - S. 168

1844 - Hamburg : Herold
168 sten war für seine Sicherheit gesorgt. Bei seiner Abreise (am 4. April) geleiteten ihn viele seiner Freunde und Schü- ler mit Thränen, denn sie glaubten, ihn nicht wieder Zu se- hen; an den Orten, wodurch er reifete, lief alles zusammen, um ihn zu sehen, aber überall rieth man ihm ab weiter zu reisen; Luther aber ließ sich nicht schrecken, sondern erklärte: „Wenn auch in Worms so viel Teufel wären, wie Zrcgel auf den Dächern, so will ich doch hinein." Von dieser wüthi- gen, gottvertrauenden Gesinnung zeuget auch das von ihm auf diesem Wege gedichtete, herrliche Lied: „Eine feste Burg ist unser Gott, eine gute Wehr und Waffen." Am 16. April kam Luther in Worms an, und ward daselbst mit großem Aufsehn empfangen. Viele Ritter und Herren waren ihm entgegen geritten, Tausende von Menschen erfüllten die Stra- ßen, um ihn zu sehen, und die Fenster, ja die Dächer der Häuser in den Gassen, durch welche er fuhr, waren eben- falls mit vielen Menschen erfüllt. Am folgenden Tage ward Luther in die Reichsversammlung geführt; jetzt war das Gedränge so groß, daß die kaiserliche Leibwache nicht im Stande war, ihm einen Weg zu bahnen, fonbern ihn durch Gärten und kleine Gäßchen zum Bischofshofe führte. Zm Vorzimmer des Saales umringten Luther viele seiner Freunde, die ihre Besorgnis' um ihn nicht verhehlten, ihn aber mit Gewalt zu befreien versprachen, wenn ihm ein Leids gesche- hen sollte; ein alter Feldhauptmann des Kaisers näherte sich ihm, und sprach: Mdnchlein, Mönchlein, du gehst euren so schweren Gang, wie ich und viele andere Hauptlcute in so vielen Schlachten nicht gegangen sind,, bist du aber deiner Sache gewiß, so wird der Herr dich nicht verlassen. Als nun Luther in den Saal trat, wandten sich aller Augen auf ihn, selbst der Kaiser sah ihn mit durchdringenden, aber nicht unfreundlichen Blicken an. Luther ward aber durch den Anblick so vieler Fürsten und Herren, so wie des Kai- sers, der als der erste Herrscher in der Christenheit ange- sehen werden konnte, in einige Verlegenheit versetzt. Als nun gefragt ward, ob er die ihm namentlich genannten Schriften für die von ihm verfaßten anerkenne, und ob er die darin enthaltenen Lehren widerrufen wolle, ge- dachte er, es könnten doch wohl Irrthümer darin ent- halten sein, und bat sich daher Bedenkzeit aus, um seine öffentlich ausgesprochenen Lehren noch einmal zu prüfen. Dieß ward ihm auch bewilligt, und er brachte nun die ganze

5. Deutsches Lesebuch - S. 158

1844 - Hamburg : Herold
158 «Oer an seine Stelle traten die nicht minder tapfern und ge- schickten Brüder Prokop ins der Aeltere und der Züngere. Kaiser Siegismund bot gegen sie sogar eine Art Kreuzzug, aus deutschen, besonders brandenburgischen Völkern zusammenge- bracht, ailf, allein dieses Heer ward gänzlich geschlagen, und der Rachedurst trieb nun die Hussiten, Streifzüge in die be- nachbarten deutschen Lander zu unternehmen. Am Ende blieb dem Kaiser nichts anders übrig, als Unterhandlungen mit den Ketzern anzuknüpfen, lind sie dadurch zu schwachen, daß man die Trennungen unter ihnen möglichst zu befördern suchte. Von den strengen Taboriten, die alle Mißbrauche abgeschafft wissen wollten, unterschieden sich die Calixtiner, die bloß den Kelch im Abendmahle verlangten. Durch diese Partheiungen schadeten sich die Hussiten am meisten; nach und nach hörte dieser Name ganz auf, und es entstand aus ihnen die Ne- ligionsgesellschaft der böhmischen Brüder, die sich unter allen Verfolgungen und den härtesten Bedrückungen fortwäh- rend -erhalten hat. c. Erfolgreicher und umfassender als das Bestreben dieser Männer war das Auftreten Luthers. Wie die göttliche Vorsehung immer die rechte Zeit und Stunde wählt, wenn Männer in die Welt treten sollen, die zum Segen der Mit- und Nachwelt geboren werden, so erschien auch Luther zu einer Zeit, die sein Werk begünstigte, und seiner Aussaat reichen Gewinn versprach. Er fand den Acker vorbereitet, auf welchen er den Saamen des wahrhaft göttlichen Werkes säete, er fand empfängliche Herzen und offene Ohren, die seiner Lehren mit Begierde lauschten, und was er sprach, das tönte laut in der Brust deutscher Männer nach, und hallte artch über die Grenzen Deutschlands in die benach- barten Länder, die davon mächtig erschüttert wurden. Der Geist der Völker war zu Luthers Zeiten mächtig aufgeregt und ergriffen. Die Buchdruckerkunst eröffnete den Menschen du unermeßliches Reich des Wissens, und das Verlangen aus der sprudelnden Quelle zu schöpfen ward um desto eifriger, je langer der Geist nach Befriedigung seines Dur- stes geschmachtet hatte; die kriegerische Wehr entfiel den Händen der Streiter, Schild und Speer rosteten in der Waffenkammer, überdieß unnütz geworden dtirch die Anwen-

6. Deutsche Geschichte - S. 89

1912 - Halle a.S. : Schroedel
89 dritten. Aber da die zwei sich nicht fgten, so war das bel nur noch grer geworden: die Christenheit hatte jetzt sogar drei Oberhupter. 3. Das Konzil zu Konstanz. 1414 bis 1418. So konnte es unmglich weitergehen. Im Jahre 1414 berief endlich auf Drngen des Kaisers Sigismund Papst Johann Xxiii., der Nachfolger des in Pisa gewhlten Papstes, ein Konzil nach Konstanz. Ein solches war nach der katholi-schen Lehre vom Heiligen Geiste erleuchtet und konnte darum nicht irren. Die Versammlung bot ein glanzvolles Bild. Mannigfarbig und kost-bar waren die Gewnder der hohen Geistlichen und ihres Gefolges, reich und prchtig die Trachten der weltlichen Fürsten und ihrer Ritter, die sich zu einem Reichstage einfanden. Die Huser der Stadt reichten nicht aus, die Gste zu beherbergen; viele wohnten in prchtigen Zelten vor den Toren. Die Versammlung hatte eine dreifache Aufgabe: die Kirchenspaltung zu beseitigen und die ganze katholische Christenheit wieder unter einen Papst zu bringen; dann die Einheit der Lehre durch die Ausrottung der hussitischeu Ketzerei wiederherzustellen, und schlielich die sonstigen Mistnde aus dem kirchlichen Leben durch eine Reformation an Haupt und Gliedern zu entfernen. Die Kirchenspaltung war bald beseitigt; man setzte alle drei Ppste ab. Sie verzichteten auf ihre Wrde. Dann wurde Hu vorgeladen, um sich zu verantworten. Es war ihm vom Kaiser freies Geleit zugesichert worden. Doch warf man ihn bald nach seiner Ankunft ins Gefngnis. Er sollte seine Lehre einfach widerrufen; doch er beharrte bei ihr und berief sich fr sie auf die Bibel. Darum erklrte ihn die Versammlung fr einen Ketzer und verurteilte ihn zum Feuertode; denn einem Ketzer brauchte man nach ihrer Ansicht das Geleit nicht zu halten. Die weltliche Obrigkeit lie ihn vor der Stadt verbrennen. Seine Asche wurde von dem Henker in den Rhein gestreut. So meinte man, die Einheit der Kirche wiederhergestellt zu haben, und whlte in Martin V. einen neuen Papst, um mit ihm zusammen die Reformation vorzunehmen. Aber beide Teile waren darber ver-fchiedener Meinung, und darum lste Martin schlielich die Versammlung aus. 4. Die Hussitenkriege. 1419 bis 1433. Die Hinrichtung ihres Glaubens-Helden erbitterte die Bhmen sehr. Als man nun auch noch einen seiner Freunde verbraunte, da brach ein furchtbar erans stand los. Das ganze Volk erhob sich, besonders als auf König Wenzel sein Bruder Sigismund folgte, der ja Hu das Wort gebrochen hatte. Mit dem Kelche in der Hand riefen die Fhrer die Glubigen zum Kampfe auf; deshalb hie man sie Kelchner oder Kalixtiuer. Da lie Sigismund ein Heer gegen sie mar-schieren; aber seine Truppen wurden leicht zurckgetrieben. Der Papst befahl einen Kreuzzug wider sie, und wirklich wurden wiederholt Reichstruppen ausgeschickt; doch die glaubensmutigen Männer rannten alles der den Hansen, soda schlielich ein Heer beim bloen Anblick ihrer Scharen davonlief. Rch so groen Erfolgen hielten sich die Hnssiten fr das auserwhlte Volk Gottes, das zur Zuchtrute fr die unglubige Menschheit ausersehen sei. Sie unternahmen jetzt furchtbare Einflle in die Nachbarlnder. Rauchende Trmmerhaufen bezeichneten ihren Weg. Nach Schlesien, nach Thringen und

7. Deutsche Geschichte - S. 125

1912 - Halle a.S. : Schroedel
125 Vi. Die Gegenreformation in Deutschland. J. Die Ausbreitung der evangelischen Lehre. Nach dem Augsburger Religiousfrieden kam fr die Evangelischen in Teutschland eine gnstige Zeit. Ferdinand I. hinderte die Ausbreitung des neuen Glaubens nicht, und M a x i m i l i a n Ii. galt als sein heimlicher Anhnger. Unter der Regierung dieses Kaisers gewann die Reformation im Reiche ihre grte Ausdehnung. Nenn Zehntel der Bevlkerung waren evangelisch, und selbst im Stephans-dorn zu Wien wurde evangelischer Gottesdienst gehalten. Auch konnten die Protestanten eine grere Anzahl von geistlichen Frstentmern in ihren Besitz bringen. 2. Der Kampf gegen sie. Nun suchten die Leiter der katholischen Kirche das verlorene Gebiet wiederzugewinnen. Man nennt ihre Bemhungen die Gegenreformation. Die Aussichten auf Erfolg waren nicht un> gnstig; denn die evangelische Kirche war gespalten, und Lutheraner und Reformierte bekmpften sich als Todfeinde. Dagegen gab es in der katholischen Kirche keinen Lehrstreit. Das Konzil zu Trient hatte alle Glaubensstze ganz klar festgestellt, und jeder Katholik wute genau, was er anzunehmen und zu verwerfen habe. 3. Die Kmpfer. Als bester Streiter der katholischen Kirche zeigte sich der Jesuitenorden. Sein Grnder war der spanische Ritter Ignatius von Loyola. Als Offizier im Heere Karls V. trug er eine schwere Wunde davon. Ans seinem Krankenlager las er besonders religise Schriften. Sie machten einen so tiefen Eindruck auf ihn, da er dem Kriegshandwerk ent-sagte und sein Leben ganz dem Dienste der Kirche widmete. Hab und Gut verteilte er unter die Armen und pilgerte dann nach dem Heiligen Laude, um den Jzuhammebanern das Evangelium zu predigen. Als dieses Unternehmen fehlschlug, kehrte Ignatius nach Spanien zurck. Hier stiftete er die Ge-sellschast Jesu, die 1540 vom Papste besttigt wurde. Ihre Mitglieder, die hinten waren Mnche, doch ohne besondere Tracht. Auer den blichen drei Gelbten legten sie noch ein viertes ab: sie verpflichteten sich zum unbedingten Gehorsam gegen den Papst. 4. Ihre Erfolge. Die Jesuiten grndeten in Deutschland zahlreiche Lateinschulen und unterrichteten die Jugend; sie pflegten eifrig die Predigt und hatten deshalb groen Zulauf. In ihrem Kampfe gegen den Protestantismus errangen sie bald bedeutende Erfolge. Viele ganz evangelische Emwohner^ ^ h^ten nach einiger Zeit nur noch katholische o r hre Freunde unter den Fürsten. Ihre Fortschritte verdankten die ^efmte besonders auch der Gunst mehrerer deutschen Fürsten. Ru ihnen gehorte vor allen der Kaiser Rudolf Ii. (1576 bis 1612). Dieser Herrscher, dem die Astrologie wichtiger war als alle Reichsgeschfte, lie dem Orden vllig freie Hand. Begeisterte Verehrer der Jesuiten waren auch Ferdinand (V! tetermarf und Maximilian von Bayern. Von dem Frsten-rechte, die Religion in ihren Landen zu bestimmen, machten beide den schrfsten Gebrauch; andersglubige Untertanen duldeten sie nicht.

8. Geschichte der Provinz Sachsen - S. 91

1906 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
31. Der Bauernkrieg. 91 .Ha gegen Fürsten und Herren verbanden sich in seiner Seele mit einem hochfahrenden, rastlosen Ehrgeize und einer malosen, religisen Schwrmerei. Auf die Bibel legte er wenig Wert, hielt aber viel von Trumen und Gesichten und glaubte mit Gott persnlich ver-kehren zu knnen. Um dem armen Volke zu helfen, predigte er den Umsturz der bestehenden Verhltnisse und die Gleichheit aller Menschen. Seine zndende Beredsamkeit schaffte ihm viele Anhnger, und berall, wohin er kam, grndete er Vereine, welche die Aufrichtung der all-gemeinen Gleichheit, Gtergemeinschaft und Vernichtung der Obrigkeit auf ihre Fahnen geschrieben hatten. Daher duldete man ihn auch uirgends lange. Zwickau mute er bald verlassen; er wandte sich nach Bhmen, fand aber hier keine Aufnahme und kehrte wieder in -seine Heimat zurck. Eine kurze Zeit hielt er sich in Nordhausen auf, dann ging er als Prediger nach Allstedt in S.-Weimar. Hier fand er groen Anhang; viele Meilen weit kamen die Menschen her, von Eisleben, Mansfeld, Sangerhausen, Frankenhausen, Halle, schersleben, um seine Predigt zu hren. Der Beifall der Menge machte ihn khn, immer lauter mahnte er, den unertrglichen Verhltnissen ein Ende zu machen. Da es bereits zu Aus-'schreitungen kam, griff der Kurfürst von Sachsen ein, und Mnzer mute nach ungefhr einem Jahre im August 1524 Allstedt wieder verlassen. Er wandte sich nach Mhlhausen. 3. Pfeiffer in Mhlhausen. In Mhlhausen wirkte damals ein Geistesverwandter Mnzers, das war Heinrich Pfeiffer. Dieser war in dem eichsfelder Kloster Reiffenstein Mnch gewesen, hatte das Kloster aber 1521 verlassen und Unterkunft bei dem Junker Heinz von Entzenberg auf der nahen Burg Scharfenstein gefunden, wo er Burgkaplan ward; auerdem predigte er auch den umwohnenden Bauern auf lutherisch". Da er in seinen Predigten den Landes-Herrn, den Kurfrsten von Mainz, angegriffen hatte, sollte er verhaftet werden, entwich aber noch rechtzeitig nach seiner Vaterstadt 'Mhlhausen. Am Sonntage Sexagesim 1523 trat er hier zum ersten Male ffentlich auf. Als nach beendigtem Gottesdienst der sogenannte Bierrufer, wie blich, von dem neben der Kirche liegenden Bierrufersteine" aus neues Bier ausgerufen hatte, sprang er auf 'i>en Stein und rief der berraschten Menge zu: Hrt zu, ich will euch ein ander Bier verkndigen," und dann griff er in seiner Rede heftig die Geistlichen an; Mnche, Pfaffen und Nonnen seien Teufelsgesinde, alles, was sie htten, wre armer Leute Blut und Schwei. Auch Sen Adel und die Fürsten schonte er nicht. Bei der Menge fand er groen Beifall, und der Rat mute es dulden, da Pfeiffer in einigen Kirchen predigte. Als aber ein Aufruhr in der Stadt ent--stand, den man ihm zur Last legte, mute er die Stadt im August 1523 verlassen. Gegen Ende des Jahres aber kehrte er wieder Zurck und predigte wie zuvor, was der Rat stillschweigend duldete,

9. Geschichte der Provinz Sachsen - S. 56

1906 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
56 18. bersicht der die wichtigsten Stifter und Klster im Bereiche ic. dem er die verschrfte Regel des Augustin gab. Norbert, der sittenstrenge, wenn auch von Hrte und Ehrsucht nicht freie Begrnder dieses Ordens, war von Geburt ein Deutscher und wurde schon 1126 Erzbischof von Magdeburg; dadurch haben die Prmonstratenser fr unsere Gegend eine ganz besondere Bedeutung erlangt. Das Kloster Unserer Lieben Frauen" in Magdeburg war das erste, das Norbert nach seiner Regel einrichtete. Von diesem Kloster aus, das als zweites Mutterkloster des Ordens galt, breitete sich dieser, wenn auch langsam, so doch stetig aus. Die Prmonstratenser waren zwar Mnche, aber auch zugleich Priester und gewannen deshalb groen Einflu auf das Volk. Die Bedeutung Norberts liegt besonders in der Pflanzung von Stiftern und Klstern in unfern slavischen Grenzlanden und in der Ausbildung einer groen Schar von Schlern, die seinem Vorbilde folgten. Das erste Kloster dieser Regel auf frher wendischem Gebiet ist Gottesgnaden bei Kalbe a. d. S.; jenseits der Elbe entstanden Jerichow (1144) und Leitzkau (1155); bei Sangerhausen wurde Rode gegrndet, bei Suhl Vera, auch das uralte Benediktiner-kloster St. Wiperti in Quedlinburg ward 1148 als Prmonstratenser-kloster eingerichtet. Die Tracht der Prmonstratenser ist wei und besteht aus Tunika, Skapulier und viereckigem Barett, darber im Chor ein weies Chorhemd und auf der Strae ein weier Mantel und breitkrempiger, weier Hut. 4. Die Vettelorden. Von ihnen sind besonders bedeutsam geworden die Dominikaner, Franziskaner und Augustiner. Sie hieen Bettelorden, weil sie nur von milden Gaben lebten und ihre Klster kein Eigentum erwerben durften. Dadurch waren sie auf die Städte als Wohnsitze hingewiesen, und in ihnen finden wir sie auch in groer Zahl vertreten. Dominikanerklster waren in Erfurt, Mh Ihausen, Nordhausen, Magdeburg, Halberstadt. Franziskaner oder Barfer hatten sich niedergelassen in Erfurt, Mhl-hausen, Langensalza, Nordhausen, Schleusingen, Halberstadt, Quedlinburg, Aschersleben, Stendal, Salzwedel, Magdeburg, Halle, Ziesar, Burg, Wittenberg, Torgau, Zeitz, Weienfels. Die Augustinereinsiedler sind besonders dadurch wichtig geworden, da aus ihnen die Reformation hervorging; sie befleiigten sich der Bibelforschung und fhrten einen strengen ueren Lebenswandel; auch Luther gehrte ihnen an. Und wo spter die Reformation Wurzel fate, da hatten meist die Augustiner den Boden bereitet und den Samen des Evangeliums ausgestreut. In Erfurt, Wittenberg, Magdeburg, Eisleben, den Wiegesttten der Reformation, waren Konvente dieses Ordens. Auerdem befanden sich Augustinerklster in Himmelpsorten bei Wernigerode, Sangerhausen, Langensalza, Nordhausen, Quedlinburg, Salzwedel, Herzberg. 5. Der Deutsche Orden. Dieser Orden war ursprnglich zur

10. Geschichte der Provinz Sachsen - S. 86

1906 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
86 30. Die Einfhrung der Reformation in der Provinz Sachsen. hier die evangelische Bewegung ihren Fortgang, und als der Erz-bischof die lutherische Predigt in der Stadt verbot, zogen die Brger scharenweise in die benachbarten kurschsischen und mansfelder Orte. Da griff der Erzbischof zu schrferen Mitteln. Als Ostern 1534 die neu gewhlten Ratsherrn sich weigerten, das Abendmahl in alter Weise zu nehmen, verbannte er sie mit Weib und Kind aus der Stadt. Die Brger, die nach auswrts zum evangelischen Gottes-dienst gingen, lie er ins Gefngnis werfen. Aber durch solche Schreckmittel wuchs nur die Liebe zum Evangelium. Und endlich kam auch fr die Brger Halles die Stunde der Befreiung von all den Verfolgungen und Qulereien. Der Erzbischof gebrauchte fr seine Liebhabereien und zur Befriedigung seiner Prachtliebe sehr viel Geld, so da seine Einknfte fr den Aufwand, den er trieb, bei weitem nicht ausreichten. Wiederholt hatten seine Untertanen schon die Schulden fr ihn bezahlt, jetzt sollte das Stift wieder 400000 Taler aufbringen, was fr Halle einen Anteil von 22000 Taler trug. Da erklrten die Brger, sie wrden die Summe nur dann bezahlen, wenn ihnen evangelische Prediger bewilligt wrden. Inzwischen erschien nun auch Justus Jonas in der Stadt und hielt am Karfreitag in der Kirche Unsrer lieben Frauen vor einer groen Menge die erste evangelische Predigt. Sofort ging zwar vom Erzbischof ein Schreiben an den Rat, worin er die lutherische Predigt bei Strafe verbot; aber eine Kirche nach der andern stellte einen evangelischen Prediger an. Erzbischof Albrecht verlegte nun seine Residenz nach Mainz, wo er 1545 starb. Sein Nachfolger Johann Albert von Brandenburg-Ansbach, unter dem ebenfalls Magdeburg und Halberstadt vereint waren, wohnte wieder auf der Moritzburg und suchte, da er ein eifriger Katholik war, die Reformation zu verhindern. Zum Glck fr die Stadt war aber seine Regierungszeit nur kurz, sie dauerte nur bis 1550. Erst seine beiden Nachfolger, Friedrich (von 155052) und Sigismund (155266), Shne des Kurfrsten Joachim Ii. von Brandenburg, waren evangelisch gesinnt, und Sigismund fhrte mit Zustimmung des Domkapitels in Magdeburg 1561 die Reformation durch. Nach Sigismunds Tode whlte das halberstdtische Domkapitel nicht wieder den Erzbischof von Magdeburg zu ihrem Bischof, sondern lste das seit 87 Jahren (14791566) geschlungene Band mit dem Erzstift; es whlte den zwei Jahre alten Sohn des Herzogs von Braunschweig, Heinrich Julius, und behielt sich die stellvertretende Regierung des Landes vor. In dem Be-kenntnisstand der nunmehr evangelischen Landeskirche ward dadurch aber nichts gendert. Die evangelischen Erzbischfe und Bischfe nannten sich hinfort Administratoren. Dadurch ging freilich der Glanz des geistlichen Titels verloren, denn Administratoren waren ganz allgemein Ver-
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