Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 35

1911 - Magdeburg : Creutz
Sagen, 35 einem Male der wüste Lärm in schallendes Gelächter, denn ein Ratsherr hatte auf eine Tafel in großen Lettern geschrieben: „Der Roland foll stehen bleiben, wir wollen ihn nur nicht länger haben, weil er uns schon lang genug ist!" Damit war das Mißverständnis aufgeklärt. Die guten Bürger sahen, daß sie von dem ver- meintlichen Künstler arg genasführt waren. Kein Wunder also, daß sich ihr Unmut gegen ihn wandte. Als sie den Schalk griffen, steckten sie ihn zur Strafe in den Wendenturm, Im Nu aber entwich er mit einem Hohngelächter: und jeder wußte nun, daß der vermeintliche Künstler der leibhaftige Teufel gewesen war. Der Rolaud war in der früheren Zeit für die Stadt Stendal das Zeichen der eigenen Gerichtsbarkeit. Die im Jahre 1525 am Rat- hause errichtete Stein- figur gehört zu den größten, die wir besitzen. Der gewaltige Körper ruht auf starken Beinen, dessen Waden stärker sind als der Brustumfang eines kräftigen Mannes, Durch den schweren Pan- zer wird der Körper ge- schützt. Die erhobene rechte Hand hält das 4 m lange Schwert, das Werkzeug des strafenden Rechts; die linke Hand umfaßt den Schild mit dem brandenburgischen Adler, das Sinnbild des Schutzes. So er- innert der Roland an die frühere Größe und Selbst- ständigkeit der Stadt Stendal. Der Roland am Rathaus in Stendal. 2. Der wunderbare Ring im Schlosse zu Calbe a. M. In einer Nacht erschien der Schloßherrin eine Frauengestalt mit einem Lichte und flehte sie an um Hilfe und Beistand bei einer Kranken, Als die Edelfrau ein- willigte, bat die Erscheinung, von der Kranken weder Essen noch Trinken noch irgend ein Geschenk anzunehmen, da sonst Unglück über das Schloß und die Familie kommen würde. Die Herrin tat nach dem Gebote, und die Kranke wurde wieder gesund. Da kam eines Tages der Mann der Kranken und überreichte der Schloßherrin eine Schüssel mit gemünztem Golde. Doch die Herrin dachte an das Gebot der Er- 3*

2. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 42

1911 - Magdeburg : Creutz
42 3. Das Land zwischen Ohre, Elbe, Saale und Harz. Höhen auch benannt wurden. Die Spiegelsberge sind ein viel besuchter Aufenthaltsort der Halberstädter; aber auch von Fremden werden sie gern bestiegen. Unter den Gebäuden sind sehenswert: das Jagdschloß, in dessen Felsenkeller ein riesiges Weinfaß (161 000 1) liegt, das Mausoleum und der sechseckige Aussichtsturm. Aus seinen Fugen und Nischen gucken Tiersiguren, z. B. Füchse, Schlangen, Hasen, Hunde, Eulen, hervor. An die Spiegelsberge reihen sich im So. die Klusberge mit dem frei- stehenden Sandsteinfelsen „Teufelsstuhl" und weiter im S. die Theken- berge mit dein „Gläsernen Mönch". Fast genau im S. von Halberstadt liegt der Hoppel- oder Sargberg; denn von der Westseite gesehen gleicht er einem großen Sarge. Der Hoppelberg hat eine bedeutende Höhe (300 m) und gewährt einen wundervollen Überblick über die gesegnete Landschaft und den Harz. 4. Der Hui und der Hakelwald. Der Huiwald, d. h. Hochwald, ist ein schön bewaldeter (Bucheu) Höhenzug. Er reicht im O. fast bis an die Bode. Aus der höchsten Stelle liegt das alte Kloster Huyseburg. Am nördlichen Rande des Kloster- berges liegt die Daneilshöhle, worin viele Jahre ein gefährlicher Räuber hauste. Die Olenburg bei Badersleben war eine bedeutende Wallburg. Ihre Wälle sind zum Teil noch recht gut erhalten. — Unter den „Kölligs- buchen" steht ein Stein mit der Inschrift: Mit Ehrfurcht, Wanderer, zieh' den Hut; Denn unter'm Dome dieser Buchen Hat, Schatten so wie du zu suchen, Held Gustav Adolf einst geruht. Aus dem rechten Bodeufer dehnt sich in gleicher Richtung der waldige Hakel aus. Die Dumburg liegt an seiner höchsten Stelle. Der Hakelwald war nach der Sage des Oberjägermeisters Hans Hakelbergs liebstes Jagdgebiet. Er starb zwar an der Wunde eines Eberzahns, jagt aber nach seinem Tode im Hakel noch weiter. Mit Hallo-Geschrei, begleitet von seinen Genossen und den Hunden, rast er nachts den Hakel auf und uieder. In seinem Gefolge befindet sich auch eine Ohreule, die Tut-Ursel. Diese war früher eine Nonne und wurde in eine Eule verzaubert. Die Dumburg ist ihr Aufenthalt. 5. Der Alvenslebener Höhenzug. Der Alvenslebener Höhenzug bildet eine breite Hochfläche, die sich quer vor die Bode lagert. Dadurch wird diese gezwungen, ihre nördliche Richtung zu ändern. Der Alvenslebener Höhenzug erreicht in dem Felsen berge bei Magdeburg seine höchste Höhe. Er besteht aus Erd- und Sandhügeln, die der Pflug des Landmannes bis zum Gipfel beackert. Nur hier und da sind die Höhen bewaldet. (Das Hohe, das Saure, das Eggeuftedter Holz, der Marienborner Wald.) In seinem nördlichen Teile birgt der Höhenzug treffliche Bausteine (Porphyr, Sandstein und Grau- wacke), die in Steinbrüchen gebrochen werden. Vom Alvenslebener Höhen- zuge zweigt sich nach O. ein Höhenzug ab, der von Gr.-Wanzleben bis

3. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 49

1911 - Magdeburg : Creutz
Sagen. 49 einem Male der wüste Lärm in schallendes Gelächter, denn ein Ratsherr hatte auf eine Tafel in großen Lettern geschrieben: „Der Roland soll stehen bleiben, wir wollen ihn nur nicht länger haben, weil er uns schon lang genug ist!" Damit war das Mißverständnis aufgeklärt. Die guten Bürger sahen, daß sie von dem ver- meintlichen Künstler arg genasführt waren. Kein Wunder also, daß sich ihr Unmut gegen ihn wandte. Als sie den Schalk griffen, steckten sie ihn zur Strafe in den Wendenturm. Im Nu aber entwich er mit einem Hohngelächter; und jeder wußte nun, daß der vermeintliche Künstler der leibhaftige Teufel gewesen war. Der Roland war in der früheren Zeit für die Stadt Stendal das Zeichen der eigenen Gerichtsbarkeit. Die im Jahre 1525 am Rat- hause errichtete Stein- sigur gehört zu den größten, die wir besitzen. Der gewaltige Körper ruht auf starken Beinen, dessen Waden stärker sind als der Brustumfang eines kräftigen Mannes. Durch den schweren Pan- zer wird der Körper ge- schützt. Die erhobene, rechte Hand hält das 4 m lange Schwert, das Werkzeug des strafenden Rechts; die linke Hand umfaßt den Schild mit dem brandenburgischen Adler, das Sinnbild des Schutzes. So erinnert der Roland an die frühere Größe und Selbstständig- keit der Stadt Stendal. Der Roland am Rathaus in Stendal. 2. Der wunderbare Mug im Schlosse zu Calbe a. M. In einer Nacht erschien der Schloßherrin eine Frauengestalt mit einem Lichte und flehte sie an um Hilfe und Beistand bei einer Kranken. Als die Edelfrau ein- willigte, bat die Erscheinung, von der Kranken weder Essen noch Trinken noch irgend ein Geschenk anzunehmen, da sonst Unglück über das Schloß und die Familie kommen würde. Die Herrin tat nach dem Gebote, und die Kranke wurde wieder gesund. Da kam eines Tages der Mann der Kranken und überreichte der Schloßherrin eine Schüssel mit gemünztem Golde. Doch die Herrin dachte an das Gebot der Er- Henze-Kohlhase, Die Provinz Sachsen. Ausgabe A. 4

4. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 56

1911 - Magdeburg : Creutz
56 3. Das Land zwischen Ohre, Elbe, Saale und Harz. Höhen auch benannt wurden. Die Spiegelsberge sind ein viel besuchter Aufenthaltsort der Halberstädter: aber auch von Fremden werden sie gern bestiegen. Unter den Gebäuden sind sehenswert: das Jagdschloß, in dessen Felsenkeller ein riesiges Weinsaß (161 000 1) liegt, das Mausoleum und der sechseckige Aussichtsturm. Aus seinen Fugen und Nischen gucken Tierfiguren, z. B. Füchse, Schlangen, Hasen, Hunde, Eulen, hervor. Au die Spiegelsberge reihen sich im So. die Klusberge mit dem frei- stehenden Sandsteinfelsen „Teufelsstuhl" und weiter im S. die Theken- berge mit dem „Gläsernen Mönch". Fast genau im S. von Halberstadt liegt der Hoppel- oder Sargberg; denn von der Westseite gesehen gleicht er einem großen Sarge. Der Hoppelberg hat eine bedeutende Höhe (300 m) und gewährt einen wundervollen Überblick über die gesegnete Landschaft und den Harz. 4. Der Hui und der Hakelwald. Der Hniwald, d. h. Hochwald, ist ein schön bewaldeter (Buchen) Höhenzug. Er reicht im O. sast bis an die Bode. Auf der höchsten Stelle liegt das alte Kloster Huyseburg. Am nördlichen Rande des Kloster- berges liegt die Daneilshöhle, worin viele Jahre ein gefährlicher Räuber hauste. Die Olenburg bei Baderslebeu war eine bedeutende Wallburg. Ihre Wälle sind zum Teil uoch recht gut erhalten. — Unter den „Königs- buchen" steht ein Stein mit der Inschrift: Mit Ehrfurcht, Wanderer, zieh' den Hut; Denn unter'm Dome dieser Buchen Hat, Schatten so wie du zu suchen, Held Gustav Adolf einst geruht. Auf dem rechten Bodenfer dehnt sich in gleicher Richtung der waldige Hakel aus. Die Dumburg liegt au seiner höchsten Stelle. Der Hakelwald war nach der Sage des Oberjägermeisters Hans Hakelbergs liebstes Jagdgebiet, Er starb zwar an der Wunde eines Eberzahns, jagt aber nach seinem Tode im Hakel noch weiter. Mit Hallo-Geschrei, begleitet von seinen Genossen und den Hundert, rast er nachts den Hakel auf und nieder. In seinem Gefolge befindet sich auch eine Ohreule, die Tut-Ursel. Diese war früher eine Nonne und wurde in eine Eule verzaubert. Die Dumburg ist ihr Aufenthalt. 5. Der Alvenslebener Höhenzug. Der Alvenslebener Höhenzug bildet eine breite Hochfläche, die sich quer vor die Bode lagert. Dadurch wird diese gezwungen, ihre nördliche Richtung zu ändern. Der Alvenslebener Höhenzug erreicht in dem Felsenberge bei Magdeburg seine höchste Höhe. Er besteht aus Erd- und Sandhügeln, die der Pflug des Landmannes bis zum Gipfel beackert. Nur hier und da sind die Höhen bewaldet. (Das Hohe, das Saure, das Eggenftedter Holz, der Marienborner Wald.) In seinem nördlichen Teile birgt der Höhenzug treffliche Bausteine (Porphyr, Sandstein und Grau- wacke), die in Steinbrüchen gebrochen werden. Vom Alvenslebener Höhen- znge zweigt sich nach O. ein Höhenzug ab, der von Gr.-Wanzleben bis

5. Der Regierungsbezirk Lüneburg - S. 15

1895 - Lüneburg : Herold & Wahlstab
— 15 — teilte das Lüneburger Landvolk die allgemeine Begeisterung nicht. Es herrschte eine kalte und gemessene Stimmung, wohl hervorgerufen durch die Besorgnis, daß das Davoustsche Korps, das in der Nähe stand, Rache nehmen könne. Nur in der Stadt Lüneburg raffte sich die Bevölkerung zum entschiedenen Handeln aus. Am 31. März 1813 rückte ein 2600 Mann starkes französisches Korps unter Anführung des Generals Morand von Reppenstedt her in Lüneburg ein. Zwei Männer, Bürger Spangenberg und Arbeitsmann Gellers, die zu den Waffen gegriffen hatten, wurden vor das Altenbrücker Thor geschleppt und erschossen. (An der Stelle befindet sich ein Gedenkstein.) Aber am 2. April nahte über Bilm der General von Dörnberg und marschierte unter Hörnerklang auf den Marktplatz. Unter beständigem Schießen wurden nun die Franzosen aus dem Neuen Thor getrieben. Da, als schon der Sieg fast errungen war, ging ven Befreiern die Munition aus. Aber seht, es ist ein Engel In die aufgefaßte Schürze Unterwegs mit schnellem Fuß, Raffte sie behendlich ein. Zu ersetzen eure Mängel Trug die köstlich teure Würze Von des Feindes Überfluß. Ihnen in das Glied hinein. Ein französ'fcher Pulverwagen Schnell geleeret war die Schürze, Lag gestürzt am fernen Ort, Und Johanna schnell zu Fuß Und zerstreut am Boden lagen Wieder fort und in der Kürze Halfen von Patronen dort. Wieder da mit Überfluß . . . Dieses ward ein Mädchen mne, Wie auch dichter Kugelregen Die Johanna Stegen hieß, Von dem Feinde rings geschah, Die es mit entschlofsnem Sinne Immer ist Johanna Stegen Nicht zu nutzen unterließ. Mit der vollen Schürze da. Und so ist zuletzt geschehen, Was da zu vermuten war, Daß der Feind nicht länger stehen Konnte vor der Bürgerschar . . . (Friedr. Rückert.) Morand selbst ward verwundet und nach Boizenburg gebracht, wo er starb. 100 Franzosen waren gefangen ge- nommen, wurden aber auf Befehl Dörnbergs wieder frei- gegeben.

6. Der Regierungsbezirk Lüneburg - S. 38

1895 - Lüneburg : Herold & Wahlstab
— 38 — Mann zugleich überzusetzen. Sechs Fährleute zogen sie in 10—12 Minuten hinüber. Eine solche Fähre kostete nicht weniger als 10 000 Mark, ein einziges Tau 1300 Mark. Die Brücke begann wieder am linken Ufer der Norder-Elbe und reichte bis an die Wilhelmsburger Chaussee. Die letztere führte bis zum Hauptdeiche an der Südseite von Wilhelms- bürg. Vom Ende der Heerstraße bis zum rechten Ufer der Süder-Elbe wölbte sich wieder eine Brücke. Die Süder-Elbe Katte Fähren wie die Norder-Elbe. Am linken Ufer der Süder-Elbe begann der 4. Teil der Brücke, der bis zum Harburger Schlosse reichte. Die Kosten der Riesenbrücke mögen sich auf 900 000 Mark belaufen haben. Da der Bau aber nicht solide genug war, sank die Brücke an sumpfigen Stellen, weshalb sie schon nach fünf Jahren abgebrochen werden mußte. Das Steinpflaster ward aufgerissen und der Wegdamm wieder in Ackerland veiwaudelt. Das war das Schicksal der so sehr bewunderten „Teaselsbrücke", die Ham- bürg und Harburg so viel Weh gebracht hatte. Jetzt führen eine Eisenbahn und eine dauerhafte Chaussee über Wilhelms- bürg. Unter den Dörfern hat das Kirchdorf Moisburg an der Este eine reiche Vergangenheit hinter sich. Der Ort ward im 13. Jahrh. vom Erzbischof von Bremen zur Stadt erhoben, war befestigt und besaß ein eigenes Schloß. Das Dorf Hollenstedt wird schon 804 als Holdunstetin erwähnt. An Karl den Großen, der hier mit seinem Heere lag, soll noch der Karlsstein erinnern. Der Abdruck des Hufeisens und der tiefe Spalt darin sollen durch den Fußtritt des Rosses und den Schwertschlag des Helden entstanden sein. (Vgl. die Sage vom Pickelstein <S. 12.) 9. Der Kreis Soltau. Der Kreis liegt so recht im Herzen der Heide. Hier, wo 10—20 Ortschaften ein einziges Kirchspiel bilden, kann man oft Stunden lang wandern, ohne ein Dorf zu treffen; höchstens erblickt man einen Schafstall in trauriger Einöde. Da weidet der Schäfer seine hundertköpfige Heidschnuckenherde; sein kluger Hund ruht neben ihm oder geht bedächtig um

7. Der Regierungsbezirk Lüneburg - S. 12

1895 - Lüneburg : Herold & Wahlstab
— 12 — man das Herannahen des Schwedenkönigs Gustav Adolf, der die lutherische Sache verteidigen wollte. Er soll (vor der Zerstörung Magdeburgs) durch die Gegend von Wittingen gekommen sein, wenigstens erzählt man noch eine Sage, die an den Pickelstein (zwischen den Dörfern Ehra und Boizenhagen gelegen) anknüpft. Darnach legte sich der Schwedenkönig müde und matt von dem langen Marsch auf der Heide zum Schlafe nieder; aber nach einiger Zeit ward er durch die Soldaten mit dem Ruf: „Die Kaiserlichen kommen!" ge- weckt. Rasch schwang sich der König aufs Roß und rief: „So wenig es möglich ist, daß der Huf meines Pferdes in dieses harte Gestein (Pickelstein) eindringt, so wenig werden wir den Feinden entrinnen können, es sei denn, daß der Allmächtige helfe. So will ick denn in der Not ein Zeichen vom Allerhöchsten begehren." Mit diesen Worten sprengte er gegen den Stein, und das Pferd schlug so heftig daraus, daß der Huf tief eindrückte. Der König schlug mit seinem Schwert sieben Kreuze in den Stein und rief: „Auf, meine Freunde, der Herr hilft!" Die durch dieses göttliche Zeichen ermunterten Soldaten warfen nun am „scharfen Berge" die Kaiserlichen zurück und besiegten sie nochmals bei Wittingen. (In der dortigen Kirche ist ein schwedischer Oberst begraben.) Gustav Adolf fiel bei Lützen (1632), und sein Heer, aus dem alle Zucht wich, wurde nun zu einer wahren Landplage. Man mußte an den Landstraßen Wachen ausstellen, um Land- leute und Reisende vor dem herumstreichenden Gesindel zu schützen. In Gifhorn lagen sechs Kompagnieen Schweden elf Wochen lang und erpreßten 6291 Thaler. Bis in die Gegenwart hat sich in dortiger Gegend die Redensart er- halten: „Kinder, betet, die Schweden kommen!" In der Stadt Lüneburg forderten die Schweden 30000 Thaler Reserve- gelder und die Unterhaltung von 20000 Soldaten. Als die Stadt sich weigerte, ward sie drei Tage beschossen, worauf sie kapitulierte. Nun marschierte ein schwedisches Heer unter Bansr in die Stadt (1636), und Oberst Stammer besetzte den Kalkberg. Um die Stadt vor Plünderung zu bewahren, zahlte sie 36 000 Thaler, die zum Teil aus dem Verkauf des Schatzes von goldenen und silbernen Trinkgeschirrendes Rathauses aufgebracht wurden. Erst Herzog Georg vertrieb die Schweden.

8. Die Heimat - S. 57

1899 - Leipzig : Degener
— 57 — Einst fuhr ein Bauer Getreide nach Quedlinburg. Auf dem Wege schlief er auf dem Wagen, und die Pferde kamen vom rechten Wege ab. Schließlich standen sie still. Der Bauer.erwachte und sah vor sich eiue große Höhle. Er giug hinein und bemerkte dort einen Kessel. Derselbe war mit blinkenden Goldstücken gefiillt. Ein großer Hund bewachte den Schatz. Da der Hund aber ruhig blieb, füllte der Bauer seine Taschen mit diesem Golde. Er ging hinaus und trug das Gold auf seinen Wagen. Er kehrte zurück, um uoch mehr zu holen. Da aber begann der Hund ein fürchterliches Geheul. Der Bauer erschrak und stürzte aus der Höhle. Vor Schreck brach er ohnmächtig zusammen. Er sah nicht, wie sich neben ihm die Erde aufthat, Feuer heraus- sprühte und zwei Felsen, „die Gegensteine" aus dem Boden emporwuchsen. Als der Bauer er- wachte, erkannte er in dem großen Hunde den Teufel, der eben in einen der beiden Felsen kroch. Auf seinem Wagen aber fand der Bauer statt des Goldes nur Kieselsteine. In weiterem Abstände vom Harze liegt nördlich von Blankenburg der Regen- stein, die Sandsteinfeste der Raubgrafen vom Regenstein. *) Westlich davon liegt ein stumpfer Bergkegel mit der Ruine Heimburg. Es folgen weiter nach Norden der Hoppel- oder Sargberg mit dachfirstähnlichem Rücken und die Zwieberge. Die nächsten Höhen sind die Thekenberge mit der Felsgruppe des gläsernen Mönchs. Nördlich davon befinden sich die Spiegelschen Berge (204 m) und die Klusberge. Nördlich von Halberstadt schließt ein langer Höhenzug die breite Mulde vor dem Nordrande des Harzes ab. Dieser Höhenzug besteht aus Fallstein (im Westen), Hnywald (— Hochwald) in der Mitte (bis an die Bode) und Hakel- Wald (östlich von der Bode). Bewässert wird diese wellige Mulde von der Ilse im Westen, von Holtemme, Goldbach und Bode in der Mitte, von der Selke im Osten. Die Bode durchbricht deu nördlichen Rand der Mulde bei Gröningen. Der Huy (308 m) ist ein schöner Buchenwald. Auf der Höhe steht das Benediktinerkloster Huysburg, das 1804 ausgehoben wurde. Ju der Nähe besindet sich die Daneilshöhle (ehemalige Räuberhöhle). Sage'!**) An der Huy-Chaussee steht unter den Königsbuchen ein Denkmal mit der Inschrift: „Mit Ehrfurcht, Wandrer, zieh den Hut; denn unterm Dome dieser Buchen hat, Schatten so wie du zu suchen, Held Gustav Adolf einst geruht." Der Hakelwald, auf dessen höchster Stelle die Dumburg liegt, war nach der Sage das Jagd- gebiet des Oberjägermeisters Hans Hakelbergs. ***) Nördlich vom Huywalde und Fallstein senkt sich das Land zu einer sumpfigen Gegend ab, die vom Bruch- oder Schiffgrabeu, der von der Bode bei Oschersleben in westlicher Richtung nach der Ilse führt, entwässert wird. An dieses Gebiet schließen sich im Norden noch drei Erhebungen: der lang- gestreckte Alvenslebener Höhenzug, der nördlich von Oschersleben beginnt und zu beiden Seiten der Aller in nordwestlicher Richtung über Helmstedt *) cf. Julius Wols, Der Raubgras. **) Hier hauste in alten Zeiten der Räuber Daneil. Er hatte unter dem Grase Drähte durch den ganzen Wald gelegt, die alle in der Höhle zusammenliefen, wo sie mit Glöckchen ver- bunden waren, die ihm die Wanderer anzeigten. Was durch den Wald ging und in seine Hände kam, wurde beraubt und ermordet. Sogar seine Kinder tötete er, sobald sie geboren waren, damit sie seinen Schlupfwinkel durch ihr Schreien nicht verraten konnten. Seine unglückliche Frau entfloh und verriet seinen Aufenthaltsort. Da kamen die Leute, um den Räuber zu fangen. Aber Daneil hatte seine Höhle von innen fest verrammelt. Da bohrte man von oben ein Loch in die Höhle und füllte sie mit heißem Brei und heißem Wasser. So mußte Daneil sterben. ***) cf. Julius Wolf, Der wilde Jäger.

9. Heimatkunde der Provinz Sachsen - S. 23

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
A. Die Thüringer Mulde. 23 können. Die Kristallkammer ist der Glanzpunkt, wände und Decken sind mit wunderlich geformten Tropfsteinfiguren bedeckt: Würsten, Schinken. Zellen, Vorhängen, Säulen usw. Diese Gestalten haben sich in ähnlicher weise gebildet wie die Eiszapfen am Dache. Das Wasser sickert tropfenweise durch die Decken der höhlen. Es enthält aufgelösten Kall Den setzt es an der Decke und auf dem Loden ab. Die höhlen sind durch das Wasser im Kalkstein gebildet worden. Der Kalk läßt das Wasser sehr leicht hindurch. Es hat nach und nach das Gestein ausgewaschen und die höhlen gebildet. Die drei Stockwerke sind nacheinander vom Wasser ausgewaschen worden. fluch das liebliche Seif etat zählt zu den perlen des Harzes, besonders die Strecke zwischen fllexisbad und Mägdesprung. Die Seife hat hier ein tiefes, enges Tal mit vielen Krümmungen ausgewaschen. Die steilen Wände sind dicht mit Wald bewachsen und so anmutig und lieblich, wie wenige im Gebirge. Lei Mägdesprung erblickt man auf einem merkwürdig geformten Zelsen des rechten Ufers die „Mägdetrappe". Jedenfalls ist auch sie eine alte Opferstätte. Xdie sie entstanden ist, erzählt die Sage: Der Mägdesprung. Huf hohen Selsen links und rechts von der Selke standen zwei riesige Burgen. In der einen hauste ein alter Harzkönig, in der anderen Luitpold, ein edler Ritter. Leide waren aus dem Geschlechte der Riesen. Amala, die Tochter des Harzkönigs, und Luitpold hatten einander sehr lieb. Der König hatte jedoch der Prinzessin schon einen Gemahl erwählt. Das war ein Isländer, den er einst von einem Kriegszuge mitgebracht hatte. Die Prinzessin wollte aber von ihm nichts wissen. Mit Litten und Klagen bestürmte sie ihren Vater, ihr Luitpold zum Ehe- gemahl zu geben. Der Vater aber getraute sich nicht, gegen den Isländer aufzutreten. Denn er hatte im Würfelspiel Krone und Reich an ihn verloren. Nun muhte der Is- länder eine Zeitlang das Land verlassen, um sein Gebiet von den Feinden zu säubern. Da versprach ihm der alte König, nach seiner Rückkehr die Hochzeit zu veranstalten. Kaum war der Zremde fort, als Luitpold den König mit seiner Werbung bestürmte. Der König wies ihn aber ab mit den Worten: „So wenig wie Kmala von hier hinüber- springen kann über das Tal, ebensowenig kann ich mein wort brechen." Da ritt Luit- pold betrübt von dannen. Eines Tages aber stand 5lmala am Zelsenrand und sang ein Lied voll Sehnsucht und Herzeleid. Da rasselte drüben donnernd die Zugbrücke, und Ritter Luitpold trat heraus: „Ich hörte dich singen, du Liebchen mein, komm, komm, du sollst willkommen sein," rief er laut hinüber. Da vergaß Kmala Vater, Mutter und alle Gefahr. Mit gewaltigem Sprunge flog sie hinüber in die Arme des Geliebten. Zest hatte sich dabei ihr Zutz in das felsige Gestein eingedrückt. Der alte König schäumte vor Wut und schwur Tod und verderben. Da kam die Kunde, dajz der Isländer im Kampfe gefallen sei. Nun söhnte er sich mit Tochter und Eidam aus. fluf dem rechten Ufer erhebt sich beim Austritt der Selke aus dem Gebirge auf steiler Zelsenwand das schön erhaltene Schloß § a l k e n st e i n. Eine herrliche Eingangspforte in ein Waldparadies bildet das liebliche Thriratal bei Stolberg im Südharze. Die prächtigen Waldungen in der Um- gebung haben so riesige Luchen, wie man sie in deutschen Wäldern selten wieder- findet. Ein beliebter Ausflugsort für die Nordhäuser ist das Kloster Ilfeld und der

10. Heimatkunde der Provinz Sachsen - S. 59

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
A. Die Thüringer Mulde. 59 Schutze der kaiserlichen Pfalz Tilleda erbaut. In den unsicheren Zeiten des Mittelalters gewährte die trotzige Bergfeste besonders den Nordhäuser Rauf- leuten Schutz, wenn sie, mit Waren reich beladen, von der Leipziger Messe zurück- kehrten. Oer bedeutendste Überrest der Burg ist der viereckige Bergfried, vom Volksmunde „Kaiser Friedrich" genannt. Der habgierige Bauer. Oer Sage nach fuhr einst ein Bauer Getreide nach Nordhausen. In der Nähe des Krjffhäusers trat ein Männlein zu ihm und wollte ihm die Jrucht abkaufen. Oer Bauer willigte ein, fuhr den Berg hinan und lud die Säcke vor einer Maueröffnung ab. In einer Halle sollte er das Geld dafür bekommen, varin standen große Rasten mit Gold, flbb. 43. Neptunsgrotte mit Steg und Seen in der Barbarossahöhle. (Nach einer Photographie von Bark, Frankenhausen) Silber und Edelsteinen. „Nimm dir davon so viel," sagte das Männchen, „als du in Nordhausen für dein Getreide erhalten würdest, aber ja nicht mehr." Da griff der Hab- gierige Bauer mit vollen Händen in einen Kasten und steckte sich seine weiten Taschen voll. Dann fuhr er schnell von dannen, denn er fürchtete, das Männlein würde den Betrug merken und ihm einen Streich spielen. Unterwegs wurden ihm seine Taschen immer schwerer. In einem Dorfe am Zuße des Berges hielt er an und wollte den er- wordenen Schatz zählen. 5lber o Schrecken! die schönen, glänzenden Goldstücke waren zu bleiernen, blinden Münzen geworden. Die Barbarossasage. Nach der Sage sitzt Friedrich Barbarossa schlafend an einem runden Steintisch im unterirdischen Gewölbe der Burg. Sein Haupt hat er in die Hand gestützt. Sein Bart
   bis 10 von 42 weiter»  »»
42 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 42 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 4
3 2
4 1
5 19
6 0
7 8
8 2
9 1
10 3
11 1
12 0
13 2
14 0
15 0
16 7
17 0
18 8
19 2
20 0
21 0
22 0
23 0
24 1
25 0
26 2
27 1
28 2
29 1
30 1
31 0
32 0
33 1
34 1
35 0
36 12
37 11
38 5
39 3
40 0
41 0
42 0
43 4
44 0
45 0
46 2
47 1
48 1
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 18
2 0
3 23
4 23
5 29
6 78
7 1
8 2
9 26
10 58
11 19
12 32
13 4
14 0
15 2
16 39
17 52
18 4
19 27
20 4
21 40
22 1
23 37
24 21
25 3
26 0
27 0
28 11
29 6
30 3
31 1
32 7
33 0
34 5
35 1
36 38
37 18
38 21
39 27
40 18
41 11
42 32
43 8
44 8
45 29
46 1
47 0
48 18
49 47
50 7
51 6
52 5
53 0
54 81
55 0
56 2
57 56
58 8
59 25
60 5
61 1
62 2
63 2
64 0
65 6
66 1
67 5
68 15
69 7
70 113
71 30
72 38
73 24
74 2
75 21
76 48
77 50
78 3
79 8
80 0
81 5
82 24
83 7
84 17
85 9
86 4
87 26
88 0
89 0
90 5
91 38
92 43
93 0
94 73
95 2
96 1
97 1
98 8
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 15
1 1
2 4
3 2
4 5
5 1
6 18
7 2
8 0
9 0
10 17
11 0
12 18
13 5
14 10
15 2
16 2
17 13
18 8
19 4
20 0
21 5
22 1
23 0
24 1
25 25
26 4
27 0
28 1
29 5
30 9
31 2
32 3
33 23
34 1
35 7
36 0
37 0
38 6
39 2
40 4
41 14
42 5
43 7
44 4
45 0
46 2
47 2
48 1
49 0
50 24
51 10
52 2
53 0
54 7
55 7
56 1
57 0
58 0
59 22
60 6
61 14
62 4
63 2
64 1
65 4
66 0
67 2
68 0
69 0
70 3
71 6
72 28
73 0
74 0
75 3
76 0
77 2
78 0
79 3
80 11
81 65
82 3
83 0
84 6
85 0
86 0
87 0
88 0
89 11
90 0
91 3
92 0
93 4
94 0
95 3
96 17
97 36
98 0
99 4
100 21
101 0
102 22
103 0
104 0
105 6
106 5
107 2
108 1
109 0
110 3
111 12
112 29
113 0
114 3
115 1
116 7
117 1
118 0
119 3
120 5
121 21
122 0
123 8
124 1
125 5
126 1
127 8
128 5
129 3
130 13
131 4
132 5
133 2
134 0
135 0
136 4
137 0
138 1
139 0
140 4
141 2
142 27
143 12
144 3
145 7
146 0
147 1
148 1
149 1
150 0
151 11
152 14
153 0
154 2
155 4
156 21
157 12
158 1
159 0
160 0
161 1
162 0
163 0
164 0
165 2
166 4
167 8
168 2
169 15
170 6
171 16
172 3
173 2
174 0
175 5
176 0
177 10
178 0
179 5
180 1
181 1
182 1
183 11
184 0
185 3
186 0
187 2
188 0
189 0
190 5
191 0
192 2
193 3
194 1
195 1
196 14
197 0
198 2
199 7