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1. Der Freischöffe von Berne - S. 112

1891 - Braunschweig : Appelhans & Pfenningstorff
— 112 — Fünfzehntes Kapitel: Konrad von Marburg in Greinen. Konrad von Marburg beeilte sich eben nicht, nach Bremen zu kommen. Die Ketzergerichte im deutschen Norden, wo dergleichen bisher noch unbekannt war, nahmen zu viel seiner Zeit in Anspruch, und erst im Frühling des Jahres 1234 kam er in der Bischofsstadt an der Unterweser an. Als die Kunde von seiner Ankunft sich in Bremen verbreitete, zog auch hier der Erzbischof mit der gesamten Geistlichkeit ihm bis nach Brinkum entgegen, und im feierlichen Zuge wurde der so sehnlichst Erwartete in die Stadt geleitet. Auch hier war das Erste, was er that, daß er sich nach der Ketzerei erkundigte, und der Erzbischof zauderte nicht, ihm von der Sünde der Stedinger die schrecklichsten Dinge zu erzählen. Die Bettelmönche fügten hinzu, was der Erzbischof etwa vergessen hatte; sie sagten ihm, daß die Verbannten sich einen eigenen Bischof und einen eigenen Kaiser gewählt hätten, daß sie in der Kirche zu Berne schändliche Abgötterei trieben und im Hause des Freischöffen Bolko von Bardenfleth zusammenkämen, um den greulichsten Lastern zu fröhuen. Mit Ingrimm vernahm Konrad diese Kunde, und kaum war er einige Tage in Bremen, als er sich auch schon anschickte, dem Papst den versprochenen Bericht zu senden. In einer dürftigen Zelle im Kloster der Dominikaner wurde derselbe geschrieben, und er ist es wohl wert, daß wir die wesentlichen Punkte desselben, die uns in einer alten Chronik aufbewahrt sind, hier mitteilen. „Die Stedinger", so lautet es in dem Berichte, „scheuen weder Gott noch Menschen; sie achten nicht die Lehren der heiligen Kirche und suchen dieselbe ihrer Freiheit zu berauben. Sie töten die Priester des Herrn; sie verhöhnen die heiligen Sakramente und ergeben sich der schändlichsten Ketzerei und Zauberei. Wenn jemand

2. Der Freischöffe von Berne - S. 119

1891 - Braunschweig : Appelhans & Pfenningstorff
— 119 — Heiliger Herre Gott! Heiliger, starker Gott! Heiliger, barmherziger Heiland, Du ewiger Gott! Laß uns nicht entfallen Von des rechten Glaubens Trost. Erbarme Dich Herr!" Immer lauter, immer schauerlicher klangen die Stimmen der Mönche; immer wilder wurden die Geißler, immer heftiger klatschten die Peitschen und Ruten auf die entblößten Glieder der Verblendeten. Hin und wieder sank einer derselben ohnmächtig zu Boden; blutiger Schaum trat ihm vor den Mund, seine Glieder bewegten sich in krampfhaften Zuckungen. Erschüttert durch ^ den eintönigen Gesang, gereizt durch das rieselnde Blut stand die unbewegliche Menge in stummer Andacht, und als nun mit einem schrillen Mißklange der Gesang abbrach, da herrschte tiefe Stille auf dem weiten Platze, so daß ein jeder das ängstliche Pochen seines eigenen Herzens hören konnte. Konrad hatte während dieser Zeit still und unbeweglich auf der Tribüne gestanden, das Auge gen Himmel gerichtet wie im stummen Gebet. Jetzt aber wandte er sich der Menge zu, welche erwartungsvoll auf ihn sah, und in diesem Augenblicke glich er einem Feldherrn, der vor der Schlacht sein Heer mustert. Doch _es war eben nur ein Augenblick, daß er in dieser stolzen Haltung dastand; seine Gestalt knickte wieder zusammen, und er war wieder der demütige Mönch, ein willenloses Werkzeug in der Hand der'kirche. Aus seinem zerrissenen Gewände zog er ein Pergament, welches er, ehe er es entfaltete, dreimal inbrünstig an die Lippen drückte. Es war die Bannbulle des Papstes nebst der Aufforderung, gegen die Stedinger das Kreuz zu nehmen, sowie die Zusicherung des völligen Ablasses für alle Streiter in diesem Kriege. Er las die Schrift der Menge vor, und weithin über den Platz schallte seine Stimme, so daß sie an dem hohen Gemäuer des Domes und der umliegenden

3. Der Freischöffe von Berne - S. 82

1891 - Braunschweig : Appelhans & Pfenningstorff
— 82 — dunkeln Augen, welche Blitze zu sprühen schienen, die hervorstehenden Backenknochen, die eingefallenen Wangen, der schlürfende, schwankende Gang gaben seiner Gestalt etwas Gespenstisches, und selbst der Erzbischof war bestürzt über diese ungewohnte Erscheinung. Demütig blieb der Mönch an der Thür stehen, bis Gerhard ihm winkte näher zu treten und nach seinem Begehr fragte. Mit dumpfer Grabesstimme sprach der Mönch: „Ich habe heute gehört, wie durch den heiligen Mund der Kirche der Fluch ausgesprochen ist über das ruchlose Volk der Ste-dinger; ich selbst war Zeuge dieser heiligen Handlung, und als ich dort auf den Steinfliesen des Domes ausgestreckt lag im inbrünstigen Gebet, da kam es über mich wie eine Botschaft vom Himmel, daß ich berufen sei, umherzuziehen in Deutschland von einem Ort zum andern und das Kreuz zu predigen gegen die Verruchten, welche die Wohlthaten der Kirche mit Füßen treten. Deshalb komme ich zu Dir und biete Dir meine Dienste an. Ich bin Konrad, genannt der Marburger, und mir ist von dem heiligen Vater der Auftrag geworden, zu kämpfen gegen jede Art der Ketzerei in deutschen Landen. Ausgerüstet bin ich mit kräftigen Vollmachten, worin geschrieben steht, daß überall, wohin ich komme, Geistliche und Laien mich unterstützen sollen in meinem heiligen, gottgefälligen Werk. Alle Thüren müssen sich vor mir öffnen, in jede Familie habe ich Recht einzudringen und mich zu erkunden nach den tiefsten Geheimnissen; niemand darf mir etwas verschweigen, ja selbst das Siegel der Beichte darf ich brechen. Hast Du nicht schon gehört, wie dort, wohin ich komme, dem Volke die Augen geöffnet werden, daß es die Ketzerei erkennt, wie die Väter die Ankläger der Söhne, die Söhne die Ankläger der Väter werden? Hast Du nicht vernommen, wie die Flammen der Scheiterhaufen emporlodern und die sündigen Leiber der Lästerer zu Asche verbrannt werden? Selbst den Meineidigen, Räubern und Mördern wird der Mund geöffnet, daß sie zur Ehre Gottes und seiner heiligen Kirche es verkündigen, wenn irgendwo im Verborgenen die Sünde

4. Der Freischöffe von Berne - S. 85

1891 - Braunschweig : Appelhans & Pfenningstorff
— 85 — Gespräch; ein schwarzer, unheilvoller Plan wurde ausgesonnen in finsterer Nacht, und die Morgenröte verkündete bereits das Nahen des jungen Tages, als endlich Konrad sich entfernte. Erzbischof Gerhard aber eilte jetzt, Rom zu verlassen; es trieb ihn, zurückzukehren in seinen Sprengel, um den Gläubigen dort zu verkünden, daß bald der Tag der Vergeltung kommen werde, und sie vorzubereiten auf das Kommen des gewaltigen Kreuzpredigers und gefürchteten Ketzerrichters. Doch nicht bei allen rief diese Nachricht Freude hervor. Es waren viele, die im Herzen nicht mehr der Kirchenlehre zugethan waren; auf ihre Brust legte es sich wie ein drückender Alp, wenn sie daran dachten, daß vielleicht auch ihre geheime Ketzerei entdeckt und sie dann zur Verantwortung gezogen werden würden. Schon sahen sie sich als Verbrecher, mit der Teufelsmaske und dem Ketzer-gewände geschmückt, zum Holzstoß geführt; denn vor den Augen des berüchtigten Inquisitors, dessen Name schon damals ganz Deutschland in Schrecken setzte, schien selbst der geheimste Gedanke offenbar zu werden. Mißtrauen zog ein in die Herzen derjenigen, welche früher in Freundschaft sich nahe gestanden; sorgfältig suchte jeder zu verbergen, was er dachte; denn konnte nicht der vertrauteste Freund zum Verräter werden? So lag es wie dumpfe Gewitterschwüle über der Stadt Bremen, und mit Zagen sahen viele der rechtlich gesinnten Bürger der Zukunft entgegen. Konrad von Marburg, der Ketzerrichter, kehrte ebenfalls bald der heiligen Stadt den Rücken. Er, das gefügige, willige Werkzeug der Inquisition, der erklärte Günstling des despotischen Papstes, hatte sich von letzterem noch eine besondere Vollmacht ausstellen lassen zur Vertilgung der Stedinger, dagegen aber das Versprechen geben müssen, einen ausführlichen Bericht über die Ketzerei derselben nach Rom zu senden. So zog er denn nach Deutschland zurück, in seinen Gedanken schon an den lodernden Scheiterhaufen stehend, die er zur Vertilgung der Ketzer,

5. Der Freischöffe von Berne - S. 142

1891 - Braunschweig : Appelhans & Pfenningstorff
— 142 — z- B. ein Löwe mit einer dreifachen Krone, den Papst darstellend, ein in ein Mönchsgewand gekleideter Messe lesender Fuchs, drei Löwen, welche bei Tische sitzen und sich von Affen bedienen lassen; die Löwen sollen den Kaiser, den Papst und den Bremer Erzbischos vorstellen, die Affen sind die Bettelmönche. Endlich bemerkt man noch verschiedene Tiere in Mönchstracht, welche eine Leiche zu Grabe tragen, wodurch der Untergang des Ste-dinger Volkes versinnbildlicht werden soll. Man sieht hieraus, daß, wenn die Bilder wirklich von den Stedingern herrühren, sie sich durch ihr Unglück doch den Humor nicht nehmen ließen. Einige Wochen nach dem Siege hielt Erzbischof Gerhard im Dome Sankt Peters zu Bremen ein feierliches Hochamt und ließ das Tedeum singen wegen der Niederwerfung der Ketzer. Außerdem bestimmte er, daß alljährlich am Sonnabend vor Himmelfahrt eine Siegesfeier gehalten werden solle. Geistliche und Laien zogen an diesem Tage in feierlicher Prozession zu Ehren der Mutter Maria durch die Straßen der Stadt; in allen Kirchen wurden Predigten gehalten, welche die Fluchwürdigkeit der Ketzerei und die Seligkeit der unter dem Zeichen des Kreuzes im heiligen Kriege Gefallenen verkündigten, und ein zwanzigtägiger Ablaß wurde allen verliehen, welche an diesem Tage der Gedenkfeier der Schlacht von Altenesch Almosen spendeten. Jahrhunderte lang wurde dieses Gebot des Erzbischofs befolgt, und erst die Reformation machte diesem Unfug, denn ein solcher war es, ein Ende. Konrad von Marburg, der berüchtigte Ketzermeister, verließ nicht lange nach der Entscheidung den deutschen Norden, grollend, daß es ihm nicht gelungen war, auch im Stediugerlande die Scheiterhaufen lodern zu lassen. Er wandte sich wieder dem südlichen Deutschland zu, wo der Boden für seine blutigen Ketzergerichte günstiger war. Doch bald ereilte hier den Schändlichen der verdiente Lohn. Seit dem Bluttage von Altenesch, wo seine Bosheit ihren höchsten Triumph gefeiert, wütete er mehr

6. Der Freischöffe von Berne - S. 107

1891 - Braunschweig : Appelhans & Pfenningstorff
— 107 — hatten durch ein Sendschreiben des Papstes, gegeben zu Anagni unweit Rom am 26. Oktober 1232, den Befehl bekommen, in ihren Sprengeln das Kren; gegen die Ste-dinger predigen zu lassen. Es heißt in diesem Schreiben: „Die Bosheit des Satans, der auf Betrügerei bedacht, und bei gefährlichen Vorfällen nicht müßig ist, hat die Stedinger, die in der Gegend von Bremen wohnen, wie wir mit großem Schmerze vernommen und mit Entsetzen hier wieder erzählen, so sehr von der Erkenntnis des Schöpfers abgewandt, daß sie aus Thorheit und Unsinn den Weg der Wahrheit verlassen haben und auf solche Irrwege geraten sind, daß sie weder Gott noch Menschen fürchten und die Lehren der heiligen Mutter Kirche geringe achten!" Zum Beweise dieser Behauptung wurden dann die Greuel namhaft gemacht, deren man die Stedinger beschuldigte, und dann wird den Bischöfen befohlen, das Volk aufzufordern, gegen die verfluchten Verehrer des ^enfels die Waffen zu ergreifen und allen denjenigen, welche das Kreuz nehmen würden, Ablaß aller Sünden-strasen zu erteilen. So überschwemmten denn bald die Kreuzprediger, die Bettelmönche, den ganzen deutschen Norden, bis weit in die Niederlande und nach Flandern hinein, um das Volk zu dem heiligen Kriege anzufeuern. Die Seele der ganzen Bewegung war Konrad von Marburg. Bald war er hier, bald dort, bald predigte er in einem herrlichen Dome, bald in einer ärmlichen Dorfkirche, bald unter freiem Himmel vor einer von allen Seiten herbeigeströmten andächtigen Menge. Wenn er in ein Dorf oder in eine Stadt kam, so wurde mit allen Glocken gelautet, der Priester und die ganze Gemeinde zog ihm im feierlichen Zuge mit Kreuzen, Fahnen und Kerzen entgegen, um ihn mit tcr eines Gesandten des Papstes würdigen Ehre zu empfangen. Ehe er jedoch in die Kirche trat, ließ er sich von den Priestern und Mönchen Bericht erstatten, ob auch in der Gemeinde Leute seien, die sich der Zauberei und Ketzerei verdächtig gemacht; und war dieses der Fall, so hielt er sofort auf einem freien Platze

7. Der Freischöffe von Berne - S. 120

1891 - Braunschweig : Appelhans & Pfenningstorff
120 Hauser wiederhallte. Mit tiefer Andacht vernahmen die Kreuzfahrer das Sendschreiben des Papstes, Mn dem sie X Ä\ 8cl6rt ^attcn' dessen Wortlaut die meisten ab ersucht kannten, und mancher fühlte sich erst jetzt als ein Streiter Christi, nachdem er die Botschaft selbst ver L^^.Dan» ?6er begann Konrad in langer Rede die andachtrgen Zuhörer noch einmal zum heiligen Kriege ^slammn, und zum Schluß rief er laut: „So machet ,enn bereit, m wenigen Tagen hinauszuziehen und dre Ketzer zu vernichten. Eure Waffen, die Ihr in diesem heiligen Kriege tragt, find von der Kirche geweiht; riebet ^ und erringet Euch die Krone, die Gott einem jeden % fitl f Vbrer kur lhn kämpft. Je mehr Ketzer Ihr schlachtet, desto größer wird Euer Ruhm sein vor ^ott. Niemanden durft Ihr schonen, weder Weiber, noch % ' ®miler > benn aöe sind sie derselben Sünde teilhaftig und alle stehen sie unter demselben Fluche. Und so jemand von Euch fällt in diesem Streite, der darf versichert sein, daß er im Himmel alsbald die Freuden des Paradieses schmecken wird. Gott will es, dav Ihr hinausziehet zum Streite; deshalb seid wacker und furchtet Euch nicht. Seht, ich selbst hefte mir das A au, tch selbst ergreife das Schwert, um mit Euch zu kämpfen im heiligen Streit gegen die Verfluchten!" Und mdem er dieses sagte, ließ er sich von einem Mönche äst rv ehesten und mit dem Schwert umgürten. Als die Menge dieses sah, brach ein Sturm der Be. geisterung los. „Gott will es! Gott will es!" schallte es im vieltansendstimmigen Chor gen Himmel, wie es einst zu Clermont nach der Predigt Peters des Einsiedlers geschehen war. Hier fielen sich ehemalige Feinde in die Arme und küßten sich, dort sah man heiße Thränen aus deu Augen wettergebräunter Männer fließen, die sich schon lange der Thränen entwöhnt hatten; so groß war die Begeisterung, die Rührung, von welcher alle durch die Worte Konrads ergriffen wurden. Als endlich sich der Tumult gelegt hatte, vernahm man die Stimme des Ketzermeisters von neuem. „Empfanget jetzt den Segen

8. Im Kaiserhause zu Goslar - S. 132

1902 - Braunschweig : Appelhans
— 132 — Feuer anzündeten, das bis zum Himmel ginge, so will ich doch hindurchgehen und dem Behemot*) in seine großen Zähne treten, Christum bekennen und ihn walten lassen." Auch ein böser Fieberanfall, der ihn unterwegs traf, hielt ihn nicht zurück. So kam er vor Worms an. Noch einmal wollten seine Freunde, besonders der mit in Worms weilende Hofprediger des Kurfürsten Friedrich, Spalatin, ihn zurückhalten; er aber sagte: „Ist gleich Hnß verbrannt worden, so ist doch die Wahrheit nicht mit verbrannt. Ich will nach Worms, und wären dort so viele Teufel, wie Ziegel auf den Dächern." Als der Wächter von den Domtürmen aus den stattlichen Zug bemerkte, der sich am Vormittag des 16. April dem Thore nahte, stieß er ins Horn, was nur geschah, wenn ein ungewöhnlich großer Zug von Menschen in Sicht war. Luther in seiner Mönchs- tracht saß mit seinen drei Reisegefährten auf dem offenen Wagen; aber vor und hinter dem Wagen war eine stattliche Anzahl von Reitern, die sich entweder unterwegs an Luther angeschlossen hatten oder die ihm von Worms aus entgegengeeilt waren. Jetzt, als der Wächter blies, stürmte aus der Stadt eine ungeheure Menschenmenge dem Thore zu, wo der wunderbare Mann, der es gewagt hatte, dem Papst entgegenzutreten, einziehen mußte. Aus allen Fenstern schauten die Neugierigen, ja aus den Dächern standen sie, und die Straße war so gedrängt voll, daß der Wagen sich nur ganz langsam fortbewegen konnte. Im Hause der Johanniterritter war vom Kurfürsten für Luther Quartier bestellt worden. Als er aus dem Wagen stieg, sprach er die Worte: „Gott wird mit mir sein." Der päpstliche Nuntius Aleander, der in der Nähe stand, berichtete nach Rom, Luther habe beim Aussteigen mit seinen dämonischen Augen um sich geblickt. Ja diese Augen! Sie hatten schon dem Cajetan bange gemacht, sie flößten jetzt auch dem Aleander Schrecken ein. Obgleich Luther von der *) Vergl. Hiob 40.

9. Im Kaiserhause zu Goslar - S. 133

1902 - Braunschweig : Appelhans
— 133 — Reise ermüdet war und seine starke Erkältung noch nicht völlig wieder überwunden hatte, so fand er doch bei seiner Ankunft in Worms keine Ruhe. Sein Zimmer wurde nicht leer von Besuchern, und es war schon spät in der Nacht, als endlich der letzte sich entfernte und nun endlich Ruhe eintrat. Aber kaum für ein paar Stunden kam Schlaf in die Augen des geplagten Mannes; denn als schon alles schlief, sah man noch Licht in seinem Zimmer und hörte die Klänge seiner Laute, die ihn auch auf dieser Reise begleitete. Schon am Abend des folgenden Tages, den 17. April, wurde Luther zum ersten Male vor den Reichstag geführt. Er konnte nicht über die Straße zu der bischöflichen Pfalz gelangen, denn dieselbe stand so voll von Menschen, daß schlechterdings kein Durchkommen war. So wurde er denn durch eine Hinterthür durch abge-legeue Gassen und Gärten bis zu dem Orte der Reichsversammlung gebracht. Die Treppen waren hell erleuchtet und vor dem Eingang zu dem großen Saal stand als Ehrenwache des Kaisers der alte Oberst von Frnndsberg. Luther konnte nicht sofort vorgelassen werden, sondern mußte etwa zwei Stunden vor der Thür warten. Während dieser Zeit sprach der alte Frunds-berg die denkwürdigen Worte zu ihm: „Mönchlein, Mönchlein, du gehest jetzt einen Gang, einen solchen Stand zu thun, dergleichen ich und mancher Oberste auch in unserer allerernstesten Schlachtordnung nicht gethan haben. Bist du aus rechter Meinung und deiner Sache gewiß, so fahre in Gottes Namen fort und sei nur getrost, Gott wird dich nicht verlassen." Endlich that sich die Thür auf und Luther wurde in den von Fackeln und Kerzen taghell erleuchteten Saal geführt, wo er sich plötzlich der glänzendsten Versammlung seiner Zeit gegenüber sah. Der jugendliche Kaiser saß anf_ einem reichverzierten Throne, über dem ein Baldachin sich wölbte und zu dem drei Stufen hinaufführten; ein Teppich lief von der Eingangsthür bis zu dem Throne und die Stufen desselben hinauf. Zur

10. Im Kaiserhause zu Goslar - S. 134

1902 - Braunschweig : Appelhans
— 134 — Rechten des Kaisers saß sein Bruder Ferdinand, zur Linken der päpstliche Nuntius Aleander. Zu beiden Seiten in langer Reihe folgten 6 Kurfürsten, 24 Herzoge, 8 Markgrafen, 30 Erzbischöfe, Bischöfe und Prälaten, 77 Gesandte der Reichsstädte, 7 fremde Gesandte und eine große Zahl von Fürsten, Grafen und Herren, im ganzen über 200 Personen. Aller Augen waren auf den Mann gerichtet, der nun zur Thür hineingeführt wurde, angethan mit der groben Mönchskleidung, bleich vor Aufregung und mit großen Schweißperlen vor der Stirn. Welch ein Gegensatz! Dort der mächtige Kaiser, in dessen Reich die Sonne niemals unterging, dessen Wort Leben und Tod zu bringen vermochte; und hier der arme, verachtete Mönch, dem nicht einmal das Kleid zu eigen gehörte, das er trug! Dort der Kaiser, auf dessen Wink Tausende und aber Tausende von Kriegsleuten warteten, seine Befehle zu vollziehen, und hier der Mönch, der keine Wehr und Waffen hatte, außer dem Worte seines Mundes! Aber dennoch — wer von den beiden war der Mächtigste, der Gewaltigste?------------- Die glänzende Versammlung blendete den Mönch; er war befangen, sein Herz klopfte zum Zerspringen, seine Zunge klebte ihm am Gaumen. Im Namen des Kaisers legte ihm der erzbischöfliche Offizial Eck aus Trier *) die Frage vor, ob er die Bücher, die neben Eck auf einer Bank lagen, für die seinigen anerkenne und ob er ihren Inhalt widerrufen wolle. Luther antwortete mit leiser Stimme, kaum den zunächst Stehenden verständlich, die Bücher wären die seinigen; die Frage über ihren Inhalt aber betreffe das Höchste, Gottes Wort und der Seelen Seligkeit. Da müsse er vor einer unbedachten Antwort sich hüten und bitte deshalb demütig noch um eine kurze Frist zum Ueberlegen. Nach kurzer Beratung wurde ihm eine Frist von 24 Stunden bewilligt und gleich darauf verließ er den Saal. Am folgenden Abend, Donnerstag, den 18. April, *) Nicht zu verwechseln mit dem Eck aus Ingolstadt,
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