Landschaftskunde.
7
S.o. nach der Saale, während der S.w. gegen das Thüringische Hügelland
:md der N.o. gegen das Tiefland scharf abgeschnitten sind. Das Gebirge bildet
ein großes Hochland, dessen obere Platte sich allmählich in seiner ganzen Län-
genausdehnung von N.w. nach S.o. sehr beträchtlich senkt. Dieser Umstand
hat die gewöhnliche Scheidung in Ober- und Unterharz herbeigeführt, in-
dem das Gebiet westlich vom Brocken dem Oberharz (Flußgebiet der Weser;
Nadelholz überwiegend), östlich davon dem Unterharz (Flußgebiet der Elbe)
zugerechnet wird. Hier überwiegt das Laubholz. In dieses Hochlaud sind die
Thäler der Bäche tief eingeschnitten, während gewaltige Berge auf demselben
emporragen. Am höchsten ist der Bro cken (Blocksberg), nahe dem Nordrande
mit 1141 m über dem Meeresspiegel über die Grenze des Baumwuchses auf-
steigend, der höchste Berg Mitteldeutschlands; er bildet mit einigen kleineren
Bergen eine besondere Gruppe. Der Ramberg (Viktorshöhe) ebenfalls im
Unterharz, 537 m, besteht wie der Brocken aus Granit, während sonst das Ge-
birge meist aus Grauwacke besteht. Auch der Auersberg (Josephshöhe) ist
ein Granitkegel von 575 in Höhe.
Überschreiten wir von dem S.o.-Abhänge des Harzes ans die fruchtbare
Thalebene der Helme, die goldene Aue, so kommen wir in das aus Trias
(Buntfandstein, Muschelkalk, Keuper) bestehende Thüringische Hügelland,
eine wellenförmige Senkung zwischen Harz und Thüringer Wald. Den nord-
westlichen Teil bildet die rauhe Hochplatte des Eichsfeldes, welches der
waldreiche Düu in einen nördlichen und einen südlichen Abschnitt zerlegt. Vom
Eichsfelde aus laufen 5 Höhenzüge mit einer Durchschnittshöhe von 162 bis
227 m, unter sich und mit dem Harz und Thüringer Walde parallel bis zur
Saale, welche bald eine festgeschlossene Kette bilden, bald nur einen losen
Zusammenhang haben und vielfach von Flüssen durchbrochen sind. Die be-
dentendsten dieser Züge sind der von Mühlhausen ausgehende, 470 in errei-
chende Hainich, der bei Erfurt der Steiger (345 rn) heißt. Die Hainleite
zwischen Wipper und Helbe, über 30 km lang und bis 461 m ansteigend,
nimmt nach dem Durchbruch der Unstrnt (Sachsenburger Pforte) den Namen
die Schmücke (326 m) an und heißt später die Finne (470 m) bis zur Saale
bei Naumburg. Der dem Harz am nächsten liegende Zug, die Windlaite, hat
feine höchste Erhebung im Kisfhäufer (470 m). Zwischen diesen Höhen-
zügen find Mulden und Becken, mit Lehm und humusreichem Schlamm bedeckt,
eingesenkt, von denen das thüringische Zentralbecken nördlich von Erfurt am
Zusammenfluß der Gera und Unstrnt das bedeutendste ist. Erfurt verdankt
der Lage in dieser weiten fruchtbaren Niederung zum großen Teil seine Be-
deutung als Hauptort von Thüringen. Außerdem sind noch besonders frucht-
bar die Unstrnt-Niederung bei Artern und die goldene Aue an der Helme.
In den S.o.-Zipfel der Provinz, den Kreis Zeitz, sendet das sächsische
Bergland seine letzten Ausläufer.
Das ganze Gebiet östlich der Saale und nördlich vom Harz gehört dem
Tieflande an, welches, wie der meist nach N.w. gerichtete Lauf der Flüsse
beweist, sich in dieser Richtung senkt. Aus diesem ragen nur vereinzelte kleine
Erhebungen hervor, wie die Porphyrfelfen an der Saale bei Halle (135 in),
die Höhen bei Wettin (174 m), am höchsten der Petersberg bei Halle (240 in
Seehöhe). Auf dem rechten Elbufer zieht ein Teil des Südlichen Land-
rückens, der rauhe i ud wasserarme Rücken des Flä-
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TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe]]
TM Hauptwörter (200): [T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil]]
10 Landeskunde der Provinz Sachsen und des Herzogtums Anhalt,
Stadt vergebens von Napoleon zurück. Seit 1870 wurde sie durch Erweiterung der
Festungswerke bedeutend vergrößert. — Schöner gothischer Dom mit den Gräbern Ottos I.
und Edithas, dem berühmten Epitaphium Erzbischos Ernsts (von Peter Bischer) und präch-
tiger Kanzel. Neben dem Dom der Kreuzgang. Die Marienkirche mit ihrem Kreuzgang
war Stiftskirche des Prämonstratenser-Klosters U. L. Frauen, dem Hauptkloster dieses
Ordens in Sachsen. Vor der Johanniskirche das Standbild Luthers, der hier als Knabe
die Schule besuchte. Die schönste Straße ist der die Stadt von N. nach S. durch-
schneidende Breite Weg. mit vielen herrlichen Renaissance-Bauten*).— Vorstädte auf dem
linken Elbufer sind Neustadt, Sudenburg, Buckau, zwischen beiden Elbarmen die Citadelle
und der Werder, auf dem rechten Ufer die Friedrichsstadt. — M. ist bedeutende Handels-
stadt, durch Schiffahrt und Eisenbahnverbindungen sehr begünstigt; besonders ländliche
Erzeugnisse (Korn, Zucker, Zichorien, auch Kaffee) werden gehandelt. Es hat eine be-
deutende Industrie in Maschinen, Panzerplatten und Geschossen, Spiritus, Tabak, Seife,
Dünger u. s. w. M. ist der Sitz des Oberpräsidiums und Regierungspräsidiums, hier
Landgericht, Steuer-Direktion, Konsistorium und General-Kommando; es hat 3 Gym-
nasien, 1 Realgymnasium, 1 Ober-Realschule, 2 höhere Mädchenschulen u. s. w. — In
der Nähe die schönen Anlagen des Herrenkrugs, des Vogelgesangs und des Friedrich-
Wilhelm-Gartens, dieser auf der Stelle des alten, berühmten Klosters Berge (Wieland),
welches 1812 von den Franzosen gänzlich zerstört wurde. Geburtsort Ottos von Guericke
(1602), des Erfinders der Luftpumpe, Elektrisiermaschine u. a., der Dichter Zschokke (1771)
und Jmmermann (1796). — Kolonie der französischen, wallonischen und pfälzischen Aus-
wanderer.
Rechts der Elbe die beiden Jerichowschen Kreise, nach dem Städtchen Jeri-
chow, früher Prämonstratenser-Stift, benannt. Genthin* am Plauescheu Kanal.
Schönhausen, Bismarcks Geburtsort. — Burg* an der Jhle, 16414 Ew., mit Tuch-
fabrikation, die besonders durch die Hugenotten gehoben ist. Möckern, siegreiches Gefecht
der Preußen am 5. April 1813. Leitzkau, altes Prämonstratenser-Stift, jetzt mit herrlichem
Renaissanceschloß der Freiherrn von Münchhausen. Ziesar, mit Töpferei.
Links der Elbe im früheren Holzkreise (Börde**)): W olmirstedt*. — Neu-
Haldensleben* 7415 Ew., mit Thonwarenfabriken; Sommerschenburg mit dem Grabe
Gneisenaus. — Wanzleben*; bei Dodendorf siegte Schill am 5. Mai 1809 über die
Franzosen. In Hohendodeleben ist Matthisson geboren. — Salbe*, 8850 Ew., mit
Tuchfabriken und Gemüsebau (Gurken, Zwiebeln). S taßsnrt a. Bode, 16459 Ew., mit
dem größten Steinsalzbergwerk und großen chemischen Fabriken. Barby a. Elbe, mit Se-
minar und Blindenanstalt, war früher Sitz der Grafen von Barby und Mühlingen,
dann der Herzöge von Sachfen-Barby, die den Herrenhutern Gnadau zur Ansiedelung
überwiesen. Schönebeck a. Elbe, 13319 Ew., mit dem größten Salzwerk Deutschlands
zur Herstellung von Kochsalz und chemischen Fabriken. Salze, mit dem Solbad Elmen und der
Zwangsarbeitsanstalt Burg Schadeleben, hat das größte Gradierwerk. An der Elbe Frohse,
wo 1278 Otto Iv. mit dem Pfeil geschlagen und gefangen wurde. Die drei letzten Orte
sind von König Friedrich Ii. durch Straßen verbunden, an welchen Kolonisten angesiedelt wurden.
3. Das Fürstentum Halberstadt, einst Bistum, von Karl d. Großen gestiftet, 1648
säkularisiert und Brandenburg überwiesen. Es gehörten dazu auch die Grafschaften Lora
und Klettenberg im R.-B. Erfurt.
*) Renaissance nennt man das Wiederaufleben des Studiums des klassischen Alter-
tums. Die Bauweise, die sich an das Altertum anlehnt, heißt daher Renaissance-Stil.
**) Der Name Börde ist noch nicht genügend gedeutet worden.
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Ottos_I. Erzbischos_Ernsts Ernsts Peter_Bischer L. Wieland Ottos_von_Guericke Ottos Zschokke Jerichowschen Bismarcks Schill Schönebeck Otto Friedrich_Ii Friedrich Karl_d Karl Klettenberg
Ortschaftskunde.
11
Halberstadt", 34025 Ew., an der Holzemme, hat noch ein sehr altertümliches
Äußere (Rathaus, Schuhhof) und zahlreiche schöne Kirchen (darunter der zierliche gotische
Dom mit kostbarem Domschatz) und die mit 4 Türmen geschmückte Liebsranenkirche. Wegen
der vielen Stifter und Klöster heißt die Stadt in einem alten Reimspruch ein „Pfaffen-
haus". .In der Nähe die schönen Anlagen der Spiegelschen Berge.*). In H. wurde zuerst
Broihan gebraut. — Hornburg, einst berühmter Badeort. Im Dorfe Ströbeck wird das
Schachspiel besonders gepflegt. — Ofchersleben* 967t Ew. — Aschersleben*,
21519 Ew., einst Hpst. der Grafschaft Askanieu, über der sich die Stammburg der Askanier
erhob. Seit 1315 halberstädtisch.^ Jetzt blühend durch Großgewerbe: Tuchfabriken, Kohlen,
Salz. Thal e am Eingange zum Bodethale (Roßtrappe und Hexentanzplatz), Suderode
(Ruinen Lauenburg und Stecklenberg), Regenstein, Exklave im Braunschweigischen, sind
wegen ihrer romantischen Lage viel besuchte Orte.
4. Die Abtei Quedlinburg ist von Heinrich I. gegründet und war reichsfreies Stift.
1803 wurde sie säkularisiert und kam an Preußen.
Quedlinburg an der Bode, 19323 Ew., ist eine altertümliche Stadt mit schönen
Kirchen. Im Dom sind die Grabstätten Heinrichs I. und Mathildes, denen die Stadt ihre
erste Blüte verdankt. Auf dem Schloß residierten die reichsfreien Äbtissinnen; Sarg der
Aurora von Königsmark. Die Stadt ist berühmt durch Brennerei, Gartenbau und
Samenhandel. Geburtsort Klopstocks (1724) und des Geographen Karl Ritter (1779).
5. Die Grafschaft Wernigerode* gehört den Grafen von Stolberg unter preußi-
scher Oberhoheit. Darin die gleichnamige Stadt mit dem Residenzschloß des Grafen.
Ilsen bürg, auch mit gräflichem Schloß und mit einer Eisenhütte, am Ausgange des
lieblichen Jlsethals (Jlsenstein).
B. Wegierungsöezirk Merseburg.
Er enthält nur wenige altpreußische Bestandteile und ist in der Hauptmasse aus
den im Jahre 1815 abgetretenen kursächsischen Landesteilen gebildet.
1. Der Saalkreis gehörte srüher zum Herzogtum Magdeburg. Darin Halle*
(= Salzwerk, Salzstadt), wo von uralter Zeit her von den Halloren (— Salzwirker) aus
der aus der Erde quellenden Sole Salz gesotten wurde. 81982 Ew. Am Ende des
Mittelalters und später war es Residenz der Erzbischöse (Kardinal Albrecht), an deren
Zeiten die sogen. Residenz und die in Trümmern liegende Moritzburg erinnern. So ver-
rufen Halle früher war wegen seiner engen, schmutzigen Straßen, wegen seines schlechten
Pflasters und der schrecklichen Dünste (man konnte es eher riechen als sehen, sagte der
Volksmund), so sehr hat es sich in der letzten Zeit durch neue Stadtteile und Anlagen
und durch Aushebung der „Halle", wo die Salzkothe standen, verschönert. Der Marktplatz,
mit dem Standbilde Händels (geb. 1685), ist einer der schönsten Plätze weit und breit.
Großartig sind die Franckeschen Stiftungen, welche aus dem Waisenhaus, einer großen
Zahl Schulen, Bibelanstalt, Buchhandlung und Druckerei, Apotheke u. s. w. bestehen. Hier
das von Rauch modellierte Standbild des Stifters. Die Universität, 1694 gestiftet und
1817 mit der von Wittenberg vereinigt, nimmt der Zahl der Studenten nach die 4. Stelle in
Deutschland ein. Provinzial-Jrrenanstalt, das Ober-Bergamt. Handel und Großgewerbe,
durch reiche Bodenschätze und durch die günstige Lage gefördert, stehen in hoher Blüte.
Die nächsten Umgebungen der Stadt haben große landschaftliche Schönheit, namentlich im
*) Das Wiegenlied: Muhkuh von Halberstadt oder gar Motschekühchen soll sich auf
den Bischof Buko (Burchard) beziehen.
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Extrahierte Personennamen: Regenstein Heinrich_I. Heinrichs_I. Heinrichs_I. Karl_Ritter Karl Albrecht) Albrecht Burchard
Extrahierte Ortsnamen: H. Hornburg Lauenburg Stecklenberg Quedlinburg Stolberg Jlsenstein Herzogtum_Magdeburg Moritzburg Wittenberg Deutschland Halberstadt
20
Landeskunde der Provinz Sachsen und des Herzogtums Anhalt.
Erfurt, Halberstadt. Halle, Magdeburg, Naumburg, Nordhausen. Stendal, Torgau, Dessau.
— j 13 Amtsgerichte. Reichsgericht zu Leipzig.
Die oberste geistliche Behörde der Evangelischen ist das Konsistorium zu
Magdeburg, die katholischen Gemeinden stehen unter dem Bischof von Paderborn.
Das Unterrichtswesen erfreut sich hoherblüte Die Universität Halle steht unter dem
Ministerium. Die höheren Schulen stehen unter dem Provinzial-Schulkollegium zu Mag-
deburg. Es sind 27 Gymnasien, 5 Realgymnasien, 2 Ober-Realschulen, 3 Progymnasien,
7 Real-Progymnasien, 1 Realschule, 1 höhere Bürgerschule. — 10 Seminarien, darunter
1 katholisches. — Fachschulen.
Provinzial-Jrrenanstalten zu Halle und Alt-Scherbitz, Blindenanstalt zu Barby,
Taubstummenanstalten zu Halberstadt, Erfurt, Osterburg, Weißenfels. — Proviuzial-
Museum zu Halle. Staatsarchiv zu Magdeburg. — Prediger-Seminar zu Wittenberg.
Zum deutschen Reichsheere stellt die Provinz und das Herzogtum Anhalt das
4. Armeekorps, (7. Division Magdeburg, 8. Division Erfurt) bestehend aus 8 Infanterie-,
4 Kavallerie-, 2 Feld-Artillerie-, 1 Fuß-Artillerie-Regiment, 1 Jäger-, 1 Pionier-, l Train-
Bataillon, 19 Landwehr-Bezirken. Außerdem stehen in der Provinz noch Truppenteile des
3.Armeekorps (Wittenberg, Torgau) und des 11. Korps (Mühlhausen, Langensalza).
In den Reichstag sendet die Provinz 20 Abgeordnete.
Das Wappen der Provinz ist das sächsische Balkemvappen mit dem Rautenkranz,
die Farben schwarz und gelb.
B. Herzogtum Anhalt.
Die Landesregierung führt der Herzog, unter ihm der aus 36 Abgeordneten be-
stehende Landtag.
Die oberste Verwaltungsbehörde ist das herzogliche Staatsministerium zu
Dessau. Unter ihm stehen:
1. Die Finanzdirektion für die Verwaltung des Staatseigentums und der
direkten Steuern; 2. die Zolldirektion für die indirekten Steuern; 3. die Herzog-
liche Regierung (Abteilung des Innern und Abteilung für das Schulwesen) für alle
übrigen Zweige der Verwaltung. — Landarmendirektion.
An der Spitze der 5 Kreise stehen die Kreisdirektoren; daneben Kreisvertreter und
Kreistage.
Die geistlichen Angelegenheiten besorgt das Konsistorium, die Leitung des Schul-
wesens hat die Regierung. Es giebt 4 Gymnasien, 2 Realgymnasien, 1 Realprogym-
nasium, 1 höhere Bürgerschule, 1 Lehrerseminar.
Das anhaltische Jnfanterie-Regiment (Nr. 93) gehört zum 4. Armeekorps.
Ein Landgericht zu Dessau; außerdem 11 Amtsgerichte.
Das Herzogliche Haus- und Staatsarchiv zu Zerbst. — Die Landesstrafanstalt zu
Coswig.
Im Zoll-, Gerichts-, Post- und Militärwesen steht Anhalt unter den entsprechenden
höheren Behörden der Provinz Sachsen.
Zum Reichstage wählt das Herzogtum Anhalt 2 Abgeordnete.
Das kleinere Wappen von Anhalt ist längsgeteilt und zeigt links den halben roten
Adler im silbernen Felde, rechts den sächsischen Rautenkranz. — Landesfarben: Grün
und Weiß (auch mit Rot).
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TM Hauptwörter (100): [T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier]]
TM Hauptwörter (200): [T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T99: [Stadt Verwaltung Provinz Gemeinde Beamter Kreis König Spitze Land Angelegenheit], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T60: [Mann Heer Jahr Offizier Soldat Landwehr Truppe Krieg Armee Regiment], T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung]]
Allgemeines. — Staatsverfassung.
3
Das Großherzogliche Wappen enthält auf einem Hauptschilde
mit sechs Feldern für Norwegen, Schleswig, Holstein, Stormarn, Dith-
Marschen und Kniphausen einen Mittelschild mit fünf Feldern für die roten
oldenburgischen Balken auf goldenem Grunde oben links, das goldene
Delmenhorster 5treuz auf blauem Grunde oben rechts, das goldene Lübecker
Kreuz auf blauem Grunde mit darüber schwebender Bischofsmütze unten
links, das von Rot und Silber geschachte Wappen für Birkenfeld unten
rechts und auf der von unten eingepfropften Spitze den goldenen Jeverischen
Löwen auf blauem Grunde. Die Zentralbehörden des Großherzogtums
führen diesen Mittelschild des großen Wappens.
Die Staatsverwaltung wird unter dem Eroßherzog von einem dem
Landtage verantwortlichen Staatsministerium geleitet. Es umfaßt
folgende Ministerien: 1. des Großherzoglichen Hauses und der Auswärtigen
Angelegenheiten,- 2. des Innern; 3. der Justiz; 4. der Kirchen und Schulen;
5. der Finanzen. Es gibt aber nur drei Minister, dem Minister des Innern
sind auch die Ministerien des Großherzoglichen Hauses und der Auswärtigen
Angelegenheiten und dem Minister der Justiz das Ministerium der Kirchen
und Schulen übertragen. Das Finanzministerium verwaltet auch das
Eisenbahnwesen, den Hochbau im Herzogtum Oldenburg, das Forstwesen,
die Domänen und das Vermessungs- und Katasterwesen. Die drei Minister
bilden mit Sitz und Stimme das Gesamtministerium, dem eine Reihe von
Angelegenheiten übertragen ist, worüber die einzelnen Minister nicht selb-
ständig entscheiden können. Unter dem Gesamtministerium stehen die
Verwaltungsgerichte und das Oberverwaltungsgericht.
Der Landtag hat nur eine Kammer und ist als die gesetzliche Ver-
tretung aller Staatsbürger des Großherzogtums berufen, ihre auf der
Verfassung beruhenden Rechte geltend zu machen, an der Gesetzgebung
mitzuwirken, die Steuern zu bewilligen und den Staatshaushalt fest-
zustellen. Er hat das Recht, über alle Staatsangelegenheiten von der
Regierung Auskunft zu begehren. Dem Großherzog bleibt das volle Veto
gewahrt, er ernennt und entläßt die Minister nach freiem Ermessen. Fürst
und Volk sind aufeinander angewiesen, ohne ihre Einigung entsteht kein
Gesetz. Der Landtag wird jährlich auf Grund allgemeiner, unmittelbarer
und geheimer Wahlen berufen, er hat jetzt 45 Abgeordnete. Wahlberechtigt
und wählbar ist jeder Deutsche, der zur Zeit der Wahl das 25. Lebensjahr
vollendet hat und seit mindestens drei Jahren im Großherzogtum wohnt.
Wer 40 Jahre alt ist, hat bei der Ausübung des Wahlrechtes zwei Stimmen.
Die Wahl erfolgt für fünf Jahre in 29 Wahlkreisen, deren Abgrenzung alle
20 ^ahre geprüft werden muß. Die Abgeordneten erhalten die Reisekosten
erstattet und beziehen Tagegelder.
Für die allgemeinen Landesausgaben besteht eine Zentralkasse,
wozu die drei Landesteile in bestimmtem Verhältnis ihre Beiträge zu zahlen
haben. Sonst geht die Finanzverwaltung der Landesteile eigene Wege.
Die Rechtspflege ist durch Reichsgesetz geregelt. Das Reichsgericht
in Leipzig ist die Spitze des Rechtszuges. Das Oberlandesgericht in Olden-
bürg steht unter Aufsicht des Staatsministeriums und ist zugleich vor-
gesetzte Dienstbehörde für das Landgericht und die Amtsgerichte. Das
1*
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
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32
Das Herzogtum Oldenburg.
sind in ganz Deutschland rühmlichst bekannt, Vareler Tabakmaschinen haben einen
Weltruf erlangt, eine Lederfabrik stellt hauptsächlich Treibriemen her, Ziegeleimaschinen
werden auf den Markt gebracht. Auch in mechanischer Weberei, in Buch- und Kunst-
druckerei, Tabak- und Zigarrenfabrikation zeichnet sich Varel aus. Die Stadt liegt
im Knotenpunkt der Bahnen nach Oldenburg, Jever, Brake—nordenham, Neuenbürg-
Westerstede. Sie ist der Sitz eines Amtes und eines Amtsgerichtes, hat eine Bau-
gewerkschule, eine Realschule und ein Seminar. Die Kirche trägt mit dem stumpfen,
trotzigen Turm den Charakter der friesischen Festungskirchen (f. Bild 16, S. 58).
Das Innere ist neu ausgestattet, über dem prachtvollen Altar von Munstermann
stellt im Gewölbe ein altes Deckengemälde den Grafen Gerd von Oldenburg dar.
In der Friesischen Wede steht Bockhorn im Mittelpunkt einer eigenartigen
Ziegelindustrie, die Ausfuhr der Bockhorner Klinker ins Reich, nach Dänemark, Ruh--
land, Schweden und anderen Ländern wächst beständig. Der Ton, der hierzu verwendet
wird, findet sich nur in dieser Gegend; er verglast bei stärkerem Feuer an der Ober-
fläche. Die so in den Ringöfen gewonnenen Steine, die man an ihrer dunkelblauen
Färbung erkennen kann, sind besonders hart und werden deshalb vorzugsweise zu
Chausseen und Fuhwegen, zu Wasserbauten und sonst verwendet. Im Amte Varel
wurden 1912 in 27 Ziegeleien rund 60 Millionen Klinker gemacht. Das alte Schloß
in Neuenburg, von Graf Johann Vii. von 1579 bis 1582 erbaut, war der Witwensitz
der Gemahlin Graf Anton Günthers. Als der Dichter Graf Friedrich Leopold von
Stolberg hier als Vorsitzender des Landgerichts wohnte, traf ihn der für sein ganzes
Leben verhängnisvolle Schlag, daß er seine Gattin Agnes von Witzleben verlor. Im
Schloß sind jetzt Wohnräume für ein Lehrerinnenseminar eingerichtet. Der Flecken
Zetel, 1200 Einwohner, hat mechanische Baumwollwebereien; die früher aus-
gedehnte Hausindustrie hat aufgehört.
Zu den Geestrandstädten mutz auch Jever gerechnet werden; es liegt auf einer
ausgedehnten Sanddüne, die durch eine schmale Zunge mit der Geest zusammen-
hängt und sonst unmittelbar zur Marsch abfällt. Jever, eine sehr alte Ansiedelung,
„Gauort" (Gavari) des Gaues Ostringen, trat schon früh mit seinem kirchlichen und
wirtschaftlichen Zubehör selbständig neben dem Gau auf. Die erste Burg legte um
1385 der Häuptling Ede Wimmeken hier an. Als diese zerstört war, baute Haje Harlda
nach Ostern 1428 eine neue, von der die ältesten Teile des heutigen Schlosses stammen.
Der Turm steht frei auf dem Binnenhose, weithin sichtbar als ein Wahrzeichen des
Jeverlandes (f. Bild 15, S. 57) Fräulein Maria, die Letzte der Häuptlingsfamilie,
erhob 1536 Jever zur Stadt und befestigte es; sie begründete 1573 das Gymnasium
und beschäftigte den Bildschnitzer Meister Adrian, um die schöne, im Audienzsaal noch
erhaltene kunstvolle Eichenholzdecke zu schnitzen, und den Bildhauer Meister Johann de
Schulte aus Breda, der das Denkmal ihres Vaters Edo Wimmeken Ii. in der Stadt-
kirche schuf. Sie vermachte Jeverland dem Hause Oldenburg und starb 1575. Sie
hat neuerdings neben dem Amtsgebäude von Harro Magnussen ein schönes Denkmal
erhalten. Bis zum Jahre 1818 sind die Befestigungen der Stadt entfernt worden, und
Jever wurde wieder eine offene Stadt. In den Anlagen auf den ehemaligen Festungs-
wällen erheben sich die Denkmäler des Geschichtschreibers Schlosser, der 1776 in Jever
geboren wurde, und des Chemikers Mitscherlich aus der Gemeinde Neuende in Jeverland
(geboren 1794). Durch die „Getreuen", die dem Fürsten Bismarck alljährlich 101 Kibitz-
eier verehrten und zum Dank einen silbernen Kiebitz-Prunkbecher für ihr Versamm-
lungszimmer erhielten, ist Jever in der ganzen Welt berühmt geworden. Jever besitzt
ein Altertumsmuseum. Die Stadt ist der Mittelpunkt des Jeverlandes insofern, als
von hier aus ein lebhafter Viehhandel betrieben wird. Sie ist der Sitz eines Amtes
und eines Amtsgerichtes.
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
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Extrahierte Personennamen: Munstermann Gerd_von_Oldenburg Graf_Johann_Vii Johann Anton_Günthers Günthers Friedrich_Leopold_von
Stolberg Friedrich Leopold Agnes_von_Witzleben Haje_Harlda Fräulein_Maria Maria Adrian Meister_Johann_de
Schulte Johann Harro_Magnussen Schlosser Mitscherlich
Das Fürstentum Lübeck.
41
Die Bevölkerung ist evangelisch. Das Fürstentum ist fast so dicht bewohnt
wie die Geest des Herzogtums. Der Flecken Ahrensböck, 1700 Einwohner, hat er-
hebliche Rindviehzucht Breitenburger Schlages und verbreitete Schweinemast.
Die Stadtgemeinde Eutin, 6200 Einwohner, ist der Sitz der Provinzialregierung,
hat eine hervorragend schone Lage (s. Bild 23, S. 63) in einer Bodensenkung zwischen
dem Großen und dem Kleinen Eutiner See. Höhenzüge erheben sich nordwestlich und
südlich von der Stadt bis zum Königsberg, 54,8 in, und zum Quitschenberg, 58,2 m, am
Süduser des Kleinen Eutiner Sees; vom Quitschenberg aus genießt man den schönsten
Blick auf die Stadt. Das Schloß war früher bischöflich und gehört jetzt dem Groß-
herzog. Malerisch liegt am Großen Eutiner See der Schloßgarten. Im Grotzherzoglichen
Gymnasium befindet sich außer der öffentlichen Bibliothek, welche auf Anregung von
Voß durch Ankauf der von Halemschen Bibliothek begründet ist, eine Sammlung vor-
geschichtlicher Altertümer. Außerdem besitzt Eutin eine Realschule. Das Technikum ist
eine Fachschule für Hoch-, Tief- und Maschinenbau und Elektrotechnik. Eutin übt eine
besondere Anziehungskraft auf Rentner, pensionierte Beamte und Offiziere aus.
Denn die Umgegend ist reich an Seen und herrlichen Buchenwaldungen auf welligem
Gelände. Besonders schöne Punkte sind Gremsmühlen am Diek-See, Malente („Grünau"
in Voß' Luise), der Uklei-See.
Vorwiegend Holländer siedelten sich seit 1143 in Eutin an. Die Stadt erhielt
1256 oder 1257 lübisches Recht; zu gleicher Zeit wurde sie befestigt und die Stadt-
Verfassung geregelt. Am Ende des 13. Jahrhunderts nahm der Bischof von Lübeck
wiederholt in Eutin Aufenthalt, und 1309 wurde die Pfarrkirche zu einer Kollegial-
kirche mit einem Kapitel von 26 Kanonikern und Vikaren erhoben. Zur Zeit der
Grafenfehde 1534 wurde der dänische Einfluß im Stift gesichert: König Christian Iii.
sandte und empfahl den ersten lutherischen Prädikanten. So wurde die Reformation
eingeführt- Im 18. Jahrhundert wuchs Eutin zu den Toren hinaus, am Anfang des 19.
wurden die Stadttore abgebrochen. Das Schloß wurde nach dem Brande von 1689
vom Bischof August Friedrich wieder erbaut und 1717—1722 einem weiteren abschließen-
den Ausbau unterzogen. Mit dem Einzug der Holstein-Gottorper wurde Eutin bischöf-
liche Residenz. Während Herzog Friedrich August noch in Eutin residierte, verlegte
sein Nachfolger Peter Friedrich Ludwig seinen Sitz nach Oldenburg, und Eutin hörte
auf Residenz zu sein. Voß war hier bis 1802 zwanzig Jahre Rektor und stand seit 1791
in regen literarischen Beziehungen zu Graf Friedrich Leopold von Stolberg, der
Präsident der fürstbischöflichen Regierung war. In Eutin wurden der Komponist
Karl Maria von Weber 1786 und der Astronom Julius Schmidt 1825 geboren; hier
starb 1829 der Maler Tischbein.
In Rate kau kapitulierte Blücher nach der Schlacht bei Jena und Auerstädt.
Der Flecken Schwartau, 3300 Einwohner, liegt an der Trave. Unter den olden-
burgischen Ostseebädern sind Niendorf und Timmendorf am stärksten besucht, außer-
dem sind Scharbeutz und Haffkrug zu nennen.
Jenseit der Grenze des Fürstentums Lübeck liegt im preußischen Kreise Olden-
bürg der holsteinische Grundbesitz des Großherzoglichen Hauses mit einem Flächen-
inhalt von 180 qkm. Im Hause Lensahn pflegt die Großherzogliche Familie ihren
sommerlichen Aufenthalt zu nehmen.
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
TM Hauptwörter (100): [T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche]]
TM Hauptwörter (200): [T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T61: [Wilhelm Friedrich Prinz König Luise Jahr Königin Gemahlin Prinzessin Kaiser], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus]]
Extrahierte Personennamen: Breitenburger Luise Christian_Iii August Friedrich Friedrich Friedrich_August Friedrich August Peter_Friedrich_Ludwig Friedrich Ludwig Friedrich_Leopold_von_Stolberg Friedrich Leopold Karl_Maria_von_Weber Karl Maria Julius_Schmidt
Vorbemerkungen zur vierten Auflage.
Die Vorbereitung der neuen Auflage der Landeskunde des Groß-
Herzogtums Oldenburg war fast ganz abgeschlossen, als der Krieg ausbrach.
Die Verhältnisse unseres Landes werden daher so dargestellt, wie sie sich
bis dahin in der Friedenszeit, die wie ein schöner Traum hinter uns liegt,
entwickelt hatten. In den Vordergrund wurde die natürliche Beschaffenheit
des Landes gestellt und die Ortskunde unmittelbar an die Bodengliederung
und Bewässerung angeschlossen. Eine ausführliche tabellarische Übersicht
läßt die Verwaltungsbezirke und die Ortschaften erkennen. Die Zeittafel
zur oldenburgischen Geschichte wird durch einen kurzen Überblick über die
geschichtliche Entwicklung ergänzt und erläutert.
Oldenburg, Ostern 1915. Der Verfasser.
Vorbemerkungen des Verlegers.
Die Band- und Heftausgaben der E.von Seydlitz'schen Geographie
sind bisher in rund 3 V? Millionen Exemplaren verbreitet worden; sie sind
auch vielfach in den Schulen des Großherzogtums Oldenburg eingeführt.
Den Herren Direktoren und Fachlehrern, sowie den Schuloorsteherinnen
und Fachlehrerinnen, die den „Seydlitz" wegen etwaiger Einführung zu
prüfen wünschen, stelle ich gern ein Exemplar der in Betracht kommen-
den Ausgabe nebst der Landeskunde unberechnet zur Verfügung. Ich
bitte aber darum, bezügliche Wünsche unter Angabe der Schulgattung ent-
sprechend zu begründen, damit Verzögerungen durch Rückfragen vermieden
werden. Für welche Anstalten die verschiedenen Ausgaben der Seydlitz'schen
Geographie bestimmt sind, wolle man aus der Übersicht auf der vierten
Umschlagseite ersehen.
~ slau, Ostern 1918. Ferdinand Hirt.
Alle Rechte vorbehalten!
Landeskunde wird auf Verlangen mit den Ausgaben A und B des „Seydlitz",
co llbearbeitungen von Tronnier bzw. Rohr mann die Behandlung des Stoffes
haftlichem Prinzip durchgeführt wurde, gegen entsprechenden Preisausschlag
gebunden geliefert.
Ausgabe A (Seydlitz-O eh lmann, 24.Bearbeitung)
Ausgabe A (Seydlitz-Tronnier, 26. Bearbeitung)
Ausgabe B (Seydlitz-Oehlmann, 22. Bearbeitung)
Ausgabe B (Seydlitz-Rohrmann, 24. Bearbeitung)
Einzelpreis dieser Landeskunde kartoniert 1.— M.
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution]]
Extrahierte Personennamen: Ferdinand_Hirt Ferdinand
Bodengliederung und Besiedelung. — Geest.
29
Regierung des Großherzogs Nikolaus Friedrich Peter (f 1900) entwickelte sich die
Stadt als Mittelpunkt eines ausgedehnten Chaussee- und Eisenbahnnetzes, in Kunst
und Wissenschaft, Handel und Gewerbe zu ihrer jetzigen Bedeutung für das ganze
Land. Als Knotenpunkt des Verkehrs zwischen Ems und Weser, Marsch und Geest,
mit einem Fluhhafen, den infolge der Begradigung der Hunte Seeschiffe erreichen,
hat Oldenburg seit 1870 großen Aufschwung genommen. Die Stadt hat bedeutende
Banken und Industriebetriebe mittleren Ilmfangs; eine Glashütte und eine Warps-
spinnerei und -Wäscherei geben dem benachbarten Osternburg das Gepräge eines
Fabrikortes. Die Oldenburgisch-Portugiesische Dampfschiffs-Reederei-Aktiengesellschaft
hatte in Oldenburg ihren Sitz und unterhielt regelmäßige Fahrten von Hamburg, der
Unterweser und Rotterdam nach Portugal und von Hamburg über Antwerpen nach
Gibraltar und Marokko und von den Kanarischen Inseln nach Hamburg mit besonderen
Einrichtungen für Bananentransport. Die Landesbibliothek, das Naturhistorische
Museum mit der vorgeschichtlichen Abteilung, das Kunstgewerbemuseum sind staat-
lieh und bergen manchen über die Grenzen des Landes hinaus bekannten Schatz. Der
mit Bildern geschmückte Sachsenspiegel wird jetzt im Großherzoglichen Haus- und
Zentralarchiv aufbewahrt. Wertvolle Gemälde von Wilhelm Tischbein, Ludwig Strack,
Arthur Fitger befinden sich im Schloß. Die Großherzogliche Gemäldegalerie, von Herzog
Peter Friedrich Ludwig ins Leben gerufen, befindet sich in den oberen Räumen des
Augusteums, in ihr sind fast alle Hauptschulen vertreten, vor allem Rembrandt mit
fünf Bildern, darunter das berühmte Bild seiner Mutter, vier Bilder von P. P. Rubens,
Ernst Willers und viele italienische Meister. Die Kunsthistoriker Bode und Bredius^
haben durch zwei große Werke auf die kostbaren Perlen dieser Sammlung hingewiesen.
Auch Bildhauerwerke und die Gemäldesammlung des Staates und des Galerievereins
sind im Augusteum untergebracht; von Künstlern der Gegenwart sind hier Bernhard
Winter mit dem Stahlwerk in Augustfehn und Paul Peterich mit seiner Medea, einem
Marmorstandbild, vertreten. Mit Denkmälern und Baukunstwerken begann die Stadt
sich erst neuerdings zu schmücken. Das Großherzogliche Schloß, 1607—1618 von Graf
Anton Günther vollständig im Stil der Zeit umgebaut, erhielt 1894—1897 einen
neuen prächtigen Flügel mit Eckturm. Der Großherzog wohnt im Elisabeth-Anna-
Palais am Rande des Schloßgartens auf einer früheren Festungsbastion. Das Reichs-
postgebäude, 1901 erbaut, folgt dem Renaissancestil der älteren Bauten der Stadt.
Aus dem 15. Jahrhundert stammt die Gertrudenkapelle mit altersgrünem Kupfer-
dach auf dem Kirchhof hinter der sagenumwobenen Linde, die wohl ein halbes Jahr-
tausend hier schon stehen mag; alte Wandgemälde sind darin zum Vorschein gekommen
und wiederhergestellt worden. An schönen Kirchen sind andere Städte reicher. Das
Denkmal des Herzogs Peter Friedrich Ludwig, dem Eingang des Schlosses gegen-
über, die Porträtbüste des in Oldenburg 1776 geborenen großen Philosophen Herbart
vor der Oberrealschule und einige bescheidene Bronzen schmücken die Anlagen der
Stadt und des Schlosses. Die höheren Lehranstalten, die Mittel- und Volksschulen
erfreuen sich eines guten Rufes. Das Leben in der Residenz bietet durch Theater,
musikalische Veranstaltungen, Ausstellungen, wissenschaftliche und literarische Vereine
und durch ein reges Geschäftsleben, besonders auf dem Gebiete der Raumkunst, als
Rosenstadt mit schönen Vorgärten und Spaziergängen eine Fülle von Annehmlich-
keiten.
Eine große Jrrenheilanstalt befindet sich in Wehnen bei Oldenburg. Die Bauer-
schaft Donnerschwee erwähnen wir wegen ihres interessanten Namens; sie hieß
im Mittelalter Donreswe, we und wede bedeutete Wald, der Gott Donar wird hier
1 Die Großherzogliche Gemäldegalerie im Augusteum zu Oldenburg. 41 Re-
Produktionen in Photogravüre, mit einem Vorwort und erläuterndem Tert von
A. Bredius und Fr. Schmidt-Degener. Oldenburg, Carl G. Oncken, 1906. Auch ein
kleineres Handbuch über die Galerie ist erschienen.
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T172: [Dichter Zeit Gedicht Schiller Werk Goethe Maler Dichtung Lied Hans], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau]]
Extrahierte Personennamen: Nikolaus_Friedrich_Peter_( Nikolaus Friedrich Wilhelm_Tischbein Wilhelm Ludwig_Strack Ludwig Arthur_Fitger Peter_Friedrich_Ludwig_ins Friedrich Ludwig P._P._Rubens Ernst_Willers Ernst Bode Bernhard
Winter Paul_Peterich Anton_Günther Günther Peter_Friedrich_Ludwig Friedrich Ludwig Herbart A._Bredius Oncken
Bodengliederung und Besiedelung. — Die Marschen.
33
Die Marschen.
Wer von der welligen, bewaldeten, an Feldsteinen reichen Geest in
die Marsch hinabsteigt, glaubt in eine andere Welt versetzt zu sein. Das
überaus fruchtbare, ebene, steinlose Land wird von schnurgeraden Blinker-
straßen durchzogen. Wälder finden sich nicht; kleine Bestände, wie bei
Ostiem im Jeverlande, kommen nicht in Frage. Von Busch- und Baum-
beständen umgeben, liegen die Dörfer und die zahlreichen Einzelgehöfte
weithin zerstreut zwischen Ackerland und Fettweiden. Als es noch keine
Deiche gab, schützte sich die Bevölkerung durch künstliche Erdhügel, die
aus dem Stteiboden aufgeschüttet waren und Wurten genannt werden.
Manche alte Dörfer liegen auf solchen Erhöhungen. Die Einzelwurten
sind noch zahlreich in Ieverland und Butjadingen vorhanden, aber
nicht mehr bewohnt. Man unterscheidet Hunte-, Weser- und See-
marschen. Der Boden der Marsch ist verschieden. In der Nähe der
großen Randmoore liegt das Brokland (brok, brüchig, sumpfig) mit ge-
ringer Kleischicht und minder fruchtbar. Darauf folgt die eigentliche Marsch
nicht ohne Moorstrecken, wie zwischen Oldenbrok und Schweiburg; sie reicht
bis zu den Außendeichen. Die Groden, in Ostfriesland Polder genannt»
sind das neueingedeichte Land und das Land an der Außenseite der Deiche,
das von höheren Fluten überströmt wird, aber für die Landwirtschaft ver-
wendbar ist; denn der Andel (Seerispengras) ist ein gutes Viehfutter. Der
Marschboden besteht aus dem bläulichen Klet, der im wesentlichen dem
verwitterten Schiefer unseres Mittelgebirges entstammt. Der Knick ist
eine harte, eisenhaltige und deshalb unfruchtbare Erde, die bisweilen nahe
an der Oberfläche liegt. Hier bringt man durch das Wühlen die darunter-
liegende fruchtbare, kalkhaltige Wühlerde, den Mergel, nach oben. Die
Seemarschen haben den fruchtbareren Boden, aber auch den größeren
Mangel an Süßwasser.
Die Marschen liegen im allgemeinen nur 4,60 m, weniger oder etwas
mehr, über der Fedderwarder Horizontale (Fh). Da nun das mittlere
Niedrigwasser 1,30 über Fh (südlicher Jadebusen) eintritt und der Unter-
schied zwischen Niedrig- und Hochwasser, der sogenannte Tidenhub, in
der Regel etwa 3,40 m, bei Schillighörn 3,05 m, Wilhelmshaven 3,59 m,
Fedderwardersiel 3,34 m, Bremerhaven 3,31 m beträgt, das Wasser also
etwa 4,70 m erreicht, so wären die Marschgebiete zum größten Teil
ohne die Deiche vor Überschwemmung durch das mittlere
Hochwasser nicht gesichert. Höchste Sturmfluten, die das Doppelte,
wie 1511, 1717, 1825, 1906, ja bis 8,80 in über Fh stiegen, würden alles
Marschland und die niedrigeren Striche der Geest unter Wasser setzen,
wenn der Deichring nicht schützte*. Die Deiche sind sehr kostspielige Wälle,
zum Teil von bedeutender Höhe; wo die Gefahr am größten ist, steigt ihre
Kappe über 10 m Fh. Während die Innenseite sich steiler aus der Marsch
* Vgl. Krüger, W., Das Seegebiet Oldenburgs. Heimatkunde des Herzoa-
tums Oldenburg I, S. 89.
Rilthning, Landeskunde von Oldenburg. 4. Aufl. <Unv. Ndr.) Z
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee]]
TM Hauptwörter (200): [T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil]]