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1. Landeskunde des Großherzogtums Oldenburg - S. 35

1918 - Breslau : Hirt
Bodengliederung und Besiedelung. — Die Marschen. 35 die dort so breit ist roie der Bosporus bei Konstantinopel, Bremerhaven und das preußische Geestemünde. Das große Wer? der Weserkorrektion hat Bremen 1887 begonnen und 1894 fertiggestellt. Durch Leitdämme ist vermittelst großer Senkstücke eine neue gerade Stromrinne geschaffen, die großen Krümmungen sind verkürzt, die kurzen scharfen ganz beseitigt. Spaltungen des Stromes sind durch Abschließung des einen. Arms auf- gehoben, und umfangreiche Baggerungen haben die Gestalt des Strom- bettes verbessert. So Wird durch die Flutwelle eine viel größere Wasser- menge als früher nach oben geschafft, und die Ebbe, die nun tiefer abfällt, spült und vertieft das Strombett. Auf diese Weise bildet die bedeutend vergrößerte Stromkraft selbst ein geräumiges Bett aus. Der Tiefgang der Seeschiffe, die nach Bremen hinaufkommen, ist von 3 auf 6 in gehoben und noch im Steigen begriffen. Die Platenbildung Wird nun dauernd ver- hindert. — Durch eine im Anschluß an die Weserkorrektion ausgeführte Huntekorrektion ist von 1893 bis 1899 das Flußbett bis Oldenburg von 2 auf reichlich 3,75 m tiefer gelegt Worden, um größeren Schiffen als bisher Zugang zu verschaffen; damit ist aber auch die Abwässerung der anliegenden Länderteile Wesentlich erleichtert, und der Moorriemer Kanal, Welchen man zur Entwässerung von Moorriem mit großen hosten vom Wolfsdeich bei Bornhorst bis Käseburg unterhalb von Elsfleth hergestellt hat, wird durch die Huntekorrektion in der Lösung seiner Aufgabe wesentlich unterstützt. Durch die Weserkorrektion veranlaßt ist der Bau eines großen Süßwasser- kanals, der lediglich den Zweck der Zuwässerung hat und von der Weser beim Beckumer Siel nach Butjadingen geführt worden ist. Die Besiedelung der Marschen ist im ganzen gleichmäßig. Die Bevölkerung drängt sich nur an wenigen Punkten, die für Handel und Schiffahrt an der Weser günstig liegen, zu größeren Ortschaften zusammen. Am Ausgang des Iadebusens ist der Reichskriegshafen Wilhelmshaven entstanden. Für einen Handelshafen wäre der Platz nicht günstig gewesen. Die Hunteniederung und das Niederungsland an der Weser südlich und nördlich von der Huntemündung sind im 12. Jahrhundert plan- mäßig besiedelt worden, die neuen Bewohner fühlten sich bald als Gemeinschaft und nannten sich Stedinger. Unterhalb der Stadt Oldenburg entstand als eine Ansiedelung von Holländern das Kirchspiel Holle. Später siedelten sich Nonnen in Blanken- bürg an auf Gütern, die fünf Ritter von Graf Johann von Oldenburg gekauft hatten. Das Kloster wurde in der Reformationszeit eingezogen und 1632 von Graf Anton Günther zu einem Armen- und Waisenhaus gemacht. Jetzt ist es eine Bewahr- und Pflegeanstalt für unheilbare Geisteskranke und gemeingefährliche Kranke. Das an- grenzende Moorgebiet heißt Wüsting. In Neuenhuntorf wurde 1683 der berühmte russische Generalfeldmarschall Graf Burchard Christoph von Münnich geboren. Stedingen wird heute nur das Land an der Ollen südöstlich von Hunte bis zur Weser genannt. An der Ollen und der Weser entlang ziehen sich langgestreckte Ortschaften. Der freundliche Flecken Berne, 727 Einwohner, ist in der Mitte des 12. Jahrhunderts entstanden. Der Kirchturm ist ein Wahrzeichen für ganz Stedingen. Bei Alten- esch im Amte Delmenhorst, wo am 27. Mai 1234 die Stedinger nach hartnäckigem Kampfe von einem Kreuzheere besiegt wurden, erinnert ein Denkmal an den Ver- zweiflungskampf des Bauernvolkes. Das Gebiet der Gemeinden Altenhuntorf, Barden- fleth und Neuenbrok wird Moorriem genannt. An der Weser, in der Nähe der Huntemündung, an der Bahn von Hude nach Brake liegt Elsfleth, 1856 zur Stadt erhoben, 2300 Einwohner. Der Reedereibestand ist geringer geworden. Da die Segel- schiffahrt immer mehr zurückging, wurde unter dem Druck der Verhältnisse 1896 eine

2. Landeskunde des Großherzogtums Oldenburg - S. 37

1918 - Breslau : Hirt
Bodengliederung und Besiedelung. — Die Marschen. 37 setzte es 1857 der Kaufmann Wilhelm Müller in Atens durch, daß der Norddeutsche Lloyd eine regelmäßige Dampferverbindung zum Versand von Mastvieh und Schafen von Nordenham nach England einrichtete. Nach und nach stieg die Bedeutung Norden- hams, namentlich seit der Lloyd von 1890 an seine New Yorker Schnelldampfer an den Piers laden und löschen ließ (s. Bild 18, S. 59). Es war für den Ort ein Schlag, als 1896 die Lloyddampfer wieder von Bremerhaven in See gingen; dazu kam, daß Brake den Getreideverkehr mehr und mehr an sich zog. Neuerdings aber haben sich unter der Fürsorge des seeliebenden Großherzogs Friedrich August und seiner Regierung der Handelsverkehr und die Industrie in dieser Zukunftsecke Oldenburgs zu einer großen Bedeutung erhoben. Nordenham ist Sitz des Amtes und des Amtsgerichtes, besitzt eine Realschule und hat eine vorzügliche Lage hart an dem tiefen Strom, so daß die Er- Zeugnisse der Industrie unmittelbar in die Schiffe verladen und die Rohstoffe auf dem Wasserweg ohne Umladung bezogen werden können. Auf Blexer Gebiet treffen wir in nächster Nähe der Stadt die Metallwerke „Unterweser"-Aktiengesellschaft in Friedrich- August-Hütte zur Gewinnung von Schwefelsäure, Zink, Blei und Silber mit einer Muffel- (Retorten-) Fabrik und einer Ziegelei, darauf die Superphosphatfabrik für Dünge- mittel A.-G., und die I, Frerichs & Co.-Werft A.-G. bei Einswarden, das jetzt 1950 Einwohner (früher nur 170) zählt. Daran schließt sich die Benzin-Lagerungs- Gesellschaft Bieren und dabei die Anlegeplätze der Weserschiffsgesellschaft, die eine fast stündliche Verbindung mit Geestemünde—bremerhaven unterhalten. Bieren, das an seinem trotzigen alten Kirchturm zu erkennen ist, hat sich auch als Bade- und Luftkurort entwickelt, die Anlagen befinden sich zum Teil aus der Franzosenschanze, der alten Batterie aus der Zeit Napoleons I., wo 1813 zehn Kanoniere und der Kor- poral Lübbe Eilers gefangengenommen wurden, die ihre vorzeitige Erhebung mit dem Tode büßen mußten. Auf dem Kirchhof der alten Friesenkirche erinnert daran ein Gedenkstein. Unbedingt an die See gebunden ist die Aktiengesellschaft Seekabelwerke in Nordenham, die als Weltfirma einen bedeutenden Ruf genießt und die englischen See- kabel zum Teil vom Markt verdrängt hat. Sie hat das zweite deutsch-amerikanische Kabel der Deutsch-Atlantischen Telegraphengesellschaft Köln von Borkum über die Azoren nach New York, 7992 km, in Ostasien von Eelebes nach Jap und Guam und von Schanghai nach Jap für die Deutsch-Niederländische Telegraphengesellschaft Köln, Kabel von 6837 km Gesamtlänge, und viele andere mit den Kabeldampfern von Pod- bielski, Stephan, Großherzog von Oldenburg hergestellt. In Nordenham hat die Deutsche Dampffischereigesellschaft „Nordsee" mit 36 Dampfern in einem besonderen Fischereihafen ihren Hauptbetrieb. Die „Visurgis"-Heringsfischerei gehört mit 32 Fahr- zeugen (1912) zu den größten Unternehmungen dieser Art auf dem Festland. In den Riba-Werken werden frische und nur beste Fische zu einem sehr bekömmlichen Nährpräparat verarbeitet. Riba-Schokolade und Riba-Kakao sind in Sportkreisen sehr geschätzt. Die Midgard, Deutsche Seeverkehrs-Aktiengesellschaft, mit Zweignieder- lassungen in Bremen und Brake, wurde 1905 gegründet. Sie hat die Nordenhamer Hafenanlagen neuzeitlich ausgebaut, Krananlagen, Speicher, eine elektrische Zentrale geschaffen und damit den Seeschiffsverkehr außerordentlich gehoben. Die Einfuhr erstreckte sich bisher in der Hauptsache auf Salpeter, Getreide, Futtermittel, Wolle, Reis. Ausgeführt wurden Kainit und andere Düngesalze und Kaufmannswaren jeder Art. Die Midgard ließ eine größere Anzahl eigener Schiffe in der Ostsee und im Mittelmeer fahren, und viele regelmäßige Linien benutzten die Pieranlagen der Midgard. Nordenham hatte sich so zu einem bedeutenden Umschlagshafen entwickelt. Dies alles ist durch den Krieg in Frage gestellt. Umwandern wir die Küste von Butjadingen von Bieren aus, so kommen wir zu Dorfschaften, die in früheren Zeiten sehr unter den Sturmfluten zu leiden hatten. Waddens lag früher sogar außerhalb des jetzigen Deiches. Dieser Ort ist durch einen

3. Landeskunde des Großherzogtums Oldenburg - S. 38

1918 - Breslau : Hirt
38 Das Herzogtum Oldenburg. Sieg Graf Johanns V. über die Friesen 1499 in der oldenburgischen Geschichte be- rühmt geworden. Bei Langwarden erfolgte 1514 die letzte, entscheidende Nieder- läge der Rüstringer, nach welcher Butjadingen an Oldenburg kam. Tossens ist See- bad. Von der schwer gebauten Anlegebrücke Eckwarderhörne geht eine Dampf- fähre nach Wilhelmshaven. Die Jeverische Marsch, in der sich eine große Anzahl über das Land zerstreuter Wurten befindet, gehört zwanzig Gemeinden. Die zahlreichen kleinen Kirchen dienten als Festungskirchen. Accum, Fedderwarden und Sengwarden bildeten die Herrlichkeit Kniphausen. In der Kirche zu Accum ruhen der Häuptling Tido von Knipens und seine Gattin Eva von Rennenberg, die schon um 1550 ihre Untertanen für eine feste Abgabe von allen Hofdiensten und anderen Verpflichtungen befreiten. Ihre Grabdenkmäler sind erhalten. Von der alten Burg Kniphausen sind einige Gebäudeteile und ein Turm auf dem mit einem Graben umzogenen Platze erhalten. Der ursprüngliche Name von Hohenkirchen war Gokerken. Bischof Ansgar von Bremen gründete hier im 9. Jahrhundert die Mutterkirche des Wangerlandes. Aus den Kapellen, die ihr untergeben waren, wurden später eigene Kirchspiele. Wertvolle holzgeschnitzte Heiligenfiguren der Kirche aus gotischer Zeit befinden sich jetzt im Kunst- gewerbemuseum zu Oldenburg. Altar, Kanzel und Taufsteindeckel sind von Ludwig Munstermann geschnitzt und erhalten. Alte Häuptlingssitze, wie Fischhausen und die Sibetsburg Ede Wimmekens in der früheren Gemeinde Neuende und andere, sind noch im Jeverland genug zu erkennen. Die Stadt Rüstringen, 47600 Einwohner, die das Amt gleichen Namens ausfüllt, ist aus den Gemeinden Bant, Heppens und Neuende gebildet worden. Die Bevölkerung besteht überwiegend aus Arbeitern, die auf den Werft- und Hafeuanlagen der Kaiserlichen Marine beschäftigt werden. Etwa an dieser Stelle lag das alte Kirchspiel Bant; die Fundamente der Kirche, die nach der Antoniflut von 1511 ausgedeicht wurde, sind auf dem Banter Kirchhof im Außen- groden noch fast vollständig erhalten. Rüstersiel und Horumersiel an der Jade sind Seebäder. Die Grenze zwischen Jeverland und Ostfriesland verläuft in der. Nähe der Küste schnurgerade und heißt die Goldene Linie, weil sie bei der Grenzregelung auf der Karte mit Gold eingetragen war. Das Vorland und die Inseln. Außendeichs liegt das Watt; es ist das schlickerfüllte Land, welches täglich zweimal überflutet wird und zweimal aus dem Meere hervortritt, rings um den Jadebusen, dann nörd- lich von Butjadingen der Langlütjensand mit zwei Forts und der Hohe Weg und die Alte Mellum, nördlich von Ieverland Mmser Oldeoog und das Neue Brack. Tiefe Rinnsale, die Baljen, ziehen sich von der offenen See in das Watt hinein. Das offene Fahrwasser berührt nur an zwei Punkten die Küste unmittelbar: bei Fedderwardersiel in Butjadingen und bei Wilhelmshaven. Zu großen Häfen ist aber außer der durch einen Meer- busen erzeugten Jade nur die Weser geeignet. Die Watten sind alle sehr verschieden voneinander. Minser Oldeoog und die Alte Mellum lassen sich mit Pferd und Wagen erreichen, der Weg von Wangeroog nach dem Fest- land ist durch tiefe Schlicklagen gefährlich. Die Deiche liegen nirgends hart am Watt, sondern sind durch Außengrodenland geschützt, das durch künst- liche Vorrichtungen in das Watt vorgeschoben wird. So schreitet der Land- gewinn besonders an der jeverischen Küste fort. Im Jadebusen darf kein Land dem Watt abgewonnen werden, weil dadurch die Stromkraft und die Tiefe des Wilhelmshavener Fahrwassers verringert würde. Die olden- burgische Regierung mußte im Interesse des Reichskriegshafens auf den Versuch verzichten, durch eine große Schlenge, die seit den fünfziger fahren

4. Landeskunde des Großherzogtums Oldenburg - S. 39

1918 - Breslau : Hirt
Bodengliederung und Besiedelung. — Die Marschen. 39 vom Stollhommer Groden nach den Oberahnischen Feldern gelegt wurde, die Strömung der Ahne zu unterbinden und Land zu gewinnen. Oldenburg besitzt wenige Inseln. Im Iadebuseu ist nur noch ein Rest des Großen Oberahnischen Feldes vorhanden, einer Marschnsel mit Grodenpflanzenwuchs, deren Oberfläche 0,4 m im Durchschnitt über Hoch- wasser liegt. Die Insel Arn gast ist ein Raub der Wellen geworden. Nord- lich vom Hohen Weg ist gegenüber von der Nordostecke des Jeverlandes die Düneninsel Mellum entstanden. Wangeroog, 210 ha groß, ist die östlichste der Düneninseln, deren ftmnz die Küste von Holland her um- säumt. Die Insel hat mit Spikeroog, dessen Anwachs östlich von der Ver- längeruug der Goldenen Linie zu Oldenburg gehört, für Ieverland als starke Schutzwehr der Deiche eine große Bedeutung. Sie wird im Westen von der Harle und im Osten von der Blauen Balje umfaßt, zwei tiefen Seegatts, die südlich von der Insel im Neueu Brack verbunden sind. Da das Grenzgebiet zwischen See und Wattenmeer fortwährenden Ver- änderungen durch Wirkung der Wellen auf den Strand und den Vorstrand und die dadurch Hervorgerufeue Sandwanderung, ferner durch Sandwehen und den täglich zweimal sechs Stunden laufenden Flutstrom ausgesetzt ist, so ist auch die Insel Wangeroog wiederholt in Bewegung geraten und im Westen und Norden abgebröckelt. In den Sturmfluten von 1854 und 1855 ging das blühende Gemeinwesen mit dem vielbesuchten Seebade zugrunde. Das heutige Dorf liegt im Osten der Dünen, eine Stunde von der Stelle des alten entfernt. Der beständige Abbruch der Insel und ihre Verschiebung nach Osten drohte die Einfahrt in den Reichs- kriegshafen zu sperren. Da die Insel 1869 bei der Saline in zwei Teile auseinandergerissen war, so verband die Marine den Dünenrest im Westen mit dem östlichen Hauptteil durch einen Steindeich und schützte das Westende mit einer Strandmauer und den Strand durch Buhnen, die im Oldenburgischen Schlengen genannt werden. Diese Uferschutzwerke sind weiter fortgeführt worden, seit 1874 sind zur Erhaltung Wangeroogs zum weitaus größten Teil vom Reich rund 3,8 Millionen Mark ausgegeben worden; und doch bricht der Strand im Westen so stark ab. daß die Strand- mauer sehr gefährdet ist. Wangeroog hat einen vorzüglichen Badestrand und erfreut sich eines zu- nehmenden Fremdenverkehrs (s. Bild 22, S. 62). Eine Schmalspurbahn führt die Gäste von den beiden Anlegeplätzen im Westen und Osten nach dem Dorf. Eine elek- frische Zentrale sorgt für das Licht des vom Reich unterhaltenen Leuchtturms und des Rotesandleuchtturms an der Wesermündung. In den Schiffahrtszeichen zum Schutze der Einfahrten in die Jade und Weser beruht die Bedeutung Wangeroogs. Es liegt weiter draußen als die anderen Ostfriesischen Inseln, an der Straße der großen Handels- schiffe nach der Elbe und Weser und der Kriegsschiffe nach Wilhelmshaven.

5. Landeskunde des Großherzogtums Oldenburg - S. 33

1918 - Breslau : Hirt
Bodengliederung und Besiedelung. — Die Marschen. 33 Die Marschen. Wer von der welligen, bewaldeten, an Feldsteinen reichen Geest in die Marsch hinabsteigt, glaubt in eine andere Welt versetzt zu sein. Das überaus fruchtbare, ebene, steinlose Land wird von schnurgeraden Blinker- straßen durchzogen. Wälder finden sich nicht; kleine Bestände, wie bei Ostiem im Jeverlande, kommen nicht in Frage. Von Busch- und Baum- beständen umgeben, liegen die Dörfer und die zahlreichen Einzelgehöfte weithin zerstreut zwischen Ackerland und Fettweiden. Als es noch keine Deiche gab, schützte sich die Bevölkerung durch künstliche Erdhügel, die aus dem Stteiboden aufgeschüttet waren und Wurten genannt werden. Manche alte Dörfer liegen auf solchen Erhöhungen. Die Einzelwurten sind noch zahlreich in Ieverland und Butjadingen vorhanden, aber nicht mehr bewohnt. Man unterscheidet Hunte-, Weser- und See- marschen. Der Boden der Marsch ist verschieden. In der Nähe der großen Randmoore liegt das Brokland (brok, brüchig, sumpfig) mit ge- ringer Kleischicht und minder fruchtbar. Darauf folgt die eigentliche Marsch nicht ohne Moorstrecken, wie zwischen Oldenbrok und Schweiburg; sie reicht bis zu den Außendeichen. Die Groden, in Ostfriesland Polder genannt» sind das neueingedeichte Land und das Land an der Außenseite der Deiche, das von höheren Fluten überströmt wird, aber für die Landwirtschaft ver- wendbar ist; denn der Andel (Seerispengras) ist ein gutes Viehfutter. Der Marschboden besteht aus dem bläulichen Klet, der im wesentlichen dem verwitterten Schiefer unseres Mittelgebirges entstammt. Der Knick ist eine harte, eisenhaltige und deshalb unfruchtbare Erde, die bisweilen nahe an der Oberfläche liegt. Hier bringt man durch das Wühlen die darunter- liegende fruchtbare, kalkhaltige Wühlerde, den Mergel, nach oben. Die Seemarschen haben den fruchtbareren Boden, aber auch den größeren Mangel an Süßwasser. Die Marschen liegen im allgemeinen nur 4,60 m, weniger oder etwas mehr, über der Fedderwarder Horizontale (Fh). Da nun das mittlere Niedrigwasser 1,30 über Fh (südlicher Jadebusen) eintritt und der Unter- schied zwischen Niedrig- und Hochwasser, der sogenannte Tidenhub, in der Regel etwa 3,40 m, bei Schillighörn 3,05 m, Wilhelmshaven 3,59 m, Fedderwardersiel 3,34 m, Bremerhaven 3,31 m beträgt, das Wasser also etwa 4,70 m erreicht, so wären die Marschgebiete zum größten Teil ohne die Deiche vor Überschwemmung durch das mittlere Hochwasser nicht gesichert. Höchste Sturmfluten, die das Doppelte, wie 1511, 1717, 1825, 1906, ja bis 8,80 in über Fh stiegen, würden alles Marschland und die niedrigeren Striche der Geest unter Wasser setzen, wenn der Deichring nicht schützte*. Die Deiche sind sehr kostspielige Wälle, zum Teil von bedeutender Höhe; wo die Gefahr am größten ist, steigt ihre Kappe über 10 m Fh. Während die Innenseite sich steiler aus der Marsch * Vgl. Krüger, W., Das Seegebiet Oldenburgs. Heimatkunde des Herzoa- tums Oldenburg I, S. 89. Rilthning, Landeskunde von Oldenburg. 4. Aufl. <Unv. Ndr.) Z

6. Landeskunde des Großherzogtums Oldenburg - S. 34

1918 - Breslau : Hirt
34 Das Herzogtum Oldenburg. erhebt, jedoch noch in solchem Böschungswinkel, daß sich zum Schutz gegen Abspülung durch überschlagendes Wasser ein Graswuchs entwickelt, fällt die durch Schlengen und Steinböschungen meist von Klinkern, wie am Butjadinger Seedeich von Langwarden herum bis Stollhamm, geschützte Außenseite allmählich zum Meere ab, um die Gewalt der Wogen zu brechen. Nach dem Grundsatze: kein Deich ohne Land und kein Land ohne Deich, ist jeder Marschenhof zu Beiträgen für die Bedeichung verpflichtet. Solche Gebiete, die nach Beseitigung der Deiche gleicher Gefahr der Über- schwemmung ausgesetzt wären, sind zu einem Deichband verbunden. Durch solche Wasserbaugenossenschaften werden die Deiche auf gemeinschaftliche Kosten unter staatlicher Leitung unterhalten. Die vier Deich bände sind voneinander unabhängig und haben nur für ihre Deiche zu sorgen. Es sind folgende: I. Wüstenland und Stedingen mit den Deichen am rechten Hunteufer und an der Weser hinauf bis zur Geest von Hasbergen; Ii. Ohm- steder Feld und Bornhorst links von der Hunte, Moorriem und Stadland die Weser abwärts, ganz Butjadingen herum mit Seefeld, Schweiburg, Schwei an der Jade entlang bis zum alten Moordeich bei der Geest von Dangast; Iii. von Dangast um den Iadebusen herum ganz Jeverland bis zur Goldenen Linie. Die Bedeichung des Kriegshafengebietes von Marien- siel bis Wilhelmshaven, etwa 3 km, hat das Reich zu besorgen; Iv. Land Würden am rechten Weserufer, getrennt von den anderen. Man unterscheidet Haupt- oder Schaudeiche, die auch gegen die höchsten Winterfluten schützen, von den schwächeren Sommerdeichen. Wird ein Groden eingedeicht, so erhält er erst einen Sommerdeich vor dem Schaudeich. Wird der Sommerdeich zum Hauptdeich, so wird der bisherige Hauptdeich überflüssig, er wird zum Schlafdeich, allmählich abgetragen und als Landstraße benutzt oder auch wohl abgeziegelt. Weil das Marschland so tief liegt, so müssen für die Entwässerung be- sondere Vorkehrungen getroffen werden. Die von der Geest kommenden Zuflüsse mit dem Niederschlagswasser der Marschen werden durch Siele hinausgeführt. Dies sind feste Torbauten in den Deichen mit einer schweren Doppelflügeltür im Anßenvorsiel, die zur Ebbezeit durch das abfließende Binnenwasser geöffnet, von dem Hochwasser aber mit heftigem Anprall zugeschlagen wird. Im Deich unter der Kappe, im Hauptsiel, liegt ein zweiter Reserveverschluß, die sogenannten Sturmtüren. Im Jnnenvorsiel ist ein drittes Doppeltor angebracht, welches geschlossen werden kann, wenn man in trockenen Zeiten das süße Binnenwasser behalten will. Die Siele haben also vor allem den Zweck der Entwässerung; aber in den Marschen, die höher hinauf an der Weser und Hunte liegen, dienen sie auch dazu, das süße Flutwasser der Flüsse einzulassen und festzuhalten. Es sind zum Teil sehr kostspielige Bauten, der Horumer Siel hat rund 77000 Mark gekostet. Weser und Hunte sind die Lebensquellen der Marschen, ihr Wasser- stand bedingt Schiffahrt und Handel. Die Weser berührt von der Mündung der Ochtum an oldenburgisches Gebiet, und die meisten Platen oder Sande, so der Harrier Sand gegenüber von Brake, die Strohauser, die Dedesdorfer, die Luneplate sind oldenburgisch. Elsfleth, Brake, Norden- ham sind unsere Häfen, alle links von der Weser; rechts liegen an der Mündung,

7. Landeskunde des Großherzogtums Oldenburg - S. 9

1918 - Breslau : Hirt
Entstehung des Bodens. — Klima. 9 Untergründe an einer Stelle, die durch Niederschlagswasser feucht genug ist, um den Torfmoosen ein Fortkommen zu gewähren. Sie wuchsen über Höhen und Tiefen zu einem Riesenschwamm mit uhrglasförmig gewölbter Oberfläche heran, begruben ganze Wälder unter sich und fanden nur an den Flußadern ihre Grenze. Bedeutende Flächen der Hochmoore werden jetzt mit Kunstdünger in Anbau genommen, ein ganz geringer Teil wird noch gebrannt, daher rührt der Moorrauch, der früher gerade an den. schönsten Frühlingstagen am lästigsten auftrat. Die Marschen sind bei dem Wechsel von Ebbe und Flut durch die Schlickablagerungen der Weser und Elbe entstanden, die noch immer Land anbauen. Wo die Strömung beim höchsten Stande der Flut zum Stillstand ge- langt, fallen zur Stauzeit, namentlich in den Sommermonaten, die Sinkstoffe zu Boden. Die im Brackwasser, wo sich salziges und süßes Wasser mischen, sterbenden zahllosen Infusorien düngen den Boden. Dem Fieber in den Marschen ist man durch Entwässerung mit Erfolg entgegengetreten. Eine zusammenhängende Kette von Dünen umsäumte einst von Holland bis Jütland die Küsten, wurde aber durch Sturm- fluten zerrissen. Nur der Kranz der Friesischen Inseln, darunter Wangeroog ' (s. Bild 22, S. 62), blieb bestehen, und tiefe Baljen wühlte die See in das Marsch- land, welches dadurch großen Abbruch erlitt. An der Stelle des Jadebusens war im früheren Mittelalter überall noch viel festes Land. Die Jade stand mit der Line von Elsfleth her in Verbindung und ver- einigte sich mit der Wapel, die von Westen her kam und in alten Zeiten als Haupt- fluß in der Nähe der Oberahnischen Felder in die Seebalje mündete. Links vom Zu- sammenfluß der Wapel und Jade lag Arngast mit Kirche, Vorwerk, Acker- und Wiesen- land, es war mit Dangast durch einen Geestrücken verbunden. Nicht weit von Arn- gast lag das Kloster Jadeleh. Von Osten her kamen noch mehrere Wasserarme von der Weser heran, das breite, schiffbare Lockfleth, das von der Gegend von Brake her, westlich vom Stadland, nach Norden floß und im Seefeld mündete, und die Ahne, die sich mit der Heete verband. Zwischen Lockfleth und Ahne lag eine größere Insel, die von Arngast nur durch den Jadestrom getrennt war und jetzt zu dem Großen Ober- ahnischen Feld zusammengeschrumpft ist. Eine tiefgreifende Zerstörung wurde durch die Marzellusflutperiode, die am 16. Januar 1219 ihren Höhepunkt erreichte, herbei- geführt; die Deiche mußten weit zurückgelegt werden, ein breites Wasser teilte nun das Land der Rüstringer Friesen und löste Butjadingen von dem alten Verbände los. Am 16. Januar 1511 brach ein neues Unglück herein, die Antoniflut zerstörte die Deiche an der Westseite von neuem, und ein großes Brack nordwestlich von Dangast drang bis zur Made, dem Grenzfluß Ostringens und Rüstringens, durch, so daß das Banter Viertel Rüstringens nun zur Insel und Jeverland von Oldenburg getrennt wurde. Die Deiche wurden in Ermangelung einer starken Staatsgewalt westlich am Jade- busen sehr weit zurückgelegt und sieben Kirchspiele ausgedeicht und aufgegeben, dar- unter befand sich Bant. Die Kirchen von Arngast und Jadeleh, die noch 1423, aller- dings damals schon seit 80 Jahren ohne Pfarrer, nachzuweisen sind, verschwanden nun gleichfalls. Die Weihnachtsflut von 1717 zerstörte den soeben erst gelegten Schwei- burger Deich und verheerte die Deiche rings um Butjadingen so entsetzlich, daß wieder viel Land ausgedeicht werden mußte und manches Jahr darüber hinging, bis endlich der ganze Deichring durch den Deichgräfen Münnich und den Oberlanddrosten Sehe- stedt erneuert wurde. Nach und nach ist seitdem durch planmäßige Eindeichung viel Grodenland der See wieder entrissen und vor allem die Verbindung mit Jeverland wiederhergestellt worden. Das Klima des Herzogtums Oldenburg ist durch die Nähe des Meeres und den Mangel an erheblichen Bodenanschwellungen bedingt. Während das Binnenlandklima gesteigerte Gegensätze der im Schatte?: gemessenen Luftwärme bei Tag und Nacht, im Winter und Sommer aufweist, steht Oldenburg unter dem mildernden^Einfluß des warmen Golfstroms wie
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