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1. Die Heimat - S. 127

1899 - Leipzig : Degener
— 127 — Wölbungen des Fläming hervorzuheben sind. Der Boden ist sandig, so daß der Getreidebau kaum den Bedarf der Gegend deckt. Bis gegen Torgau hin, wo eine Kuppe eruptiven Gesteins hervorragt, wird die Elbe von niedrigen Höhenzügen begleitet, dann aber strömt sie zwischen flachen Usern hin, an denen sich nur selten eine Erhöhung des Bodens.zeigt. Deshalb mußten zur Abwehr der Überschwemmungen an beiden Ufern des Stroms starke Dämme errichtet werden. Die Ufer dieses Stromes sind fruchtbar und bilden (besonders von Prettin bis Wittenberg) anmutige Auen, die mit ihrem frischen Grün das Auge des Wanderers erquicken. An kleineren Seen ist die Gegend, besonders auf dem linken Elbufer, reich; von ihnen ist der große Teich bei Torgau hervorzuheben. Alle diese Gewässer sind sehr fischreich. Die Schwarze Elster hat bei ihrem geringen Gefälle einen fast schleichenden Gang, weshalb sie auch in ihrer Niederung sehr zur Teich- und Sumpfbildung geneigt ist. Ihren Beinamen trägt sie von dem schmutzigen Sumpfwasser. Links nimmt die Schwarze Elster die Pulsnitz aus, welche von Ortrand bis Elsterwerda in der Provinz Sachsen durch den Schraden, einen früheren Bruch, fließt. Weiter abwärts empfängt sie die Röder, die sich in zwei Arme teilt; der eine mündet zwischen Elsterwerda und Liebenwerda in die Elster, der andere geht bei Ubigau in den „Neuen Graben", der sich von der Elster abzweigt und durch die Auuaburger Heide fließt. Auf den Sandfeldern findet man das Heidekorn, Buchweizen, Kartoffeln, in der Elb-Aue dagegeu gedeihen Gerste und Weizen vortrefflich; auch trifft man hin und wieder (z. B. bei Jessen) aus Weiupflauzungen, die aber geringere Sorten liefern. Die Elb- und Elster-Gegenden sind mit zahlreichen Waldungen bestanden, welche sämtlich mit Wild bevölkert sind. In den zahlreichen Heiden beschäftigen sich die Bewohner mit Bienenzucht. An nutzbaren Mineralien sind ansehnliche Torflager, einzelne Braunkohlenbildungen und größere Thonlager bei Belgern vorhanden; zwischen Wittenberg und Zahna befindet sich Pfeifen- und Töpferthon in seltener Reinheit. a) Auf dem hier festen linken Elbufer liegt die Elbfestung Torgau (lls/4), die zugleich eine Brückenstadt des Elbstromes ist. Als Waffenplatz hat sie ihre Hauptbedeutung. Das auf eiueni Felsen an der Elbe liegende Schloß Hartenfels dient jetzt als Kaserne. (In Torgau wurde 1526 der torgauer Bund zwischen Sachsen und Hessen gegen die kathol. Reichsstände geschlossen. Luther und seine Freunde verfaßten hier 1530 die Torgauer Artikel, die Grundlage der Augsburgischen Konfession' und 1576 ward zur Beilegung der kryptocalvinistischen Streitigkeiten hier das Torgauer Buch veröffentlicht.) Etwas westlich von Torgau sind die Höhen von Siiptitz, wo am 3. No- vember 1760 die Österreicher unter Daun von Friedrich d. Gr. geschlagen wurden (Denkmal daselbst). 1811 ward Torgau auf Napoleons I. Befehl befestigt, hielt 1813 eine 3 monatliche Belagerung durch Tauenzien aus und ergab sich erst am 10. Januar 1814 auf Kapitulation. In der Nähe von Torgau befindet sich auf der rechten Elbseite das königliche Hauptgestiit Graditz. Links von der Elbe liegen noch in diesem Kreise die 3 Städte Belgern, Schildau und Dommitzsch. Belgeru (3), am linken Ufer der Elbe, ist eine Gründung der Sorbenwenden. Die Ein- wohner betreiben Ackerbau und Steingutfabrikation. Der hier gegrabene feine Ton wird nach Berlin, Leipzig und Dresden versandt. Auch Braunkohlengruben befinden sich in der Nähe. —

2. Oldenburgische Geschichte für Schulen - S. 20

1913 - Oldenburg : Schmidt
20 Oldenburgische Geschichte für Schulen. Während in den Nachbarstaaten adelige Landstände an der Regierung teilnahmen, war in Oldenburg auch davon unter Johann V. keine Rede. Gerade dieser Gras hat besonders viel dazu beigetragen, den Adel durch Ankauf seiner Güter noch weiter herabzudrücken. Die Mittel dazu standen ihm reichlich zur Verfügung. Denn der Friede war in das Land eingezogen, und durch umfangreiche Eindeichungen in Großenmeer und Moorriem bis nach Ovelgönne und die Abgaben der dort eingesetzten Meier, ferner durch die Steuern der neuen Provinzen Stadland-Butjadingen und Land Würden hob der Graf seine Finanzen. Als ein sparsamer, umsichtiger, starker Herrscher und gereifter Staatsmann, der seinen Söhnen den Staat neugestärkt hinterließ und die Wege zu weiteren Fortschritten wies, stand Gras Johann V. an der Schwelle der neuen Zeit. Er konnte mit Befriedigung auf sein Lebenswerk zurücksehen, er hatte seinen Staat wieder hochgebracht, die Rüstringer unterworfen und die Hoheitsgrenze bis an die Deiche der Unterweser vorgeschoben. § 12. Die Zeit der Reformation. Gras Zunächst übernahm Johann Vi. als ältester Sohn die Regierung Johann Vi. und suchte sie im Sinne des Vaters weiterzuführen. Aus dem Reichstag 1526—1529 zu Speier ließ er den für die Protestanten ungünstigen Reichsabschied unterschreiben, er widerstrebte der weiteren Ausbreitung der Reformation und der Einziehung des Kirchengutes, und von einer Verbindung mit den Cirksena in Ostfriesland durch eine Doppelheirat wollte er nichts wissen. Den Fortschritt der Zeit vertraten aber seine beiden jüngeren Brüder, der Propst Christoph und Junker Anton. Sie drängten vorwärts, Johann dankte ab und üb erließ dem jüngsten Bruder die Regierung. Das hat ihm nachher bitter leid getan. Grasantonl. Gras Anton I. zeigte aus der Stelle, wie der Regierungswechsel 1529—1573 gemeint war. Bald nach dem Thesenanschlag war Luthers Lehre auch in Die die Grasschaft Oldenburg eingedrungen, schon um 1524 hörten die Wall-Reformation fahrten zum Muttergottesbilde in Wardenburg auf, und der lutherische Katechismus wurde gleich nach seinem Erscheinen in den Kirchen und Schulen des Landes gelehrt. Eifrige Vertreter fand die Reformation bald in Zwischenahn, Edewecht, Esenshamm und Rodenkirchen. In Oldenburg trat Umme Jlksen, der in Wittenberg zu den Füßen Luthers gesessen hatte, mit Begeisterung für die neue Lehre ein, die sich seit dem Regierungs- wechsel rasch über das ganze Land verbreitete. Graf Anton zog sogleich Kloster Rastede das alte Benediktinerkloster Rastede ein, der Abt und die Mönche wurden eingezogen üu| Jahrgelder gestellt und der reiche Besitz dem Grasen Christoph, der 15"!) bort seinen Wohnsitz nahm, aus Lebenszeit überlassen. Das alles mußte ohne Aufsehen in die Wege geleitet werben. Denn man wollte Kaiser

3. Geschichte der Provinz Sachsen - S. 91

1906 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
31. Der Bauernkrieg. 91 .Ha gegen Fürsten und Herren verbanden sich in seiner Seele mit einem hochfahrenden, rastlosen Ehrgeize und einer malosen, religisen Schwrmerei. Auf die Bibel legte er wenig Wert, hielt aber viel von Trumen und Gesichten und glaubte mit Gott persnlich ver-kehren zu knnen. Um dem armen Volke zu helfen, predigte er den Umsturz der bestehenden Verhltnisse und die Gleichheit aller Menschen. Seine zndende Beredsamkeit schaffte ihm viele Anhnger, und berall, wohin er kam, grndete er Vereine, welche die Aufrichtung der all-gemeinen Gleichheit, Gtergemeinschaft und Vernichtung der Obrigkeit auf ihre Fahnen geschrieben hatten. Daher duldete man ihn auch uirgends lange. Zwickau mute er bald verlassen; er wandte sich nach Bhmen, fand aber hier keine Aufnahme und kehrte wieder in -seine Heimat zurck. Eine kurze Zeit hielt er sich in Nordhausen auf, dann ging er als Prediger nach Allstedt in S.-Weimar. Hier fand er groen Anhang; viele Meilen weit kamen die Menschen her, von Eisleben, Mansfeld, Sangerhausen, Frankenhausen, Halle, schersleben, um seine Predigt zu hren. Der Beifall der Menge machte ihn khn, immer lauter mahnte er, den unertrglichen Verhltnissen ein Ende zu machen. Da es bereits zu Aus-'schreitungen kam, griff der Kurfürst von Sachsen ein, und Mnzer mute nach ungefhr einem Jahre im August 1524 Allstedt wieder verlassen. Er wandte sich nach Mhlhausen. 3. Pfeiffer in Mhlhausen. In Mhlhausen wirkte damals ein Geistesverwandter Mnzers, das war Heinrich Pfeiffer. Dieser war in dem eichsfelder Kloster Reiffenstein Mnch gewesen, hatte das Kloster aber 1521 verlassen und Unterkunft bei dem Junker Heinz von Entzenberg auf der nahen Burg Scharfenstein gefunden, wo er Burgkaplan ward; auerdem predigte er auch den umwohnenden Bauern auf lutherisch". Da er in seinen Predigten den Landes-Herrn, den Kurfrsten von Mainz, angegriffen hatte, sollte er verhaftet werden, entwich aber noch rechtzeitig nach seiner Vaterstadt 'Mhlhausen. Am Sonntage Sexagesim 1523 trat er hier zum ersten Male ffentlich auf. Als nach beendigtem Gottesdienst der sogenannte Bierrufer, wie blich, von dem neben der Kirche liegenden Bierrufersteine" aus neues Bier ausgerufen hatte, sprang er auf 'i>en Stein und rief der berraschten Menge zu: Hrt zu, ich will euch ein ander Bier verkndigen," und dann griff er in seiner Rede heftig die Geistlichen an; Mnche, Pfaffen und Nonnen seien Teufelsgesinde, alles, was sie htten, wre armer Leute Blut und Schwei. Auch Sen Adel und die Fürsten schonte er nicht. Bei der Menge fand er groen Beifall, und der Rat mute es dulden, da Pfeiffer in einigen Kirchen predigte. Als aber ein Aufruhr in der Stadt ent--stand, den man ihm zur Last legte, mute er die Stadt im August 1523 verlassen. Gegen Ende des Jahres aber kehrte er wieder Zurck und predigte wie zuvor, was der Rat stillschweigend duldete,

4. Geschichte der Provinz Sachsen - S. 86

1906 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
86 30. Die Einfhrung der Reformation in der Provinz Sachsen. hier die evangelische Bewegung ihren Fortgang, und als der Erz-bischof die lutherische Predigt in der Stadt verbot, zogen die Brger scharenweise in die benachbarten kurschsischen und mansfelder Orte. Da griff der Erzbischof zu schrferen Mitteln. Als Ostern 1534 die neu gewhlten Ratsherrn sich weigerten, das Abendmahl in alter Weise zu nehmen, verbannte er sie mit Weib und Kind aus der Stadt. Die Brger, die nach auswrts zum evangelischen Gottes-dienst gingen, lie er ins Gefngnis werfen. Aber durch solche Schreckmittel wuchs nur die Liebe zum Evangelium. Und endlich kam auch fr die Brger Halles die Stunde der Befreiung von all den Verfolgungen und Qulereien. Der Erzbischof gebrauchte fr seine Liebhabereien und zur Befriedigung seiner Prachtliebe sehr viel Geld, so da seine Einknfte fr den Aufwand, den er trieb, bei weitem nicht ausreichten. Wiederholt hatten seine Untertanen schon die Schulden fr ihn bezahlt, jetzt sollte das Stift wieder 400000 Taler aufbringen, was fr Halle einen Anteil von 22000 Taler trug. Da erklrten die Brger, sie wrden die Summe nur dann bezahlen, wenn ihnen evangelische Prediger bewilligt wrden. Inzwischen erschien nun auch Justus Jonas in der Stadt und hielt am Karfreitag in der Kirche Unsrer lieben Frauen vor einer groen Menge die erste evangelische Predigt. Sofort ging zwar vom Erzbischof ein Schreiben an den Rat, worin er die lutherische Predigt bei Strafe verbot; aber eine Kirche nach der andern stellte einen evangelischen Prediger an. Erzbischof Albrecht verlegte nun seine Residenz nach Mainz, wo er 1545 starb. Sein Nachfolger Johann Albert von Brandenburg-Ansbach, unter dem ebenfalls Magdeburg und Halberstadt vereint waren, wohnte wieder auf der Moritzburg und suchte, da er ein eifriger Katholik war, die Reformation zu verhindern. Zum Glck fr die Stadt war aber seine Regierungszeit nur kurz, sie dauerte nur bis 1550. Erst seine beiden Nachfolger, Friedrich (von 155052) und Sigismund (155266), Shne des Kurfrsten Joachim Ii. von Brandenburg, waren evangelisch gesinnt, und Sigismund fhrte mit Zustimmung des Domkapitels in Magdeburg 1561 die Reformation durch. Nach Sigismunds Tode whlte das halberstdtische Domkapitel nicht wieder den Erzbischof von Magdeburg zu ihrem Bischof, sondern lste das seit 87 Jahren (14791566) geschlungene Band mit dem Erzstift; es whlte den zwei Jahre alten Sohn des Herzogs von Braunschweig, Heinrich Julius, und behielt sich die stellvertretende Regierung des Landes vor. In dem Be-kenntnisstand der nunmehr evangelischen Landeskirche ward dadurch aber nichts gendert. Die evangelischen Erzbischfe und Bischfe nannten sich hinfort Administratoren. Dadurch ging freilich der Glanz des geistlichen Titels verloren, denn Administratoren waren ganz allgemein Ver-

5. Deutsche Geschichte für oldenburgische Schulen - S. 50

1905 - Delmenhorst : Horstmann
50 -das Augsburgische Glaubensbekenntnis". Nachdem Luther es gebilligt hatte, wurde es vor dem Reichstage vorgelesen. Es machte auf viele die bisher eiue falsche Vorstellung von Luthers Lehre gehabt hatten' einen tiefen Eindruck. Der Kaiser ließ zwar eine Gegenschrift aufsetzen und wollte die neue Lehre nicht dulden, aber seine auswärtigen Kriege hinderten ihn, etwas gegen die Evangelischen zu unternehmen. 15. Luthers Tod. Luther sah mit großer Betrübnis, daß es zum Bürgerkriege kommen werde; doch ehe dieser ausbrach, starb er. Im Jahre 1546 reiste er auf die Bitte des Grafeu von Mansfeld nach Eisleben, um einen Streit zu schlichtem Dort erkrankte er und fühlte daß sein Ende nahe sei. Er ließ sich das Hl. Abendmahl reichen und betete viel. Als die Schmerzen heftiger wurden, rief er dreimal laut: -Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist! Du hast mich erlöst du treuer Gott!" Sein Freund Justus Jouas fragte ihn: „Ehrwürdiger Vater, wollt Ihr anf Christum und die Lehre, die Ihr gepredigt habt, sterben?" — Da öffnete er noch einmal den Mund und sprach: „Ja!" Dann schlief er ein. Es war am 18. Febr. 1546. Seine Leiche wurde nach Wittenberg gebracht und in der Schloßkirche beigesetzt. (Lesebuch Seite 452: Luthers Tod von Köstlin). 16. Die reformierte Kirche. In der Schweiz wurde durch Ulrich Zwingli eine Reformation herbeigeführt. Auch er hielt wie Luther die Bibel für die alleinige Quelle des Glaubens, faßte aber die Lehre vom Abendmahl anders auf. Mit Luther hatte er in Marburg ein Religionsgespräch, anf dem aber leider keine Einigung zu stände kam. Zwingli fiel in der Schlacht bei Kappel, wo feine Anhänger gegen die katholischen Schweizer fochten. Der Franzose Calvin nahm seine Arbeit aus und verbreitete die neue Lehre weiter; die Anhänger Zwinglis und Calvins nennt man Reformierte. In Ostfriesland gibt es viel Reformierte; von hier drang ihre Lehre auch in das Jeverland ein, wo noch jetzt die Gemeinde Accum reformiert ist. 37. Der Bauernkrieg. 1. Lage der Bauern. Zur Zeit der Reformation war die Lage der Banern äußerst traurig. Ihre Gruudherru legten ihnen immer neue Lasten auf. Sie mußten umsonst für sie arbeiten und ihnen außerdem Lebensmittel liefern. 2. Die 12 Artikel. Als sie nun Luthers Lehre von der evangelischen Freiheit und der Gleichheit vor Gott hörten, glaubten sie, auch schon auf Erden müßten Freiheit und Gleichheit herrschen. Sie empörten sich gegen ihre Herreu und stellten ihre Forderungen in 12 Artikeln zusammen; darin heißt es: „Wer sind beschwert, daß etliche Herren sich Haben zugeeignet Wiesen und Aecker, die doch einer Gemeinde zugehören. Wir wollen nicht leiden, daß man den Witwen und Waisen das Ihre nehme. Der Herr soll nicht mehr Dienste begehren, als vereinbart sind, und wenn es doch geschieht, so soll er dafür geben, was sich gehört. Die Hölzer (Holzungen) sollen wieder der ganzen Gemeinde anheimfallen. Auch

6. Deutsche Geschichte für oldenburgische Schulen - S. 54

1905 - Delmenhorst : Horstmann
hatte sich auch im Oldenburgischen die reine Lehre des Evangeliums ausgebreitet. 2. Edo Boling. Der erste evangelische Prediger in unserem Lande war Edo Boling in Esenshamm. Er war eines Bauern Sohn aus dem Stadlande und hatte in Wittenberg unter Luther studiert. Bald nachdem er Prediger in Esenshamm geworden war, wagte er es, die neue Lehre von der Kanzel zu verkündigen. Er wurde anfangs angefeindet und mußte sich tagsüber in den Reitbraken, nachts im Hause seines Vaters versteckt halten. Bald aber stand seine Gemeinde einmütig zu ihm. Edo Boling starb im Jahre 1574 und liegt in der Kirche zu Esenshamm begraben. 3. Walther Renzelmann. Auch in der Stadt Oldenburg entstanden der neuen Lehre bald kühne Anhänger. Der Prediger Walther Renzelmann predigte im Geiste Luthers und ließ dessen Lieder: Nun bitten wir den Heilgen Geist, Wir glauben all an einen Gott, Das sind die heil'gen zehn Gebot, singen. Er wurde bei der Gräfin verklagt und von ihr zur Strafe nach Schwei versetzt. Daß er nicht schwerer bestraft wurde, hatte er den Grafen Christosfer und Anton zu verdanken. 4. Ummius Ulrichs Jlcksen. Bald daraus kehrte Magister Ummius, aus dem Stadlande gebürtig, ans Wittenberg zurück, wo er 5 Jahre unter Luther studiert hatte. Er forderte die Mönche zu einer öffentlichen Disputation heraus, aber keiner wagte es, ihm entgegenzutreten. Da bestieg er die Kanzel. „Mich drängt mein Gewissen," so sprach er, „daß ich in dieser Stadt unseres Vaterlandes das Licht der wahren Lehre anzünde und die groben Irrtümer der Mönche überwinde, in dieser Stadt, in welcher ich alle Bürger nach der Erkenntnis des Evangeliums brünstig verlangen sehe." Begeistert stimmte das Volk die neuen Lieder an. Wiederholt noch predigte Ummius, trotzdem ihm die Gräfin befehlen ließ, die Stadt zu verlassen. Er kam sogar einigemale dem Prediger, der die Kanzel besteigen wollte, zuvor, ja er wagte es, einen Mönch, der sich auf die Kanzel begeben wollte, von derselben herabzuziehen und statt seiner zu predigen. Nun schwebte er in der größten Gefahr, denn auch die Grasen Christosfer und Anton vermochten ihn nicht mehr zu schützen. Sorgenvoll streifte er durch Feld und Wald, ungewiß, ob er nicht lieber fliehen solle. Da plötzlich glaubte er einen Engel hinter sich zu sehen, der zu ihm sagte: „Sei stark in dem Herrn; er wird dir beistehen mit seinem Geiste, daß dein Werk fortgehe. So fahre denn fort, und fei unverzagt!" Jetzt konnte ihn nichts mehr davon abhalten, für das Evangelium zu predigen und zu wirken. Als die Gräfin aber sah, daß er ein „hartnäckiger und verstockter Ketzer" sei, ließ sie ihn zufrieden. 5. Ungehinderter Fortgang der Reformation. Bald darauf starb die Gräfin Anna, ihr Sohn Johann trat seinem Bruder Anton die Herrschaft ab, und nun nahm die Reformation ihren ungehinderten Fortgang. Da zu jener Zeit bei uns nur plattdeutsch gesprochen und geschrieben wurde, so wurde zunächst eine plattdeutsche Bibel eingeführt, auch der kleine Katechismus in das Plattdeutsche übersetzt.

7. Geschichte für Mittelschulen und ähnliche Lehranstalten der Provinz Sachsen - S. 150

1903 - Wiesbaden : Behrend
150 Glockengelute zur Kirche geleiten. In ihren Predigten bertrieben sie den Wert des Ablasses so sehr, da das Volk vielfach zu dem Glauben kam, es knne schon allein durch Geld von allen Snden, auch den schwersten, erlst werden. Darum war der Zulauf zu ihnen groß, groß aber auch die Verwirrung, die sie in den Gemtern anrichteten. Einer dieser Ablaprediger war der Dominikanermnch Tetzel. Er trieb sein Wesen in unserem Gebiete mit groer Dreistigkeit, denn er stand unter dem besonderen Schutze des mchtigen Kirchenfrsten Albrecht von Hohenzollern-Brandenbnrg (dem jngeren Bruder des tatkrftigen Kurfrsten Joachims I. von Brandenburg S. 187). Albrecht war Erzbischof von Magdeburg und von Kur-Mainz, zu dem Erfurt und das Eichsfeld gehrten, und zugleich Bischof von Halber-stadt. Dazu hatte ihn der Papst zum Kardinal und zum Primas der deutschen Bischfe ernannt. Durch seine groartige Bauttigkeit in seiner Residenz Halle, durch seine ungeheure Prunksucht und glnzende Hofhaltung in der stolzen Moritzburg am Saalestrande, die ganz Dentfchland bewunderte, war der kunstsinnige und feingebildete Kirchenfrst in eine drckende Schuldenlast geraten. Er frderte den Ablahandel in seinen Landen, da ihm die Hlfte der Einnahmen zugesichert war. Als Tetzel sich in der Nhe von Wittenberg aufhielt, merkte Luther das Verderbliche seines Wirkens an dem Be-nehmen der eigenen Beichtkinder. Sie wollten nicht mehr aufrichtige Bue tun, sondern beriefen sich auf Tetzels Ablabriefe. Darum schlug Luther am 31. Oktober 1517 nach der an den Hochschulen blichen Sitte 9 5 Thesen (Stze) der den Abla, besonders der den Mibrauch desselben, an die Tr der Wittenberger Schlokirche, um durch Meinungsaustausch mit andern Gelehrten Klarheit zu schaffen. Diese Stze fanden gegen seine Erwartung bald in ganz Deutschland Verbreitung, und der stille Wittenberger Mnch wurde fast der Nacht ein berhmter Mann. Die Gegner schwiegen nicht, und bald war ein heftiger Federkrieg zwischen beiden Teilen entbrannt, der in kurzer Zeit die Deutschen in zwei feindliche Heerlager schied. Jetzt sah sich der Papst, der anfangs den Streit nicht beachtet hatte, gentigt einzugreifen; er erklrte 41 Stze Luthers fr ketzerisch und forderte ihn zum Widerrufe auf. Man dachte sich in Rom die Sache noch sehr einfach. Der Kardinal Eajetan, der 1518 in Augsburg aus dem Reichstage war, sollte den kecken Mnch zur Ruhe bringen. Bald stand Luther dort vor dem groen Kirchenmann. Herrisch forderte dieser vom demtig nahenden Mnche Widerruf. Das aber war gegen Luthers Gewissen. Er rechtfertigte seine Stze aus der heiligen Schrift und merkte dabei mit Befremden, wie wenig der Kardinal in der Bibel bewandert war. Da Luther frchten mute, da ihn Cajetan wegen seiner Weigerung mit nach Rom schleppen knnte, um ihn so unschdlich zu machen, floh er auf den Rat seiner
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