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1. Die Heimat - S. 127

1899 - Leipzig : Degener
— 127 — Wölbungen des Fläming hervorzuheben sind. Der Boden ist sandig, so daß der Getreidebau kaum den Bedarf der Gegend deckt. Bis gegen Torgau hin, wo eine Kuppe eruptiven Gesteins hervorragt, wird die Elbe von niedrigen Höhenzügen begleitet, dann aber strömt sie zwischen flachen Usern hin, an denen sich nur selten eine Erhöhung des Bodens.zeigt. Deshalb mußten zur Abwehr der Überschwemmungen an beiden Ufern des Stroms starke Dämme errichtet werden. Die Ufer dieses Stromes sind fruchtbar und bilden (besonders von Prettin bis Wittenberg) anmutige Auen, die mit ihrem frischen Grün das Auge des Wanderers erquicken. An kleineren Seen ist die Gegend, besonders auf dem linken Elbufer, reich; von ihnen ist der große Teich bei Torgau hervorzuheben. Alle diese Gewässer sind sehr fischreich. Die Schwarze Elster hat bei ihrem geringen Gefälle einen fast schleichenden Gang, weshalb sie auch in ihrer Niederung sehr zur Teich- und Sumpfbildung geneigt ist. Ihren Beinamen trägt sie von dem schmutzigen Sumpfwasser. Links nimmt die Schwarze Elster die Pulsnitz aus, welche von Ortrand bis Elsterwerda in der Provinz Sachsen durch den Schraden, einen früheren Bruch, fließt. Weiter abwärts empfängt sie die Röder, die sich in zwei Arme teilt; der eine mündet zwischen Elsterwerda und Liebenwerda in die Elster, der andere geht bei Ubigau in den „Neuen Graben", der sich von der Elster abzweigt und durch die Auuaburger Heide fließt. Auf den Sandfeldern findet man das Heidekorn, Buchweizen, Kartoffeln, in der Elb-Aue dagegeu gedeihen Gerste und Weizen vortrefflich; auch trifft man hin und wieder (z. B. bei Jessen) aus Weiupflauzungen, die aber geringere Sorten liefern. Die Elb- und Elster-Gegenden sind mit zahlreichen Waldungen bestanden, welche sämtlich mit Wild bevölkert sind. In den zahlreichen Heiden beschäftigen sich die Bewohner mit Bienenzucht. An nutzbaren Mineralien sind ansehnliche Torflager, einzelne Braunkohlenbildungen und größere Thonlager bei Belgern vorhanden; zwischen Wittenberg und Zahna befindet sich Pfeifen- und Töpferthon in seltener Reinheit. a) Auf dem hier festen linken Elbufer liegt die Elbfestung Torgau (lls/4), die zugleich eine Brückenstadt des Elbstromes ist. Als Waffenplatz hat sie ihre Hauptbedeutung. Das auf eiueni Felsen an der Elbe liegende Schloß Hartenfels dient jetzt als Kaserne. (In Torgau wurde 1526 der torgauer Bund zwischen Sachsen und Hessen gegen die kathol. Reichsstände geschlossen. Luther und seine Freunde verfaßten hier 1530 die Torgauer Artikel, die Grundlage der Augsburgischen Konfession' und 1576 ward zur Beilegung der kryptocalvinistischen Streitigkeiten hier das Torgauer Buch veröffentlicht.) Etwas westlich von Torgau sind die Höhen von Siiptitz, wo am 3. No- vember 1760 die Österreicher unter Daun von Friedrich d. Gr. geschlagen wurden (Denkmal daselbst). 1811 ward Torgau auf Napoleons I. Befehl befestigt, hielt 1813 eine 3 monatliche Belagerung durch Tauenzien aus und ergab sich erst am 10. Januar 1814 auf Kapitulation. In der Nähe von Torgau befindet sich auf der rechten Elbseite das königliche Hauptgestiit Graditz. Links von der Elbe liegen noch in diesem Kreise die 3 Städte Belgern, Schildau und Dommitzsch. Belgeru (3), am linken Ufer der Elbe, ist eine Gründung der Sorbenwenden. Die Ein- wohner betreiben Ackerbau und Steingutfabrikation. Der hier gegrabene feine Ton wird nach Berlin, Leipzig und Dresden versandt. Auch Braunkohlengruben befinden sich in der Nähe. —

2. Oldenburgische Geschichte für Schulen - S. 20

1913 - Oldenburg : Schmidt
20 Oldenburgische Geschichte für Schulen. Während in den Nachbarstaaten adelige Landstände an der Regierung teilnahmen, war in Oldenburg auch davon unter Johann V. keine Rede. Gerade dieser Gras hat besonders viel dazu beigetragen, den Adel durch Ankauf seiner Güter noch weiter herabzudrücken. Die Mittel dazu standen ihm reichlich zur Verfügung. Denn der Friede war in das Land eingezogen, und durch umfangreiche Eindeichungen in Großenmeer und Moorriem bis nach Ovelgönne und die Abgaben der dort eingesetzten Meier, ferner durch die Steuern der neuen Provinzen Stadland-Butjadingen und Land Würden hob der Graf seine Finanzen. Als ein sparsamer, umsichtiger, starker Herrscher und gereifter Staatsmann, der seinen Söhnen den Staat neugestärkt hinterließ und die Wege zu weiteren Fortschritten wies, stand Gras Johann V. an der Schwelle der neuen Zeit. Er konnte mit Befriedigung auf sein Lebenswerk zurücksehen, er hatte seinen Staat wieder hochgebracht, die Rüstringer unterworfen und die Hoheitsgrenze bis an die Deiche der Unterweser vorgeschoben. § 12. Die Zeit der Reformation. Gras Zunächst übernahm Johann Vi. als ältester Sohn die Regierung Johann Vi. und suchte sie im Sinne des Vaters weiterzuführen. Aus dem Reichstag 1526—1529 zu Speier ließ er den für die Protestanten ungünstigen Reichsabschied unterschreiben, er widerstrebte der weiteren Ausbreitung der Reformation und der Einziehung des Kirchengutes, und von einer Verbindung mit den Cirksena in Ostfriesland durch eine Doppelheirat wollte er nichts wissen. Den Fortschritt der Zeit vertraten aber seine beiden jüngeren Brüder, der Propst Christoph und Junker Anton. Sie drängten vorwärts, Johann dankte ab und üb erließ dem jüngsten Bruder die Regierung. Das hat ihm nachher bitter leid getan. Grasantonl. Gras Anton I. zeigte aus der Stelle, wie der Regierungswechsel 1529—1573 gemeint war. Bald nach dem Thesenanschlag war Luthers Lehre auch in Die die Grasschaft Oldenburg eingedrungen, schon um 1524 hörten die Wall-Reformation fahrten zum Muttergottesbilde in Wardenburg auf, und der lutherische Katechismus wurde gleich nach seinem Erscheinen in den Kirchen und Schulen des Landes gelehrt. Eifrige Vertreter fand die Reformation bald in Zwischenahn, Edewecht, Esenshamm und Rodenkirchen. In Oldenburg trat Umme Jlksen, der in Wittenberg zu den Füßen Luthers gesessen hatte, mit Begeisterung für die neue Lehre ein, die sich seit dem Regierungs- wechsel rasch über das ganze Land verbreitete. Graf Anton zog sogleich Kloster Rastede das alte Benediktinerkloster Rastede ein, der Abt und die Mönche wurden eingezogen üu| Jahrgelder gestellt und der reiche Besitz dem Grasen Christoph, der 15"!) bort seinen Wohnsitz nahm, aus Lebenszeit überlassen. Das alles mußte ohne Aufsehen in die Wege geleitet werben. Denn man wollte Kaiser

3. Oldenburgisches Quellenbuch - S. 62

1904 - Oldenburg : Nonne
Es kann nicht fehlen, daß ein solches Benehmen ihn bei den Russen achtnngswert machen muß. Unser Hof kehrte bald nach diesem Empfange nach Twer zurück, und seit dem 6. d. M. sind nun auch der Herzog und der Erbprinz hier eingetroffen. Für mich kann dieser Zuwachs unserer Hofhaltung, die zugleich die Vergrößerung des Zirkels alter Freunde und Landslente zur Folge hat, nur angenehm sein 2c. Twer, den 27. Mai 1811. Teuerste Mutter! Die letzten Nachrichten von Ihnen erhielt ich durch den Herrn Sekretär Z. ic. — Bei uns hat sich im wesentlichen nichts verändert. Der Herzog und Prinz August befinden sich fortdauernd hier, und unsere -Hoheiten suchen durch Liebe und Teilnahme ihr Schicksal zu erleichtern. Daß ihnen ihre edle Absicht vollkommen gelungen ist, zeigt die Heiterkeit und Zufriedenheit der hohen Gäste. Auch unsere Landsleute finden den Aufenthalt in Twer erträglich, und wir haben manchen frohen Tag zusammen; uns wird die Freude oft durch den Gedanken an die Veranlassung ihres Hierseins getrübt. — — — Der Prinz und die Großfürstin schenken mir fortdauernd ihr Vertrauen und ihre Gnade. Auch der Herzog behandelt mich hier mit der nämlichen herablassenden Güte wie zuvor. Sie können nicht glauben, wie groß die Achtung ist, die sich der edle Fürst hier bei allen, die ihn kennen, erworben hat. Von seiner Abreise und fernerem Lebensplan ist noch nichts bekannt. Die Familie aber ist sehr tätig. Adieu, liebe Mutter! 61. Zwangsarbeit an Batterien und Straßen. 1811. — Pleitner, Oldenburg im 19.Jahrhundert. Oldenburg 1899, Bd. 1 187. — Wenn zu der Batterie-Arbeit auf den Oberahnischen Feldern aus der Herrschaft Varel täglich 74 Mann gestellt werden müssen, so wird solches hierdurch bekannt gemacht, und können Liebhaber sich am gedachten Tage nachmittags 3 Uhr vor der Amtsstube einfinden. Varel, aus der Einquartierungs-Kommission, den 13. April 1811. C. F. Strackerjan. M. U. Strackerjan. Zu den Arbeiten an der großen Straße von Hamburg nach Wesel (und Paris), wozu das Amt Cloppenburg wöchentlich 701 Mann stellen muß, und wozu das Kirchspiel Molbergen zu den bereits gestellten Mann-schäften am 13. d. Mts. noch 50 Mann liefert, müssen die Stadt Cloppenburg und Wigbold Crapendorf 125 Mann, Kirchspiel Altenoythe 130 Mann, Kirchspiel Barßel 126 Mann und Saterland 170 Mann so stellen, daß diese des abends 9 Uhr an Ort und Stelle zu St. Hülfe, mit einem Spaten versehen, sich einfinden und die ganze Woche dort arbeiten. — — Uebrigens werden auch Weiber, Mädchen und Knaben über 12 Jahreu dabei angenommen. — — Da auf die Beendigung der

4. Oldenburgisches Quellenbuch - S. 36

1904 - Oldenburg : Nonne
- 86 - Und hat ein jedweder bey Vermeidung Unser höchsten Ungnade und anderer willkührlichen Bestraffung, solches in acht zu nehmen, respective mit allem Ernste hierob zu halten, auch sich darrnach zu richten, und für unausbleiblichen Schaden zu hüten. Dessen zu wahrer Urkund und wahrer fester Haltung haben Wir dieses mit Unserem Gräfflicheu Gctntzclcy-Secret bedrucken lassen. So geschehen in Unser Stadt Oldenburg am 28. Sept. Anno 1638. Nr. 32 S. 44. Weil das Messer-schneiden zu Elsfleht einzureißen begonnen, ist den 12. Nov. 1721 der Pastor beordert, das Messer-Läiet alljährlich am sechsten Sonntag nach Trinitatis von der Cantzel zu publieiren. Anno 1639 ist eine Grässliche Dellmenhorstische Verordnung ergangen; daß die Unter-Voigte, bey Straffe der Remotion, das Messer dem Delinquenten an der rechten Hand unterm kleinen Finger durch das Fleisch schlagen, unschädlich, mitleidentlich, so viel ohne Illusion oder Abbruch des Meffer-Edicts geschehen kann, sonderlich wenn einer sein Brod mit der Hand verdienen muß. 37. Der gräfliche Lustgarten zur Wnnderbnrg. 1650. — Winkelmann, Ammergauische Frühlingslust. Oldenburg 1g56. — (Die Gemahlin Anton Günthers hatte einen Garten zur Wunderburg hinter Ostern-burg zu einem großen Lustgarten ansbanen lassen, den der oldenbnrgische Geschichtsschreiber Winkelmann beschrieben hat.) Ich verfügte mich zu dem beinahe in der Mitte des Gartens stehenden Springbrunnen. Daranf stand eine schöne nackende Jungfran aus einer Kugel mit dem Segel, daneben dieses goldbeschriebene Wort: Fortuna. Die Jungfrau lachte mich aus das freundlichste an und gab ein solches hellklares Wasser aus affen ihren Gliedmaßen von sich, daß ich durchs Gegitter in deren Schranken mich zu begeben verleitet wurde. Kaum hatte ich die Füße eingesetzt, so wurde ich durch etliche, in der Erde verborgen liegende Rohrlöcher benetzt und bespritzt, und wo ich nicht einen Rücksprung getan hätte, wäre ich unversehenerweise in ein kühles, unangenehmes Bad geraten. Hierauf befand ich in der Wahrheit, daß das Glück und Unglück die nächsten Nachbarn sind. Ich tat etliche Schritte hinter den Glücksbrunn, vermeinend, daselbst sicher zu gehen. Aber ich faud das Glück hinten ärger als vor, gestalt zwei durch ein begrüntes Laubwerk aufgeführte Röhren mich oben begossen, da ich zuvor unten naß geworden. — Ich sah hinter mir ein klein rundes aufgeführtes Lustgehäus stehen, in dessen Eintritt ich sobald mit sonderbarer Gemütsregung wegen der schönen Zier und zierlichen Schönheit erblaßte, sintemal alles darin befindende weder der hundertköpfige Argus besehen, noch der hundertköpfige Heeatombäus in seinen Verstand und Gedächtnis bringen können. Ich vermeinte, ich wäre in dem himmlischen Paradies.

5. Oldenburgisches Quellenbuch - S. 44

1904 - Oldenburg : Nonne
— 44 — unbt bic Pferde unbt halbe Wagen konnte nicht minbcc rechnen. Also belaufet das; wir beibe in dieser Weise au die 6 Pferbe unbt acht Wagen unbt berben Knechten haben verlohren über die zwölf hunbert Reichsthaler zum mindesten. Diese 66 Fuhren haben wir drei (Rethmaim, Purnhagen und Pagen,tert) in 4 Jahren verrichtet unbt welche wir in 1757 \mbt 58 halicn gethan, feinbt nicht angeschrieben, welche wir ba mußten bisweilen mit allen Pferbcn. Die Bauern, Heuerleute unbt alle die Pferde hatten mußten fahren. Also haben wir in 57 nnb 58 noch mehr fahren müssen als in den anberen Jahren. Also scindt sehr schwere Jahre für bic Bauern gewesen. Gott bewahre mich unbt auch alle, daß sie sie nicht w leb er möchten beleben. 45. Ein Schreiben des Grafen Miinnich. — Ger h. Ant. v. Halein, Lebensbeschreibunfl des 2c. Grafen von Münnich. Oldenburg 1803, S. 184. — Obuichcub Christoph Graf von Münnich wurde geboren auf dein väterlichen .'oofe Jicucmntutorf, als Sohn eines Generaldeichgräfen in den Grafschaften Oldenburg uito ^elinenbox(t; er war nacheinander in französischen, hessischen und russischen /eniten, ei baute den ^adogafanal, ward 1732 russischer Generalfeldmarschall, cr= oberte Danzig, die Krim und die Moldau, wurde 1742 auf Befehl der Kaiserin Elisabeth nach Sibirien verbannt, kehrte aber 1762 zurück. Die letzten Jahre seines Hevens wollte er in Oldenburg verbringen: den Sommer in Neuenhuntorf, den m Oldenburg. Der ^ od hinderte ihn an der Ausführung feines Planes. Li Itarb in Petersburg 17(>7 Oft. 16 und liegt auf seinem Gute ßitnta bet Dorpat begraben.) Ich bewohne hier einen Palast, beffen Zimmer mit Damast ausgeschlagen und mit Gemälben geziert sind; aber das alles verlasse ich gern, sobalb ich mich nach Olbenbnrg werbe begeben können. Denn herzlich liebe ich mein Vaterlanb, und mein Wunsch ist, aus meinen Gittern zu sein. Daß auch Sie, meine Freunbin, Verlangen tragen, mich alten Felbmarschall bei sich zu sehen, bavon bin ich gewiß; und so Gott will, soll unser Wunsch im nächsten Mai erfüllet werben. 46. Von einer Revue Friedrichs des Großen. 1760. — Gerhard Anton von Halem, Selbstbiographie. Oldenburg 1840, S. 32.— Bei einer Revue breier Dragonerregimeitter bei Küstrin sah ich den großen Köitig. Ich ritt mit mehreren Stttbcntcn in seiner Reihe. Einer berselben, bcr Baron Mantenffcl, ein hübscher junger Mann, war bent König ausgefallen. Der Gras Anhalt erfunbigte sich nach unsern Reimen, und nachbent er bcm König Bericht erstattet hatte, trug er Mantenffeln eine Offiziers stelle an, die dieser jeboch ausschlug.

6. Oldenburgisches Quellenbuch - S. 57

1904 - Oldenburg : Nonne
— 57 - 1. Vom 6. August oder vom Tage der Abfahrt als 7. ejusd. (desselben) von Brake nach Helgoland, wo hinter Blexen mit Kugeln begrüßt wurden, rechne uad) Maßgabe obiger Anfuhr .... 300 Nthlr. 2. Vom 9. August als Abfahrt vou Helgoland bis zur Wiederuachhausekunft, als 4. Oktober, ä Tag 4 Reichsthaler........................................... 224 „ 524 Rthlr. Wo da 30 Rthlr. zum Lebensunterhalt habe negociiren (erhandeln) und meine Schuhe und Beinschnallen zu Gelde mctdjen und veräußern müssen. 58. Aushebung vvu Waisenknaben. 1810. — Peter von Bohlen, Antobiographie. Königsberg 1841. — (Peter von Bohlen, geb. 1796 März 13 zu Wüppels, starb als Professor der orientalischen Sprachen und Literatur zu Königsberg 1840 Febr. 6.) Im Jahre 1810 berief ein Dekret Napoleons alle Waisenknaben von 14 bis 20 Jahren nach Jever, damit sie zum Kriegsdienste ausgehoben werden sollten. Meine Mutter war gestorben, und nichts band mich mehr an die Heimat; im Gegenteil sollte der sehnlichste Wunsch, in die weite Welt wandern zu dürfen, in Erfüllung gehen. Ich wurde mit noch sechs anderen Knaben auf einen Leiterwagen gepackt und nach der Stadt abgeführt, id) kann wohl sagen, mit einer Freude, welche merkwürdig gegen die Traurigkeit meiner Gefährten abstach; denn wir waren ja alle nod) Kinder und stellten uns vou den gehaßten Franzosen das Schlimmste vor. In dem altfränkischen Schlosse wurden wir gemustert und staunten nid)t wenig über den Glanz der vergoldeten Säle und die Pracht der Offiziersuniformen. Nur zwei unter uns sieben aus unserer Gemeinde hatten das gehörige Maß; and) id) mußte leider wieder umkehren. — — So verging nod) ein halbes Jahr, als wir von neuem zu erscheinen befehligt wurden, und zwar diesmal in Anrieh, sechs Meilen von Wüppels. Unsere Anzahl war diesmal weit größer. Id) entsinne mid) deren nicht mehr, allein wir füllten zwei Leiterwagen und stießen auf der Reise noch ans mehrere Karawanen von Knaben, die zuweilen zu Fuße von ihren Armenvorstehern begleitet wurden. Es ist mir bis jetzt noch unbegreiflich, was man mit den Kindern anfangen wollte oder angefangen habe; es hieß, sie würden in die Militärschulen getan werden, aber von keinem ist, soviel id) weiß, jemals eine Kunde in die Heimat gekommen. Wir langten in Anrieh an, und der ganze Markt wimmelte bereis von Knaben, die hier und) bestimmten Abteilungen eine Anweisung auf verschiedene Gasthöfe erhielten; id) mußte mit etwa fed)zig anderen in den schwarzen Bären einkehren. Am anderen Morgen wurden wir in das Sd)loß geführt, und zwar traf es sid) so, daß man die ans den fernsten Gegenden zuerst aufforderte, vielleicht, damit die unbrauchbarsten desto eher heimgesandt werden konnten. In einem großen Sale wurden

7. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 62

1914 - München : Oldenbourg
— 62 — Abgeordneten der Stadt bleich und zitternd zu Füßen und flehten um Nachlaß. (Er aber erwiderte, wie solche Bitten und Fußfall ganz unnötig seien, das Geld sollten sie erlegen, und wo dies nicht bis den 8. des Abends 7 Uhr geschehen sei oder Geisel hiefür und zwar vier Personen von der Geistlichkeit und dem Adel, vier vom Rate und vier von der Gemeinde gestellt werden, wurde er alsbald das Schloß, die Stadt und alle umliegenden Flecken in lichte Flammen stellen." Ungeachtet der von der Stadt und dem Stifte, das viele silberne Kir-cheugefäße nach Frankfurt verkaufen mußte, aufgebrachten und gezahlten Brandschatzung wurde dennoch das Residenzschloß abgebrannt und in den Häusern der Stiftsgeistlichen übel gehaust. 15, Ein Kaiser in Würzbnrg (1658). Seitdem die Krönung der deutschen Könige zu Frankfurt üblich geworden war, zogen die von den Kurfürsten erwählten Habsburger auf der alten Heeresstraße, die von Wien über Regensburg, Nürnberg und Würzburg führte, zum Krönungsfeste. Infolgedessen erhielt die alte Bischofsstadt am Maine öfter kaiserliche Besuche, die uns von den Chronisten ausführlich geschildert werden. Am ](v August ^658 kam Kaiser Leopold I. auf dem Rückwege von Frankfurt unter dem Donner der Geschütze in Würz bürg an. Bis an die Zeller Steige waren 5000 Mann vom Landesausschusse und einige hundert geworbene Soldaten in Parade aufgestellt. Die gesamte Geistlichkeit war dem Kaiser bis ans Zellertor entgegengegangen und begleitete den von da unter einem Himmel Reitenden in den Dom. Pom Tore an bis zum Dome waren die Bürger und die Garnison mit Musik und Fahnen zu beiden Seiten aufgestellt, die Straßen mit Blumen bestreut, die Häuser mit grünen Zweigen und Bäumen verziert. Als der Kaiser nach abgehaltenem Tedeum mit dem (Erzherzoge und dem Kurfürsten auf das Schloß fuhr, wurde ihm an der Greden von 20 Jungfrauen ein Kranz überreicht. Am folgenden Tage nach der Tafel besuchte der Kaiser eine theatralische Aufführung in der akademischen Aula, wo er bei seiner Ankunft von dem damaligen Domprediger mit einer lateinischen Rede empfangen wurde. Nach Beendigung der Vorstellung besah Leopold die neuerbaute Mainmühle diesseits und das neue Kinderhaus und die Schneid- und Papiermühle jenseits des Maines. Am ^3., nachmittags um 3 Uhr, verließ er Würzburg unter denselben (Ehrenbezeugungen wie beim (Einzuge und reiste noch bis Kitzingen.

8. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 110

1914 - München : Oldenbourg
— Uo — war in Lohr ein Haus von der Pest verseucht, so wurde es zugeschlagen. Die Notwendigkeiten wurden an einer Stange zum Fenster hineingereicht, war einer gestorben, so wurde er von den Lebenden zum Fenster hinaus auf die Straße geworfen; der täglich dreimal alle Straßen passierende Leichenwagen nahm den Leichnam auf. Die Pest regierte sechs Wochen und drei Lage; es sind daran gestorben 860 Menschen; der höchste Stand an einem Lage waren 45 Tote. Nur zwölf Häuser waren noch frei; von zwölf Ratsherren lebten noch vier (\655). 3n Kloster Neustadt verstärken sechs Priester. — Nicht ein ziffernmäßiges Bild soll durch diese Zusammenstellung gewonnen werden, dazu sind die Angaben zu lückenhaft, zu unvollständig und ungenau. Aber eines ist daraus zu ersehen' Furchtbarer denn der Krieg mordete dessen treue Begleiterin, die Pest. 23, Der Friede. Friede! Kaum war es zu glauben, daß er in deutschen Landen nochmal Linkehr halten könne, wie ein fremdes Märchen aus seligen Tagen klang die Kunde von dem Friedensschluß den Alten, die während einer jahrzehntelangen Greuelzeit grau geworden waren, wie ein unfaßbares Wunder empfand sie die Jugend, die in Kriegsnot und Elend herangewachsen war- ohne wart und Pflege. Sie hatte die Segnungen des Friedens nie gesehn. Daß der Bauersmann frohgemut die Saat bestellte auf sorgfältig bereiteter Flur, daß hundertfältige Ernte den sauren Fleiß des Landmanns lohnte, daß nach getaner Arbeit auch Feste das Leben im schmucken Dorf lein verschönten —, ja davon wußte das verwilderte Geschlecht nichts. Bilder zertretener Acker, geschwärzter Dorfruinen, Szenen von Haub und Mord, Kummer und Leid — das waren die Eindrücke gewesen, die es empfangen hatte von Kindheit auf. Und jetzt klangen die Glocken von Turm zu Turm und kündeten Frieden auf deutscher Erde. Bis in die entlegensten Schlupfwinkel drang die Botschaft und rief die verkrochenen Einwohner in die Dorffchaften um das Friedensfest zu feiern. Am Lage Martini des ^6^8 ften Jahres beging man in vielen ©rten Frankens das frohe Ereignis. 3n feierlichem Wallgange zogen die abgehärmten Männer, Weiber und Kinder vom Gotteshaufe durch die Straßen der Heimatgemeinde. Dann vereinigten sie sich in der Kirche zu andächtigem Dankgottesdienst. Die Glocken läuteten und die Böller krachten und von dem Turme bliesen Trompeter kirchliche Lieder. Alle Arbeit ruhte. wie aber sah es aus im Lande, als der längste Krieg geendet tvara den Deutschland je zu ertragen hatte? Unsagbar war die Verwüstung. Ganze Dörfer waren von der Erde verschwunden und wurden nicht mehr aufgebaut. In jeder Ortschaft gab es herrenlose Güter in Menge. Die Einwohner vieler Gemeinden waren

9. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 184

1914 - München : Oldenbourg
— w — lautes Burra auf die Opferwilligkeit der Würzburger aus und manche Träne des Dankes und der Rührung war geflossen. Da die hiesige breite steinerne Brücke nicht ausreichte, batten die württembergischen Pioniere unterhalb Würzburg zwischen Talavera und der Mestendhalle mit erstaunlicher Schnelle eine Schiffbrücke geschlagen, über die lange Reihen von Truppen den ganzen Tag über gingen. Die wurtternbergische Kavallerie hatte sich vorher dicht daran eine Furt ausfindig gemacht und ritt durch den Fluß; derselben folgte ein Piehtransport schwimmend nach. Alles dies bot ein unvergleichlich kriegerisches Bild. Nachmittags trafen nun auch einige Divisionen bayerischer Truppen ein. Die Lebensrnittel und Getränke fingen gegen Abend an selten zu werden, mehrere Wirtschaften mußten gänzlich geschlossen werden. Nur wenige Truppen blieben hier, alle anderen zogen östlich, mit ihnen die Hauptquartiere des 7. und 8. Armeekorps, die das anderthalb Stunden von hier gelegene Rottendorf bezogen. Noch spät abends trafen Boten aus den aller Nahrungsmittel entblößten Ortschaften ein mit der Bitte um Per-abfolgung von Lebensrnitteln, doch konnte nur das Notdürftigste noch befriedigt werden. Abends kamen noch zahlreiche schwer verwundete Preußen hier an, welche sofort in Pflege genommen wurden; die Lateinschule, das Gymnasium und andere Schulen mußten zur Unterbringung, der Perwundeten plötzlich geräumt werden. Am 27. )uli rückten die Preußen auf Würzburg vor. Oldenburger und preußische Batterien beschossen von Westen her die Festung Marienberg; die Bayern hatten auf der rechten Mainseite Geschütze bei dem Notkreuzhof und dem Schenkenturme aufgefahren. Bald schlugen die Flammen aus dem Zeughause der Festung. Pielc Waffen verbrannten. Auch in die Stadt fielen Geschosse. Tags darauf trat Waffenruhe ein. Am 2. August besetzten die Preußen die rechtsmainische Stadt; Mainviertel und Feste blieben in bayerischen Bänden. 16. Der Friede. V Der Art. ^ des Friedensvertrages lautete: Nachdem zur Wahrung strategischer und Perkehrsinteressen eine Grenzregulierung als erforderlich befunden worden ist, tritt Seine Majestät der König von Bayern das Bezirksamt Gersfeld und einen Bezirk um Orb sowie die zwischen Saatfeld und dem preußischen Landkreis Ziegenrück gelegene Enklave Kaulsdorf an Seine Majestät den König von Preußen ab. Die hohen Kontrahenten werden sofort nach dem Austausche der Ratifikationen des gegenwärtigen Pertrages Kommissarien ernennen, welche die Regulierung der Grenze vorzunehmen haben. Die Übergabe der vorgenannten Landesteile erfolgt innerhalb vier Wochen nach der Ratifikation dieses Pertrages. Pon der Kriegskostenentschädigung im Betrage zu 30 Millionen Gulden müssen jo Millionen sofort, \o Millionen nach drei Monaten und die weiteren jo Millionen nach sechs Monaten bezahlt werden.

10. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 98

1914 - München : Oldenbourg
seines Wirtes antraf. Keller und Böden, Risten und Schränke wurden erbrochen; was der Soldat nicht verzehren oder behalten wollte, verkaufte er. Häuser, Weinberge und Schuldbriefe von Geflüchteten wurden feilgeboten. Der köstliche wein des Jahres ^62- wurde vom feinde für billiges Geld verkauft um bares Geld zu erhalten. Die schwedischen Soldaten unterhielten vor dem Dom vier Spieltische, wo sie ganze Säcke mit Dukaten und Talern stehen hatten. Da die Bauern nicht getrauten, ihre Erzeugnisse zur Stadt zu führen, trat bald die Gefahr einer Hungersnot ein. Die Weinlese von ^63\ wurde durch den Schwedeneinfall am dritten Tage unterbrochen. Noch imdezember hingen Trauben in den Weinbergen. In der Stadt Wiirzburg lag eine Besatzung von \2 ooo Mann zu Roß und zu Fuß nebst großem Troß. Im Mainviertel lagen allein über 5000 Mann. Die Pferde standen in den Kramläden der Bürger und streckten fast an allen Kirchen, Stiften und Klöstern die Köpfe aus den Fenstern. Die Kühe wurden auf die Dachböden gestellt, die Kirchen in Schlachthäuser verwandelt. Im armen Kapuzinerkloster lag ein Regiment in Quartier, die Kirche war Pferdestall und Schlachthaus. Fenster und Türen der Kirchen wurden zerschlagen. Der Kot der Tiere blieb überall liegen. Die Unsauberkeit war ekelhaft; überall lagen tote Pferde und verbreiteten scheußlichen Geruch. — Durchzüge und (Einquartierungen lasteten schwer auf der Stadt, Am 8. August \652 kam die Königin von Schweden in Wiirzburg an und wohnte bis zum 24. September auf dem Schlosse. Für sie und ihr ungeheures Gefolge mußte der Magistrat täglich 2h 000 Pfund Brot, \2 000 Pfund Fleisch, ^200 Maß wein, 30 Malter Haber, 3 Ochsen, 24 Hätnmel,. 6 Kälber, Hühner und Gänse nach Bedarf liefern. Am 27. Juli waren 200 000 Taler für das bei Himmelspforten lagernde schwedische Heer gefordert worden, weitere Beträge wurden unter Drohungen in den nächsten Tagen verlangt. 21m \2. August sollten 20 000, am 22. September 50 000 Pfund Brot geliefert werden. Lin königliches Regierungsdekret ordnete am 6. September eine regelmäßige „eilende Hilfe“ von wöchentlich ^800 fl. an. Nachdem Gustav Adolf in der Schlacht bei Stützen. (6. November \652) gefallen war, erhob Bernhard von Weimar Anspruch auf die Fürstentümer wiirzburg und Bamberg. Im Juli nächsten Jahres wurde ihm die Schenkungsurkunde über diese beiden, vom Könige schon durch Schenkungen stark verkleinerten Länder ausgefertigt und am ^9. Juli (alten Kalenders) huldigte die Stadt dem neuen Landesherrn. Die Verwesung übernahm der Bruder des Herzogs Bernhard, Herzog Ernst. Auch unter der neuen Regierung trat keine Milderung der drückenden Kriegslieferungen und Frondienste ein. Besonders an den Befestigungswerken mußten die Untertanen aus Stadt und Land harte Fronarbeiten verrichten. An 600 Menschen und 50 Karren wurden dafür jeden Tag in Anspruch genommen.
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