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und zu erhalten. Nicht aus Furcht vor der Straft sollen
wir das Böse unterlassen, sondern damit wir Gott, unserm
besten Vater, nicht mißfällig werden. Nur seine unbegrenzte
Liebe zu uns soll uns vor dem Bösen abschrecken und zum
Guten antreiben. Alsdann besitzen wir keine knechtische, keine
sklavische, sondern eine kindliche Furcht.
9) Wir sollen Gott über Alles lieben. Wir haben von
Gott sehr viele Wohlthaten an Leib und Seele empfangen
und empfangen täglich neue, ja wir haben noch ungleich
größere von ihm zu erwarten. Alles Gute, das er uns er-
wiesen hat, geschieht aus bloßer Liebe zu uns. Er opferte
alles, um uns Gutes zu thun. Er sandte seinen einzig ge-
dornen Sohn Jesum auf die Erde, um uns heilig und glück-
selig zu machen. Er litt verschiedene Beschwerden an Leib
und Seele, Schimpf, Spott, Verfolgung und opferte sogar
sein Blut und Leben für uns. Kann es ein größeres Opfer
geben? Kann eine größere Liebe seyn? Verdient dieser
himmlische, über alle Maßen gütige Vater und sein Sohn
Jesus, die in ihrer Wesenheit Eins sind, nicht die größte
Gegenliebe?
Aus eben dieser Liebe sollen wir auch
10) Gott in Allem willigen Gehorsam leisten. Gottes
Gesetze sind die weisesten und wohlthätigsten Vorschriften
eines liebreichen Vaters, eines treuen und sichern Führers
auf den steilen und schlüpfrigen Wegen unserer zeitlichen Pil-
gerschaft. Er belohnt den seinen Gesetzen geleisteten Gehor-
sam schon hier mit den eigenthümlichen einzig wahren und reinen
Freuden der Tugend und in jener Welt mit einer ewigen
Glückseligkeit. Er giebt imö zu dem Gehorsam, den er for-
dert, die Kräfte seiner stärkenden Gnade. Wir müssen so be-
kennen, daß Gott zu gehorchen, nicht nur Pfiicht, sondern
auch das größte Glück, die höchste Ehre, der einzig ächte
Ruhm und Adel des Menschen ist.
11) Wir sollen Gott über Alles ehren. Niemand ist
vollkommener als Gott. Er bat die höchste Macht. Er ist
der höchste Regent Himmels und der Erde; und der König
aller Könige. Ihm gebühret also die höchste Verehrung. Die
Verehrung ist zweifach, eine iunere und eine äußere.
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TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
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abscheuliche Gedanken aus, die ihn selbst am meisten quälen
und ihn hindern, etwas Gutes zu denken, zu reden oder
zu thun.
Der Neid entspringt aus dein Haß. Der Neidische freut
sich über das Unglück, das einem andern widerfährt, und be,
trübt sich,i wenn es demselben gut geht.
Der Zorn besteht in einem heftigen Verlangen einem
andern etwas Leides zuzufügen, von dem man glaubt, daß
er uns beleidiget habe. Der Zorn ist eine wüthende Krank-
heit. Er kann den Menschen zu schrecklichen Dingen ver-
leiten. Darum hütet euch vor demselben so viel ihr könnt!
Beherrschung der Begierden und Leiden-
schaften.
Jeder Mensch fühlt in sich verschiedene Triebe und Nei,
gungen. Diese Neigungen und Triebe sind bald stärker, bald
schwacher. Aus denselben entstehen in dem Menschen ange-
nehme und unangenehme Gemüthsbewegungen. Verstärken
sich die Begierden und Gemüthsbewegungen noch mehr, so
entstehen Leidenschaften. Begierden und Neigungen, die an
sich böse sind, müssen unterdrückt werden, daß sie nicht zum
Ausbruche kommen. Vernunft und Offenbarung lehren dis
Menschen, wie sie die Begierden leiten, beherrschen und un-
terdrücken können.
Aus den unordentlichen Neigungen kommen alle oder doch
die meisten Sünden her. Jedem Menschen liegt daher ob,
seine Leidenschaften durch die Vernunft und Religion zu
leiten und zu beherrschen. Dieß ist ihm nothwendig, um
gut und glücklich zu werden. Die Leidenschaft ist eine unge?
(Kirne Herrschaft, vermög welcher alle bessere Ueberzeugungen
vernichtet und kraftlos werden. Sie ist eine Unterjocherin der
Vernunft, eine Zerstörerin der Gewissensstimme, die Quells
aller Verbrechen, die je auf Erden verübt wurden. Sie be-
raubt den Menschen seiner Besonnenheit, seiner edlecn Kräfte,
und zernichtet mit seiner Tugend oft sein Leben. Dieß ist
das Schicksal jedes Unglücklichen, der seine sinnlichen Neigun-
gen zur Leidenschaft har erwachsen lassen, die ihn zuleht unbe-
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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handeln und sie nicht plagen. Sie sind geplagt genug, daß
sie das Elend des Kriegs ertragen müssen. Ich will ihnen
nichts verderben und sie nicht berauben. Sie fürchten mich
ja als ihren Feind und werden mir Gutes erweisen, so viel
in ihren Kräften steht. Mein Betragen soll gegen sie so be-
schassen seyn, daß sie mir beim Fortgehen von Herzen Glück
wünschen, mich segnen, und noch lange davon erzählen, was
für einen braven feindlichen Soldaten sie im Quartier gehabt
haben.
3) Seinem Landesfürsten bleibt er getreu. Er wird nicht
eidbrüchig, wenn er auch ungern Soldat ist. Er sagt: Sol-
daten sind nothwendig s) zur Aufrechthaltung der Ordnung
und Ruhe im Lande selbst und b) zur Beschützung und Ver-
theidigung äußerer Angriffe und Einfälle. Dieser Gedanke
wird ihm seinen Soldatenstand und die mit demselben verbun-
denen Strapazen angenehm machen. Gott kann mich über-
all, auch im Soldaten, gesund erhalten.
Er berauscht sich nie, weil dieß zu Raufereien gern An-,
laß gibt, das man in keinem Stande weniger, als im S)olda-
imstande dulden kann.
5) Mit seinen Kameraden lebt er friedlich und nimmt kev
uem etwas. Denn der Soldat hat erstens nicht viel und zwei-
tens kann er feine Sachen nicht verschließen. Wie übel wäre
er also daran, wenn ihm das, was er hat, nicht sicher wäre!
6) Seine Kleidung hält er reinlich, ist zur gehörigen Zeit
zu Hause und in Erlernung des Exerzierens fleißig, seinen
Obern gehorsam. Dann ist er werth, ein wackerer Soldat
genannt zu werden, und ist beliebt.
Pflichten gegen die Thiere.
Die Thiere haben keine Vernunft, aber Leben, empfinden
Wehl und Weh, wie wir. Gott hat die Thiere zu unserm
manigfaltigsien Nutzen, theils zu unserer Nahrung und Klei-
dung, theils zur Verrichtung und Erleichterung schwerer Ar-
beiten, theils zur Wache und unschuldigen Vergnügen erschaf-
fen. Die Thiere sind eine große Wohlthat Gottes für uns.
Die Pferde tragen und führen uns, die Ochsen arbeiten für
Mls, die Kühe geben uns Milch, Butter, Schmalz und Käs,
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Las Schaf Wolle, die Biene Honig und Wachs, die Hennen,
Enren und Gänse Eier und Federn, der Hund bewacht das
Haus bei Nacht, die Katze fängt die schädlichen Mäuse, die
Vögel ermuntern durch ihren Gesang und fangen das Unge-
ziefer, das sonst zu unserer Plage zu sehr überhand nehmen
würde. Auch an den Thieren sollen wir Gotleö Weisheit,
Güte und Allmacht bewundern. Auch für sie sollen wir Gott
dankbar seyn. Wir sollen die Thiere nie kränken und mar-
tern oder martern und kränken lassen; nie an den Thieren un-
sern Zorn oder Mmhwillen ausüben, sie nie verfluchen oder
verwünschen, nie aus Scherz, Eigensinn und ohne Nolh schla-
gen, nie langsam tödten. Dadurch würden wir unvernünftig
handeln, uns gegen die Absicht des Schöpfers versündigen und
uns nach und nach Harte und Rohheit angewöhnen, so daß
wir uns bald auch an die Menschen wagen würden, gegen sie
lieblos und grausam zu verfahren. Die Hauöthrere sollen wir
ordentlich zur rechten Zeit, nicht allzuschlecht, sondern hinrei-
chend füttern, ihre Ställe reinlich halten. Zug- und Lastlhie-
reu sollen wir nie über ihre Kräfte zumurhen, ihnen auch
Ruhe und Erholung gönnen. Wir sollen für sie auch in
Krankheiten sorgen und wenn wir sie tödten, so sollen wir es
auf die leichteste und geschwindeste Art thun. Diesiöoten fü-
gen oft ihrem Dienstherrn großen Schaden zu, indem sie das
Vieh nachläßig behandeln, schlecht füttern, bei den Arbeiten
plagen und quälen. Gehet daher jederzeit menschlich mit den
Thieren um; sorget für diese wie für euch selbst. Betrachtet
oft die Mannigfaltigkeit, Schönheit, Kräfte, Kunsttrieb und
Eigenschaften der Thiere, und die Vortheile, die wir von
ihnen haben; dann werden wir auch Gottes Allmacht, Grö-
ße, Weisheit und Güte bewundern.
Einige Klugheitslehren.
1) Reden und Schweigen in Gesellschaften. Kinder
und junge Leute sollen in Gesellschaften der Eltern mehr zuhö-
ren, als reden. Es schickt sich besser, wenn sie aus den Ge-
sprächen der Erwachsenen lernen, als selbst im behauptenden
Tone reden. Frage mit Bescheidenheit, dann wird man dich
liebreich belehren. Ueberlege , ehe du sprichst. Widersprich
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18 —
(in; christlich freudig bei der heiligen Kommunion; fleißig
tn euern Arbeiten; mäßig im Esten und Trinken; treu in
euer» Amtsgeschäften und vor Gott und den Menschen
untadelhaft.
Von der guten Anwendung der Zeit.
Die Tage, die Monate, die Jahre fahren dahin, wie
sich die Wellen eines Stromes eine die andere fortdrängen.
Wir bemerken die Zeit nur aus ihrem Verluste. Die Uhr
neben mir schlagt immer. So folgen die Stunden einander
und führen an ihrer Hand den Tod her. Wie bald wird der
lehte Tag unsers Pilgerslebens eintreten, da wir unsern Kör-
per verlassen und in eine bessere Welt übergehen! Um daher
für die wahre Wohlfahrt unserer Seele und unsers Leibs zu
sorgen, sollen wir alle Stunden unserer Lebenszeit gut anwen-
den. Betrachte die Zeit als ein leeres Feld, worauf weder
Glück noch Unglück von selbst wachsen. Du mußt es erst
mit eigener Hand bestellen und anbauen. Was du in diesem
Felde säest, das wirst du dann auch ernten. In diesem Felde
bete, in diesem Felde arbeite, und der himmlische Segen wird
sich zu deiner Mühe gesellen. Jünglinge und Jungfrauen,
die Zeit ist edel; wendet sie stets zum Guten und zu eurer
eignen Vervollkommnung an, damit ihr zunehmet, wie an
Jahren, so an Tugend!
D i c E r h o l u n g s si u n d t tu
Die Erholungsstunden, in welchen sieb unser Geist zerr
streuen soll, damit er neue Kräfte, neuen Muth sammle,
sind demjenigen nicht gleichgültig, welcher mit dem köstlichen
Geschenk des Lebens recht wuchern, und keinen Augenblick
desselben thöricht verschwenden möchte! Sinne nicht aufdas
Vertreiben der Zeit; sie vertreibt dich. Sie vertreibt dich
aus deinen Kinderjahren; sie vertreibt dich aus dem Krege
deiner Freunde, aus dem Hause deiner Eltern, auö dem
Schooße deiner Familie, aus dem Leben selbst hinweg.
Allerdings sind für uns Stunden der Ruhe und Ergöh-
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6z
andere; sonst sehest du dich der Gefahr aus, daß man von
dir denke, du machest es ihnen eben so, wenn sie fort seyen.
Wie man sich am Tische verhalten solle.
Wenn zu Tisch gebetet wird, so stehe auf und bete mit
aufgehobenen Händen. Erhebe dein Aug und Herz zum Him-
mel empor. Ist dasselbe beendigt, so wünsche jedem eine geseg-
nete Mahlzeit und laß ältere Personen zuerst sich sehen, ehe du
Plah nimmst. Lauf nicht gleich dem ersten Plah zu, dieser gehört
den Eltern an. Wirf den Stuhl nicht um, dreh die Schüs-
sel nicht, wie du sie etwa gerne hättest, fahre nicht zuerst in
die Schüssel; denn dieß alles ist unverschämt. Merke auf die,
welche als wohlerzogene Menschen bekannt sind, und lerne
von ihnen ein wohlanständiges Betragen. Nimm die Spei-
sen nicht zu schnell und hastig. Mache mit Messer, Gabel
und Löffel, und mit dem Kauen kein Geräusch. Verschütte
nichts aus deinem Löffel und stoße nichts um. Mache kein Ge-
töse mit Blasen. Mäßige deine Eßbegierde. Greife keinem bei
Tische vor, wenn die Speisen herumgereicht werden. Lasse im-
mer andern den Vorzug. Bleib ungezwungen, denn schüchterne
Verlegenheit veranlaßt nur desto lächerlichere Fehler. Kommt
eine fremde Speise vor, so merke wie andere damit umgehen.
Wisch den Mund nicht an das Tischtuch oder an die Kleider.
Tadle nicht über eine aufgetragene Speise. Wenn du etwas
schon auf deinem Teller haltest, so leg es nicht mehr zurück.
Greife nicht- mit den Händen an, bediene dich der Gabel und
des Messers. Schieb auf einmal nicht zu viel in den Mund
hinein, sonst hält man dich für einen Vielfraß. Iß nie zu
viel und zu schnell hinein. Ueberfülle den Magen nicht mit
Speise und Trank; zu viel ist ungesund. Nage nicht an den
Knochen wie ein Hund. Führe keine cckelhafte, ungezie-
mende Reden. Stich nicht mir der Gabel oder mir dem
Messer in den Zähnen, brauch ein Holz oder einen Feder-
kiel, sie sind besser für Zähne. Stoße dein Glas nicht um,
zumal wenn es voll ist. Trinke bescheiden. Leere es nicht
auf einmal aus. Kratze bei Tisch nicht im Kopf. Hüte dich
vor Schlafen und Gähnen. Beim Gähnen muß man die
Hand oder das Nastuch vor den Mund halten, und ebcir
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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— 21
andern nahen kann. Der Gelehrte nüßt sich und andern durch
seine Wissenschaft, der Bauer durch seinen Ackerbau, der
Dienstbote, der Taglöhner u. s. w. durch ihre Handarbeit.
Dem Arbeitsamen wird die Zeit nie lange. Ec ist munter
und froh bei seiner Arbeit. Freut sich, wenn sein Fleiß etwas
zu Stande gebracht hat. Der Müßiggang macht höchst un-
glücklich. Man hat immer lange Weile, ist verdrießlich und
mürrisch. Der Müßige gerathet gemeiniglich auf dieses und
jenes, das nicht recht ist» Müßiggang ist also aller Laster
Anfang. Wir verdienen nichts, und so muß unser Vermö-
gen immer abnehmen, bis wir arm sind. Alsdann hat kein
Mensch Mitleiden und Erbarmen mit uns. Es heißt allge-
mein: der Müßiggänger könnte so vermöglich seyn als ich,
wenn er hätte arbeiten wollen. Ec verdient nicht, daß wir
ihm helfen! „Wer arbeiten mag, wird Brod genug haben;
wer aber dem Müßiggang nachgeht, wird Armuth genug
haben." ,,Eine nachläßige Hand macht arm, der Fleißigen
Hand aber macht reich!"
Sparsamkeit.
Die Sparsamkeit besteht darin, daß man alle seine Sa-
chen wohl in Acht nimmt; daß man sie zwar zu ihrer Be-
stimmung gebraucht, sich aber hütet, sie zu verderben oder zu
verlieren. Sparsamkeit ist nothwendig, sonst hilft aller Ver-
dienst nichts. Wer üppigen Aufwand macht, unnühe und
thörichte Ausgaben liebt, die seine Einnahme übersteigen, ist
ein Verschwender und geht zu Grunde. Sparsamkeit ist für
alle Menschen, vom Könige und Fürsten an brö zum Gering-
sten ihrer Unterthanen eine nothwendige Tugend. Sie erhält
Jedermann im Wohlstände, aber ohne sie kann der Reichste
arm werden.
„Spare in der Zeit, so hast du in der Noth."
Hüte dich aber, daß deine Sparsamkeit nicht in Geiz aus-
arte. Wer sich aus Geldgierigkeit nicht satt ißt, keinem Ar-
men ein Stück Brod giebt, mit List und Betrug sich Schähe
zusammen scharret, und nur denkt, reicher zu werden, îst ein
Geizhals.
Das Gegentheil von Sparsamkeit ist — Verschwendung.
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65
Wege seyest, dich dem heiligsten Gott mehr als sonst
zu nahem, dich ihm aufzuopfern , sein Wort und seine
Lehre anzuhören, auf dich anzuwenden und willig zu
befolgen, Andere durch dein Beispiel zur Andacht zu
erwecken und anzueifern. Kurz auch ausser dem Hause
Gottes zeige, dass diese Augenblicke dem Herrn ganz
gewidmet seyn sollen. Kommst du zur Kirche, so stehe
nicht vor dieselbe hin, um jedermann anzugaffen, wer
kommt, oder wohl gar um andere zu spotten, zu necken,
oder durch unschickliche, ungeziemende Gespräche ein
Gelächter zu verursachen und so deine Mitgesellen zu
unterhalten. Gehe alsbald in dieselbe hinein, ohne zu
trappen, zu springen, zu drucken oder andern vorzu-
dringen , wie ungeschliffene Leute. Gehe sittsam und
ehrfurctsvoll an deinen Ort. Dort erheb dein Herz zu
dem, der hier in diesem heiligen Hause besonders gegen-
wärtig ist. Sey eingezogen und fromm, aber nicht bloss
auf den Schein; sonst bist du ein Scheinheiliger, ein
Pharisäer. n'
In tiefster Ehrfurcht sollst du das Wort Gottes und
die christlichen Lehren anhören, in frommen Betrach-
tungen und Gebeten dem heiligen Messopfer und den
übrigen gottesdienstlichen Verrichtungen anwohnen.
Vermeide sorgfältig alles Hin - und Hergaffen; alles
Plaudern und Drucken. Ist der Gottesdienst beendigt,
so gehe eben so sittsam und bescheiden wieder nach
Haus. Der Sonntag sey dir auch ausser der Zeit des
Gottesdienstes ein heiliger Tag, der dem Körper Ruhe
und dem Geiste Licht und Kraft zu allem Guten geben
soll. Benütze ihn nicht zumfaulenzen, Herumschwärmmy
zum Saufen und Spielen, sondern zur wahren Erholung
deines Leibes und Geistes, zum Lobe und Preise deines
Gottes und zum Nutzen und Verdienst deiner Seele.
Wie man sich bei Besuchen und ingesell-
schäften zu betragen habe.
Wenn du zu andern gehst, um sie zu besuchen, so kleide
dich anständig; reinige dich zuvor. Geh nicht ungesäuert,
5
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TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude]]
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76
das Recht, ihr Vieh über das Gut eines Andern zu treiben,
oder dasselbe auf eine gewisse Zeit und in einer gewissen An-
zahl auf dem Gute, in dem Walde :c. eines Andern fressen
zu lassen. Bei den Schafen ist oft das Pförchrecht, daß ein
Anderer feine Schafe auf dem Felde des Andern weiden und
stehen lassen muß, fo daß es dadurch gedüngt wird. Manche
haben das Recht, die Schweine in die Eichenwälder zu trei-
den, Torf an gewissen Orten zu stechen, Steine, Töpfer- oder
Kieselerde auszugraben u. drgl. Jeder Besitzer eines Guts
muß sich daher bei den vorigen Besitzern genau erkundigen,
was darauf für Rechte haften, und in zweifelhaten Fallen
bei Gerichten, oder wo es auf hergebrachte Gewohnheiten
ankömmt, bei alten Bürgern guten Rath darüber holen,
und sodann das Erwiesene richtig anfschreiben lassen, damit
nicht Streitigkeiten entstehen. Beim Ankauf eines Guts
muß man alle Rechte und Pflichten, oder was der Eigen-
thumsherr thun oder leiden muß, genau in den Kaufbrief fe-
tzen lassen, damit man sich in allen Fallen darauf berufen
kann.
Rechte in Ansehung der Nachbarshäuser.
Mancher darf dem Nachbar verwehren, daß er sein
Haus nicht höher baue, oder daß er Fenster auf die Seite
mache, wo er feine Wohnung hat. Dagegen hat auch wie-
der jeder das Recht, zu verwehren, daß man ihm nicht das
Licht oder die Aussicht verbaue, und wenigstens drei Schuhe
von feinem Haufe weg bleibe. Mancher hat das Recht, be-
sonders in Städten, die Balken feines Hauses auf des an-
dern Mauer aufzulegen, oder in des andern Mauer einzu-
schieben , oder ein Vordach auf des Nachbars Platz hinaus
zu bauen, oder dort eine Holzlege oder Dnngstätte und
Wasserableitung zu haben u. drgl. Deßhalb erkundige sich
jeder, der Güter kauft, nach allen solchen Rechten und
Pflichten, und beobachte sie genau, damit keine Streitigkeiten
entstehen.
Von den Erbschaften.
Wer das Recht hat, Güter und Gerechtigkeiten eines
Verstorbenen in Besitz zu nehmen, ist Erbe.
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TM Hauptwörter (200): [T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung], T5: [Jahr Recht Person Gemeinde Staat Steuer Familie Kind Lebensjahr Vermögen], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter]]
so
Fünfte Abtheilung.
Körperlehre.
Von dem Menschen überhaupt.
Das Merkwürdigste, was der Mensch unter Gottes
Geschöpfen kennt, ist der Mensch. Der Schöpfer beugte den
Kopf der Thiere zur Erde; den Menschen bildete er auf-
recht, und richtete sein Haupt zum Himmel empor, dem Orte
seiner künftigen Wohnung. Durch die aufrechte Stellung
übersieht er, wie ein Hausvater, die ganze Natur. Die schöne
Gesichtsbildung, die gewölbte gedankenreiche Stirne, die
zweckmäßige Stellung der Nase, deren Oeffnungen nicht so,
wie bei den Thieren, ins Auge fallen, die Wangen mit ihrer
sanften Farbenmischung, der geschlossene Mund, dessen Zahn-
reihen schöne Lippen bedecken, und ein sanftes menschlicheres
Ansehen geben, als wenn die Zähne drohend und gefräßig
hervorblickten, sind Vorzüge der menschlichen Gesichtöbildung
vor jeder thierischen. In dem Aeußern des Menschen drücken
sich seine Gedanken, Neigungen und Empfindungen aus.
Die natürlichen Ausdrücke sind: Handlungen, Geberden, ein
lächelndes oder finsteres Gesicht, Thränen, Blicke, Verän-
derung der Farbe; und diese zusammen geben dem ganzen
Körper eine abwechselnde Gestalt und einen Reiz, der ihn
scholl vor allen Thieren auszeichnet.
Auch an den Händen hat der Mensch einen großen Vor-
zug vor den Thieren. Durch die Hand können wir uns von
den Formen der Dinge Begriffe machen. Zwar erkennt auch
das Auge Umrisse und Formen, aber eö betrügt sich weit
öfter, als die Hand. Sie erseht alle Waffen, die andere Ge-
schöpfe besitzen, und verfertigt noch bessere.
Der Mensch kann unter allen Himmelsstrichen leben,
was bei keinem einzigen Thiere der Fall ist. Er ist daher
auch im Stande, den Frost der kalten, und die Hitze der
warmen Zone, die reine Luft der Gebirge und die dickere
Atmosphäre der Thäler, die Feuchtigkeit der Küsten, wie die
Trockenheit wasserarmer Länder, Mangel und Uebersiuß, wie
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T84: [Körper Kopf Tier Fuß Bein Insekt Eier Zahn Nahrung Haut]]