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1. Bürgerkunde - S. 12

1907 - München : Gerber
12 P. K. Rosegger*) erzählt: „Der Bauernhandwerker, als der Schuster, der^Schneider, der Weber, der Böttcher, anderwärts auch der Sattler,^der Schreiner sind in manchen Alpengegenden eine Art Nomaden- bolk. Sie Haben wohl irgend eine bestimmte Wohnung, entweder im eigenen Häuschen oder in der gemieteten Stube eines Bauernhofes, wo ihre Familie lebt, wo sie ihre Habseligkeiten bergen und wo sie ihre Sonn- und Feiertage zubringen; am Montagmorgen aber nehmen sie ihr Werk- zeug ans den Rücken oder in die Seitentasche und gehen ans die Stör, d. i). sie gehen ans Arbeit aus und heimsen sich im Bauerhause, wohin sie bestellt sind, so lange ein, bis sie die bestimmte Arbeit, den Hans bedarf, verfertigt haben. Dann wenden sie sich zu einem andern Hof." ^Arbella^ Durch das Wandern ging oft viel Zeit verloren. Ferner Hauptberuf, traf es oft zu, daß der Störer bald viel bald gar keine Arbeit hatte. Um seine Familie ernähren zu können, war er daher ge- zwungen, neben seiner eigentlichen Arbeit auch Landwirtschaft zu treiben. Oer L'ronhof als Wirtschaftsgemeinde. Neben den freien Bauern bestand der freie Adel?) Der ger- manische Adel setzte sich ans jenen angesehenen Familien zusammen, aus welchen die Herzöge gewählt wurden. Jede Adelsfamilie hatte ein Gut, das sich von dem Vater auf den Sohn, von diesem auf den Enkel ic. vererbte. Der Adel ging also von einem Ge- schlechte auf das folgende über; darum wird dieser Adel als Geschlechts- oder Geburtsadel bezeichnet. Der erwählte Herzogs war im Kriege der Führer der ade- ligen und nichtadeligen Grundbesitzer. Er erlangte immer mehr Macht. Aus den: Herzogtum entstand nach und nach das Königtum. Der König bedurfte verschiedener Diener, der Beamten. Diese königlichen Beamten bildeten im fränkischen Reiche den Dienstadel. Mit der Zeit verschmolzen Geschlechts- und Dienstadel zu einem Stande, dem freien Adels- oder Ritterstande. Die germanischen Könige eroberten von den besiegten Römern große Ländereien. Sie konnten daher die Dienste ergebener Adeliger dadurch belohnen, daß sie diesen große, bisher unbebaute Grundstücke schenkten. So wurden die Adeligen Großgrundbesitzer, die „weltlichen Grundherren". Auch die Geistlichen wurden mehrmals von den Königen mit Ländereien beschenkt. Auf diese Weise wurden manche Klöster zu „g erstlich en Grundherrschaften". — Die Grundherren suchten ihren Besitz zu vergrößern, ihre Macht zu vermehren. *) „Aus meinem Handwerkerleben". 2) Adel — Geschlecht auf dein Erbgut. 'h Herzog -- - Heerführer, der das Heer (nach sich, zieht, d. h. führt.

2. Bürgerkunde - S. 27

1907 - München : Gerber
27 Nation verglichen, hat man keine Ursache, die italienische der deutschen vorzuziehen. Denn Deutschland scheint mir eine neue Gestalt bekommen zu haben und seine Städte scheinen mir seit ehegestern gebaut zu sein." Zur Hebung des Bürgerstandes und zum Wohlstand des Landes trug aber noch ein Umstand besonders bei: der Handel. 4. Der Handel im Mittelalter. Der Lohnwerker erhalt für seine Arbeitsleistung eine Ent- schädigung in Naturalien, der Handwerker verlangt einen Preis. Auch beim eigentlichen Handel wird ein Preis verlangt. Wenn ich, um 4 Pfund Fleisch zu erhalten, 20 Pfund Brot geben muß, so ist der Tauschwert des Fleisches fünfmal so groß als der des Brotes. Dafür kann ich auch sagen, der Preis des Fleisches ist fünfmal so hoch als der des Brotes. Jeder Gegenstand hat einen Tauschwert oder Preis. Der Tauschhandel ist aber mit großen Schwierigkeiten verbunden, weil jeder Gegenstand einen andern Tauschwert hat. Wenn ein Schuh- macher seine Ware gegen Mehl und ein Bäcker die seine gegen Leinwand anbieten würde, so würden wir dies sehr unpraktisch finden. Eine Ware hingegen, die einen festen und unabänderlichen Maßstab für den Tauschwert aller Gegenstände bilden würde, eine Ware, die ferner teilbar, transportfähig und leicht aufzube- wahren wäre, müßte sich für den Handel sehr vorteilhaft erweisen. Der Handel im Mittelalter führte dieses Tanschmittel ein; es ist das Geld. Das Geld besitzt neben den gewünschten Eigenschaften auch noch andere willkommene: es ist bequem mitzuführen und nützt sich wenig ab. Das Geld wurde daher diejenige Ware, die zur Vergleichung der Tauschwerte aller Handelsgegenstände benützt wurde. Der Wert jeder Ware wurde nun auf den Wert des Geldes zurückgeführt. Die Naturalwirtschaft zur Zeit des ab- hängigen Handwerks wurde von der Geldwirtschaft zur Zeit des zünftigen Handwerks abgelöst. Der Tausch mit Geld bedingt Kauf und Verkauf; er kann zufällig und absichtlich vor sich gehen. Der absichtliche Tausch mit Geld geschah im Mittelalter auf dem Markte Die Märkte waren anfangs mit religiösen, geistlichen oder kriegerischen Zu- sammenkünften verbunden. Zu diesen erschienen die Kaufleute') und boten ihre Waren zum Schmucke der Kirche, zu Kriegs- rüstungen re. feil; der doppelte Sinn des Wortes „Messe" erinnert noch heute an den Markt vor der Kirche. Später wurden die Märkte ausschließlich zu dem Zwecke abgehalten, Waren zu ver- h Kaufmann — ursprünglich der Kaufende, spater der Händler. Preis. Geld. Markt.

3. Bürgerkunde - S. 29

1907 - München : Gerber
ins offene Meer nur ungern unternahm, mußte der Südwestwinkel der Ostsee ein natürlicher Sammel- und Einschiffungspunkt sein. Salz und Weine Westfrankreichs, Seidenwaren der rheinischen Kaufleute und flandrische Tuche wurden dort gegen schwedische Erze, englische Wolle und russische Pelze ausgetauscht. Im 14. Jahrhundert bemächtigte sich die Hansa der nor- wegischen Fischerei und versorgte mit dem Ertrage derselben den Osten und Westen. Die nordischen Völker, die im 9. und 10. Jahrhundert auf ihren Wikingerfahrten Europa in Schrecken ver- setzt hatten, verschwanden für mehrere Jahrhunderte von der See und konnten sich nur in der Binnen- und Küstenschiffahrt dürftig behaupten. Was Rußland, Polen und Litauen über die Ostsee empfingen, ging durch hansische Hände. Die Hansa hatte verstanden, den Ostseehandel zu beherrschen. Darin lag ihre Macht und Größe. Die Hanseaten breiteten über den ganzen Norden Europas ein Netz von Niederlassungen (Faktoreien). Gestützt auf vier mächtige Hauptplätze, Brügge, London, Bergen und Nowgorod, wußte sich der deutsche Schiffer und der deutsche Kaufmann überall Ansehen zu verschaffen. Bezeichnend ist das Sprichwort: „Wer kann wider Gott und Nowgorod?" Die Hanseaten rühmten sich: „Wir kaufen dem Engländer den Fuchsbalg für einen Groschen ab und verkaufen ihm den Fuchsschwanz wieder für einen Gulden." Die Hansa stand 1370 auf der Höhe ihrer Macht. Sie kämpfte 1428 mit 248 Schiffen und 12 000 Streitern gegen Erich von Pommern, der den Sund zur Förderung Kopenhagens ab- gesperrt hatte. Erich wurde in Kopenhagen zum Abschlüsse eines für die Hansa günstigen Friedens gezwungen. Wie im 17. Jahrhundert Holland, im 18. und 19. Jahr- hundert England die Handelsherrschaft ausübte, so war diese im 14. Jahrhundert für die nordeuropäischen Gewässer in den Händen der Hansa. Sie hatte ein Deutschland auf dem Meere geschaffen und deutscher Sitte Einfluß gesichert über die Grenzen des Reiches hinaus. Der blühende Handel hatte zur Hebung und Ausbildung der ^ Gewerbe beigetragen. Er hatte den Wohlstand des deutschen Bürgertums erhöht. In einem alten Liede findet sich die Strophe: „Der Veneter Macht, Der Augsburger Pracht, Der Nürnberger Witz, Der Straßburger Geschütz, Der Ulmer Geld Behält den Preis durch die ganze Welt."

4. Bürgerkunde - S. 34

1907 - München : Gerber
34 Iii. Folgen des Nieder- ganges. 1. Ungenü- gende Arbeit 2. Annut. Selbst Einrichtungen, die früher segensreich gewirkt hatten, wurden nun mißbraucht, um dem Leichtsinn und der Arbeitsscheu zu dienen, so z. B. der bei vielen Gewerbeir eingeführte Brauch des „Geschenkes" an die wandernden Gesellen. Das Geschenk sollte früher dazil dienen, die Ge- sellen auf der Wanderschaft vor Bettel und Landstreicherei zu bewahren. Es war deshalb bei den Gewerben Sitte, den ankommenden Gesellen des gleichen Handwerks einige Tage kostenlos zu verpflegen, ihm freies Nacht- lager zu geben und, wenn er im Orte keine Arbeit gefunden, ihn mit einem kleinen Taschengeld, dem „Zehrpfennig", für die Reise zum nächsten Ziele zu entlassen. Diese Einrichtung benützten nun faule Gesellen, auf Kosten ihrer Kameraden im fremden Orte einige Tage tüchtig zu zechen, ohne Arbeit zu suchen, um dies hierauf in den nächsten Orten zu wiederholen. Die Aufnahme eines Gesellen in die Verbindung gab oft Anlaß zu wüstem Zank, zu widerlicher Schwelgerei uttd zu blutigen Schlägereien. Diese „Feste" dauerten oft mehrere Tage; kein Geselle durfte in die Werkstätte gehen, ehe der Altgeselle die Fest- lichkeit geschlossen hatte. Mancher Jüngling holte sich dabei den Keim zu langem Siechtum. Schon im 16. Jahrhundert verlangten die Gesellen, daß der Montag wenigstens als halber Feiertag freigegeben werde. Am Montag Mittag legten die Gesellen die Arbeit nieder. Eher ent- heiligten sie den Sonntag, als daß sie der Montagsfeier entsagt hätten. Ortloff erzählt über den „blauen Montag": „In den Fasten wurden die meisten deutschen Kirchen blau ausgeschmückt. Zu eben dieser Zeit fingen die Gewerbetreibenden an, die Fasten über den Montag in Schwelgereien aller Art zu verbringen, und führten das Sprichwort: „Heute ist blauer Freßmontag" ein. Die Erlaubnis, welche die Gesellen in der Fastenzeit bekamen, nahmen sie sich im Lause der Zeit auch an den übrigen Montagen." Äußere und innere Gründe trugen also zum Niedergänge des Handwerks bei. Justus Möser sagte in der zweiten Hälfte des 18. Jahr- hunderts: „Fast alle deutsche Arbeit hat zu unserer Zeit etwas Unvollendetes, dergleichen wir an keinem alten Kunststück und gegenwärtig an keinem echt englischen Stück mehr antreffen.... Die einzige Aufmunterung kommt jetzt von den Höfen; aber was sollen einige wenige mit Besoldung angelockte Hofarbeiter gegen Handwerker, die während des hanseatischen Bundes für die ganze Welt arbeiteten!" Und der Zunftfreund Weiß, ein gelernter Handwerker, stimmt Möser zu: „Die Leute liefern elende Arbeit, darum nimmt ihnen niemand ettvas ab und sie verderben." Der Handwerkerstand mußte infolgedessen immer mehr ver" armen. Weiß erzählt in einer preisgekrönten Schrift, daß unter 21 Menschen in Deutschland sich in jener Zeit nur einer befand, der sein vollständiges Auskommen hatte; 10 dagegen mußten

5. Bürgerkunde - S. 45

1907 - München : Gerber
45 wertvoll als Geld Haben; Kredit verlieren ist mindestens ebenso nachteilig als Geld verlieren. Die meisten großen Unternehmungen in Gewerbe und Handel wären ohne Kredit gar nicht auszuführen. Die Stadtwirtschaft führte zu ihrem Handel das Geld ein. Die Volkswirtschaft konnte natürlich das Geld nicht entbehren; sie bildete vielmehr die Geldwirtschaft weiter ans, schuf aber zu- gleich eine neue Form, die Kreditwirtschaft. Wir erhalten also für die drei Wirtschaftsgemeinden des Übersicht. Bauernhofes, der Stadt und des Landes die Übersicht: Bauernhof Stadt Land Eigenwirtschaft Naturalwirtschaft Stadtwirtschaft Volkswirtschaft Geldwirtschaft Kreditwirtschaft Tauschhandel Markthandel Ständiger Handel In Deutschland treffen ans den Kops der Bevölkerung 2,38 ü§^^Handel Kaffee, in den Niederlanden 4,85 kg, in England 0,37 kg. An sunebenen Tee entfallen auf den Kopf der Bevölkerung in England 2,23 kg, Gemeinden' in Deutschland 0,04 kg. a) Überfluß Wenn nun England seinen Teebedarf im Mutterlande ge-'änerz°u^ Winnen wollte, so wäre hiezu vielleicht die ganze Landbevölkerung notwendig. Das käme einer großen Verschwendung an Arbeits- kräften gleich; denn in den Kolonien genügen 45 000 Mann hiezu. Das Klima in Deutschland ließe den Kaffeebau überhaupt nicht zu. Und doch ist der Kaffee heute nicht mehr, wie im 18. Jahrhundert, ein Luxusartikel für wenige Reiche, sondern ein Bedarfsgegenstand für die Bevölkerung der ganzen Wirtschaftsgemeinde. Boden- beschaffenheit und Klima bedingen wesentlich die Erträgnisse eines Landes. Die einzelnen Wirtschastsgemeinden tauschen daher jene Erzeugnisse, an denen sie Überfluß haben, aus gegen solche, die ihnen mangeln. Den Austausch übernimmt der Handel. Die Bevölkerung des Deutschen Reiches nimmt jährlich fast b) f^ibe'~ um 1 Million zu. Die deutsche Wirtschastsgemeinde kann nicht - mehr die Menge derjenigen landwirtschaftlichen Produkte erzeugen, welche zur Ernährung der stetig zunehmenden Bevölkerung not- wendig sind. Es müssen also Erzeugnisse der Landwirtschaft aus anderen Ländern eingeführt werden. Von landwirtschaftlichen Erzeugnissen hat Deutschland zur Zeit nur an Zucker, Schaffleisch, Hopfen und Wein Überfluß; bei allen anderen übertrifft der Bedarf den Vorrat. Diese Produkte müssen daher aus andern Ländern eingeführt werden. Schon in den 50 er Jahren begann in Deutschland die Roggen-, in den 70 er Jahren die Weizeneinfuhr. Deutschland bezieht Getreide hauptsächlich aus Rußland, Österreich- Ungarn, Nordamerika und Rumänien. Im Getreidebau nimmt Nordamerika jetzt die erste Stelle ein. Dort waren 1849 8 Mill. Acres (a 0,4047 ha), 1889 38 Mill. Acres mit Weizen bebaut.

6. Bürgerkunde - S. 128

1907 - München : Gerber
128 geweckt war, beantworten: wem die Eisenbahn gehöre, wem der Starnberger See, wem der Planegger Wald re. Nachdem der Zug sich München näherte und vom Wagen ans der Turm der schönen Paulskirche sichtbar geworden fragte der Knabe plötzlich: „Wieviel Geld braucht die Gemeinde München im Jahre um die Ausgaben bestreiten zu können?" Der Vater antwortete: „Das geht in die Millionen." Er schnitt indes das Gespräch kurz ab mit den Worten: „Ich werde dir über die Gemeinde München an einem der kommenden Tage Näheres sagen." — Noch wenige Minuten und beide waren am Bahnhof der Stadtgemeinde, der Großstadt München. Am folgenden Tag wiederholte Ludwig unaufgefordert die Frage: „Wieviel Millionen braucht die Gemeinde München im Jahre?" Der Vater war erfreut, daß sein Sohn einem Gegenstände, an dem die Jugend gewöhnlich teilnahmslos vorübergeht, so viel Aufmerksamkeit zuwandte. Er war daher gerne bereit die in Tutzing begonnene Unterhaltung fortzusetzen. . . . V.: Die Ausgaben der Gemeinde München betrugen nach dem Vor- anschlags für das Jahr 1904 nicht weniger als 47 Millionen Ji. S.: 47 Millionen! So viel Geld! Eine Riesensumme! V.: Mein lieber Ludwig! Geld allein tut's nicht, man muß es auch haben. S.: Man wird es schon haben; sonst könnte man es nicht ausgeben. V.: Es ist nicht leicht, so viel Geld zu beschasfeu. Weil alle Be- wohner Münchens, welche eine direkte Steuer entrichten, zu den Gemeinde- umlagen herangezogen werden, so haben zunächst alle das Interesse, daß möglichst wenig Ausgaben gemacht werden. Sie wünschen aber auch, daß München eine gesunde, schöne, reinliche Dtadt mit günstigen Verkehrs- mitteln, mit mannigfacher Gelegenheit zur Ausbildung der Jugend rc. sei und bleibe; dies erfordert bedeutende Geldmittel.^ Es macht darum den „Stadtvätern" manche Sorge, das Leben in der Stadt nach Kräften angenehm zu gestalten ohne den Bewohnern zu tief in die Tasche zu greifen. S.: Wer sind die „Stadtväter"? V.: Die Gemeindebevollmächtigten und die Magistratsräte. S.: Wird München nicht auch durch den Gemeindeausschuß ver- waltet wie Tutzing? V.: Nein, München hat eben die städtische Verfassung. S.: Also zweierlei Gemeindeämter! — Bitte, erzähle mir darüber! V.: Damit alle Gemeindebürger in München an der Verwaltung der Gemeinde teilnehmen können, wählen sie nach den Bestimmungen des Gesetzes vom 29. April 1869, der Gemeindeordnung, 60 Männer, zu welchen sie das Vertrauen haben, daß diese die Aufgaben als Gemeindevertreter richtig erfüllen werden. Sie geben diesen 60 Vertretern der Gemeinde- bürger die Vollmacht ihre Interessen wahrzunehmen. Die gewählten Vertreter heißen daher Bevollmächtigte der Gemeindebürger . . . S.: Ich merke, das sind die G e me i n d e b e v o l lm ä ch ti g te n. V.: Ja. Diese wählen wieder 20 Gemeindebürger als Magistrats- rätch). Die Magistratsräte können aber ihre Zeit nicht ganz den Ge- meindeanfgaben widmen; sie müssen auch ihre Berufspflichten erfüllen. Es sind daher außer den bürgerlichen Magistratsräten auch noch Magistrats- räte aufgestellt, welche die geltenden Gesetze studiert haben, also rechts- kundig sind, und welche sich ganz in den Dienst der Gemeinde stellen. S.: Diese rechtskundigen Magistratsräte sind in den 20 nicht mit- gezählt. 0 Magister — Meister; Magistrat — die Meister, die Ersten der Stadt. Der erste Meister der Stadt (früher Burg) ist der Burg- oder Bürgermeister.

7. Bürgerkunde - S. 142

1907 - München : Gerber
142 H.: Um 30 Jl zu verdienen, muß ich schon mehr als eine Woche arbeiten. T.: Wissen Sie, wieviel in Deutschland im Durchschnitt jede Person jährlich für Bier ausgibt? Nicht weniger als 32 Jl. H.: Das ist Sache jedes einzelnen. Es bleibt aber. doch wahr, daß eine Familie im Reiche jährlich 30 Jl Steuern auf Nahrungs- und Genußmittel zahlen muß. T.: Trotzdem kann man sagen, daß das Reich dem deutschen Arbeiter Schutz gewähre, seine Wohlfahrt fördere und dafür nichts verlange. H.: Sie verstehen, mich zu überraschen. T.: Ich meine dies so: das Reich leistet zu den Arbeiter- versicherungen für jeden Arbeiter durchschnittlich 30 Jl mehr als dieser an Beiträgen hiezu zahlt (5 Jl mehr aus Kranken-, 7 Jl aus Unfall-, 20 ^ mehr aus Invalidenversicherung — 32 Jl, sagen wir rund 30 Jl). Dafür erhebt es an indirekten Steuern von jeder Arbeiterfamilie ungefähr 30 Jl. 30 Jl — 30j£ —0. Ist also meine Behauptung richtig? H.: Dagegen läßt sich wohl nichts sagen. T.: Ist demnach die deutsche Arbeiterversicherung nicht eine äußerst segensreiche Einrichtung? Sollte sie nicht „eine dauernde Bürgschaft des inneren Friedens" sein? Sollte sie nicht ein Maß- stab fortschreitender deutscher Kultur sein? Wer kann so ungerecht sein dies zu bestreiten? .. . . Heller schweigt und liest wiederholt,, aus der Jnvaliden- rententabelle verschiedene Zahlen unter der Überschrift: „Bekommt jährlich bis zu seinem Tode" . . . und lächelt . . . Taler glaubt nicht zu irren, wenn er dieses Lächeln mit den Worten übersetzt: „Es ist doch gut, daß wir die Arbeiter- versicherungen haben!"

8. Bürgerkunde - S. 5

1907 - München : Gerber
(Einleitung. Der Wald des Elends. Ein Volksmä t ch c n. Eine finstere Nacht lag auf der Erde und lugte mit ihren unheim- lichen Augen ans allen Ästen und Zweigen. Am Saume des Waldes stand ein Jüngling und um ihn herum streckten hohe Baumstämme und dichtes Gebüsch die langen Arme mich ihn zu umfassen. Vor ihm teilte sich der steinerne Weg nach allen -Leiten und unentschlossen überlegte er, welchen er einschlagen sollte. Plötzlich kam Bewegung in ihn und er schritt eilig weiter, immer gerade ans, mit geschlossenen Augen, ganz in seine Gedanken vertieft. Kaum merkte er, wie die Stämme und Sträucher sich immer mehr eins dem andern näherten, bis er zuletzt über eine Wurzel stolperte. Jetzt erst sah er, das; er den Weg verfehlt und sich inmitten einer schaurigen Wildnis befand. Er erhob sich und eilte wieder vorwärts, bald auf diesem bald ans jenem Wege. Aber vergebens; denn wie er auch umherstreifte, stets mußte er erkennen, daß er wieder an jenen Ort zurückkam, wo er gestrauchelt war. Die Kräfte verließen ihn und der Hunger begann ihn zu peinigen. Er bedeckte das Gesicht mit den Händen und schluchzte laut. Als er den Kops wieder hob, standen drei Männer vor ihm, die er vorher nicht gesehen, und er erbebte. Den ersten schmückte ein goldgesticktes Kleid und um seine Hlifte lag ein glänzender Gürtel mit kostbaren Edel- steinen. Der zweite trug ein schwarzes Gewand und einen roten Gürtel, den dritten aber deckte kümmerlich ein blaues Wollhemd, das ein ein- facher Lederriemen zusammenhielt, und in der Hand trug er eine große Axt. „Was suchst du hier?" fragten alle drei zu gleicher Zeit. „Ich sterbe," erwiderte der Jüngling; „habt Erbarmen mit mir!" „Was willst du von uns?" „Nichts, als daß ich so bald als möglich aus dem Walde heraus- komme." „So wähle einen von uns, der dich führen soll!" Da nun den: Jüngling jener mit dem goldener: Gewand rrnd den kostbaren Edelsteinen am besten gefiel, rief er ohne Zögern: „Dich wähle ich!" Der Mann irn goldener: Kleide lächelte, zeichte dem Jüngling die Hand urrd die beider: anderer: verschwanden. Schweiger:d ging rurr: der Jüngling hinter seinem Führer dreir: und mit schnellen Schritten ver- folgter: beide ihrer: Weg. Aber obwohl Stunden vergingen, der Wald nahm kein Ende. „Ich bin milde," sprach der Jüngling er:dlich und blieb stehen; „ich tarn: nicht weiter." „Ja, der Weg ist rncht kurz ::r:d deine Füße sind schwach. Ich kann dich vor: hier rncht hinausführen. Aber in wenigen Minuten wird eir: Reisender hier vorbeikommen. Nimm dieses Schwert, eigne dir sein Pferd an urrd dieses wird dich in wenigen Augenblicken hinaustragen!"

9. Bürgerkunde - S. 6

1907 - München : Gerber
6 „Wer bist du, daß du mir solches rätst?" „Ich bin das Verbrechen." „Weiche von mir!" rief der Jüngling und warf sich ans die Erde. Nur ein teuflisches Lachen hörte er noch und dann war er wieder allein.— Als er die Angen aufschlug, standen zwei Männer vor ihm. „Was machst du hier?" „Ich sterbe, habt Erbarmen mit mir!" „Womit sollen wir dir helfen?" „O führt mich, daß ich so bald als möglich aus diesem schrecklichen Walde hinauskomme!" „^Lo wähle einen von uns, der dich geleite!" Der Jüngling überlegte; dann sagte er zu jenem mit dem schwarzen Kleide und dem roten Gürtel: „Ich wähle dich!" Ohne ein Wort zu sprechen, reichte ihm der Fremde die Hand und führte ihn fort. Nach langer Reise kamen sie an den Rand eines Ab- grundes, aus dem Seufzer und Klagen herauftönten. „Bei Gott, ich kann nicht weiter", stöhnte der Jüngling. „Darum brachte ich dich auch hierher," gab die schwarze Gestalt zur Antwort. „Nur auf diesem Wege kannst du aus dem Walde hinauskommen. Hier unten wohnt der Tod, er wird dich von deinen Leiden erlösen." „Wehe mir," rief der Jüngling, „wer bist du, daß du mir dieser: Rat gibst?" „Ich bin die Verzweiflung." „O weiche von hinnen!" schrie der Jüngling in tiefstem Schmerze und sank wieder zu Boden. — Als er die Augen zum dritten Male aufschlug, stand jener Mann in dem blauen Hemde mit der großen Axt vor ihm und sprach: „Komm mit mir, mein Sohn! Es ist wahr, dein Weg ist weit und voll Beschwerden; aber wer duldet, dem hilft Gott." Der Jüngling reichte ihm die Hand und der Fremde ging vor ihm her. Mit der Axt fällte er die Stämme und bahnte einen Weg durch das dichte Gesträuch. „Nimm diesen Kloß ans deinen Rücken!" befahl der Fremde. Der Jüngling gehorchte, obwohl Hunger und Müdigkeit ihn quälten. Doch je weiter sie vordrangen, desto besser und heiterer wurde der Wald und die Last dünkte ihm von Schritt zu Schritt leichter, weil ihn jetzt die Hoffnung auf ihren Flügeln trug. Endlich standen sie am Rande des Waldes und vor seinem frende trunkenen Auge ergoß sich eine weite, grüne Ebene im Glanze der Morgen- sonne. „Wir sind am Ziel," sprach der Fremde; „der Wald, durch den du gegangen bist, ist der Wald des Elends. Vergiß dies niemals! Und jetzt wirf die Last von dir!" Der Jüngling ließ den Klotz von seiner Schulter gleiten und fragte: „Wer bist du, guter Freund, der mich so trefflich führte?" „Ich bin die Arbeit", anwortete der Fremde und verschwand. Lub b.

10. Bürgerkunde - S. 66

1907 - München : Gerber
66 Fabrikant. Er kann also Arbeitsräume herstellen, Maschinen, Werkzeuge und Rohstoffe anschaffen. Zur Beaufsichtigung und Bedienung der Maschinen sind Arbeitskräfte erforderlich. Wen besitzt diese? Die Arbeiter. Der Fabrikant braucht also die Arbeiter; diese bedürfen der Fabrik, um ihre Arbeitskräfte ver- werten zu können. Die Großindustrie schuf also zwei Klaffen, die aufeinander angewiesen sind: die Klasse der Kapitalisten mit den Mitteln zum Fabrikbetriebe und die Klasse der Lohnarbeiten mit ihrer Arbeitskraft. Fabrik und Lohnarbeiter sind unzertrennlich. Der Fabrikarbeiter folgt der Maschine wie ihr Schatten. Woher kommen die zahlreichen Arbeiter? Aus allen Berufen ohne Besitz: es sind Handwerker, die früher selbständig waren, Bauern, die ihr Gütlein nicht halten konnten, Handwerksgesellen, denen die Meister keine Arbeit mehr geben konnten. Kl^nhand- Welches Los ist den Arbeitern beschieden? ^iverker und Zur Zeit, als sich die neue Wirtschaftsgemeinde entwickelte, Lohnarbeiter. £,ar eg ejn recht betrübendes. Früher waren die Gesellen dazu bestinunt Meister zu werden. Jetzt mußten sich manche Meister darein finden Fabrikarbeiter zu werden. Die Großindustrie will nicht Meister, sondern Arbeiter, „Hände". Das Los der meisten Fabrikarbeiter ist daher Arbeiter zu bleiben, auf Lebenszeit. a) ^Jridtfar Das Schicksal, aus einem selbständigen Handwerksmeister ein schlesischen unselbständiger Fabrikarbeiter zu werden, traf besonders jene ulch^Weber. Gewerbe, bei ivelchen die Maschine fast jede Arbeit übernehmen konnte. Die Leistung des Spinners, des Webers u. a. wurde durch die Maschine gewaltig überholt. Diese arbeitete viel billigen als Menschenhand. Dem Weber drohte, arbeitslos zu werden, wenn er seine Preise nicht erniedrigte; er tat es. Aber die Maschine arbeitete noch billiger. Wieder erniedrigte er die Preise, so sehr, daß er kaum mehr von dem Verdienste leben konnte. Was an Arbeitslohn verloren gegangen, mußte durch Arbeitszeit hereingebracht werden. 12, 14, 15 Stunden saß der Weber täglich an seinem Webstuhle. Trotzdem sank der Verdienst unaufhaltsam, unerbittlich, unwürdig. So war es möglich, daß in den vierziger Jahren des verflossenen Jahrhunderts eine ganze Spinnerfamilie, Mann, Frau und Kinder, bei allem Fleiße, wenn sie fast Tag und Nacht am Spinnrade saßen, täglich nicht mehr als 2 Groschen verdienen konnte. Die unausbleibliche Folge war eine schreckliche Not sowie dumpfe Hoffnungslosigkeit. Dies sagen die Verse der Dichterin Marie Stona: Die Weber. Ernst gehn vorbei die alten Weber, von schwerer Bürde schwankt der Schritt, sie tragen für die ganze Woche gesponnen Garn nach Hanse mit.
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