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ist somit die größte Billigkeit, daß wir diese Belehrungen
mit Dank annehmen. Alle Wahrheiten, die Gott geoffen-
barer hat, sind zum Besten der Menschen geoffenbart; alle
dienen dazu, um den Menschen heiliger und zufriedener zu
machen.
3) Wie es nun Psiicht ist, zu glauben, so ist es auch
Pflicht, seinen Glauben zu bekennen und nach demselben zu
leben. Würden wir uns weigern, das äußerlich zu beken-
nen, was wir innerlich glauben, so bekäme es das Ansehen,
als wenn wir die Allwisienheit und Wahrhaftigkeit Gottes
bezweifelten, oder als wenn wir von den geoffenbarten Wahr-
heiten nicht überzeugt wären, oder als wenn wir uns des
Glaubens schämen. Gott hat uns die Wahrheit nicht ge-
offenbaret, daß wir sie blos wissen sollen; er wollte, daß
wir nach den, durch die Offenbarungen erlangten Kenntnissen,
unser Leben einrichten, immer besser und heiliger werden.
4) Wir sollen mit Zuversicht auf Gott hoffen. Gott
hat uns eine ewige Glückseligkeit versprochen; wenn wir
uns durch Reue, Vergebung unserer Fehler und der stär-
kenden Gnade Gottes zum Guten würdig machen. Wenn
der' Mensch keine Hoffnung der ewigen Seligkeit hatte,
oder wenn er an dem Beistand Gottes zum Guten zwei-
felte, so wäre es eben so viel, als wenn er Gottes All-
macht, Güte und Wahrhaftigkeit bezweifeln wollte. Wenn
der Mensch keine höhere Glückseligkeit kennt, so raubt er
sich den kräftigsten Beweggrund, gut zu handeln, und ver-
wirft freiwillig das, was ihm eine mächtige Stühe im
Unglück und in den Leiden seyn könnte. Er handelt auch
dem Willen Gottes zuwider; denn Gott will, daß der Mensch
besser, tugendhafter, daß er ruhiger, zufriedener und glückseli-
ger werde.
5) Wir Menschen sind also schuldig, die ewige Selig-
keit und die Mittel dazu mit Zuversicht von Gott zu hoffen. Wir
sollen unser ganzes Vertrauen auf Gott sehen. Nur Gott
allein kann und will uns vollkommen glückselig machen. Ec
verdient also allein ein festes und gänzliches Vertrauen. Nir-
gends ist so viel Liebe und Macht, wie in Gott. Nie sollen
wir uns ganz auf unsern Verstand oder zeitliche Güter ver-
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33
Gott ist. Der geringste Bettler ist also ein Kind Gottes —
ein Erbe des ewigen Lebens, so gut als der König auf dem
Throne.
Jeder Vater wünscht die Glückseligkeit seiner Kinder.
Da nun Gott auch unser Vater ist und uns schon so viele
Beweise seiner Liebe gegeben hat, so wünscht er nicht minder,
daß es uns hier und dort gut gehe.
Soll nun aber dieser göttliche Wunsch in Erfüllung ge-
hen, so müssen wir mit vereinigten Kräften einander unter-
stützen ; weil ein Mensch allein nicht im Stande ist, sich überall
selbst zu helfen. Es hat also ein jeder die Pflicht, das all-
gemeine Wohl der gesammten Menschheit zu befördern, so
viel in seiner Macht ist.
Das Evangelium drückt diese Pflicht also aus: „Du
sollst deinen Nächsten lieben, wie dich selbst."
Aus diesem folgt nun, daß wir
1) unsern Mitmenschen keinen Schaden zufügen dürfen;
wir sollen denselben vielmehr abzuwenden, sie von dem Um
glücke zu befreien, und ihr Glück auf eine rechtmäßige Art
zu befördern suchen.
Wenn du andern schaden darfst, so dürfen auch andere
dir schaden; und das wirst du nicht wollen? Was du nicht
willst, daß andere dir thun, das darfst du auch andern nicht
thun! Wir dürfen den andern nicht beleidigen, nicht kränken,
seine Ehre, sein Hab und Gut nicht nehmen, das rechtmäßig
erlangte Glück des andern nicht nur nicht stören, sondern wir
sollen auch noch das Gut, das der Mitmensch wirklich hat-
erhalten und erhalten helfen; wir sollen sein Glück befördern
und vermehren, wenn wir im Stande sind, es zu thun;
denn das ist der Wille Gottes und dadurch beweisen wir die
Liebe zu unserm Nebenmenschen am thätigsten.
2) Wir sollen andere vom Bösen abhalten und sie zue
Tugend ermuntern. Der für das zeitliche und ewige Wohi
feines Nebenmenschen besorgte Christ wendet alle Mittel an,
ihn vom Bösen abzuhalten oder aus dem Sünder wieder
einen guten tugendhaften Menschen zu machen. Ec ermahnt
ihn liebreich und stellt ihm das zeitliche und ewige Elend vor,
m das sich der unverbesserliche Sünder stürzet. Dadurch sucht
3
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43
Einst stehen wir alle vor Gott. Wir alle sind feine Kin-
der, ohne Unterschied des Standes, der Sprache und des
Glaubens. Wir alle sind unschuldig daran, in dieser oder jener
Religion geboren zu seyn; aber alle sind schuldig, den Willen
Gottes zu thun, der in allen Religionen geoffenbaret ist.
Pflichten der Jünglinge.
1) Ein rechtschaffener Jüngling sieht seine Jünglings-
jahre für den Frühling an. Er befleißt sich in der Jugend
schon jeder Tugend und führt einen solchen Wandel, daß er
erwarten und hoffen darf, es werde ihm im Alter gut gehen.
Er folget gern den Ermahnungen seiner Eltern, Lehrer und
Vorgesetzten. Er hat stets Gott vor Augen.
2) Er bittet täglich Gott, daß er ihn vor dem Müßig-
gänge, vor der Spiel- und Trinklust bewahren möchte, weil
diese Laster den Menschen in Armuth stürzen, ihn um Ehre,
Ansehen, Gesundheit und Leben bringen.
3) An Sonn- und Feiertagen nimmt er sich vorzüglich
in Acht. Er widmet diese Tage besonders der Anbetung
Gottes. Sucht sich in der Tugend durch Unterricht und
Gebet zu stärken. Er stellt sich jeden Morgen an Sonn- und
Feiertagen die Gefahren vor, in die er gerathen könnte und
macht sich auf die Vermeidung derselben gefaßt. Er flieht die
ausgelassenen, dem Spielen, Saufen und Herumschwärmen
bei nächtlicher Zeit ergebenen Jünglinge.
4) Er widmet diese arbeitslosen Tage vorzüglich dem vor-
und nachmittägigen Gottesdienste. Die übrige Zeit bringt er
mit Lesen, Schreiben und Rechnen, und zur Erholung noch
mit einem oder mehreren ordentlichen Jünglingen zu.
5) Im Sommer ist er um 10 Uhr und im Winter um
9 Uhr richtig zu Hause. Das Gassenschwärmen zu der Zeit,
wo man schlafen und seinen Leib zu kommender Arbeit durch
die Ruhe stärken sollte, hasset er.
6) Er bestrebt sich, seinen Eltern, Lehrern und Vorge-
seßten durch eine gute Aufführung Freude zu machen. Er
unterstützt die Eltern im Alter.
7) Mit seinen Geschwistern lebt er im Frieden. Was er
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46 —
Augen eines rechtschaffenen Menschen schamroth machen
müßte. Sie verscherzt ihre Tugend und Ehre — ihr zeitliches
und ewiges Glück nicht, einer schnöden Lust zu lieb, die nur
kurz dauert.
7) Sie meidet daher alle Gefahren, in welchen ihre Tu-
gend verloren gehen könnte. Sie redet nichts, thut nichts
und läßt nichts zu, was wider die Schamhaftigkeit ist. Be-
sonders ist sie in der Kleidung und in den Gebährden ehrbar
und eingezogen.
8) Sie nimmt von keinem Mannsbild Geschenke an.
Gerade die Geschenke sind es, die sie in ihren Augen ver-
ächtlich und fliehenswürdig macht, weil sie dieselben nur mit
Unschuld und Tugend bezahlen soll.
0) Zu Nachts halt sie sich nicht zu lange auf dem Tanz-
boden auf. Läßt sich nicht vom andern Geschlecht allein nach
Hause, über Feld oder durch Wälder begleiten. Sie ist ernst-
haft und vorsichtig, wenn sich ihr ein böser Mensch nähert.
10) Jeden Morgen stellt sie sich die Gefahren vor, in
die sie gerathen könnte, und ruft Gott um seinen Beistand
an, denselben glücklich auszuweichen.
11) Sie ist eine Feindin solcher Gesellschaften, wo un-
keusche Reden geführt, und unkeusche Lieder gesungen werden.
12) Mit Mannspersonen geht sie nie zu vertraulich,
nie allein um; denn ihre Unschuld ist sonst in größter Ge-
fahr; und wenn ihre Bekanntschaft im Anfange auch noch
so ehrhaft seyn mag.
Andere Tugenden einer rechtschaffenen
Jungfrau.
Wenn eine christliche Jm»gfrau diesen Namen verdienen
will, so muß sie noch folgende gute Eigenschaften besitzen:
1) Sie muß ihre Eltern durch willigen Gehorsam ehren,
und ihr Herz durch eine gute Aufführung erfreuen; sie im
Alter nicht verlassen, sondern auf jede Art kräftig unterstützen.
2) Sie muß mit ihren Geschwistern friedlich leben, ge-
gen sie gefällig seyn, sie nicht schimpfen oder gar mit ihnen
raufen oder schlagen.
S) Ist sie in Diensten, so muß sie alle ihre Pflichten ge-
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48
2) Erweise deinem Dienstherrn Ehrerbietung; sey Ut
scheiden und höflich gegen ihn. Bei verdienten Verweisen ver-
antworte dich nicht auf eine grobe, freche Art, wie so man-
che deines Standes, die sich nichts sagen lassen und immer
das letzte Wort haben wollen. Glaubst du, die Herrschaft
thue dir unrecht, so magst du dich allerdings verantworten,
aber trage es doch mit Sanftmuth und Gelassenheit.
3) Sey unüberwindlich treu und ehrlich in Allem, im
Kleinen wie im Großen. Die Menge macht nicht den Dieb,
sondern das Mein und Dein. Ein Dienstbote hat manches
im Haufe, im Stall und in der Scheuer unter seiner Hand,
das er veruntreuen kann. Die Gelegenheit und Versuchung
zur Untreue ist groß und täglich. Aber bewaffne dich dage-
gen, sonst verlierst du außer deinem guten Gewissen auch
Leine Ehre, Freiheit und das ganze Zutrauen deiner gegen-
wärtigen und künftigen Herrschaft.
4) Rede immer die Wahrheit. Wer eine Lüge macht,
muß noch zehn dazu machen, die erste zu beschönigen, und
wer lügt, ist auf dem Weg zu stehlen, der an den Galgen
führt. Sey verschwiegen. Plaudere nichts aus dem Haus,
weder Böses noch Gutes; es nützt niemals und schadet im-
mer. Vermeide es, Geheimnisse zu erfahren, und gehe weg,
wo man heimlich redet; dieß erwirbt dir Vertrauen und
Liebe. Hüte dich vor allem heimtückischen, heuchlerischen und
verschlagenen Wesen; Gott ist dein Zuschauer, und sieht in
dein Herz.
5) Gehe vorsichtig mit dem um, was dir anvertraut
ist. Behüte deine Herrschaft vor Schaden, wo du kannst.
Nachläßigkeit kann deiner Herrschaft großen Schaden zufü-
gen. Sey nicht unbarmherzig gegen das Vieh. Handle
also in allem so, wie du es mit aller Billigkeit von einem
Dienstboten verlangen könntest, wenn du die Herrschaft wärest.
6) Die Kinder im Haufe ehre und liebe als deines Herrn
Kinder. Thue nichts Unrechtes vor ihren Augen und starke
sie nicht in ihren Unarten.
7) Sey zufrieden mit deinem Lohne. Murre nicht, und
denk, daß du mit demselben mit deiner Herrschaft übereinge-
kommen bist, und dein freier Wille war, dieß einzugehen.
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7
ser Glaube soll unser Herz mit unaussprechlicher Freude er-
füllen. Der Sohn ist unser Fürsprecher bei dem Vater.
Diese Wahrheit soll jeden Betenden hoffnungsvoll machen.
O ein inbrünstiges Gebet des Herzens mit Vertrauen und
Sehnsucht, mit Glauben und Liebe, Hoffen und Harren, un-
trennbar an seiner Vaterliebe hangen: ach! diese Inbrunst
deö Herzens muß überwinden, sie muß Erhörung herunter sic-
hen , sie muß belohnt werden, sie muß tausendfachen Segen
erringen.
5) Muß das Gebet anhaltend und mit vollkommener
Ergebung in den Willen Gottes vereinigt seyn. Glaube«.
Hoffnung, Liebe üben und stärken sich im anhaltenden Gebete,
und wer mehr glaubt, wer mehr hofft, wer mehr liebt, kann
mehr suchen, mehr empfangen, mehr genießen. Unserm Ge-
bete sollen wir stets die unvergeßlichen Worte unsers Heilan-
des hinzusetzen: „aber nicht mein Wille, sondern der deine
geschehe!"
Von dem Gebete überhaupt, in so weit cs einen Umgang
mit Gott in sich begreift.
Gebet ist ein Gespräch des Herzens mit unserm Vater
im Himmel. Der Glaube an Jesum ist Gebet. Die Hoff-
nung auf Gott, das Vertrauen auf Jesu ist Gebet. Liebe
Gottes ist Gebet und das herrlichste Gebet. Anbetung Got-
tes ist Gebet. Lobpreisen, bitten, danken, Fürbitte ist Gebet.
Ergebung in den Willen Goltes ist Gebet. Gehorsam gegen
Gott ist Gebet. Nachahmung Gottes ist Gebet. Kindliche
Gottesfurcht ist Gebet. Menschenliebe ist Gebet. Lebendiges
Verlangen, die Ehre Gottes überall zu befördern, ist Gebet.
Abtödtung, Selbstverlangnung Zur Beförderung eigener oder
fremder Seligkeit ist Gebet. Herzliche Reue über alle be-
gangene Sünden, ernstlicher Vorsatz, sich vollkommen zu
bessern, ist Gebet. Arbeit aus Gott gefälligen Absichten ist
auch Gebet. Essen, trinken, unschuldige Ergötzungen mit-
machen) im Geiste eines Jüngers Jesu zu Ehre dessen, der
uns und alle Dinge um uns her gemacht hat, ist auch Ge-
bet. Dem Reinen ist alles rein, dem Heiligen alles heilig, dem
Christen alles christlich und Gott verehrend»
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— o
Vater ein Gebet für feine Eltern , für ferne Geschwisier,
für seine Gespielen stammelt?
Wie schön, harmlos und jedes Vorwurfs frei ist die täg,
liche Andacht im engen Kreise jeder einzeln?» Familie? Hier
wird der Vater des Hauses, hier wird die fromme Mutter
Priester und Priesterin des Allerhöchsten, und dasselbe Ziim
nier, in welchem wir die Gaben des ewigen Vaters genießen,
dasselbe Zimmer, welches unsere Thränen, unsere frohen
Stunden sieht, dasselbe Zimmer, in welchem wir den Wechsel
der Krankheit und Gesundheit empfanden und das vielleicht
einst unser Sterbebett enthalt, wird ejn Tempel deö Aller.'
höchsten.
Das gemeinschaftliche Gebet lm Kreise unserer Verr
wandten und Hausgenossen laßt in der Seele einen schönen
Nachklang zurück. Wie manche einsame Stunde genießt die
Familie unter sich! schön ist es, sie mit frohen Unterhaltung
gen zu versüßen, aber auch schön, sie zuweilen zu höheren
und ernsteren Dingen zu benützen. Ein gutes Andachts- oder
Predigtbuch, eine erbauliche Schrift, zur Verbesserung des
Herzens und der Sitten geschrieben, oder allgemein verstände
liche Stellen aus der Bibel, oder eine Lebensbeschreibung
Jesu werden vorgelesen. Horchend umgiebt die Familie den
Vorleser, und die Andacht aller wird entzündet, der Verstand
eines jeden belehrt, die Tugend erscheint in ihrer Schönheit,
die Thorheit in Lächerlichkeit — wir werden besser, indem
wir hören und lernen, wir treten im Herzen der Gottheit
näher--------hier ist häuslicher Gottesdienst!!!
Selbsterkenntniß.
Bestimmung des Menschen.
Der Mensch besteht aus einem Leib und einer vernünftigen
Seele: er hat deßwegen eine doppelte Natur, eine vernünf-
tige oder sittliche, und eine körperliche oder physische. Die
sittliche Natur oder die Vernunft im Menschen sagt Jedem,
was rechtend unrecht, gut oder böse sey. Das Herz empfinr
det die Schönheit des Guten und die Abscheulichkeit des
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5z
ihren Kindern das nämliche erdulden müssen; denn: „mit
Dem Maas man auömißt, wird wieder gemessen werden."
Pflichten der Lehrknaben gegen ihre
Lehrmeister.
1) Ein braver Lehrknabe hat eben so, wie sein Lehrmei-
ster, beständig vor Augen, daß er ein Gewerb erlerne,r, wel-
ches er künftig treiben, und wovon er sich ernähren will.
2) Er sieht die Lehrjahre für den Grund seines künftigen
Glückes an. Darum hat er den größten Eifer, ein tüchtiger
Meister zu werden.
3) Er schickt sich in die Launen und in die Gemüthsart
seines Meisters, um dadurch seine Liebe zu gewinnen.
4) Seine manchmalige Strenge halt er für einen löbli-
chen Eifer, aus ihn, einen ordentlichen Menschen zu machen.
I 5) Der Meisterin erweiset er den nämlichen Gehorsam,
wie dem Meister. Auch liebt er die Kinder im Haufe.
6) Wenn ihm andere Geschäfte zu thun aufgetragen
werden, so halt er daö nicht für unbillig. Er verrichtet sie
ohne Murren. Er beklagt sich nicht bei andern Leuten dar-
über. Er ist schon zufrieden, wenn er so lang auf der Pro-
fession arbeiten darf, daß er sie in der bestimmten Zeit erlers
neu kann, wenn er sisißig ist. Es ist gewöhnlich der Fall,
daß jeder Lehrling auch noch Nebengeschäfte verrichten muß,
selbst bei den rechtschaffenen Meistern.
7) Mit der Kost ist er zufrieden, wenn sie je so beschaf-
fen ist, daß er zufrieden seyn kann. Sollte er auch Ursache
haben, unzufrieden zu seyn, so klagt er deßwegen me vor
andern Leuten; man erfährt es wieder und erregt Unwillen.
Die unzufriedenen Menschen hat man nicht gern.
8) Die zarte Sorgfalt seines Meisters, ihn von Aus-
schweifungen abzuhalten, erkennt er mit lebhaftestem Danke,
und ist ihm gehorsam, wie ein guter Sohn seinem Vater.
9) Auch nach zurückgelegten Lehrjahren redet er immer
mit aller Achtung von ihm und erweiset ihm bei jeder Gele-
genheit Ehre, als seinem gewesenen Lehrer.
Wenn, ihr, meine werthesten Lehrjungen! in euern Lehr-
/
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jähren die Pflichten erfüllet, dann legt er den Grund zu
euerm künftigen Glücke.
Pflichten der Lehrherren gegen ihre Lehr-
jungen und Gesellen.
1) Der Meister ist wie ein Vater seiner Gesellen und
Lehrlinge anzusehen; er soll aber auch an ihnen Vatertreue
beweisen. Er soll ihnen nie etwas befehlen, was wider das
Gewissen, oder wider eine billige Gewohnheit des Handwerks
wäre. Er soll ihnen nie zu viele und zu schwere Arbeiten
auflegen. Er soll ihnen gesunde und nahrhafte Kost geben.
Er soll sie nicht vor der Zeit, zu ihrem Schaden, aus der
Werkstatte vertreiben. Ec und die Seinigen sollen nicht Ge-
legenheit zu schimpflichen Urtheilen geben« Er und die Sei-
nigen sollen sich Mühe geben, ihre Fehler abzulegen; auch
die Fehler der Gesellen und Lehrlinge geduldig tragen und
verbessern.
Der Meister ist verbunden, den Gesellen und Lehrlingen
guten Unterricht zu geben, und die erlaubten Handwerksvor-
theile und Kaufpreise anzuzeigen.
2) Ein Meister, welcher Gesellen und Lehrlinge zum
Betrug durch sein Beispiel verführt, begehr noch nach seinem
Tode durch sie Diebstahl, so lauge sie leben.
Wer seine Untergebenen zur Rechtschaffenheit anleitet,
sammelt Segen für sich und die Seinigen, und bahnt den
Untergebenen den Weg zu Glück und Segen.
Erinnerungen an Lehrlinge.
4) Lerne als Handwerkslehrling deinem Meister alle er-
laubte Kunstgriffe und Vortheile in Arbeiten ab. Denke dar-
auf, es noch besser zu machen. Schreibe dir das Gute auf,
was du hie und da in Werkstätten siehst, um dir nützliche
Regeln auf die Zukunft zu sammeln.
2) Wenn du wanderst, so frage nicht nach den Wahr-
zeichen der Städte, sondern nach den besten Meistern. Er-
kundige dich um die Art, wie sie die Arbeiten verfertigen;
woher sie die Materialien zur Verarbeitung beziehen? Wo
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4) Unkeuschheit befleckt und drückt das Gewissen; Keusch-
heit erfreut es. Der Unzüchtige mag noch so im Vergnügen
schwimmen, sein Herz ist doch niemals wahrhaft froh. Sein
Gewissen redet zu laut: Du bist ein Verführer der Unschuld
und ein Gräuel in den Augen Gottes und aller rechtschaffe-
nen Menschen.
5) Unkeuschheit ist die Pest der Familien, der Gesell-
schaft, des Staats, der Menschheit; Keuschheit der Segen
der Familien, der Gesellschaft, der Staaten.
6) Unkeuschheit bringt Schrecken und Entsetzen vor Gott
hervor. Keuschheit giebt Vertrauen zu Gott.
7) Unkeuschheit schließt den Himmel zu und stürzet in
die Hölle; Keuschheit, Reinigkeit führt zur Anschauung
Gottes, zum Umgang mit Jesu Christo, zur Seligkeit. „Selig
die eines reinen Herzens sind, denn sie werden Gott anschauen."
Bewahrungsmittel der Keuschheit.
1) Meidet den Müßiggang. Der Müßiggang brütet
arge Gedanken, böse Begierden, wollüstige Phantasien aus.
2) Meidet das Lesen schlüpfriger und herzverderbender
Schriften. Denn diese erhitzen euern Sinn und Blut, ma-
chen eure Vorstellungen vom Bösen lebhafter, eure Begier-
den feuriger, die Lust zum Arbeiten schwächer — das Laster
süßer und zuletzt beinahe unentbehrlich.
3) Meidet alle Unmäßigkeit im Essen und Trinken. Sie
bringt alle Leidenschaften in Gährung, betäubt die Vernunft,
begräbt alle Achtung gegen sich selbst, raubt alle Kraft zur
Tugend.
4) Meidet verdorbene und verderbende Gesellschaften.
Wo der Muthwille böser Buben und die Frechheit schamlo-
ser Dirnen zu Hause ist, da betretet um Gotteswillen die
Schwelle nicht: Tod, Sünde, Satan gehen da aus und ein.
5) Bewahret eure Schamhaftigkeit. Die Schamhaf-
tigkeit ist der Zaum gegen alle Unzucht. Wer ihn nieder-
reißt, öffnet der Unzucht Thür und Thor.
6) Bewahret die Ehrfurcht gegen euch selbst. Ihr seyd
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