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ist somit die größte Billigkeit, daß wir diese Belehrungen
mit Dank annehmen. Alle Wahrheiten, die Gott geoffen-
barer hat, sind zum Besten der Menschen geoffenbart; alle
dienen dazu, um den Menschen heiliger und zufriedener zu
machen.
3) Wie es nun Psiicht ist, zu glauben, so ist es auch
Pflicht, seinen Glauben zu bekennen und nach demselben zu
leben. Würden wir uns weigern, das äußerlich zu beken-
nen, was wir innerlich glauben, so bekäme es das Ansehen,
als wenn wir die Allwisienheit und Wahrhaftigkeit Gottes
bezweifelten, oder als wenn wir von den geoffenbarten Wahr-
heiten nicht überzeugt wären, oder als wenn wir uns des
Glaubens schämen. Gott hat uns die Wahrheit nicht ge-
offenbaret, daß wir sie blos wissen sollen; er wollte, daß
wir nach den, durch die Offenbarungen erlangten Kenntnissen,
unser Leben einrichten, immer besser und heiliger werden.
4) Wir sollen mit Zuversicht auf Gott hoffen. Gott
hat uns eine ewige Glückseligkeit versprochen; wenn wir
uns durch Reue, Vergebung unserer Fehler und der stär-
kenden Gnade Gottes zum Guten würdig machen. Wenn
der' Mensch keine Hoffnung der ewigen Seligkeit hatte,
oder wenn er an dem Beistand Gottes zum Guten zwei-
felte, so wäre es eben so viel, als wenn er Gottes All-
macht, Güte und Wahrhaftigkeit bezweifeln wollte. Wenn
der Mensch keine höhere Glückseligkeit kennt, so raubt er
sich den kräftigsten Beweggrund, gut zu handeln, und ver-
wirft freiwillig das, was ihm eine mächtige Stühe im
Unglück und in den Leiden seyn könnte. Er handelt auch
dem Willen Gottes zuwider; denn Gott will, daß der Mensch
besser, tugendhafter, daß er ruhiger, zufriedener und glückseli-
ger werde.
5) Wir Menschen sind also schuldig, die ewige Selig-
keit und die Mittel dazu mit Zuversicht von Gott zu hoffen. Wir
sollen unser ganzes Vertrauen auf Gott sehen. Nur Gott
allein kann und will uns vollkommen glückselig machen. Ec
verdient also allein ein festes und gänzliches Vertrauen. Nir-
gends ist so viel Liebe und Macht, wie in Gott. Nie sollen
wir uns ganz auf unsern Verstand oder zeitliche Güter ver-
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und zu erhalten. Nicht aus Furcht vor der Straft sollen
wir das Böse unterlassen, sondern damit wir Gott, unserm
besten Vater, nicht mißfällig werden. Nur seine unbegrenzte
Liebe zu uns soll uns vor dem Bösen abschrecken und zum
Guten antreiben. Alsdann besitzen wir keine knechtische, keine
sklavische, sondern eine kindliche Furcht.
9) Wir sollen Gott über Alles lieben. Wir haben von
Gott sehr viele Wohlthaten an Leib und Seele empfangen
und empfangen täglich neue, ja wir haben noch ungleich
größere von ihm zu erwarten. Alles Gute, das er uns er-
wiesen hat, geschieht aus bloßer Liebe zu uns. Er opferte
alles, um uns Gutes zu thun. Er sandte seinen einzig ge-
dornen Sohn Jesum auf die Erde, um uns heilig und glück-
selig zu machen. Er litt verschiedene Beschwerden an Leib
und Seele, Schimpf, Spott, Verfolgung und opferte sogar
sein Blut und Leben für uns. Kann es ein größeres Opfer
geben? Kann eine größere Liebe seyn? Verdient dieser
himmlische, über alle Maßen gütige Vater und sein Sohn
Jesus, die in ihrer Wesenheit Eins sind, nicht die größte
Gegenliebe?
Aus eben dieser Liebe sollen wir auch
10) Gott in Allem willigen Gehorsam leisten. Gottes
Gesetze sind die weisesten und wohlthätigsten Vorschriften
eines liebreichen Vaters, eines treuen und sichern Führers
auf den steilen und schlüpfrigen Wegen unserer zeitlichen Pil-
gerschaft. Er belohnt den seinen Gesetzen geleisteten Gehor-
sam schon hier mit den eigenthümlichen einzig wahren und reinen
Freuden der Tugend und in jener Welt mit einer ewigen
Glückseligkeit. Er giebt imö zu dem Gehorsam, den er for-
dert, die Kräfte seiner stärkenden Gnade. Wir müssen so be-
kennen, daß Gott zu gehorchen, nicht nur Pfiicht, sondern
auch das größte Glück, die höchste Ehre, der einzig ächte
Ruhm und Adel des Menschen ist.
11) Wir sollen Gott über Alles ehren. Niemand ist
vollkommener als Gott. Er bat die höchste Macht. Er ist
der höchste Regent Himmels und der Erde; und der König
aller Könige. Ihm gebühret also die höchste Verehrung. Die
Verehrung ist zweifach, eine iunere und eine äußere.
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Gott ist. Der geringste Bettler ist also ein Kind Gottes —
ein Erbe des ewigen Lebens, so gut als der König auf dem
Throne.
Jeder Vater wünscht die Glückseligkeit seiner Kinder.
Da nun Gott auch unser Vater ist und uns schon so viele
Beweise seiner Liebe gegeben hat, so wünscht er nicht minder,
daß es uns hier und dort gut gehe.
Soll nun aber dieser göttliche Wunsch in Erfüllung ge-
hen, so müssen wir mit vereinigten Kräften einander unter-
stützen ; weil ein Mensch allein nicht im Stande ist, sich überall
selbst zu helfen. Es hat also ein jeder die Pflicht, das all-
gemeine Wohl der gesammten Menschheit zu befördern, so
viel in seiner Macht ist.
Das Evangelium drückt diese Pflicht also aus: „Du
sollst deinen Nächsten lieben, wie dich selbst."
Aus diesem folgt nun, daß wir
1) unsern Mitmenschen keinen Schaden zufügen dürfen;
wir sollen denselben vielmehr abzuwenden, sie von dem Um
glücke zu befreien, und ihr Glück auf eine rechtmäßige Art
zu befördern suchen.
Wenn du andern schaden darfst, so dürfen auch andere
dir schaden; und das wirst du nicht wollen? Was du nicht
willst, daß andere dir thun, das darfst du auch andern nicht
thun! Wir dürfen den andern nicht beleidigen, nicht kränken,
seine Ehre, sein Hab und Gut nicht nehmen, das rechtmäßig
erlangte Glück des andern nicht nur nicht stören, sondern wir
sollen auch noch das Gut, das der Mitmensch wirklich hat-
erhalten und erhalten helfen; wir sollen sein Glück befördern
und vermehren, wenn wir im Stande sind, es zu thun;
denn das ist der Wille Gottes und dadurch beweisen wir die
Liebe zu unserm Nebenmenschen am thätigsten.
2) Wir sollen andere vom Bösen abhalten und sie zue
Tugend ermuntern. Der für das zeitliche und ewige Wohi
feines Nebenmenschen besorgte Christ wendet alle Mittel an,
ihn vom Bösen abzuhalten oder aus dem Sünder wieder
einen guten tugendhaften Menschen zu machen. Ec ermahnt
ihn liebreich und stellt ihm das zeitliche und ewige Elend vor,
m das sich der unverbesserliche Sünder stürzet. Dadurch sucht
3
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47 ---
na« und aus kindlichem Gehorsam gegen Gott erfüllen. Sie
muß ihrem Meister oder Meisterinn gehorsam, in ihren Ge-
schäften fleißig, getreu, friedsam mit ihren Mirdienstboten und
verschwiegen seyn.
4) Sie muß nicht alles, was sie verdient, auf die verderb-
liche Kleidertracht verwenden, nicht jede neue Mode nachma-
chen, und nicht alles haben wollen, was sie an andern sieht,
wie die kleinen Kindern. Nur ehrbare Kleidung steht einer
Weibsperson wohl an.
5) Sie muß nicht nur die Arbeit, sondern auch die Rein-
lichkeit lieben. Durch sie wird sie bei allen Menschen vorzüg-
lich beliebt.
6) Sie unterdrückt den Zorn und das wilde Wesen. Liebt
Sanftmuth und Sittsamkeit, welches die Zierden des weibli-
chen Geschlechts sind.
7) Kann sie in ihrem Dienst ohne Gefahr zu sündigen
nicht seyn, so zeigt sie es ihren Eltern oder Vorgesetzten unter
dem Siegel der Verschwiegenheit an; wird ihr nicht geholfen,
so verläßt sie den Dienst.
8) Haß und Feindschaft trägt sie nicht. Sie verzeiht
gern die zugefügten Beleidigungen.
9) Wenn sie von ihren Mitjungfern oder auch von an-
dern Menschen, gewisse Fehler weiß, so behält sie dieselben bei
sich. Schnitzereien haßt sie überhaupt an sich und andern.
Dadurch erspart sie sich und ihren Mitmenschen vielen Ver-
druß und ist deßwegen überall wohl gelitten.
Pflichten der Dienstboten gegen ihre
Herrschaften.
So wie die Hauptpsiichten einer lobenswürdigen Herr-
schaft Gerechtigkeit und Güte sind, so läßt sich kein guter
Dienstbote denken, ohne Gehorsam und Treue.
1) Verrichte also deinen ganzen Dienst pünktlich, genau
und mit ganzer Seele und Aufmerksamkeit, wie es deine
Herrschaft erwartet. Erweise deiner Herrschaft Gehorsam,
Ehrerbietung und Liebe. Thue alles ohne Einreden und
Widerspruch, wie ein Kind seinen Eltern ; denn sie sorgt auch
für dich, wie Eltern für ihre Kinder.
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jähren die Pflichten erfüllet, dann legt er den Grund zu
euerm künftigen Glücke.
Pflichten der Lehrherren gegen ihre Lehr-
jungen und Gesellen.
1) Der Meister ist wie ein Vater seiner Gesellen und
Lehrlinge anzusehen; er soll aber auch an ihnen Vatertreue
beweisen. Er soll ihnen nie etwas befehlen, was wider das
Gewissen, oder wider eine billige Gewohnheit des Handwerks
wäre. Er soll ihnen nie zu viele und zu schwere Arbeiten
auflegen. Er soll ihnen gesunde und nahrhafte Kost geben.
Er soll sie nicht vor der Zeit, zu ihrem Schaden, aus der
Werkstatte vertreiben. Ec und die Seinigen sollen nicht Ge-
legenheit zu schimpflichen Urtheilen geben« Er und die Sei-
nigen sollen sich Mühe geben, ihre Fehler abzulegen; auch
die Fehler der Gesellen und Lehrlinge geduldig tragen und
verbessern.
Der Meister ist verbunden, den Gesellen und Lehrlingen
guten Unterricht zu geben, und die erlaubten Handwerksvor-
theile und Kaufpreise anzuzeigen.
2) Ein Meister, welcher Gesellen und Lehrlinge zum
Betrug durch sein Beispiel verführt, begehr noch nach seinem
Tode durch sie Diebstahl, so lauge sie leben.
Wer seine Untergebenen zur Rechtschaffenheit anleitet,
sammelt Segen für sich und die Seinigen, und bahnt den
Untergebenen den Weg zu Glück und Segen.
Erinnerungen an Lehrlinge.
4) Lerne als Handwerkslehrling deinem Meister alle er-
laubte Kunstgriffe und Vortheile in Arbeiten ab. Denke dar-
auf, es noch besser zu machen. Schreibe dir das Gute auf,
was du hie und da in Werkstätten siehst, um dir nützliche
Regeln auf die Zukunft zu sammeln.
2) Wenn du wanderst, so frage nicht nach den Wahr-
zeichen der Städte, sondern nach den besten Meistern. Er-
kundige dich um die Art, wie sie die Arbeiten verfertigen;
woher sie die Materialien zur Verarbeitung beziehen? Wo
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abscheuliche Gedanken aus, die ihn selbst am meisten quälen
und ihn hindern, etwas Gutes zu denken, zu reden oder
zu thun.
Der Neid entspringt aus dein Haß. Der Neidische freut
sich über das Unglück, das einem andern widerfährt, und be,
trübt sich,i wenn es demselben gut geht.
Der Zorn besteht in einem heftigen Verlangen einem
andern etwas Leides zuzufügen, von dem man glaubt, daß
er uns beleidiget habe. Der Zorn ist eine wüthende Krank-
heit. Er kann den Menschen zu schrecklichen Dingen ver-
leiten. Darum hütet euch vor demselben so viel ihr könnt!
Beherrschung der Begierden und Leiden-
schaften.
Jeder Mensch fühlt in sich verschiedene Triebe und Nei,
gungen. Diese Neigungen und Triebe sind bald stärker, bald
schwacher. Aus denselben entstehen in dem Menschen ange-
nehme und unangenehme Gemüthsbewegungen. Verstärken
sich die Begierden und Gemüthsbewegungen noch mehr, so
entstehen Leidenschaften. Begierden und Neigungen, die an
sich böse sind, müssen unterdrückt werden, daß sie nicht zum
Ausbruche kommen. Vernunft und Offenbarung lehren dis
Menschen, wie sie die Begierden leiten, beherrschen und un-
terdrücken können.
Aus den unordentlichen Neigungen kommen alle oder doch
die meisten Sünden her. Jedem Menschen liegt daher ob,
seine Leidenschaften durch die Vernunft und Religion zu
leiten und zu beherrschen. Dieß ist ihm nothwendig, um
gut und glücklich zu werden. Die Leidenschaft ist eine unge?
(Kirne Herrschaft, vermög welcher alle bessere Ueberzeugungen
vernichtet und kraftlos werden. Sie ist eine Unterjocherin der
Vernunft, eine Zerstörerin der Gewissensstimme, die Quells
aller Verbrechen, die je auf Erden verübt wurden. Sie be-
raubt den Menschen seiner Besonnenheit, seiner edlecn Kräfte,
und zernichtet mit seiner Tugend oft sein Leben. Dieß ist
das Schicksal jedes Unglücklichen, der seine sinnlichen Neigun-
gen zur Leidenschaft har erwachsen lassen, die ihn zuleht unbe-
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Las Schaf Wolle, die Biene Honig und Wachs, die Hennen,
Enren und Gänse Eier und Federn, der Hund bewacht das
Haus bei Nacht, die Katze fängt die schädlichen Mäuse, die
Vögel ermuntern durch ihren Gesang und fangen das Unge-
ziefer, das sonst zu unserer Plage zu sehr überhand nehmen
würde. Auch an den Thieren sollen wir Gotleö Weisheit,
Güte und Allmacht bewundern. Auch für sie sollen wir Gott
dankbar seyn. Wir sollen die Thiere nie kränken und mar-
tern oder martern und kränken lassen; nie an den Thieren un-
sern Zorn oder Mmhwillen ausüben, sie nie verfluchen oder
verwünschen, nie aus Scherz, Eigensinn und ohne Nolh schla-
gen, nie langsam tödten. Dadurch würden wir unvernünftig
handeln, uns gegen die Absicht des Schöpfers versündigen und
uns nach und nach Harte und Rohheit angewöhnen, so daß
wir uns bald auch an die Menschen wagen würden, gegen sie
lieblos und grausam zu verfahren. Die Hauöthrere sollen wir
ordentlich zur rechten Zeit, nicht allzuschlecht, sondern hinrei-
chend füttern, ihre Ställe reinlich halten. Zug- und Lastlhie-
reu sollen wir nie über ihre Kräfte zumurhen, ihnen auch
Ruhe und Erholung gönnen. Wir sollen für sie auch in
Krankheiten sorgen und wenn wir sie tödten, so sollen wir es
auf die leichteste und geschwindeste Art thun. Diesiöoten fü-
gen oft ihrem Dienstherrn großen Schaden zu, indem sie das
Vieh nachläßig behandeln, schlecht füttern, bei den Arbeiten
plagen und quälen. Gehet daher jederzeit menschlich mit den
Thieren um; sorget für diese wie für euch selbst. Betrachtet
oft die Mannigfaltigkeit, Schönheit, Kräfte, Kunsttrieb und
Eigenschaften der Thiere, und die Vortheile, die wir von
ihnen haben; dann werden wir auch Gottes Allmacht, Grö-
ße, Weisheit und Güte bewundern.
Einige Klugheitslehren.
1) Reden und Schweigen in Gesellschaften. Kinder
und junge Leute sollen in Gesellschaften der Eltern mehr zuhö-
ren, als reden. Es schickt sich besser, wenn sie aus den Ge-
sprächen der Erwachsenen lernen, als selbst im behauptenden
Tone reden. Frage mit Bescheidenheit, dann wird man dich
liebreich belehren. Ueberlege , ehe du sprichst. Widersprich
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59 «r~
-cckt wird, so werden wir ihm alle gram; man verabscheut sein
böses Herz und hület sich vor seiner heuchlerischen Vertraur
üchkeil.
7) Der Mensch soll seine Kraft, auf die Zukunft zu ach-
ten, anwenden und nicht bloß, wie das Thier, sorglos einen
Tag in den andern hinein leben. Erwerbe dir einen Norhr
Pfennig. Verschwende nichts, was dir etwa in der Zukunft
nützen könnte. Sey sparsam im Kleinen wie im Großen.
Wer das Kleine . icht achtet, schätzt auch das Große nicht.
Mancher verschwendet durch Saufen, Spielen oder durch Uep-
pigkeit und Prahlerei dasjenige, was er hatte erübrigen können
oder was er verdient hat, und muß dann, wenn der Verdienst
etwa zu Ende geht oder wenn er krank oder alt wird, darben
und Noth leiden. Wer wird dann einen solchen bemitleiden?
Er ist also noch dazu ohne Freund und Unterstützung!
Dritte Abtheilung.
A n st a n d s l e h r e.
Höflichkeit überhaupt.
Unter Hösiichkeit versteht man ein wohlanständiges Be-
tragen, wodurch man die Gunst und Liebe Anderer erwirbt.
Gure, hösiiche Sitten verlangt man von Jedermann. Sie
geht also nicht nur gewisse Stände an; nein, der gm Erzo-
gene verlangt sie von jedem Menschen ohne Unterschied seines
Standes. Darum bestetße dich frühzeitig an ein wohlanstän-
diges Betragen alleinig und bei andern; denn aus deinem
Betragen schließt man auf dein Herz. Ein gutes Herz ist
der Grund der Höflichkeit. Seyd daher sanft, fromm, liebe-
voll, bescheiden, freundlich und sittsam. Die wahre Höflich;
keit besteht nicht bloß in einer leeren Schmeichelei, sondern in
Redlichkeit und Herzlichkeit. Laßt euch überall, in der
Schule, in der Kirche, auf der Gasse, zu Hause bei Eltem,
in Gesellschaften, bei Spielen, in Mienen und Handlungen
wohlerzogen und artig sehen. Fliehet grobe Leute und ihre
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— 17
An Weisheit, wie an Jahren zunehmen, heißt crsfe Tage
deutlicher einsehen, warum wir von Gott auf die Erde ge-
seht sind; was wir im künftigen Leben zu erwarten und zu
fürchten haben; wie wir tugendhafter, heiliger, glückseliger
werden können. Der nimmt an Weisheit wie an Jahren
zu, der das Gute und Böse, die Abscheulichkeit der Sünde,
die Schönheit und Belohnung der Tugend mit jedem neuen
Morgen in neuem Licht erblickt. Der nimmt an Weisheit
wie an Jahren zu, der die unermeßliche Liebs Gottes gegen
uns, den Werth der unsterblichen Seele und die Sendung,
die Lehre, das Leben, das Sterben, die Auferstehung, die
Himmelfohrt und die Herrlichkeit Jesu immer lebhafter err
kennt. Der nimmt an Weisheit wie an Jahren zu, der
immer mehr überzeugt wird von der großen Wahrheit, daß
alles unter der Regierung Gottes stehe; daß für die, dif
Gott lieben, an, Ende alles zu ihrem besten ausfalle; daß ii?
Trübsal und Widerwärtigkeiten unsere Tugend gestärkt wer-
de; und endlich, daß das Leiden, die Arbeit und der Kampf
dieses Lebens mit den Freuden, der Ruhe und Herrlichkeit
des zukünftigen Lebens nicht zu vergleichen sey. An Gnade
bei Gott und den Menschen zunehmen, wie an Jahren, ist so
viel, als immer unsträflicher wandeln vor Gott und den Men-
scheu; ist so viel, als sich gegen die Mitmenschen immer
liebevoller, freundlicher, treuer, dienstfertger, demürhiger und
wohlthätiger betragen; ist so viel, als die Gebote Gottes ohne
Ausnahme immer freudiger vollziehen; ist so viel, als in Mä-
ßigkeit und Keuschheit, in Geduld und Sanftmuth, im Glau-
den und in der Liebe alle Tage zunehmen; ist so viel, als alle
Tage bester, frömmer, heiliger, christlicher werden.
Hierin gab euch Jesus das schönste Beispiel. Suchet
ihm nachzukommen, ihm ähnlich zu werden, an Gnade und
Weisheit zuzunehmen, wie er darin so wie an Alter zugenom-
men hat. Gehet gernein die Predigt, denkt darüber nach,was ihr
gehört; betet um Erleuchtung; leset zu Hause in einem er-
bauenden Buche; habet große Lust zunl Gebete; seyd wachsam
im Umgänge mit andern; behutsam im Reden; stark in Gele-
genheiten zur Sünde gegen die Reizungen des Fleisches;
andächtig in dem Gottesdienste; reumüthig bei dem Beich-
er
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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TM Hauptwörter (200): [T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T164: [Sonne Erde Mond Tag Stern Planet Zeit Himmel Jahr Bewegung]]
18 —
(in; christlich freudig bei der heiligen Kommunion; fleißig
tn euern Arbeiten; mäßig im Esten und Trinken; treu in
euer» Amtsgeschäften und vor Gott und den Menschen
untadelhaft.
Von der guten Anwendung der Zeit.
Die Tage, die Monate, die Jahre fahren dahin, wie
sich die Wellen eines Stromes eine die andere fortdrängen.
Wir bemerken die Zeit nur aus ihrem Verluste. Die Uhr
neben mir schlagt immer. So folgen die Stunden einander
und führen an ihrer Hand den Tod her. Wie bald wird der
lehte Tag unsers Pilgerslebens eintreten, da wir unsern Kör-
per verlassen und in eine bessere Welt übergehen! Um daher
für die wahre Wohlfahrt unserer Seele und unsers Leibs zu
sorgen, sollen wir alle Stunden unserer Lebenszeit gut anwen-
den. Betrachte die Zeit als ein leeres Feld, worauf weder
Glück noch Unglück von selbst wachsen. Du mußt es erst
mit eigener Hand bestellen und anbauen. Was du in diesem
Felde säest, das wirst du dann auch ernten. In diesem Felde
bete, in diesem Felde arbeite, und der himmlische Segen wird
sich zu deiner Mühe gesellen. Jünglinge und Jungfrauen,
die Zeit ist edel; wendet sie stets zum Guten und zu eurer
eignen Vervollkommnung an, damit ihr zunehmet, wie an
Jahren, so an Tugend!
D i c E r h o l u n g s si u n d t tu
Die Erholungsstunden, in welchen sieb unser Geist zerr
streuen soll, damit er neue Kräfte, neuen Muth sammle,
sind demjenigen nicht gleichgültig, welcher mit dem köstlichen
Geschenk des Lebens recht wuchern, und keinen Augenblick
desselben thöricht verschwenden möchte! Sinne nicht aufdas
Vertreiben der Zeit; sie vertreibt dich. Sie vertreibt dich
aus deinen Kinderjahren; sie vertreibt dich aus dem Krege
deiner Freunde, aus dem Hause deiner Eltern, auö dem
Schooße deiner Familie, aus dem Leben selbst hinweg.
Allerdings sind für uns Stunden der Ruhe und Ergöh-
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute]]