Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Heimatkunde des Großherzogtums Oldenburg - S. 32

1897 - Oldenburg : Bültmann und Gerriets
— 32 — berge vor; aber der Hauptmann Bicker wollte über Moorriem zurück. Letzterer drang mit seinem Willen durch. Die Moorriemer aber hatten davon gehört und in aller Eile die Wege aufgegraben. Dazu nahte Graf Gerhard der Mutige mit 40 Reitern. Von der anderen Seite stellten sich die bewaffneten Moorriemer den Bremern entgegen. Es kam zum Kampfe, und die Bremer erlitten eine große Niederlage in der Gegend von Paradies. Man nennt diesen Kampf die „Bremer Taufe." In diesem Streite soll eine Frau aus Oldenburg ca. zwanzig Bremer, die sich in einem Backofen verkrochen hatten, gefangen ge- nommen haben. Nach v. Halem. 19. Burkhard Christoph Graf v. Münnich. Der russische General-Feldmarschall von Münnich wurde im Jahre 1683 zu Neuenhuntorf geboren. Sein Vater hatte die Ober- anfsicht über die Deiche in der Grafschaft Oldenburg. Als der Vater einst eine Beschreibung der oldenburgischen Deiche und Siele angefertigt hatte, scheute der junge Münnich nicht die Mühe, das ganze Werk abzuschreiben und die Zeichnungen nachzuzeichnen. Auch begleitete er den Vater oft auf seinen Deichreisen. Dadurch erwarb der junge Münnich sich manche Kenntnisse über den Deichbau, und diese Kenntnisse kamen ihm sehr zu statten, als er später nach Rußland kam und den Bau des Ladogakanals leitete. Der russische Kaiser erkannte Münnichs Fleiß und Geschicklichkeit an und be- lohnte ihn. Aber nicht allein als Baumeister, sondern auch als Feldherr hat sich Münnich in Rußland ausgezeichnet. Er erfocht große Siege, besonders über die Türken. Dabei aber blieb er stets demütig. Als er einst wieder einen großen Sieg erfochten hatte, nannten ihn die Russen „die Säule des Reiches." Die Türken sagten: „Der Sultan gäbe sein ganzes Reich hin. wenn er einen Münnich damit erkaufen könnte." Münnich aber schrieb an seinen Freund: „Das hat Gott gethan." Als eine neue Kaiserin auf den Thron kam, siel Münnich in Un- * gnade und wurde mit seiner Familie nach Sibirien verbannt. Die Kaiserin erlaubte ihm, sich eine Vergünstigung auszubitten. Da bat Münnich, seinen Prediger mitnehmen zu dürfen. Es wurde ihm erlaubt. So zog denn der treue Mann mit dem Grafen in die Verbannung und blieb 7 Jahre hindurch, bis an sein Lebensende, dessen Gesellschafter. Nach 10 jähriger Verbannung durfte Münnich wieder aus Sibirien zurückkehren. Gerade während des Morgengebets brachte ihm ein Bote die freudige Nachricht von seiner Befreiung. Münnich wäre jetzt so gerne nach Oldenburg zurückgekehrt, um dort sein Leben in Ruhe zu beschließen. Allein er wurde wieder in sein Amt eingesetzt und diente dann dem Staate bis an sein Ende. Er starb im 85. Lebensjahre. Sein Leichnam ruht aus einem Gute in der Nähe der Stadt Dorpat in Liefland. Nach v. Halem.

2. Heimatkunde des Großherzogtums Oldenburg - S. 33

1897 - Oldenburg : Bültmann und Gerriets
— 33 — 20, Dldüe und Gerold. Im Jahre 1400 hatten die Bremer Butjadingen erobert und einige Zeit später bei Atens die Friedeburg erbaut. Didde Lübben, der Hänpt- ling von Rodenkirchen, war geächtet. Seine heldenmütigen Söhne, Didde und Gerold, gedachten die Schmach ihres Vaters zu rächen und die Feinde zu vertreiben. Zuerst sollte die Friedeburg fallen. Mit ca. 40 mutigen Männern zogen sie in einer Nacht nach Atens und versuchten, die Burg zu erstürmen. Allein die ganze Heldenschar ward gesaugeu genommen und nach Bremen geführt. Hier wurden mehrere von den Männern hingerichtet. Auch Didde und Gerold wurden zum Tode verurteilt. Sie sollten durch das Beil sterben. Das blutige Urteil ward vollzogen. Diddens Hanpt fiel zuerst. Gerold hob es auf, küßte es und benetzte es mit Thränen. Die Zuschauer waren tief ge- rührt von dem brüderlichen Schmerze. Selbst der Rat der Stadt schien geneigt, dem Verurteilten das Leben zu schenken. Man sagte ihm, er solle sich in Bremen niederlassen und eine ehrsame Bürgerstochter zur Frau nehmen. Da fühlte sich der stolze Jüngling beleidigt und rief: „Ich mag eure Pelzer- und Schustertöchter nicht; Wohl aber will ich mich mit Gold loskaufen." Er bot eine Kanne voll Goldgulden als Lösegeld, und schon waren viele bereit, das anzunehmen. Da trat ein alter Ratsherr vor und sprach kopfschüttelnd: „Meint ihr, daß Gerold den blutigen Bruderkuß vergißt? Nur auf Rache wird er sinnen gegen die Stadt!" Dieses Wort tilgte schnell alles Mitleid; auch Gerolds Haupt fiel. — So starben zwei heldenmütige Brüder im Kampf für die Freiheit. Nach Focke. Ein Haus bei Rodenkirchen, das jetzt von dem Landmann Ummo Lübben bewohnt wird, enthält ein Wandgemälde, auf dem die Geschichte dargestellt ist. 21. Die Sage vom hohen Weg. Vor vielen Jahren war der hohe Weg festes Land und gehörte zur Gemeinde Langwarden. Das Land war sehr fruchtbar, und seine Bewohner waren so reich, daß sie ihre Pferde mit Gold beschlugen und mit silbernen Pflugscharen das Land bestellten. Aber die Herren „vom hohen Weg waren gar übermütige, gottlose Lente, und dnrch ihren Über- mnt sind sie zu Grunde gegangen. Nur der Prediger des Ortes wurde gerettet. Diesem gab der liebe Gott durch einen Traum kund, daß er das Land durch eine Wasserflut vernichten wolle. Zum Zeichen, daß die Flut komme, solle ein frischer, glatter Aal aus dem glühenden Back- ofen des Pastors hervorkriechen. Kurze Zeit darauf wareu die Leute des Predigers beim Brotbacken. Der Knecht heizte den Ofen, und schon war der Ofen glühend heiß und der Knecht im Begriff, das Feuer heraus zu ziehen, als ein frischer, glatter Aal sich vom hinteren Ende des Backofens nach der Mündung schlängelte. Rasch lief der Knecht 2

3. Heimatkunde des Großherzogtums Oldenburg - S. 38

1897 - Oldenburg : Bültmann und Gerriets
— 38 — viele anbete wohlthätige Einrichtungen machten die Regierung des Herzogs Peter Friedrich Ludwig zu einer segensreichen für das Olden- burger Land. Leider wurde die Regierung Peter Friedrich Ludwigs durch Kriegs- ereignisse getrübt. Zu dem Kriege, welchen das Deutsche Reich iu deu Jahreu 1793 bis 1795 gegen Frankreich zu führen hatte, mußte Oldeu- bürg 800 000 Thaler Kosten bezahlen. Möglich war das nur durch die reichen Einkünfte des Weserzolls, der zu Elsfleth erhoben wurde. Doch auch diese Geldquelle sollte versiegen. Von verschiedenen Ländern wurde 1803 die Aushebung des Weserzolls gewünscht Der Herzog er- hielt schon damals als Entschädigung dafür das Fürstentum Lübeck, sowie die Ämter Wild esh ausen, Vechta und Cloppenburg zu- gesprochen; die Aufhebung des Weserzolls wurde aber uoch bis zum Jahre 1820 hiuausgeschobeu. Bis zum Jahre 1806 blieb dus Herzogtum Oldenburg von den Unruhen des damaligen Krieges verschont. In diesem Jahre ließ der Küttig Ludwig von Holland das Herzogtum für seilten Bruder, deu französischen Kaiser Napoleon I., in Besitz nehmen. Glücklicherweise zogen die holländischen Truppeu schon im folgenden Jahre wieder ab. Der Herzog aber hielt es für geraten, dem Rheinbnude beizutreten, der sich unter der Oberhoheit des Kaisers Napoleou gebildet hatte. Um den Engländern zu schaden, verbot der Kaiser Napoleon die Laudnug englischer Schiffe an der Küste des Herzogtums Oldenburg, sowie auch den Handel mit englischen Waren. Trotzdem die Küste von französischen Douaueu ftreug bewacht wurde, gelaug es mauchem Küsten- bewohner, während der Nacht heimlich an die englischen Schiffe zu fahren, für weuig Geld Kaffee, Zucker, Thee, Baumwolleuzeug und englische Stahlwaren zu bekommen, und sie nachher für hohen Preis zu ver- kaufeu. Mancher wurde durch diesen Schmnggelhandel reich; mancher aber wnrde von den Donanen bemerkt und mnßte seine Waghalsigkeit mit dem Leben bezahlen. 1811 rückten französische Trnppen ein und nahmen das Herzogtum Oldenburg für ihren Kaiser in Besitz. Dem Herzog wurde dafür das Fürstentum Erfurt augeboteu. Er wollte auf den Tanfch nicht eingehe». Nachdem er feine Beamten beaufträgt hatte, ver neuen Obrigkeit zu ge- horchen, suchte er Schutz iu Rußland. Oldenburg hatte unter der sran- zösischen Gewaltherrschaft sehr zu leideu. Es wurden fortwährend Ab- gaben erhoben, und oldenburgische Männer und Jünglinge mußte» für den französischen Kaiser ins Feld ziehen. Als im Anfange des Jahres 1813 ein Gerücht von der Niederlage der Franzosen in Rußland nach Oldenburg drang, entstand daselbst eine Volksbewegung gegen die französische Herrschuft. Die beiden Kanzlei- rate von Berg er und von Finkh wurden von einem französischen Militärgericht beschuldigt, die Volksbewegung veranlaßt zu haben und deshalb auf Befehl des fräuzöfifcheu Generals Vandamme zu Bremeu erschossen.

4. Heimatkunde des Großherzogtums Oldenburg - S. 24

1897 - Oldenburg : Bültmann und Gerriets
— 24 — Geläute eine Warnung und überlegte, ob er zurückkehren solle. Da bemerkte er auf dem Watt einen Mann in roter Kleidung, der sich fortwährend bückte, um Butt aufzunehmen. Jetzt ging der Fischer mich aufs Watt; der Mann im roten Gewände winkte ihm freundlich; die Glocken aber läuteten zum zweitenmale. Der Fischer indes folgte dem Manne und entfernte sich dabei immer weiter oom Lande. Da läuteten die Glocken zum drittenmale, und der fremde Mann war verschwunden. Jetzt merkte der Fischer, daß es der Teufel gewesen war; er warf seinen Sack weg und eilte dem Lande zu. Aber unterdessen war die Zeit der Flut gekommen; immer höher schwoll das Wasser, und nur mit genauer Not konnte der Fischer sich ans Land retten. — Er hat seitdem nie wieder an einem Sonntag Butt gefangen. Nach dem plattdeutschen Kalender. 5. Die Flut von 1218. Im Jahre 1218 und in den nächsten Jahren hatten die Be- wohner der Nordseemarschen von schrecklichen Fluten zu leiden. Tausende von Menschen fanden den Tod in den Wellen. An der Mündung des Jadeflusses wurden 7 Kirchdörfer weggerissen und von den Wellen ver- schlnngen. (Der Kirchhof von Alt-Eilens ist noch jetzt zu sehen.) Der Jadefluß, welcher vordem nur so breit war, daß man sich von einem Ufer zum anderen etwas zurufen konnte, wurde an seiner Mündung zum Meerbusen, der jedoch damals ganz anders als jetzt gestaltet war. Nach v. Halem. 6. Die Antoni- oder Eisflut. Seine jetzige Gestalt bekam der Jadebusen durch die Antoni- oder Eisflut. Dieselbe war am Autonitage, den 17. Januar 1511. Sie trieb große Eisschollen über die Deiche und beschädigte die Dörfer Ober- ahne, Dovens, Bant, Seediek, Bordum, Oldebrügge, und das Kloster Havermoniken so sehr, daß dieselben nach und nach von den Fluten ver- schlungen wurden. — Der Kirchhos von Bant ist noch jetzt zu sehen. Nach v. Halem. 7. Die Weihnachtsflut von 1717. Um Weihnachten des Jahres 1717 hatte das Land an der Weser und an der Nordsee durch eine große, gewaltige Flut zu leiden. Am meisten wütete dieselbe in Butjadingen. Die Deiche zerrissen, und in kurzer Zeit war das niedrig gelegene Land unter Wasser. Das Vieh in den Ställen ertrank meistens gleich. Die Wände der Gebäude wurden zerschmettert, Betten, Kisten und Laden weggespült. Viele Menschen ertranken, teils in deu Betten, teils auf den Schränken, wohin sie sich geflüchtet hatten. Andere flohen halbnackend mit den Ihrigen anf die Böden und Dächer und fanden oft auch hier nicht

5. Heimatkunde des Großherzogtums Oldenburg - S. 27

1897 - Oldenburg : Bültmann und Gerriets
— 27 — goß den Inhalt aus. Einige Tropfen, die auf des Pferdes Rücken fielen, hatten sogleich das Haar versengt. Die Jungfrau verlangte das Horn zurück. Der erschrockene Otto gab seinem Pferde die Sporen und eilte davon. Er nahm das Horn mit nach Oldenburg, wo es lange aufbewahrt wurde. Jetzt befindet sich dasselbe in der Kunstkammer zu Kopenhagen. Nach Hamelmanns Oldenb. Chronik. Eine getreue Nachbildung des Wunderhorns ist in der Altertümer- sammlung zu Oldenburg ausgestellt. 11. Die Sage vom Kistenberge. Wenn man einen Schatz heben will, darf man nicht sprechen. Zwei Bauern aus Streek wollten in den Osenbergen Schätze heben. Wo sie einen Schatz vermuteten, fingen sie an zu graben. Endlich stießen sie mit dem Spaten auf eine Kiste. Sie schoben ein Tau unter der Kiste durch und zogen sie in die Höhe. Als die Kiste bis an den Rand der Grube gekommen war, wackelte eine Gans daher. Da rief der eine Bauer voll Verwunderung: „Heda, wo kommt die Gans her!" In demselben Augenblicke riß das Tau; die Kiste rollte in die Tiefe und die Wände der Grube stürzten ein. Nach L. Strackerjan. Il. Don den Iwergen in den Osenbergen. In alten Zeiten braute ein Wirt zu Streek so gutes Bier, daß sogar die Zwerge aus den Osenbergen oft einen Krug voll holten. Das Geld, welches sie dafür bezahlten, war in der Gegend nicht gebräuchlich; weil es aber aus gutem Silber war, wies der Wirt es nicht zurück. An einem heißen Mittag kam auch ein Zwerg, ein eisgraues Männlein, mit seinem Kruge und ging nach seiner Gewohnheit ohne weiteres in den Keller, um sich Bier zu zapfen. Wahrscheinlich hatte das Männlein erst selbst einen tüchtigen Trunk gethan; denn es war bei dem Fasse eingeschlafen. Erst gegen Abend kam das Männlein aus dem Keller und heulte und schrie: „Nun wird mein Großvater mich prügeln, weil ich mich verspätet habe!" Er vergaß in der Eile, seinen Krug mit- zunehmen, lief aus dem Hause und kam nie wieder. Der Krug wurde noch viele Jahre in dem Wirtshause aufbewahrt, und so lange er im Hause war, hatte der Wirt gute Kundschaft und verdiente viel Geld. Eine unachtsame Magd aber zerbrach den Krug, als sie das Zimmer ausfegte. Von der Zeit an war kein Glück mehr im Hause. Nach Winkelmann. 13. Graf Friedrichs Löwenkampf. Huuo war ein Graf des Ammergaues und wohnte zu Rastede. Er und seine ganze Familie führten ein gottseliges Leben. Zu der Zeit wollte der deutsche Kaiser Heinrich Iv. zu Goslar einen Reichstag halten und lud alle Fürsten und Grafen Deutschlands dazu ein. Weil Graf

6. Heimatkunde des Großherzogtums Oldenburg - S. 29

1897 - Oldenburg : Bültmann und Gerriets
M — 29 — Fräulein Maria von Aever. Um zehn und winters schon Um neun hört man es läuten Zu Jever in der Stadt. Was hat das zu bedeuten? — Das ist kein Nachtgeläut, Wie anderswo erklingt, Das ist ein Gruß, den uus Fräulein Maria bringt. Sie liegt nicht in der Gruft, Obwohl bestattet lauge. Vier Rosse vorgespannt, Im nnterird'schen Gange Durchfährt sie nnsre Stadt, Fährt nach Upjever schnell Zur Jagd. Man hört von fern Hifthörner und Gebell. Einst sprach Fräulein Marie: „Hört, Bürger, mein Verlangen! Ihr sollt zur Abendzeit, Wenn ich nun heimgegangen, Die Glocken ziehn und mein Gedenken immerdar!" Und also ist's geschehn Schon seit dreihundert Jahr. K. A. Mayer. 13. Graf Anton I. führt Schiffe über die Osenberge. Graf Anton I. von Oldenburg wollte Delmenhorst erobern. Die- Delmenhorster aber hatten gesagt: „Ebensowenig wie Schisse über die Osenberge kommen, ebensowenig werden die Oldenburger Delmenhorst erobern." Graf Anton sammelte in aller Stille 500 Streiter und zog an einem Abend auf Delmenhorst los, und zwar über die Osenberge; denn das war damals der gebräuchliche Weg dahin. Dem Zuge folgten mehrere Wagen mit Sturmleitern und lederneu Schissen. Noch vor Sonnenaufgang erreichten sie die Festung Delmenhorst, setzten mit den ledernen Schiffen über die Festungsgräben und eroberten die Stadt. Nach v. Halem. Erst im Jahre 1647 kam Delmenhorst für immer an Oldenburg. 16. Der Freiheitskampf der Stedinger. In früherer Zeit hatte Stedingen oft durch Überschwemmungen zu leiden. Da ließen die Erzbischöse von Bremen Ackerleute aus Holland kommen, die das Land eindeichten und fleißig bearbeiteten. Immer mehr Holländer zogen herbei und siedelten sich in Stedingen an. Das gewonnene Land erhielten sie als Eigentum, und nur geringe Abgaben hatten sie zu zahlen an den Erzbischos von Bremen. Sie lebten als freie Friesen und hatten selbstgewählte Richter. Ihren Fleiß sahen sie reich belohnt; das Land brachte immer mehr auf, und seine Bewohner wurden wohlhabend.

7. Oldenburgische Geschichte für Schulen - S. 42

1913 - Oldenburg : Schmidt
42 Oldenburgische Geschichte für Schulen. Prinzen des oldenburgischen Hauses. Vergebens hoffte Herzog Peter, mit der russisch-deutschen Legion auf den Flügeln des Sieges sein Land zu befreien. Rußland hatte eine andere Sorge. Napoleon rückte mit einem Heere, wie es die Welt noch nicht gesehen hatte, nach Moskau vor. Aber das Glück verließ ihn. Ohne Heer kehrte er flüchtig nach Frankreich zu- Volks- rück, und der Frühling der deutschen Volkserhebung kam mit Brausen, erhebung ^uch die oldenburgische Bevölkerung der Hauptstadt und an der Weser 1813 entlang erhob sich drohend. Der Unterpräfekt Frochot fetzte einen Ver-waltungsausfchuß ein, dessen Führer von Finckh und von Berger wurden, und reifte nach Bremen ab. Schnell gelang es nun diesen Männern, das Volk zu beruhigen. Die voreilige Erhebung hatte ein Ende. Die Franzosen von Finckh kehrten zurück und warfen nun von Finckh und von Berger vor, daß sie ^ den Aufstand nicht mit Gewalt niedergeschlagen, sondern die Ruhe mit von Berger > ^ent deutlichen Hinweis auf die alte Landesherrfchaft wiederhergestellt hätten. Der General Vandamme ließ sie nach Bremen bringen und erschießen, und die Bevölkerung wurde von nun an als besonders wider- spenstig von den französischen Behörden nur noch mehr bedrückt. Rückkehr des Erst nach der Schlacht bei Leipzig kehrte Herzog Peter, mit großem Herzogs aus Jubel begrüßt, nach Oldenburg zurück. Die alten Beamten und Ver-Rußland tretet: der Bürgerschaft huldigten ihm aufs neue. Der Eindruck, den 27.November ^ ^^vann, war traurig: fein Schloß war verwüstet, die Finanzen 181des Staates und der Gemeinden waren zerrüttet, die Bevölkerung der nördlichen Hälfte des Herzogtums ausgeplündert und verarmt. Der Süden, der zum Arrondissement Quakenbrück geschlagen war, hatte ein besseres Los gehabt. Es gab also sehr viel zu tun, und fofort machte er Infanterie- sich an die Arbeit. Er begründete das oldenburgische Infanterieregiment, regiment aber es wurde für den Feldzug von 1814 noch nicht marschbereit, begründet Der Wiener Kongreß brachte ihm dann eine bittere Enttäuschung. Wiener Zwar hatte ihm der Zar Alexander schon Jeverland geschenkt, aber statt Kongreß eines in Aussicht gestellten Gebietszuwachses in der Nähe wurde ihm nun 1814—1815 für die Leiden der Franzofenzeit das ferngelegene Fürstentum Birkenfeld Birkenfeld an zugewiesen. An dem Großherzogstitel, den ihm der Zar, gewissermaßen Oldenburg zur Entschädigung für diese Enttäuschung, verschaffte, hatte der Herzog keine Freude, er blieb fein Leben lang, was er war; erst sein Sohn Paul Friedrich August nahm den Titel an. Nachdem die oldenburgischen Truppen sich an dem Feldzuge von 1815 im Festungskriege rühmlich beteiligt hatten, ohne freilich Gelegenheit zu halten, in der Schlacht bei Belle Alliance unter Blücher mitzukämpfen, trat Oldenburg in den Deutschen Bund ein. Da Frankreich sich nach dem endgültigen Friedensschluß bereit erklärt hatte, den Völkern Europas für die ungeheuren Kosten, welche Französische Napoleons Gewaltherrschaft verursacht hatte, eine Entschädigungssumme Ent- zu zahlen, so meldete Oldenburg einen Verlust von mehr als zwei Milli-schädigungs- onen Rt. an; denn auch das Fürstentum Lübeck hatte zuletzt durch Davoust gelber tmn Hamburg aus noch sehr gelitten. Herzog Peter erhielt aber für feine

8. Oldenburgische Geschichte für Schulen - S. 12

1913 - Oldenburg : Schmidt
12 Oldenburgische Geschichte für Schulen. § 9. Die Grafen Moritz, Dietrich und Christian. Die Grafen Unter Gras Konrads Ii. Sohn Moritz, der mit feinen Vettern Moritz. Dietrich und Christian zusammen regierte, trat der alte Gegensatz zur Dietrich und Stadt Bremen stärker hervor. Da sie sich nicht scheuten, in Ermangelung 140^-1440 ein6r ei0enen $totte ^ch der Vitalienbrüber zu bebienen, so beschloß der ' 1,1 Rat, den Handel des Kaufmanns durch weitgreisenbe Maßregeln zu schützen. Die Kirche von Esenshamm, die wie artbere friesische Gotteshäuser zu einem Raubhause gemacht worben war, würde erstürmt, Varel, das den Grafen gehörte, überfallen und in Asche gelegt und dann in kurzer Zeit bei Atens Friedeburg in Butjabingen die starke Friebeburg gebaut. Es war klar, daß die erbaut Grasen von Dlbenburg bies nicht ruhig mit ansehen konnten. Sie hatten 1407 aber kein Glück. Junker Christian, der eine Abteilung gegen die Bremer führte, versäumte die nötige Vorsicht, er würde gefangen genommen und in den Botenkeller des soeben erbauten Rathauses gesperrt. Seine Frei- Land Würden Fassung konnte nur baburch erreicht werben, daß die Grasen Land Würben verpfändet an Bremen verpsänbeten. So besaß die Hansestabt das ganze Gebiet an 1408 der Wesermünbung. Dude und Aber der Amtmann der Friebeburg mußte auf seiner Hut sein. In Gerhard der Nacht vom 25. zum 26. September 1418 brangen Dube und Gerolb Lnbben Lubben, die Sohne Dube Lubbens, den die Bremer aus Stablanb ver-1418 trieben hatten, heimlich mit ihren Mannschaften in die Burg ein. Ein heftiger Kampf tobte balb barauf im Hos, sie suchten die Bergsriebe und das Steinhaus mit Sturm zu nehmen, aber die Besatzung hielt staub, und ein Hagel von Geschossen, Steinen und Holz prasselte aus die Ein-bringlinge nieber. Der Kamps bauerte die ganze Nacht durch bis an den Morgen ohne einen anberen Erfolg, als daß der tapfere Schloßhauptmann Arnb Balleer, der sich von oben zu weit vorgewagt hatte, erschossen würde. Da kam den Belagerten beim Morgengrauen unerwartete Hilfe. Die Lanbwürbener hatten das nächtliche Schießen gehört, rüsteten sich und setzten eilig über die Weser. Kanin hatten Dube und Gerolb ihre Ankunft bemerkt, so stürzten sie mit allen ihren Leuten aus die Brücke los, um das Freie zu gewinnen. Aber hier stemmten sich ihnen die Würbener entgegen, die Besatzung der Friebeburg brach aus, und die ganze feindliche Mannschaft würde mit den Führern gefangen genommen. Dube und Gerolb ßubben würden nach Bremen geführt, unter dem Galgen geköpft, ihre Leichen aufs Rab geflochten und die Köpfe barüber aufgesteckt. Die Sage spann biefes Ereignis weiter. Es würde erzählt, Gerolb habe den Kopf feines enthaupteten älteren Brubers aufgehoben und geküßt und baburch auch den Rat gerührt; er sollte begnabigt werben, wenn er eine Bremerin heiraten und sich in Bremen nieberlassen wollte. Aber er wies das Anerbieten zurück und ließ sich lieber auch den Kops abhauen.

9. Oldenburgische Geschichte für Schulen - S. 18

1913 - Oldenburg : Schmidt
18 Oldenburgische Geschichte für Schulen. Übernahme großer Mut gehörte. „In hopen ik lebe — Jk bheghere im ghenoghen" lautet die Inschrift feines kostbaren Trinkhorns. Zuletzt trieb ihn die Unruhe wieber auf die See hinaus und dann zu einer Wallfahrt zum Grabe des heiligen Jakobus im spanischen Compostela. Auf der Wras Gerd f Rückkehr starb er, fromme Brüber bestatteten ihn auf Frankreichs Erbe 1500 im Stäbtchen Pont Saint Esprit am Rhonestrom, wo ihm fein Sohn Graf Johann einen Grabstein fetzen ließ. Die Stätte ist berfchollen, der Sturm der französischen Rebolution hat sie berwüitet, von dem Gotteshaus, wo er wahrscheinlich feine Ruhe enbtich gefunben hat, ragen nur noch einige Bögen im gotischen Stil zum Himmel empor. § 11. Graf Johann V. ^ofjann V. Gras Johann, „stark den Libe und ßebenbe und schon dem Singe-1482—1526 sichte", wie ihn eine alte Chronik zeichnet, muhte an der Seite des säumigen, schwerfälligen Alf, des regierenben Grafen, zunächst manchen Dingen, die ihm nicht gefielen, untätig zuschauen, bis es nicht mehr ging. Nachbem er den Bmber, der das Unglück hatte, in einer Fehbe mit Ostfrieslanb gefangen genommen zu werben, herausgehauen hatte, schloß er mit biefem Nachbar Frieden und sicherte Oldenburg die friesische Webe. Mehr und mehr trat er nun neben Alf Herbor, bis er ihn aus der leitenben Stellung 1495 berbrängte und die Regierung allein in die Hand nahm. Seine Schwester Heilwig heiratete Ebe Wimmefm Ii. von Jeberlanb. Als beibe gestorben waren, wollte er als Vonnunb den Kindern gegen Graf Ebzarb von Ostfrieslanb ihr Erbe sichern, konnte es aber nicht Hinbern, daß nach Junker Christophs Tode Jeberlanb unter Graf Ebzarbs Einfluß geriet; Fräulein Maria hat sich später ihre Selbstänbigkeit allein gewahrt. Der Reichsgebanke, wie ihn Kaiser Max I. bertrat, ließ Graf Johann böllig kalt. Dem burgunbifchen Haufe wollte er dem Vertrage feines Vaters gemäß wohl Dienste leisten, aber den Ansprüchen des Reiches, das sich um Otbenburg in feiner Not nicht gekümmert hatte, fetzte er zähen Wiberftanb entgegen. Unter Kaiser Max kam er bamit noch durch, aber Karl V. zwang ihn durch die Reichsacht, den Gebanken an feine „Kaiserfreiheit" fallen zu lassen und zu den allgemeinen Lasten des Reiches beizutragen. Wie fein Vater war Graf Johann eine kampfesfrohe Natur von lebhaftem Temperament. Sein Schwert faß aber boch fester in der Scheibe, Feinde ringsum zu haben, liebte er nicht. Eher fetzte er mit feinen „gefchwinben Schriften" manchen Gegner in Verlegenheit. Von dem Stäbtehaß des Vaters und feiner unbesonnenen Politik war er weit entfernt. Nach den Lehrjahren, in benen er die Überlegenheit des Bifchofs Heinrich von. Münster zu fühlen hatte, faßte er als fein bornehmstes Ziel die Eroberung

10. Oldenburgische Geschichte für Schulen - S. 20

1913 - Oldenburg : Schmidt
20 Oldenburgische Geschichte für Schulen. Während in den Nachbarstaaten adelige Landstände an der Regierung teilnahmen, war in Oldenburg auch davon unter Johann V. keine Rede. Gerade dieser Gras hat besonders viel dazu beigetragen, den Adel durch Ankauf seiner Güter noch weiter herabzudrücken. Die Mittel dazu standen ihm reichlich zur Verfügung. Denn der Friede war in das Land eingezogen, und durch umfangreiche Eindeichungen in Großenmeer und Moorriem bis nach Ovelgönne und die Abgaben der dort eingesetzten Meier, ferner durch die Steuern der neuen Provinzen Stadland-Butjadingen und Land Würden hob der Graf seine Finanzen. Als ein sparsamer, umsichtiger, starker Herrscher und gereifter Staatsmann, der seinen Söhnen den Staat neugestärkt hinterließ und die Wege zu weiteren Fortschritten wies, stand Gras Johann V. an der Schwelle der neuen Zeit. Er konnte mit Befriedigung auf sein Lebenswerk zurücksehen, er hatte seinen Staat wieder hochgebracht, die Rüstringer unterworfen und die Hoheitsgrenze bis an die Deiche der Unterweser vorgeschoben. § 12. Die Zeit der Reformation. Gras Zunächst übernahm Johann Vi. als ältester Sohn die Regierung Johann Vi. und suchte sie im Sinne des Vaters weiterzuführen. Aus dem Reichstag 1526—1529 zu Speier ließ er den für die Protestanten ungünstigen Reichsabschied unterschreiben, er widerstrebte der weiteren Ausbreitung der Reformation und der Einziehung des Kirchengutes, und von einer Verbindung mit den Cirksena in Ostfriesland durch eine Doppelheirat wollte er nichts wissen. Den Fortschritt der Zeit vertraten aber seine beiden jüngeren Brüder, der Propst Christoph und Junker Anton. Sie drängten vorwärts, Johann dankte ab und üb erließ dem jüngsten Bruder die Regierung. Das hat ihm nachher bitter leid getan. Grasantonl. Gras Anton I. zeigte aus der Stelle, wie der Regierungswechsel 1529—1573 gemeint war. Bald nach dem Thesenanschlag war Luthers Lehre auch in Die die Grasschaft Oldenburg eingedrungen, schon um 1524 hörten die Wall-Reformation fahrten zum Muttergottesbilde in Wardenburg auf, und der lutherische Katechismus wurde gleich nach seinem Erscheinen in den Kirchen und Schulen des Landes gelehrt. Eifrige Vertreter fand die Reformation bald in Zwischenahn, Edewecht, Esenshamm und Rodenkirchen. In Oldenburg trat Umme Jlksen, der in Wittenberg zu den Füßen Luthers gesessen hatte, mit Begeisterung für die neue Lehre ein, die sich seit dem Regierungs- wechsel rasch über das ganze Land verbreitete. Graf Anton zog sogleich Kloster Rastede das alte Benediktinerkloster Rastede ein, der Abt und die Mönche wurden eingezogen üu| Jahrgelder gestellt und der reiche Besitz dem Grasen Christoph, der 15"!) bort seinen Wohnsitz nahm, aus Lebenszeit überlassen. Das alles mußte ohne Aufsehen in die Wege geleitet werben. Denn man wollte Kaiser
   bis 10 von 46 weiter»  »»
46 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 46 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 2
2 1
3 1
4 2
5 21
6 0
7 0
8 0
9 0
10 8
11 0
12 7
13 4
14 0
15 1
16 2
17 0
18 0
19 0
20 0
21 0
22 0
23 0
24 4
25 2
26 2
27 1
28 7
29 0
30 0
31 2
32 1
33 5
34 3
35 0
36 12
37 25
38 0
39 10
40 1
41 0
42 0
43 0
44 0
45 2
46 2
47 2
48 0
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 7
2 0
3 0
4 1
5 0
6 0
7 2
8 3
9 5
10 0
11 0
12 2
13 1
14 0
15 2
16 3
17 23
18 0
19 12
20 3
21 0
22 1
23 4
24 0
25 0
26 1
27 0
28 8
29 2
30 0
31 0
32 5
33 0
34 3
35 1
36 4
37 3
38 1
39 5
40 1
41 3
42 1
43 2
44 3
45 5
46 1
47 0
48 0
49 0
50 0
51 1
52 0
53 0
54 5
55 0
56 0
57 13
58 0
59 1
60 0
61 0
62 0
63 0
64 0
65 0
66 2
67 0
68 7
69 1
70 0
71 5
72 4
73 0
74 0
75 1
76 4
77 10
78 2
79 1
80 0
81 0
82 2
83 0
84 0
85 0
86 2
87 6
88 1
89 0
90 2
91 6
92 4
93 0
94 18
95 0
96 1
97 0
98 5
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 5
1 2
2 1
3 1
4 1
5 9
6 0
7 9
8 0
9 4
10 1
11 1
12 9
13 6
14 0
15 0
16 0
17 15
18 1
19 1
20 0
21 2
22 0
23 0
24 0
25 12
26 7
27 0
28 1
29 5
30 3
31 6
32 0
33 39
34 7
35 2
36 0
37 0
38 83
39 8
40 2
41 4
42 0
43 3
44 1
45 0
46 1
47 0
48 0
49 8
50 18
51 8
52 5
53 0
54 6
55 2
56 1
57 0
58 3
59 20
60 10
61 17
62 5
63 0
64 4
65 35
66 1
67 4
68 0
69 10
70 0
71 5
72 9
73 1
74 0
75 1
76 0
77 0
78 1
79 1
80 2
81 31
82 17
83 0
84 0
85 0
86 1
87 0
88 1
89 1
90 0
91 5
92 8
93 0
94 3
95 0
96 0
97 48
98 6
99 9
100 27
101 0
102 13
103 1
104 0
105 0
106 3
107 0
108 2
109 1
110 4
111 5
112 2
113 0
114 11
115 1
116 2
117 3
118 1
119 5
120 0
121 6
122 0
123 3
124 2
125 4
126 0
127 3
128 0
129 6
130 0
131 7
132 0
133 1
134 0
135 0
136 10
137 0
138 0
139 2
140 4
141 1
142 8
143 2
144 4
145 9
146 0
147 2
148 1
149 0
150 1
151 15
152 5
153 0
154 1
155 6
156 5
157 9
158 0
159 2
160 0
161 4
162 0
163 0
164 0
165 4
166 4
167 2
168 1
169 5
170 1
171 2
172 5
173 9
174 33
175 7
176 0
177 15
178 0
179 5
180 0
181 0
182 12
183 23
184 0
185 0
186 0
187 0
188 5
189 0
190 0
191 5
192 0
193 0
194 2
195 1
196 12
197 0
198 0
199 4