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1. Deutsche Geschichte von 1519 bis 1871, Übersicht über die württembergische Geschichte - S. 29

1909 - Bamberg : Buchner
Karl V. 29 Sieg der deutschen Libertt der Allgewalt Kaiser Karls V. gegenber bedeutete, dessen verfassungswidriges Vorgehen gegen Wirtemberg auch die katholischen Fürsten nie gebilligt hatten, sondern auch einen Sieg der Re-formation, insofern als Ulrich in seinem Lande sofort den neuen Glauben einfhrte. Aber noch weitere Siege hat die Reformation aus dieser Zeit zu verzeichnen: sie fate Fu in sterreich und Ungarn; in Pommern und Anhalt (1534); im Herzogtum Sachsen (1537), der bisherigen Hochburg des alten Glaubens; in Kurbrandenburg (1539); selbst in Kurmainz und im Erzstift Magdeburg. Nur Braunschweig hielt unter den Nordstaaten noch am Katholizismus fest. Andrerseits nherte sich der (katholische) Kurfürst von Trier den Schmalkaldenern aus Furcht, der Kaiser mchte sein Land der Habsburgischen Hausmacht einverleiben. berhaupt schart sich jetzt um den deutschen Protestantismus alles, was gegen das Weltkaiserwm Front gemacht hat. Die christlichen Staaten West-europas (des alten Westroms) sind selbstndig geworden und wollen nichts mehr vom rmischen Imperium und seiner Schirmvogtei der die Kirche wissen. Die ltere Ordnung des Reichs erschien ihnen jetzt nicht mehr als Wohltat, sondern als Plage, ja als ein Unrecht. Demgegenber mute auch der letzte groe Versuch des an sich klugen und charaktervollen Papstes Paul Iii. (folgte auf Clemens Vii. im Jahre 1534), durch ein allgemeines Konzil die Einheit des Glaubens wiederherzustellen und die werdende nenekirche nochmals der alten einzuordnen und so den konfessionellen Zusammenhang der christlichen Kulturwelt aufs neue zu begrnden, vergeblich sein. Wenn es auch bei Luther feststand, da der Papst ein Konzil berufen knne, und da man eine Einladung nicht ohne weiteres ablehnen drfe1, (wie er denn schon evangelische Bekenntnisartikel fr den Gebrauch auf diesem geplanten Konzil entworfen hatte, die sogenannten Schmalkaldischen), so lag doch die Unmglich-feit einer religisen Vershnung auf der Hand. Das Konzil kam zwar zu-stnde, wurde jedoch nach erfolglosen Verhandlungen auf unbestimmte Zeit vertagt (1539). 14. Infolgedessen sah sich der Kaiser wieder auf sich selbst gestellt und mute, wenn er wollte, die religise Frage von sich aus lsen. Er ganze Land, das ihm nun Ferdinand, der keine andre Wahl hatte, im Vertrag von Kaden als sterreichisches Afterlehen, jedoch mit Sitz und Stimme auf dem Reichs-tag berlie. 1 Luther (der Gebannte) wurde zu dem Konzil, das zu Mantna 1537 er-ffnet werden sollte, schon 1535 durch einen ppstlichen Legaten persnlich eingeladen mit dem Versprechen, der Papst werde ihm (dem Gechteten) vom Kaiser freies Geleit auswirken. 295

2. Deutsche Geschichte von 1519 bis 1871, Übersicht über die württembergische Geschichte - S. 39

1909 - Bamberg : Buchner
Karl Y. 39 aufgefhrten Gebude. Der Hofstaat des Exkaisers bestand aus mehr als fnfzig Personen. Er starb im Jahre 1558 als der Mte^Mmlerlm 1558 Kaiser. Denn sein Grundgedanke war die Wiederherstellung der alten weltherrschaftlichen Stellung des Kaisertums gewesen, und an diesem zh und gewissenhaft festgehaltenen Gedanken ist er auch gescheitert. Da er mit klarer Folgerichtigkeit die Uberzeugung gewonnen hatte, da die notwendige Voraussetzung des Imperiums die Einheit der abendlndischen Kulturwelt, und da diese Einheit ohne die groe, ungeteilte Kirche undenkbar sei, so hat er von seinem mittelalterlichen Standpunkt aus ganz mit Recht alle Anstrengungen gemacht, diese kirchliche Einheit und mit ihr ihre Spitze, das Papsttum, zu erhalten, wenn er auch den Papst als italienischen Fürsten zeitweilig bekmpfte. Aber weil Karl V. zu tief in der mittel-alterlichen Weltauffassung wurzelte und bersah, da sich seit Karl dem Groen die Zeiten gewaltig gendert hatten, so verstand er es auch nicht, wie einst Konstantin d. Gr., den neuen Glauben und die neue Weltanschauung fr seine Zwecke auszuntzen. Nie ist es Karl V. in den Sinn gekommen, mit Hilfe der deutschen Glaubens- und Bauernrevolution das ihm unbequeme und immer mchtiger werdende Landesfrstentum einzuschrnken und etwa einen deutschen Einheitsstaat mit gleichem Recht und gleichem Glauben, mit Ma- und Mnzeinheit aufzurichten, um dann mit den reichen Machtmitteln eines solchen Nationalstaats seine Gegner im Westen und Osten dauernd zu schwchen. Hat so Karl V. rckwrtsschauend sein Ziel ver-fehlt, seine Zeit nicht verstanden und den Beinamen des Groen verscherzt, so hat er doch fr alle Zeiten eine weltgeschichtliche Tat vollbracht, indem er dem groen Ketzer seiner Zeit das Wort des freien Geleites gehalten und ihn nicht, wie es ein Sigismund machte, dem Scheiterhaufen ber-antwortet hat Kapitel 80. Ferdinand I. (15581564.) Maximilian Ii. (15641576.) 1. Tatschlich hatte Ferdinand I. die Reichsangelegenheiten schon seit 1552 geleitet, in aller Form wurde er aber erst 1558 zum Kaiser erwhlt, nach-dem er sich ausdrcklich fr die Aufrechterhaltung des unter seiner Reichsverweser-schaft zustande gekommenen Augsburger Religionsfriedens verbrgt hatte. Weltpolitik 305

3. Deutsche Geschichte von 1519 bis 1871, Übersicht über die württembergische Geschichte - S. uncounted

1909 - Bamberg : Buchner
C. C. Bchners Verlag, Bamberg. Die Kleinwelt f Zeitschrist der Deutschen mikrologischen Gesellschaft zur Verbreitung wissenschaftlicher Bildung Herausgegeben von N. Ls. Francs-Mnchen Jhrlich mindestens 8 Hefte und mindestens 1 Sondergabe. Preis M 4.. Mitglieder der D- M. G. (Jahresbeitrag M 4.) erhalten die Zeitschrift und die Sondergaben als ordentliche Verffentlichung der Gesellschaft ohne weitere Kosten. Porto fr direkte Zusendung M .60. Proben Ummern kostenlos. Die Deutsche mikrologische Gesellschaft (Sitz Mnchen) hat seit 1. April 1909 Vereinsverfassung und bietet ihren Mitgliedern gegen einen Jahresbeitrag von M 4. 1. die reichillustrierte gemeinverstndliche Zeitschrift Die Kleinwelt mit Anleitungen zu mikroskopischen Arbeiten fr Anfnger und Fortgeschrittene und Berichten der die Fortschritte auf dem Gebiet wissenschaftlicher Mikrologie. Auerdem jhrlich 2 Beilagen (Bestimmungswerke und Mono-graphien erster Autoren). 2. Unentgeltliche Bentzung der bereits der 1000 Nummern zhlenden mikrologischen Zentralbibliothek in Mnchen. 3. Lehrkurse fr Anfnger und Fortgeschrittene durch Universittsdozenten und erste Fachmnner, ferner Arbeitspltze im Biologischen Institut der Gesellschaft zu Mnchen gegen geringes Honorar (bei weiterem Wachstum der Gesellschaft unentgeltlich). 4. Wissenschaftlichen Rat, Bestimmungen, Prparate und Materi altausch. 5. Wichtige Vergnstigungen bei mikrologischen Firmen. Mitglieder der D. M. G. erhalten von den bedeutendsten mikrologischen Firmen Instrumente zu geringen Teilzahlungen. Korrespondierendes Mitglied kann jeder nach ernster Natur-bildung Strebende werden. Anmeldungen befrdert jede Buchhandlung. Wo eine solche nicht erreichbar, sind Anmeldungen an die Zentralstelle des Vereins, Biologisches Institut Mnchen, zu richten, die auch nhere Ausknfte erteilt. Die Geschftsstelle befindet sich bei C. C. Buchners Verlag in B amberg. Zu beziehen durch alle Buchhandlungen.

4. Deutsche Geschichte von 1519 bis 1871, Übersicht über die württembergische Geschichte - S. 47

1909 - Bamberg : Buchner
Ferdinand Ii. 47 ging darauf ein, was einen Brnch der Reichsverfassung bedeutete. Zu gleicher Zeit versicherte sich Max der Gelduntersttzung der Kurie und der Neutralitt Kursachsens. Und nun rckte Tilly in Bhmen ein. Im Verein mit den Kaiserlichen unter Bouquoi schlgt er vor den Mauern Prags auf dem Weienberg die Bhmen (8. November 1620). Flucht 1620 des Knigs und grausame Rache des Kaisers an den Bhmen. Der Majesttsbrief wird aufgehoben, Bhmen zum Erbknigtum der Habsburger erklrt, das ganze Land katholisch gemacht/ Sodann zahlreiche Hinrichtungen und Einkerkerungen. Alle Rebellen, darunter die Shne der' bedeutendsten bhmischen Abelsgeschlechter, hervorragenbe Brger und Gelehrte, verlieren ihren Besitz, im ganzen einen Wert von 90 Millionen Mark. Der Leibesstrafe entzogen sich zwar bte meisten bnrch die Flucht. Ein gleiches Strafgericht wie der Bhmen ergeht der Mhren und sterreich. Der Exknig Friedrich aber, nun als Winterknig" verspottet, wirb gechtet. 2. Die Vollstreckung der Acht an der Pfalz hatte die Verlegung des Kriegsschauplatzes borthin zur Folge. Von den Nieberlanben zog ein Heer unter Spmola heran, von Bhmen her Tilly. Aber die Union lie auch jetzt Friedrich im Stich, ja sie lste sich zum Gesptt von ganz Deutschland auf (April 1621). Nur brei Männer nahmen sich des Flchtlings an: Ernst von Mansfelb, Christian von Braunschweig und der Markgraf Georg Friedrich von Baden-Durlach. Zusammen verfgten sie der 50000 Mann. Tilly wirb zwar bei Wiesloch von Mansfelb besiegt (April 1622), bringt es aber fertig, seine beiben andern Gegner getrennt zu schlagen: den Markgrafen bei Wimpfen (Mai 1622) und den Braunschweiger bei Hchst a. M. (Juni 1622). Mansfelb trat dann in hollnbische Dienste, der Markgraf war bei Wimpfen gefallen (Sage vom Opfertob der 400 Pforzheimer), und Christian von Braunschweig nach Niebersachsen zurckgekehrt. Die Kurpfalz war nun voll-stnbig in der Hattb Maximilians von Bayern und wrbe ihm, Mchst aus Lebenszeit, bertragen (1623). 3. Auch dieser zweite Teil des Kriegs hatte mit einem Erfolg des Kaisers geendet. Da aber die Begleiterin der katholischen Siege die Gegen-resormation war, so befrchtete man nun namentlich in Norddeutschland die Rekatholisierung der Bistmer, die Verjagung ihrer protestantischen Administratoren, und ihre Ersetzung durch katholische Kirchenfrsten. Dies aber bedeutete eine erhebliche Schwchung des Protestantismus und der deutschen Libertt und zugleich eine Erhhung der kaiserlichen Macht. 313

5. Deutsche Geschichte von 1519 bis 1871, Übersicht über die württembergische Geschichte - S. 54

1909 - Bamberg : Buchner
54 Neue Geschichte. auch Frankreich auf den Plan. Richelieu erklrte zwar den Krieg nicht offen, aber er schlo mit Schweden einen Vertrag (28. April 1635), gemeinsam mit den sddeutschen Protestanten den Kaiser zu bekmpfen und blo gemeinsam Frieden zu schlieen. So hatten nun die protestantischen Schweden ihre abgefallenen norddeutschen Glaubensgenossen zu zchtigen (Bauer, Torstenson), die katholischen Franzosen aber im Verein mit den sddeutschen Protestanten (Bernhard von Weimar in franzsischen Diensten; Gnebriant, Turenne, Conds) zu bekriegen die Liga und den Kaiser. Der Kriegsschauplatz umfate von 1635 an gleichzeitig ganz Deutschland, das nun von Freund und Feind aufs allereutsetzlichste ausgeraubt und verwstet wird. Das Kriegsglck schwankte hin und her, und Kaiser Ferdinand Ii. sah das Ende des Kampfes nicht mehr. Er erlebte noch die Niederlage seines und des schsischen Heeres bei Wittstock (i. d. Priegnitz) durch Baner (Oktober 1636), sowie die Wahl seines Sohnes Ferdinand zu seinem Nachfolger (Dezember 1636) und starb dann, schon lnger leidend, nicht ganz 60 Jahre alt, Mitte Februar 1637. In seinem Testament ver-fgte er die Unteilbarkeit smtlicher Erblnder und begrndete so dauernd die sterreichische Gesamtmonarchie, wenn er sie zunchst auch in einem Zustande heilloser Miwirtschaft zurcklie. Kapitel 83. Ferdinand Iii. (16371657). 1. Ferdinand Iii. war mit den Wirren, die er beilegen sollte, groß geworden: das Grndungsjahr der Union (1608) war sein Geburtsjahr. Mochte er auch noch migere Fhigkeiten als sein Vater aufweisen: in einem Punkte war er ihm berlegen er war sparsam, machte der unsinnigen Verschwendung am Hofe ein Ende und entzog den Jesuiten jeglichen Einflu auf die Staatsgeschfte. Beim Tod seines Vaters befand er sich in Regensburg zur Feststellung des nchsten Feldzugs-Plans. Er gab nun sein Kommando ab und reifte unverzglich nach Wien. Den Oberbefehl der die kaiserlichen Truppen bernahm sein Bruder Leopold, ein Kirchenfrst von erst 21 Jahren, der, ohne je die Wethen empfangen zu haben, bereits Erzbischof von Magdeburg und gleichzeitig Bischof von Paffau, Straburg, Halberstadt, Breslau und Olmtz war. Zum Leiter feiner Politik ernannte Ferdinand Iii. den klaren, rechtlichen und arbeitsamen Grafen Tranttmansdorff. Noch im Jahr 1637 wurde 320

6. Deutsche Geschichte von 1519 bis 1871, Übersicht über die württembergische Geschichte - S. 13

1909 - Bamberg : Buchner
Ueue Geschichte. Vi. Abschnitt. Neuere deutsche Geschichte vom )ahr bis zum Jahr \8\5. I. Reformation und Gegenreformation. Kapitel 79. Karl Y. (15191556.) ! Eine ungeheure Unruhe hatte sich infolge von Luthers Auf-treten der ganzen deutschen Nation bemchtigt. Man fhlte den nnver-meidlichen Zusammenbruch des Alten, und siegreich erhob die neue Richtung ihr Haupt. War man schon auf politischem Gebiet mit dem Grundsatz der Selbstherrlichkeit der einzelnen Territorien durchgedrungen, so da dieselben nunmehr der Autoritt des Kaisers gegenber fast unabhngig da-standen, so hatten die Humanisten fr das geistige Leben den Grundsatz der Selbstbestimmung des einzelnen Menschen in Sachen des Denkens und Forschens der Autoritt der Kirche gegenber aufgestellt. Luther aber war noch einen Schritt weiter gegangen als sie, indem er ihre Anschauungen auf das religise Leben bertrug und auch in Sachen des Glaubens und Gewissens den Grundsatz der Freiheit jedes Christenmenschen der Autoritt der Kirche gegenber zur Geltung brachte. Also auf allen Gebieten Bruch mit der mittelalterlichen Weltanschauung, Losschluug vom rmischen Uni- 279

7. Deutsche Geschichte von 1519 bis 1871, Übersicht über die württembergische Geschichte - S. 15

1909 - Bamberg : Buchner
Karl V. 15 zuzulassen, das hatte sich der schweigsame Jngling zu seiner Lebensauf-gbe gemacht. Auf die Verhltnisse in Deutschland angewandt hie dies allerdings gegen den Strom schwimmen wollen, wie es umgekehrt von uu-berechenbarer Bedeutung fr die Zukunft des deutschen Volkes gewesen wre, wenn sich Karl V. an die Spitze der durch Luther hervorgerufenen Bewegung gestellt htte. Es wre dann gewi zu einer einheitlichen und mchtigen Gestaltung des Vaterlandes in Glauben und Verfassung ge-kommen. Allein seine ungeheure Weltmachtstellung und seine spanische, streng altkirchliche Erziehung hinderten den Kaiser, sich in den Dienst der deutschen Sache zu stellen, wenn er auch ihren Fortgang nicht hindern konnte. Seine oft jahrelange Abwesenheit vom Reich und seine auswrtigen Kriege, die Folge der von ihm betriebenen Weltpolitik, machten es ihm unmglich, seine ganze Kraft gegen die ihm verhate deutsche Bewegung einzusetzen, und zwangen ihn, ihr sogar Zugestndnisse zu machen, ^mmer-hin aber bewirkte die Haltung des Kaisers, da die Bewegung nicht ein-heitlich verlief, fondern im Unfrieden endete. 4. Noch bevor Kaifer Karl V., der dringenden Aufforderung der Fürsten nachkommend, in Deutschland zur Krnung erschienen war (Oktober 1520) und seinen ersten Reichstag nach Worms ausgeschrieben hatte, war Luther auf seiner Bahn weitergeschritten. In seiner Flugschrift an den christlichen Adel deutscher Nation von des christlichen Standes Besserung" (1520) hatte er schonungslos alles das enthllt, was deutsche Gutmtigkeit an Unwrdigem in den letzten Jahrhunderten durch Rom er-duldet habe, um noch obendrein von Rom verhhnt zu werden. Dies, mit zndender Beredsamkeit vorgetragen, mute das Nationalgefhl tief auf-regen und die Reformation in eine revolutionre Strmung hineintreiben. Mit dem Schmerz eines Christen und dem Zorn eines Deutschen handelte er hier nochmals der den Abla und verlangte, da alle ppstlichen Ge-sandtschasten mit allem, was sie zu verkaufen htten, aus dem Land gejagt werden sollten. Ferner solle man die ppigkeit des ppstlichen Hofes beschrnken; die Aussaugung des Volkes durch die papstliche Habgier verhindern; den Eid der Bischfe in die Hand des Papstes abschaffen; die Zahl der Bettelmnche vermindern; die Priesterehe wieder zulassen; sich mit den Husiteu ausshnen; das Universitts-studium und den Volksunterricht besser gestalten. So war diese Schrift in der Tat eine Lossage von Rom und ein Aufgebot des Volks. Das Trompetensignal zum Angriff" nannte sie ein Zeitgenosse Luthers. Gleich darauf (noch im selben Jahr 1520) forderte Luther in feinen Schuften 281

8. Deutsche Geschichte von 1519 bis 1871, Übersicht über die württembergische Geschichte - S. 16

1909 - Bamberg : Buchner
16 Neue Geschichte. von der babylonischen Gefangenschaft der Kirche" und von der Freiheit eines Christenmenschen" die Einfhrung des Abend-mahls unter beiderlei Gestalt oder den sogenannten Laienkelch; ferner die Beschrnkung der Sakramente auf Taufe, Bue und Abendmahl und die Abschaffung des Fastens, Wallfahrens und Mnchwerdens als von Menschen-satzungen, die den Glauben an Christus nicht bedingten; desgleichen ver-langte er die Aufhebung des Unterschieds zwischen Priestern und Laien, da ja alle Christen schon durch die Taufe Priester geworden feien. Daraus aber folgerte er, da auch die Geistlichen der welt-lichen Obrigkeit zu unterstellen seien. Noch ehe man in Rom Kennwis von diesen Schriften voll husitischer Ketzerei" erlangt hatte, war bereits, insbesondere auf das Betreiben Ecks, der selber nach Rom gereist war, die Bulle gegen Luther erlassen worden (15. Juni 1520), die ihn mit dem Kirchenbann bedrohte, wenn er nicht binnen 60 (bezw. 120) Tagen widerrufe. Zugleich erging ein ppstliches Gebot an alle christlichen Obrig-keiten, Luthers Schriften zu verbrennen, ihn selbst zu fangen und nach Rom zu liefern. Eck brachte die Bulle selbst nach Deutschland mit als sein Siegeszeichen. Luther aber antwortete mit einem Feuerzeichen. Nachdem nmlich die Bulle nur in Meien, Mainz, Cln und Lwen, sonst aber nirgends, nicht einmal in Leipzig und Erfurt, Eingang gefunden, man anderwrts ihre Vollstrecker sogar mihandelt, und so ziemlich jeder Bischof aus Scheu vor dem Volk ihre Bekanntmachung abgelehnt hatte1, verbrannte Luther am 10. Dezember 1520 vor dem Elstertor zu Wittenberg, umgeben von Brgern und Studenten, das ihm zugestellte Exemplar der Bulle samt einer Ausgabe des katholischen Kirchenrechts. Das Schicksal dieser Bulle zeigte also deutlich den Stand der Dinge an. Getragen von der Be-geisterung der Jugend und untersttzt durch das einstweilige Stillschweigen seiner Regierung sagte sich Luther feierlich von Rom los. 5. Inzwischen war Karl V. von Spanien her in den Niederlanden eingetroffen, wo sich ihm der ppstliche Legat Ale and er angeschlossen hatte, auf dessen Vortrag hin vom Kaiser wenigstens fr die Niederlande die Verbrennung der Schriften Luthers angeordnet worden war, jedoch 1 Die Bulle machte deshalb einen so schlechten Eindruck in Deutschland, weil in ihr von der Besserung der Schden der Kirche auch nicht mit einer Silbe die Rede war, sondern weil sie sich nur darauf beschrnkte, Luthers Auffassung von der gtt-lichen Stiftung des Papsttums und vom Abla als groartige, anstige Irrtmer zu brandmarken und zu verdammen. Selbst in Bayern war man der die Bulle und ihren Urheber Eck aufgebracht. 282

9. Deutsche Geschichte von 1519 bis 1871, Übersicht über die württembergische Geschichte - S. 19

1909 - Bamberg : Buchner
Karl V. 19 worden. Hier lebte der Mnch als Staatsgefangener unter dem Namen eines Junkers Jrg in ritterlicher Tracht, in Deutschland als Toter schon beweint, in Wirklichkeit aber in stiller Sammlung eifriger und erfolgreicher ^ Arbeit obliegend. 6. Die hchste geistliche und weltliche Gewalt hatten also ver-gebens ihren Machtspruch gegen den Wittenberger Professor ergehen lassen. Zudem starb im Dezember 1521 Papst Leo X., und sein Nachfolger, Hadrian Vi. (15221523)2, von den Ketzereien des Augustinermnchs ebenso berzeugt, wie von der Notwendigkeit einer Reformation, vermochte im Ernste nichts gegen die Zustnde in Deutschland auszurichten. Diese blieben vielmehr fr die nchste Zeit dem guten Willen der Reichsstnde und des Reichsregiments 3 berlassen. Denn der Kaiser hatte alsbald nach dem Wormser Reichstag das Reich verlassen und war nach Spanien geeilt, wo sich während seiner Abwesenheit der Adel und die Städte gegen die knigliche Gewalt aufgelehnt und eine Vermehrung ihrer Rechte erstrebt 1 Die schnste Frucht seiner unfreiwilligen Mue auf der Wartburg war die Verdeutschung des neuen Testaments, herausgegeben 1522. (Spter folgten die Schriften des alten Testaments, und 1534 war die ganze Bibelbersetzung fertig, ein Meisterwerk deutscher Sprache und deutschen Gemts, und die Grundlage der bibelfesten Sprache und Gesinnung vieler Menschenalter.) 2 Vor seiner Wahl Erzbischos von Utrecht und Erzieher Karls V., zuletzt noch Regent von Spanien. Hadrian Vi. war der letzte Papst deutscher Ab-st a m m n n g. 3 Das in Worms eingesetzte Reichsregiment trat sofort nach der Abreise des Kaisers ins Leben. Es sah sich aber einer schwierigen Lage gegenber: dem unaufhaltsamen Fortschreiten der Reformation und dem unaufhaltsamen Vordringen der Trken. Diese hatten unter Sultan Soliman Belgrad erobert (1521). Ein Reichstag zu Nrnberg (1522/23) bewilligte eine Trkenhilfe und wollte der Gelder wegen eine Art Zollverein grnden, d.h. man wollte das ganze deutsche Reichs-gebiet mit einer Zollgrenze umgeben (Nikolsburg-Graz-Tarvis-Jnnsbrnck-Feldkirch-Rheinlauf bis Straburg ^ Metz - Aachen-Antwerpen - Bremen - Hamburg - Lbeck - Frank-furt a. ).). Innerhalb dieses Gebiets sollten alle Zollschranken fallen, dagegen sollte an der Grenze eine Aus- und Eingangssteuer von allen Waren (mit Ausnahme der notwenigsten Lebensmittel) im Betrag von 4% erhoben werden; alle Monopole sollten abgeschafft, und Handelsgesellschaften mit mehr als 50 000 Gulden (nach unseren jetzigen Geldverhltnissen rund 1 Million Mark) Umtriebskapital verboten werden. Am Wider-stand der Städte scheiterte dieser eigenartige Plan. In Sachen der Irefnrmntimi abejajii_jijuj^ trotzdem da der ppstliche Nuntius die Ausfhrung des Wormser Edikts und die Gefangennahme der evangelischen Pre-diger wiederholt gefordert hatte, gegen das feierliche Versprechen, die Kurie werde den tatschlich vorhandenen, tiefen Schden der Kirche abhelfen. Angesichts der Stimmung des Volks, sagte man ihm, sei die Durchfhrung des Wormser Edikts unmglich, und man msse bis zur Einberufung eines Konzils den Predigern gestatten, da sie das wahre, reine, lautere und heilige Evangelium und bewhrte Schrift lehren." 285

10. Deutsche Geschichte von 1519 bis 1871, Übersicht über die württembergische Geschichte - S. 59

1909 - Bamberg : Buchner
Leopold I. Joseph I. 59 mit den Zeiten nach dem Westflischen Frieden. Es war zwax tzyck ziemlich Geld im Umlauf, aber nicht beim Mittelstand, sondern bei der (Sotsotesm, Bern in den langen Kriegsjahren neu entstandenen Militrstand. Hatte sich das Militr schon während des Krieges bereichert1, so wurden ihm beim Friedensschlu vom Reich noch an die 10 Millionen Reichstaler (nach heutigem Geldwert etwa 300 Mill. Mar?) Abfindungsgelder bewilligt, und wenn nun auch unter den zu verabschiedenden Offizieren viele Fremde sich befanden, und ein Teil dieser Gelder somit ins Ausland kam, so blieb doch das meiste im Reich, wo auch verschiedene Auslnder sich dauernd ansiedelten, da man groe Liegenschaften um einen Spott-preis aufkaufen konnte. Stattliche Vermgen sind damals von solchen reichge-wordenen Offizieren in Grund und Boden angelegt worden. sich in- folge des Dreiigjhrigen Kriegs der Gegensatz zwischen Zivu/un8 Mmar zus nchst auf diese pekunire Besserstellung, an die sich aber alsbald auch die gesellschaftliche Bevorzugung anreihte. Nachdem schon die Art und Weise, wie die Reformation in den Territorien eingefhrt und verteidigt worden war, den Fürsten einen Zuwachs an Macht gebracht hatte, so war vollends durch den Verlauf des Dreiigjhrigen Kriegs die Frstengewalt eine unumschrnkte geworden (Absolutismus). Dadurch aber, da sie im Westflischen Frieden als Selbst-Herrscher auf sich selbst gestellt worden waren, sahen sich die souvernen Landes-Herren, die fortan die Schicksale der Völker in ihrer Hand hatten, auch in die Notwendigkeit versetzt, zum Schutze ihrer eigenen und ihres Landes Unabhngigkeit stehende Sldnerheere zu halten, von deren Vorzgen (im Gegensatz zu den nur vorbergehend angeworbenen Landsknechtsheeren) man sich im letzten Krieg durch das Beispiel der Schweden und Franzosen hinlnglich berzeugt hatte. Daher entlieen die deutschen Fürsten, namentlich die Herrscher von sterreich, Branden-brg und Bayern, nach dem Friedensschlu keineswegs ihre smtlichen Sldner, sondern sie behielten auch fr Friedenszeiten verschiedene Truppenteile als den Stamm zu einem stehenden Heere unter den Waffen. Diese Regimenter wurden nach schwedischem Muster uniformiert, gedrillt und nach unten in Bataillone und Kompagnien eingeteilt, nach oben zu Brigaden formiert2. Der Fürst aber kleidete 1 Die schwedischen Generale B an er und Wrangel z. B. hinterlieen (nach damaligem Geldwert) je 1 Million Taler, obwohl sie von Haus aus keineswegs be-gtert waren; und ihr Kollege Knigsmark, der bettelarm in den Krieg gezogen war, schtzte sich nach dem Krieg ans rund 1 xl% Millionen Taler. 2 Vor dem Dreiigjhrigen Krieg gab es in den deutschen Staaten kein Kriegs-Ministerium, keinen Generalstab und auch feine militrischen Rangstufen, wie auch kein einziges deutsches oder sterreichisches Regiment vor dem Jahr 1618 errichtet worden ist. Die meisten der ltesten Regimenter gehen sogar erst auf die Zeit zwischen 1648 und 1700 zurck. Die Kopfzahl des Regiments mit 3000 Mann und seine Einteilung in 3 Bataillone mit je 4 Kompagnien zu je 150 Mann ist auch erst seit dem Dreiigjhrigen Krieg Regel geworden. Als beste Vorschule fr den Krieg galt bis auf weiteres der Krieg selbst. An Gelegenheit hiezu fehlte es nicht. Wer also die militrische Lauf-bahn ergreifen wollte, und dies taten jetzt vorzugsweise wieder die Adeligen (Ritter-stand), der suchte (wie im alten Rom) bei irgend einem berhmten Haudegen unter-zufommen, um unter seinen Augen die Professionen lernen". Ein solcher war z. B. der sterreichische Feldmarschall Gras Eaprra, der von 16311701 Feldzge mitgemacht hat. ^
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