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1. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 93

1911 - Magdeburg : Creutz
Höhen. 93 und den Geiz. (S. Sage S- 102.) In dem Heldenkaiser Wilhelm I. war dem Vaterlande Barbarossa wieder erwacht; denn er schnf dnrch ruhmvolle Siege ein einiges deutsches Kaiserreich. Zum Danke hat darum das deutsche Volk (die deutschen Kriegerverbände) Kaiser Wilhelm dem Siegreichen auf dem Kyffhäuser in unseren Tagen ein herrliches Denkmal erbaut. Es ist neben der alten Vurg Kyffhaufen ganz aus dem Gestein des Kyffhäusers errichtet. Einzelne Teile sind sogar in den Felsen gehauen. Eine halbkreisförmige Terrasse von 100 in Durchmesser umgibt das Denkmal und bildet die Grundfläche. Auf ihr erhebt sich eiue zweite Terrasse. Auf dem fchloßhofartigeu Platze derselben sieht man das Rubegemach Friedrich Barbarossas. Die mächtige Gestalt des alten Kaisers hält den Reichsapfel und das Schwert in den Händen. Breite Treppen führen von hier aus auf die letzte Stufe, auf der sich ein kirchtnrmhoher Ban erhebt (64 m). In der Mitte des Tnrmes befindet sich auf einem Vorsprunge das Reiter- standbild Kaiser Wilhelm I. (9,70 m). Die Kaiserkrone bildet die spitze des Deuk- malturmes. Im Innern des Turmes ist eine große, hellerleuchtete Halle, die als Versammluugssaal dient. Zur Kroue führt eine Treppe hinauf. Von hier aus hat man eine große Fernsicht. Obwohl das Gebirge wasserarm ist, so ist es doch dicht mit Bucheu und Eichen bewaldet. Der Bergzug besteht aus rotein Sandstein, der vielfach gebrochen und zu vortrefflichen Mühlsteinen verarbeitet wird. Der Sandstein schließt zahlreiche versteinerte Holzstämme ein. Der Südabhang des Kyffhäusers schimmert mit feinen weißen Bergkegeln weithin; es sind Gipsfelsen. Gipsberge sind gewöhnlich reich an Höhlen, die wegen der geringen Festigkeit des Gesteins vom unterirdischen Wasser ausgewaschen sind. Auch hier entdeckte man eine größere Höhle, die B a r b a r o s s a h ö h l e (früher Falkenhöhle). An den Wänden und von der Decke hängen zahl- lose Gipsstreiseit, -bänder und -klumpen von wunderlichen Gestalten herab. In den vier Teilen der Höhlen sind neun größere, tiefe Teiche. Die Höhle ist vielleicht die größte und schönste unseres Vaterlandes. Wetter- reget: „Steht Kaiser Friedrich ohne Hut, bleibt das Wetter schön und gut; trägt er einen Degen, so gibt's Regen." b) Die Hainleite, d. h. Hain ^ Wald, Leite ^ Bergrücken. Die Hainleite beginnt am Eichsselder Tore und endet an der Unstrut mit der Höhe der Sachsenburg. Sie ist ein langer Bergzug mit wenigen Einsenkungen. Die Unstrutwipper und die Eisenbahn Erfurt- Nordhausen benutzen diese. Zur Unstrutwipper fällt der waldige Rückeu oft schroff ab. Auf dem rechten Unstrutuser setzt sich der Höhenzug als Schmücke (d. h. sanster Anstieg) und Finne (d. h. Sumpshöhe) fort. Das Durchbruchstal der Unstrut heißt die Thüringer Psorte. Die Finne zieht als breite, waldige Hochfläche (ihr nördlicher Rand wird an- fangs die Schrecke genannt, d. h. steiler Bergzug) bis zur Saale. Die Finne bildet oft liebliche Täler, z. B. bei dem Badeorte Rastenberg. Der Volksmund sagt: „Auf der Finne gibt's große Schüsseln und wenig drinne." e) Die Hörselberge. Die Hörselberge ziehen oft unterbrochen in Gestalt einer Mauer längs der Hörsel nach So. Den Höhepunkt der kahlen Kalkselsen bildet

2. Illustrierte Geographie und Geschichte von Württemberg - S. 25

1901 - Stuttgart : Lung
25 — Heere von 14 00v Mann, das ihm Oberst Phil. Heinr. Rieger auf die gewaltthätigste Weise zusammengebracht hatte, gegen Preußen teilnahm. Diese Armee wurde nun auch nach dem Kriege zum großen Verdruß der Landschaft und des Volkes beibehalten und kostete viel Geld. Unwürdige Räte, Montmartin, Wittleder u. a. m., scheuten sich, um das nötige Geld aufzubringen, auch vor den verwerflichsten Mitteln nicht. Die Landschaftskasse wurde mit Gewalt weggenommen und der fromme Landschaftskonsuleut Joh. Jak. Moser, welcher sich dem widersetzte, auf Hohen twi el fünf Jahre lang gefangen ge- setzt. (Ev. Lesebuch Ii, Nr. 188). Verfassungswidrige Steuern wurden dem Volke auferlegt, der Taba k- und Salzverkauf sowie die Münze wurden verpachtet; das Lotteriespiel wurde eingeführt und die Unterthanen zur Teilnahme daran gezwungen; der Dien st Handel wurde auf die schamloseste Weise betrieben. Jedes Amt konnte man um Geld kaufen. Die Unzufriedenheit mit der Regierung des Herzogs wurde endlich so groß, daß das Land sich beim Kaiser beschwerte, aus dessen Betreiben 1770 ein Vergleich zu staude kam, nach welchem Karl sein Heer aus 4000 Mann verminderte, auch seine sonstigen Ausgaben beschränkte und die alten Rechte und Freiheiten des Landes wieder herstellte. In seinem 50. Jahre ging eine gänzliche Veränderung mit ihm vor. In einer Bekanntmachung, welche von allen Kanzeln verlesen wurde, legte er ein reumütiges Bekenntnis seiner Fehler ab und versprach eine bessere Zukunft. Zu dieser Sinnesänderung trug feine zweite Gemahlin Franziska viel bei. Sie suchte seinen Sinn für Volks- bildung und Volkswohl zu nähren und ist dadurch, wie durch ihre Frei- gebigkeit gegen die Armen, eine Wohlthäterin für Württemberg geworden. Karl richtete jetzt seinen ganzen Eifer auf das Er- ziehuugsweseu und die Pflege der Wissenschaft. Im Jahre 1770 hatte er auf der Solitüde ein Waisenhaus für Soldatenkinder errichtet, das aber schon innerhalb zwei Jahren sich zu einer Akademie erweiterte, die 17 7 5 nach Stutt- gart verlegt und nochmals erweitert, „hohe Karls- schule" genannt und vom Kaiser 1781 zur Universität erhoben wurde. Dieselbe er- hielt bald auch im Auslande einen großen Ruf. Jünglinge aus fast allen Ländern Euro- Pas suchten hier ihre Bildung. ;,i: Friedrich Schiller, der Bildhauer Dannecker und viele andere berühmte Männer, Ge- lehrte, Künstler, Geschäftsmänner und Krieger waren Schüler der- Herzog Karl Laugen.

3. Illustrierte Geographie und Geschichte von Württemberg - S. 18

1901 - Stuttgart : Lung
— 18 — mehrte, gab hin und wieder Anlaß zu Klagen (Erbauung des alten Schlosses zu Stuttgart, der Schlösser zu Göppingen, Kirchheim, Leonberg, Neuenbürg, Schorndorf u. a. m.). Das von ihm gegründete Hüttenwerk Christophsthal trägt heute noch seinen Namen. Thaler von Herzog Christoph 0(554). Württembergische Kupfermünze aus dem Jahre J56^. Wie in Württemberg, so stand Christoph auch im Reich und im Aus lande in großem Ansehen. Von überall suchte mau seinen Rat, und manche wichtige Entscheidung jener Zeit hatte ihn zum Urheber. Viele deutsche Staaten nahmen sich Württembergs Kirchen- und Schul- Wesen zum Vorbild. Ratend und helfend nahm er sich besonders auch der in katholischen Ländern zerstreut wohnenden bedrängten Glaubens- genossen an. Weniger glücklich als in seinem Lande war Christoph iu seinem Hause; denn an seinen beiden Söhnen erlebte er nicht viel Freude. In weiser Fürsorge für das Land, um dessen späteren Rückfall an Österreich zu verhindern, wußte er seinen 57jährigen Onkel Georg noch zu bestimmen, sich zu verheiraten, wodurch iu dessen Sohn (dem späteren Herzog Friedrich I) der Mannesstamm des Hauses Württemberg er- halten blieb. Nachdem Christoph schon länger gekränkelt und das Wildbad wiederholt, zuletzt vergeblich, gebraucht hatte, entschlief er 1568. Seine Beisetzung erfolgte in der Stiftskirche zu Tübingen.

4. Illustrierte Geographie und Geschichte von Württemberg - S. 29

1901 - Stuttgart : Lung
— 29 — Wilhelm rückten unsere Truppen, 24000 Mann stark, in Frankreich ein und kämpften siegreich gegen die Franzosen besonders bei Epinal, Brienne, Monterean und Straßburg (1814 und 1815). Aus dem Wiener Kongresse (1815) wurde zur Sicherheit Deutschlands sowie der einzelnen deutschen Staaten der „deutsche Bund" gestiftet, dem auch König Friedrich beitrat. Während der Verhandlungen mit dem wieder einberufenen Land- tag über eine Verfassung, die der König dem Lande geben wollte, welche aber in der angebotenen Form keine Annahme fand, starb er 1816. Ihm folgte sein Sohn Wilhelm 1 (1816—1864), der Vielgeliebte, dessen Thron- besteigung das Volk mit großem Jubel feierte. Wenige württembergische Fürsten haben so lange, keiner hat so glücklich regiert wie er. Ein ununterbrochener Friede herrschte während seiner ganzen Regie- rnngszeit; meist fruchtbare Jahrgänge erzeugten einen großen Überfluß an allen notwendigen Bedürfnissen des Lebens, und der mächtige Aufschwung in Handel und Gewerbe erhob das Land zu einem nie geahnten Wohlstande. Sofort nach seinem Regierungsantritte wurden alle von seinem Vater mit Unrecht Verurteilten begnadigt. Die übermäßige Strenge, die unter seinem Vater gewaltet hatte, wurde gemildert. Das Militär wurde vermindert, und der frühere Prunk am Hofe wich einer edlen Einfachheit. Die geheime Polizei hörte aus, das Briefgeheimnis wurde streng eingeschärft, und der Landmann wurde von den unter König Friedrich im größten Maßstabe stattgesuudeuen Jagdfronen befreit und gegen den früher oft fehr großen Wildschaden geschützt. Der alte Hüter der Ver- fassung, der Geheimerat, wurde wieder hergestellt und das reiche Kammergnt als Staatseigentum erklärt. Während der Te uer ung und Hungersnot der Jahre 1816 und 1817 erprobte sich in hervorragender Weise die Treue und Fürsorge des Königs und seiner Gemahlin Katha- rina gegeu das Volk. Der naßkalte Sommer des Jahres 1816 ließ die Feldfrüchte nicht zur Reife kommen und der frühzeitige Winter verhinderte das Einheimsen vieler. Die Preise aller Lebensmittel er- reichten daher eine ungeheure Höhe. Die kärgliche Ernäh- rung mit schlechten und uu- natürlichen Lebensmitteln ver- ursachten Siechtum, Wahnsinn und Hungertod. Die Regierung und das Königspaar suchten mit allen Mitteln das Elend unter den Armen zu lindern. Rönig Wilhelm I.

5. Deutsche Geschichte von 1519 bis 1871, Übersicht über die württembergische Geschichte - S. 76

1909 - Bamberg : Buchner
76 Neue Geschichte. ' Zauber der Unbesiegbarkeit ist ihm genommen. Bhmen mute er rumen.1 In Wien war des Jubels kein Ende. Daun hatte sterreich gerettet. Friedrich d. Gr. zog sich wieder nach Sachsen zurck (Sommer 1757), und gleichzeitig wird sein General Lehwaldt von den fnffach berlegenen Russen unter Apraxin bei Grojgerndorf geschlagen (30. August 1757)2. Mittlerweile waren die Schweden in die Ukermark eingefallen; die Kroaten des sterreichischen Generals Hadik brandschatzten Berlin 1757 (Oktober 1757), und die Reichsarmee mit den Franzosen stand bei Erfurt. Alles schien verloren.^ Da gewinnt Friedrich d. Gr. in Eilmrschen Erfurt und vernichtet dann mit Hilfe des Reitergenerals Seydlitz in einer der denk-wrdigsten Schlachten Franzosen und Reichsarmee bei Robach (5. No-vember 1757)3, eilt der Sachsen zurck nach Schlesien und schlgt bei Leuthen die sterreicher unter Karl von Lothringen und Daun vollstndig in die Flucht.4 Ehre und Existenz und auch Schlesien waren 1 Den Rckzug leitete sein nchstltester Bruder August Wilhelm, Prinz von Preußen, doch so ungeschickt, da ihn Friedrich d. Gr. vom Kriegsschauplatz aus nach Hause schickte, was der Prinz so zu Herzen nahm, da er schon nach Jahres-frist vor Kummer starb. Es war der Vater des spteren Nachfolgers Friedrichs d. Gr. 2 Immerhin fgte Lehwaldt den Russen das Dreifache seines eigenen Verlustes zu. 3 Friedrich verlor 500, die Feinde 5000 Mann, und dazu hatte Friedrich mit 21000 Mann gegen 64000 gekmpft. Unbeschreiblich war denn auch der Jubel im deutschen Volk; denn dieser in die Reichsacht erklrte Fürst hatte die Ehre der deutschen Waffen vor den Franzosen gerettet. 4 Friedrich d, Gr. verfgte in dieser Schlacht der 34000, die sterreicher der 80000 Mann. Der König war entschlossen, zu siegen oder zu fallen. Er hatte deshalb vor der Schlacht sein Testament gemacht und in einer Anrede an seine Generle ausdrcklich hervorgehoben: Lassen Sie es sich also gesagt sein, ich werde gegen alle Regeln der Kunst die beinahe dreimal strkere Armee des Prinzen Karl angreifen, wo ich sie finde. Es ist hier nicht die Frage von der Anzahl der Feinde, noch von der Wichtigkeit ihres gewhlten Postens; alles dieses, hoffe ich, wird die Herzhaftigkeit meiner Truppen und die richtige Befolgung meiner Anordnungen zu berwinden suchen. Ich mu diesen Schritt machen, oder es ist alles verloren; wir mssen den Feind schlagen oder uns alle vor seinen Batterien begraben lassen. So denke ich, so werde ich handeln. Wenn Sie brigens bedenken, da Sie Preußen sind, so werden Sie gewi sich dieses Vorzugs nicht unwrdig machen. Ist aber der eine oder der andere unter Ihnen, der sich frchtet, alle Gefahren mit mir zu teilen, der kann noch beute seinen Abschied erhalten, ohne von mir den geringsten Vorwurf zu erleiden." Der König gewann denn auch einen glorreichen Sieg. Er verlor 6300, die sterreicher 22000 Mann (worunter 12000 Gefangene). Von feinen 80 000 Mann brachte der Lothringer nur 35000 der die Grenze und diese in einem aufgelsten Zu-stnde. Leuthen bertraf noch Robach. Auch Napoleon I. urteilte, da dieser einzige Sieg bei Leuth en Friedrich d. Gr. fr alle Zeiten seinen Platz unter den ersten Feldherren der Welt sichere. Durch beide Siege aber wurde Friedrich der Nationalheld der Deutschen, und sogar in Frankreich, wie auch bei den Englndern war sein Name der populrste.

6. Deutsche Geschichte von 1519 bis 1871, Übersicht über die württembergische Geschichte - S. 58

1909 - Bamberg : Buchner
58 Neue Geschichte. als England und Frankreich, war Deutschland nach dem Krieg verwstet, verdet, verarmt. Der Ackerbau war zerstrt; Handel und Kunst entflohen; die Bevlkerung auf die Hlfte gesunken; eine Reihe von Ortschaften samt fa y - ihren Bewohnern buchstblich verschwunden. So fehlten allein in Wrt-temberg noch im Jahre 1650 von den im Jahre 1623 vorhanden ge-wesenen 425288 Einwohnern nicht weniger als 375186 Einwohner, und (/f/ erst um 1750 war die Einwohnerzahl des Jahres 1623 wieder erreicht. 57 000 Familien, 8 Städte, 24 Drfer; 65 Kirchen, 230 ffentliche und '36000 Privatgebude waren gnzljch verschwunden und der in den Jahren ^16281650 durch den Verlust/an Vieh, erats'chaften und Saatgut, an Geld, Kostbarkeiten und Kunstschtzen entstandene Schaden betrug nach heutigem Geldwert 3562 Millionen Mark. rflftim ' /< Iii. Beginn des Militrstaakenkums. Franzosen- und Trkenkriege. Das Franzosentnm in Deutschland. Kapitel 84. Leopold I. Joseph I. (165817#Bt) (17051711) und ihre berhmten Zeitgenossen, Friedrich Wilhelm der Grohe Kurfürst von Brandenburg. (16401688.) Ludwig Xiv., König von Frankreich. (16431715.) Peter I. der Grohe, Kaiser von Rußland. (16891725.) 1. Die Kultur des Reformationszeitalters (deutsche Renaissance), die Blte des deutschen Brgertums und des deutschen Kunsthandwerks, war in der Sturmflut des Dreiigjhrigen Krieges untergegangen; selbst die Erinnerung an diese zweite Glanzzeit des Deutschtums ist im Gedchtnis unseres Volkes ansge-lscht. Weiter zurck als bis in die Anfangszeiten nach dem groen Krieg reicht das Volksbewutsein nicht. Die gute alte Zeit mit ihren stillen, einfachen und beschrnkten Verhltnissen, wo man vom Hausgert nur das notwendigste, und auch das in kunstlosen Formen besa, und wo das Geld so rar war, beginnt eben 324

7. Deutsche Geschichte von 1519 bis 1871, Übersicht über die württembergische Geschichte - S. 79

1909 - Bamberg : Buchner
Karl Vii. Franz I. Joseph Ii. 79 ein bleibendes Defizit davon. Preußen hatte zwar noch 30 Millionen Taler berschu, aber es hatte seit 1757 seine Beamten nur noch in Kassenscheinen be-zahlt und dieses Papiergeld nach dem Krieg weit unter dem Wert und dazu noch in minderwertiger Mnze eingelst, so da in einer Menge von Familien Jammer und Elend einkehrten, was groe Erbitterung hervorrief. Auerdem hatte das Knigreich eine halbe Million Männer verloren; 800 Ortschaften waren neu auf-zubauen, und 40000 Banernsamilien ein neues Heim zu beschaffen. berhaupt hatte der Nhrstand durch den Krieg sehr gelitten, und ihm wieder aufzuhelfen (Retablissement), bildete fernerhin die vornehmste Sorge des Knigs. Zunchst verteilte er aus den Armeebestnden unentgeltlich Korn und Hafer und 35000 Pferde, verwandelte in der Folgezeit Tausende von Hektaren Bruch- und Moorland in fruchtbares Ackerland, zog Kolonisten aus Wrttemberg und der Pfalz herbei und schaffte auf den kniglichen Gtern die Leibeigenschaft ab. Doch alle diese Schutzmaregeln fr die Landwirtschaft vereitelte er auf der andern Seite durch eine ungeschickte Art der Besteuerung und durch lstige Ausfuhrverbote. Sein Heer hielt er stets schlagfertig und ans der Hhe von 160000 Mann. Er verbesserte die Artillerie, grndete die Militrakademie und blieb beharrlich bei der Meinung, da die Offiziere schon als solche ehrenhafter und einsichtiger seien, als die besten Zivilbeamten; wie denn auch schon sein Vater behauptet hatte, wer zu keinem Soldaten tauge, sei berhaupt ein verchtlicher Mensch. Friedrich d. Gr. selbst war aus dem Krieg sichtlich gealtert und, was noch schlimmer war, als ein verbitterter und liebloser Menschenfeind heimgekehrt. Widerspruch vertrug er ber-Haupt nicht mehr und fr seine treuesteu Diener hatte er oft nur Spott und Ge-ringschtzuug. Manchen erprobten Offizier jagte er einfach aus dem Dienst1. Alles regierte und dirigierte er selbst (Kabinettsregierung), und seine Minister waren weniger seine Berater, als vielmehr seine Handlanger". Denn er sagte sich, da, htte er ihren und seiner Brder Rat befolgt, Preußen immernoch der Kleinstaat vom Jahre 1740, und nicht der Grostaat wre, zu dem er es gemacht habe. 8. Auch Maria Theresia tat alles, um die Schden, die der Krieg teils aufgedeckt, teils ihren Staaten neu hinzugefgt hatte, auszubessern. Ein schwerer Schlag traf sie, als ihr Gemahl, Kaiser Franz I., pltzlich starb (1765)2. In ihrem Sohne Joseph Ii. bekam sie keinen so gefgigen Mitregenten. Denn der neue 1765 Kaiser, ein Mann von vorzglicher Bildung und groen Fhigkeiten, huldigte als Bewunderer Friedrichs d. Gr. der Aufklrung und wollte Gesamtsterreich nach preuischem Vorbild in einen Musterstaat verwandeln, ohne Rcksicht aus die ver-fchiedenen Kulturstufen der einzelnen sterreichischen Völker. Er bereiste zu diesem Zweck sterreich nach allen Richtnngen und fand berall viel Schlendrian, Be-stechlichkeit und Verschleppung der Amtsgeschfte. Fr seine Verbesserungsvor- 1 So z. B- die spteren Kriegshelden Blcher und Jork. 2 Franz I. war ein schlichter Mann und ging inmitten der Zeitereignisse seinen Liebhabereien nach. Seine Strke, die sich auch aus seine Shne Joseph und Leopold vererbte, lag im Finanzfach, und um Geld zu machen schlug er seine eigenen Wege ein. So handelte er z. B. in Getreide, und Friedrich d. Gr. versicherte, da Kaiser Franz I. während des Siebenjhrigen Kriegs sein Getreidelieferant gewesen sei. 345

8. Heimatkunde der Provinz Sachsen - S. 57

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
A. Die Thüringer Mulde. 57 ist die Senke der Helme entstanden. Durch eine Senkung am Südrande hat sich das Krankenhäuser Lecken gebildet. Oer Nrmäuser ist als Horst stehen geblieben. Die Goldene Aue war ehemals ein Binnensee, der von den harzwässern gespeist wurde. Sie brachten vom Gebirge ungeheure Schuttmassen mit herunter. Oie gröberen Gesteins- brocken oder Schotter lagerten sich ihrer Schwere wegen schon am Fuße des Gebirges ab. Sie bilden die Hügel, die den Nordrand der Goldenen Aue begrenzen. Oie leichteren und feineren Schlammassen setzten sich erst im See ab. Gewaltige Sandsteinmassen der Vuersurter platte versperrten dem See im Südosten bei Illemleben den Weg. Allmählich aber sägte oder „klöbte" das Wasser den Buntsandsteinfelsen bis an den $usz durch. Die Stelle heißt deshalb „Steinklebe". Dadurch entleerte sich der See nach und nach. Die abgesetzten Schlammassen erhöhten den Seeboden und engten den See immer mehr ein. Schließlich versumpfte er ganz. Nur die tiefer gelegene Ablaufs- furche blieb übrig. Sie bildete das Bett der Helme und Unstrut. Noch vor 800 Jahren war die Goldene Aue ein großer Sumpf. Kaiser Conrad Iii. und Friedrich Barba- rossa riefen Flamländer (Holländer) als Kolonisten ins Land. Sie entwässerten unter Leitung eines Zvalkenrieder Illönches durch Dämme und Kanäle das sumpfige Gebiet. Dadurch gewannen sie fruchtbares Acker- und Idiesenland. Auf dem Neuland gründeten sie Ortschaften. An die Entwässerung des Sees knüpft sich die Sage: Der Mönch an der Steinklebe. vor mehr als tausend Jahren füllte das Tal der Unstrut bis Nlemleben ein großer, tiefer See. vergeblich hatte man versucht, dem See einen Abfluß zu verschaffen. Da kam das Niesenwerk durch einen Ntönch zustande. Er hatte das Gelübde der Keuschheit gebrochen und sollte lebendig eingemauert werden. Da erbot er sich, dem See einen Ourchbruch zu verschaffen, wenn man ihm das Leben schenke. Das versprach ihm der Kbt, wenn er keine menschliche Hilfe dazu brauche. Nun untersuchte der Nlönch die ganze Umgegend. Er fand, daß der Felsen in der Nähe der Steinklebe durchbohrt werden müsse. Jetzt fing er an, einige Fuß unter dem Wasserstande des Sees eine Flutrinne durch den Felsen zu arbeiten. Aber bald erkannte er, daß er allein das Riesenwerk nicht vollenden könne. Er verschrieb sich deshalb dem Teufel. Nun rückte die Arbeit so mächtig vorwärts, daß das Wasser bald zu strömen begann und sich

9. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 410

1854 - Stuttgart : Hallberger
410 Stunden. Oft war er schon um drei Uhr Morgens an feinem Schreibputt. Eine der größten Wohlthaten erwies er aber seinem Land durch Einführung einer tüchtigen Rechtspflege. Aber auch hier ging Friedrich mit dem eigenen Beispiel voran. Nichts wollte er vor dem geringsten seiner Unterthanen vor- aus haben. Einst wünschte er bei einem Lustschloß die Gartenanlagen zu er- weitern. Eine alte, häßliche Windmühle stand im Wege. Friedrich ließ den Müller kommen, um ste ihm abzukaufen. Dieser aber wollte durchaus nicht. Da sagte der König gereizt: „Bedenke dich, ich könnte dir ja die Mühle nehmen." Der Müller aber entgegnete: „Ja, Ew. Majestät, das könnten Sie, wenn das Kammergertcht in Berlin nicht wäre!" Und Friedrich freute sich der Antwort, stand von seinem Begehren ab, und die Mühle wird noch heut zu Tag gezeigt. Wie wenig er ein freies Urtheil scheute, überzeugt, die Erkenntniß der Wahrheit könne durch dasselbe nur gewinnen, zeigt am besten folgender Vor- fall. Er sah eines Morgens viele Leute sich um eine Straßenecke drängen. „Was gibts dort?" fragte er seinen Diener. Dieser zögerte mit seiner Ant- wort; endlich sagte er schüchtern: „Eine Schmähschrift auf Ew. Majestät ist dort angeschlagen." — „Geh doch hin", antwortete Friedrich, „und hänge sie etwas tiefer, damit die Leute ste bequemer lesen können." Leider hatte Friedrich keine Freude an deutschen Büchern. In seinen jüngern Jahren schrieb man noch gar roh und geschmacklos; die Franzosen hatten aber geistreiche und witzige Schriftsteller. Diese nahmen ihn ganz ein. Daher schrieb er selbst meistentheils französisch, und an seiner Tafel wurde nur in dieser Sprache ge- redet. Als er aber später den geistreichsten der Franzosen, Voltaire, an seinen Hof kommen ließ, mußte er die Erfahrung machen, daß ein deutsches Herz durch welschen Witz und Tand nicht befriedigt werde. Wehmüthig schrieb er an einen Freund: „Guter Gott! wie kann doch so viel Geist mit solcher Verdor- benheit des Gemüths verbunden sein!" Friedrich, den die treuherzige Liebe seiner Preußen später nur den alten Fritz nannte, erreichteein Alter von 74 Jahren. Die Nachricht von seinem Hinscheiden ergriff selbst seine Feinde. Seine Preußen weinten, als ob ihnen allen der Vater gestorben wäre. 190. Friedrich Ii. und General Ziethen. Friedrich sah nach glücklich beendigtem siebenjährigem Kriege unter seinen Tischgenossen vorzüglich gern den alten General von Ziethen, und es mußte derselbe, wenn gerade keine fürstlichen Personen gegenwärtig waren, immer zu- nächst bei ihm an seiner Seite sitzen. Einstmals hatte er ihn auch zum Mit-

10. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 407

1854 - Stuttgart : Hallberger
407 stehen. Ich ging einen Schritt und konnte gehen , und zwar ohne Schmerzen. Als der Herr Commandant zum Abendessen kam, empfing ich ihn an der Thüre und ging mit ihm herum. Er erstaunte und wusste nicht, was er daraus ma- chen sollte, und ich hatte Ursachen, ihm das Vorhergegangene nicht zu sagen. Er meldete mir hernach: er habe es in seinem monatlichen Bericht an den Herzog gebracht, dass ich von meinen heftigen Gliederschmerzen auf eine un- begreifliche Weise wieder plötzlich hergestellt worden sei. Und ich nahm nach meiner Befreiung zum dankbaren Angedenken gegen den lieben Gott die Krücke mit mir freudig nach Hause; ohne dass ich die von dem Arzt mir vorge- schriebene Arznei gebraucht hätte.« Von der Zeit an war er befreit von Gliederschmerzen und Hüftweh und setzte zu seiner Erzählung hinzu: »nun zerbreche sich den Kopf weiter dar- über , wer da will und wie er will.« Wir wollen ihn uns nicht zerbrechen, sondern den preisen, welcher durch und ohne Mittel helfen kann. Am 25. Sept. 1764 wurde Moser endlich auf anhaltendes Betreiben der Landschaft in Freiheit gesetzt und kam wohlbehalten nach Stuttgart zurück. Es sei ihm gegangen, sagte er, wie dem Daniel, von dem (Dan. 6, 23.) er- zählt werde: »sie zogen Daniel aus dem Graben, und man spürte keinen Schaden an ihm, denn er hatte seinem Gott vertrauet.« Der Herzog liess ihn selbst zu sich kommen, lud ihn zur Tafel und erklärte , dass er nun wüsste, er habe an ihm einen ehrlichen Mann, guten Patrioten (Vater- landsfreund) und getreuen Unterthanen. Wie wahr spricht Salomo (Spr. 19, 7): wenn Jemandes Wege dem Herrn Wohlgefallen, so macht er auch seine Feinde mit ihm zufrieden! 189. Friedrich Ii., Aö'nig von Preußen. (Geb. 1712, gest. 1786.) Die einflußreiche Stellung, welche Preußen unter den deutschen Staaten einnimmt, verdankt es einer Reihe trefflicher Fürsten, unter welchen Fried- rich Ii. weitaus die erste Stelle verdient. Man nennt ihn daher auch Fried- rich den Großen. Er war der Sohn Friedrich Wilhelms I. Schon frühe zeigte er hohe Gaben, und namentlich weit mehr Neigung zu den Büchern, als zu den Waffen. Sein Vater war ein großer Soldatenfreund und hielt den Sohn sehr hart. Dieser sollte auch erfahren, was im Wort Gottes (Klagl. 3, 27.) geschrieben steht: es ist ein köstlich Ding einem Mann, daß er das Joch in seiner Jugend trage. Weil aber der lebhafte Prinz dies damals noch nicht einsah, so suchte er sich in seinem achtzehnten Jahr dem harten Joch durch die Flucht zu entziehen. Allein da wurde aus übel ärger; sein Vorhaben ward entdeckt, und er mußte mit hartem Gefängniß büßet:; ja fast wäre er auf Be- trieb seines eigenen, strengen Vaters als Ausreißer erschösset: worden. Im Jahr 1740 trat Friedrich die Regierung über Preußen an. Sein Vater hinterließ ihn: ein treffliches Heer von 76,000 Soldaten ui:d einen
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