Die Höhen. 39
sie in zwei einzelnen Höhen, den Gegensteinen. Die Bode und die Selke
durchbrechen die Teufelsmauer. Von den Gegensteinen erzählt die Soge:
Ein Bauer fuhr einst sein Getreide zum Verkauf nach Quedlinburg. Während
er in der Schoßkelle schlief, kamen die Pferde vom rechten Wege ab; und als er
erwachte, hielt der Wagen vor einer großen Höhle im dichten Walde. Nachdem
das Bäuerlein sich vom ersten Schreck erholt hatte, ging es in die Höhle, um sich
darin umzuschauen. Hier sah es zu seinem Erstaunen einen Kessel von blinkendem
Golde und daneben eine Peitsche. Diese nahm der Bauer zuerst, dann wollte er
die Taschen voll Gold füllen. Allein ein großer Hund mit glühenden Augen
bewachte den Kessel. Als aber der Bauer sah, daß das Tier ruhig blieb, griff er
dreist zu. Doch jetzt erwachte in ihm der Geiz. Zum ersten Male, zum zweiten Male
füllte er die Taschen und leerte sie draußen auf seinem Gefährt; als er aber zum
dritten Male kam, erhob der Hund ein fürchterliches Geheul und fletschte die Zähne.
Der Geizhals ließ vor Schreck die Hand voll Gold fallen und stürzte aus der Höhle.
Hier sank er ohnmächtig zu Boden. Unterdessen tat sich die Erde aus, Feuer sprühte
hervor, und aus der Tiefe wuchsen zwei mächtige Felsen, „die Gegensteine". Als
das Bäuerlein erwachte, sah es, wie der große Hund in Teufelsgestalt in den einen
Felsen kroch. Hier foll er noch heute sitzeu und die Vorübergeheuden äffen und ver-
spotten, indem er ihnen ihre Worte als Echo nachruft. Als das Bäuerlein nach
feinem Golde auf dem Wagen sah, fand es nur Kieselsteine; und betrübt fuhr es
weiter.
2. Der Regenstein,
a) Name.
Wer Sinn für Naturschönheiten und Verständnis für geschichtliche
Merkwürdigkeiten besitzt, versäumt nicht, aus einer Harzreise den Regenstein
zu besuchen. Wir schauen von dem Berge, auf dem das Schloß Blanken-
bürg liegt, über die am Abhänge liegende Stadt hinweg. Dort im N.
erhebt sich stolz 295 rn über dem Meeresspiegel der Regenstein. Er liegt
nördlich vom Harz allein, noch ein Stück von der Teuselsmauer entfernt,
wodurch er jedem Harzbesucher gleichsam in die Augen fällt. Sein Name
Regenstein kommt her von dem altdeutschen Wort ragin = hochragend;
und frei erhebt er sich 100 m (so hoch wie der Magdeburger Dom) über
die Ebene. Ein Regenstein ist er mit Recht, denn hoch übereinander-
geschichtete Sandsteinblöcke bilden einen 2 km langen Felskamm, der
besonders auf der Nordfeite so schroff in die Höhe steigt, „daß nicht eine
Katze hinaufklettern kann". Der erste Bewohner soll auch Graf von Regen-
stein geheißen haben.
b) Was erinnert uns noch an die alte Ritterburg und die Festung?
In einer guten halben Stunde wandern wir von Blankenburg
hinauf nach dem Regenstein, der nur von dieser Seite allmählich ansteigt.
Nachdem wir uns auf dem herrlichen Platze vor dein Gasthaufe aus-
geruht und gestärkt haben, folgen wir dem Führer. Wir sehen auf dem
Bilde sofort, daß die Burg aus einem tiefer und einem höher gelegenen
Teile besteht. Auf dem höheren Teile lagen in früherer Zeit noch die
Gebäude des Burgbewohners. Im Vordergrunde sehen wir den Bergfried.
Er ist nur uoch 6 m hoch; früher war er höher. Wir lassen unsern
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf]]
TM Hauptwörter (200): [T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff]]
Die Höhen. 53
sie in gtret einzelnen Höhen, den Gegensteinen. Die Bode und die Selke
durchbrechen die Teufelsmauer. Von den Gegensteinen erzählt die Sage:
Ein Bauer fubr einst sein Getreide znm Verkauf nach Quedlinburg. Während
er in der Sckoßkeue schlief, kamen die Pferde vom rechten Wege ab; und als er
erwachte, hielt der Wagen vor einer großen Höhle im dichten Walde. Nachdem
das Bäuerlein sich vom ersten Schreck erholt hatte, ging es in die Höhle, um sich
darin umzuschauen. Hier sah es zu seinem Erstaunen einen Kessel von blinkendem
Golde und daneben eine Peitsche. Diese nahm der Bauer zuerst, dann wollte er
die Taschen voll Gold sülleu. Allein ein großer Hund mit glühenden Augen
bewachte den Kessel. Als aber der Bauer sah, daß das Tier ruhig blieb, griff er
dreist zu. Doch jetzt erwachte in ihm der Geiz. Zum ersten Male, zum zweiten Male
füllte er die Taschen uut> leerte sie draußeu aus seinem Gefährt; als er aber zum
dritteu Male kam, erhob der Hund ein fürchterliches Geheul und fletschte die Zähne.
Der Geizhals ließ vor Schreck die Hand voll Gold fallen und stürzte aus der Höhle.
Hier sank er ohnmächtig zu Boden. Unterdessen tat sich die Erde auf, Feuer sprühte
hervor, und aus der Tiefe wuchsen zwei mächtige Felsen, „die Gegensteiue '■ Als
das Bäuerlein erwachte, sah es, wie der grosse Hund in Teuselsgestalt in den (inert
Felsen kroch. Hier soll er noch beute sitzeu nud die Vorübergehenden äffen imb ver-
spotten, indem er ihnen ihre Worte als Echo nachruft. Als da? Bäuerleiu lmch
seinem Golde aus dem Wagen sah, fand es nur Kieselsteine; und betrübt suhr es
weiter.
2. Der Negenstein.
a) Name.
Wer Sinn für Naturschönheiten und Verständnis für geschichtliche
Merkwürdigkeiten besitzt, versäumt nicht, auf einer Harzreise den Regen stein
zu besuchen. Wir schauen von dem Berge, auf dem das Schloß Blanken-
bürg liegt, über die am Abhänge liegende Stadt hinweg. Tort im N.
erhebt sich stolz 295 m über dem Meeresspiegel der Negenstein. Er liegt
nördlich vom Harz allein, noch ein Stück von der Teufelsmauer entfernt,
wodurch er jedem Harzbesucher gleichsam in die Augen fällt. Sein Name
Regellstein kommt her von dem altdeutschen Wort ragin — hochragend;
und frei erhebt er sich 100 in (so hoch wie der Magdeburger Dom) über
die Ebene. Ein Regenstein ist er mit Recht, denn hoch übereinander-
geschichtete Sandsteinblöcke bilden einen 2 km langen Felskamm, der
besonders auf der Nordseite so schroff in die Höhe steigt, „daß nicht eine
Katze hinaufklettern kann". Der erste Bewohner soll auch Gras von Regen-
stein geheißen haben.
b) Was erinnert uns noch an die alte Ritterburg und die Festung?
In einer guten halben Stunde wandern wir von Blankenburg
hinauf nach dem Negenstein, der nur von dieser Seite allmählich ansteigt.
Nachdem wir uns auf dem herrlichen Platze vor dein Gasthause aus-
geruht und gestärkt haben, folgen wir dem Führer. Wir sehen auf dem
Bilde sofort, daß die Burg aus einem tiefer und einem höher gelegenen
Teile besteht. Auf dem höheren Teile lagen in früherer Zeit noch die
Gebäude des Burgbewohners. Im Vordergrunde sehen wir den Bergsried.
Er ist nur noch 6 rn hoch; früher war er höher. Wir lassen unsern
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Württemberg
Geschlecht (WdK): koedukativ
61
lich beleuchtet und auf der über der Höhle liegendeu Waldwiese eiu Frühlings-
Volksfest gehalten.
3. Die Olga höhle in Hönau ist eine kleine Tuffhöhle, die elektrisch
beleuchtet werden kann.
4. Aus der Falken st einer Höhle bei Urach kommt die Elsach, die
in ihr einen Wasserfall und 7 kleinere Seen bildet.
5. Das S i b y l l e n l o ch an der Teck.
6. Die Gutenberg er Höhle ist elektrisch beleuchtet und voll von
wunderbaren Tropfsteinbildungen, die blendend weiß und gut erhalten sind.
7. Die Schertelshöhle befindet sich oberhalb des Filsursprungs.
8. Das Sontheim er Erdloch liegt in einem 8 km langen Trocken-
tal tut Oberamt Münsingen. Es ist eine der bedeutendsten Höhlen der Alb.
Eingang zur Wimsener Höhle.
9. Der Hohlesels bei Schöttlingen enthielt, wie andere Albhöhlen,
eine Masse Renntier- und Höhlenbärenknochett sowie Feuersteinwerkzeuge
aller Art (S. 51).
10. Die Wimsener Höhle bei Hayingen ist 170 m lang und nur
mit Nachen zugänglich. Durch einen engen Eingang an einer Felswand fährt
man hinein. An den kristallenen Wänden spiegeln sich die Lichter und
huschen die Schatten der Besucher hin. Vom Eingang her fällt der Schimmer
des Tages in das geheimnisvolle Dunkel der Höhle, und das Wasser
schimmert in wundervollem Blau.
4. Erwerbsquelle». Aus die mittlere Alb trifft in besonderem
Sinne zu, was über die Hochfläche der Alb gesagt wurde (S. 49). Im
Gegensatz zu den dichtbevölkerten Tälern ist diese nur dünn besiedelt. Die
Hauptnahrungsquelle ist die Land wir tschast. Zwar besitzt der Alb-
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T70: [Stadt Donau München Stuttgart Neckar Nürnberg Ulm Schloß Augsburg Regensburg], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Württemberg
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 5 —
Teil des Gebirges höher ist, ist dort der Buntsandstein durch das Wasser-
längst abgewaschen und durch die Flüsse fortgeführt worden, so daß überall
Granit und Gneis zutage treteu. Im ganzen nördlichen und östlichen
Ichwarzwald aber ist die Buntsandsteindecke noch erhalten. Wie ein Mantel
ist dort der Buntsandstein über das Grundgebirge gebreitet. Nur in den
Tälern der Enz, Mnrg und Kinzig hat das Wasser die Buntsandsteiudecke
zerrissen, so daß Granit und Gneis sichtbar werden. Am Ostsaum des
Gebirges schließt sich an den Buntsandstein der Muschelkalk an.
Seine größte Höhe hat der Schwarzwald im Süden. Da thront der
König des Gebirges, der 1493 m hohe Feldberg. Sein Gipfel bildet
eine weit ausgedehnte Hochfläche, ein „Feld", und ragt über die Waldregion
hinaus. Borsteugras und allerlei würzige Alpenkräuter bedeckeu den ge-
waltigen Gneisrücken. Vom Mai bis September finden hier zahlreiche,
große .Rinderherden aus den benachbarten Tälern ihre köstliche Weide.
Mehrere Sennhütten unterhalb des Hochkamms nehmen das Vieh des
Abends zur nächtlichen Herberge auf. Auf dem höchsten Puukte des Berges
steht neben dem Aussichtsturm ein Gasthaus, das dem Wanderer gute Ver-
pflegung und Unterkunft bietet. Großartig ist der Blick auf das zu Füßen
liegende Waldgebirge, auf die weite Rheinebene und anf die jenseitigen Berg-
züge der Vogesen. An klaren Tagen steigen im Süden in ununterbrochener
Kette die Schnee- und Eisberge der Alpen, von der Zugspitze bis zum Mout-
blaue, auf. Den Feldberg umlagert eine Anzahl von Kuppen, die ihm an
Höhe wenig nachstehen. Sein südlicher Nachbar ist das 5) erzogen Horn, der
zweithöchste Berg des Schwarzwaldes, 1417 m hoch. Im Südwesten erhebt
sich die Granitpyramide des 1414 m hohen Belchen. Am weitesten gegen
die Rheinebene vorgeschoben ist der 1167 m hohe, schön bewaldete Blauen.
Die Berge des Schwarzwaldes weisen keine zackigen Grate oder Spitzen auf'
vielmehr bilden sie, da das Gestein von den Gletschern der Eiszeit abgeschlissen
wurde und jetzt uoch immer mehr verwittert, gewölbte, abgerundete Rücken
und flache Kuppen.
Der höchste Punkt des nördlichen Schwarzwaldes ist die badische
Hornisgrinde (1164 m). Ihr kahler Rücken zieht sich eine halbe
Stunde lang hin und ist mit schwarzem, schlammigem Moorboden bedeckt.
Bon ihrem Aussichtsturm hat man eine fast unbegrenzte Rund- und Fern-
ficht über den Schwarzwald und das Rheintal bis zu den Vogesen, dem
Odenwald und Taunus, zur Schwäbischen Alb, ja an klaren Tagen bis zu
deu Schueebergeu der Schweiz. Über die Hochfläche der Hornisgrinde zieht
die Grenze zwischen Württemberg und Baden. Der württembergische Teil
des Berges ist der 1152 m hohe Dreimark st ein, der höchste Punkt
Württembergs. Südlich von der Hornisgrinde erhebt sich der gleichfalls
teils württembergische teils badische Kniebis. Über seinen 11/2 Stunden
langen, fast ebenen, meist kahlen und moorigen Rücken zieht eine wichtige
Straße, die von Freudenstadt ins Rench- und Rheintal führt. Auf ihm
liegen zerstreut die Häuser des Dorfes Kuiebis. Sein höchster Punkt ist die
971 m hohe Alexanderschanze mit einem Gasthanse, dem höchsten
ständig bewohnten Orte Württembergs.
Der württembergische Schwarzwald ist 90 km lang. Er erstreckt sich
von der Neckarquelle bis gegeu Pforzheim. Großartige Landschaften finden
sich nur im Gebiet des Kniebis und der Hornisgrinde. Jin übrigen
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Württemberg
Geschlecht (WdK): koedukativ
58
auch wegen seiner herrlichen und weiten Aussicht. Er hängt nur durch
einen schmalen Grat mit der Alb zusammen. Ebenso ist es mit der Teck
oberhalb Kirchheim. Sie ist einer der schönsten Albberge. Von ihrem
einstigen Herzogsschloß sind nur noch wenige Mauern vorhanden. Ein Aus-
sichtstnrm vermittelt eine großartige Rundsicht. Ein herrlicher Berg ist
auch der benachbarte Breiten st ein bei Ochsenwang (811 m). Man über-
sieht von seiner breiten, mächtigen Hochfläche und seinen gewaltigen Fels-
abstürzen ein weites Stück Neckarland, einen großen Teil der Albhochfläche
und rechts und links den Albrand, dessen Glanzpunkte rechts Hohenstaufen,
Rechberg und Stuiseu, links Neuffen und Achalm sind. Auf der Berginsel
südlich vom Hohennenffen schließt der Heiden graben bei Grabenstetten
eine uralte, riesige Volksburg ab. Er bildet den größten vorgeschichtlichen
Besestigungswall der Alb.*)
Die mittlere Alb ist reich an vulkanischen Bildungen. Aber nicht um eigentliche
Vulkane handelt es sich hier, die viele Jahre lang geraucht und vulkanische Gesteine
ausgeworfen hätten, sondern es erfolgte nur ein einmaliger Ausbruch. Kaum wach
geworden, erloschen die Vulkane sogleich wieder. Durch eine gewaltige und plötzliche
Explosion wurde an 130 Stellen zwischen Reutlingen und Boll die Erdkruste, wie ein
Brett von Kugelschüssen, durchlöchert. Die sämtlichen Gesteinsschichten, durch die der
Schußkanal führte, wurden als vulkanische Asche in die Lust geschleudert und hernach
über die ganze Gegend gestreut. Durch die Löcher drang der feurige Brei des Erdinnern
(Lava, Basalt) heraus und erkaltete nach und nach. Der Kessel oder Krater füllte
sich dann mit Wasser und bildete einen kreisrunden oder ovalen See, ein „Maar".
Das bekannteste dieser Maare ist das Randecker Maar unweit des Breitensteins.
Es ist noch sehr gut erhalten; nur an der Nordseite hat das Wasser den Krater durch-
brochen, so daß der See sich entleerte.
Auf der wasserarmen Hochfläche sind die vulkanischen Ausbruchstellen, die oft
von Erde oder Kalkschutt überdeckt sind, von großer Bedeutung. Sie haben Wasser-
reiche Quelleu und Brunnen hervorgezaubert; denn der zähe, harte Basalt läßt im
Gegensatz zum stark zerklüfteten Jura das Wasser nicht versinken. Daher stehen manche
Dörfer der Hochfläche auf Basalttuff (Würtingen, Gruorn, Ohnastetten usw.).
Im Vorland der Alb verdanken dem zähen und harten Tuffkern viele kleine, wohl-
gerundete Berge ihre Erhaltung. Zu ihnen gehören der Georgenberg bei Pfullingen,
der Florian bei Metzingen, die Limburg bei Weilheim u. a., die alle einen
trefflichen Ausblick auf den Steilabfall der Alb gewähren.
2. Flüsse: Tie mittlere Alb hat nicht nur die schönsten Vorberge
sondern auch die herrlichsten Täler (S. 53).
Zum Neckar stießen Steinlach, Echaz, Erms, Steinach, Lauter
und Fils. Alle diese Flüsse entspringen am Fuß steiler Berge, durch--
fließen zuerst die Alb in engen, tiefen, prächtigen Tälern und hernach bis
zu ihrer Mündung die Albvorebene. Die rechte Zeit, diese Täler zu besuchen,
ist im Mai, wo sie ihr Festkleid angezogen haben. Der ganze Talrand
und die Halden hoch hinauf prangen dann im bräntlichen Schmuck der
Obstblüte, und das zarte Grün der Buchen hat eben erst die Knospen ge-
sprengt. Der Kncknck läßt seinen Ruf erschallen; Amseln, Drosseln und
Finken jubeln ihre Weisen.
Die Stein lach mündet gegenüber von Tübingen in den Neckar. Die
Echaz entspringt bei dem Dorse Hönau, über dem sich aus mächtigem
Felsen das Schlößchen Lichtenstein erhebt. Sie eilt durch ein indnstrie-
*) Die höchsten Punkte der mittleren Alb liegen albeinwärts nahe dem Steilrand.
Zu ihnen gehören: die Hohe Wacht bei Burladingen (907 in), der Römer stein bei
Donnstetten (874 m), die Bnchhalde bei Döttingen (870 m).
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T70: [Stadt Donau München Stuttgart Neckar Nürnberg Ulm Schloß Augsburg Regensburg], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
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Regionen (OPAC): Württemberg
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- 60 —
Obstban günstig; am Austritt der Echaz, Erms, Steinach und Lauter
aus der Alb wird sogar Weinbau getrieben. Dagegen ist die Fischzucht
(Forellen) infolge der Anlage von Fabriken zurückgegaugen. Eine nicht nu-
bedeutende Erwerbsquelle bildet sodann das Brechen der Tuffsteine. Diese
sind meist so weich, daß sie aus den Steinbrüchen gesägt oder geschnitten
werden, verhärten aber an der Luft sehr bald. Die Tuffsteine werden in
den Tälern zum Bau von Häusern verwendet und auch nach auswärts aus-
geführt. Eine namhafte Einnahme ziehen die Bewohner der Albtäler aus
dem starken Fremdenverkehr. Unsere herrliche Alb ist ja dank der
unermüdlichen Tätigkeit des Schwäbischen Albvereins (Weganlagen, Karten,
Turm- und Hüttenbauten) ein vielbesuchtes Waudergebiet geworden.
Zur Donau fließen von der mittleren Alb die Zwiefalter Aach, die
große oder Münsinger Lauter, die Schmiechen und die Blau.
Die Aach kommt aus der Wimfener Höhle (Friedrichshöhle). Als
mächtiger Bach strömt das kristallklare Wasser aus dem finstern Schlund
ans Tageslicht und treibt sofort eiue Mühle. Wo das Tal breiter wird,
erbauten einst fromme Mönche das Kloster Zwiefalten. In seinen Räumen
ist jetzt eine Irrenanstalt untergebracht.
Die große Lanter entspringt ans einem Quelltopf bei Offen-
Haufen. Ihr Tal ist eines der schönsten Albtäler; es ist reich an Felsen,
die mit Schlössern und Ruinen gekrönt sind. Sie schauen von stolzer Höhe
herab auf den frischgrünen, stillen Talgrund mit seinen klaren, forellen-
reichen Gewässern, seinen Mühlen und langgezogenen Dörfchen.
Auch die S ch m i e ch e n hat anfangs ein wildes Felsental, weiter unten
wird es breit und sumpfig. Sie mündet bei Ehingen. In ihrem Tale,
das mit dem Aach-Blantal ohne trennenden Bergrücken zusammenhängt,
ist die Zementindustrie hochentwickelt.
Die Blau kommt ans dem schönsten Quelltopf der Alb, dem sagen-
berühmten Blautopf bei Blaubeuren (Sage von der „schönen Lau"). Dieser ist
eine 23 m tiese, 123 m im Umfang messende, kreisrunde Riesenquelle am
Fuß einer steilen Felswand. In wunderbarem Blau, geheimnisvoll und fast
unmerklich, steigen die Wasser aus der Tiefe auf, und uralte, herrliche
Buchen, Ulmen und Eschen wölben ihre Zweige darüber. Nebenan aber
grüßen Kloster und Klosterkirche Blaubeuren. Dem Topfe entquillt eine
solche Menge Wasser, daß die Blau sofort ein Hammerwerk und kurz darauf
zwei Mühlen treiben kann. Das Tal der Blau ist reich an merkwürdigen
Felsbildungen und Rninen. Besonders schön ist die Umgegend von Blau-
beureu. In Ulm erreicht die Blau die Donau. Ihr Zufluß von rechts,^
die Schelklinger Aach, entspringt ebenfalls ans einem prächtigen Quelltopf.
Beide Täler, das Aach- und das Blautal, sind wie das Schmiechental Haupt-
sitze der Zementindustrie.
3. Höhlen: Die mittlere Alb ist besonders reich an Höhlen. Diese
geben uns eine Vorstellung von der tiefgehenden, durch Auslaugung des
Wassers bewirkten Zerklüftung der Alb. Wir nennen nur die bekanntesten:
1. Die Karlshöhle bei Erpsingen.
2. Die sagenberühmte Nebel höhle in der Nähe der Bnrg Lichten-
stein ist gegen 200 m lang und reich an wunderlich geformten Tropf-
steinbildnngen (Hauffs „Lichtenstein"). Jeden Pfingstmontag >vird sie fest-
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee]]
TM Hauptwörter (200): [T70: [Stadt Donau München Stuttgart Neckar Nürnberg Ulm Schloß Augsburg Regensburg], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe]]
— 33 —
20, Dldüe und Gerold.
Im Jahre 1400 hatten die Bremer Butjadingen erobert und einige
Zeit später bei Atens die Friedeburg erbaut. Didde Lübben, der Hänpt-
ling von Rodenkirchen, war geächtet.
Seine heldenmütigen Söhne, Didde und Gerold, gedachten die
Schmach ihres Vaters zu rächen und die Feinde zu vertreiben. Zuerst
sollte die Friedeburg fallen.
Mit ca. 40 mutigen Männern zogen sie in einer Nacht nach Atens
und versuchten, die Burg zu erstürmen. Allein die ganze Heldenschar
ward gesaugeu genommen und nach Bremen geführt. Hier wurden
mehrere von den Männern hingerichtet. Auch Didde und Gerold wurden
zum Tode verurteilt. Sie sollten durch das Beil sterben. Das blutige
Urteil ward vollzogen. Diddens Hanpt fiel zuerst. Gerold hob es auf,
küßte es und benetzte es mit Thränen. Die Zuschauer waren tief ge-
rührt von dem brüderlichen Schmerze. Selbst der Rat der Stadt schien
geneigt, dem Verurteilten das Leben zu schenken. Man sagte ihm, er
solle sich in Bremen niederlassen und eine ehrsame Bürgerstochter zur
Frau nehmen. Da fühlte sich der stolze Jüngling beleidigt und rief:
„Ich mag eure Pelzer- und Schustertöchter nicht; Wohl aber will ich
mich mit Gold loskaufen." Er bot eine Kanne voll Goldgulden als
Lösegeld, und schon waren viele bereit, das anzunehmen. Da trat ein
alter Ratsherr vor und sprach kopfschüttelnd: „Meint ihr, daß Gerold
den blutigen Bruderkuß vergißt? Nur auf Rache wird er sinnen gegen
die Stadt!" Dieses Wort tilgte schnell alles Mitleid; auch Gerolds
Haupt fiel. — So starben zwei heldenmütige Brüder im Kampf für
die Freiheit.
Nach Focke.
Ein Haus bei Rodenkirchen, das jetzt von dem Landmann Ummo
Lübben bewohnt wird, enthält ein Wandgemälde, auf dem die Geschichte
dargestellt ist.
21. Die Sage vom hohen Weg.
Vor vielen Jahren war der hohe Weg festes Land und gehörte
zur Gemeinde Langwarden. Das Land war sehr fruchtbar, und seine
Bewohner waren so reich, daß sie ihre Pferde mit Gold beschlugen und
mit silbernen Pflugscharen das Land bestellten. Aber die Herren „vom
hohen Weg waren gar übermütige, gottlose Lente, und dnrch ihren Über-
mnt sind sie zu Grunde gegangen. Nur der Prediger des Ortes wurde
gerettet. Diesem gab der liebe Gott durch einen Traum kund, daß er
das Land durch eine Wasserflut vernichten wolle. Zum Zeichen, daß
die Flut komme, solle ein frischer, glatter Aal aus dem glühenden Back-
ofen des Pastors hervorkriechen. Kurze Zeit darauf wareu die Leute
des Predigers beim Brotbacken. Der Knecht heizte den Ofen, und schon
war der Ofen glühend heiß und der Knecht im Begriff, das Feuer
heraus zu ziehen, als ein frischer, glatter Aal sich vom hinteren Ende
des Backofens nach der Mündung schlängelte. Rasch lief der Knecht
2
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke]]
TM Hauptwörter (200): [T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk]]
— 27 —
goß den Inhalt aus. Einige Tropfen, die auf des Pferdes Rücken
fielen, hatten sogleich das Haar versengt. Die Jungfrau verlangte
das Horn zurück. Der erschrockene Otto gab seinem Pferde die Sporen
und eilte davon. Er nahm das Horn mit nach Oldenburg, wo es
lange aufbewahrt wurde. Jetzt befindet sich dasselbe in der Kunstkammer
zu Kopenhagen.
Nach Hamelmanns Oldenb. Chronik.
Eine getreue Nachbildung des Wunderhorns ist in der Altertümer-
sammlung zu Oldenburg ausgestellt.
11. Die Sage vom Kistenberge.
Wenn man einen Schatz heben will, darf man nicht sprechen.
Zwei Bauern aus Streek wollten in den Osenbergen Schätze heben.
Wo sie einen Schatz vermuteten, fingen sie an zu graben. Endlich
stießen sie mit dem Spaten auf eine Kiste. Sie schoben ein Tau unter
der Kiste durch und zogen sie in die Höhe. Als die Kiste bis an den
Rand der Grube gekommen war, wackelte eine Gans daher. Da rief der
eine Bauer voll Verwunderung: „Heda, wo kommt die Gans her!"
In demselben Augenblicke riß das Tau; die Kiste rollte in die Tiefe und
die Wände der Grube stürzten ein.
Nach L. Strackerjan.
Il. Don den Iwergen in den Osenbergen.
In alten Zeiten braute ein Wirt zu Streek so gutes Bier, daß
sogar die Zwerge aus den Osenbergen oft einen Krug voll holten. Das
Geld, welches sie dafür bezahlten, war in der Gegend nicht gebräuchlich;
weil es aber aus gutem Silber war, wies der Wirt es nicht zurück.
An einem heißen Mittag kam auch ein Zwerg, ein eisgraues
Männlein, mit seinem Kruge und ging nach seiner Gewohnheit ohne
weiteres in den Keller, um sich Bier zu zapfen. Wahrscheinlich hatte
das Männlein erst selbst einen tüchtigen Trunk gethan; denn es war bei
dem Fasse eingeschlafen. Erst gegen Abend kam das Männlein aus dem
Keller und heulte und schrie: „Nun wird mein Großvater mich prügeln,
weil ich mich verspätet habe!" Er vergaß in der Eile, seinen Krug mit-
zunehmen, lief aus dem Hause und kam nie wieder. Der Krug wurde
noch viele Jahre in dem Wirtshause aufbewahrt, und so lange er im
Hause war, hatte der Wirt gute Kundschaft und verdiente viel Geld.
Eine unachtsame Magd aber zerbrach den Krug, als sie das Zimmer
ausfegte. Von der Zeit an war kein Glück mehr im Hause.
Nach Winkelmann.
13. Graf Friedrichs Löwenkampf.
Huuo war ein Graf des Ammergaues und wohnte zu Rastede.
Er und seine ganze Familie führten ein gottseliges Leben. Zu der Zeit
wollte der deutsche Kaiser Heinrich Iv. zu Goslar einen Reichstag halten
und lud alle Fürsten und Grafen Deutschlands dazu ein. Weil Graf
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Extrahierte Personennamen: Otto Hamelmanns_Oldenb L._Strackerjan Winkelmann Friedrichs_Löwenkampf Friedrichs Huuo Heinrich_Iv Heinrich
M
— 29 —
Fräulein Maria von Aever.
Um zehn und winters schon
Um neun hört man es läuten
Zu Jever in der Stadt.
Was hat das zu bedeuten? —
Das ist kein Nachtgeläut,
Wie anderswo erklingt,
Das ist ein Gruß, den uus
Fräulein Maria bringt.
Sie liegt nicht in der Gruft,
Obwohl bestattet lauge.
Vier Rosse vorgespannt,
Im nnterird'schen Gange
Durchfährt sie nnsre Stadt,
Fährt nach Upjever schnell
Zur Jagd. Man hört von fern
Hifthörner und Gebell.
Einst sprach Fräulein Marie:
„Hört, Bürger, mein Verlangen!
Ihr sollt zur Abendzeit,
Wenn ich nun heimgegangen,
Die Glocken ziehn und mein
Gedenken immerdar!"
Und also ist's geschehn
Schon seit dreihundert Jahr.
K. A. Mayer.
13. Graf Anton I. führt Schiffe über die Osenberge.
Graf Anton I. von Oldenburg wollte Delmenhorst erobern. Die-
Delmenhorster aber hatten gesagt: „Ebensowenig wie Schisse über die
Osenberge kommen, ebensowenig werden die Oldenburger Delmenhorst
erobern." Graf Anton sammelte in aller Stille 500 Streiter und zog
an einem Abend auf Delmenhorst los, und zwar über die Osenberge;
denn das war damals der gebräuchliche Weg dahin. Dem Zuge folgten
mehrere Wagen mit Sturmleitern und lederneu Schissen. Noch vor
Sonnenaufgang erreichten sie die Festung Delmenhorst, setzten mit den
ledernen Schiffen über die Festungsgräben und eroberten die Stadt.
Nach v. Halem.
Erst im Jahre 1647 kam Delmenhorst für immer an Oldenburg.
16. Der Freiheitskampf der Stedinger.
In früherer Zeit hatte Stedingen oft durch Überschwemmungen
zu leiden. Da ließen die Erzbischöse von Bremen Ackerleute aus Holland
kommen, die das Land eindeichten und fleißig bearbeiteten. Immer
mehr Holländer zogen herbei und siedelten sich in Stedingen an. Das
gewonnene Land erhielten sie als Eigentum, und nur geringe Abgaben
hatten sie zu zahlen an den Erzbischos von Bremen. Sie lebten als
freie Friesen und hatten selbstgewählte Richter. Ihren Fleiß sahen sie
reich belohnt; das Land brachte immer mehr auf, und seine Bewohner
wurden wohlhabend.
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Extrahierte Personennamen: Maria_von_Aever Maria Maria Maria Fräulein_Marie K._A._Mayer Anton_I._von_Oldenburg Anton
' — 14
ßenon Ulrich derisch und häufte Schulden
^ 6 * J' auf Schulden. Der glänzende
Hofstaat, Ritterspiele, Jagden
und Hoffeste kosteten ungeheure Summen. Die Regierung überließ Ulrich
treulosen Räten, die das Volk mit Steuern hart bedruckten, obwohl
das Volk infolge mehrerer Mißernten nichts zu essen
hatte. In diese Notzeit fiel die Verheiratung des Her-
z o g s mit der bayerischen P r i n z e s s i n S a b i n e. Dieuppig-
feit und Verschwendung bei d er Hö chz ei t§>f ei er er'jb i11erte
das darbende Volk sehr. Die immer unerschwinglicher werdenden
Abgaben und die Besteuerung von Fleisch, Mehl und Wein durch Ver-
ringernng von Maß und Gewicht bei sich gleich bleibendem Verkaufs-
Preis, um die innerhalb 10 Jahren auf 1^2 Mill. Mark angewachsenen
Schulden zu tilgen, führten zu einem Aufruhr des Landvolks,
der 1514 im Remsthale ausbrach und sich unter dem Namen des
„ a r m e n 0 n r a d" (kein Rat) schnell durch das Land verbreitete.
Auf dem deshalb 1514 in Tübingen abgehaltenen Landtage
durften die Unzufriedenen ihre Klagen vorbringen.
Nach langen Verhandlungen kam es zum Tübinger Vertrag
(8. Juli 1514), nach welchem das Land die herzoglichen''Schufen Jtliernalp,
wogegen der Herzog versprach, den Wildschaden abzustellen, ohne Willen des
Volkes keinen Krieg anzufangen, kein Land zu verkaufen, auch keine neuen Steuern
auszuschreiben und keinen Unterthanen ohne Urteil und Recht hinrichten zu lassen.
Durch diesen Vertrag, der fortan den Grundpfeiler aller württem-
bergischen Freiheiten bildet, wäre nun der Streit mit dem Volke beigelegt
gewesen, allein der Unfriede mit seiner (allerdings sehr stolzen, eigen-
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
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TM Hauptwörter (200): [T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat]]