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welche in Asien ihre Heimat haben. Getreidearten, wie Gerste und Weizen, welche
man nach der Eiszeit anbaute, stammen ebenfalls aus Asien. Alle diese Mo-
mente beweisen uns, daß der nacheiszeitliche Mensch aus Asien stammen mag.*)
Jedenfalls hat derselbe den eiszeitlichen Menschen verdrängt, welcher mit dem
Auftreten der neuen Kultur ausgestorben sein dürfte, wie noch heute Völker nie-
derer Bildungsstufe in Berührung mit höherstehenden erlöschen (es. die Indianer-
Nordamerikas :c.).
Die Zeit, in welcher der aus Asien stammende Mensch seine Geräte aus Stein
verfertigte nennt man die Steinzeit. Die jüngste Stuse derselben fällt schon in
die Alluvialzeit. Sie ist charakterisiert durch merkwürdige Grabstätten und Denk-
male, welche vom nordwestlichen und mittleren Europa nach Nordafrika und östlich
bis Indien in außerordentlicher Verbreitung auftreten. Es waren entweder ein-
zelne aufgestellte Steine, oder Grabkammern und Altäre, aus mehreren zusam-
mengelegten Steinen gebildet. Solche aus Steinen erbauten und mit einem Erd-
Hügel überdeckten Kammern, welche Familiengrabstätten waren, bezeichnen wir heute
als Hünengräber oder Hünenbetten. In denselben findet man häufig neben den
Resten vieler Leichname Thongefäße, Werkzeuge aus Stein und Bein, Bernstein-
schmuck und durchbohrte Tierzähne. Auch die Hügelgräber, welche in Toten-
krügen oder Urnen die Asche verbrannter Leichname enthalten, gehören wahrschein-
lich dieser Zeit an.
Von größter Bedeutung für die Vorgeschichte der Menschheit war die erste
Entdeckung eines Pfahlbaues im Züricher See durch einen Schweizer, den Alter-
tumsforscher Dr. Ferdinand Keller, im Jahre 1854. Die Funde aus diesem
Pfahlbau, wie aus vielen anderen, die später entdeckt wurden, gaben Aufschluß
über die Kulturverhältnisse der vorgeschichtlichen Menschen, über Tiere, Pflanzen
und Geräte. Sie zeigten, daß sich diese Menschen mit Ackerbau beschäftigt haben
und sich ihre Geräte und Waffen aus Stein und Bein, später aber aus Metall
augefertigt habeu.
Mit der Einführung des Gebrauchs der Metalle beginnt die sogenannte
Metallzeit. Mit der Verarbeitung von Kupfer, Gold, Bronze und Eisen war
die höchste Stufe der Vorgeschichte erreicht. Im nördlichen Europa kann die
Metallzeit noch in eine Bronze- und Eisenzeit geteilt werden, während in Mittel-
und Südeuropa Bronze und Eisen zusammen austreten. Über die Metallzeit ge-
beu uns die Pfahlbauten der Kelten, Gallier, Germanen und Slawen Aufschluß,
weshalb mau diese Zeit auch die kelto-germanische Periode nennt. Auf diese Zeit
folgt die römisch-germanische Periode und mit dieser beginnt die eigentliche Ge-
schichte des Menschen in Europa, die nun nicht mehr aus stummen zurückgelasse-
nen Resten, sondern in Schriftzeichen und Wortlauten zu uns redet.
*) Aus diesem Grunde nennt man auch die Menschenrasse, welche aus Asien stammt und
sich heute über ganz Europa, über den Süden und Südwesten von Asien wie über den Norden
von Afrika ausgebreitet, auch in Amerika die vorherrschende geworden ist, die kaukasische Rasse
<uach dem Caucasus indicus oder Hindukhu).
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Extrahierte Personennamen: Ferdinand_Keller Ferdinand
Extrahierte Ortsnamen: Asien Asien Asien Nordamerikas Asien Europa Nordafrika Indien Europa Südeuropa Europa Asien Europa Asien Afrika Amerika
466
weiter vor, siedelte sich gegen Mittag in Arabien und Aethiopien an,
besiegte gegen Abend das kräftige Volk der Westgothen und wurde
herrschend in England. Im fünften und sechsten wurden deutsche
Völker dem Namen nach bekehrt: die Franken, Alemannen, Angel-
sachsen. Zugleich wurde Irland durch Patrik gewonnen; und die aus
Asien vorgedrungenen Barbaren am schwarzen Meer nahmen seine
äußere Gestalt an. Langsam nur und in geringem Grade konnte sich
durch die äußerliche Form das Wesen und innere Leben herausarbeiten.
Dennoch drang es durch, und ein neuer Frühling blühte im Norden,
während der Süden jetzt durch den Todeshauch des Islam oder
Muhammedanismus erstarrte, oder im Pabstkhum festgebunden lag.
Es sind abermals drei Jahrhunderte, den drei ersten sehr ungleich,
vorüber.
Mit dem siebenten Jahrhundert sehen wir die Blüthen des nor-
dischen Frühlings sich öffnen. Jetzt strömen ans England, Schottland
und Irland Mönche und Geistliche als Sendboten des Evangeliums
aus. Das Festland Europas ist ihr Ziel, damals ein eben so gefähr-
licher Boden, als es vor dreißig Jahren Neuseeland war. Es folgen
drei Jahrhunderte der Missionsarbeit unter den deutschen Stämmen.
Da wirken ein Gallus, Magnus, Fridolin, ein Bonifacius, Willibrod
und andere Boten des Friedens, zwar von dem römischen Stuhl er-
muntert und geehrt, aber wieder mehr als ihre Vorgänger im echten
Missionsgeist. Deutschland und die Schweiz, Holland und Belgien
sind der Schauplatz ihrer Wirksamkeit. Auch in der morgenläudischen
Kirche erwacht zu gleicher Zeit ein heiliges Feuer der Liebe Christi.
Von den syrischen Christen oder Nestorianern iuit> ihrer Missionsschule
zu Edessa gehen Sendboten nach Persien, ins Herz von Asien zu den
Tartarenhorden, bis nach China und Indien.
Neue Jahrhunderte der Kirche sind durchlebt, und die dunkelste
Zeit derselben bricht an. Selbst in dieser aber wirkte das Christen-
thum noch zur Bekehrung der slavischen Völker in Polen, Ungarn,
Rußland, in Pommern, Preußen, Liefland und Litthauen, und der
nordischen Stämme in Norwegen, Finnland, ja bis hinüber nach dem
fernen Grönland.
Das heidnische Verderben der Kirche, das im fünfzehnten Jahr-
hundert seinen Gipfel erreichte, spiegelte sich auch in der jetzt auf-
kommenden Missionsweise. Man fragte nicht mehr nach der Seele
und ihrer Rettung durch den Glauben, sondern der Heide war der
greulichste Ketzer, dem Blutgericht der Kirche verfallen. Das neu-
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Extrahierte Personennamen: Gallus Magnus Magnus Fridolin
Extrahierte Ortsnamen: England Irland Asien England Schottland Irland Europas Neuseeland Willibrod Deutschland Holland Belgien Christi Edessa Persien Asien China Indien Polen Ungarn Rußland Pommern Norwegen Finnland
467
entdeckte Amerika wurde der jammervolle Schauplatz einer Mission mit
Scheiterhaufeu und Schwert. Mau mußte wünschen, daß ein solches
Christenthum den Heiden erlassen bleibe; denn ihre Früchte waren
besser, als die der Christen. Da erbarmte sich Gott über die Welt,
und in der segensreichen Reformation des sechzehnten Jahrhunderts
trat das lebendigmachende Evangelium in seiner Gotteskraft Wieder-
aus Licht. Deutschland zuerst, dann die Schweiz und England nebst
Holland, Dänemark und Schweden wurden davon beleuchtet. Man
las wieder die Bibel, man wußte wieder, was Christus gesagt hatte,
und was im Alten und Neuen Testament von den Heiden und ihrer
Bekehrung steht. Ein besserer Lebenshauch ging auch über die katho-
lische Kirche, und die Missionen der Jesuiten waren weit edler und
gesegneter, als die Mordbekehrnngen an den Indianern Amerikas.
Sie schritten in die Ostwelt nach Indien, China und Japan, in die
Westwelt nach Südamerika, und gewannen, freilich aber mit gefälliger
Anschmiegung an das Heidenthnm, Hnnderttausende für die Kirche
Roms; aber sie bekehrten auch nicht wenige Seelen wahrhaftig zu
Christo. Die evangelische Kirche rang um ihr Dasein, und nur an
ihrem südlichen und nördlichen Ende gab sie ihr erstes Lebenszeichen
für die Heidenwelt, indem im Jahr 1556 vierzehn Sendboten von
Genf ans nach Südamerika sich wendeten, von Schweden aber drei
Jahre später ein Missionar nach Lappland zog. Es war das Jahr-
hundert der neuen Grundlegung der Kirche. Ihm folgte das Jahr-
hundert der Vorbereitung der Mission, das siebzehnte. Dieses war
freilich auch die Zeit der todten Rechtgläubigkeit; die Kirche baute
ihre Schanzen und Brustwehren gegen die Sekten und gegen Rom,
und im Geschäft dieses Baues waren nur wenige Augen offen für
die Noth der Heiden. Jenseits des Weltmeers predigten Kolonisten,
die um ihres Glaubens willen aus England vertrieben worden waren,
das Evangelium. Da erfochten Eliot und Mayhew ihre herrlichen
Siege unter den kriegerischen Indianern Nordamerikas.
In Ceylon und ans den molnckischen Inseln bekehrten die Hol-
länder durch Staatsbefehle die Völker, und ein großer Hanfe von
Christenheiden ward gesammelt. In England entstand im Jahr 1647
eine Gejellichaft für Heidenbekehrung, die erste dieser Art. Auch
Bibelübersetzungen in die Sprache der Araber, Malayen und Indianer
wurden begonnen.
Das achtzehnte Jahrhundert war die Zeit der Verbindung für
die Mission, und bis in unsere Tage herein erstreckt sich sein Wirken.
30 *
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Extrahierte Personennamen: Christus Christo Eliot
Extrahierte Ortsnamen: Amerika Deutschland England Holland Dänemark Schweden Amerikas Indien China Japan Südamerika Genf Südamerika Lappland Rom England Nordamerikas Ceylon England
r
214
Kälte des langen Winters. Hinwieder nimmt das Wunderland Indien durch
die Pracht und Ueppigkeit seiner Natur die Sinne gefangen und versenkt den
Geist in ein träumerisches Stillleben, während die reiche Inselwelt von Cey-
lon, Java, Sumatra, Borneo und den Gewürzinseln unter der Glut der
heißesten Sonne erseufzt und eine anhaltende Thätigkeit dem Menschen er-
schwert. Die gemäßigteren Länder aber, wie die Türkei, Persien, das eigentliche
China und Japan, erfreuen sich trotz des für menschliche Thätigkeit und Entwick-
lung günstigeren Klimas keineswegs geistiger Entwickelung und bürgerlicher
Freiheit: von Westen bis nach Osten derselbe Despotismus der Herrscher, der-
selbe Sklavensinn der Beherrschten. Die Religion Muhammeds war ein lodern-
des Feuer, das eine Zeitlang von Arabien aus die angrenzenden Völkerstämme
mit neuer Thatkraft beseelte, aber es war nur vorübergehend, und konnte den
Funken wahrer Geistesbildung nicht entzünden. So sehen wir denn setzt bei
den gebildeteren asiatischen Völkern nur noch Ueppigkeit und Schlaffheit, das
türkische Reich in Asien ist so morsch wie das in Europa; das alte Indien ist
todt, die Religionen haben ihre Heiligkeit, die alten Schriftwerke ihr Ver-
ständniß , die alten Sitten ihre Bedeutung verloren, obwohl der feingebildete
Hindu noch lange den europäischen Eindringlingen seinen zähen Widerstand
entgegensetzen wird. China, die „Blume der Mitte", wie die Chinesen ihr
Land nennen, ist eine welkende Blume, ein mit Menschew überfülltes Haus,
das den Einsturz droht. Kräftiger noch und bildsamer im Innern steht das
Jnselreich Japan da, das klug genug ist, streng gegen fremde Völker sich abzu-
schließen , um seine Unabhängigkeit zu bewahren.
Der Charakter des geistigen Lebens im Morgenlande ist Einförmigkeit,
doch um so mannigfaltiger erscheint das natürliche Leben des Menschen, um
so verschiedener sind seine Sitten, seine Körperbildung, seine Sprache, Lebens-
art und Betriebsamkeit — entsprechend dem asiatischen Kontinente selber, der
in seinen natürlichen Verhältnissen von allen Erdtheilen die größte Mannigfal-
tigkeit darbietet. In keinem Erdtheile sind die klimatischen Verhältnisse so verschie-
denartig wie in Asien. Seine Ausdehnung umfaßt alle Zonen. Der im hohen
Norden wohnende Polarmensch, der Samojede, Tschuktsche, Ostjäke, nicht viel über
vier Fuß hoch, und wiederum der schwarze, wollhaarige Insulaner auf Borneo
und Sumatra, dann die zum kaukasischen Stamm gehörenden Armenier,
Afghanen, Perser mit regelmäßiger, schöner Gesichtsbildung, hoher Stirne,
großem Auge, langer, etwas gebogener Nase, rothen Wangen und weichem
' braunem oder schwarzem Haar, — welch ein Unterschied von dem hellbraunen
Hinterindier, der mit einem schwarzen lockigen Haar eine platt gedrückte Nase
und einen großen hervorstehenden Mund vereinigt; — und wiederum von dem
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Extrahierte Personennamen: Muhammeds
Extrahierte Ortsnamen: Wunderland_Indien Sumatra Borneo Persien Japan Asien Europa Indien China Japan Asien Tschuktsche Ostjäke Borneo Sumatra
46.8
Seit dem Anfang dieses Jahrhunderts entstanden zu London, Kopen-
hagen und Halle Misstonsgesellschaften. Die Brüdergemeine wurde
hierauf die gesegnetste Trägerin des Misstonslebens in der Kirche.
Im Jahr 1732 eilten ihre ersten Boten nach Westindien, und zehn
Jahre später hatte sie schon in verschiedenen Theilen Amerikas, Afri-
kas und Asiens, wie auch in Lappland, das Wort Gottes verkündigt.
In der zweiten Hälfte des Jahrhunderts lagen bereits so viele Proben
von der Kraft der einfältigen Predigt vor Augen, daß nun Schlag
auf Schlag die Vereine sich bildeten, denen seitdem so viel Segen
und Sieg unter den Heiden gegeben ward: so namentlich 1795 die
große Londoner Misstonsgesellschaft, welche die Gründung der meisten
anderen veranlaßte und die bedeutendsten Summen aufwendete.
So rücken wir denn in unser eigenes Jahrhundert, das neun-
zehnte, herüber, das wir die Zeit der Missionsnnternehmung und des
Missionssiegs nennen können. In rascher Aufeinanderfolge bildeten
sich neue Missionsgesellschaften und Missionsschulen, wie in Basel (im
Jahr 1816), in Berlin (1824), und noch viele andere in und außer
Deutschland. — Am Eingang dieses Jahrhunderts stehen, wie die
heilverkündenden Wächter seiner Pforte, zwei große Vereine. Der
eine ist die Tractatgesellschaft, im Jahr 1799 gegründet, die in wohl
hundert und fünfzig Sprachen der Erde über hundert Millionen klei-
nerer und größerer Schriften zu christlicher Erbauung und evangeli-
schem Unterricht gedruckt und vertheilt hat; der andere wurde im
Jahr 1804 errichtet: die britische und ausländische Bibelgesellschaft.
Dieselbe hat die Bibel zum wohlfeilsten Buch gemacht und den
Missionsgesellschaften von Anfang an aufs beste in die Hand gear-
beitet.
Dieser Ueberblick zeigt zur Genüge, wie die christliche Kirche
wirklich sich zu allen Zeiten als eine Missionsanstalt angesehen und
aus kleinem, senfkornartigem Anfang ihre Zweige immer weiter aus-
gebreitet hat. Jetzt, gegen die Mitte des neunzehnten Jahrhunderts,
schlägt man die Zahl sämtlicher Bekenner des Christenthums auf
wenigstens drei hundert Millionen Seelen an. Wie viele wird man
am Schluß desselben zählen dürfen?
Gar bedeutsam haben sich in Deutschland, in England, in Nord-
amerika an die Gesellschaften zur Bekehrung der Heiden auch solche
angeschlossen, die für die Bekehrung des Volks Israel thätig sind.
Der geistige Geburtsort der Judenmission ist eigentlich das Kloster
Bebenhausen bei Tübingen. Hier hatte nemlich der Stifter des halli-
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Extrahierte Ortsnamen: London Westindien Amerikas Asiens Lappland Gottes Basel Berlin Deutschland Deutschland England Israel Bebenhausen
471
beit reichlich belohnt. Waren doch unter den Judenmissionären des
Jahres 1847 schon allein 45 getaufte Juden.
Und wie steht es denn mit den Heiden? Was ist die Frucht
der Missionsarbeit an ihnen?
Sie haben nicht vergebens gearbeitet, die Tausende, welche aus-
gegangen sind von Vaterland und Freundschaft. Denn wenn man
die Zeit der eigentlichen ernsten Missionsarbeit etwa auf fünfzig Jahre
anschlägt, so kommt auf jedes dieser Jahre ein Gewinn von 10,000
Seelen, und das ist fürwahr kein geringer Preis für die aufgewen-
deten Opfer. Denn in der That läßt sich die Zahl der Heiden, die
schon bis zum Jahr 1847 durch den Dienst der evangelischen Mission
der Kirche Christi einverleibt worden sind, auf eine halbe Million, ja
genauer auf 672,000 Seelen anschlagen. Und doch ist im Grunde für
die Bekehrung der Heiden gerade so viel geschehen, um zu zeigen,
daß man mehr thun und daß man es bald thun müsse.
Heben wir ans der Menge der Heidenländer nur einige wenige
hervor als Zeugen für diese Behauptung. — Auf deu zahlreichen
Inseln der Südsee war im Jahr 1800 noch nicht eine eingeborne
Christenseele. Alle Greuel des Heidenthums herrschten daselbst. Vor
36 Jahren wollte kein Schiffer es wagen, die ersten Missionäre auf
eine der dreizehn Sandwichsinseln zu bringen, weil die Eingebornen
Menschenfresser waren. Jetzt sind dort Zehntansende von Christen;
Tausende von Kindern, die sonst bald nach der Geburt getödtet wor-
den wären, genießen in den Schulen Unterricht, und Mancher, der da
Schule hält, weiß noch recht gut, wie gebratenes Menschenfleisch
schmeckt.
Auf der Insel Tahiti ist das Christenthum vollständig eingeführt.
Bereits tragen Eingeborene die gute Botschaft ans andere Eilande
jenes großen Weltmeers. — Aber noch liegen Hunderte derselben hin
und her in der Wasserwüste, deren Bewohner in aller Wildheit und
Wüstheit des Heidenthums hinleben. Als der englische Missionär
Williams, den man den Apostel der Südsee genannt hat, im Jahr
1841 die Bewohner von Erromanga, einer der Neu - Hebriden-
Inseln, zum erstenmal mit dem Gruß des Friedens grüßte, dankte
man ihm mit der mörderischen Keule und schlug ihn zum Märtyrer.
Im Festlande von Asien zieht vor allem China den Blick auf
sich, das größte Reich der Erde, von 360 Millionen Menschen be-
wohnt. Hier ist eine Menschenwelt, von welcher jeden Monat eine
Million unsterblicher Seelen ohne das Licht der christlichen Wahrheit
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Extrahierte Personennamen: Missionär
Williams Apostel Erromanga
472
in die Ewigkeit hinübertritt. Ein volles Jahrtausend würde über der
Bekehrung Chinas verfließen, auch wenn jeden Tag tausend Chinesen
bekehrt würden. Dieses ungeheure Reich war für die Mission ver-
schlossen. Lange stand die evangelische Christenheit demselben fast nicht
anders als betend gegenüber. Der deutsche Missionär Gützlaff wagte
einige Besuche an den Küsten des ungeheuren Landes, aber ohne
großen Erfolg. Da wurde endlich der sogenannte Oviumkrieg, den
die Engländer mit China wegen des Handels mit Opium im Jahr
1844 führten, das Mittel, daß fünf Seehäfen des seit Jahrhunder-
ten verschlossenen Landes für die Ausländer geöffnet wurden. Die
Sendboten eilten nun von allen Seiten herbei, von England, von
Nordamerika, von Basel her; auch wurden Neue Testamente und
Tractate reichlich verbreitet. Ein Erlaß des Kaisers gab die Erlaub-
niß zur Annahme des Christenthums im ganzen Reiche. So steht
nun in China das Feld offen für die Schnitter; aber wie groß ist
die Ernte! und wie wenig sind der Arbeiter!
In Ostindien sind bereits ganze christliche Dörfer, und Hundert-
tausende haben das Wort von Christo gehört. Der Einfluß der
Mission hat es bereits dahin gebracht, daß die abscheuliche Unsitte
des Kindermords und der Wittwenverbrennnng abgeschafft wurde.
Vielleicht 100,000 Kindern wird dadurch jährlich das Leben gerettet,
mindestens 8000 Wittwen werden jedes Jahr dem schauderhaften
Feuertod entrissen. Die Missionsarbeit in Indien lohnt sich mit
jedem Jahr mehr. Aber dennoch ist unter den hundert fünfzig
Millionen, welche in diesem herrlichen Lande leben, noch unendlich
viel zu thun!
Afrika, welch ein Arbeitsfeld! Das ganze innere Afrika, über
tausend Reisestunden weit von Norden nach Süden, ist noch uner-
forschtes Land. Nur am westlichen Rande sind etliche lichte Punkte,
z. B. Sierra Leone, von Tausenden befreiter Sklaven bewohnt, unter
denen das Evangelium seine Segnungen ausbreitet. Damit ist nun
auch an der östlichen Küste ein Anfang gemacht. Sonst herrscht noch
dicke Finsterniß unter den Bewohnern. Krokodilen, Schlangen, Tigern
dient man als Göttern und bringt ihnen grausam geschlachtete Men-
schen zum Opfer. Oft läßt ein König Hunderte seiner Unterthanen
den Götzen schlachten. Doch die ärgste Geißel für diese schwarzen
Nachkommen des Ham ist der Negerhandel, der immer noch von so-
genannten Christen betrieben wird. Afrika verliert dadurch jährlich
etwa eine halbe Million seiner Einwohner. Zur Abschaffung dieses
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473
schändlichen Gewerbes ist nur die Verbreitung des Evangeliums stark
genug. — In Südafrika hat das Christenthum schon herrliche Siege
erfochten unter den Hottentotten, Buschmännern, Kaffern, Namagua,
Grigua, Betschuanen n. a. Aber gleich zu seiner östlichen Seite
streckt sich die Insel Madagaskar hin, nicht viel kleiner als ganz
Deutschland. Hier hat eine grausame Königin den Lauf des Evan-
geliums aufgehalten; Märtyrerblut ist reichlich geflossen; die Prediger
sind verjagt; — und doch hat sich eine Schaar von Christen auch
wahrend der Verfolgung bisher im Lande erhalten. Selbst der ein-
zige Sohn der Königin hat sich zu ihnen geschlagen, ebenso der Neffe
ihres Hauptministers. „Warum gehorchst du meinen Befehlen nicht,
Bursche? Du wirst deinen Kopf verlieren; denn ich sehe, daß du es
mit den Christen hältst!" so fuhr den jungen Mann der erzürnte
Oheim an. „Ja, mein Oheim", war des Neffen Antwort, „ich bin
ein Christ, und wenn ihr wollet, so nehmet mir das Leben; denn
ich bete."
Die Aufgabe der Mission den Heiden gegenüber — das leuchtet
aus allem dem wohl jedem Kinde ein — ist noch groß, riesengroß. .
Da sollten wir uns alle auch das Wort des Missionshauptes, der
vom Himmel ist (Hebr. 8, 1.), gesagt sein lassen: Bittet den Herrn
der Ernte, daß er Arbeiter in seine Ernte sende. (Matth. 9, 38.)
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Extrahierte Ortsnamen: Südafrika Namagua Grigua Madagaskar Deutschland
20 Das Land östlich oder rechts von der Elbe.
Nich ivoahr, doa merkt all jedet Kind,
Det doch der Bodden nich schlecht kann sind.
Un hier is der Grund, wo grot und stark
'Re Eik' is 'wassen met festet Mark
Joa, wiest mi eene, de doa is better,
Un nömt mi eene, de doa is grötter,
De so berühmt in de ganze Welt
As Bismarck-Schönhllsen, der Staatsmann un Held!
21. Friese.
F. Geschichtliches.
Die Vorfahren der jetzigen Bewohner waren meist flavifche Völker, die
Wenden (die Sorben). ^>ie waren Heiden und verehrten ihre Götzen in Wäldern,
wo ihnen Menschen und Tiere, besonders Pferde, geopfert wurden. Die Wende»
verbrannten ihre Toten und setzten die mit der Asche der Verstorbenen gefüllte»
Urnen in steinernen Grabkannnern bei. Solche Begräb»isplätze smden sich noch
a» viele» Orte», z. B. bei Burg, Geuthin, Ziesar. Die Wende» wohnten i» Dörfer»,
die in H»feifenfon» angelegt waren. Die Name» ihrer Woh»orte hatte» meist die
E»d»»g ow, itz, z. B. Jerichow, Rathenow, Buckow, Steinitz u. s. w. Die Endung
ow hat sich heute vielfach in au verwandelt, z. B. Cracau, Buckau . . .
Die Weude» wurden im S. durch Markgraf Gero, im N. durch Albrechl
den Bären und die Mönchsorden (Klöster, z. B. Leitzka») »ach und nach z»>»
Christentum bekehrt. Zur Zeit der Reformation nahmen die Bewohner de»
evangelische» Glauben an. Auch breiteten sich unter ihnen deutsche u»d fremde
Eiuwauderer, besonders Flamländer, aus und vermischten sich mit den Wende»; so
entstand nn Lause der Zeit der fetzige Me»sche»schlag.
Im Schweiße des Angesichts suchte» unsere Voreltern dem wenig fruchtbare»
Bode» durch Ackerbau, Viehzucht u»d Waldwirtschaft das tägliche Brot abzuringen,
aber auch der Fischfang und der Handel mußten dazu beitragen. Da kam der
30jährige Krieg, in dem sich die Katholische» und die Evangelischen der Religion
wegen bekämpften. Er verwandelte das Land i» ei»e Wüste. Die Dörfer »ud
Städte waren zerstört, die Äcker lagen wüst da, die meisten Bewohner waren
getötet. Unter der segensreichen Regierung der Hohenzollern erholte sich das Land
wieder. Besonders machten sich der große Kurfürst nnb Friedrich der Große um
diese Gegend verdient. Letzterer ließ die Sümpfe entwässern und legte den Planer
Kanal an.
Der südliche Teil des rechtselbifchen Gebietes kam erst im Jahre 1815 a»
unser Heimatland.
G. Sagen.
1. Die Kutterjungfer auf dem Marktplätze in derbst.
In jener Zeit, wo noch der Stärkere allein herrschte, hatten die Grafen vo»
Lmdau die Zerbster gezwungen, ihnen eine» Zoll auf alle Nahrungsmittel, die nach
Zerbst gebracht wurden, zu zahlen. Weil die Grafen de» Zoll nach Willkür
erhöhten, wurden die Landleute, die nach Zerbst Butter, Eier, Gemüse lieferten, hart
betroffen. Die Zerbster konnte» die Ware» kaum bezahlen. Mit Herzleid merkte»
die Bauer», daß der Verka»f täglich germger wurde. Um nicht zu verarmen,
führten |die Landleute die Waren nicht »lehr i» die Stadt, fo»der» richteten vor
dem Heidetore, am Butterdamm einen förmliche» Markt ein. Nnn konnte» zwar
die Hausfraue» Butter, Eier, Geflügel billiger emkaufe», hatten aber einen weiten
und^. beschwerliche» Weg zurückzulege». Un: die Stadt vo» der drückende» Ste»er
zu befreien, gi»g ei»e edle J»»gfra» zum Gräfe» vo» Lindem u»d bat ih», gege»
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
TM Hauptwörter (100): [T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T18: [Mark Brandenburg Land Albrecht Friedrich Kaiser Jahr Markgraf Haus Markgrafe], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T187: [Religion Christus Christ Christentum Zeit Jahr Volk Christenthum Heide Geburt]]
Extrahierte Personennamen: Friese B._Jerichow Steinitz Gero Friedrich_der_Große Friedrich
178 62. Volkssprache, Haus und Hof und volkstmliche Eigenart in unserer Provinz.
hause gegenber auf der andern Lngsseite befinden sich die Stallungen. Nach der Strae zu wird der Hofraum zwischen Stall und Wohn-haus durch eine Mauer mit breiter Toreinfahrt, manchmal auch noch teilweise mit einer Scheune oder einem Stall abgeschlossen. Dem Hos-tore gegenber auf der andern Seite des Hofes steht die Scheune, so da die beladenen Wagen von dem Tore quer der den Hos gerade in die Scheune fahren knnen. Eine Abart dieser Bauanlage ist die thringische Hofanlage, bei der das Wohnhaus im Hintergrunde des Hofes parallel zu der Strae steht, so da es mit der einen Lngs-feite auf den Hof, mit der andern nach hinten in den Garten sieht; zu beiden Seiten des Hofes, mit der Schmalfeite nach der Strae, stehen die notwendigen Nebengebude. Eine Steinmauer mit Tor-einfahrt schliet den Hof nach der Strae zu ab.
Auch die Eigenart der Bewohner unserer Provinz ist nach den Volksstmmen verschieden. In den Ebenen der Altmark finden wir den zhen, arbeitsamen, treu an alter Sitte hngenden Niedersachsen. Zwischen Harz und Thringerwald und um die Hhen des letzteren herum wohnt der Thringer. Schon die alten Vorfahren desselben, die Hermunduren, wurden von den Rmern als gutmtige, friedfertige, der Kultur zugngliche Leute geschildert; und diese Zge passen auch noch auf die heutige Bevlkerung. In dem Volkscharakter des Thringers liegt gewissermaen ein vermittelnder bergang zwischen dem norddeutschen und dem sddeutschen Wesen. Der Norddeutsche findet den Thringer schlicht, treuherzig, offen, heiter, gegen Fremde hflich, aber weniger fcharf im Urteil, wenig rstig und ausdauernd im Schaffen; dem Sddeutschen dagegen ist der Thringer nicht munter genug, weniger gesprchig, dichterisch weniger beanlagt und schwerflliger als feine Landsleute, immerhin aber viel gewandter und angenehmer als die khlen und zurckhaltenden Bewohner des Nordens. In der Mitte zwischen nord- und sddeutscher Bevlkerung sehaft, haben die Thringer die Charakterzge beider in sich verschmolzen. Im einzelnen bestehen in den verschiedenen Gegenden besondere Charaktereigentmlichkeiten; so sind die Wldler, die meist von der Industrie leben, leichter zum Vertun des Wochenlohnes geneigt, als die Landbewohner, die das Erworbene mit Zhigkeit festhalten. In den stlichen Bezirken macht sich in Charakter, Brauch und Sitte die wendische Beimischung bemerkbar, die im Verein mit der deutschen Einwanderung einen lebensfrohen, arbeitsamen Menschenschlag hervorgebracht hat. Auch in krperlicher Beziehung tritt die Zusammen-setznng unseres Volkstums aus mehreren Elementen zutage. Der uiederschsische Norden zeigt vorwiegend blondes Haar, blaue Augen und helle Hautfarbe; der Prozentsatz der Braunen steigt hier nirgends der zehn. Im thringischen Sden dagegen steigt der brnette Typus auf 15 und mehr Prozent. Aber auch innerhalb der Grenzen des thringischen Volksschlages nehmen die Braunen nach Sden hin
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien]]
TM Hauptwörter (100): [T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken]]
TM Hauptwörter (200): [T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T93: [Bayern Baden Hessen Württemberg Königreich Sachsen Franken Schwaben Land Rhein]]