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1. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 45

1911 - Magdeburg : Creutz
Das Flachland. 45 dahinter stehen Mohrrüben und Kohlrüben. Was wollen die Besitzer mit diesen großen Massen von Gemüse anfangen, das sie selbst doch nicht verzehren können? Dort am Elbufer, am Ostrande der Börde liegt die Großstadt Magdeburg mit 280000 Menschen. An den Markttagen und in den vielen Gemüsehandlungen bietet sich reiche Gelegenheit zum Verkauf. Die Hausfrauen freuen sich, srisches und üppig gewachsenes Gemüse in solcher Fülle zu bekommen. Das soll gut schmecken. Wollen wir sehen, wie Gurken und Zwiebeln in großen Mengen gebaut werden, so reisen wir nach Kalbe a. d. S., dessen Gurken- und Zwiebelbau in hoher Blüte steht und weit und breit bekannt ist. So zeigt ein Gang durch die Börde, wie die Bewohner vorwiegend sich mit Landwirtschaft und Gemüsebau beschäftigen. Der Anbau von Getreide, Hackfrüchten und Gemüse lohnt den Fleiß der Bewohner im höchsten Maße. Wodurch ist die Fruchtbarkeit der Börde bedingt? Wie wir von der Karte oder dem Relief ablesen können, ist die Börde eine wellige Ebene, die sich von W. nach O. neigt und dann zum Elbtal abfällt. Dieser deutlich erkennbare Abfall bildet den alten Magdeburger Uferrand. Wollen wir die Erdschichten kennen lernen, aus denen die Börde besteht, so besuchen wir ein offenes Grab aus dein Friedhofe oder die Ansschachtungssläche, aus der ein Haus erbaut werden soll; am besten können wir die drei Erdschichten erkennen beim Anlegen eines Kanals oder beim Bohren eines Brunnens. Die oberste, durchschnittlich 0,5 m dicke Humusschicht, auch Ackerkrume genannt, sieht braun aus, beim Regenwetter schwarz. Sie setzt sich vorwiegend aus verwesten Pflanzenstoffen, verbunden mit Sand, Lehm und zuweilen Ton zusammen. (Versuch: Schütte Ackerkrume in ein mit Wasser gefülltes hohes Glas, schüttele tüchtig und laß die Erdteilchen sich setzen. Die unterste Schicht wird von körnigem Sande, die zweite von Lehm lind Ton, die dritte von der schwarzen Masse des Humus gebildet.) Dww ^ Sand.geröll. Die Humusschicht enthält nicht nur die Nähr- stosse für die Kulturpflanzen, sondern die schwarze Farbe hält auch die für das Wachstum der Pflanzen not- wendige Wärme fest. Außerdem ist sie locker, so daß der Regen leicht eindringen kann. Auch die häusigen kurzen Regen, von denen wir in der Börde selbst auf dem Schulwege überrascht werden, erquicken die Früchte. Die zweite Schicht wird durch den sogenannten gelben Löß gebildet, gewöhnlich Lehm genannt. Die feinkörnige Lehmschicht ist durchschnittlich 0,5—1,5 m stark. (Die Beschaffenheit lernen wir ans folgendem Ver- fuche kennen: Wir legen ein großes Stück Löß in das mit Wasfer

2. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 59

1911 - Magdeburg : Creutz
Das Flachland. 59 dahinter stehen Mohrrüben und Kohlrüben. Was wollen die Besitzer mit diesen großen Massen von Gemüse anfangen, das sie selbst doch nicht verzehren können? Dort am Elbufer, am Ostrande der Börde liegt die Großstadt Magdeburg mit 280000 Menschen. An den Markttagen und in den vielen Gemüsehandlungen bietet sich reiche Gelegenheit zum Verlaus. Die Hausfrauen sreuen sich, srisches und üppig gewachsenes Gemüse in solcher Fülle zu bekommen. Das soll gut schmecken. Wollen wir sehen, wie Gurken und Zwiebeln in großen Mengen gebaut werden, so reisen wir nach Kalbe a. d. S., dessen Gurken- und Zwiebelb au in hoher Blüte sieht und weit und breit bekannt ist. So zeigt ein Gang durch die Börde, wie die Bewohner vorwiegend sich mit Landwirtschaft und Gemüsebau beschäftigen. Der Anbau von Getreide, Hackfrüchten und Gemüse lohnt den Fleiß der Bewohner im höchsten Maße. Wodurch ist die Fruchtbarkeit der Börde bedingte Wie wir von der Karte oder dem Nelies ablesen können, ist die Börde eine wellige Ebene, die sich von W. nach O. neigt und dann Zum Elbtal abfällt. Dieser deutlich erkennbare Abfall bildet den alten Magdeburger Uferrand. Wollen wir die Erdschichten kennen lernen, aus denen die Börde besteht, so besuchen wir ein offenes Grab auf dem Friedhofe oder die Ausschachtungsfläche, auf der ein Haus erbaut weiden soll; am besten können wir die drei Erdschichten erkennen beim Anlegen eines Kanals oder beim Bohren eines Brunnens. Die oberste, durchschnittlich 0,5 in dicke Humusschicht, auch Ackerkrume genannt, sieht braun aus, beim Regenwetter schwarz. Sie setzt sich vorwiegeud aus verwesten Pflanzenstoffen, verbunden mit Sand, Lehm und zuweilen Ton Mammen. (Versuch: Schütte Ackerkrume in ein mit Wasser gefülltes hohes Glas, schüttele tüchtig und laß die Erdteilchen sich setzen. Die unterste Schicht wird von körnigem Sande, die zweite von Lehm und Ton, die dritte von der schwarzen Masse des Humus gebildet.) Die Humusschicht enthält nicht nur die Nähr- stosse für die Kulturpflanzen, sondern die schwarze Farbe hält auch die für das Wachstum der Pflanzen not- wendige Wärme fest. Außerdem ist sie locker, so daß der Regen leicht eindringen kann. Auch die häusigen kurzen Regen, von denen wir in der Börde selbst auf dem Schulwege überrascht werden, erquicken die Früchte. Die zweite Schicht wird durch den sogenannten gelben Löß gebildet, gewöhnlich Lehm genannt. Die feinkörnige Lehmschicht ist durchschnittlich 0,5—1,5 m stark. (Die Beschaffenheit lernen wir ans folgendem Ver- suche kennen: Wir legen ein großes Stück Löß in das mit Wasser

3. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 49

1854 - Stuttgart : Hallberger
49 Sie sind sehr gefräßig, wie alle andere Raupen, rühren aber Nichts an, als die Blätter des weißen Maulbeerbaums, wenigstens will ihnen nichts Anderes recht schmecken und zusagend Sie häuten sich vier- bis fünfmal, und zwar beinahe jede Woche einmal. So lebt und frißt nun diese Raupe sechs bis sieben Wochen lang. Fünf bis acht Tage nach der letzten Häutung fängt sie endlich an, sich einzuspinnen, was sie vorher dadurch zu erkennen gibt, daß sie nicht mehr frißt, sondern mit Fäden im Munde und mit aufgerichtetem Halse unruhig umher- läuft, um einen Ort zu suchen, an dem sie die Fäden befestigen kann. Hat die Raupe endlich diesen Ort, nemlich dürre Ruthen von Birken- oder anderen Reisern, gefunden, so klebt sie zwei sehr feine Tröpfchen eines klebrigen Saftes an die Ruthen an, bewegt den Kopf hin und her und bringt so zwei sehr dünne Fäden aus den Oeffnungen heraus, die sie geschickt mit den beiden Vorderfüßen zu einem Faden zu ver- binden weiß. Zuerst spinnt sie ein weitläufiges, verworrenes und durchsichtiges Gewebe, aus welchem Floretseide kartätscht wird. Den zweiten Tag zieht sie die Fäden um sich herum und bildet den eigent- lichen Kokon (d. h. Seidenhäuschen), in deffen Mitte sie sich befindet. Ein solcher Kokon, der ziemlich die Größe und die Gestalt eines klei- nen Taubeneies hat, besteht aus einem einzigen Doppelsaden, der 900—1200 Fuß lang ist. Dies ist nun unsere Seide, die man nicht erst zu spinnen braucht, wie den Flachs oder die Baumwolle, denn das hat ja die Raupe schon gethan. Man darf nur zehn bis zwölf Kokons miteinander abhaspeln und sie zwirnen. Läßt man aber der Puppe, die sich im Innern befindet, Zeit, sich in einen Schmetterling zu verwandeln, wozu sie vierzehn bis zwanzig Tage braucht, so durch- bricht der Schmetterling seine Hülle, und der durchlöcherte Kokon kann dann nicht mehr abgewunden und benützt werden. Um diesen Scha- den zu verhüten, schiebt man die Kokons in einen mäßig heißen Back- ofen, wo die Puppen ersticken, oder man wirft sie in siedendes Wasser. Das Vaterland der Seidenraupen ist China und Ostindien. Dort leben sie auch wild auf Maulbeerbäumen, die ganz mit Kokons behängen sind. Im Jahr 551 n. Chr. brachten zwei Mönche den Seidenspinner mit nach Europa, indem sie die Eier desselben in ihren hohlen Stöcken aufbewahrten. Kleider von Seide waren in den alten Zeiten sehr kostbar. Von einem deutschen Kaiser wird erzählt, daß er seiner Gemahlin ihre Bitte um ein seidenes Kleid abgeschlagen habe, weil es ihm zu theuer war. Gegenwärtig breitet sich selbst in Deutschland der Seidenbau immer weiter ans. Zwar kann er bei Lesebuch. 4

4. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 64

1854 - Stuttgart : Hallberger
64 Seite auf die andere, neigte sich auf die Erde herab, hob sich wieder in die Höhe und verlor sich unter den übrigen Zweigen. Kein Wind wehete, die Lust war gänzlich still, und ich hatte allerhand Gedanken über diese Erscheinung, als mich ein Ceylonese besuchte. Ich zeigte ihm, was mich in Verwunderung setzte. Er sah nach den Bäumen hin, wurde ganz blaß im Gesicht und wollte vor Schrecken zur Erde sinken. Er bat mich, daß ich den Augenblick alle meine Thüren und Fenster verriegeln und verwahren möchte; denn was ich für den Zweig eines Baumes halte, sei eine ungeheure Schlange, die sich an solchen Bewegungen belustige und auf die Erde schieße, um Beute zu machen. Ich erkannte bald, daß er Recht hatte; denn nicht lange darauf sah ich, daß sie ein kleines Thier auf der Erde haschte und mit sich unter die Zweige des Baumes nahm. Als ich mich bei dem Ceylo- nesen näher nach dem Ungeheuer erkundigte, sagte er mir,'daß man es auf der Insel nur allzu wohl kenne, daß es sich sonst gewöhnlich in der Mitte der Wälder aufhalte, und aus dick bewachsenen Bäumen auf die vorbeigehenden Menschen und Thiere herabstürze und sie leben- dig verzehre. Wir versammelten uns hierauf zwölf Personen an der Zahl und ritten wohlbewaffnet hinter ein dichtes Gebüsch, wo wir die Schlange mit unsern Flinten erreichen konnten. Als wir sie nun in der Nähe betrachteten und ihre ungeheure Größe, welche in der Ferne nicht so bedeutend zusein schien, wahrnahmen, ergriff uns alle ein Schauder, und Keiner wagte einen Schuß zu thun, weil man sie zu verfehlen fürchtete. Alle Ceylonesen, die bei mir waren, gestanden, daß diese da alle, die sie jemals gesehen hätten, an Größe überträfe. Sie war dicker, als der Leib eines magern Menschen, schien aber nicht fett zu sein, und war im Verhältniß ihrer Dicke sehr lang. Mit ihrem Schwanz hing sie sich an einen der obersten Zweige des Baumes, und mit dem Kopf reichte sie bis auf die Erde. Sie war außerordentlich geschwind und machte in einem Augenblick tausend Wendungen mit ihrem Körper. Sie kam herab, wickelte den Schwanz um den Stamm des Baumes, legte sich der Länge nach auf die Erde, und in einem Augenblick hatte sie sich wieder unter den Aesten des Baumes verloren. Mitten unter diesen Luftsprüngen sahen wir, daß sie sich mit ungemeiner Schnelligkeit zurückzog, und sich unter die Zweige still hinlegte. Wir merkten bald die Ursache davon: ein kleiner Fuchs, den sie unstreitig gesehen hatte, wollte unter dem Baum vorbeigehen; allein die Schlange schoß auf ihn herab und hatte ihn

5. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 127

1854 - Stuttgart : Hallberger
127 In den Tulpen stehen inwendig im Ring sechs kleine Säulen (auch Hennen ge- nannt), auf deren Spitzen ein schwarzer Staub sitzt; wer daran riecht, bekommt daher eine schwarze Nase. Auf den Lilien ist er schön gelb, und wer an einer weißen Lilie riecht, bekommt davon eine gelbe Nase. Das ist Blüthenstaub. Er findet sich in allen Blumen und in allen Blüthen; denn er ist unentbehrlich und nothwen- dig, wenn aus der Blüthe Frucht und Samen entstehen soll. Wenn es nun im Frühjahr, wo die Bäume blühen, starke Stürme gibt, so führen diese den Blüthen- staub, namentlich von Fichten und Tannen, mit sich in die Höhe, und der gelbe Staub kommt mit dem nächsten Regen in Menge wieder herab, und sammelt sich, wie Schwefel, auf Pfützen oder Wasserbehältern. Im Sommer und Spätjahr, wo doch die Gewitter meistens heftiger find, wird Niemand mehr etwas von Schwefel- regen sehen, weil dann das Blühen ein Ende hat. Da regnen Aepfel, Nüsse, Eicheln u. s. w. von den schweren Aesten der Bäume herab, aber kein eingebildeter Schwefel mehr. Ii. Blutregen. Man trifft in alten Geschichten bisweilen die Nachricht, es habe Blut geregnet, und die Menschen verfehlten nicht, einen solchen Blutregen mit schrecklichen Ereignissen in der Natur oder in der Geschichte in Zusammenhang zu bringen. Solche Berichte sind zum Theil sehr alt, und es ist kein Zweifel, daß schon vor 3000 Jahren die Völker Griechenlands von diesen Regen gewußt haben. Allein erst die neueste Zeit hat diese Erscheinung aufgeklärt. Es handelt sich hier gar nicht von Blut, sondern von einem feinen, gelben oder zimmtfarbigen Staub, der entweder für sich, oder mit Regeu, Hagel und Schnee aus der Luft herabfällt und diese Niederschläge gelb oder blutroth färbt. Es scheint, daß dieser Staub in sehr bedeutenden Höhen des Luft- kreises schwebt, daß er von den Winden von einer Himmelsgegend in die andere geführt und theils durch Luftströmungen, theils durch Regen, Schnee und Hagel auf die Erde herabgebracht wird. Solche Staubfälle bemerkt man namentlich im süd- lichen Europa und in Kleinasien; sie dehnen sich bisweilen über weite Strecken, über viele Tausende von Meilen aus. Hier ist also von Blut und Schrecken entfernt nicht die Rede. Ebensowenig braucht man sich zu fürchten, wenn ein winziges Pflänzchen ans der Klasse der Algen die ewigen Schneefelder der Alpen weithin mit einer dünnen, rothen Schichte überzieht; man heißt dieses Pflänzchen deßwegen den rothen Schnee. Iii. Froschregen. Man spricht auch von einem Froschregen. Aber das wird noch Niemand ge- sehen haben, daß es Frösche aus der Lust herabregnete. Die Sache verhält sich ganz kurz so: im Sommer bei anhaltend trockener Hitze zieht sich eine Art von Land- sröschen in benachbarte Wälder und Buschwerke zurück, weil sie dort einen kühleren und feuchteren Aufenthalt haben, und verhalten sich ganz still und verborgen, so daß sie Niemand bemerkt. Wenn nun ein sanfter Regen fällt, so kommen sie in zahl- reicher Menge wieder hervor und erquicken sich in dem nassen, kühlen Grase. Wer alsdann in einer solchen Gegend ist und auf einmal so viele Fröschlein sieht, wo doch kurz vorher kein einziges zu sehen war, der kann sich nicht vorstellen, woher auf einmal so viele Frösche kommen; und da bilden sich einfältige Leute ein, es habe Frösche geregnet. Denn aus lieber Trägheit läßt man lieber die unvernüns- i

6. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 20

1854 - Stuttgart : Hallberger
20 Hafteste Gewebe bleibt immer die Leinwand. Der Hanf hat den Vor- zug größerer Festigkeit und Dauerhaftigkeit, aber Feinheit und Schön- heit bleibt auf der Seite der flächsenen (leinenen) Gespinste. Und wie viele Personen finden Arbeit und Verdienst bei der Behandlung dieser beiden Gewächse! Der Bauer, welcher pflügt und säet, die Weiber, welche die Winterabende durch Spinnen und Haspeln kürzen, im Herbste brechen, schwingen und hecheln, im Sommer das gefertigte Tuch bleichen, die Weber, welche spulen, zetteln und weben, die Färber, welche dem Garn oder der Leinwand eine andere Farbe geben: Alle haben ihren Vortheil von dem Anbau dieser Pflanzen, den Seiler gar nicht gerechnet. Dazu kommt, daß Hanf und Flachs öligen Sa- men bringen, welcher stch mannigfach benützen läßt, der Hanf mehr als Futter für im Käfig gehaltene Vögel, der Lein aber zu Oel, welches wegen seiner Trockenheit zu Firniß und Oelfarbe unter allen am brauchbarsten ist. So groß die Aehnlichkeit in der Behandlung des Hanfes und Flachses ist, so ungleich sind sich die Pflanzen selbst. An dem Hanf ist Alles größer und gröber, mannshohe Stengel, dickere, runde Sa- menkörner, widriger Geruch, unschöne Blüthe; an dem Flachs ist dies alles anders. Dennoch erträgt der Letztere mehr Kälte und kommt in geringerem Boden fort. Der beste Lein kommt aus Rußland, der beste Hanf aus Italien. 10. Deutsche Handelspstanzen. In dem Pflanzenreiche hat Gott für viele lebendige Geschöpfe und besonders für den Menschen einen Segen niedergelegt, dessen Größe noch nicht völlig erkannt und ermessen ist. Die Pflanzen die- nen für Menschen und Thiere zur Nahrung, zur Labung und Erfri- schung in kranken und gesunden Tagen, zur Heilung innerer und äußerer Schäden, zur Wohnung, Kleidung und Erwärmung, zu einer Menge von Geräthschaften und zum Betriebe verschiedener Gewerbe. Der größte Theil dieses Segens geht durch die Hände des Land- mannes, der die nöthigen und nützlichen Pflanzen, welche nicht wild wachsen, baut und, was er vom Ertrag seines Feldes entbehren kann, zu seinem und Anderer Nutzen verkauft. Obst, Most und Wein, die ver- schiedenen Getreidearten und Küchengewächse, Kartoffel und Welschkorn (Mais), Kraut und Rüben, Hanf und Flachs, Reps und Mohn, Klee und Gras und wie vieles Andere noch wird so bei uns gebaut und

7. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 23

1854 - Stuttgart : Hallberger
23 Es kamen in sein grünes Haus Viel leichtbeschwingte Gaste.. Sie sprangen frei und hielten Schmaus Und sangen auf das beste. Ich fand ein Bett zu süßer Ruh Auf weichen grünen Matten; Der Wirth, er deckte selbst mich zu Mit seinem kühlen Schatten. Nun fragt ich nach der Schuldigkeit, Da schüttelt' er den Wipfel. Gesegnet sei er allezeit, Von der Wurzel bis zum Gipfel! 12. Von den Giftpflanzen. Gift nennen wir im gewöhnlichen Leben alle äußeren Stoffe, welche eine heftige und verderbliche Wirkung auf den menschlichen oder thierischen Körper hervorbringen. Giftige Erzeugnisse gibt es in allen drei Naturreichen. Wer hätte nicht schon von giftigen Schlangen gehört, z. B. der Klapperschlange, deren Biß oft in wenigen Minuten tödtet? Doch, gottlob, in unserm Vaterlande sind böse Gäste dieser Art nicht häufig. Das Mineralreich liefert den schrecklichen Arsenik; doch der wird in der Regel in den Apotheken wohl verwahrt. Aber das Pflanzenreich hat sein Gift so offen ansgestellt, in Gärten, auf Wiesen, in Wäldern, daß eine Belehrung und Warnung der Un- kundigen gar noth thut. Starben doch vor wenigen Jahren wieder in Berlin drei Kinder, weil sie von einer Wurzel des Wasserschier- lings gegessen hatten. Dieser Wasserschierling ist eine der ge- fährlichsten Giftpflanzen; er wird auch Parzenkraut oder giftiger Wüthe- rich genannt. Seine Wurzel hat einige Aehnlichkeit mit Sellerie oder auch mit Pastinak, und unverständige und naschhafte Kinder haben sie oft dafür gegessen und sind, wenn nicht schleunige Hülfe kam, jämmerlich gestorben. Eigentlich ist es so schwer nicht, den Wasser- schierling von andern Gewächsen zu unterscheiden. Er wächst am häufigsten an Gräben und Teichen und auf bemoostem Sumpfboden, und schon dieser Standort macht die Pflanze verdächtig. Aber das sicherste Kennzeichen ist der eigenthümliche Bau der Wurzel. Sie ist

8. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 24

1854 - Stuttgart : Hallberger
24 zum Theil hohl und durch Querwände in mehrere Fächer geschieden; vornemlich aber in diesen Fächern befindet sich der schädliche, schnell- tödtende Saft der Pflanze. Wer die Wurzel der Länge nach durch- schneidet, wird an diesen Fächern sogleich den Wasserschierling erken- nen. Die alten Griechen haben den Schierlingssaft zur Hinrichtung von Verbrechern benützt, z. B. bei dem edeln Sokrates (s. Nr. 120). Den gefleckten Schierling, den man auch Wuthschierling und Tollkerbel nennt, unterscheidet man leicht an den rothbraunen Flecken auf dem Stengel und an den Aesten. Aber dies Kennzeichen fehlt zuweilen, und da muß man auf andere Kennzeichen achten. Die Blätter z. B. sind gezahnt, und die Zähne sehen an den Spitzen wie versengt aus. Wenn ihr etwa die Blätter zwischen den Fingern zerreibet, so geben sie einen eigenthümlichen widrigen Geruch von sich, an dem ihr die Pflanze leicht unterscheiden könnet. Wer darauf nicht achtet, verwechselt sie leicht mit Kerbel oder mit Petersilie. Die meiste Aehnlichkeit mit der Petersilie hat die dritte Gattung des Schierlings, welche man Gleiße oder Hundspetersilie (Hundspeterling) nennt. Daher sind Verwechslungen der beiden Pflanzen sehr häufig, und eine verständige Hausfrau sollte sich darum bekümmern, wie sich beide von einander unterscheiden. Blühet die Pflanze, so ist die Gestalt und Lage der drei Deckblättchen an den Dolden ein untrügliches Merkmal. Am sichersten aber und zu jeder Zeit unterscheidet man sie an den Blättern; denn diese sind auf der untern Fläche glänzend, und wenn man sie zerreibt, haben sie einen unangenehmen Geruch, beinahe wie Knoblauch. Eine der gefährlichsten Giftpflanzen ist die Tollkirsche oder Teufelskirsche (Tenfelsbeere), die auch den schön klingenden Namen Belladonna führt. Die Aerzte gebrauchen sie häufig als Arzneimittel. Die Pflanze wird drei bis sechs Fuß hoch; die gabeligen Aeste, wie auch die Blattstiele, die Blüthenstiele und Kelche haben feine, flau- mige Haare, die Blätter sind eiförmig und ganzrandig, die Blüthen schmutzig grünlichgelb mit bräunlichen Adern, am Saum purpur- braun ins Violette. Den Unkundigen verlockt am leichtesten die Frucht, die bei völliger Reise einer schwarzen Kirsche sehr ähnlich sieht. Kleine Gaben der Belladonna bewirken schon Flimmern vor den Augen, Trockenheit und Spannung im Hals, größere verur- sachen heftigen Schwindel, Betäubung, Raserei, Krämpfe in der Luftröhre und im Schlund, Zuckungen und zuletzt den Tod.

9. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 25

1854 - Stuttgart : Hallberger
25 Das schwarze Bilsenkraut, auch Zankkraut, Rachekraut, Zigeunerkraut, Teufelsauge, Hühnergift, Schlafkraut, Tollkraut ge- nannt, ist besonders kenntlich an den klebrigen Haaren, mit welchen Stengel und Blätter bedeckt sind, und an den schmutzig gelben Blüthen, die mit einem purpurröthlichen Adernetz überzogen und am Grunde purpurviolett find. Man findet es vom Mai bis zum Au- gust auf Schutthaufen und an Wegen, an Hecken und Zäunen. Es verräth schon durch seinen widerlichen Geruch und die traurige, schmutzig gelbe Farbe, daß man nicht viel Gutes von ihm zu erwarten hat. Zwar ordentlich angewendet ists eine wirksame Arz- nei, welche Schmerzen und Krämpfe stillen und Schlaf machen soll; aber unvorsichtig genossen äußert jeder Theil dieser Pflanze, vornem- lich aber die Wurzel und der Same, gefährliche Wirkungen. Unter die Cichorienwurzeln, welche man in einem Kloster zum Abendessen bereitet hatte, waren zufällig einige Wurzeln der schwarzen Bilse gerathen. Alle Mönche, welche von der Speise gegessen hatten, fielen in gefährliche Zustände. Der eine glaubte, er klettere einen Baum hinan und kroch doch nur an dem Ofen seiner Zelle umher; ein anderer hielt die Buchstaben seines Gebetbuchs für lebendige, hin und her laufende Ameisen; fast Alle klagten über Trockenheit im Mund, heftigen Durst und Schwindel. Der Stechapfel, auch Teufelsapfel, Krötenmelde und Stachel- nuß genannt, ist noch viel schlimmer als das Bilsenkraut. Das Bilsenkraut sagt es einem schon durch seine Farbe, daß es kein sehr umgängliches Kraut sei; aber dieser häßliche Stechapfel hat eine so schöne weiße Blüthe, daß man sie von fern für eine Lilie halten könnte. Die Fruchtkapsel ist mit Stacheln bedeckt, fast wie bei der Roßkastanie, und inwendig' liegen die kleinen schwarzen Körner, deren Genuß Zuckungen, Zittern und Wahnsinn erzeugt. Dennoch hat sich der Mensch auch aus diesem giftigen Gewächs ein Heilmittel gegen Raserei, fallende Sucht und heftiges Zucken der Glieder be- reiten gelernt. Der Stechapfel wächst an Wegen, auf Schutthau- fen und auf angebautem Land. Man sagt, die Zigeuner haben ihn aus dem Morgenlande zu uns gebracht. Manche Giftpflanzen find etwas weniger gefährlich, gewähren sogar manchen Nutzen, wollen aber doch mit Vorsicht behandelt sein. Der rothe Fing er Hut z. B., der auf sonnigen Hügeln und in gebirgigen Waldgegenden wild wächst und in den Gärten häufig als Zierpflanze gezogen wird, hat giftige Blätter, welche gerieben

10. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 26

1854 - Stuttgart : Hallberger
26 unangenehm riechen, bitter und scharf schmecken und sehr betäubend sind. Dem blauen Eisenhut (kurzhelmigen Sturmhut oder Wolfs- wurzel), der um seiner schönen, dunkel veilchenblauen, manchmal weißen und violett gesäumten Blumen willen als Zierpflanze in den Gärten gehalten wird, sagt man nach, daß in den Alpengegenden, wo er sehr häufig wächst und die Bienen ihm viel zufliegen, der Honig giftige Eigenschaften bekomme; am giftigsten scheint aber an ihm die Wurzel und der Same zu sein. Der Nieswurz, auch Läusekraut genannt, weil der Absud der Pflanze als Waschmittel zur Vertilgung der Läuse oder anderen Ungeziefers bei Pferden, beim Rindvieh u. s. w. gebraucht wird, wächst häufig auf Hügeln und Bergen und hat vom Februar bis zum Mai gelblich grüne, meistens purpurroth gesäumte Blüthen; die schwarze, inwendig weiße Wurzel riecht unangenehm, schmeckt bitter und scharf und bewirkt heftiges Niesen, Abführen, Erbrechen und selbst den Tod. Die Frucht des Spindelbaums oder Pfaffenhütchens erregt ebenfalls Erbrechen; sie ist eine viereckige rothe Kapsel, einem Kardinalshut vergleichbar, welche in vier Fächer aufspringt, in deren jedem ein weißer, von einer safrangelben oder orangerothen Haut umhüllter Same sich be- findet. Der Seidelbast oder Kellerhals hat im März oder April lieblich duftende, rosenrothe oder pfirsichrothe Blüthen; die Rinde aber hat einen so scharfen Saft, daß sie auf der Haut starke Blasen zieht; eben- so scharf ist der Saft der Beeren. Die Blätter und der Saft des giftigen Hahnenfußes bringen äußerlich Jucken und Brennen, innerlich hef- tige Schmerzen, Krämpfe und Irrereden hervor. Die Blüthen des schwarzen Hahnenfußes wirken wie ein Spanischfliegenpflaster, von den Landlenten wird er auch zuweilen als Mittel gegen das Zahnweh gebraucht. Die Herbstzeitlose blüht im Herbst, wenn alles Gras abgemäht ist, zu Tausenden auf den Wiesen; die Samen, welche erst im folgenden Frühjahr aus der Erde herauskommen, haben eine sehr schädliche Wirkung, ebenso auch die Blumen, und am meisten die Zwiebel. Bei dem schwarzen Nachtschatten, dessen Blüthen große Aehnlichkeit mit den Kartoffelhlüthen haben, und bei dem kletternden Nachtschatten sind es hauptsächlich die Beeren, welche eine schädliche, in Menge genossen, tödtliche Wirkung haben. Zu den minder gefährlichen rechneten wir diese Giftpflanzen, nicht als ob nicht deren Genuß höchst schädlich und unter Umständen sogar tödtlich sein könnte, sondern weil sie eben keine Aehnlichkeit
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