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1. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 14

1902 - Karlsruhe : Lang
— 14 — besaßen sie große Körperkraft. Ihre ganze Erscheinung war häßlich und widerwärtig. Sie hatten dicke Köpfe mit struppigem Haar und gelbliche, schmutzige Gesichter mit kleinen, schiefen Äugen und eingedrückter Nase. Besonders entstellt wurden sie durch garstige Narben im Gesicht; denn man zerschnitt den Knaben die Wangen, damit ihnen später keine Bärte wüchsen. Ihre Wämser waren aus Fellen von Manlwürsen und Waldmäusen zusammengeflickt. Beinkleider und Schuhe kannten sie nicht; sie wickelten Ziegenfelle um die Beine. Als Kopfbedeckung dienten ihnen Pelzmützen. Die Kleider behielten sie auf dem Leibe, bis sie in Lappen herabfielen. In der Nahrung waren sie nicht minder unsauber als in der Kleidung. Sie lebten hauptsächlich von Wurzeln, Beeren, der Milch ihrer Pferde und vom Fleifche aller möglichen, auch der unsaubersten Tiere. Ihre Speisen wurden nicht gekocht, gewürzt oder sonst zubereitet. Nur das Fleisch richteten sie zum Essen dadurch zu, daß sie es wie einen Sattel auf das Pferd legten, darauf faßen und herumritten, bis es mürbe war. Sie hatten keine festen Wohnsitze, sondern führten ein nn-stätes Wanderleben. Die Männer blieben Tag und Nacht auf den Pferden sitzen und schliefen sogar auf ihnen. Die Weiber und Kinder wurden auf Wagen mitgeführt. Gehöfte und Dörfer, die sie auf ihren Wanderungen antrafen, brannten sie nieder. Die Felder wurden verwüstet, das Vieh geraubt, die Männer erschlagen und die Weiber und Kinder zu Sklaven gemacht. Man konnte sich nicht leicht gegen sie wehren oder schützen; denn unversehens kamen sie und waren eben so schnell wieder verschwunden. Nur an den rauchenden Trümmern der Häuser und an den Leichen der Erschlagenen merkte man, daß sie dagewesen waren. Wenn sie dem Kampfe nicht ausweichen konnten, fochten sie tapfer-. Ihre Waffen waren Bogen und Pfeile, Streitäxte und Schwerter. Oft überwältigten sie ihren Feind dadurch, das; sie ihm eine Schlinge um den Kops warfen und ihn erwürgten. Die Hunnen kamen zuerst nach Süd-Rußland; von da zogen sie nach Ungarn. 3. König Attila. Ungefähr 50 Jahre blieben die Hunnen im Ungarlande. Während diefer Zeit unterwarfen sie die benachbarten Völker ihrer Herrschaft. Von den Unterworfenen nahmen sie mildere Sitten an und wurden ihnen ähnlich in Kleidung und Lebensweise. Am größten wurde ihre Macht durch den König Attila. Er war ein tapferer, hochmütiger Mann. Sein Wuchs war

2. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 24

1902 - Karlsruhe : Lang
— 24 — Seiner Familie zeigte er sich als treuer Hausvater. Er selbst gab ihr das Beispiel der Gottesfurcht, Frömmigkeit, Pflichttreue und Arbeitsamkeit. Die Gewänder, die er gewöhnlich trug, waren von seinen Töchtern gesponnen, gewoben und gefertigt. Bei allen seinen vielen Geschäften und Sorgen fand er noch Zeit, den Verwaltern seiner Güter kluge Vorschriften zu erteilen und ihre Rechnungen zu prüsen. 5. Von Kaiser Karls Heimgang. In seinen alten Tagen verweilte Karl am liebsten zu Aachen. Er benützte hier die warmen Quellen zur Stärkung seines Leibes. In den letzten Jahren seines Lebens erfuhr er großes Leid durch deu Verlust seiner hoffnungsvollen Söhne Pipin und Karl. Es blieb ihm nur noch Ludwig, der fpäter den Beinamen „der Fromme" erhielt. Als Karl wahrnahm, daß feine Kräfte nachließen, dachte er daran, sein Haus zu bestellen. Er ließ seinen Sohn Ludwig nach Aachen kommen. Ebendahin hatte er die Grasen, die Bischöfe und die vornehmsten Herren aus dem ganzen Reiche zusammenberusen. In einer feierlichen Versammlung machte er ihnen den Vorschlag, nach seinem Tode seinen Sohn Ludwig zum König und Kaiser zu machen. Sie gaben ihre Einwilligung, und dem ganzen fränkischen Volke gefiel es so. In der Marienkirche setzte darauf Karl seinen Sohn neben sich als Kaiser und übergab ihm das Reich, indem er ihm eine goldene Krone darreichte. Und das versammelte Volk ries: „Es lebe Kaiser Ludwig!" Karl selbst aber lobte Gott und sprach: „Gelobet seist du, Herr, Gott, der du meinen Augen heute gegeben hast zu schaue» meinen Sohn sitzen aus meinem Thron." Seinen Sohn aber ermahnte er, daß er in allen Dingen die Gebote Gottes halten und das Reich mit Gerechtigkeit und Weisheit regieren solle. Nicht lange daraus wurde der Kaiser von einem Fieber befallen. Sofort enthielt er sich des Essens, wie er beim Fieber immer tat; er meinte nämlich, durch Hunger die Krankheit bezwingen oder doch lindern zu können. Aber zum Fieber kamen Seitenschmerzen und die Brustentzündung. Nun ließ sich Karl das heilige Abendmahl reichen und bereitete sich zum Sterben vor. Am siebenten Tage seiner Krankheit, am 28. Januar 814, starb er, nachdem er 46 Jahre König der Franken gewesen war und 14 Jahre die Kaiserkrone getragen hatte. In einer Grabkammer der Marienkirche zu Aachen wurde er bestattet. Man setzte ihn aus eineu vergoldeten Sessel, schmückte ihn mit der Krone und dem Kaisermantel und umgürtete ihu mit dem Kaiserschwert. Auf feine Kniee legte man ein Evan-gelienbnch. Sein goldenes Scepter und sein goldener Schild

3. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 77

1902 - Karlsruhe : Lang
77 Brand gesteckt. Auch in den Städten gab es Leute, die es mit den Bauern hielten. Diese zwangen beim Heranrücken der Bauernhausen die Stadtobrigkeiten, den Bauern die Tore zu öffnen, die Geistlichen und die wohlhabenden Bürger der Plünderung preiszugeben und Lebensrnittel und Geschütze zu liefern. Am Ostersonntage des Jahres 1525 rückten 8000 schwäbische Bauern, der sogenannte „helle christliche Haufen" vor die Stadt Weinsberg. Sie wurde vom Grafen von Helfenstein mit wenigen Landsknechten verteidigt. Verräter öffneten die Stadttore; der Graf wurde gefangen, und obwohl er ein reiches Lösegeld anbot, mit mehreren Adeligen grausam ermordet. Man trieb sie nämlich durch eine Gasse von Lanzenträgern, die unbarmherzig ans sie losstachen, bis sie zusammenstürzten. Zum Hohne ging ein Trompeter vor ihnen her, der lustige Weiseu aufspielte. Ein schreckliches Weib, die schwarze Hofmännin aus Bückingen, stach dem ermordeten Grafen ihr Messer in den Leib und schmierte mit dem heranstränselnden Fette ihre Schuhe. Die Gräfin von Helfenstein mit ihrem Söhnlein wurde beraubt, schwer mißhandelt und ans einem Mistkarren nach Heilbronn geführt. Ähnliche Greuel wurden überall verübt, wo die Bauern die Gewalt erlangt hatten. Inzwischen hatten die Fürsten und der Bund der schwäbischen Adeligen und Städte Truppen angesammelt, um dem Ausstande ein Ende zu machen. Wo diese mit den Bauern zusammenstießen, gab es keinen langen Kampf; die Führer der Bauern liefen meist feige davon, und die ungeordneten Bauernhaufen konnten den geübten Kriegsleuten nicht widerstehen. Zn Hunderten und zu Tausenden wurden die Bauern aus dem Schlachtfelde und auf der Flucht niedergehauen, erstochen und erschossen. Von denen, welche in ihre Heimat zurückkamen, wurden viele vor Gericht gestellt und erlitten den Tod durch Henkershand. Als der Ausstand niedergeschlagen war, lagen mehr als taufend Klöster und Schlosser in Asche; unzählige Dörfer waren verwüstet, die Felder lagen unbebaut, mehr als 150000 Menschen hatten ihr Leben gelassen, und der Druck, den die Bauern nun zu leiden hatten, war größer als je zuvor. 3. Kriege gegen die Türken. Im Jahre 1526 fielen die Türken mit einem gewaltigen Heere in Ungarn ein. Der ungarische König Ludwig Ii. konnte ihnen nur 30000 Mann entgegenstellen und verlor bei Mohatsch Schlacht und Leben. Hierdurch kam der größte Teil von Ungarn unter die Botmäßigkeit der Türken. Der Sultan Solhman der Prächtige gedachte auch Deutschland zu erobern. Das schien nicht allzu schwer; denn Kaiser Karl V. hatte fortwährend gegen

4. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 87

1902 - Karlsruhe : Lang
— 87 — den Fahneneid. Für die Bekleidung hatten sie selbst zu sorgen, Waffen und Sold erhielten sie vom Kriegsherrn. Hatte ein Kriegsmann ein Regiment angeworben, so wurde er vom Kriegsherrn zum Obersten desselben ernannt. Ost bestritt der Oberst die Kosten für Sold und Bewaffnung seines Regiments und erhielt sie entweder in barem Geld, oder durch Übertragung von Ländereien wiedererstattet. Überdies mußte das Land, in welchem die Soldaten standen, sie einquartieren, beköstigen und besolden. Das Anwerben von ganzen Regimentern oder von ganzen Kriegsheeren war darum ein Geschäft, das großen Gewinn an Geld und Geldeswert brachte. Als der böhmische Adel sich 1618 gegen Ferdinand Ii. empörte, warb Wallenstein ein Regiment Dragoner für den Kaiser an und machte den böhmischen Feldzug mit. Nach der Besiegung der Böhmen kaufte er vom Kaiser die Herrschaft Friedland und andere eingezogene Güter, im ganzen für ungefähr 20 .Millionen Mark. Er bezahlte sie zum Teil mit barem Gelde, zum Teil durch Aufrechnung feiner Auslagen im Kriegsdienst. Im Jahre 1624 verlieh ihm der Kaiser den Rang eines Fürsten und ernannte ihn zum Herzog von Friedland. Beim Ausbruch des Krieges gegen die Dänen wurde Wallen-stein vom Kaiser ansgesordert, ein Heer zu sammeln. Er erbot sich, auf seine Kosten 40000 Mann ins Feld zu stellen.- Die kaiserlichen Räte hielten dies für unmöglich und meinten, 20000 seien genug. Allein Wallenstein entgegnete: „20000 Mann werden Hungers sterben, 50000 kann ich in Feindes Land mit Leichtigkeit erhalten." Er wurde zum kaiserlichen „General-Obersten-Feldhanptmann" ernannt, und innerhalb eines Monates hatte er ein schlagfertiges Heer von 20000 Mann beisammen, das fortwährend durch neuen Zuzug vermehrt wurde. So berühmt war unter den Kriegsleuten der Name Wallenstein, daß sie seinen Werbeoffizieren scharenweife zuliefen. Es ist vielfach die Meinung verbreitet, daß im dreißigjährigen Kriege Heere von Katholiken und Heere von Protestanten mit einander gekämpft hätten. Diese Meinung ist ganz irrig. Die Soldaten jener Zeit fragten nicht nach Religion und nach Vaterland, sie dienten demjenigen, der den besten L>old bezahlte und am meisten Seilte und zügelloses Leben versprach. Wallenstein verlangte nichts als Pünktlichkeit im Dienste und Tapferkeit in der Schlacht. Im übrigen ließ er die Soldaten treiben, was sie wollten. Die Länder, in die ein solches Heer einrückte, wurden darum auch furchtbar mitgenommen. Die Städte mußten ungeheure Kriegssteuern zahlen, die in die Tasche des Feldherrn fielen. Die Bürger und Bauern mußten Nahrung, Kleibnng, Schuhwerk, Wagen, Pferde liefern, den Offizieren

5. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 102

1902 - Karlsruhe : Lang
— 102 — und kränkte denselben bei jeder Gelegenheit. Öfter geschah es auch, daß er den Prinzen mit Stockschlügen und Fußtritten mißhandelte, als dieser schon Offizier eines Garderegiments war. Darüber wollte der achtzehnjährige Prinz fast verzweifeln und beschloß, nach England zu entfliehen. Als er seinen Vater aus einer Reise in die Rheingegenden begleiten mußte, wollte er in Steinsfurt *) seinen Fluchtplan ausführen. Allein die Sache wurde entdeckt; Friedrich wurde einem General zur Bewachung übergeben, und der erzürnte König wollte ihn als einen Deserteur vor ein Kriegsgericht stellen und zum Tode verurteilen lassen. Mit großer Mühe wurde er durch die Bitten der Königin und des Kaisers Karl Vi. davon abgebracht. Friedrich wurde in der Festung Küstrin eingekerkert und mußte es mit ansehen, daß sein Freund Katte, der ihm zur Flucht hatte helfen wollen, vor feinem Fenster enthauptet wurde. Nach viermonatlicher Kerkerhaft wurde der Prinz freigelassen, mußte aber in Küstrin bleiben und bei der Domänenkammer als Beamter arbeiten. Erst ein volles Jahr nach dem Fluchtversuche wurde er vom Könige wieder in Gnaden ausgenommen und erhielt feine Ossi-ziersstelle wieder. Fortan war er ernstlich daraus bedacht, sich aus seinen künftigen Regentenberuf vorzubereiten. Friedrich Wilhelm I. starb 1740 und hinterließ feinem Sohne einen wohlgeordneten Staatshaushalt, einen Staatsschatz von neun Millionen Taler. Das tüchtige Heer zählte über 70000 Mann. In dem nämlichen Jahre starb auch Kaiser Karl Vi. Dessen Tochter Maria Theresia sollte die österreichischen Länder erben; allein die Erbschaft wurde ihr von dem Kurfürsten von Bayern streitig gemacht. Auch Friedrich Ii. erhob Ansprüche auf Teile von Schlesien, welche die Familie der Hohenzollem früher besessen hatte. Durch zwei glückliche Kriege, den ersten und den zweiten schlesischen Krieg, erreichte er, daß Maria Theresia im Frieden zu Dresden (1745) ihm Schlesien abtrat. Hierdurch wurde sein Länderbesitz um 600 Quadratmeilen mit anderthalb Millionen Einwohnern vermehrt. Im Jahre 1756 erhielt er durch eiueu sächsischen Beamten geheime Brieffchaften aus der sächsischen Regierungskanzlei, nach denen er annahm, daß die Kaiserin Maria Theresia mit dem Kurfürsten August von Sachsen, der Kaiserin Elisabeth von Rußland und dem Könige Ludwig Xv. von Frankreich ein Bündnis geschlossen habe, um Schlesien wieder zu gewinnen, den preußischen Staat zu zerreißen und dessen König aufs tiefste zu demütigen. Er beschloß, dem befürchteten Angriffs zuvorzukommen und rückte am 29. August 1756 mit einem Heere von "*) Bei Sinsheim in Baden.

6. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 138

1902 - Karlsruhe : Lang
— 138 — und hatte alle Hoffnung auf einen Sieg, weit seine Truppen mit einem besseren Jnfanteriegewehre und einem Geschütze von mörderischer Wirkung, dem Chassepotgewehre und der Mitraillense, ausgerüstet waren. Nebenbei wußte er, daß in Süddeutschland die Preußen nicht besonders beliebt waren, und hoffte, die Deutschen gegen die Deutschen benützen zu können, wie es einst sein Oheim getan hatte. Das aber wußte er nicht, daß in Süddeutschland Fürsten und Völker den Verrat am Vaterlande verabscheuten ititd in einem Kampse gegen Frankreich mit Freuden an der Seite ihrer norddeutschen Brüder zu kämpfen bereit waren. Noch fehlte es an einem Vorwande znm Kriege. Da boten spanische Parteimänner, nachdem die Königin Isabella von Spanien im Jahre 1868 verjagt worden war, dem Erbprinzen Leopold von Hohenzollern die spanische Königskrone an. Der Prinz war auch bereit, sie anzunehmen; als aber die französische Regierung erklärte, sie sehe hierin eine Vergrößerung der preußischen Macht, die sie nicht dulden dürfe, zog der Prinz seine Zusage zurück. Diese Reden von Vergrößerung der preußischen Macht waren ein lügenhaftes Ränkespiel. Leopold von Hohenzollern ist allerdings ein preußischer Prinz;*) allein er ist mit der preußischen Königsfamilie nur dadurch verwandt, daß das preußische Königshaus und die Fürsten von Hohenzollern einen gemeinsamen Stammvater haben, der vor 700 Jahren gelebt hat. Viel näher ist er mit der Familie Kaiser Napoleons Iii. verwandt; die Mutter seines Vaters und die Mutter seiner Mutter waren Nichten Kaiser Napoleons I., also Basen Napoleons Iii. Von einer Verbindung mit dem durch andauernde innere Unruhen geschwächten Königreiche Spanien hätte Preußen viel mehr Nachteil als Nutzen zu erwarten gehabt. Aber der französische Kaiser brauchte deu Krieg, deswegen waren ihm auch die schlechtesten Vorwände gut genug. Obgleich Prinz Leopold die spanische Kroue endgültig abgelehnt hatte, waren die Franzosen nicht zufrieden. Der französische Gesandte am Berliner Hofe, Benedetti, verlangte im Bade Ems von König Wilhelm mit großer Zudringlichkeit das Versprechen, nie zu dulden, daß der Prinz von Hohenzollern die spanische Königskrone annehme. Dem preußischen Gesandten in Paris wurde sogar zu verstehen gegeben, es wäre gut, wenn sein König sich in einem besonderen Schreiben bei dem Kaiser Napoleon dafür entschuldigte, daß die Spanier dem Erbprinzen von Hohenzollern ihre Königskrone angeboten hatten. *) Als im Jahre 1850 die Fürsten von Hohenzollern-Sigmaringen und Hechingen ihre Fürstentümer an Preußen abtraten, erhielten sie für sich und ihre Familien den Titel Hoheit und die Vorrechte der preußischen Prinzen. Seit dem Aussterben der Hechinger Linie trägt der Fürst den Titel: Fürst von Hohenzollern.

7. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 143

1902 - Karlsruhe : Lang
— 143 - Mörser aufgestellt, die innerhalb 24 Stunden mit Leichtigkeit 5000 Geschosse in die L>tadt schleudern konnten. Die Belagerung^-arbeiten waren so weit vorgeschritten, daß ein Sturm an der Nordseite der Festung mit Aussicht auf Erfolg unternommen werden konnte. Am 27. wurde die Stadt mit größter Heftigkeit Fürst Bismarck. beschossen. General Uhrich sah ein, daß die Festuug nicht länger zu halten war. Auf dem Münsterturme wurde abeuds 3/46 Uhr die weiße Flagge aufgezogen, und am 28. morgens 2 Uhr wurde in einer Baracke bei Königshofen die Übergabe unterzeichnet. Nach 189 Jahren der französischen Herrschaft war Straßburg wieder in deutschen Händen. Die Besatzung, 451 Offiziere und 17 000 Soldaten wurden kriegsgefangen. Am 30. September zog der siegreiche General in die Stadt ein. Das Einschließungsheer vor Metz hatte einen harten Stand. Die eingeschlossene Armee war an Zahl stärker und machte viele Ausfälle, die jedoch mit gewohnter Tapferkeit zurückgewiesen wurden. Im Oktober trat anhaltender Regen ein, wodurch den braven Truppen der Dienst sehr erschwert wurde. Allein weder die feindlichen Angriffe, noch die Unbilden der Witterung, noch die mangelhafte Verpflegung vermochte sie in ihrer Ausdauer

8. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 149

1902 - Karlsruhe : Lang
— 149 — ältere Linie, Reuß jüngere ßinie, Schaumburg-Lippe, Lippe-Detmold), drei freie Städte (Hamburg, Bremen, Lübeck), ein unmittelbares Reichsland <Elsaß-Lothringen). Die oberste Reichsgewalt ruht beim Kaiser, dem Bundesrat, der die einzelnen deutschen Staaten vertritt, und beim Reichstag, der Vertretung des Volkes. Der Kaiser vertritt das Reich anderen Staaten gegenüber, ernennt die höheren Reichsbeamten, hat den Oberbefehl über die deutsche Armee und Marine, beruft den Reichstag und Bundesrat, unterzeichnet die Reichs-gefetze, erklärt im Namen des Reiches Krieg, fchließt Frieden, kann einzelne Bundesgebiete mit Gewalt dazu anhalten, den gesetzlichen Bestimmungen nachzukommen, ist Landesherr in Elsaß-Lothringen. Der Bundes rat besteht aus einer bestimmten Anzahl von Vertretern der einzelnen Bundesstaaten, die zusammen 58 Stimmen haben. Die größeren Staaten haben mehr Stimmen, Preußen hat z. B. 17, Bayern 6; jeder Staat hat aber mindestens eine Stimme. Elsaß-Lothringen aber hat keine beschließende, sondern nur beratende Stimme. Der Bundesrat überwacht die Ausführung der Reichsgesetze, berät die Gesetzesvorschläge, die dem Reichstag vorgelegt werden sollen; entscheidet, ob die vom Reichstag gefaßten Beschlüsse Gesetzeskraft erlangen sollen: erläßt ausführliche Bestimmungen, wie die Gesetze zu handhaben sind (Ausführungsverordnungen) und stellt die der Reichskasse schuldigen Beträge fest. Vorsitzender des Bundesrates ist der Reichskanzler. Die Mitglieder des Reichstages sind die Vertreter des Volkes. Auf je 100000 Einwohner soll ein Abgeordneter gewählt werden. Ihre Zahl beträgt 397. Wahlberechtigt ist jeder Deutsche, der 25 Jahre alt ist. Doch werden diejenigen von diesem Recht ausgeschlossen, die unter Vormundschaft stehen, öffentliche Armenunterstützung erhalten, der bürgerlichen Ehrenrechte gerichtlich verlustig sind, die sich im Konkurs befinden. Auch die aktiven Militärpersonen dürfen das Wahlrecht nicht ausüben. Die Wähler wählen den Abgeordneten in geheimer Wahl fofort; dies nennt man eine direkte Wahl. Wählbar ist jeder Deutsche, der das 25. Jahr erreicht und feit mindestens einem Jahr einem deutschen Bundesstaat angehört hat. Der Reichstag hat das Recht, die von dem Bundesrat gemachten Gesetzesvorfchläge anzunehmen ober abzulehnen; stellt den Plan des Reichshaushaltes ober die Einnahmen und Ausgaben des Reiches fest; übt ein Aufsichtsrecht über die gesamte Reichsverwaltung. Rrichoämter. Der höchste Beamte des Reiches ist der Reichskanzler. Er leitet alle inneren und äußeren Angelegenheiten des Reiches, führt den Vorsitz im Bundesrat, vermittelt den Verkehr des Kaisers mit Bundesrat und Reichstag. An der Spitze der verschiedenen Verwaltnngs-zweige (z. B. Rechtspflege, Reichspost, Reichsschatzamt) stehen Staatssekretäre, die den Rang von Ministern haben. Nur die rein militärischen Angelegenheiten leitet der Reichskanzler nicht. Reichosteuerwksen. Um das große Deutsche Reich zu regieren, um die Ausgaben für Armee und Marine zu becken, bebarf es großer Einnahmen. Eine Reichssteuer, die von dem einzelnen Bürger nach feinem Einkommen erhoben wirb, gibt es nicht. Solche „direkte Steuern" legen die Einzelstaaten auf. Das Deutsche Reich ist auf andere Einnahmequellen angewiesen. Hier sind zu nennen die Zölle. Werden vom Ausland Waren in unser Heimatland eingeführt, so werben Zölle barauf gelegt. So hat man beispielsweise auf 100 Kilogramm auslänbifcher Zigarren 270 Mark Zoll zu entrichten. Weiter erhebt das Deutsche Reich Verbrauchssteuern von Tabak, Salz, Rübenzucker, Bier, Branntwein. Außerbem hat das Reich Einnahmen aus der Stempelsteuer, den Erträgen der Reichspost- und Telegraphenverwaltung. Genügen die Einnahmen des Reiches nicht, so haben die einzelnen Bundesstaaten die Ausgaben zu

9. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 153

1902 - Karlsruhe : Lang
— 153 — wird sie gegen eine neue Karte und Bescheinigung für die alte umgetauscht. Für Arbeiter und Arbeiterinnen, welche nicht jeden Tag und nicht immer bei demselben Arbeitgeber beschäftigt sind, hat derjenige Arbeitgeber die Wochenmarke aufzukleben, welcher den Arbeiter in der betreffenden Woche zuerst beschäftigt hat. Das ist der Fall z. B. bei Wäscherinnen, Nähermnen, Taglöhnern u. a. m. , . L pi o „ . , t ... , Die Hälfte der Beiträge, dre für mindestens 5 Jahre bezahlt Und, wird beim Tode eines verheiratet gewesenen Versicherten an dessen Ehefrau M zurückerstattet. Ist diese auch nicht mehr am Leben, so erhalten dre Kruder ' unter 15 Jahren das Geld. Verheiratet sich eine werbliche Person, dre 5 Jahre versichert war, so erhält auch sie die Hälfte des ernbezahlten Geldes, das also von ihr stammt, zurück. Invaliden- und Altersrente werden vom Postamte unentgeltlich ausbezahlt. Die Gesamtsumme der gezahlten Entschädigungsbeträge (Renten re.) beläuft sich im Rechnungsjahr 1900 auf 86 649 946 M. gegen 78 680 632 M. im Jahre 1899. In den Jahren 1891—1900 wurden insgesamt an Reuten bezahlt 456 101 337 Jk Diese Summen zeigen das großartige Frredens-werk, das das Ende des ersten deutschen Kaisers krönte, das Wilhelm Ii. fortsetzte, in glänzendstem Lichte. Kein anderer Herrscher hat bis jefet in dieser Weise für sein Volk gesorgt, wie Wilhelm I., Wrlhelm Ii. Möge Gottes reichster Segen auch fürderhin aus der liebenden Fürsorge der ersten Deutschen Kaiser um ihr Volk ruhen! i 5. Kaiser Wilhelm I. Kaiser Wilhelm I. wurde am 22. März 1797 in Berlin geboren. Sein Vater war der damalige Kronprinz Friedrich Wilhelm, der im November 1797 als Friedrich Wilhelm Iii. den preußischen Königsthron bestieg, seine Mutter, die Kronprinzessin Luise, die später so hochberühmte Königin Luise von Preußen. Die Jugendzeit des Prinzen war keineswegs glücklich. Im Jahre 1806 und 1807 fielen die Franzosen in das Land, und die königliche Familie mußte sich vor Napoleon I. nach Königsberg, ja nach Memel flüchten. Im Frieden von Tilsit*) wurde dem König die Hälfte seines Landes genommen, die Franzosen besetzten den anderen Teil. Im Jahre 1810 beweinte Prinz Wilhelm den Tod seiner Mutter, einer Frau, die durch Schönheit, Anmut und Herzensgüte hervorragend war. Im Jahre 1829 vermählte sich Prinz Wilhelm mit der Prinzessin Augusta von Sachsen-Weimar. Zwei Kinder entsprotzten der Ehe: der nachmalige Kaiser und König Friedrich Iii. und die Großherzogin Luise von Baden. Nach dem Tode des Vaters führte zunächst Wilhelms älterer Bruder als Friedrich Wilhelm Iv. das Scepter im Königreich Preußen. Als dieser von einer unheilbaren Krankheit befallen wurde, übernahm Prinz Wilhelm im Jahre 1858 die Regierung. Nach dem Tode seines Königlichen Bruders bestieg er deu Thron seiner Ahnen im Jahre 1861. Am 18. Januar 1871 wurde *) Vergl. S. 118.

10. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 156

1902 - Karlsruhe : Lang
— 156 — nahm nicht nur Deutschland, sondern die ganze gebildete Welt innigen Anteil. toqr sein letzter Geburtstag. Am 9. März 1888 entschlief der Begrünber des neuen Deutschen Reiches der erste Deutsche Kaiser. Ihm folgte sein Sohn Kaiser Friedrich Iii. Friedrich Iii. würde am 18. Oktober 1831 zu Potsbam geboren, feeleitet von einer liebevollen Mutter, verlebten er und 1 eine Schwester, die Prinzessin Luise, eine glückliche Jugend, ^ach alter i^itte des hohenzollernschen Hauses muß sich 'jeder J-'ruiz eine Zeitlang mit einem Handwerk beschäftigen. Kronprinz friebrich lernte -Tischlerei und Buchbinderei. Nachdem er von tüchtigen Lehrern den ersten Unterricht in den Wissenschaften erhalten hatte,_ bezog jr die Universität Bonn. Bis zu seinem Ende hat er seiner Studienzeit ein treues Andenken bewahrt. . Dabei setzte er auch seine militärischen Studien fort, und es joute mcht gar lange dauern, bis er als Soldat und Feldherr die ersten Lorbeeren pflücken bürste. Es war im Jahre 1866. „Durch die Gnade und das Vertrauen meines Königlichen Vaters," heißt es in einem Tagesbefehl an seine Armee, „an Eure Spitze gestellt, bin ich stolz daraus, als der erste Diener unseres Königs mit Euch Gut und Blut einzusetzen für die heiligsten Güter des Vaterlandes." Bei Königgrätz*) hat der Kronprinz fein Wort eingelöst. Sehnsüchtig richteten in dieser ech lacht König Wilhelm ut>d seine Generale den Blick nach Osten und spähten, ob die Armee des Kronprinzen noch nicht anrücke. Der Kronprinz kam. Der Sieg bei Königgrätz ist hauptsächlich fernem rechtzeitigen Eintreffen zu verdanken. Zum Danke gab der König seinem Sohne auf dem Schlachtfelde den höchsten Orden: pour le merite. Vier Jahre später begann der deutsch-französische Krieg. Am 4. August 1870 griff der Kronprinz die Stadt Weißenburg an. Nach der Schlacht stürzte ihm alles jubelnd entgegen. Selbst dte echtoerbertmmdeten streckten, ihre letzte Kraft anstrengend, nach dem glücklichen Sieger die Arme aus. Den zweiten Sieg erfocht er bei Wörth. König Wilhelm schrieb nach dieser Schlacht: „Welch ein Glück dieser neue große Sieg durch Fritz!" Darauf marschierte der Kronprinz auf Paris, entschied den Sieg bei oeban und nahm daun an der Einschließung von Paris teil. Nachdem dann fein Königlicher Vater zum Deutschen Kaiser ausgerufen worden war, wurde er Kronprinz des Deutschen Reiches. später machte er große Reifen nach Italien, Spanien und England. Überall zog er durch feine stramme, soldatische *) Vergl. Seite 136.
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