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1. Bilder aus dem Weltkrieg - S. 5

1917 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
Alles in Ostpreußen mobil. Bittgottesdienst in einer Dorfkirche Ostpreußens. Treiben in der Nähe beobachten, hofften aber auch, weitere Nachrichten vom Kriege zu erfahren. Gebe Gott, daß es unsern Kriegern da draußen gelingen möge, die Feinde zu besiegen und sie von den Grenzen unseres Vaterlandes fern zu halten, damit im Innern die Gärten blühen und die Kinder mit ihren Müttern auf wohl beschützter Heimaterde bleiben können! F. S. 4. Alles in Ostpreußen mobil. Fahre ich neulich mit einem Kutscher: „Sie sind wohl schon zu alt für den Dienst?" „Ja," sagte er; „aber ich habe drei Söhne, die sind alle schon ausgerückt, und drei Pferde habe ich, von denen müssen zwei mit, dieser Schwarze auch. Hü, Schwarzer!" Damit nimmt er die Peitsche, und ernst, aber ohne Verbitterung, treibt er das Pferd an. Wenige Tage noch; dann hat er von seinem Hab und Gut nur noch einen einzigen Gaul. Kommt der einzige Sohn einer Witwe und bittet mich: „Meine Mutter ist noch nicht von ihrer Reise zurück; ich muß morgen früh fort. Gehen Sie hin zu ihr, sagen Sie ihr von ihrem einzigen Sohn den letzten Gruß. Und sollte sie mich lebendig nie wieder sehen, so sagen Sie ihr das eine, sie solle stolz auf ihren Sohn sein können." Melden sich da neulich mehrere Taubstumme als Krankenpfleger. Ohne ihre Schuld können sie nicht ins Feld mitziehen; aber sie wollen zeigen, daß sie auch ihre Kräfte in den Dienst der Gesamtheit stellen. Wo alles opfert, wollen sie nicht zurückstehen. Eine wirklich schwere Aufgabe, diesen Leuten klar zu machen, daß sie auch dazu nicht zu gebrauchen sind. Ein anderer Taubstummer liegt im Krankenhause darnieder. Da rafft er seine Kräfte zusammen, meldet sich beim Arzt, sorgt dafür, daß er entlassen wird, und geht sofort zum Krämer. Zwei harte Taler legt er auf den Tisch. „Die habe ich mir dadurch gespart, daß ich vorzeitig aus dem Krankenhause gegangen bin; nun will ich für das Geld Lebensmittel haben, die sollen die'soldaten mit ins Feld nehmen." Sprach's, nahm seinen Korb voll Lebensmittel und trug sie den Weg, den sein deutsches Herz ihm wies. Wo so viel tätige Liebe, wo so viel freudige Hilfe ist, ja, da muß ein Heer begeistert werden. Die Soldaten sind ja nicht vllein mobil. Mobil sind alle Kräfte im Volke. I. Kämmerer, „Um die Heimat. Bilder aus dem Weltkrieg 1914." 3. Band. Verlag I. F. Steinkopf. Stuttgart. 5. Bittgottesdienst in einer Dorfkirche Ostpreußens an der russischen Grenze. In dem kleinen Kirchdorfe Zorbitten in Ostpreußen, hart an der russischen Grenze, war an jenem denkwürdigen Sonntage, dem 2. August, das Kirchlein zum Gottesdienst bis auf den letzten Platz gefüllt. Aber man sah in den Reihen der Bänke nur ältere Leute und ganz junges Volk. Die wehrfähigen Männer

2. Bilder aus dem Weltkrieg - S. 99

1917 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
Die Nüssen in Carlshof. 2. Wagen, Maschinen in der Landwirtschaft, Getreidevorräte geraubt........................................................... 2 000 M. 3. Drei Anstaltsscheunen niedergebrannt..............................16 000 „ 4. Die volle Ernte des Jahres.................................... 10 000 „ 5. Ausfall der freiwilligen Liebesgaben und der Hauskollekte im Jahre 1914 ............................................... 30 000 „ 6. Die Störung und Einstellung der 7 Handwerksbetriebe in der Krüppellehranstalt und Dampfwäscherei, Ausfall . 10 000 „ 7. Durchzerstörung der Ortschaften, welche für ihre siechen Pfleglinge Pfleqegeld gezahlt haben und jetzt nichts zahlen können, Verlust......................................... 8 000 ,, Summe des Schadens 86 000 M. Angerburg i. Ostpreußen. H. Braun, Superintendent. 64. Die Russen in Carlshof. Anstaltsdirektor Dembowski. In dem Gebiete Ostpreußens, das von den Schrecken und Nöten des Krieges mit Rußland furchtbar heimgesucht ist, liegen an der Bahnstrecke Angerburg-Rastenburg die Anstalten der Inneren Mission in Carlshof bei Rastenburg. Beim Anblick dieser glaubt man ein liebliches Städtchen vor sich zu haben. In der Mitte ragt der schlanke Turm einer Kirche hervor; rings herum scharen sich Häuser, die in anmutigen Gärten gelegen, etwa 950 Epileptiker*) und Schwachsinnige beherbergen. Es schließen sich ihnen die Trinkerheilstätten mit einer Pfleglingszahl von 60 Alkoholkranken an, die hier Genesung von ihrem schweren, Geist und Körper zerrüttenden Leiden suchen und oft auch finden, dann ein Siechenhaus, ein Arbeitslosenheim, in dem arbeitslose Leute Obdach suchen, hier zu zweckmäßiger Arbeit angehalten und sehr oft zu geordnetem Leben geführt werden, ferner ein dreistöckiges Krankenhaus und die Erziehungsanstalt für schulentlassene Fürsorgezöglinge mit über 100 sittlich gefährdeten Jünglingen, die hier zu einem ordentlichen Beruf erzogen werden. In der Carlshöfer Diakonissenanstalt werden die zu dieser christlichen Arbeit durchaus nötigen christlichen Pfleger ausgebildet. Aufgenommen werden darin Jünglinge, die schon irgend ein Handwerk erlernt oder in einem andern Beruf gearbeitet haben, und die nun in mehrjährigem Kursus für ihr Amt vorbereitet werden. Die Anstalten stehen unter dem Protektorat Ihrer Majestät der Kaiserin, sind im Jahre 1881 gegründet und 30 Jahre hindurch von Pfarrer D. Dr. Dembowski bis zu seinem Lebensende geleitet und durch sein segensreiches Wirken zu seiner jetzigen Größe angewachsen. 1500 Personen finden hier Pflege und Arbeit. — *) Epilepsie — die Fallsucht, eine Krankheit des Nervensystems, Krämpfe und Bewußtlosigkeit.

3. Bilder aus dem Weltkrieg - S. 21

1917 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
Russische Greuel in Ostpreußen.________________________21 erweichte. Er öffnete bte ^erschlossene "-Lür und erlöste bte unglücklichen Bewohner von dem qualvollen Feuertobe. In Orteisburg baben bte Russen in einem Gebäube fünf Nervenkranke eingeschlossen und verbrannt, in Angerburg 13 Personen erschossen, barunter acht Männer, bte mit Stricken zusammengebunbm waren. Auf einem Gutchof bei Szittkehmen würde der alte Besitzer erschlagen. Der Feind nötigte die Wirtin, ihm Speisen und Getränke zu bringen. Als alles aufgezehrt war, mußte sie in einer Gasse, die von russischen Sotbaten mit aufgepflanztem Bajonett gebilbet worben war, Spießruten laufen. Dabei würde sie schwer verletzt. In Schillehrten im Kreise Pillkallen und in einem Dorfe des Kreises Stallupönen erschossen bte Russen eine Reche von Bewohnern, barunter Frauen und Ktnber, nach vorheriger Mißhanblung. Der Grunb hierzu war die unwahre Behauptung, daß aus dem Dorfe geschossen worben sei. In dem Kreisorte Heinrichswalbe mußten alle Einwohner vor einem russischen Rittmeister stunbenlang knieen. Darauf suchte er sich unter den Männern bte Jünglinge und Beamten heraus und ließ sie mit der Knute in grausamer Weise auspeitschen. Als die Russen in das Dorf Santoppen einzogen, fanb gerabc ein Begräbnis statt, zu welchem die Kirchenglocken läuteten. Sie behaupteten nun, es sei Sturm geläutet worben, und töteten daher 21 Bewohner. In Rabszen im Kreise Pillkallen zünbeten bte Russen fast alle Gebäube an, so daß im Augenblick beinahe das ganze Dorf in Flammen aufging. Auf bte unglücklichen Bewohner würde mit Hieb- und Stoßwaffen losgegangen. Getötet würden zwei Männer und acht Frauen. In Abschwangen im Kreise Preußisch-Eylau richteten bte Russen am 29. August 1914 unter den Einwohnern ein entsetzliches Blutbab an. An dem Tage sollen zwei beutsche Kürassiere auf ein russisches Auto geschossen haben, in dem sich zwei Offiziere befanben. Die Russen behaupteten jebocl), Zivilpersonen hätten solches getan. Daher töteten sie bte Hälfte der männlichen Einwohnerschaft über 15 Jahren, etwa 40 an der Zahl. Unter den unschulbigen Opfern 6 es an b sich auch ein 80 Jahre alter Mann. Herz-zerreißenb war der Jammer der Frauen und Ktnber, welche bte Greueltat mit ansehen mußten. Die anbere Hälfte der männlichen Dorfbewohner würde nur durch das unerschrockene Auftreten des Amtsvorstehers Graap, sowie durch bte Bitten und Tränen der Frauen und Ktnber vom sicheren Tode gerettet. Die von den Russen erschossenen Bewohner stnb in der Nähe einer tausenbjährtgen Eiche (Naturbenkmal) beerbigt, bte auf dem Kirchhofe in Abschwangen steht. Der Lanbrat des Kreises Labiau berichtete unter anberem folgenbes: „Soeben komme ich von der Fahrt in den Teil meines Kreises, den bte Russen heute geräumt haben. Gleich in dem ersten größeren Dorfe, Groß Baum, in dem ich den 85 jährigen Amtsvorsteher suche, ftnbe tch nur einen Hügel vor seiner Tür und ein Brettchen mit der Aufschrift:,Erschossen am 3. September? Er ist getötet worben, als er ein Mäbchen vor einem russischen Soldaten

4. Bilder aus dem Weltkrieg - S. 79

1917 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
Das Feldpaket. 79 Die übrigen von den Damen des Königsberger Fernsprech- und Telegraphenamtes gestrickten Strümpfe wurden nebst Schokolade und Zigarren an die 8. Armee gesandt. Auch dieser Gabe waren Verse beigefügt wie: „Mit diesen Socken, stark wie Eisen, kannst Du getrost bis Moskau reisen, und ist der Krieg dann endlich aus, schenk' sie dem bösen Nikolaus." ((0ftmu6. g,9« 53. Das Feldpaket. Agnes Harder. r. Wer wird wohl meine Strümpfe tragen, die ich so sorgsam hab' gestrickt? Sie werden ihn gewiß nicht plagen, sie haben sicher nicht gedrückt! Sind deutscher Fleiß! In Jugendtagen setzt' ich schon meine Ehre dran. Wer wird wohl meine Strümpfe tragen? Ich wünscht' — ein deutscher Landwehrmann! 2. Wen wird mein Weihnachtslichtlein grüßen, das oben in der Kiste lag? In seinem Glanz wird sich erschließen manch ein vergangner Weihnachtstag! Mag Wehmut dann den Schmerz versüßen, daß Weib und Kind so fern, so fern. — Wen wird mein Weihnachtslichtlein grüßen? Ein Vaterherz? — Ich wußt’ es gern! 3. Du schlichter Band im schwarzen Kleide, du liebes Neues Testament, wer liest dich, sich zur Augenweide, wenn hell der Stern vom Himmel brennt? Wem nimmst du banges Herzeleide im fernen Osten auf der Wacht? Du schlichter Band im schwarzen Kleide, hast du den Knaben fest gemacht? 4. So wandre, liebe Weihnachtskiste, verschnürt, vernagelt, rot beklebt! Wenn ich auch gar zu gerne wüßte, wer lächelnd deinen Deckel hebt: — Es kommt schon in die rechten Hände das Buch, der Strumpf, das Weihnachtslicht! Es gibt an unsrer Front am Ende unrechte Hände wirklich nicht!

5. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 402

1854 - Stuttgart : Hallberger
402 es ist doch nur ein körperlicher Schmerz; hat er aber einmal Frau und Kin- der, dann brennen ihm die Thränen, die der Hunger seinen Lieben auspreßt, wie Feuer auf die Seele, die Noth wird dann ein den innern Menschen fast erdrückender, Herz durchbohrender Schmerz. In dieser Lage war der arme H. Die gute Frau, von langer Noth und Kummer krank, das Töchterchen, die einzige Person in der Familie, die seit einigen Tagen ein wenig Brod bekommen hatte, auf der Thürschwelle sitzend und vor Hunger weinend. Der Vater, der wohl vor Mattigkeit kaum mehr aufrecht stehen konnte, drängt sein bleichgehärmtes Gesicht ans Fenster und sieht hinaus. Aber draußen war finstere Nacht und sehr starker Regen und Sturm; in seinem Herzen sprach es immer: ohne Hülfe, ohne Hülfe! Da wurde das geängstete, zerschlagene Herz auf einmal von seinen Banden frei, es konnte recht innig und mit tausend milden Thränen zu dem flehen und um Hülfe seufzen, der unsere Zuversicht und Zuflucht noch sein will, wenn keine Menschenhülfe mehr nützen kann. — Aber wer soll ihm denn noch heute, und sein Herz mußte in dieser äußersten Noth bitten „noch heute", in diesem Regenwetter und Sturm Brod bringen? Da kommt auf einmal noch Jemand auf der finstern, steilen Treppe herauf, sucht an der Thüre, cs war der Hausknecht aus dem gegenüberstehen- den Gasthof. Ein dort liegender Fremder hatte einen Schneider begehrt, der ihm schnell, noch in dieser Nacht, ein Paar Beinkleider fertigen sollte; der Hausknecht hatte in dem schlimmen Wetter nicht erst weit nach einem ihm bekannten Meister gehen mögen und rief denn den armen H. Da dieser zu dem Fremden in seiner armen Kleidung und mit seiner von langem Kummer schüchtern gewordenen Miene hineintritt, mißt ihn der mit großen Augen, fragt ihn, ob er sichs wohl getraue, das verlangte Kleidungs- stück zu fertigen, er (der Fremde) sei überaus eigensinnig, und ihm habe noch kaum ein berühmter Meister Kleidungsstücke dieser Art zur vollen Zufrieden- heit, und doch auch mit der nöthigen Bequemlichkeit gefertigt. Das dazu bestimmte Tuch sei sehr fein und theuer, es sei deßhalb sehr schade, wenn es verdorben würde, er wolle ihm lieber einige Groschen dafür geben, daß er sich herbemüht habe, und einen andern Meister rufen lassen. Der arme, in seinem Handwerk wirklich geschickte H. fühlt sich über jenen Mangel an Zutrauen tief gekränkt, versichert, er wolle den Fremden wohl zufriedenstellen, und dieser gibt ihm das Tuch mit der Aeußerung: nun, er wolle das nur einmal an eine sehr wahrscheinlich mißlingende Arbeit wagen. Die Liebe gibt dem armen, aus Hunger sehr müden H. Kraft, die ganze Nacht durchzuarbeiten. Er sitzt ja bei dem Bette seiner lieben Frau und

6. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 403

1854 - Stuttgart : Hallberger
403 seines schlafenden Kindes, die er morgen beide wird erquicken können. Wenn die Kräfte nicht mehr aushalten, wenn die Augenlieder zusammensinken wollen, sieht er die beiden Schlafenden an, die matte Hand erhält neue Kraft, wenn er sie auf die kranke, heiße Hand seiner lieben Frau, oder auf die heute recht bleich aussehende Wange des Kindes legt; so ist gegen Morgen die Kleidung fertig. Er trägt sie zur bestimmten Stunde dem Fremden hin, und dieser findet sie so vollkommen nach seinem Wunsche, daß er dem armen Schneider mehr gibt als gewöhnlich, ■ und da er die Freudenthränen sieht auf der bleichen Wange, noch mehr. Der Arme geht und erquickt sich und die Seinen. Aber sein gestriges Abendgebet aus dem geängstigten und zerschlagenen Herzen war auf eine Weise erhört worden, wie er sichs heute, so sehr auch seine Seele voll Freude und Hoffnung, sein Mund voll Dankes war, nicht träumen konnte. Der Fremde blieb diesen Tag noch in Altenburg. Bei einem gar sonderbaren Zufall, der in einer vornehmen Gesellschaft, wobei der Fremde war, sich ereignete, fand er eine sehr gute Gelegenheit, den armen Schneider als einen in seinem Handwerk ganz vorzüglich geschickten Meister anzuempfehlen. Mehrere Anwesende merkten sich Wohnung und Namen, und von nun an fand H. so viel Arbeit, daß er sich nie mehr mit den Seinen hungrig schlafen legen durfte und daß er später sein Auskommen sehr gut hatte. 187. Denksprüche. 1. Lotteriezettel sind Eingangszettel ins Bettelhaus. 2. Bettelstab ist das härteste Holz. 3. Spar' in der Zeit, so hast dn in der Noth. 4. Dem Fleißigen guckt der Hunger wohl ins Fenster, darf aber nicht ins Haus kommen. 5. Der Herr muß selber sein der Knecht, Will ers im Hause haben recht. 6. Den Geschickten hält man werth, Den Ungeschickten Niemand begehrt. 7. Wer sich im Haus um den Nagel nicht kümmert, dem faulen die Sparren. 8. Der Groschen, den das-Weib erspart, ist so gut, als der Groschen, den der Mann erwirbt. 9. Man muß nicht mit Sechsen fahren, wenn man nur für Zwei Futter hat. 26

7. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 457

1854 - Stuttgart : Hallberger
9. Wer sich nicht nach der Decke streckt, Dem bleiben die Füße unbedeckt. 10. Wer zwei Hasen zugleich hetzt, fängt gar keinen. 11. Erst wäg's, dann wag's. 12. Je mehr Kinder, je mehr Vaterunser. 13. Gottesdienst geht über Herrendienst. 14. Die Sünde muß ganz getödtet sein, oder sie tödtet dich. 211. Pfarrer Flattich als Armenfrennd. Flattich war zuerst Pfarrer bei einer Gemeinde, die fast ans lauter armen Leuten bestand, weil dort der Boden gar schlecht, und also der Ertrag des Acker- und Gartenbaues gar gering ist. Die Leute hatten sich daher zum Theil gewöhnt, von Zeit zu Zeit in der Gegend herum- zustreichen und zu betteln, weil das nach ihrem Bedrucken leichter war und dabei mehr herauskam, als beim Arbeiten. Flattich hatte kaum diesen faulen Fleck an seiner Gemeinde, die ihn übrigens gar gern hatte, bemerkt, als er in seinen Predigten und in allen Ermahnungen, die er bei seinen Besuchen in den Häusern und bei andern Gelegenheiten den Einzelnen gab, ernstlich darauf drang: der wahre Christ soll und dürfe nun einmal nicht betteln, sondern müsse im Vertraueir auf Gottes Segen das Brod essen, das ihm Gott, sei es nun wenig oder viel, für die Arbeit seiner Hände im Schweiß seines Angesichts beschere. Die Leute schämten sich endlich, wenigstens vor ihrem Pfarrer und vor einander, wenn auch noch nicht vor dem lieben Gott, und liefen nicht mehr aufs Betteln; dagegen schickten sie nun ihre Kinder in die Dörfer und Häuser, wo ihnen früher eine Gabe gereicht worden, um sich doch noch die alte Kundschaft beiläufig offen zu halten. Da das aber der Pfarrer bemerkte, eiferte er noch viel stärker dawider, als ers vorhin Wider das Betteln der Alten gethan, und zeigte denen, daß sie jetzt in eine doppelt so schwere Sünde verfallen wären; denn erstens bettelten sie noch fort nach wie vor, und zweitens verführten sie ihre unschul- digen Kinder zum Faulenzen, Schlecken und Landstreichen und richteten drese dadurch vielleicht auf Zeit und Ewigkeit zu Grunde. Da kamen einmal nach der Predigt etliche solche arme Väter zu ihm und sagten: „Ja, lieber Herr Pfarrer, sehe er mu° einmal bei uns in unserem Haushalt nach, wie klein und wie schlecht unser Stückchen Feld ist, und sind doch die Kinder alle Tage hungrig und wollen essen."

8. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 111

1854 - Stuttgart : Hallberger
11! Mindeste zu sehen war. Der besorgte Vater eilte nach seinem Kinde; allein bei der Dunkelheit und seiner Angst verfehlte er den Weg. Er suchte mehrere Stunden lang in den gefährlichen Moorgründen und unter den Wasserfällen umher, bis ihn die Nacht übereilte. Immer wanderte er weiter, ohne zu wissen, wohin; endlich kam er aus dem Nebel heraus und entdeckte, daß er nicht weit von seiner Hütte sei. In der Nacht weiter zu suchen, war unmöglich; aber kaum dämmerte der Morgen, so brach er von seinen Nachbarn begleitet auf; den ganzen Tag kletterte und suchte man umher, aber kein Kind wurde gefunden. Indessen war der Hund nach Hause gekommen, hatte sein Haber- brod erhalten, war damit gleich davon gelaufen und nirgends zu sehen. Alle Tage erneute der Vater mit zerrissenem Herzen sein Forschen; aber Alles umsonst. Doch, wenn er am Abend in die Hütte trat, erfuhr er, daß der Hund da gewesen war, sein Haberbrod bekommen habe und gleich wieder verschwunden sei. Dies fiel ihm ans, und als der Hund wieder kam, ging er ihm auf der Stelle nach. Das treue Thier leitete ihn zu einem Wasserfall, und zwar nahe an dem Punkte, wo der Vater das Kind verlassen. Es war ein schrecklicher Ort. Auf beiden Seiten hohe Klippen; oben näherten sie sich einander und wurden nur durch einen furchtbar tiefen Abgrund getrennt. Längs eines der steilen Pfade eilte der Hund hinunter und lief endlich in eine Höhle, deren Eingang mit dem tobenden Wasser- fall ziemlich eine Höhe hatte. Der Schäfer folgte mit vieler Mühe nach, und wie er hinein kam, welches Gefühl ergriff ihn da! Er sah sein Kind das Brod essen, welches ihm der Hund gebracht hatte, und das treue Thier saß vor ihm und hatte mit größtem Wohlgefallen das Auge auf seinen jungen Pflegling geheftet. Unstreitig war, als der Vater so lange ausblieb, das Kind an den Rand des Abgrundes gegangen und hinuntergestürzt, oder an dem Felsen hinabgeklettert, bis es in die Höhle kam; die Furcht vor dem Wasserfalle aber hinderte es glücklicherweise, aus dieser hervor- zugehen. Der Hund hatte mittelst des Geruchs die Spur des Kindes entdeckt und es treu gegen das Verhungern geschützt, indem er ihm sein eigenes Futter brachte. Tag und Nacht schien er das Kind nicht verlassen zu haben, außer wenn er das Brod holte, und dann sah man ihn in vollem Lause aus der Hütte eilen.

9. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 255

1854 - Stuttgart : Hallberger
255 118. Die Spartaner. Die Spartaner (1 Makk. 12.) und die Athener waren die beiden Hanptvölker der Griechen. Jene wohnten in Lakonien in Süd-Griechenland. Ihren Ruhm und ihre Stärke verdanken die Spartaner namentlich dem Lykurgus, der ihnen um das Jahr 888 vor Christo, z» der Zeit, als Elisa im Reiche Israel wirkte, Gesetze gab. Um sein Volk auf die Dauer groß und glücklich zu machen, hielt er es für nöthig, ein ganz neues Geschlecht von Menschen heranzuziehen. Deßhalb fing er mit der Jugend an. Das neugeborene Kind mußte den Slammesältesten vorgezeigt werden, deren Urtheil darüber entschied, ob es am Leben bleiben sollte oder nicht. Sie befahlen, das Kind aufzuziehen, wenn es kräftig und wohlgebildet war; ein mißgestaltetes und schwächliches aber mußte nach ihrem Ansspruche in eine Kluft am Berge Taygetus geworfen werden. Die Erziehung der kleinen Kinder in den Häusern der Eltern war auch schon streng und abhärtend. Sie waren nicht warm eingehüllt; man gewöhnte sie frühe an geringe Kost; sie mußten lernen allein sein, ohne sich zu fürchten und zu schreien. Sobald der Knabe sieben Jahre alt gewor- den war, durfte er nicht mehr länger im elterlichen Hause bleiben; er kam jetzt unter die Aufsicht der Obrigkeit und wurde öffentlich erzogen. . Das ganze Leben der Kna- den, ihr Unterricht, ihre Uebungen und ihre Spiele, ja selbst auch ihr Nachtlager war von da an gemeinschaftlich. Man unterrichtete sie im Lesen und Schreiben, aber nur, daß sie im gewöhnlichen Leben davon Gebrauch machen könnten, nicht zur Vorbereitung auf eine höhere geistige Bildung, welche bei den Spartanern durchaus nicht geachtet war. Sonst war aller Unterricht und die ganze Erziehung nur darauf berechnet, daß die Knaben willigen Gehorsam und Ausdauer lernen und einst dem Feinde muthig unter die Augen treten möchten. Schon kleinere Kinder führten zum Spiel einen kriegerischen Tanz auf. Die Knaben sodann mußten sich vvrnemlich im Laufen, Ringen, Werfen üben. Ihre Spiele waren wieder von derselben Art: sie rangen miteinander, und suchten überhaupt an Gewandtheit und Stärke des Leibes einander zu übertreffen. Die älteren Männer waren gegenwärtig bei ihren Uebungen und Spielen; keiner wollte unter ihren Augen erliegen oder der Schwächere sein. Alle Tage badeten sie sich im Flusse Enrotas. Gingen sie auf der Straße, so mußten sie ihre Hände unter ihrem Mantel halten, als Zeichen der Bescheidenheit, und gesenkten Blicks ihres Wegs gehen; umherblicken war ihnen nicht erlaubt. Schuhe waren ihnen nicht gestattet. Ihre tägliche Kost war außerordentlich kärglich, für Fremde unschmackhaft, aber kräftig und gesund. Jeder Bürger hatte das Recht und die Verpstichtuttg, den. Knaben, welchen er über einer Unart ertappte, zu züchtigen, wenn derselbe auch eines andern Bürgers Kind war; und der Vater, dem der gezüchtigte Knabe dies klagte, war verbunden, ihn dann nochmals zu bestrafen. So wurden die jungen Spartaner abgehärtet gegen Hunger und Wachen, Hitze und Frost, ja selbst gegen empfindliche Körperschmerzen. Zn diesem letzteren Zweck wurden die spartanischen Knaben jährlich einmal am Feste der Diana (Apostelgesch. 19.) öffent- lich mit Geißeln blutig gepeitscht, und keiner durfte nur eine Miene des Schmerzes zeigen. Manche tollen die Standhaftigkeit so weit getrieben haben, daß sie ohne einen Klagelaut todt am Altare niedersanken. Man gewöhnte die Knaben, auf jede Frage schnell und mit Hinzufügung eines Grundes zu antworten. Wenn also der Knabe gefragt wurde, wer ein wackerer Bürger sei, mußte er gleich einen zu nennen wiffen, und zugleich angeben, warum er gerade diesen einen wackerm Bürger nannte.

10. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 396

1854 - Stuttgart : Hallberger
396 stube ein und gab den Kindern dreimal in der Woche Almosen. Bald gesell- ten sich Bürgerskinder dazu, jedes brachte wöchentlich einen Groschen Schul- geld, so dass der Lehrer besser bezahlt werden und dafür täglich fünf Unter- richtsstunden geben konnte. Schon im ersten Sommer stieg die Zahl der Kin- der auf sechzig. Bald verbreitete sich der Ruf von Frankes grosser Thätigkeit für die Armen, und von da an strömten ihm von nah und fern Unterstützungen zu. In dem Masse, als diese zunahmen, erweiterten sich seine Plane. Noch öfter ge- schah es aber, dass er in festem Glauben kühn Grosses unternahm, ohne ir- gend Mittel zu haben, es auszuführen , da ihm dann diese Mittel zur rechten Zeit auf wahrhaft wunderbare Weise zuflössen. Bald ward seine Pfarrwohnung zu eng für die Schule. Er miethete im Nachbarhause eine Stube und bildete zwei Klassen, eine für die armen, eine zweite für die Bürgerskinder; jede erhielt ihren eigenen Lehrer. Bald regte sich in Franke der Wunsch, die Kinder nicht bloss zu unter- richten, sondern auch zu erziehen, der Wunsch, ein Waisenhaus zu stiften. Ein Freund gab ihm zu dem Ende 500 Thaler, davon die Zinsen sollten zu diesem Zweck verwendet werden. »Als ich diesen Segen Gottes sah«, so er- zählt Franke selbst, »wollte ich ein armes Waislein dazu aussuchen, das von solchen jährlichen Zinsen möchte erhalten werden. Da wurden mir vier vater- und mutterlose Geschwister genannt, darunter ich eines auslesen sollte. Ich wagte es auf den Herrn, sie alle vier zu nehmen. Da ichs aber einmal im Namen Gottes angefangen, einige arme Waisen ohne menschliche Absicht auf ein gewisses Kapital auf- und anzunehmen, so liess ichs auch getrost auf den Herrn ankommen, deren noch mehr dazu zu thun. Des nachfolgenden Tages, nachdem ich die ermeldten vier Waislein angenommen hatte, kamen gleich noch zwei dazu, des nächsten Tages darauf wieder eins , zwei Tage darnach abermals eins, und acht Tage darnach wieder eins, dass also den 16. Novem- der 1695 schon ihrer neun beisammen, welche bei unterschiedlichen christlichen Leuten erzogen wurden. Und also waren die armen Waisen eher da, als ihnen ein Haus erbaut oder erkauft war.« Doch nun musste auch bald für ein Haus gesorgt werden. Es wurden bis zum Jahr 1697 zwei Häuser zu diesem Zweck gekauft; als aber auch diese zu klein wurden, weil bis zum Jahr 1698 die Zahl der Waisenkinder schon auf hundert, die der zum Unterricht kommenden Bürgerskinder aber auf fünf- hundert gestiegen war, so legte er am 13. Juli desselben Jahres im Namen Gottes den Grundstein zu einem grossen Waisenhaus. Der Bau dieses Hauses ist recht ein Werk des Glaubens und des Gebets. Ein Theil des nöthigen Bauholzes konnte von den vorhandenen Gaben guter Leute angekauft werden; »aber zum Bau selbst«, sagte er, »musste ich nun von Wochen zu Wochen von der guten Hand Gottes erwarten, was sie dar- reichen würde, denselben fortzusetzen.« Indess seine Erwartung betrog ihn nicht. Franke theilte hierüber eine Reihe der merkwürdigsten Erfahrungen mit. Einmal war äusserster Geldman- gel. »Da ich bei schönem Wetter ausgegangen war«, erzählt Franke, »und den klaren Himmel betrachtete, ward mein Herz sehr im Glauben gestäikt, also dass ich bei mir selbst gedachte: wie herrlich ist es doch, wenn man
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