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1. Bürgerkunde - S. 12

1907 - München : Gerber
12 P. K. Rosegger*) erzählt: „Der Bauernhandwerker, als der Schuster, der^Schneider, der Weber, der Böttcher, anderwärts auch der Sattler,^der Schreiner sind in manchen Alpengegenden eine Art Nomaden- bolk. Sie Haben wohl irgend eine bestimmte Wohnung, entweder im eigenen Häuschen oder in der gemieteten Stube eines Bauernhofes, wo ihre Familie lebt, wo sie ihre Habseligkeiten bergen und wo sie ihre Sonn- und Feiertage zubringen; am Montagmorgen aber nehmen sie ihr Werk- zeug ans den Rücken oder in die Seitentasche und gehen ans die Stör, d. i). sie gehen ans Arbeit aus und heimsen sich im Bauerhause, wohin sie bestellt sind, so lange ein, bis sie die bestimmte Arbeit, den Hans bedarf, verfertigt haben. Dann wenden sie sich zu einem andern Hof." ^Arbella^ Durch das Wandern ging oft viel Zeit verloren. Ferner Hauptberuf, traf es oft zu, daß der Störer bald viel bald gar keine Arbeit hatte. Um seine Familie ernähren zu können, war er daher ge- zwungen, neben seiner eigentlichen Arbeit auch Landwirtschaft zu treiben. Oer L'ronhof als Wirtschaftsgemeinde. Neben den freien Bauern bestand der freie Adel?) Der ger- manische Adel setzte sich ans jenen angesehenen Familien zusammen, aus welchen die Herzöge gewählt wurden. Jede Adelsfamilie hatte ein Gut, das sich von dem Vater auf den Sohn, von diesem auf den Enkel ic. vererbte. Der Adel ging also von einem Ge- schlechte auf das folgende über; darum wird dieser Adel als Geschlechts- oder Geburtsadel bezeichnet. Der erwählte Herzogs war im Kriege der Führer der ade- ligen und nichtadeligen Grundbesitzer. Er erlangte immer mehr Macht. Aus den: Herzogtum entstand nach und nach das Königtum. Der König bedurfte verschiedener Diener, der Beamten. Diese königlichen Beamten bildeten im fränkischen Reiche den Dienstadel. Mit der Zeit verschmolzen Geschlechts- und Dienstadel zu einem Stande, dem freien Adels- oder Ritterstande. Die germanischen Könige eroberten von den besiegten Römern große Ländereien. Sie konnten daher die Dienste ergebener Adeliger dadurch belohnen, daß sie diesen große, bisher unbebaute Grundstücke schenkten. So wurden die Adeligen Großgrundbesitzer, die „weltlichen Grundherren". Auch die Geistlichen wurden mehrmals von den Königen mit Ländereien beschenkt. Auf diese Weise wurden manche Klöster zu „g erstlich en Grundherrschaften". — Die Grundherren suchten ihren Besitz zu vergrößern, ihre Macht zu vermehren. *) „Aus meinem Handwerkerleben". 2) Adel — Geschlecht auf dein Erbgut. 'h Herzog -- - Heerführer, der das Heer (nach sich, zieht, d. h. führt.

2. Bürgerkunde - S. 27

1907 - München : Gerber
27 Nation verglichen, hat man keine Ursache, die italienische der deutschen vorzuziehen. Denn Deutschland scheint mir eine neue Gestalt bekommen zu haben und seine Städte scheinen mir seit ehegestern gebaut zu sein." Zur Hebung des Bürgerstandes und zum Wohlstand des Landes trug aber noch ein Umstand besonders bei: der Handel. 4. Der Handel im Mittelalter. Der Lohnwerker erhalt für seine Arbeitsleistung eine Ent- schädigung in Naturalien, der Handwerker verlangt einen Preis. Auch beim eigentlichen Handel wird ein Preis verlangt. Wenn ich, um 4 Pfund Fleisch zu erhalten, 20 Pfund Brot geben muß, so ist der Tauschwert des Fleisches fünfmal so groß als der des Brotes. Dafür kann ich auch sagen, der Preis des Fleisches ist fünfmal so hoch als der des Brotes. Jeder Gegenstand hat einen Tauschwert oder Preis. Der Tauschhandel ist aber mit großen Schwierigkeiten verbunden, weil jeder Gegenstand einen andern Tauschwert hat. Wenn ein Schuh- macher seine Ware gegen Mehl und ein Bäcker die seine gegen Leinwand anbieten würde, so würden wir dies sehr unpraktisch finden. Eine Ware hingegen, die einen festen und unabänderlichen Maßstab für den Tauschwert aller Gegenstände bilden würde, eine Ware, die ferner teilbar, transportfähig und leicht aufzube- wahren wäre, müßte sich für den Handel sehr vorteilhaft erweisen. Der Handel im Mittelalter führte dieses Tanschmittel ein; es ist das Geld. Das Geld besitzt neben den gewünschten Eigenschaften auch noch andere willkommene: es ist bequem mitzuführen und nützt sich wenig ab. Das Geld wurde daher diejenige Ware, die zur Vergleichung der Tauschwerte aller Handelsgegenstände benützt wurde. Der Wert jeder Ware wurde nun auf den Wert des Geldes zurückgeführt. Die Naturalwirtschaft zur Zeit des ab- hängigen Handwerks wurde von der Geldwirtschaft zur Zeit des zünftigen Handwerks abgelöst. Der Tausch mit Geld bedingt Kauf und Verkauf; er kann zufällig und absichtlich vor sich gehen. Der absichtliche Tausch mit Geld geschah im Mittelalter auf dem Markte Die Märkte waren anfangs mit religiösen, geistlichen oder kriegerischen Zu- sammenkünften verbunden. Zu diesen erschienen die Kaufleute') und boten ihre Waren zum Schmucke der Kirche, zu Kriegs- rüstungen re. feil; der doppelte Sinn des Wortes „Messe" erinnert noch heute an den Markt vor der Kirche. Später wurden die Märkte ausschließlich zu dem Zwecke abgehalten, Waren zu ver- h Kaufmann — ursprünglich der Kaufende, spater der Händler. Preis. Geld. Markt.

3. Bürgerkunde - S. 29

1907 - München : Gerber
ins offene Meer nur ungern unternahm, mußte der Südwestwinkel der Ostsee ein natürlicher Sammel- und Einschiffungspunkt sein. Salz und Weine Westfrankreichs, Seidenwaren der rheinischen Kaufleute und flandrische Tuche wurden dort gegen schwedische Erze, englische Wolle und russische Pelze ausgetauscht. Im 14. Jahrhundert bemächtigte sich die Hansa der nor- wegischen Fischerei und versorgte mit dem Ertrage derselben den Osten und Westen. Die nordischen Völker, die im 9. und 10. Jahrhundert auf ihren Wikingerfahrten Europa in Schrecken ver- setzt hatten, verschwanden für mehrere Jahrhunderte von der See und konnten sich nur in der Binnen- und Küstenschiffahrt dürftig behaupten. Was Rußland, Polen und Litauen über die Ostsee empfingen, ging durch hansische Hände. Die Hansa hatte verstanden, den Ostseehandel zu beherrschen. Darin lag ihre Macht und Größe. Die Hanseaten breiteten über den ganzen Norden Europas ein Netz von Niederlassungen (Faktoreien). Gestützt auf vier mächtige Hauptplätze, Brügge, London, Bergen und Nowgorod, wußte sich der deutsche Schiffer und der deutsche Kaufmann überall Ansehen zu verschaffen. Bezeichnend ist das Sprichwort: „Wer kann wider Gott und Nowgorod?" Die Hanseaten rühmten sich: „Wir kaufen dem Engländer den Fuchsbalg für einen Groschen ab und verkaufen ihm den Fuchsschwanz wieder für einen Gulden." Die Hansa stand 1370 auf der Höhe ihrer Macht. Sie kämpfte 1428 mit 248 Schiffen und 12 000 Streitern gegen Erich von Pommern, der den Sund zur Förderung Kopenhagens ab- gesperrt hatte. Erich wurde in Kopenhagen zum Abschlüsse eines für die Hansa günstigen Friedens gezwungen. Wie im 17. Jahrhundert Holland, im 18. und 19. Jahr- hundert England die Handelsherrschaft ausübte, so war diese im 14. Jahrhundert für die nordeuropäischen Gewässer in den Händen der Hansa. Sie hatte ein Deutschland auf dem Meere geschaffen und deutscher Sitte Einfluß gesichert über die Grenzen des Reiches hinaus. Der blühende Handel hatte zur Hebung und Ausbildung der ^ Gewerbe beigetragen. Er hatte den Wohlstand des deutschen Bürgertums erhöht. In einem alten Liede findet sich die Strophe: „Der Veneter Macht, Der Augsburger Pracht, Der Nürnberger Witz, Der Straßburger Geschütz, Der Ulmer Geld Behält den Preis durch die ganze Welt."

4. Bürgerkunde - S. 33

1907 - München : Gerber
Die Zunftehre, die so hoch gehalten worden war, war gegen Ende des 16. Jahrhunderts ganz verschwunden. Fälschung der Waren war etwas Gewöhnliches. Das Meisterstück, früher der Prüfstein für den tüchtigen Handwerker, wurde reine Äußerlichkeit. Die Meisterprüfung hatte nur den einen Zweck, jungen Männern die Niederlassung möglichst zu erschweren oder unmöglich zu machen. Sie gab nicht mehr Zeugnis von der Geschicklichkeit. „Die Müller mußten als Meister- stück ein Sechseck vorzeichnen." „Essen und Trinken war die Hauptsache bei allen Meisterprüfungen." Das schlimme Beispiel der Meister wurde auch von den Gesellen nachgeahmt. In der Blütezeit der Zünfte waren die Gesellen wichtige Glieder der Zunftfamilie. Nun strebten sie dahin, selbst Vereine zu gründen, die nur Mitglieder ihres Standes, also nur Gesellen, umfassen sollten. So entstanden die Gesellenverbindungen. Diese waren zuerst geheim; später wurden ihre Vorschriften oder Statuten von der Obrigkeit genehmigt. Es erwachte in den unselbständigen Arbeitern das Gefühl der Zusammengehörigkeit. Die Zunftmeister widersetzten sich zwar zunächst der Bildung von Gesellenverbindungen, mußten ihnen aber zuletzt doch zustimmen. Die Gesellenverbindungen waren bestrebt kürzere Arbeitszeit und höheren Lohn zu erlangen. Wurden ihre Wünsche nicht erfüllt, so legten sie die Arbeit nieder; sie schritten zum Ausstand oder, wie sie sagten, zum „Aufstande" (in England „Streik"). Arbeitswillige, die sich dem „Aufstande" nicht anschließen wollten, galten als Verräter und wurden beschimpft und, wenn man sie erwischen konnte, „gebeutelt". Konnten oder wollten die Zunft- meister die Forderungen der Gesellen nicht erfüllen, so wanderten diese aus der Stadt und schimpften auf die ganze Ortszunft. Kein reisender Geselle durfte bei den Meistern einer „gescholtenen" Zunft Arbeit nehmen, wenn er nicht aus der Gesellenverbindung ausgeschlossen werden wollte. 1727 erließen die „aufständigen Schuhknechte" in Augsburg gegen die Stadt folgenden „Treibebrief" durch ganz Deutschland: „Liebe Brüder, wir haben einen Abschied machen müssen, mit diesemx), daß wir unsere Alte Gerechtigkeit behalten, und berichten Euch, daß keiner nacher Augs- burg reisen thut, was ein braver Kerl ist, oder gehe er hin und arbeitet in Augsburg, so lvird er seinen verdienten Lohn schon empfangen, was aber, das wird er schon erfahren." Nur selten aber erreichten die „Aufständigen" ihr Ziel; der Hunger machte sie meistens gefügig. Der wochenlange Müßiggang trug natürlich nicht zur Besserung der Sitten bei. Der Geist der „alten deutschen Ver- brüderung in Zunft und Ehre" war ausgestorben. *) *) mit diesem — deshalb. Ii. Teil. Bürgerkunde. 3 o) Gesellen- verbin- dungen. aa) Ent- stehen. ljb) Ziele. cc) Aus- schreitungen.

5. Bürgerkunde - S. 34

1907 - München : Gerber
34 Iii. Folgen des Nieder- ganges. 1. Ungenü- gende Arbeit 2. Annut. Selbst Einrichtungen, die früher segensreich gewirkt hatten, wurden nun mißbraucht, um dem Leichtsinn und der Arbeitsscheu zu dienen, so z. B. der bei vielen Gewerbeir eingeführte Brauch des „Geschenkes" an die wandernden Gesellen. Das Geschenk sollte früher dazil dienen, die Ge- sellen auf der Wanderschaft vor Bettel und Landstreicherei zu bewahren. Es war deshalb bei den Gewerben Sitte, den ankommenden Gesellen des gleichen Handwerks einige Tage kostenlos zu verpflegen, ihm freies Nacht- lager zu geben und, wenn er im Orte keine Arbeit gefunden, ihn mit einem kleinen Taschengeld, dem „Zehrpfennig", für die Reise zum nächsten Ziele zu entlassen. Diese Einrichtung benützten nun faule Gesellen, auf Kosten ihrer Kameraden im fremden Orte einige Tage tüchtig zu zechen, ohne Arbeit zu suchen, um dies hierauf in den nächsten Orten zu wiederholen. Die Aufnahme eines Gesellen in die Verbindung gab oft Anlaß zu wüstem Zank, zu widerlicher Schwelgerei uttd zu blutigen Schlägereien. Diese „Feste" dauerten oft mehrere Tage; kein Geselle durfte in die Werkstätte gehen, ehe der Altgeselle die Fest- lichkeit geschlossen hatte. Mancher Jüngling holte sich dabei den Keim zu langem Siechtum. Schon im 16. Jahrhundert verlangten die Gesellen, daß der Montag wenigstens als halber Feiertag freigegeben werde. Am Montag Mittag legten die Gesellen die Arbeit nieder. Eher ent- heiligten sie den Sonntag, als daß sie der Montagsfeier entsagt hätten. Ortloff erzählt über den „blauen Montag": „In den Fasten wurden die meisten deutschen Kirchen blau ausgeschmückt. Zu eben dieser Zeit fingen die Gewerbetreibenden an, die Fasten über den Montag in Schwelgereien aller Art zu verbringen, und führten das Sprichwort: „Heute ist blauer Freßmontag" ein. Die Erlaubnis, welche die Gesellen in der Fastenzeit bekamen, nahmen sie sich im Lause der Zeit auch an den übrigen Montagen." Äußere und innere Gründe trugen also zum Niedergänge des Handwerks bei. Justus Möser sagte in der zweiten Hälfte des 18. Jahr- hunderts: „Fast alle deutsche Arbeit hat zu unserer Zeit etwas Unvollendetes, dergleichen wir an keinem alten Kunststück und gegenwärtig an keinem echt englischen Stück mehr antreffen.... Die einzige Aufmunterung kommt jetzt von den Höfen; aber was sollen einige wenige mit Besoldung angelockte Hofarbeiter gegen Handwerker, die während des hanseatischen Bundes für die ganze Welt arbeiteten!" Und der Zunftfreund Weiß, ein gelernter Handwerker, stimmt Möser zu: „Die Leute liefern elende Arbeit, darum nimmt ihnen niemand ettvas ab und sie verderben." Der Handwerkerstand mußte infolgedessen immer mehr ver" armen. Weiß erzählt in einer preisgekrönten Schrift, daß unter 21 Menschen in Deutschland sich in jener Zeit nur einer befand, der sein vollständiges Auskommen hatte; 10 dagegen mußten

6. Bürgerkunde - S. 45

1907 - München : Gerber
45 wertvoll als Geld Haben; Kredit verlieren ist mindestens ebenso nachteilig als Geld verlieren. Die meisten großen Unternehmungen in Gewerbe und Handel wären ohne Kredit gar nicht auszuführen. Die Stadtwirtschaft führte zu ihrem Handel das Geld ein. Die Volkswirtschaft konnte natürlich das Geld nicht entbehren; sie bildete vielmehr die Geldwirtschaft weiter ans, schuf aber zu- gleich eine neue Form, die Kreditwirtschaft. Wir erhalten also für die drei Wirtschaftsgemeinden des Übersicht. Bauernhofes, der Stadt und des Landes die Übersicht: Bauernhof Stadt Land Eigenwirtschaft Naturalwirtschaft Stadtwirtschaft Volkswirtschaft Geldwirtschaft Kreditwirtschaft Tauschhandel Markthandel Ständiger Handel In Deutschland treffen ans den Kops der Bevölkerung 2,38 ü§^^Handel Kaffee, in den Niederlanden 4,85 kg, in England 0,37 kg. An sunebenen Tee entfallen auf den Kopf der Bevölkerung in England 2,23 kg, Gemeinden' in Deutschland 0,04 kg. a) Überfluß Wenn nun England seinen Teebedarf im Mutterlande ge-'änerz°u^ Winnen wollte, so wäre hiezu vielleicht die ganze Landbevölkerung notwendig. Das käme einer großen Verschwendung an Arbeits- kräften gleich; denn in den Kolonien genügen 45 000 Mann hiezu. Das Klima in Deutschland ließe den Kaffeebau überhaupt nicht zu. Und doch ist der Kaffee heute nicht mehr, wie im 18. Jahrhundert, ein Luxusartikel für wenige Reiche, sondern ein Bedarfsgegenstand für die Bevölkerung der ganzen Wirtschaftsgemeinde. Boden- beschaffenheit und Klima bedingen wesentlich die Erträgnisse eines Landes. Die einzelnen Wirtschastsgemeinden tauschen daher jene Erzeugnisse, an denen sie Überfluß haben, aus gegen solche, die ihnen mangeln. Den Austausch übernimmt der Handel. Die Bevölkerung des Deutschen Reiches nimmt jährlich fast b) f^ibe'~ um 1 Million zu. Die deutsche Wirtschastsgemeinde kann nicht - mehr die Menge derjenigen landwirtschaftlichen Produkte erzeugen, welche zur Ernährung der stetig zunehmenden Bevölkerung not- wendig sind. Es müssen also Erzeugnisse der Landwirtschaft aus anderen Ländern eingeführt werden. Von landwirtschaftlichen Erzeugnissen hat Deutschland zur Zeit nur an Zucker, Schaffleisch, Hopfen und Wein Überfluß; bei allen anderen übertrifft der Bedarf den Vorrat. Diese Produkte müssen daher aus andern Ländern eingeführt werden. Schon in den 50 er Jahren begann in Deutschland die Roggen-, in den 70 er Jahren die Weizeneinfuhr. Deutschland bezieht Getreide hauptsächlich aus Rußland, Österreich- Ungarn, Nordamerika und Rumänien. Im Getreidebau nimmt Nordamerika jetzt die erste Stelle ein. Dort waren 1849 8 Mill. Acres (a 0,4047 ha), 1889 38 Mill. Acres mit Weizen bebaut.

7. Bürgerkunde - S. 63

1907 - München : Gerber
63 Art der Betriebe in Deutsch land a) Betriebe b) Personen 1882 1895 1882 1895 Absolut % Absolut % Absolut % Absolut °/o 1. Mit höchstens 10 Personen . 2225 068 98,0 2167 448 96,5 3 628 851 61,2 3763607 47,1 2. Mit 11—50 Personen . . . 35790 1,6 61 583 2,7 750 671 12,6 1 329 567 16,6 3. Mit mehr als 56 Personen . 9 481 0,4 17 941 0,8 1554 131 26,2 2 907 329 36,3 Trotzdem aber besteht das Handwerk neben der Groß-Klein- industrie und wird, wenn auch in bescheidenen Grenzen, weiter nnu bestehen. Die Großindustrie ist ans Massenherstellung und -absatz an- stmassen- gewiesen. Nicht bei allen Waren ist Massenherstellung und -absatz *mögtls. möglich und empfehlenswert; der Absatz läßt sich auch nicht immer auf den Tag berechnen. Wenn die erzeugten Waren verderben würden, sobald der Umsatz auf sich warten ließe? Schon aus diesem Grunde sind die Gewerbe, welche Nahrungsmittel herstellen, heute noch zum größten Teile im Kleinbetriebe. Dieser muß sich auch in jenen Gewerben dauernd erhalten, Nmaschmen- in welchen Maschinen und Arbeitszerlegung nicht möglich sind. anwendbm. Wo es sich in den Bekleidungsgewerben um Massenartikel handelt, hat die Großindustrie Boden gefaßt; wo es sich aber um per- sönliche Wünsche und Bedürfnisse der Besteller handelt, bleibt die Handarbeit Siegerin. Gerade die Aufträge für feine und gut- bezahlte Arbeiten erhält das Kleingewerbe. Der Kleinbetrieb in der Schneiderei wird auch unterstützt durch die Einrichtung, daß in Deutschland gegen 200 Tuchfabriken an die Maßgeschäfte Muster versenden und auch Bestellungen annehmen. Auf diese Weise sind die kleinen Maßgeschäfte in den Stand gesetzt, ohne großes Kapital und Risiko die Kunden mit Auswahl an Güte, Preis und Mode zu bedienen. , In den Baugewerben der Maurer, Zimmerlente, Glaser, Ofensetzer, Tüncher, Maler und Dachdecker sind Maschinen nicht verwendbar. Die Bauschlosser, die ihre Beschläge, Türschlösser re. aus der Eisenhandlung beziehen, sind zwar nur Anschläger, doch finden in einem verwandten Gewerbe, dem der Mechaniker, bei Gas- und Wasser-, Telegraphen- und Telephonleitungen, elektrischen Beleuchtungs- und Krafteinrichtungen viele Hände Beschäftigung. Es entstehen sogar neue Handwerke. Es sei nur an die Neue Fahrradindnstrie erinnert, die 1882 noch gar nicht vorhanden '■sllu'ul u lvar, 1895 in Deutschland aber bereis 14 494 Arbeiter und Ar- beiterinnen beschäftigte, mit deren 18 449 Angehörigen also rund 33 000 Menschen ernährte. Bon den genannten Arbeitern ent- fallen zwar viele auf Fabriken; doch gibt es auch zahlreiche kleine

8. Bürgerkunde - S. 65

1907 - München : Gerber
65 Publikum weiß jedoch „Handarbeit" im Gegensatze zu „Fabrik- ware" Wohl zu schätzen. Zur Zeit König Ludwigs I. gab es Wohl eine Münchener, eine deutsche Kunst, aber kein deutsches Kunstgewerbe. Ludwigs große Baumeister Ziebland, Klenze, Gärtner re. mußten sich die Männer für feinere Holz-, Stein- und Metallarbeiten, Ornamente, Wandmalerei, Stuckdekoration re. erst heranbilden. Von einem Kunstgewerbe wußte man nichts, nicht einmal den Namen. Denk deutschen Handwerker fehlte alles: künstlerische Anregung, Geschick- lichkeit der Hand und ein kauflustiges Publikum. Diese Mängel hatte der bayerische Oberbaurat A. b. Voit richtig erkannt. Auf seine Anregung entstand in München im Herbste 1850 der „Verein zur Ausbildung der Gewerke", der später „Kunstgewerbe- verein" genannt wurde. Der Verein wollte die Kunst mit dem Handwerk verbinden und so dem heimischen Gewerbe Hilfe und Unterstützung bieten. Er wollte dies erreichen durch Unterricht der gewerblichen Jugend, Übung im Zeichnen, Preisaufgaben, Herausgabe einer Zeitschrift, Einrichtung einer Bibliothek und krmstgewerblicher Ausstellungen sowie durch belehrende Vorträge. Der Verein veranstaltete 1876 eine Jubiläumsausstellung. Es zeigte sich, welche Fortschritte das heimische Kunstgewerbe in 25 Jahren gemacht hatte. Das Publikum sah auf dieser Ausstellung, daß es nicht notwendig sei, alles Geschmackvolle aus Paris zu beziehen. Seit jener Ausstellung wurde es Mode deutsche Stuben einzurichten, deutsche Vorbilder der Vergangenheit zu beachten und zu betrachten, deutsch zu fühlen auch im Kunst- handwerk. Maler, Bildhauer, Architekten, Zeichner und Handwerker, der Hof und die Bürger waren von der freudigen Hoffnung erfüllt, daß die schöne Zeit mittelalterlich-deutschen Kunstfleißes wieder aufblühen werde. Auch im zweiten Vierteljahrhundert des Kunstgewerbevereins machte das Münchener, das bayerische, das deutsche Kunsthandwerk bedeutende Fortschritte. Den Beweis hiefür lieferte die Pariser Weltausstellung 1900. Auch das deutsche Volk gewinnt immer mehr Verständnis für kunstgewerbliche Arbeiten. Das Kunsthandwerk ist nicht mehr auf Fürstenschlösser angewiesen. Es hat seinen Weg von den Prachtburgen zu den Wohnungen der wohlhabenden Bürger- gesunden. Dort, „wo sich das Leben in Arbeit und Freude, in Ringen und Streben, in Glück und Sorge abspielt", im eigenen Heim, dort reicht die Kunst dem Handwerk die Hand. 6. Entstehung und Lage des Lohnarbeiterstandes. Zum Bau und zur Einrichtung einer Fabrik ist viel Geld notwendig. Dieses besitzt der Kapitalist, der Unternehmer, der Ii. Teil. Bürgerkunde. 5 I. Kapital und Aroeits kraft.

9. Bürgerkunde - S. 128

1907 - München : Gerber
128 geweckt war, beantworten: wem die Eisenbahn gehöre, wem der Starnberger See, wem der Planegger Wald re. Nachdem der Zug sich München näherte und vom Wagen ans der Turm der schönen Paulskirche sichtbar geworden fragte der Knabe plötzlich: „Wieviel Geld braucht die Gemeinde München im Jahre um die Ausgaben bestreiten zu können?" Der Vater antwortete: „Das geht in die Millionen." Er schnitt indes das Gespräch kurz ab mit den Worten: „Ich werde dir über die Gemeinde München an einem der kommenden Tage Näheres sagen." — Noch wenige Minuten und beide waren am Bahnhof der Stadtgemeinde, der Großstadt München. Am folgenden Tag wiederholte Ludwig unaufgefordert die Frage: „Wieviel Millionen braucht die Gemeinde München im Jahre?" Der Vater war erfreut, daß sein Sohn einem Gegenstände, an dem die Jugend gewöhnlich teilnahmslos vorübergeht, so viel Aufmerksamkeit zuwandte. Er war daher gerne bereit die in Tutzing begonnene Unterhaltung fortzusetzen. . . . V.: Die Ausgaben der Gemeinde München betrugen nach dem Vor- anschlags für das Jahr 1904 nicht weniger als 47 Millionen Ji. S.: 47 Millionen! So viel Geld! Eine Riesensumme! V.: Mein lieber Ludwig! Geld allein tut's nicht, man muß es auch haben. S.: Man wird es schon haben; sonst könnte man es nicht ausgeben. V.: Es ist nicht leicht, so viel Geld zu beschasfeu. Weil alle Be- wohner Münchens, welche eine direkte Steuer entrichten, zu den Gemeinde- umlagen herangezogen werden, so haben zunächst alle das Interesse, daß möglichst wenig Ausgaben gemacht werden. Sie wünschen aber auch, daß München eine gesunde, schöne, reinliche Dtadt mit günstigen Verkehrs- mitteln, mit mannigfacher Gelegenheit zur Ausbildung der Jugend rc. sei und bleibe; dies erfordert bedeutende Geldmittel.^ Es macht darum den „Stadtvätern" manche Sorge, das Leben in der Stadt nach Kräften angenehm zu gestalten ohne den Bewohnern zu tief in die Tasche zu greifen. S.: Wer sind die „Stadtväter"? V.: Die Gemeindebevollmächtigten und die Magistratsräte. S.: Wird München nicht auch durch den Gemeindeausschuß ver- waltet wie Tutzing? V.: Nein, München hat eben die städtische Verfassung. S.: Also zweierlei Gemeindeämter! — Bitte, erzähle mir darüber! V.: Damit alle Gemeindebürger in München an der Verwaltung der Gemeinde teilnehmen können, wählen sie nach den Bestimmungen des Gesetzes vom 29. April 1869, der Gemeindeordnung, 60 Männer, zu welchen sie das Vertrauen haben, daß diese die Aufgaben als Gemeindevertreter richtig erfüllen werden. Sie geben diesen 60 Vertretern der Gemeinde- bürger die Vollmacht ihre Interessen wahrzunehmen. Die gewählten Vertreter heißen daher Bevollmächtigte der Gemeindebürger . . . S.: Ich merke, das sind die G e me i n d e b e v o l lm ä ch ti g te n. V.: Ja. Diese wählen wieder 20 Gemeindebürger als Magistrats- rätch). Die Magistratsräte können aber ihre Zeit nicht ganz den Ge- meindeanfgaben widmen; sie müssen auch ihre Berufspflichten erfüllen. Es sind daher außer den bürgerlichen Magistratsräten auch noch Magistrats- räte aufgestellt, welche die geltenden Gesetze studiert haben, also rechts- kundig sind, und welche sich ganz in den Dienst der Gemeinde stellen. S.: Diese rechtskundigen Magistratsräte sind in den 20 nicht mit- gezählt. 0 Magister — Meister; Magistrat — die Meister, die Ersten der Stadt. Der erste Meister der Stadt (früher Burg) ist der Burg- oder Bürgermeister.

10. Bürgerkunde - S. 142

1907 - München : Gerber
142 H.: Um 30 Jl zu verdienen, muß ich schon mehr als eine Woche arbeiten. T.: Wissen Sie, wieviel in Deutschland im Durchschnitt jede Person jährlich für Bier ausgibt? Nicht weniger als 32 Jl. H.: Das ist Sache jedes einzelnen. Es bleibt aber. doch wahr, daß eine Familie im Reiche jährlich 30 Jl Steuern auf Nahrungs- und Genußmittel zahlen muß. T.: Trotzdem kann man sagen, daß das Reich dem deutschen Arbeiter Schutz gewähre, seine Wohlfahrt fördere und dafür nichts verlange. H.: Sie verstehen, mich zu überraschen. T.: Ich meine dies so: das Reich leistet zu den Arbeiter- versicherungen für jeden Arbeiter durchschnittlich 30 Jl mehr als dieser an Beiträgen hiezu zahlt (5 Jl mehr aus Kranken-, 7 Jl aus Unfall-, 20 ^ mehr aus Invalidenversicherung — 32 Jl, sagen wir rund 30 Jl). Dafür erhebt es an indirekten Steuern von jeder Arbeiterfamilie ungefähr 30 Jl. 30 Jl — 30j£ —0. Ist also meine Behauptung richtig? H.: Dagegen läßt sich wohl nichts sagen. T.: Ist demnach die deutsche Arbeiterversicherung nicht eine äußerst segensreiche Einrichtung? Sollte sie nicht „eine dauernde Bürgschaft des inneren Friedens" sein? Sollte sie nicht ein Maß- stab fortschreitender deutscher Kultur sein? Wer kann so ungerecht sein dies zu bestreiten? .. . . Heller schweigt und liest wiederholt,, aus der Jnvaliden- rententabelle verschiedene Zahlen unter der Überschrift: „Bekommt jährlich bis zu seinem Tode" . . . und lächelt . . . Taler glaubt nicht zu irren, wenn er dieses Lächeln mit den Worten übersetzt: „Es ist doch gut, daß wir die Arbeiter- versicherungen haben!"
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