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Regionen (OPAC): München
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
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warten auf den warmen Regen und reiben und waschen mit
Schwamm und Seife. Nachdem das Wasser, um abzuhärten
und vor Erkältung zu schützen, nach und nach kühler geworden,
eilen die Badenden, mit gewärmten Handtüchern versehen, zu
ihren Kleidern, um nach besonders eingehender Beschäftigung
mit Kamm und Spiegel in die Klasse znrückzukehreu. Jedes
der Kleinen ist stolz auf seine Frische und Reinlichkeit: „Christ-
kind wird mit uns zufrieden sein." Aber Christkindlein, ver-
giß unsere Knaben nicht! Die wackeren Handwerksleute ver-
dienen deinen Beifall! In der schulfreien Zeit rühren sie
Hobel und Schnitzmesser und kleben und kleistern. Am heiligen
Abend bewundern Vater und Mutter die sauber gearbeiteten
Kästchen, die zierlichen Rahmen, die hübschen Wandtaschen und
wie all die Beweise regen Fleißes in der Schüler werk st ätte
heißen mögen. Christkindchen ist gar gut; es kennt die Wünsche
seiner lieben Jugend. Da der Winter sich frühzeitig hübsch
strenge anließ, mahnte es in Geschäften und Häusern: „Habt
ihr nicht übrige Schlittschuhe? In der Schule werden sie dank-
bar angenommen!" Die lebhafte Schar stürmt auf den Eis-
platz neben dem Schulhause. Ei, wie hast du dich verändert
du lieber Spielhof! Wo wir im Sommer unter schattigen
Bäumeu beim „Schwarzen Mann" und beim „Dreischlag" ge-
jubelt, den Reif und den Ball geworfen haben, breitet sich jetzt
die harte Eisfläche aus, auf der sich's prächtig tummeln, schleifen
und niederfallen läßt. Niemand vermißt des Sommers Wärme
und Grün. Die roten Backen und blitzenden Augen zeugen von
der gesunden Wirkung frischer Bewegung in klarer Winterluft.
Nur ein paar Schulküchenmädchen stehen plaudernd bei dem
Zaune still. Das Fleckchen Land ist ihr Schulgarten, sie
werden ihn im Frühjahr mit Küchenpflanzen aller Art anbauen,
werden jäten und gießen. Mahnt die einbrechende Dunkelheit
die Kinder wohlhabender Eltern zur Heimkehr in die traute
Behausung, so wartet der Armen ein warmer behaglicher Raum
im Schulhause. Der „H o r t" ist die Zuflucht aller, deren
Eltern durch Arbeit ums tägliche Brot den ganzen Tag von
der Wohnung ferngehalten find. Er bewahrt die Knaben,
Mädchen und Lehrlinge vor der Gefahr, auf der Straße und
im Wirtshause Rohes und Schlimmes zu sehen, zu hören und
zu tun. Er bietet genügenden Platz, die Schulaufgaben zu
fertigen. Es gibt dort schöne Bücher zu lesen. Es werden unter-
haltende Gesellschaftsspiele getrieben. Es werden alle Freuden
und Leiden des jungen Lebens besprochen. Jetzt herrscht nur
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Geländer aufrichten, die Fußböden legen und die Fenster-
rahmen herstellen. Der Schlosser besorgte die Schlösser, Riegel,
Kegel und Angel an Fenstern und Türen. Der Töpfer setzte
in jedes Zimmer einen Ofen und in die Küche den Herd. Der
Glaser fügte in die Fensterrahmen die hellen, durchsichtigen
Scheiben. Zuletzt kam noch der Tapezierer und beklebte die
Wände mit buntfarbigen Tapeten und der Maler, der schon
die Außenmauer mit Ölfarbe angestrichen hatte, malte farbige
Ränder und bunte Blumen an die Decke. Nun muß das neue
Haus noch austrocknen und dann können die Wohnungen be-
zogen werden.
Der Mensch teilt mit manchen Tieren seine Wohnung
oder er baut ihnen eine eigene und wir nennen diese Tiere
Haustiere. Dazu gehören das Pferd, das Rind, das Schwein,
die Ziege, das Schaf, der Hund, die Katze, die Hühner, die
Enten, die Gänse und die Tauben. Im Hause halten sich aber
auch andere Tiere auf, die der Mensch nicht dulden will, weil
sie schädlich oder lästig sind, die er aber oft nicht vertreiben
kann, weil er ihnen nicht beikommen kann. Das sind zunächst
die Mäuse und Ratten und das kleinere Getier von Fliegen,
Asseln, Motten u. a. m. In den folgenden zwei Abschnitten
soll zunächst von der Katze und der Maus die Rede sein.
14. Von der Katze.
Heute ist großes Fest in der Katzenfamilie auf dem Speicher
des Wohnhanses, der erste Sehtag der vor neun Tagen ge-
bornen Kinder. Bis jetzt waren die vier Sprößlinge taub und
blind und krochen nur unbeholfen in dem Korb, der ihr Geburts-
Haus ist, herum und suchten miauend bei der Mutter die erste
Nahrung- Diese, eine schöne, graugefleckte Katze, leckt und putzt
voll Zärtlichkeit mit der rauhen Zunge an ihren Kleinen herum.
Sie sollen, an die gleiche Reinlichkeit gewöhnt werden, die alles,
was zum Katzengeschlecht gehört, auszeichnet und sie bei den
Menschen zu beliebten Gliedern des häuslichen Kreises macht.
Voll Stolz beobachtet die alte Katze die Gehversuche ihrer Jungen,
ihre Verschönerungsversuche uuermüdet fortsetzend,.bis die feinen
Härchen des weichen Pelzes tadellos glatt liegen. Miezchen ist
eigentlich mit allen Hausgenossen gut Freund. Warum sollte
es auch nicht? Es erhält regelmäßig sein volles Schüsselchen
Milch, wird gestreichelt und gehätschelt und niemand ist, der
es neckt und quält. Somit hat es auch keine Ursache von seinen
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser]]
TM Hauptwörter (100): [T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe]]
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Knabe ein und „gar an solch sonnigen Herbsttagen!" „Du frei-
lich nicht," fuhr Vater fort, „du bist ein Kind dieses Landstriches.
Aber euer Kätzlein stammt aus dem heißen Süden. Seine Vor-
eltern wurden wohl von Reisenden in unsere Gegenden gebracht.
Von dieser eigentlichen Heimat her ist ihm das große Wärme-
bedürfnis geblieben. Denke nur, wie oft ihr euch gewundert
habt, daß es stundenlang im glühendsten Sonnenschein lag."
„Bleib nur, Miezekätzchen, bleib," sprach schmeichelnd das Mäd-
chen und streichelte sanft über das seidige Haar. Das behagte
Sctmmetfell, wohlig streckten sich Beine und Pfoten. „Es
schnurrt," berichteten erfreut die Kinder, als sie das leise surrende
Geräusch hörten, das durch zwei zarte, gespannte Häutchen im
Kehlkopf hervorgebracht wird. „Ei, wie sie gleich zusammen-
zuckt!" rief der Knabe. „Ich bin nur mit dem Finger ganz
wenig an ihre Schnurrbartspitzen gekommen!" „Das hat seinen
Grund," erklärte wieder der Vater. „Die Katzen haben in den
Haaren ein sehr feines Tastgefühl, noch viel feiner als am
übrigen Körper. Es wird es auch sofort spüren, wenn nur die
Spitze deines Fingers die langen Haare über den Augen be-
rührt." „Was ist denn das?" rief auf einmal das Mädchen.
„Das Fell ist ja feurig. Miez, was hast du nur?" Das Kätzchen
war aufgesprungen und wehrte sich kläglich miauend gegen die
haltenden Hände des Knaben. „Ich habe ihm nichts zu leide
getan, ich wollte es nur mal verkehrt streicheln!" „Du brauchst
nicht zu erschrecken," beruhigte der Vater. „Das ist eine Eigen-
tümlichkeit des Katzenfelles, daß Funken herausspringen, wenn
man es iul Dunkeln nach rückwärts streicht. Die Katzen mögen
aber diese Art Liebkosung nicht leiden, da sie es eben durch deu
feinen Tastsinn in den Haaren unangenehm empfinden." „Zu
dumm, daß die Kätzchen gerade da so empfindlich find, da muß
man sich ja ordentlich scheuen, zärtlich mit ihnen zu sein!" „Für
dich und deinesgleichen ist's vielleicht nicht erwünscht," nahm
Vater wieder das Wort. „Aber denke, wie schlecht es den Katzeu
auf ihren nächtlichen Jagdzügen ginge. Sie haben zwar sehr
scharfe Augen, die für die Dämmerung und die hellen Nächte
ausreichen, aber in der Stockfinsternis können sie so wenig sehen
wie ich und du. Da muß dann das seine Gefühl den Dienst
der Augen tuu." „Komm Miezchen, ich will dich trösten, weil
wir dir so viel Unbehagen gemacht haben," sagte nuu die Kleine
und kam mit einem Näpfchen Milch zu der Katze, die sich iu-
zwischeu wieder beruhigt zum Schlafen hingeschmiegt hatte. Aber
das Tierchen rührte sich nicht, bis der beliebte Trank dicht vor
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ist die Gruftstraße, früher Judengasse genannt, weil sie die
einzige war, die die Israeliten in alter Zeit bewohnen durften.
Dort hatten , sie auch ihre unterirdische Synagoge. Später
wurde daraus ein unterirdisches Marienkirchlein gemacht, in
dem alljährlich eine Messe gehalten wurde, damit der hochge-
legeue Walchensee nicht durchbreche und das ganze Isartal
samt der Stadt München in seinen Fluten begrabe. Wo vom
Polizeigebäude herüber das Schrammergäßchen zieht, bezeichnet
eine Tafel die Stelle des früheren Spiegelbrunnens. Die Sage
erzählt, daß in diesem Brunnen ein garstiges Ungetier, ein
Basilisk, gehaust habe, dessen Anblick jeden getötet habe. Da
kamen kluge Leute auf den Gedanken einen Spiegel gegen den
Brunnen zu stellen, so daß der Basilisk sein eigenes Bild sehen
mußte und aus diese Weise zugrunde ging. Der Volksmund
bezeichnete das Untier in diesem Brunnen — nach andern den
Lindwurm, der ,am Lindwurmeck des Marienplatzes hauste —
als die Ursache des schwarzen Todes oder der gräßlichen Pest,
die im 17. Jahrhundert in München wütete. An das Ende
dieser Schreckenszeit erinnert eine Festlichkeit, die sich bis auf
unsere Tage erhalten hat. Dieser alte Brauch ist der Schäsfler-
tanz, das erste Lebenszeichen der mutlosen, schwergeprüften
Stadt, denn eine schwere, bange Zeit war es, als im Jahre
1628 der schwarze Tod in nnsern Mauern herrschte. Viermal
war die verheerende Pestseuche in der Stadt München: 1348,
wo sie nach einem Erdbeben auftrat, 1463, wo sie V3 der
Einwohner dahinraffte, von 1515—1517 und im Jahre 1628.
Wohl hatte man schon beim ersten Auftreten dieser Seuche
alle denkbaren Vorsichtsmaßregeln ergriffen. Kein Fremder
durfte durch die Tore der Stadt gehen, ohne ausführlichen
Bericht über „woher" und „wohin" gegeben und einen Eid
geleistet zu haben, daß er von keinem der Pest verdächtigen
Ort komme. Eigene Gasthäuser wareu vor den Toren der
Stadt für die Fremden errichtet. Alle Briefe wurden geöffnet
und ausgeräuchert, alles Geld in Essig gewaschen. Trotzdem
alles geschah, um Einhalt zu tun, erreichte die Krankheit doch
eine entsetzliche Höhe. Die vor der Stadt gebauten Lazarette
wareu überfüllt. Beständig waren eigene Männer mit der Fort-
schaffung Kranker beschäftigt. Diese Wärter mußten an eigenen
Standorten die Kleidung wechseln, um den Krankheitsstoff nicht
weiter zu tragen. Die Häuser der Stadt waren, wenn sie ein
Krankes beherbergten, für den öffentlichen Verkehr gesperrt
und besondere Angestellte versorgten die Einwohner mit den
Lebensbedürfnissen. Täglich starben 100 und mehr Menschen.
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der Lehrherr Fraunhofers wohnte, einstürzte und einige der
Einwohner unter die Trümmer gerieten. Die Ehefrau des
Glasers und der Lehrling Fraunhofer waren im Nu durch
mehr als 1000 Zentner Schutt und Geblöcke verschüttet. Die
gräßliche Kunde kam auch zu den Ohren des damaligen Knr-
fürsten Max, der sogleich zur Stelle eilte, um Hilfe und Auf-
munterung zu bringen. Durch seine Gegenwart angeeifert,
verdoppelten die anwesenden Bürger ihre Bemühungen, aber
lange Zeit war alles vergeblich eine Spur der letztgenannten
Verschütteten zu finden. Endlich tönte eine schwache Stimme
unter einem Stubenboden vor, der sich oben an das Gerüste
des Hauses lehnte, unten tief in den Schutt bohrte und dessen
so gebildeter Winkel mit Schutt ausgefüllt war. Ein Weg-
räumen des Schuttes oben oder unten hätte unfehlbar den
Erstickungstod des Darunterliegenden zur Folge gehabt. Da
wagteu sich ein paar beherzte Männer in das halbzerstörte
Hans, um unter Lebensgefahr den Raum zwischen Haus und
Stubenboden frei zu machen. Endlich konnte Fraunhofer einen
Finger, dann die Hand, dann den Arm durch die Öffnung
herausstrecken. Man reichte ihm in Wasser und Essig getauchte
Tücher, um sich Stirn und Schläfen anzufeuchten, und hatte
nach vierstündiger, unsagbarer Mühe die Freude, den Knaben
aus der tödlichen Lage befreit zu haben. Der Kurfürst, der
an deu gefährlichsten Stellen ausgehalten hatte, betrachtete voll
Rührung den Geretteten und erkundigte sich nach seinen Ver-
Hältnissen. Als er erfuhr, daß der Knabe elternlos sei, sprach
er: „Er ist nicht mehr Waise, ich sorge für ihn." Der edle
Kurfürst ließ den Knaben verpflegen, bis er wieder gesund war
und schenkte ihm eine Summe Geld. Fraunhofer, dessen sehn-
lichster Wunsch es schon lange war, kein gewöhnlicher Glaser-
lehrling zu bleiben, sondern mehr zu lernen, verwendete das
Geschenk zum Ankauf verschiedener wissenschaftlicher Bücher, die
er eifrigst studierte und nach deren Anleitung er sich im Schleifen
optischer Gläser (Augenglas) übte und vervollkommnete. Zu-
gleich beobachtete er sorgfältig und aufs beste, wie das Licht,
z. B. ein Sonnenstrahl, durch Glas, Wasser oder sonst einen
durchsichtigen Körper durchgeht, wie der Strahl nicht gerade
bleibt sondern abzubrechen scheint, und wie er sich bricht, —
die Gesetze der Lichtbrechung. So wurde Fraunhofer mit der
Zeit ein sehr geschickter Optiker (Sehkünstler). Er verfertigte
Augengläser, die besser waren als alle bisherigen, ausgezeichnete
Vergrößerungsgläser, durch die der Gelehrte die kleinsten Tiere,
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Stück weit mit Ihnen, so weit als die Zeit erlaubt unfern
Schulweg zu ändern". Sie begleiteten nun den Herrn bis zum
Sendlingertorplatz, nachdem sie ihm auf Befragen die Matthäus-
Kirche genannt, die Paulskirche gezeigt, ihn auf Krankenhaus,
Denkmäler und Brunnen aufmerksam gemacht hatten und wiesen
ihn dann durchs Tor in die Sendlingerstraße, sprachen mit
ihm noch genau vom Weg und dessen bemerkenswerten Ge-
bäuden und sagten ein paar artige Abschiedsworte. Der Herr
freute sich über seine eifrigen Führer und bot jedem ein fil-
bernes Geldstück. Ihrer Weigerung, etwas anzunehmen, machte
er scherzend ein Ende: „Jede Arbeit ist des Lohnes wert!
Sollte es nicht manches in München geben, was ihr Buben
gerne anseht? Geht nicht manchmal das Taschengeld dazu aus?"
Was die Buben mit ihrem Erwerb getrieben, kann ich
euch nicht sagen. Ich glaube, sie besinnen sich noch, ob es für
Panorama und Deutsches Museum oder für Besichtigung der
Menagerie und fremder Völkerstämme an dem Oktoberfest oder
für eine Frühlingsfahrt ins Isartal verwendet wird.
56. Vom Gemüsegarten.
In den Vorstädten sieht man große Gärten, in denen fast
nur Gemüse angepflanzt wird. Man heißt solche Gärten Ge-
müsegärten. Diese Gärten gehören den Gärtnern, welche jähr-
aus, jahrein die Bewohner Münchens mit frischen Gemüsen
versorgen. Ein solcher Garten ist in Beete abgeteilt, enthält
in der Mitte in der Regel einen Brunnen, der das Wasser
zum Begießen der Pflanzen liefern muß, an einem Ende das
Gartenhaus zum Aufbewahren der nötigen Geräte, am andern
Ende die Frühbeete. Letztere sind etwas tiefer gelegen und
werden mit Brettern und Fenstern zugedeckt, um die im Herbste,
Winter und Frühjahre darin wachsenden Gemüse vor kalter
Luft zu bewahren. Aus diesen Frühbeeten erhalten wir im
Borfrühling Salat, Rettiche, Kohlraben, Rüben n. a. Gemüse,
die in den freien Beeten wegen zu rauher Luft noch gar nicht
angepflanzt werden können.
Die Gemüsegärten, sollen sie guten Ertrag liefern, erfordern
große Mühe und unablässige Sorgfalt. Der Gärtner muß vom
frühesten Morgen, ja schon vor die Sonne aufgeht, bis zum
späten Abend ununterbrochen tätig sein. Dabei hat er bei
seinen Arbeiten eine gebückte Haltung nn'd ist dem Regen, und,
wenn die Sonne scheint, den unmittelbaren Strahlen derselben
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ihre Jüngste als sein Weib ins nächste Dors geholt hat, von
Streitigkeiten mit dem Nachbarn und ihrem milden, besänf-
tigenden Wort gelingt es, ihm zum ruhigen Nachdenken und
Nachgeben zu bringen und langjährige Gerichtshändel zu der-
meiden. Sogar der Sohn, der Bürgermeister, verschmäht es
nicht, manches Vorkommnis in der Gemeinde mit ihr zu be-
sprechen. Als bei uns zu Hause einmal bittere Krankheitstage
Vaters Geldbeutel erschöpft hatten, half ein Teil ihres Spar-
groschens über die schwere Zeit. Ob ihr Enkel Lorenz ihr in
den Ohren liegt, für ihn ein gutes Wort einzulegen, damit er
zur „Studi" dürfe, ob der jüngste Bube unter dem Anschein,
ihr „Grüaß God" zu sagen, sich einen besonders großen Apfel
holt, ob die blutarme Stalldirn sich „ein Fleck" zum „Flicka"
erbittet und für ein neues „Pfoad" (Hemd) geschenkt bekommt —
keines geht unbefriedigt fort. An besonders heißen Arbeits-
tagen steht sie wohl helfend drüben bei der Schwiegertochter.
In einem großen Bauernhaushalt sind zwei fleißige Hände
und zwei klare Augen nie zu viel, gilt's doch nicht nur für
Mann, Kinder und Gesinde zu sorgen, auch die Vierfüßler
wollen ihr gutes Recht.
Nicht minder tadellos und fauber wie Küche, Keller und
Stube sind die Ställe gehalten. Sind auch die - vergitterten
Fenster kleiner als am Wohnhause, so ist der Stall doch hell
und freundlich. Ich müßte kein richtiger Bube sein, wenn
mich nichr das Vieh und alles was damit zusammenhängt,
anss lebhafteste interessierte. Vetter Bürgermeisters Vieh zu
seheu ist aber auch eine wahre Freude. Der Knecht putzt die
prächtigen Kühe und Ochsen, daß kein Tadel an ihnen ist. In
vier Reihen stehen sie an den Barren, wohlig Wiederkauen sie
auf dem reinen Stroh liegend. Geduldig halten sie still, wenn
die Magd mit Melkschemel und Eimer kommt. Auf der hölzernen
Bank vor dem Stall glänzen die blanken Blechkannen, in
denen die Milch nach der Stadt geschickt wird. Eine eigene,
durch niedrige Holzwände eingeschlossene Abteilung gehört den
Kälbern, die in täppischem Übermut herumspringen und blöken.
Noch lieber gehe ich an die Pferdestände, helfe Haber und
Häcksel in die Krippe schütten und Kübel mit Wasser tragen.
Besonders den Bräuudl habe ich gerne, ihn reite ich jedesmal,
wenn's zur Schwemme geht und mit meinen Zuckerbrocken, die
ich mitbringe, gehe ich zuerst zu ihm. Die kleine Türe führt
in die Kammer des Pferdeknechts, der Verschlag nebenan birgt
Pferdegeschirr, Peitschen u. dergl. Reinlich wie seine Tiere
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Aufnahme von Abfällen im Rucksack unterbringen kann. In
der Klasse gibt es ja einen Korb, der sich für solche Zwecke
eignet und auf der Straße zu essen ist wohl nicht nötig. Ich
glaube nicht Hungers sterben zu müssen, wenn ich warte bis
ich daheim bin.
Ans Wiedersehen morgen! Großmütterchens Krankenbild
wird Dir noch tieferen Eindruck macheu als der Brief
Deines Vetters
Bruno.
Anmerkung. Der in dem Briefe erzählte Unglücksfall beruht auf
Wahrheit.
t3eorg-Eckert-lnstitut
für iritcr: Z onale
Schulbuchforschung
Brau~c:I>y/3ig
Schulbuchoibliothek
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
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Extrahierte Personennamen: Großmütterchens_Krankenbild Bruno
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— 7 —
war krank und traurig vor Heimweh. So hängt mein kleines
Herz an dir, drum schaffe mir ein behagliches Vogeldasein in
deiner und meiner Heimat. Bitte, bitte, mein Kind!"
„Tschilp, tschilp, langweiliger Stubenhocker," schelten die
Spatzen und ziehen eine Straße weiter. Wieder lockt ihr Zirp,
Zirp, und der, dem diesmal ihr Ruf gilt, wie gerne folgte er
ihm! Doch wehe, sein Häuslein ist ihm ein grausamer Kerker.
Wohl hat ihn seine kleine Herrin ans Fenster getragen, damit
auch er teilhabe an Luft und Licht. Aber das Türchen ist
geschlossen und Decke und Wände sind ein festes Gitter. Ruhelos
flattert der arme Zeisig hin und her, wieder und immer wieder
hängt er sich an die Stäbe. Umsonst! Keine Lücke öffnet sich,
damit er in die ersehnte Freiheit entfliehen kann. Die selige
Freiheit! Er hat sie einst gekannt. Seine Wiege war das
Nestlein im hohen Baum, ein weiter Garten seine Heimat.
Dort trugen ihm treue Eltern die erste Nahrung zu; dort
lernte er die kleinen Flügel regen. Wie war sein Leben schön,
bis er sich von der Leimrute des schlauen Vogelstellers betören
ließ. Horch! Leise, ängstlich tönt des Vögleins Stimmchen.
Annie tritt zu ihm ans Fenster. Versteht sie sein Flehen?
„Bitte, bitte, mein Kind, öffne mein Gefängnis. Sieh, der
Frühling befreit das Wasser vom Eise, er bringt die Schwalben
wieder, er weckt Laub und Blüten und Blumen. Er ruft auch
dich zu heiterm Spiel aus dem dumpfen Hans. Hilf mir, damit
auch ich mich freuen kann! Ich will dir's danken mit fröhlichem
Lied, mit emsiger Jagd. Erlöse mich von dem bitteren Heimweh,
laß mich frei, laß mich in meine grüne Heimat! Bitte, bitte,
mein Kind!"
„Tschilp, tschilp, du wilder Grobian du!" Schimpfend und
erschreckt stiebt das graue Spatzenvolk auseinander. Freund
Spitz ist der Störenfried. Sein junger Gebieter' eilt zu den
Genossen auf den Spielplatz und Bello ist sein unzertrennlicher
Begleiter, bis der Abend den Knaben nach Hause treibt. Dann
trottet auch der Hund wieder mit, denn Brunos Vaterhaus
ist auch seine Heimat. In des Vetters Stall kam der Spitz
zur Welt und erst wenige Wochen war er alt, als Bruno ihn
mitnahm, ein lebendiges Ferienandenken. Nun ist er ein
Familienglied geworden, das mit freudigem Gebell jeden Heim-
kehrenden begrüßt, das zu betteln und zu danken weiß mit
Blick, mit beweglicher Pfote und wedelndem Schweif, das jedes
Wort versteht und auf seine Weise beantwortet, mit den Menschen
vertraut und bei den Menschen daheim ist. Bruno und Bello
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe]]
TM Hauptwörter (200): [T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T42: [Vogel Nest Junge Eier Schnabel Storch Taube Flügel Fuchs Frosch], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): München
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
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stauben pflückst. Laß mich frei! Du glücklicher Knabe weißt
nicht, wie das Heimweh quält! Schenke mir wieder mein
wonniges Leben in der Heimat! Bitte, bitte, mein Kind!"
6. Das Vaterhaus, die engste Heimat.
„So, so, daheim bei uns," sprach langsam und bedächtig
der Vetter Jürgen seinem Brudersohne nach, „daheim bei euch?
Was wißt denn ihr Stadtleute von einem Daheim? Gehört
euch auch nur ein Fleckchen Boden so groß wie eure Schuhsohle
zu eigen? Alles nur für kurze Zeit gemietet, schnell verändert
und schnell vergessen. Das könnte mir nicht passen. Freilich,
dein Vater hat schon als Bube so was Besonderbares gehabt,
saß lieber hinter einem Buch vom Herrn Lehrer und vom Herrn
Pfarrer, als daß er mit dem Pflug ging, wollte durchaus zur
Studi. Vornehmer mag ja so ein Gstudierter sein, aber lieber
ist mir's, wie ich es mir eingerichtet habe. So herumwandern
von einer Stadt in die andere, wo man eben angestellt wird,
in einem Haus mit einer Menge wildfremder Leute — nein,
das wäre nichts für mich. Schau um dich, Bub! Da auf dem
Fleck Erde bin ich der Herr. Was ich schaffe, was ich pflanze,
was ich baue, für mich ist's, und so Gott will, soll's mein
Ältester einmal übernehmen, wie ich's vom Vater und der vom
Großvater bekam, wie sich's fortgeerbt hat von Ahnen und
Urahnen her." Beinahe ängstlich schaute Rudolf den Vetter an,
der seine Rede wohl etwas barsch herausgepoltert hatte." Na,
laß gut sein," begütigte ihn der, „ist er auch anders wie wir,
so sind wir doch von einem Stamm, in einem Hans geboren
und aufgewachsen und unser altes Haus ist ihm immer uoch
lieb, wie jedem braven Mann Vaterhans und Heimaterde feilt
muß." „Das weiß ich," atmete Rudolf erleichtert auf, „Vater
hat mir viel erzählt und gelt, Vetter, du zeigst mir alles, wo
ihr als heilige drei Könige gegangen seid und wo ihr am
Hirtenfeuer die Kartoffeln gebraten habt und wo du einmal
von Holderbauers Apfelbaum....." „Ja freilich alles,"
unterbrach ihn der Vetter, „aber unsere dummen Streiche
hätte dir dein Vater verschweigen können. Tut nichts, sollst
alles sehen und bin ich nicht mit, da der Große, der Sepp,
der weiß es ebensogut." Voll Stolz stand des Vetters Erst-
geborener da, stolz auf den stattlichen Hof, stolz auf die Aus-
ficht, einst da schalten zu dürfen, wo eine Reihe ehrenwerter
Männer vor ihm gewaltet. Mit leuchtenden Augen nahm er
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T116: [Vater Kind Mutter Sohn Bruder Herr Mann Auge Frau Hand], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch]]
Extrahierte Personennamen: Gott Rudolf Rudolf Rudolf Rudolf Holderbauers_Apfelbaum