Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
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der Kirche verlesen und für die Ordnung, sowie für Eintrag
der Geburten, Heiraten und Todesfälle in die Kirchen- und
Gemeindebücher sorgen der Wirt, der nebenbei Bürgermeister
ist, der Herr Lehrer und der Herr Pfarrer. Sagt, was für
ein schwarzer Wagen ist das?" „Das ist der Leichenwagen; er
holt einen Toten ins Leichenhaus. In der Stadt dürfen die
Gestorbenen nicht im Hause bleiben. Sie müssen in eines der
Leichenhäuser am südlichen oder nördlichen Friedhof, in Sendling,
Haidhausen, in der Au oder in den Waldfriedhof." Auch von
anderen Fahrzeugen wollte der Fremdling wissen. Die elektrische
Bahn hatte er selbst benützt. Nun beredete er vor allem die
Sanitätswagen. Mitleidig hörte er den Bericht von den vielen
Unfällen, bewundernd von der segensreichen Tätigkeit der wackern
Männer, die plötzlich Erkrankten und Verwundeten die erste
Hilfe leisten und sie in ihre Wohnung oder ins Krankenhaus
schaffen. „Krankenhaus? Das kenne ich nicht," sagte Matthies,
und als die Kinder vor dem Gebäude standen, streifte sein Auge
beinahe fcheu über die langen Reihen der Fenster, hinter denen
die Leidenden der Genesung oder dem Tode entgegengehen.
Stolz belehrten ihn die Führer über die vorzüglichen Einrich-
tungen, besonders über die Vorsorge bei ansteckenden Krank-
heiten. So gab es jeden Tag Neues zu sehen. Er, der nur den
einen kleinen Platz mit der Dorflinde vor der Kirche kannte,
bewunderte die weiten Plätze der Stadt mit ihren Anlagen,
Brunnen und Denkmälern. Der Knabe aus dem Dorfe, für
desseu gesamten schriftlichen Verkehr mit der Außenwelt ein
einziger hölzerner Briefkasten am Schulhaus und der Landbrief-
böte genügten, staunte über die große Hauptpost, die Postwagen,
Briefschalter in allen Straßen und das mächtige Telegraphen-
amt. Auch das Telephon und sein Gebrauch war eine Quelle
des Staunens und Matthies war sehr geneigt, an Zauberei zu
denken. Welcher Jubel, als die Wachparade kam! Den Soldaten
mußte Matthies natürlich durch alle Straßen nachlaufen. Er
hatte bis jetzt nur einen einzigen gesehen, des Hosbanern Knecht,
der aus Urlaub kam. So verlebte der Knabe eine fröhliche
Woche bei seinen freundlichen Wirten, dann hieß es, wieder
zurückreise:, in die Heimat. Beim Abschied riefen die Städter
und der kleine Landbube einander zu: „Auf frohes Wiedersehen
im Sommer auf dem Dorfe!"
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74. Ausflug auf die Theresien- und
Sendlingerhöhe.
Mein lieber Freund!
Schon der dritte Wochenbrief ist es, den ich Dir heute
schreibe, seit Du an Scharlach zu Hause liegst und ich Dich
wegen der Ansteckung nicht besuchen darf. Noch nie habe ich
Dein Kranksein so bedauert wie letzten Dienstag. Der wunder-
bare Frühlingstag veranlaßte uusern Herrn Lehrer mit uns
einen Spaziergang zu machen. Durch die Straßen der Stadt
ging es im raschen Schritte. Als wir ans der Theresienhöhe
waren, wurde unser Gang langsamer. Herr Lehrer hatte gesagt,
wir sollteu von da an recht auf alles merken, was wir sähen.
Aber denk Dir, der Herr Lehrer sagte uns nicht, was wir be-
sonders beobachten sollten. Er wollte alles hören, was uns auf-
gefalleu war. Das Stimmendurcheinander unterwegs hätte Dich
auch belustigt wie viele Vorübergehende, die über uns lachten
und uns freundlich ansprachen. Wir hatten uns aber auch gar
zu viel mitzuteilen und auf gar zu viel aufmerksam zu machen.
Wir zogen an schattigen Biergärten und stattlichen Häusern
vorbei und freuten uns der Parkanlagen hinter der Bavaria,
deren frischgrüne Wiesenplätze und prächtige Baumgruppen uns
noch viel besser gefielen, dürften wir sie als Tummelplätze für
unsere Knabenspiele benützen. Die Zugführer halten still und
wir drängen nach zu feheu, was sie fesselt. „Da schaugts her!.
Dös sau d'häuselu von der Ausstellung. I woaß no guat,
wia da grad bloß a große Wiesn war!" „Ja und i woaß no
wias dös große Haus da vorn baut worn is. Da Hab i zua-
gschaut, wie tief s eiuigrabn habn; dö gnati schwarzi Erdn,
dias da anßibracht ham!" erzählt der Wagner Hans. „Dös
ivoaß i aa no," ruft der Müller Peterl, „felbismol habm mer
ja mit die Roß unser Brot toalt, weil die gar so mühsam mit
eahnerne Wagn voll gelbem Loam daherkeucht sau." „Uh je"
fährt der Simmerl Taver drein, „an Loam Hab i a außergrabu
segn, wiar i z' Woadhausu in d' Schui ganga bi, da san mer
a amal mitn Herrn Lehra spaziern ganga. Da san der Flecker
wia die größtn Wiesn, dös san lauter Loamgruabu. Du, do
wenn d' eiui tappst, da bleibst der so dumm stecku in dera
pappign Gschicht, und dia Schuach und dia Hosu und dia Wir
vom Vodau!" Weißt Du: wenn Du wieder gesund bist, gehn
wir einmal miteinander dahin, statt zum Fischen in die Isar.
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mühle und der Maria Einsiedler Froschteich," lachte der Hilmer
Hermann, „da bin ich auch schon herumgewatet! Da hinüber
geht es ins Jsarbad!" Weiter vorne liegen Fabriken und die
Elektrizitäts-Jsarwerke. Villen und Wiesen wechseln ab. Wir
sind am Wald. Am sonnigen Rande ist der Boden trocken,
wir lagern uns und verzehren, was uns die Mutter zum Vespern
mitgegeben hat. „Das ist der Wald vor Solln," erklärte während
der Rast der Settler Heinz. „Da geht es nach Ludwigshöhe,
die Straße weiter nach Großhesselohe. Dann wandern wir
über die Eisenbahnbrücke und durch den Wald nach Menter-
schwaige und können auf dem Heimweg von drüben nnsern
Hinweg herüber betrachten." „Und können die gezähmte Isar
sehen, die durch allerlei Bauwerk nicht mehr so wild und
regellos dahinstürmen oder sich in so und so viel Rinnen teilen
darf!" „Ich erkenne den Weg," fuhr Hermauu fort, „erst
gehts durch den Wald. Schade, daß er durch Stachelzäune
abgesperrt ist! Wann an Wiesen und Getreidefeldern vorbei auf
die Giesinger Höhe." „Dann durch Haidhausen an die Lehm-
gruben. Lieber ist mir aber der Weg durch die schönen Bogen-
hauser Anlagen, die Brücke und den Englischen Garten in die
Stadt." „Da dies aber sogar für meine wandertüchtigen Jungen
zu viel fein dürfte, so steigen wir jetzt bei Maria Einsiedeln
abwärts und gehen den unteren Weg heim. Ihr sollt die
Wiesen und Gärten in der Nähe sehen. Die Reisenden unter
euch, die die Füße doch nicht mehr recht heben können, mögen
sich vorsehen, der Weg ist nicht gut und Stolpern und Fallen
tut weh!" scherzte der Herr Lehrer. Ein frohes Lachen; so was
gabs bei uns nicht. Glücklich erreichten wir unser Daheim.
Da erzählte mir die Mutter, daß es Dir besser geht und daß
ich Dich bald besuchen darf. Wie freue ich mich darauf.
Alle Mitschüler habeu mir Grüße an Dich aufgetragen
und unser lieber Herr Lehrer sagte, er habe noch manchen
Ausflug mit uns vor und hoffe Dich recht bald frisch und
lustig mit uns zu sehen.
Dein Freund
Oskar.
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Extrahierte Personennamen: Maria Hilmer
Hermann Heinz Maria