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1. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 108

1911 - Magdeburg : Creutz
108 8. Das Land zwischen ^aale und Elbe. Von welchen Kranken werden diese Moorbäder aufgesucht? 50 kg Moorerde enthalten 3,5 kg Salze; infolgedessen wirkt das Moorbad beruhigend auf die Nerven. Wer Solbäder genommen hat, kann sich diese angenehme Wirkung vorstellen. Besonders solche Kranken, die an Rheumatismus und Gicht leiden, suchen hier Heilung. So mancher, der gefahren werden mußte oder nur an Krücken langsam gehen konnte, hat hier gesunde Beine wieder erlangt. Mit dankbarein Herzen hat er Schmiedeberg gesund und frisch verlassen. Das Landstädtchen, das nur 3000 Einwohner hat, wird im Sommer von ungefähr 3000 Kurgästen besucht. Auch die Kinder der Ferienkolonien aus Leipzig und Halle sind Moorhalde bei ^chmiedeberq. in den großen Ferien hier in den Waldungen"zu treffen. Frisch und rotbäckig kehren sie heim. Der Name „Schmiedeberg" erinnert an Eisen- werke, die früher in der Heide lagen und das Eisenvitriol der Moore ausbeuteten. Der Name des Gasthauses „Eisenhammer" erinnert gleich- falls daran. B. Gewässer. 1. Die weiht (flfter. Die Quelle der Weißen Elster liegt auf dem Elstergebirge. In zahlreichen Krümmungen fließt sie nach N. durch das Vogt- und das Osterland. Ihr tiefes Tal ist durchweg breit und fruchtbar. In ihrem Oberlause eilt sie an dem Badeorte Elster und der Fabrikstadt Plauen vorüber, im Mittelläufe an Greiz und Gera. Im Unterlaufe, vou Zeitz au, bewässert sie eine äußerst fruchtbare Ebene, die Aue. Getreidefelder

2. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 122

1911 - Magdeburg : Creutz
122 8. Das Land zwischen Saale und Elbe. Von welchen Kranken werden diese Moorbäder ausgesucht? 50 kg Moorerde enthalten 3,5 kg' Salze; infolgedessen wirkt das Moorbad beruhigend auf die Nerven. Wer Solbäder genommen hat, kann sich diese angenehme Wirkung vorstellen. Besonders solche Kranken, die an Rheumatismus und Gicht leiden, suchen hier Heilung. So mancher, der gefahren werden mußte oder nur an Krücken langsam gehen konnte, hat hier gesunde Beine wieder erlangt. Mit dankbarem Herzen hat er Schmiedeberg gesund und frisch verlassen. Das Landstädtchen, das nur 3000 Einwohner hat, wird im Sommer von ungefähr 3000 Kurgästen besucht. Auch die Kinder der Ferienkolonien aus Leipzig und Halle sind Moorhalde bei ^chmiedeberg. in den großen Ferien hier trt den Waldungen zu treffen. Frisch und rotbäckig kehren sie heim. Der Name „Schmiedeberg" erinnert an Eisen- werke, die früher in der Heide lagen und das Eisenvitriol der Moore ausbeuteten. Der Name des Gasthauses „Eisenhammer" erinnert gleich- falls daran. B. Gewässer. 1. Sic weihe Elster. Die Quelle der Weißen Elster liegt aus dem Elstergebirge. In zahlreichen Krümmungen stießt sie nach N. durch das Bogt- und das Osterland. Ihr tieses Tal ist durchweg breit und fruchtbar. In ihrem Oberlaufe eilt sie an dem Badeorte Elster und der Fabrikstadt Plauen vorüber, im Mittellaufe an Greiz und Gera. Im Unterlaufe, von Zeitz an, bewässert sie eine äußerst fruchtbare Ebene, die Aue. Getreidefelder

3. Heimatkunde der Provinz Sachsen - S. 23

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
A. Die Thüringer Mulde. 23 können. Die Kristallkammer ist der Glanzpunkt, wände und Decken sind mit wunderlich geformten Tropfsteinfiguren bedeckt: Würsten, Schinken. Zellen, Vorhängen, Säulen usw. Diese Gestalten haben sich in ähnlicher weise gebildet wie die Eiszapfen am Dache. Das Wasser sickert tropfenweise durch die Decken der höhlen. Es enthält aufgelösten Kall Den setzt es an der Decke und auf dem Loden ab. Die höhlen sind durch das Wasser im Kalkstein gebildet worden. Der Kalk läßt das Wasser sehr leicht hindurch. Es hat nach und nach das Gestein ausgewaschen und die höhlen gebildet. Die drei Stockwerke sind nacheinander vom Wasser ausgewaschen worden. fluch das liebliche Seif etat zählt zu den perlen des Harzes, besonders die Strecke zwischen fllexisbad und Mägdesprung. Die Seife hat hier ein tiefes, enges Tal mit vielen Krümmungen ausgewaschen. Die steilen Wände sind dicht mit Wald bewachsen und so anmutig und lieblich, wie wenige im Gebirge. Lei Mägdesprung erblickt man auf einem merkwürdig geformten Zelsen des rechten Ufers die „Mägdetrappe". Jedenfalls ist auch sie eine alte Opferstätte. Xdie sie entstanden ist, erzählt die Sage: Der Mägdesprung. Huf hohen Selsen links und rechts von der Selke standen zwei riesige Burgen. In der einen hauste ein alter Harzkönig, in der anderen Luitpold, ein edler Ritter. Leide waren aus dem Geschlechte der Riesen. Amala, die Tochter des Harzkönigs, und Luitpold hatten einander sehr lieb. Der König hatte jedoch der Prinzessin schon einen Gemahl erwählt. Das war ein Isländer, den er einst von einem Kriegszuge mitgebracht hatte. Die Prinzessin wollte aber von ihm nichts wissen. Mit Litten und Klagen bestürmte sie ihren Vater, ihr Luitpold zum Ehe- gemahl zu geben. Der Vater aber getraute sich nicht, gegen den Isländer aufzutreten. Denn er hatte im Würfelspiel Krone und Reich an ihn verloren. Nun muhte der Is- länder eine Zeitlang das Land verlassen, um sein Gebiet von den Feinden zu säubern. Da versprach ihm der alte König, nach seiner Rückkehr die Hochzeit zu veranstalten. Kaum war der Zremde fort, als Luitpold den König mit seiner Werbung bestürmte. Der König wies ihn aber ab mit den Worten: „So wenig wie Kmala von hier hinüber- springen kann über das Tal, ebensowenig kann ich mein wort brechen." Da ritt Luit- pold betrübt von dannen. Eines Tages aber stand 5lmala am Zelsenrand und sang ein Lied voll Sehnsucht und Herzeleid. Da rasselte drüben donnernd die Zugbrücke, und Ritter Luitpold trat heraus: „Ich hörte dich singen, du Liebchen mein, komm, komm, du sollst willkommen sein," rief er laut hinüber. Da vergaß Kmala Vater, Mutter und alle Gefahr. Mit gewaltigem Sprunge flog sie hinüber in die Arme des Geliebten. Zest hatte sich dabei ihr Zutz in das felsige Gestein eingedrückt. Der alte König schäumte vor Wut und schwur Tod und verderben. Da kam die Kunde, dajz der Isländer im Kampfe gefallen sei. Nun söhnte er sich mit Tochter und Eidam aus. fluf dem rechten Ufer erhebt sich beim Austritt der Selke aus dem Gebirge auf steiler Zelsenwand das schön erhaltene Schloß § a l k e n st e i n. Eine herrliche Eingangspforte in ein Waldparadies bildet das liebliche Thriratal bei Stolberg im Südharze. Die prächtigen Waldungen in der Um- gebung haben so riesige Luchen, wie man sie in deutschen Wäldern selten wieder- findet. Ein beliebter Ausflugsort für die Nordhäuser ist das Kloster Ilfeld und der

4. Heimatkunde der Provinz Sachsen - S. 85

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
B. Das Tiefland der Provinz Sachsen. 85 hat Fabriken in Seide, Tuchen und Handschuhen und ist berühmt durch seine Pferde- markte und das Zerbster Bitterbier. Die größte Stadt des Gebietes ist Burg an der Ihle (24). Die Industrie in Schuh-, Handschuh- und Tuchwaren steht hier in hoher Blüte. Besonders Militär- tuche werden hergestellt. Die Stadt verdankt ihre rasche Entwicklung zu einem wich- tigen Handelsplatz ihrer Lage am Ihlekanal und an der Berlin-Magdeburger Eisenbahn, gm plaueschen Kanal hat sich Genthin zu einer lebhaften Handelsstadt entwickelt. Im Schlosse zu Schönhausen am Elbdeiche ist Fürst Bismarck geboren worden. In der Nähe des Städtchens Loburg liegt der Truppenübungsplatz Alten-Grabow. Die Nonne in Loburg. Eine arme lvitwe in Loburg wollte in der nahen Wassermühle Niehl ein- kaufen zum hochzeitsfeste ihrer Tochter. Aber der Müller hatte nichts vorrätig. Betrübt trat sie deshalb den Heimweg an. Da saß eine Frau im Nlosterkleide am Zaune und ver- sperrte ihr den Weg. Die lvitwe drängte sich an ihr vorüber. Zu Hause erzählte sie ihrer Tochter den Hergang. „Ei," sagte diese, „das ist die Nonne vom Schlosse! Die hättest du anreden sollen, vielleicht hätte sie dir eine Gabe zu meiner Hochzeit geschenkt!" Da kehrte die Mutter um. Doch die Nonne war verschwunden, flm Zaune hing aber ein Beutel, durch dessen Maschen Gold glänzte. Schnell steckte sie den Fund ein und eilte voll Freuden heim. Im Beutel lagen 50 Goldstücke und 2 Kreuze mit prächtig glänzenden Edelsteinen. „(D Ntutter, nun sind wir reich, nun können wir Hochzeit feiern", sagte die Tochter. Kunz aber, der lvitwe zukünftiger Schwiegersohn, sagte: „Beschwert euer herz nicht mit dem Golde! Tragt den Beutel dorthin, wo ihr ihn gefunden habt!" Nur un- gern folgte die lvitwe dem Nate. Km Zaune sahen sie nun die Frauengestalt gebückt am Boden umherblicken. Kunz reichte ihr den Beutel. Sie gab ihm dafür eine Nose. Die setzte er zu Hause in ein Wasserglas. Hm Abend fiel ein Blatt von der Blüte ab. Km anderen Morgen war es ein Goldstück. Die Nose selbst war unverändert. Der nächste Morgen brachte wieder ein Goldstück. So löste sich Blatt auf Blatt und verwandelte sich in Gold. Dadurch wurde der arme Maurer Kunz ein reicher Mann. Glücklich und zufrieden lebte er mit seiner Frau bis in sein hohes Alter. (Aus „Altmärkischer Sagenschatz".) 3. Das nördliche Harzvorland und die Magdeburger Sörde. Landschaftsbild. 1. Lage. Die Landschaft breitet sich zwischen dem harz im Süden, der Ohre im Norden, der Oker im Niesten und der Saale und Elbe im Osten aus. 2. Bobenbeschaffenheit. Das Land ist meist mit Schwemmland bedeckt. Seine obere Schicht bildet in der Magdeburger Börde eine y2 w dicke Ackerkrume aus Humus. Diese ist locker, so daß die Feuchtigkeit leicht eindringen kann. Ihre dunkle Farbe hält die lvärme fest. Darunter liegt eine dicke Lehmschicht. Sie hält die Feuchtig- keit fest und gibt sie bei anhaltender Dürre an die Humusschicht ab. Darum gehört die Börde zu den fruchtbarsten Gegenden des deutschen Vaterlandes. An mehreren Stellen besteht der Loden aus fruchtbarem K e u p e r. Am Nordrand des Harzes tritt auch Kreide auf. Sie bildet mit dem Muschelkalk und Buntsandstein meist die höhen- züge. Das Erdinnere birgt ungeheure Schätze an Salzen und Braunkohlen. Das S a l z l a g e r liegt mehr als 300 m tief. Um es zu erreichen, muß man nacheinander das Schwemmland, den Muschelkalk, den Buntsandstein, Gips und zu- letzt eine Tonschicht durchbohren. Der Ton findet sich über allen Salzlagern. Man nennt ihn deshalb S a l z t o n. Ihm verdanken wir die Erhaltung der wertvollen

5. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 5

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
Darauf traf er die Maiblume an. Die sprach: „Komm zu mir und rieche meinen Dust!" Der Knabe ging hin, und weil sie so lieb- lich roch, sprach er: „Maiblümchen, ich will dich mitnehmen zu meiner Mutter." Und die Blume war es zufrieden. Nun erblickte er die rothe Erdbeere. Die rief ihm auch zu: „Komm, pflücke mich; ich bin reif!" Da antwortete der Knabe: „Erdbcerchen, dich will ich meiner Schwester mitnehmen." Und sie ließ sich gerne brechen. Zuletzt kam der Knabe zu der Tollkirsche. Auch diese rief ihm zu : „Komm, iß mich; ich bin reif!" Der Knabe aber antwortete: „Ich will dich nicht essen; du siehst mir giftig aus. Aber ich will dich ab- brechen und meinem Vater zeigen; der kennt dich besser als ich." 7. Gottes Ohr. Die Lerche singt so hell ihr Lied und lobt den Herrn, daß der vom Himmel niedersieht und hört's gar gern. 2. Das Fischlein in dem Wasser schwimmt so stumm dahin, und doch sein Schöpfer auch vernimmt des Fischleins Sinn. 3. So hört er deiner Stimme Ton in Lust und Schmerz, und kennt auch ohne Wort doch schon dein ganzes Herz. 8. Morgengebete. l. Des Morgens, wenn ich früh aufsteh', und abends, wenn ich schlafen geh', seh'n meine Augen, Herr, auf dich; Herr Jesu, dir beseht' ich mich. Amen! 2. Du lieber Heiland, Jesu Christ, der für uns Kinder kommen ist, wollst heute bei uns kehren ein und deiner Schäflein Hirte sein. Amen! 9. Ditz fromme Schwester. Jakob und Anna waren einmal allein zu Hause. Da sagte Jakob zu Anna: Komm’, wir wollen uns etwas Gutes zu essen suchen und es uns recht wohl schmecken lassen!

6. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 55

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
55 das war er auch. Er verkaufte daher von seinen Sachen ein Stück nach dem andern, bis ihm nichts mehr übrig blieb ; aber er hatte dafür die Freude, seinen Kameraden durch seine Pflege wieder her- gestellt zu sehen. Dieser konnte ihm die Treue, die er an ihm be- wiesen hatte, nicht genug danken und weinte manchmal an seinem Halse aus Bekümmernisz, dasz er ihm seine verkauften Kleidungs- stücke nicht wieder ersetzen könnte; aber der Schneider tröstete ihn darüber und sagte : Gott werde es ihn wohl nicht vermissen lassen ; ein Mensch sei dem andern einen solchen Liebesdienst wohl schuldig, und besonders in der Fremde müsse keiner den andern verlassen. Sie reisten darauf noch mit einander bis nach Warschau, der Hauptstadt in Polen, wo der arme Schmidt Arbeit bekam, der Schneider aber nicht. Beide Freunde muszten sich also hier tren- nen. Als der Schneider wieder auswanderte, gab ihm der Schmidt eine Stunde weit das Geleite, und unter Vergieszung häufiger Thrä- nen schieden sie, als wenn sie leibliche Brüder gewesen wären, von einander, ohne eben hoffen zu können, dasz sie sich in dieser Welt jemals wieder sehen würden. Der Schneiderwanderte darauf durch Böhmen, Sachsen, Hessen, Lothringen bis nach Frankreich, wo er beinahe zehn Jahre blieb und bald in dieser, bald in jener Stadt arbeitete, ohne irgendwo sein Glück zu finden. Endlich kehrte er nach Deutschland zurück und gerieth in Frankfurt am Main unter die Werber, welche ihn über- redeten, kaiserliche Dienste zu nehmen, und ihn als Rekruten nach Wien transportierten. Da er aber schwächlich und fast beständig krank war, liesz man ihn nach einigen Jahren wieder laufen, wohin er wollte. Fast nackt und blosz kam er nach Sachsen, um daselbst wieder Arbeit zu suchen ; allein da ihn in seinem elenden Anzuge niemand zur Arbeit annehmen wollte, so muszte er endlich betteln. Eines Abends spät sprach er in einem Dorfe (es war gerade an einem Sonnabende) bei einer Schmiede auch um einen Zehrpfennig an. Da dünkte dem Meister, welcher mit vier Gesellen vor der Esse arbeitete, dasz die Stimme des Ansprechenden ihm sehr be- kannt sei. Er nahm die Hängelampe in die Hand, schaute dem Bettler in’s Gesicht, und — „Je Bruder! bist du’s oder bist du’s nicht?“ riefen beide fast zu gleicher Zeit; und in der That waren es die Kameraden, die seit der Trennung in Warschau nichts weiter von einander gehört hatten. Der Schmidt, welcher unterdessen in dieser Schmiede in Arbeit gestanden und durch die Meirath der Witwe, welcher sie gehörte, wohlhabend geworden war, war ganz auszer sich vor Freuden. Er herzte und küszte den Schneider uad schämte sich seiner nicht, obgleich er ein zerlumpter Bettler war. Er führte ihn mit lautem Jubel in seine Stube, drückte ihn in den Groszvaterstuhl am Ofen nieder, sprang auf einem Beine wie ein Knabe, und alle seine Hausgenossen sperrten vor Verwunderung

7. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 56

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
56 die Augen weit auf. „Lene“, sprach er zu seiner Frau, „geschwind springe hinauf und hole ein feines Hemd und meinen Sonntagsstaat herunter, dasz der gute Freund da sich umkleiden kann! “ Der Schneider wollte allerlei dagegen einwenden, aber der Meister hielt ihm den Mund zu und sagte : „‘Schweig’ und sprich mir kein Wort dagegen ! Du hast’s wohl um mich verdient, dasz ich mein bischen Hab’ und Gut mit dir theile.“ Es half nichts: der Schneider muszte sich putzen und aus einer langen Pfeife rauchen. Der Meister gebot ihm, sich gerade so zu pflegen, als ob er in seinem eigenen Hause wäre, und nachdem er in möglichster Eile sein Tagewerk vollends geendet hatte, setzte er sich mit ihm zu Tische und liesz alle seine Leute herein kommen, dasz sie den Fremden nun recht genau besehen muszten. Dabei erzählte er ihnen denn, wer der Fremde eigentlich sei, und was es mit ihrer beiderseitigen Freundschaft für eine Bewandtnisz habe. Da hatten alle eine herzliche Freude über den Ankömmling, besonders aber die Frau vom Hause, die ihren Mann sehr liebte und oft dem guten Schneiderburschen, der in Polen eine so treue Stütze für ihren Mann gewesen war, ehe sie ihn persönlich kannte, Gottes Segen gewünscht hatte. Der Meister liesz noch am nämlichen Abend zwei fette Gänse schlachten und auf den folgenden Tag alle Freunde und Gevattern des Dorfes zu sich zu Gaste laden. „Juchhei! das soll mir ein Freudentag werden !“ rief er laut auf — und schwang dabei seine Mütze vor Freuden. Der Sonntag kam, und in der Schmiede ging’s so fröhlich her, als wenn es Kindtaufe gewesen wäre. Nachdem die Mahlzeit geendigt war, erzählte der Schmidt alle seine Erlebnisse und besonders, was er seinem Kameraden für einen Liebesdienst zu verdanken habe. Der Schneider muszte dann seine Erlebnisse auch erzählen, und die Gäste gewannen ihn so lieb, dasz sie durchaus darauf bestanden, er solle sich in diesem Dorfe häuslich niederlassen und ihr Schneider werden. Der Schmidt jauchzte darüber laut und versprach, ihn mit Geld zu unterstützen, so viel er könne. Er hielt auch Wort; der Schneider fand sein reichliches Brot im Dorfe, verheirathete sich mit einer guten Wirthin und lebte froh und glücklich. 104. Ehrlichkeit und Dankbarkeit eines Juden. Ein Jude, Namens Isaak ernährte sich lange Zeit vom Handel mit alten Kleidern, wobei er oft kaum das tägliche Brot verdiente. Doch dankte er seinem Gott, daß er ihm wenigstens dieses gab, und war in seiner Dürftigkeit zufrieden. Aber nun starben ihm schnell hinter einander zwei Kinder, und er mußte, um sie begraben zu lassen, fast alle seine Habseligkeitcn verkaufen. Zudem wurde seine Frau krank, mit der er zwanzig Jahre in Frieden gelebt hatte, und da er sie selbst Pflegen mußte, so konnte er seinen kleinen Handel

8. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 58

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
58 105. %vcuc einer Magd. Sie heißt la Blonde und diente 23 Jahre bei ihrer Herrschaft und hätte länger bei derselben gedient, wenn die Meistersleute länger gelebt hätten. Lange Jahre ging es bei dem Pelzhändler M. zu Paris nach dem Schnürlein, und la Blonde bekam die guten Tage der Herrschaft auch zu spüren und konnte in dieser Zeit 350 Thaler Spargelb auf die Seite legen. Aber nun wandte sich das Blättlein. Der Pelzhändler machte Bankerott und gerieth in die bitterste Armuth. Da hätte eine andere Magd gedacht: „Ja, da bin ich kein Narr. Hat das Glück meine Herrschaft verlassen, werd' ich auch um eine andere mich umsehen dürfen." Nicht so la Blonde. Am guten Tage war sie guter Dinge gewesen, und den bösen nahm sie jetzt auch für gut und blieb, selbst als ihr die Frau sagte, daß sie in ihren be- trübten Umständen auf keinen Lohn rechnen könne. Kummer und Sorge nagten an des Pelzhändlers Leben; in Jahresfrist starb er und hinterließ nichts als eine kränkliche Frau und zwei Waislcin, und einen Edelstein — das war die Magd. Da la Blonde der kranken Frau und der Kindlein pflegen mußte, wurde nichts verdient, sondern nur gebraucht, und als die Pelzhändlerin alles Entbehrliche verkauft hatte, brach la Blonde ihr Spar- geld an und holte nach und nach davon, bis das auch aufgebraucht war. Zum Glück starb zu dieser Zeit eine Base der Magd und hinterließ ihr ein Erbe, das jährlich seine 50 Thaler trug. Auch die gab la Blonde hin, und als auch das in dem theuren Paris nicht lange herhielt, verkaufte sie Kleider und andere Sachen von Werth, und zuletzt suchte sie als Krankcn- wärterin die Nächte über etwas zu verdieneu, während sie am Tage der kranken Frau pflegte. Als diese starb, wollte man die armen Kinder in ein Spital aufnehmen; aber la Blonde erklärte: „So lange ich lebe, sollen die beiden Kinder an mir eine Mutter haben." Schon wollte sic mit den Waislcin nach ihrem Geburtsort Rüel aufbrechen, weil sic dort billiger durchzukommen hoffte, da ruft sie eines Tages ein kinderloser, wohlhabender Zuckerbäcker und spricht; „Hört, la Blonde, Ihr braucht nicht fortzu- ziehen ; ich brauche in meinen alten Tagen eine rechtschaffene Haushälterin. Da hab' ich gedacht, Ihr zieht mit den beiden Waislcin zu mir, dann haben sie einen Vater und eine Mutter, und ich habe eine Haushälterin; so ist allen geholfen." Mit Freuden willigte die treue Seele ein, und ihr Ende war lieblich und sanft wie das Abendroth nach einem schönen Tage, und ich denke, sie werde auch weit oben rechts zu erfragen sein am Tage der Vergeltung. O 106. ver Wegweiser. 1. Weiszt, wo der Weg; zum mit Pflug und Karst durch’s Weizen- Mehlfaszgeht, seid, zum vollen Fasz? Im Morgen- bis Stern an Stern am Himmel roth steht.

9. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 51

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
51 97. Die Witwe von Husum. Es war im Winter, und das Eis stand. Da beschlossen die Husumer, ein groszes Fest zu feiern; sie schlugen Zelte auf, und alt und jung, die ganze Stadt, versammelte sich drauszen. Die einen liefen Schlittschuhe, die andern fuhren im Schlitten, und in den Zelten erscholl die Musik, und Tänzer und Tänzerinnen schwenk- ten sich herum, und die Alten saszen an den Tischen und tranken eins. So verging der ganze Tag, und der helle Mond stieg auf; aber der Jubel schien nun erst recht anzufangen. Nur ein altes Mütterchen war von allen Leuten in der Stadt zurückgeblieben. Sie war krank und gebrechlich und konnte ihre Füsze nicht mehr gebrauchen; aber da ihr Häuschen auf dem Deiche stand, konnte sie von ihrem Bette aus auf’s Eis hinaussehen und die Freude sich betrachten. Wie es nun gegen den Abend kam, da gewahrte sie, indem sie so auf die See hinaussah, im Westen ein kleines weiszes Wölkchen, das eben über dem fernen Horizont auf- stieg. Gleich befiel sie eine unendliche Angst; sie war mit ihrem Manne zur See gewesen und verstand sich recht auf Wind und Wetter. Sie rechnete nach : „In einer kleinen Stunde wird die Flut da sein, dann ein Sturm losbrechen, und alle sind verloren !" Da rief und jammerte sie, so laut als sie konnte; aber niemand war in ihrem Hause, und die Nachbarn waren alle auf dem Eise; nie- mand hörte sie. Immer gröszer ward unterdessen die Wolke und allmählich immer schwärzer, noch einige Minuten, und die Flut muszte da sein, der Sturm losbrechen. Da rafft sie all ihr bischen Kraft zusammen und kriecht auf Händen und Füszen aus dem Bette zum Ofen; glücklich findet sie noch einen Brand, schleudert ihn in s Stroh ihres Bettes und eilt, so schnell sie kann, hinaus, sich in Sicherheit zu bringen. Das Häuschen stand nun augenblicklich in hellen Flammen, und wie der Feuerschein vom Eise aus gesehen ward, stürzte alles in wilder Hast dem Strande zu. Schon sprang der Wind auf und fegte den Staub auf dem Eise vor ihnen her ; der Himmel ward dunkel; das Eis fing an zu knarren und zu schwanken, der Wind wuchs zum Sturm, und als die Letzten den Fusz auf’s feste Land setzten, brach die Decke, und die Flut wogte an den Strand. So rettete die arme Frau die ganze Stadt und gab ihr Hab und Gut daran zu deren Heil und Rettung. 98. Wärterinuhr. 1. Der Mond, der scheint, das Kindlein weint, Die Glock’ schlägt z w ö 1 f. Dasz Gott doch allen Kranken 2. Gott alles weisz. Das Mäuslein beisz’. Die Glock’ schlägt ein; der Traum spielt auf dem Kissen helft dein.

10. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 109

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
109 2. Aufgeschaut mit Freuden, Himmelauf zum Herrn! Seiner Kinder Leiden sieht er gar nicht gern. Er will gern erfreuen und erfreut so sehr; seine Hände sireuen Segens g'nug umher. 4. Der ist bis zum Grabe wohlberathen hie, welchem Gott die Gabe des Vertrauus verlieh. Den macht das Getümmel dieser Welt nicht heiß, wer getrost zum Himmel aufzuschauen weiß. 5. Sind wir nicht vom Schlummer trägt nicht jedes Glück, stößt die reine Güte selbst von sich zurück. Wie's nun ist auf Erden, also sollt's nicht sein; laßt uns besser werden; gleich wird's besser sein. immer noch erwacht? Leben und sein Kummer dau'rt nur eine Nacht. Diese Nacht entfliehet, und der Tag bricht an, eh' man sich's verstehet; dann ist's wohlgethan. 170. Sprichwörter. Mancher sucht einen Pfennig und verbrennt dabei drei Lichter. Tauben fliegen einem nicht gebraten in’s Maul. Besser arm in Ehren, als reich in Schanden. Wer auf dem halben Weg umkehrt, irrt nur zur Hälfte. Man musz nicht über sich sehen, sondern unter sich. Auf einen groben Klotz gehört ein grober Keil. Wohl schweigen ist eine gröszere Kunst, als wohl reden. Gestrenge Herren regieren nicht lange. Jung gewohnt, alt gethan. Viele Köche versalzen den Brei. Es ist nicht alles Gold, was glänzt. Durch Schaden wird man klug. Es ist nichts lieblicher, als wenn bisweilen gekrönte Häupter sich unerkannt zu dem gemeinen Manne herablassen, wie König Heinrich der Vierte von Frankreich, sei es auch nur zu einem gutmüthigen Spasz. Zu König Heinrich des Vierten Zeit ritt ein Bäuerlein vom Lande her des Weges nach Paris. Nicht mehr weit von der Stadt gesellte sich zu ihm ein anderer gar stattlicher Reiter, welches der König war, und sein kleines Gefolge blieb absichtlich in einiger Entfernung zurück. „Woher des Landes, guter Freund?“ „Da und da her.“ — „Ihr habt wohl Geschäfte zu Paris?“ — „Das und das, auch möchte ich gern unsern guten König einmal sehen, der so väterlich sein Volk liebt.“ — Da lächelte der König und sagte: „Dazu kann euch heute Gelegenheit werden.“ — „Aber wenn ich auch nur wüszte, welcher es ist unter den vielen, wenn ich ihn 171. Seid ihr der König oder der Bauer ?
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