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1. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 35

1911 - Magdeburg : Creutz
Sagen, 35 einem Male der wüste Lärm in schallendes Gelächter, denn ein Ratsherr hatte auf eine Tafel in großen Lettern geschrieben: „Der Roland foll stehen bleiben, wir wollen ihn nur nicht länger haben, weil er uns schon lang genug ist!" Damit war das Mißverständnis aufgeklärt. Die guten Bürger sahen, daß sie von dem ver- meintlichen Künstler arg genasführt waren. Kein Wunder also, daß sich ihr Unmut gegen ihn wandte. Als sie den Schalk griffen, steckten sie ihn zur Strafe in den Wendenturm, Im Nu aber entwich er mit einem Hohngelächter: und jeder wußte nun, daß der vermeintliche Künstler der leibhaftige Teufel gewesen war. Der Rolaud war in der früheren Zeit für die Stadt Stendal das Zeichen der eigenen Gerichtsbarkeit. Die im Jahre 1525 am Rat- hause errichtete Stein- figur gehört zu den größten, die wir besitzen. Der gewaltige Körper ruht auf starken Beinen, dessen Waden stärker sind als der Brustumfang eines kräftigen Mannes, Durch den schweren Pan- zer wird der Körper ge- schützt. Die erhobene rechte Hand hält das 4 m lange Schwert, das Werkzeug des strafenden Rechts; die linke Hand umfaßt den Schild mit dem brandenburgischen Adler, das Sinnbild des Schutzes. So er- innert der Roland an die frühere Größe und Selbst- ständigkeit der Stadt Stendal. Der Roland am Rathaus in Stendal. 2. Der wunderbare Ring im Schlosse zu Calbe a. M. In einer Nacht erschien der Schloßherrin eine Frauengestalt mit einem Lichte und flehte sie an um Hilfe und Beistand bei einer Kranken, Als die Edelfrau ein- willigte, bat die Erscheinung, von der Kranken weder Essen noch Trinken noch irgend ein Geschenk anzunehmen, da sonst Unglück über das Schloß und die Familie kommen würde. Die Herrin tat nach dem Gebote, und die Kranke wurde wieder gesund. Da kam eines Tages der Mann der Kranken und überreichte der Schloßherrin eine Schüssel mit gemünztem Golde. Doch die Herrin dachte an das Gebot der Er- 3*

2. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 42

1911 - Magdeburg : Creutz
42 3. Das Land zwischen Ohre, Elbe, Saale und Harz. Höhen auch benannt wurden. Die Spiegelsberge sind ein viel besuchter Aufenthaltsort der Halberstädter; aber auch von Fremden werden sie gern bestiegen. Unter den Gebäuden sind sehenswert: das Jagdschloß, in dessen Felsenkeller ein riesiges Weinfaß (161 000 1) liegt, das Mausoleum und der sechseckige Aussichtsturm. Aus seinen Fugen und Nischen gucken Tiersiguren, z. B. Füchse, Schlangen, Hasen, Hunde, Eulen, hervor. An die Spiegelsberge reihen sich im So. die Klusberge mit dem frei- stehenden Sandsteinfelsen „Teufelsstuhl" und weiter im S. die Theken- berge mit dein „Gläsernen Mönch". Fast genau im S. von Halberstadt liegt der Hoppel- oder Sargberg; denn von der Westseite gesehen gleicht er einem großen Sarge. Der Hoppelberg hat eine bedeutende Höhe (300 m) und gewährt einen wundervollen Überblick über die gesegnete Landschaft und den Harz. 4. Der Hui und der Hakelwald. Der Huiwald, d. h. Hochwald, ist ein schön bewaldeter (Bucheu) Höhenzug. Er reicht im O. fast bis an die Bode. Aus der höchsten Stelle liegt das alte Kloster Huyseburg. Am nördlichen Rande des Kloster- berges liegt die Daneilshöhle, worin viele Jahre ein gefährlicher Räuber hauste. Die Olenburg bei Badersleben war eine bedeutende Wallburg. Ihre Wälle sind zum Teil noch recht gut erhalten. — Unter den „Kölligs- buchen" steht ein Stein mit der Inschrift: Mit Ehrfurcht, Wanderer, zieh' den Hut; Denn unter'm Dome dieser Buchen Hat, Schatten so wie du zu suchen, Held Gustav Adolf einst geruht. Aus dem rechten Bodeufer dehnt sich in gleicher Richtung der waldige Hakel aus. Die Dumburg liegt an seiner höchsten Stelle. Der Hakelwald war nach der Sage des Oberjägermeisters Hans Hakelbergs liebstes Jagdgebiet. Er starb zwar an der Wunde eines Eberzahns, jagt aber nach seinem Tode im Hakel noch weiter. Mit Hallo-Geschrei, begleitet von seinen Genossen und den Hunden, rast er nachts den Hakel auf und uieder. In seinem Gefolge befindet sich auch eine Ohreule, die Tut-Ursel. Diese war früher eine Nonne und wurde in eine Eule verzaubert. Die Dumburg ist ihr Aufenthalt. 5. Der Alvenslebener Höhenzug. Der Alvenslebener Höhenzug bildet eine breite Hochfläche, die sich quer vor die Bode lagert. Dadurch wird diese gezwungen, ihre nördliche Richtung zu ändern. Der Alvenslebener Höhenzug erreicht in dem Felsen berge bei Magdeburg seine höchste Höhe. Er besteht aus Erd- und Sandhügeln, die der Pflug des Landmannes bis zum Gipfel beackert. Nur hier und da sind die Höhen bewaldet. (Das Hohe, das Saure, das Eggeuftedter Holz, der Marienborner Wald.) In seinem nördlichen Teile birgt der Höhenzug treffliche Bausteine (Porphyr, Sandstein und Grau- wacke), die in Steinbrüchen gebrochen werden. Vom Alvenslebener Höhen- zuge zweigt sich nach O. ein Höhenzug ab, der von Gr.-Wanzleben bis

3. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 49

1911 - Magdeburg : Creutz
Sagen. 49 einem Male der wüste Lärm in schallendes Gelächter, denn ein Ratsherr hatte auf eine Tafel in großen Lettern geschrieben: „Der Roland soll stehen bleiben, wir wollen ihn nur nicht länger haben, weil er uns schon lang genug ist!" Damit war das Mißverständnis aufgeklärt. Die guten Bürger sahen, daß sie von dem ver- meintlichen Künstler arg genasführt waren. Kein Wunder also, daß sich ihr Unmut gegen ihn wandte. Als sie den Schalk griffen, steckten sie ihn zur Strafe in den Wendenturm. Im Nu aber entwich er mit einem Hohngelächter; und jeder wußte nun, daß der vermeintliche Künstler der leibhaftige Teufel gewesen war. Der Roland war in der früheren Zeit für die Stadt Stendal das Zeichen der eigenen Gerichtsbarkeit. Die im Jahre 1525 am Rat- hause errichtete Stein- sigur gehört zu den größten, die wir besitzen. Der gewaltige Körper ruht auf starken Beinen, dessen Waden stärker sind als der Brustumfang eines kräftigen Mannes. Durch den schweren Pan- zer wird der Körper ge- schützt. Die erhobene, rechte Hand hält das 4 m lange Schwert, das Werkzeug des strafenden Rechts; die linke Hand umfaßt den Schild mit dem brandenburgischen Adler, das Sinnbild des Schutzes. So erinnert der Roland an die frühere Größe und Selbstständig- keit der Stadt Stendal. Der Roland am Rathaus in Stendal. 2. Der wunderbare Mug im Schlosse zu Calbe a. M. In einer Nacht erschien der Schloßherrin eine Frauengestalt mit einem Lichte und flehte sie an um Hilfe und Beistand bei einer Kranken. Als die Edelfrau ein- willigte, bat die Erscheinung, von der Kranken weder Essen noch Trinken noch irgend ein Geschenk anzunehmen, da sonst Unglück über das Schloß und die Familie kommen würde. Die Herrin tat nach dem Gebote, und die Kranke wurde wieder gesund. Da kam eines Tages der Mann der Kranken und überreichte der Schloßherrin eine Schüssel mit gemünztem Golde. Doch die Herrin dachte an das Gebot der Er- Henze-Kohlhase, Die Provinz Sachsen. Ausgabe A. 4

4. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 56

1911 - Magdeburg : Creutz
56 3. Das Land zwischen Ohre, Elbe, Saale und Harz. Höhen auch benannt wurden. Die Spiegelsberge sind ein viel besuchter Aufenthaltsort der Halberstädter: aber auch von Fremden werden sie gern bestiegen. Unter den Gebäuden sind sehenswert: das Jagdschloß, in dessen Felsenkeller ein riesiges Weinsaß (161 000 1) liegt, das Mausoleum und der sechseckige Aussichtsturm. Aus seinen Fugen und Nischen gucken Tierfiguren, z. B. Füchse, Schlangen, Hasen, Hunde, Eulen, hervor. Au die Spiegelsberge reihen sich im So. die Klusberge mit dem frei- stehenden Sandsteinfelsen „Teufelsstuhl" und weiter im S. die Theken- berge mit dem „Gläsernen Mönch". Fast genau im S. von Halberstadt liegt der Hoppel- oder Sargberg; denn von der Westseite gesehen gleicht er einem großen Sarge. Der Hoppelberg hat eine bedeutende Höhe (300 m) und gewährt einen wundervollen Überblick über die gesegnete Landschaft und den Harz. 4. Der Hui und der Hakelwald. Der Hniwald, d. h. Hochwald, ist ein schön bewaldeter (Buchen) Höhenzug. Er reicht im O. sast bis an die Bode. Auf der höchsten Stelle liegt das alte Kloster Huyseburg. Am nördlichen Rande des Kloster- berges liegt die Daneilshöhle, worin viele Jahre ein gefährlicher Räuber hauste. Die Olenburg bei Baderslebeu war eine bedeutende Wallburg. Ihre Wälle sind zum Teil uoch recht gut erhalten. — Unter den „Königs- buchen" steht ein Stein mit der Inschrift: Mit Ehrfurcht, Wanderer, zieh' den Hut; Denn unter'm Dome dieser Buchen Hat, Schatten so wie du zu suchen, Held Gustav Adolf einst geruht. Auf dem rechten Bodenfer dehnt sich in gleicher Richtung der waldige Hakel aus. Die Dumburg liegt au seiner höchsten Stelle. Der Hakelwald war nach der Sage des Oberjägermeisters Hans Hakelbergs liebstes Jagdgebiet, Er starb zwar an der Wunde eines Eberzahns, jagt aber nach seinem Tode im Hakel noch weiter. Mit Hallo-Geschrei, begleitet von seinen Genossen und den Hundert, rast er nachts den Hakel auf und nieder. In seinem Gefolge befindet sich auch eine Ohreule, die Tut-Ursel. Diese war früher eine Nonne und wurde in eine Eule verzaubert. Die Dumburg ist ihr Aufenthalt. 5. Der Alvenslebener Höhenzug. Der Alvenslebener Höhenzug bildet eine breite Hochfläche, die sich quer vor die Bode lagert. Dadurch wird diese gezwungen, ihre nördliche Richtung zu ändern. Der Alvenslebener Höhenzug erreicht in dem Felsenberge bei Magdeburg seine höchste Höhe. Er besteht aus Erd- und Sandhügeln, die der Pflug des Landmannes bis zum Gipfel beackert. Nur hier und da sind die Höhen bewaldet. (Das Hohe, das Saure, das Eggenftedter Holz, der Marienborner Wald.) In seinem nördlichen Teile birgt der Höhenzug treffliche Bausteine (Porphyr, Sandstein und Grau- wacke), die in Steinbrüchen gebrochen werden. Vom Alvenslebener Höhen- znge zweigt sich nach O. ein Höhenzug ab, der von Gr.-Wanzleben bis

5. Bilder aus dem Weltkrieg - S. 9

1917 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
Ein Bild aus Ostpreußens Not. Die Leiden der ostpreußischen Flüchtlinge. 9 Wohnhaus zu verschonen. Die unglückliche Viehherde, die sich auf der Weide befand, wurde darauf von den Kosaken in den Stall getrieben, die Tür fest verschlossen und dann an alle Gebäude Feuer angelegt. Inzwischen hatte ich mich mit meinen Leuten auf den Leiterwagen gesetzt, und nun ging es fort, so schnell wie die alten Ackergäule laufen konnten. Schwarze Rauchwolken und das klägliche Gebrüll meines Viehes waren der letzte Gruß der untergehenden Heimat. „Vorwärts." 7. Ein Bild aus Ostpreußens Not. W. Starck. Gleich in den ersten Mobilmachungstagen setzten die Flüchtlingszüge ein. Oft mußte es so schnell gehen, daß man nichts, aber auch gar nichts mehr mitnehmen konnte. Einer erzählte mir: „Ich wusch mir gerade die Hände, als der Ruf kam: Fort, die Kosaken! In der furchtbaren Haft vergaß ich sogar, mir den Trauring auf den Finger zu streifen." So zogen sie auf ihren Planwagen die Provinzstraße gen Westen und Norden, oft drei Wagen nebeneinander in fürchterlicher Enge, in brennender Sorge um die Kinder, die sie bisweilen in der Eile nicht einmal alle mehr zusammen bekommen hatten, rot die Augen vom Weinen, übernächtig, frierend, ohne Nahrung, ohne Milch für die Säuglinge. Auf diesen Schreckensfahrten starben die Alten und die Jungen. Ein einst rosiges Mädchen von sechs Jahren will man doch schnell noch im Graben am Wege bestatten. Nur ein „Vaterunser" will man sprechen. Aber auch dazu reichte nicht die Zeit. „Die Kosaken!" Ein einziger Schrei zerreißt den Leuten das Herz; das „Vaterunser" erstirbt auf den Lippen. „Nur schnell auf den Wagen, fort!" Die Leiche bleibt liegen. . . , aber da schlagen auch schon die Kugeln in die schreienden, vor Jammer und Angst halb wahnsinnigen Flüchtlinge! Ausgeraubt, ermordet liegen Ostpreußens Söhne und Töchter am Wegrand rings um die unbestattete Kindesleiche. . . . 3* Kämmerer, „Um die Heimat". Bilder aus dem Weltkrieg 19 H. [3. Band. Verlag I. F. Steinkopf. Stuttgart. 8. Die Leiden der ostpreußischen Flüchtlinge. Die Russen drangen ziemlich weit ins Land ein und machten sich entsetzlicher Verwüstungen und Grausamkeiten schuldig. Furchtbarer Schrecken ergriff die bedrängte Bevölkerung. Man flüchtete in Scharen. Die armen Bewohner des Landes ließen ihre Hütten, die Bauern ihre Gehöfte im Stich. Schimpfend und wetternd trieb hier einer sein Vieh fort, dort schleppte ein anderer in stummer Verzweiflung seine Habseligkeiten gesicherten Gegenden zu. Ein armes altes Mütterchen brach fast zusammen; sie war schon so weit gelaufen und durfte trotzdem noch lange nicht ausruhen. Eltern riefen nach ihren verloren gegangenen Kindern, Greise zogen schwere Karren, Kranke humpelten mühselig dahin. Die Straßen belebten sich mehr und mehr, die Swillus, Unser Ostpreußen. I. 2

6. Bilder aus dem Weltkrieg - S. 10

1917 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
10 Die Leiden der oftpreußischen Flüchtlinge. Ostpreußenart. fliehenden Massen der Bevölkerung häuften sich in unheimlicher Weise. Gleich einer Völkerwanderung drängten Tausende, Zehntausende von Flüchtenden dahin. Man wagte kaum zurückzublicken; „vorwärts! vorwärts!" war die Losung, denn im Rücken drohte ja ein unheimliches Gespenst: Die Russen kommen! Dieser Gedanke weckte Helles Entsetzen; denn jeder wußte, daß von ihnen nur Schlimmes zu erwarten war. Nachts leuchtete der Himmel flammend auf. Drohend donnerten die Geschütze. Bang klopfenden Herzens fragte sich mancher: ob dein Haus, wo du viele Jahre friedlich gelebt, auch schon von den Russen geplündert und in Asche gelegt ist? Und wie mochte es denen ergehen, die zurückgeblieben waren? Was mochten die armen Kranken ausstehen, die niemand fanden, der sie in einem Karren mit fortschleppte nach einem sicheren Ort? Bange Fragen, die manchem der Flüchtlinge das Herz krampfhaft durchzuckten und heiße Tränen aus den Augen preßten! Nach Otto Promber, „Im Kampf ums Vaterland 1914." Loewes Verlag Ferdinand Carl. Stuttgart. 9. Oftpreußenart. 1. Es ist ihr nicht anders zu Sinne gekommen: Sie hat ihre Kühe mitgenommen und für die Nachbarn, die schon fern, die Sterke mit dem weißen Stern. 2. Mit bittendem, drohendem Hüh und Hott, stolpernd in schwerem, ungleichem Trott über die Wiesen, durchs Feld, am Ackerrand, am Arme den Eimer, die Kette in der Hand. 3. Und nun so fremd der Gegend Bild! Die zerwühlte Straße von Staub umhüllt! In einer Wolke dicht und grau mit ihren Kühen die schreitende Frau. 4. Da plötzlich ein Zuruf vom Walde nah: „Zurück, zurück, die Kosaken sind da!" Nur zögernd hat sie sich umgewandt, am Arme den Eimer, die Kette in der Hand. 5. Eine Meile nordwärts, zum nächsten Dorf. „Den Fußpfad! Schnell! Durch Moor und Torf! In allen Häusern schon Russengetos. Und laß doch die Kühe, die Kühe los!" 6. Sie dankt dem Warner mit stillem Gesicht. Doch die Kühe, nein, die läßt sie nicht. Die Füße blutend, die Arme schwer, so zieht sie mit ihnen hin — und her. —

7. Bilder aus dem Weltkrieg - S. 125

1917 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
Heiteres von den Nusien in Ostpreußen. 125 Qualm setzte die Russen in Verwirrung. Die übrigen Eindringlinge erbrachen während der Zeit die Kassen in Laden und Wohnung und entnahmen etwa 50 Rubel und über 100 Mark, die sie gleich unter sich verteilten. In dem Augenblicke krachten auch schon Schüsse, denn unsere braven Truppen waren da. Die Russen dürften mit ihrer Beute nicht weit gekommen sein. Sie sind entweder gefallen oder gefangen genommen. Nach „Tilsit. Ztg." 5. Wie die Russen „bar" bezahlten. Als der Kreis Oletzko in den Händen der Russen war, begegnete der Verwalter eines großen Gutes einer von einem höheren Offizier geführten Schar Russen in der Nähe von Polommen. Der Verwalter ritt ein wertvolles Pferd, das mit gutem Sattel und Zaumzeug ausgerüstet war. Der Offizier erklärte dem Verwalter, daß er das Pferd gebrauche. „Aber," fügte er hinzu, „die Russen wären nicht so, wie man sie schilderte; was sie nähmen, das bezahlten sie auch, ein Rauben und Stehlen gebe es nicht." Damit reichte er dem Verwalter — einen Rubel und setzte sich in Besitz des gesattelten Pferdes. Wohl oder übel mußte der Verwalter auf den merkwürdigen „Kauf" eingehen. Als er den Rubel in Ruhe besah, merkte er, daß das Silberstück aus dem 18. Jahrhundert stammte und somit überhaupt keinen Wert mehr hatte. ',Mg. Allg. Ztg." 6. Hunger ist der beste Vermittler. Aus einem Feldpostbrief. Bei einem Kampfe im Osten wurde ein deutscher Unteroffizier von einer russischen Patrouille gefangen genommen. Einer von den Russen konnte deutsch, und daher sagte der Unteroffizier zu ihm: „Kamerad, laß mich laufen, ich geb' dir eine Mark!" — „Mach' ich nicht." — „Ich geb' dir zwei!" — „Mach' ich nicht." — „Ich geb' dir drei!" — „Mach' ich nicht." — „Nun, wieviel willst du eigentlich haben?" — „Kamerad," erwiderte der Russe, „ich will dir was sagen: Nimm du mich mit! Ich gebe dir noch drei Mark zu, seit fünf Tagen habe ich nichts gegessen." — Der Russe gab sich gefangen und kam mit. * * *' Eines Nachmittages ging ein Mann vom Jäger-Regiment ohne Waffe zu den Russen hinüber. Kurz vor ihren Schützengräben winkte er mit einem weißen Tuche zum Zeichen, daß er in friedlicher Absicht komme. Dann sagte er auf russisch zu dem nächsten Gegner: „Kamerad, komm' zu den Deutschen, du bekommst eine Mark, Brot und Zigarren!" Der Russe antwortete: „Einen Augenblick!" Schnell verschwand er, kehrte aber nach fünf Minuten mit einem Unteroffizier und 22 Mann wieder. Der Jäger ließ von vier Mann ihre Waffen holen und kam dann mit den 24 Mann gemütlich anspaziert. „ ff ^ „

8. Bilder aus dem Weltkrieg - S. 48

1917 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
48 Aus der Zeit des zweiten Nusseneinfalls in Ostpreußen. wovon man nur das Wort „Pruss'" verstand. Tatsächlich waren deutsche Patrouillen bis Darkehmen vorgedrungen. Die Kosaken besprachen sich kurz und hieben dann plötzlich mit Säbeln, Lanzen und Gewehrkolben auf die kleine Schar Gefangener ein. Von weitem sah das aus, wie wenn ein Habicht in eine Schar Küken hineinfährt. Das hatte bald ein Ende. Der Besitzersohn Brandstätter, der Arbeiter Baukus und dessen Sohn lagen tot am Boden, die andern alle auch, leicht oder schwer verwundet, teils in Ohnmacht, teils sich tot stellend. Nur mein Sohn war allein übrig. Ein Kosakenoffizier wollte ihn erstechen, aber er bat um Erschießen. Da gab er ihm Befehl, er solle versuchen, fortzulaufen, er wolle schießen. Als der Willy das in seiner Todesangst tun wollte, stolperte er über einm Stein und fiel hin. Aber er sprang schnell wieder auf, ergriff den Stein und schleuderte ihn nach dem Offizier, dessen Pferd getroffen seitwärts in die Drahtverhaue sprengte und mit seinem elenden Reiter stürzte. Diesen Augenblick der Verwirrung benutzte Willy und kroch in eine Chausseedrumme, und als er auch da beschossen wurde, auf den Ströpker Friedhof, wo er erschöpft zwischen den Gräbern zusammenbrach. Am nächsten Morgen fand ihn ein deutscher Sergeant in einem Schützengraben, wohin er sich noch geschleppt hatte, und rüttelte ihn auf. Er war sehr schwach, am ganzen Körper blau unterlaufen von den vielen Schlägen, die er erhalten. Einige Säbelhiebe hatte er über den Kopf bekommen, sein Haar war an einer Stelle von Kugeln versengt; aber keine von den vielen auf ihn abgeschossenen hatte ihn getroffen. Das waren die schrecklichsten Tage in unserem Leben, die wir nie vergessen werden. Was ein jeder von uns in jenen Tagen ausgestanden hat, läßt sich nicht beschreiben. Mit Jubel begrüßten wir die ersten deutschen Kavalleristen; unser Dank gehörte aber unserm lieben Herrgott, daß er unsere Lieben und uns in der großen Not so gnädig beschützt hatte. Ostpreußische Kriegserlebnifse von Superintendent Braun.*) 32. Aus der Zeit des zweiten Russeneinfalls in Ostpreußen. (November 1914.) 1. Gehorsam muß sein! Besitzer Jankowski wäre in seiner Jugend gern Soldat geworden. Man hätte ihn sicherlich zum Unteroffizier und wer weiß noch zu höheren Stufen befördert. Er hätte dann den großen Weltkrieg mitgemacht und unzweifelhaft das Eiserne Kreuz bekommen. Er hat nämlich eine blühende Gesundheit und Kraft, um Bäume aus der Erde zu reißen, kennt keine Furcht und würde es mit einem Dutzend Russen aufnehmen. Aber nun kommt das „wenn" — *) Zum Besten des Kinderkrüppelheims. Druck und Verlag Krüppellehranstalt Angerburg i. Ostpr.

9. Bilder aus dem Weltkrieg - S. 75

1917 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
Kühne Radfahrer. 75 ein Besitzer weinend und erzählte, daß des Nachts eine feindliche Eskadron im Dorfe gewesen sei. Es befinden sich noch 30 bis 50 Reiter dort, die ein Telephon besetzt und ihm jetzt eben die Gänse weggeholt haben. „Na, werde sie vom Braten vertreiben !z/ sagte ich. Frisch gewagt ist halb gewonnen! Ich gab die Pferde dem Besitzer zu halten, nahm meine Pistole und ging mit meinen fünf Mann, die mit Karabinern*) bewaffnet waren, den Russen zu Leibe. Am andern Ende des Dorfes bemerkte ich den feindlichen Posten von drei Mann, welche sogleich erschossen wurden. Durch dieses Schießen waren die übrigen Russen aufmerksam geworden. Als wir nun gegen das Gehöft vorgingen, hatten die Melden durch die Hintere Scheunentür bereits das Weite gesucht und dabei die Mützen, Mattel, Gewehre und Lanzen im Stich gelassen. Gerade waren wir im Begriff, die feindlichen Lanzen zu zerbrechen, als eine Frau angelaufen kam und rief: „Eine Eskadron Russen reitet schnell auf unser Dorf zul" Nun ging's in Eile an die Pferde, und schon waren die Russen mit großem Geschrei hinter uns her. Ein Galopp, und so entkamen wir der Gefahr. Wir mußten aber zwei russische Pferde, welche wir gefangen hatten, wieder loslassen; denn sie konnten nicht so schnell laufen wie die ostpreußischen. Bald darauf wurden wir aus dem Hinterhalt von einer 25 bis 30 Mattn starken Kosakenpatrouille beschossen. Im nahen Walde kam ich mit meinen fünf wackeren Reitern in Sicherheit. „Tilsit. Ztg." 48. Kühne Radfahrer. Rudolf von Koschühki. Die Russen haben geschworen, jedem deutschen Radfahrersoldaten, den sie fangen, die Augen auszustechen. Warum? Weil ein blutjunger Leutnant ihnen mit einer Radfahrertruppe seit Beginn des Krieges die tollsten Streiche spielte. Husarenstreiche von einer Tollkühnheit, daß ich sie nicht glauben würde, wenn ich sie nicht aus der sichersten Quelle wüßte. Mein Leutnant fährt mit seinen 60 Reservisten wie der Wind mitten in die feindliche Vorpostenkette hinein. Ein Auto mit russischen Generalstäblern hält da. Die Offiziere sehett die fabelhafte Erscheinung auftauchen, halten sie wahrscheinlich für einen Spuk, können jedenfalls ihre Verblüffung nicht so rasch bemeistern, daß sie von ihrer Waffe Gebrauch machen. Wie der Blitz ist der Leutnant vom Rade, knallt die Generalstäbler über den Haufen, springt ins Auto und saust mit seinen hohen Insassen davon, während seine Leute die ebenso verblüffte Bedeckung beschießen. Die Russen sehen nur noch eine Staubwolke, einen Schwarm Radler und wissen nicht recht, ob sie gewacht oder geträumt haben. In dem Auto aber befanden sich nicht nur die stolzen Generalstabsoffiziere, sondern auch die allerwichtigsten Aufschlüsse über die Bewegungen und Absichten des russischen Heeres, deren Kenntnis zu dem Siege bei Gumbinnen nicht wenig beigetragen hat. *) Karabiner — kurzes Reitergewehr.

10. Die Heimat - S. 57

1899 - Leipzig : Degener
— 57 — Einst fuhr ein Bauer Getreide nach Quedlinburg. Auf dem Wege schlief er auf dem Wagen, und die Pferde kamen vom rechten Wege ab. Schließlich standen sie still. Der Bauer.erwachte und sah vor sich eiue große Höhle. Er giug hinein und bemerkte dort einen Kessel. Derselbe war mit blinkenden Goldstücken gefiillt. Ein großer Hund bewachte den Schatz. Da der Hund aber ruhig blieb, füllte der Bauer seine Taschen mit diesem Golde. Er ging hinaus und trug das Gold auf seinen Wagen. Er kehrte zurück, um uoch mehr zu holen. Da aber begann der Hund ein fürchterliches Geheul. Der Bauer erschrak und stürzte aus der Höhle. Vor Schreck brach er ohnmächtig zusammen. Er sah nicht, wie sich neben ihm die Erde aufthat, Feuer heraus- sprühte und zwei Felsen, „die Gegensteine" aus dem Boden emporwuchsen. Als der Bauer er- wachte, erkannte er in dem großen Hunde den Teufel, der eben in einen der beiden Felsen kroch. Auf seinem Wagen aber fand der Bauer statt des Goldes nur Kieselsteine. In weiterem Abstände vom Harze liegt nördlich von Blankenburg der Regen- stein, die Sandsteinfeste der Raubgrafen vom Regenstein. *) Westlich davon liegt ein stumpfer Bergkegel mit der Ruine Heimburg. Es folgen weiter nach Norden der Hoppel- oder Sargberg mit dachfirstähnlichem Rücken und die Zwieberge. Die nächsten Höhen sind die Thekenberge mit der Felsgruppe des gläsernen Mönchs. Nördlich davon befinden sich die Spiegelschen Berge (204 m) und die Klusberge. Nördlich von Halberstadt schließt ein langer Höhenzug die breite Mulde vor dem Nordrande des Harzes ab. Dieser Höhenzug besteht aus Fallstein (im Westen), Hnywald (— Hochwald) in der Mitte (bis an die Bode) und Hakel- Wald (östlich von der Bode). Bewässert wird diese wellige Mulde von der Ilse im Westen, von Holtemme, Goldbach und Bode in der Mitte, von der Selke im Osten. Die Bode durchbricht deu nördlichen Rand der Mulde bei Gröningen. Der Huy (308 m) ist ein schöner Buchenwald. Auf der Höhe steht das Benediktinerkloster Huysburg, das 1804 ausgehoben wurde. Ju der Nähe besindet sich die Daneilshöhle (ehemalige Räuberhöhle). Sage'!**) An der Huy-Chaussee steht unter den Königsbuchen ein Denkmal mit der Inschrift: „Mit Ehrfurcht, Wandrer, zieh den Hut; denn unterm Dome dieser Buchen hat, Schatten so wie du zu suchen, Held Gustav Adolf einst geruht." Der Hakelwald, auf dessen höchster Stelle die Dumburg liegt, war nach der Sage das Jagd- gebiet des Oberjägermeisters Hans Hakelbergs. ***) Nördlich vom Huywalde und Fallstein senkt sich das Land zu einer sumpfigen Gegend ab, die vom Bruch- oder Schiffgrabeu, der von der Bode bei Oschersleben in westlicher Richtung nach der Ilse führt, entwässert wird. An dieses Gebiet schließen sich im Norden noch drei Erhebungen: der lang- gestreckte Alvenslebener Höhenzug, der nördlich von Oschersleben beginnt und zu beiden Seiten der Aller in nordwestlicher Richtung über Helmstedt *) cf. Julius Wols, Der Raubgras. **) Hier hauste in alten Zeiten der Räuber Daneil. Er hatte unter dem Grase Drähte durch den ganzen Wald gelegt, die alle in der Höhle zusammenliefen, wo sie mit Glöckchen ver- bunden waren, die ihm die Wanderer anzeigten. Was durch den Wald ging und in seine Hände kam, wurde beraubt und ermordet. Sogar seine Kinder tötete er, sobald sie geboren waren, damit sie seinen Schlupfwinkel durch ihr Schreien nicht verraten konnten. Seine unglückliche Frau entfloh und verriet seinen Aufenthaltsort. Da kamen die Leute, um den Räuber zu fangen. Aber Daneil hatte seine Höhle von innen fest verrammelt. Da bohrte man von oben ein Loch in die Höhle und füllte sie mit heißem Brei und heißem Wasser. So mußte Daneil sterben. ***) cf. Julius Wolf, Der wilde Jäger.
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TM Hauptwörter (200)200

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