Die Bevölkerung und ihre Einrichtungen.
19
durch Branntweinbrennerei sind Nordhausen und Quedlinburg berühmt. — Von andern
Fabriken nennen wir solche für: Panzerplatten (Buckau), Tuche (Burg und Calbe). Kattun
(Eilenburg), Thonwaren und Porzellan (Neuhaldensleben, Ziesar, Buckau, Bitterfeld),
Papier (Kröllwitz, Calbe), Leder und Handschuhe (Halberstadt und Neuhaldensleben).
Eine so große Ergiebigkeit des Bodens und so reges Großgewerbe muß
notwendigerweise einen starken Handelsverkehr zur Folge haben.
Die Erzeugnisse gehen meistens aus der Provinz hinaus, wofür andere notwendige
Waren eingeführt werden. Hierunter sind zu nennen: Kolonialwaren aller Art, Tuche,
Leinwand, Seide, Kohlen aus Böhmen, Salz, Eisenwaren, Steinöl. Die Hauptmärkte
sind von alters her Magdeburg, Halle, Erfurt, welche durch ihre Lage zu dieser Bedeu-
tung schon in sehr srüher Zeit gelangten. Für Zucker und Zichorien ist Magdeburg der
Hauptmarkt in ganz Deutschland.
Die natürlichen Verkehrswege bilden von alters her die Elbe und die
Saale, dazu tritt das dichte Netz der Landstraßen und Eisenbahnen.
Jetzt durchschneiden eine Menge Eisenbahnlinien die Provinz in den verschie-
densten Richtungen; ihre Hauptknotenpunkte sind Stendal, Magdeburg, Halle. Die erste
Strecke wurde vor 50 Jahren (1839) zwischen Magdeburg und Schönebeck eröffnet. Es
giebt jetzt in der Provinz Sachsen 2077,25 km Eisenbahnen, also kommen bei 25249,97 qkm
Flächenraum 8,23 km auf 100 qkm Fläche und bei 2473533 Ew. 8,40 km aus 10000 Ew.,
während im Königreich Preußen, 6,72, im deutschen Reich 7,4 auf 100 qkm Fläche und
in elfterem 8,14, in letzterem 8,6 km auf 10000 Ew. fallen. Das Herzogtum Anhalt hat
247,57 km Eisenbahnen, also kommen bei 2347,35 qkm und 253959 Ew. 10,54 auf
100 qkm Fläche und 9,75 auf 10000 Ew.
Der Postverkehr wird geleitet von den Oberpostdirektionen zu Magdeburg (zu
der auch Anhalt gehört), Halle und Erfurt (die auch einen Teil der thüringischen Staaten
umfaßt).
In der Direktion Magdeburg kommt eine Postanstalt auf 27,4 qkm und 2444 Ew.;
eine Telegraphenanstalt aus 44,9 qkm und 3995 Ew.
In der Direktion Halle kommt eine Postanstalt auf 21,9 qkm und 2184 Ew.; eine
Telegraphenanstalt auf 46,2 qkm und 4615 Ew.
In der Direktion Erfurt kommt eine Postanstalt auf 24,2 qkm und 2441 Ew.; eine
Telegraphenanstalt auf 42 qkm und 4269 Ew.
4. Staatliche Einrichtungen.
A. Provinz Sachsen.
Die staatliche Verwaltung der Provinz wird geleitet vom Oberpräsidenten,
unter dem zunächst die Regierungspräsidenten die Leitung der Regierungsbezirke haben;
an der Spitze der Kreise stehen Landräte. Daneben Bezirksausschüsse und Kreisausschüsse.
Die nicht staatlichen Angelegenheiten (Straßenbau und Wohlthätigkeitsanstalten,
Kranken- und Erziehungswesen, wissenschaftliche Unternehmungen n. s. w.) werden vom
Provinzial-Landtag besorgt, der aus 116 Mitgliedern besteht. Dieser wählt den
Landesdirektor und den Provinzial-Ansschnß (15 Mitglieder). Die Altmark hat noch einen
eigenen Kommunal-Landtag zu Stendal.
Für die Rechtspflege sorgt das Oberlandesgericht zu Naumburg, Laudgerichte zu
2*
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
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TM Hauptwörter (200): [T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T99: [Stadt Verwaltung Provinz Gemeinde Beamter Kreis König Spitze Land Angelegenheit], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe]]
35
4. Wirtschaftliche Verhältnisse.
I. Landwirtschaft. Posen gehört zu den wichtigsten Getreideländern des
Deutschen Reichs. Abgesehen von einzelnen öden Sandstrichen im äußerstei:
S. der Provinz und zwischen der untern Warthe und Netze findet man durch-
weg mehr oder weniger guten Getreideboden. Großartige Erträge liefert
Kujawien; ergiebige Wiesen sind besonders in den entwässerten Bruchländereien
an der Netze, Obra, Bartsch und am Goplosee. Auch Obstbaumzucht und Ge-
müsebau haben in den letzten Jahrzehnten bedeutende Fortschritte gemacht.
Durchschnittlich sind vertreten:
Bodenbenutzung Posen Deutschesreich
Acker- und Gartenland 60,4 % 48,7 %
Wald 20,2 „ 25,7 „
Wiesen und Weiden 14 „ 20,3 „
Wohnstätten, Wege rc 5 „ 5,3 „
Sa. 100 o/0 100 o/o
Das Hauptkorn des Getreidebaues in Posen ist der Roggen. Die Fläche
der Roggenfelder übertrifft die des Weizens um das Siebenfache. Die Ernte-
fläche des Hafers macht noch nicht y4, die der Gerste noch nicht ye der
Roggenfelder aus. Dagegen nehmen die Kartoffelfelder fast die Hälfte des
Areals der Roggenkulturen ein, und annähernd den gleichen Umfang haben
die Wiesen. Bon sonstigen Feldfrüchten sind in erster Linie Klee und Zucker-
rüben zu erwähnen. Der Anbau der Zuckerrübe ist in den letzten Jahrzehnten
bedeutend gestiegen. Auch sonstige Hackfrüchte, ferner Hülsenfrüchte, Ölsäme-
reien, Futterpflanzen, endlich auch Tabak, Hopfen (Neutomischel) und Wein1
(Bomst) werden angebaut.
Die Ernteerträge decken nicht nur den einheimischen Bedarf in der Provinz,
sondern es kommen in den meisten Fruchtgattungen noch bedeutende Mengen
zur Ausfuhr, namentlich auch in Brotgetreide.
Der Biehstand der Provinz wird in seiner Entwicklung im allgemeinen
durch folgende Tabelle gekennzeichnet:
Zählung 1900 Zählung 1897 Zählung 1892 Zählung 1883
Pferde 263284 249609 231436 211291
Rindvieh 867795 836869 752886 625723
Schweine 772402 665102 548873 469043
Schafe 609816 695558 1001489 1892336
Ziegen 112493 127255 104263 71353
Federvieh keine Zähl. 2707710 keine Zähl. keine Zähl.
Demnach hat sich die Rindvieh-, Pferde- und Schweinezucht bedeutend
gehoben, während der Bestand an Schafen immer mehr zurückgegangen ist.
Dies erklärt sich ans der großen Konkurrenz durch die überseeische Wolle aus 1
1 Die Provinz Posen hatte 1898 an Weinbergen 145 ha,, die 1078 hl Wein ergaben.
TM Hauptwörter (50): [T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz]]
TM Hauptwörter (200): [T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide]]
4. Wirtschaftliche Verhältnisse.
37
Hälfte der Bodenfläche solchen Großgrundbesitzern, die mindestens ein Besitztum von
2000 ha ihr eigen nennen. Es sind im ganzen 134 mit einem Gesamtbesitz von
599739 ha. Davon gehören 314897 ha 60 deutschen Großgrundbesitzern, von denen 21
ihren Wohnsitz außerhalb der Provinz haben, und 284842 ha 68 polnischen Großgrund
besitzern, von denen nur 4 außerhalb der Provinz wohnen h Dem Forstfiskus gehören
173148 ha, dem Domänenfiskus 37565 ha.
Ii. Der Oewerlieffeiß ernährt etwa halb so viel Leute vom Hundert, als
der Reichsdurchschnitt beträgt. Durch den Mangel an Steinkohlen und
mineralischen Rohprodukten in der Provinz sind der Großindustrie zwar
ziemlich enge Grenzen gesetzt; aber sie hat in den letzten Jahrzehnten, in-
sonderheit im Anschluß an die Landwirtschaft, einen bedeutenden Aufschwung
zu verzeichnen. Die Zahl der Dampfkessel (abgesehen von den der Staats-
eisenbahnverwaltung unterstellten) betrug 1900: 3965, wovon 2366 ans den
Regierungsbezirk Posen, 1599 auf den Brvmberger Bezirk entfielen.
Fast die Hälfte davon nehmen landwirtschaftliche Lokomobilen, Futter-
dämpfer und Dampfpflüge in Anspruch. Dann folgten die Brennereien und
Spritraffinerien, an dritter Stelle die Zuckerfabriken, dann die Schneide-
mühlen, die Stärke- und Stärkesirupfabriken, die Mahlmühlen, Bierbrauereien,
Maschinenfabriken und Kesselschmieden und endlich die chemische Großindustrie.
—■ Auch sonstige industrielle Betriebe arbeiten mit Dampfkesseln, so Wasser-
versorgungswerke, Schlachthäuser, Bangewerbestätten, Waschanstalten, Elektri-
zitäts-Erzeugungswerke, Tischlereien, Steingut- und Porzellanfabriken, Gips-
mühlen, Glashütten, Bnchdruckereien, Ölmühlen, Gaswerke n. a. m.
Von den gewerblichen Betrieben der Provinz seien folgende hervor-
gehoben :
Die Zuckerindustrie Posens wird im ganzen Reichsgebiet nur von den
Provinzen Sachsen (Ernte fast dreifach) und Schlesien übertroffen und macht
7» der gesamten Zuckerproduktion des Reiches aus1 2. Die Provinz hat
21 Zuckerfabriken, von denen 12 auf den Bezirk Bromberg (größtenteils in
Kujawien!), 9 auf den Posener Bezirk entfallen. Im Betriebsjahre 1899/00
wurden 1 283 453 t Rüben verarbeitet, die auf einer Ackerfläche von 46 358 ha
geerntet waren und 193 243 t Rohzucker und 32 459 t Melasse ergaben.
Die Brennereien liefern y7 von allem im Deutschen Reiche erzeugten
Alkohol, so daß Posen allen Ländern des Reichs in der Alkoholproduttivn
weit voran steht. Als Rohstoff werden fast ausschließlich Kartoffeln verbraucht.
In dem Betriebsjahr 1899/00 erzeugten die 489 Brennereien der Provinz
617 380 hl reinen Alkohol. Das Absatzgebiet des Posener Spiritus erstreckt
sich auf die meisten Länder des Reichs. Die Hauptmärkte dafür sind Berlin
und Hamburg.
In der Biergewinnung steht Posen unter allen Provinzen Preußens
in letzter Linie und wird auch von den meisten übrigen deutschen Ländern
darin übertroffen. Dagegen hat das Grätzer Bier im In- und Auslande
1 Handbuch des Grundbesitzes der Provinz Posen. 5. Ausl. 1898. Über 10000 ha
Grundbesitz hatten: Fürst von Thurn und Taxis (25632 ha), Leopold Fürst von Hohen-
zotlern-Sigmaringen (17425 ha), Hermann Kennemann (16642 ha), Fürst Radziwill
(15562 ha), Graf Raczynski (13421 ha), Gräfin v. d. Schulenburg (12603 ha), Graf
Skorzewski (12040 ha) und Graf Josef Mielzynski <10137 ha). — Dem deutschen Kaiser
gehören 7157 ha.
2 Sämtliche Angaben nach dem statistischen Jahrbuch für das Deutsche Reich.
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
TM Hauptwörter (100): [T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht]]
TM Hauptwörter (200): [T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten]]
88 E. Bevölkerung.
einen bedeutenden Ruf. Man findet es vom Osten bis zum Westen des
Deutschen Reiches verbreitet, darüber hinaus auch in Polen, England und
Amerika. Seit der Bildung der Gesellschaft „Vereinigte Grätzer Bierbrauereien"
nimmt der Absatz im In- und Auslande stetig zu. Als Rohprodukt der
Grätzer Bierbrauerei wird Weizen verwendet. Manche fuhren Geschmack und
sonstige Eigentümlichkeiten des Bieres in erster Linie auf die Eigenart des
Wassers zurück, das an Ort und Stelle zum Brauen verwendet wird.
Der Braunkohlenabbau besteht seit 1842. Wie aus früheren Aus-
führungen ersichtlich ist, kommt die Braunkohle in Posen nicht selten vor.
Dennoch wollen sich große Werke mit umfangreichem Abbau schwer entwickeln.
Einerseits ist dies darauf zurückzuführen, daß die Lagerung der Braunkohlen-
flöze nicht so regelmäßig, mächtig und ausgedehnt ist, wie in anderen Provinzenk
Neben Mulden kommen hier auch ziemlich steil einfallende Rücken und Sättel
vor. Die Mächtigkeit der Flöze bewegt sich nur zwischen 2—4 m, gegen
10—20 m in anderen Provinzen. Anderseits wird aber auch zu berücksichtigen
sein, daß große Werke sich nur an Hauptverkehrsstraßen (Eisenbahnen, Wasser-
straßen) und in der Nähe von Industriezentren entwickeln können, ein hin-
reichendes Anlagekapital von Anfang an vorausgesetzt. Diese Bedingungen
treffen aber zur Zeit auf die Posener Braunkohlenwerke noch nicht zu. —
Bis jetzt hat die Provinz folgende Braunkohlengruben: Moltke bei Crone a./B.
(mit Brikettfabrikation), Gut Glück im Kreise Meseritz, Klara bei Zirke, Kreis
Birnbaum und Gustavus bei Neu-Zattum, Kreis Birnbaum. Keiner dieser
Braunkohlenbetriebe bringt jährlich wesentlich über 10000 t zum Abbau.
Die Gesamtproduktion dieser Gruben belief sich in dem Jahrzehnt 1892/01
aus 216 974 t Kohlen.
Die Salzgewinnung beschränkt sich auf die Betriebe der „Königlichen
Saline" und der „Steinsalzbergwerks-Aktien-Gesellschaft" in Jnowrazlaw.
Beide produzieren Speise- und Viehsalz, jedoch das Steinsalzbergwerk in
höherer Menge. In diesem wurden 1900: 41848 t, in der Saline nur
21021t gefördert. Die Hauptabsatzgebiete siud Posen, West- und Ostpreußen
und Rußland.
Das Gipsberg werk Wapno bei Exin arbeitet an dem Abbau eines
Gipslagers, das nach amtlichen Bohrungen ein Gebiet von 25 da umfaßt
und eine Mächtigkeit von 129,5 m besitzt. Unter dem Gipslager befindet sich
außerdem ein großes Steinsalzlager. Die Produktionsfähigkeit der Betriebe
beläuft sich gegenwärtig täglich auf 1500 Ztr. Stuckgips und 1000 Ztr.
Düngergips, außer den Gipssteinen, die lose, d. h. unverarbeitet, zum Versand
kommen. Das Absatzgebiet umfaßt die Provinzen Posen, Ost- und West-
preußen, Pommern, Schlesien, einen Teil von Brandenburg und Rußland.
Iii. Kandel und Werkehr fördern namentlich die Eisenbahnen, die
Wasserwege und das Postwescn.
1. Eisenbahnen. Das Eisenbahnnetz der Provinz Posen hat sich in
neuester Zeit durch die Anlage neuer Schienenwege bedeutend entwickelt. An 1
1 Vergleiche die Veröffentlichungen der „Preußischen Geologischen Landesanstalt" über
das „Vorkommen nutzbarer Mineralien in der Provinz Posen" im Reichsanzeiger, Sept.1899.
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
TM Hauptwörter (100): [T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland]]
Extrahierte Personennamen: Crone Klara Gustavus
Extrahierte Ortsnamen: Polen England Amerika Posen Meseritz Posen Gipsberg Posen Pommern Schlesien Brandenburg
4. Wirtschaftliche Verhältnisse.
41
Da der Güterverkehr somit — abgesehen vom Weichselanteil des Brom-
berger Kanals — nach W. gravitiert, würde ein Anschluß der Posener
Wasserstraßen an den projektierten großen Mittellandkanal für die Posener
Binnenschiffahrt von größter Bedeutung sein. (Verkürzung des Wasserweges
zwischen den Posener Stationen einerseits und der Spree, Elbe und
Saale anderseits. Verbilligung der Schiffsfrachten. Steigerung des Schiffs-
verkehrs.)
Aber auch bereits jetzt haben die Wasserstraßen der Provinz einen schätzens-
werten Anteil am Posener Handel. Im Jahre 1900 wurden auf denselben
494907 t (einschl. Floßholz) Güter zu Tal (westwärts) und 140407 t zu
Berg (ostwärts) geschafft.1 Zu Tal gehen besonders Holz (66°/0), Getreide
(17 %) und Zucker und Melasse (10%);. zu Berg Stein- und Braunkohlen
(24%), Steine und Steinwaren (18%). Fast % des Güterverkehrs auf
den Wasserstraßen entfallen auf die Netze und den Bromberger Kanal.
Im Güterverkehr überhaupt (Eisenbahnen und Wasserstraßen» stehen Holz und
Getreide obenan. Dann folgen Kartoffeln, Steinkohlen, Kolonialwaren, Mauersteine,
Produkte der Zuckerindustrie, Roheisen, Düngemittel, Bier, Spiritus und Industrieartikel
der verschiedensten Zweige.
Der Holzhandel erfordert an Bau- und Nutzhölzern für das gesamte Deutsche
Reich eine jährliche Mehreinsuhr von durchschnittlich 3,» Mill. t im Werte von 174 Mill.mk.2.
Davon liefert Rußland allein 421/2%, Österreich 34%. Da nun die Provinz Posen
allein aus Rußland an Floßholz über % Mill. t einführt (wozu noch etwas im Bahn-
verkehr kommt), so vermittelt sie mindestens % der Gesamteinfuhr an Holz
für das Deutsche Reichs
Der Getreidehandel der Provinz Posen ergab im Jahre 1900 an
Roggen und Weizen allein eine Mehrausfuhr von 220754 t. Dazu kam eine
Ausfuhr von 35500 t Getreide auf dem Wasserwege gen Westen und eine
starke Ausfuhr an Nahrungsmehl. Der Regierungsbezirk Posen gravitiert
mit seinem Getreide- und Mehlverkehr nach Schlesien und zum Teil nach
Sachsen, der Regierungsbezirk Bromberg nach Pommern, Danzig, Berlin,
Hannover ltitb Thüringen.
3. Der Postverkchr spielt im modernen Kulturleben eine sehr wichtige
Rolle. Den großartigen Aufschwung verdankt das Pvstwesen namentlich der
Benutzung von Eisenbahnen und Telegraphen im Postdienst, sowie mannigfachen
Postreformen. Den Anteil der Provinz am deutschen Postverkehr zeigen
folgende Angaben: Im Jahre 1900 hatte Posen an eingelieferten und ab-
gegangenen Briefen. Postkarten, Drucksachen und Warenproben 120890300
Stück1 * * 4, an Briefen und Paketen mit Wertangabe 578339, an Paketen
7 401 439 Stück, an Telegrammen 1944148-'. Die Sendungen durch Post-
anweisungen beliefen sich ans 431,3 Mill. Mk., abgesehen von den 1,6 Mill.
Postnachnahmen und Postaufträgen. — Telephonanschlüsse bestehen bis nach
Berlin, Danzig, Thorn, Königsberg, Stettin und Breslau.
Die Verwaltung des Postwesens geschieht durch die beiden Oberpost-
direktionen Posen und Bromberg, die dem Reichspostamt in Berlin unter-
1 Bergl. die Berichte der Posener und der Bromberger Handelskammer für 1900.
- Statistisches Jahrbuch für 1899.
Bromberger Handelskammer.
4 1900 Deutsches Reich: 5832095090.
Deutsches Reich 1900 ca. 70 Mill.
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel]]
TM Hauptwörter (200): [T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T3: [Hebel Last Brief Ende Gewicht Rolle Gleichgewicht Punkt Seite Fig], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T101: [Baumwolle Kaffee Tabak Getreide Reis Zucker Holz Ausfuhr Wein Zuckerrohr]]
Extrahierte Ortsnamen: Schlesien Sachsen Pommern Danzig Berlin Hannover Berlin Danzig Thorn Königsberg Stettin Breslau Bromberg Berlin
21
Nahrungsquellen und Erzeugnisse.
Schweinezucht. Obstbaumzucht und Gemüsebau haben neuerdings bedeutende
Fortschritte gemacht; Bienenzucht war von jeher eine Lieblingsbeschäftigung
der Landleute.
Angebaut werden Weizen, Roggen. Gerste, Hafer, Hülsenfrüchte, Raps, Lupi-
nen, Kartoffeln und Rüben, auch Flachs und Tabak. Welches sind fruchtbare
Getreidegegenden der Provinz? Wo wird Hopfenbau, wo Weinbau in
großem Maßstabe betrieben? Welche Gegenden liefern viel Heuertrag? —
Rinder hat man gegen 580000 gezählt; gutes Rindvieh hat das Netze- und
Obrabruch. Das kleine polnische Pferd macht immer mehr dem kräftigen deut-
schen Pferde Platz. Schafe (namentlich in den Kreisen Schrimm, Schroda,
Wreschen, Pleschen) finden sich an 2.7 Millionen, Schweine gegen 320000.
In wasserreichen Gegenden blüht die Gänsezucht, und Flüsse und Seen laden
zum Fischfang ein. An seltenem Wild kommt in den Westgebieten der Provinz
die Trappe vor.
Viele Bewohner erwerben ihren Unterhalt auch durch Forstarb eiten,
Torfstich und in ländlichen Fabriken, als Zuckerfabriken (16), Ziegeleien,
Kalköfen, Glashütten, Spiritnsbrennereien, Bierbrauereien und Mühlenwerken.
Wo wird Salz, wo werden Braunkohlen gewonnen? —In den größern Städten
haben Gewerbfleiß, Handel und Fabrikthätigkeit ihre Heimstätte. Nenne
Fabriken in größern Städten! Vergleiche die Fabrik- und Gewerbthätigkeit
unserer Provinz mit denen der West-Provinzen! —Handel und Verkehr för-
dern die zahlreichen Vcrkehrsstraßen, als Chausseen, die beiden Fluß-
wasserstraßen und das Eisenbahnnetz.
Die Hauptknotenpunkte des Verkehrs sind die Städte Posen und Bromberg.
Bis jetzt hat die Provinz folgende Bahnstrecken: 1. Die Ostbahn, von Kreuz
über Bromberg nach Dirschau und Thorn, mit den Zweigbahnen Bromberg -
Fordon und Nakel-Gnesen. 2. Die oberschlesische Bahn mit den
Zweigstrecken Schrimm und Lissa-Glogau. 3. Die Posen-Belgarder
Bahn (über Schneidemühl) mit der Zweigstrecke Rogasen-Jnowrazlaw.
4. Die Posen-Thorner Bahn mit den Zweigstrecken Jnowrazlaw-Brom-
berg und Jnowrazlaw-Kruschwitz. 5. Die Posen-Stargarder Bahn
mit der Zweigstrecke Rokietnica-Birnbaum. 6. Die märkisch-Posener
Bahn mit den Zweigstrecken nach Grätz, Wollstein, Frankfurt und Mese-
ritz-Birnbaum. 7. Die Posen-Kreuzburger Bahn über Jarotschin und
Kempen nach Schlesien, mit den Zweigstrecken Jarotschin-Li ssa und Ostrowo-
Lissa. 8. Die Öls-Gnesener Bahn mit der Kreuzungsstrecke Posen-
Stralkowo. 9. Die Öls-Warschauer Bahn über Wilhelmsbrück.
Welche Erzeugnisse kann die Provinz ausführen? Welche Waren müssen
eingeführt werden? — Der Wohlstand der Provinz leidet seit mehreren Jahr-
zehnten — wie dies auch in andern deutschen Ländern der Fall ist — bei der
durchaus nicht dichten Bevölkerungsmasse unter einer verhältnismäßig sehr starken
Auswanderung. So wanderten im Zeitraum von 1871—1884 aus Posen
im ganzen 118400 Personen aus, und in den Jahren 1880—1884 kamen
jährlich auf 10000 Einwohner 87 Auswanderer. Diese hohen Verhältniszahlen
in der Auswanderung werden nur noch von wenigen andern deutschen Ländern
übertroffen. In den meisten Fällen ist das Ziel der Auswanderer Nordamerika.
Gegenwärtig steht dieser überseeischen Auswanderung eine Einwanderung
süddeutscher Ansiedler gegenüber.
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Volksschule
Regionen (OPAC): Brandenburg, Hohenzollern, Pommern, Posen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Die Bewohner des Landes und ihre Beschäftigungen.
15
penstusen, Grabsteine und andere Steinhauerarbeiten gefertigt. Bei
Löwenberg, Leobschütz und Rybnik giebt es beträchtliche Lager von
Gyps, der zum Düngen der Felder und zur Anfertigung von aller-
lei Figuren verwendet wird. Unter dem aus Thon bereiteten Geschirr
ist das Bunzlauer weit und breit berühmt. Noch wichtiger ist die
Glasbereitung, welche in mehr als 20 Glashütten erfolgt, von denen
die in Schreibershau, Friedrichsgrund und Rückers bei Reinerz die
wichtigsten sind. Sie liefern Erzeugnisse der verschiedensten Art, die
zum Theil von Glasschneidern und Glasschleifern noch schön und
künstlich geschliffen werden.
5. Die Aewohner dcg Landes und ihre Keschästigungcn.
Schlesien zahlt über 3 Millionen Einwohner, und da seine Bo-
denfläche mehr als 740 Quadratmeilen mißt, so würden durchschnitt-
lich auf der Quadratmeile über 4000 Seelen wohnen. Aber nicht
alle Landstriche sind gleich dicht bevölkert; während in den Gegenden
des Eulengebirges 8—9000 Menschen aus die Quadratmeile kommen,
sind in der nordwestlichen Lausitz nur etwa 2000 auf gleichem Raume
zu finden. Die meisten Bewohner sind deutschen Stammes. Auf
der rechten Oderseite bilden in Oberschlesien und auch im nordöstlichen
Theile Mittelschlesiens die Polen die Hauptbevölkerung. Sie haben
die Sitte und Sprache ihrer Väter beibehalten und sind meist Be-
kenner des römisch-katholischen Kirchenglaubens. Die Anhänger dieser
Kirche machen in Oberschlesien in Mittelschlesien % und in Nie-
derschlesien % der Bevölkerung aus; ihre Anzahl ist wenig geringer
als die der Evangelischen (l’/2 Million), zu denen auch die Ge-
meinden der mährischen Brüder (zu Gnadenfeld, Gnadenfrei,
Gnadenberg, Neusalz und Niesky) und die der Hussitten gehören,
welche einzelne Dörfer um Sttehlen, in der Grafschaft Glaz k. irme
haben. Juden werden an 30,000 gezählt, die zur Hälfte in Ober-
schlesien wohnen und daselbst in einzelnen Städten wie Zülz, Gleiwitz,
Beuchen rc. ansehnliche Genossenschaften bilden.
In Goldberg, Liegnitz, Neurode, Festenberg rc. bildet die Tuch-
bereitung ein Gewerbe, das von jeher in großer Ausdehnung getrie-
den worden ist. Besonders blühend war es zu der Zeit, als die
Maaren nach Polen, Rußland, selbst nach China abgesetzt werden
konnten. Die dazu nöthige Molle liefert das Land in reichem Maße
und von vorzüglicher Güte, da die Schafzucht ausgezeichnet ist und
von den 3 Millionen ganz und halb veredelten Schafen jährlich gegen
50,000 Centner Molle erzeugt, die allermeist ans den großartigen
Mollmärkten Breslau's zum Verkauf ausgeboten wird. Auf der Oder,
den Eisenbahnen und durch Fuhrleute geht viel Getreide nach Ober-
schlesten und in das Gebirge, daher werden in Neiße, Frankenstein,
Schweidnitz, Jauer, Liegnitz, Görlitz rc. allwöchentlich ansehnliche Ge-
treidemärkte gehalten, auf denen das Getreide von Händlern ausge-
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TM Hauptwörter (200): [T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch]]