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1. Die Provinz Posen - S. 3

1898 - Breslau : Hirt
Die Prov'uy Posen. Lage. Die Provinz Posen ist eine der zwölf Provinzen des prenßi- schen Staates und liegt in dem östlichen Teile desselben. Grenzen. Sie grenzt im Norden an die Provinz Westpreußen (Regiernngs- bezirk Marienwerder), im Osten an Rußland, im Süden an die .Provinz Schlesien, im Westen an die Provinz Brandenburg (Regie- rungsbezirk Frankfurt a. d. Oder). Im Nordosten bildet auf eine kurze Strecke die Weichsel, im Osten die Prosna, im Süden der Landgraben und im Nordwesten die Drage die natürliche Grenze. Größe. Die Provinz Posen umfaßt eine Größe von 28 956 qkm und hat eine Bevölkerung von 1 828 653 Einwohner. Der Größe nach nimmt sie die 6., der Einwohnerzahl nach die 8. Stelle unter den Provinzen des preußischen Staates ein. Die größte Ausdehnung von Norden nach Süden (vom Eintritt des Zempel- burger Wassers in die Brahe bis in die Südspitze des Kreises Kempen) beträgt etwa 260 km und die größte Entfernung von Osten nach Westen (in der Richtung von Jnowrazlaw und Schwerin a. W.) etwa 222 km. Die nördlichste Stadt ist Krone a. Br., die süd- lichste Kempen, die östlichste Argenau und die westlichste Blesen. Bodengestalt. Die Provinz, ein wellenförmiges Flachland, liegt im nord- deutschen Tieflande, und zwar zwischen den beiden Landrücken des- selben. Der norddeutsche Landrücken tritt mit ziemlich hohem Abfall von Norden her an das Thal der Netze heran, während der schlesisch-polnische Landrücken aus Schlesien einige Höhenzüge nach dem südlichen Teile der Provinz hineinsendet, unter denen der in der südöstlichen Spitze (Kreis Schildberg) bis über 200 m ansteigt. Der innere Teil der Provinz ist eine Ebene von durchschnittlich 80 bis 120 m Höhe. Sie wird von dem Flnßlaufe der Warthe, Netze und Obra in einer tieferen Einsenkung durchzogen. Die Wasserscheide zwischen der Oder (Netze) und der Weichsel bildet 1*

2. Die Provinz Posen - S. 11

1898 - Breslau : Hirt
— 11 — Ein ausgedehntes Kalklager erstreckt sich in der Richtung von Pa- kosch und Bartschin bis nach Schubin. Bisher ist es in zwei größeren Brüchen, Wapienno bei Bartschin und Hansdorf bei Pa- kosch, aufgedeckt; bei Wapienno befindet sich auch ein Kalkbrennofen. Braunkohlen finden sich längs der Warthe von Obornik bis Schwerin, bei Fordon und Krone a. Br. und in den Thälern zwischen Reisen und Gostyn; in letzter Zeit ist auch in unmittelbarer Nähe von Posen ein mächtiges Braunkohlenlager entdeckt worden. Torf ent- halten die Niederungen in unerschöpflichen Lagern. Bernstein, den man sonst nur an der oft- und westpreußischen Küste findet, kommt in kleinen Stücken in den Gegenden zwischen Weichsel und Netze beim Graben nicht selten vor. An Bausteinen fehlt es in der Provinz nicht. Gewaltige Blöcke (erratische), auch Findlinge genannt, die hauptsächlich aus Granit, seltener aus Gneis oder Glimmer- schiefer und noch seltener aus Basalt bestehen, sind in manchen Gegenden nicht selten. Kleinere Steine dieser Art sind auf den Feldern oft so zahlreich, daß sie dem Anbau hinderlich werden; sie finden ihre Verwendung bei dem Bau der Kunststraßen. Alle Wandersteine sind auf Eis aus den Gebirgen Schwedens und Nor- wegens zu uns herübergekommen zu einer Zeit, als die Erdober- fläche anders beschaffen war als jetzt. Das Eis schmolz und die Steine blieben auf dem Boden liegen. Bewohner. Die Bewohner der Provinz Posen sind ihrer Abstammung nach zur Hälfte deutsch, zur Hälfte polnisch. Die Deutschen wohnen in überwiegender Zahl in den Städten und im Norden und Westen der Provinz; im Süden und Osten ist die Bevölkerung meist pol- nischer Herkunft. Die Deutschen sind schon frühzeitig in die Pro- vinz eingewandert. Die ersten deutschen Einwanderer kamen schon im 12. und 13. Jahrhundert zur Zeit der Piasten, welche große Vorliebe für deutsches Wesen zeigten, aus den zunächst gelegenen Ländern hierher. Noch größer war der Zuzug von deutschen Ein- Wanderern in dem Zeitalter der Reformation, in welcher Zeit viele Deutsche der Religion wegen in ihrem Vaterlande bedrängt wurden. Hier wurden sie von dem Adel infolge ihrer Arbeitsamkeit und ihres Gewerbfleißes gern aufgenommen, und durch sie entstanden

3. Die Provinz Posen - S. 12

1898 - Breslau : Hirt
— 12 — die zahlreichen Hauländereien, welche in allen Teilen der Provinz zerstreut liegen; auch viele Städte und Dörfer, namentlich längs der schleichen Grenze, verdanken ihnen ihre Entstehung. Zu süd- preußischen Zeiten begann ein dritter Abschnitt deutscher Einwände- rung, der bis auf die heutige Zeit fortdauert. Damals rief die preußische Behörde deutsche Kolonisten aus Württemberg und Bayern ins Land, um den vernachlässigten Ackerbau zu heben und entwässerte Bruchgegenden urbar zu machen. Ihre Nachkommen leben heute noch als sogenannte „Bamberger" unter uns; sie haben bis jetzt ihre eigentümliche Tracht und ihre Sprache beibehalten. In letzter Zeit sind auf Veranstaltung unsres fürsorglichen Staates eine An- zahl bisher im polnischen Besitz gewesene größere Rittergüter durch eine staatliche Behörde, die Ansiedelungskommission, angekauft und in kleinere Bauerngüter zerstückelt worden. Es ist dadurch vielen Landleuten aus den westlichen Provinzen unsres Vaterlandes Ge- legenheit geboten, sich unter sehr günstigen Bedingungen hier Grund und Boden zu erwerben und einen dauernden Familiensitz zu gründen. Die Bewerbungsgesuche um derartige Liegenschaften bei der „An- siedelungskommission" gehen so zahlreich ein, daß bei weitem nur ein kleiner Teil Berücksichtigung finden kann. In Bezug aus das religiöse Bekenntnis gehört fast 1/3 der Bewohner der evangelischen Landeskirche an; rund 2/3 sind katho- lisch, mehr als 50 000 sind jüdisch und etwas über 1000 gehören anderen Bekenntnissen an. Die inneren Angelegenheiten der evan- gelischen Kirche der Provinz werden von dem königlichen evange- tischen Konsistorium zu Posen geleitet; die Katholiken gehören zum Erzbistum Gnesen-Posen, an dessen Spitze der Erzbischof von Posen steht, mit Ausnahme des Dekanats Fordon, das dem Bistum Kulm unterstellt ist. Die Hauptmasse der Bevölkerung beschäftigt sich mit Acker- bau. In den Teilen der Provinz, welche vorwiegend deutsche Be- völkerung haben, wohnen in einzelnen Dörfern recht wohlhabende Bauern. In den Dörfern mit polnischer Bevölkerung ist seit preußischer Zeit ein großer Fortschritt wahrnehmbar. Die früher leicht gebauten, aus Lehm und Fachwerk hergestellten und mit Stroh gedeckten Wohn- und Wirtschaftsgebäude haben einfachen, aber festen Bauten Platz gemacht; die ehemals planlos und zerstreut liegenden

4. Die Provinz Posen - S. 13

1898 - Breslau : Hirt
— 13 — Häuser der Dörfer sind näher zusammengerückt und an Stelle der namentlich zur Zeit des Herbstes und Frühjahrs fast grundlosen Wege führen jetzt feste, gepflasterte oder ausgeschüttete Straßen durch die meisten Ortschaften. Und das hat vor allem die von unfrer weisen Staatsregierung angeordnete Regelung der bäuerlichen und gutsherrlichen Verhältnisse bewirkt, wodurch das Abhängigkeits- Verhältnis des Bauern zum Gutsherrn gelöst und ersterer in den unbeschränkten Besitz seiner Liegenschaften gekommen ist; zum andern Teil sind diese wahrnehmbaren Fortschritte in jeglicher Beziehung die segensreichen Erfolge der Einflüsse, welche die Verwaltungsbe- Hörden, die Einwanderer und die Schule auf das eingesessene Volk ausgeübt haben. Die Fabriken, der Hopfenbau verdanken ihre Ent- stehung und Unterhaltung fast ausschließlich deni Geist und dem Kapital der Deutschen. Die Industrie ist nur in einigen Orten beträchtlich und hat in den letzten Jahren einen größeren Aufschwung genommen. Sie erstreckt sich auf Herstellung von Maschinen, Glaswaren, Papier, Stärkezucker und Stärkemehl, Rübenzucker und Schnupftabak. Groß ist die Anzahl der Brennereien und Brauereien; 124 der letzteren erzeugen obergäriges und 18 untergäriges Bier. Einen großen Absatz auch außerhalb der Provinz hat das Grätzer Bier. In der königlichen Saline bei Jnowrazlaw wird aus salzhaltigem Wasser (Sole) Kochsalz gewonnen. Künstlicher Dünger, der in der Landwirtschaft in neuester Zeit eine immer weiter gehende Ver- Wendung findet, wird in den chemischen Düngerfabriken zu Jerfitz bei Posen und zu Schneidemühl hergestellt. Nicht unbedeutend ist die Anzahl der Ziegeleien und Mahlmühlen, welche mit Dampf betrieben werden. In den 16 in der Provinz Posen liegenden Zuckerfabriken wird aus Zuckerrüben Rohzucker gewonnen; drei derselben, Fraustadt, Schroda und Kujawien bei Amsee, sind indes so eingerichtet, daß sie auch weißen Zucker herstellen können. Eine Sodafabrik befindet sich zu Montwy und eine Zementfabrik bei Bromberg. Der Mittelpunkt des Handels und Verkehrs ist die Stadt Posen; ihre Lage mitten in der Provinz, die schiffbare Warthe und die vielen Kunststraßen und Eisenbahnen, die sich hier kreuzen, kommen ihr dabei außerordentlich zu statten. Auch Bromberg treibt

5. Die Provinz Posen - S. 19

1898 - Breslau : Hirt
— 19 — Die Provinz Posen ist behufs eingehender und besserer Ver- waltung in zwei Regierungsbezirke, Posen und Bromberg, ein- geteilt. An der Spitze der Regierungsbezirke ^stehen die königlichen Regierungen, deren Vorsteher die Regierungspräsidenten sind. Jeder Regierungsbezirk zerfällt wiederum in Kreise und diese in Polizei- distrikte. Die Provinz Posen umfaßt 42 Kreise, von denen 40 landrätliche Kreise, d. h. solche, die von Landräten verwaltet werden, und zwei Stadtkreise (Posen und Bromberg) sind. Die Verfassung der Städte ist durch die Städteordnung ge- regelt. An der Spitze der städtischen Verwaltung steht als aus- führende Behörde der Magistrat; beratende Behörde ist die Stadt- verordnetenkörperschaft. Ein anderer wichtiger Gegenstand der Verwaltung ist die Rechtspflege. Nach der neuen Gerichtsverfassung vom 1. Oktober 1879 bildet die Provinz Posen den Bezirk des Oberlandesgerichts Posen. Die Gerichte der untersten Stufenfolge sind die Amtsgerichte. Sie befinden bei Streitigkeiten in Bezug auf Besitztum bis zu dem Wertbetrage von 300 Jfo\ ferner entscheiden sie bei Streitigkeiten zwischen Herrschaft und Gesinde, Vermieter und Mieter u. s. w.; desgleichen führen sie das Grundbuch, das Handelsregister und leiten das Bankrott-, Vormuudschasts-, Erbschasts- und Testaments- verfahren. Mit jedem Amtsgericht ist ein Schöffengericht verbunden; dasselbe besteht aus einem Amtsrichter und zwei aus den Einsassen des Amtsgerichtsbezirks gewählten Schöffen. Es entscheidet über kleinere Vergehen. Streitigkeiten über Gegenstände, deren Wert den Betrag von 300 J(o übersteigt, und größere Vergehen werden bei den Land- gerichten abgeurteilt; desgleichen können Beschwerden und Berufungen gegen Urteile der Amts- und Schöffengerichte dort eingebracht werden. In diesem letzteren Falle sind die Landgerichte Gerichte der zweiten Stufenfolge. Bei den Landgerichten treten in be- stimmten Zeiträumen die Schwurgerichte zusammen, denen die Ab- urteilung bestimmter Vergehen zusteht. Landgerichte befinden sich zu Posen, Ostrowo, Lissa, Meseritz, Schneidemühl, Bromberg und Gnesen.

6. Landeskunde der Provinz Sachsen und des Herzogtums Anhalt - S. 19

1890 - Breslau : Hirt
Die Bevölkerung und ihre Einrichtungen. 19 durch Branntweinbrennerei sind Nordhausen und Quedlinburg berühmt. — Von andern Fabriken nennen wir solche für: Panzerplatten (Buckau), Tuche (Burg und Calbe). Kattun (Eilenburg), Thonwaren und Porzellan (Neuhaldensleben, Ziesar, Buckau, Bitterfeld), Papier (Kröllwitz, Calbe), Leder und Handschuhe (Halberstadt und Neuhaldensleben). Eine so große Ergiebigkeit des Bodens und so reges Großgewerbe muß notwendigerweise einen starken Handelsverkehr zur Folge haben. Die Erzeugnisse gehen meistens aus der Provinz hinaus, wofür andere notwendige Waren eingeführt werden. Hierunter sind zu nennen: Kolonialwaren aller Art, Tuche, Leinwand, Seide, Kohlen aus Böhmen, Salz, Eisenwaren, Steinöl. Die Hauptmärkte sind von alters her Magdeburg, Halle, Erfurt, welche durch ihre Lage zu dieser Bedeu- tung schon in sehr srüher Zeit gelangten. Für Zucker und Zichorien ist Magdeburg der Hauptmarkt in ganz Deutschland. Die natürlichen Verkehrswege bilden von alters her die Elbe und die Saale, dazu tritt das dichte Netz der Landstraßen und Eisenbahnen. Jetzt durchschneiden eine Menge Eisenbahnlinien die Provinz in den verschie- densten Richtungen; ihre Hauptknotenpunkte sind Stendal, Magdeburg, Halle. Die erste Strecke wurde vor 50 Jahren (1839) zwischen Magdeburg und Schönebeck eröffnet. Es giebt jetzt in der Provinz Sachsen 2077,25 km Eisenbahnen, also kommen bei 25249,97 qkm Flächenraum 8,23 km auf 100 qkm Fläche und bei 2473533 Ew. 8,40 km aus 10000 Ew., während im Königreich Preußen, 6,72, im deutschen Reich 7,4 auf 100 qkm Fläche und in elfterem 8,14, in letzterem 8,6 km auf 10000 Ew. fallen. Das Herzogtum Anhalt hat 247,57 km Eisenbahnen, also kommen bei 2347,35 qkm und 253959 Ew. 10,54 auf 100 qkm Fläche und 9,75 auf 10000 Ew. Der Postverkehr wird geleitet von den Oberpostdirektionen zu Magdeburg (zu der auch Anhalt gehört), Halle und Erfurt (die auch einen Teil der thüringischen Staaten umfaßt). In der Direktion Magdeburg kommt eine Postanstalt auf 27,4 qkm und 2444 Ew.; eine Telegraphenanstalt aus 44,9 qkm und 3995 Ew. In der Direktion Halle kommt eine Postanstalt auf 21,9 qkm und 2184 Ew.; eine Telegraphenanstalt auf 46,2 qkm und 4615 Ew. In der Direktion Erfurt kommt eine Postanstalt auf 24,2 qkm und 2441 Ew.; eine Telegraphenanstalt auf 42 qkm und 4269 Ew. 4. Staatliche Einrichtungen. A. Provinz Sachsen. Die staatliche Verwaltung der Provinz wird geleitet vom Oberpräsidenten, unter dem zunächst die Regierungspräsidenten die Leitung der Regierungsbezirke haben; an der Spitze der Kreise stehen Landräte. Daneben Bezirksausschüsse und Kreisausschüsse. Die nicht staatlichen Angelegenheiten (Straßenbau und Wohlthätigkeitsanstalten, Kranken- und Erziehungswesen, wissenschaftliche Unternehmungen n. s. w.) werden vom Provinzial-Landtag besorgt, der aus 116 Mitgliedern besteht. Dieser wählt den Landesdirektor und den Provinzial-Ansschnß (15 Mitglieder). Die Altmark hat noch einen eigenen Kommunal-Landtag zu Stendal. Für die Rechtspflege sorgt das Oberlandesgericht zu Naumburg, Laudgerichte zu 2*

7. Landeskunde der Provinz Sachsen und des Herzogtums Anhalt - S. 6

1890 - Breslau : Hirt
6 Landeskunde der Provinz Sachsen und des Herzogtums Anhalt. (nach der Zählung vom Jahre 1885). Während der Größe nach also Sachsen die 9. Stelle unter den preußischen Provinzen einnimmt, hat es seiner Ein- wohnerzahl nach die 4. Stelle (Schlesien, Brandenburg mit Berlin und die Rheinprovinz sind stärker bevölkert). Die Provinz, an deren Spitze ein Ober- Präsident steht, zerfällt in die 3 R.-B. Magdeburg, Merseburg und Erfurt; au der Spitze eines jeden steht ein Regiernngs-Präsident, die R.-B. zer- fallen in Kreise unter der Verwaltung eines Landrats. 1. Der Regierungsbezirk Magdeburg hat! 11512,86 qkm mit 989716 Ew. — 859 auf 10 qkm — und zerfällt in 15 Kreise. 2 Der Regierungsbezirk Merseburg hat' 10207,06 qkm mit 1027228 Ew, — 1006 auf 10 qkm — und zerfällt in 17 Kreise. 3. Der Regierungsbezirk Erfurt hat! 3529,61 qkm mit 411379ew. — 1166 auf 10 qkm — und zerfällt in 11 Greife. Das Herzogtum Anhalt hatl 2294,36 qkm mit 248166 Ew. — 1080 auf 10 qkm —, übertrifft also die Provinz Sachsen sehr an Volksdichte. Es zerfällt in 5 Kreise, an deren Spitze Kreisdirektoren stehen. Ii. Landschaftskunde. Die Provinz Sachsen ist von allen preußischen Provinzen die am meisten zerrissene. Der nördliche Teil, welcher den R.-B. Magdeburg umfaßt, bildet allerdings ein zusammenhängendes Ganze, aber er ist im S. durch das Her- zogtum Anhalt vielfach eingezackt und hängt nur durch einen schmalen Streifen (bei Aschersleben), der wiederum Anhalt in 2 große Teile scheidet, mit dem R.-B. Merseburg zusammen. Ein Stück von Anhalt (Grafschaft Mühlingen) liegt als Enklave^) im R.-B. Magdeburg, wogegen kleine preußische Gebietsteile von Anhalt umschlossen sind. Auch eine Braunschweigische Enklave (Calvörde) findet sich innerhalb dieses R.-B. Noch mehr fremde Gebietsteile umschließen die beiden südlichen R.-B.: Teile von Weimar (Allstedt) und Schwarzburg- Rudolstadt (Frankenhausen), sowie die Hauptmasse vou Schwarzburg-Souders- hausen. Dafür liegen die Kreise Schleusiugeu und Ziegenrück gesondert weit nach S. vorgeschoben. Im W. werden die Provinz Sachsen und Anhalt vom Harz berührt. Dieser ist ein in sich fest abgeschlossenes Massengebirge von etwa eiförmiger Gestalt mit der größten Ausdehnung von N.w. nach S.o. (110 km); der Querdurchmesser beträgt nur 30 km. ■sen, Jtappboile. Selke. mppra, jtusieoen. Längsschnitt durch den Harz von Seesen bis Eisleben. (Nach R. Aßinann.) Nach N.w. hin hat das Gebirge mehrere Vorstufen; es verflacht sich im *) Exklave nennt man ein von der Hauptmasse eines Landes getrenntes, in einem andern Staate liegendes Stück Land. Von jenem anderen Lande aus würde man es als Enklave bezeichnen.

8. Landeskunde der Provinz Sachsen und des Herzogtums Anhalt - S. 7

1890 - Breslau : Hirt
Landschaftskunde. 7 S.o. nach der Saale, während der S.w. gegen das Thüringische Hügelland :md der N.o. gegen das Tiefland scharf abgeschnitten sind. Das Gebirge bildet ein großes Hochland, dessen obere Platte sich allmählich in seiner ganzen Län- genausdehnung von N.w. nach S.o. sehr beträchtlich senkt. Dieser Umstand hat die gewöhnliche Scheidung in Ober- und Unterharz herbeigeführt, in- dem das Gebiet westlich vom Brocken dem Oberharz (Flußgebiet der Weser; Nadelholz überwiegend), östlich davon dem Unterharz (Flußgebiet der Elbe) zugerechnet wird. Hier überwiegt das Laubholz. In dieses Hochlaud sind die Thäler der Bäche tief eingeschnitten, während gewaltige Berge auf demselben emporragen. Am höchsten ist der Bro cken (Blocksberg), nahe dem Nordrande mit 1141 m über dem Meeresspiegel über die Grenze des Baumwuchses auf- steigend, der höchste Berg Mitteldeutschlands; er bildet mit einigen kleineren Bergen eine besondere Gruppe. Der Ramberg (Viktorshöhe) ebenfalls im Unterharz, 537 m, besteht wie der Brocken aus Granit, während sonst das Ge- birge meist aus Grauwacke besteht. Auch der Auersberg (Josephshöhe) ist ein Granitkegel von 575 in Höhe. Überschreiten wir von dem S.o.-Abhänge des Harzes ans die fruchtbare Thalebene der Helme, die goldene Aue, so kommen wir in das aus Trias (Buntfandstein, Muschelkalk, Keuper) bestehende Thüringische Hügelland, eine wellenförmige Senkung zwischen Harz und Thüringer Wald. Den nord- westlichen Teil bildet die rauhe Hochplatte des Eichsfeldes, welches der waldreiche Düu in einen nördlichen und einen südlichen Abschnitt zerlegt. Vom Eichsfelde aus laufen 5 Höhenzüge mit einer Durchschnittshöhe von 162 bis 227 m, unter sich und mit dem Harz und Thüringer Walde parallel bis zur Saale, welche bald eine festgeschlossene Kette bilden, bald nur einen losen Zusammenhang haben und vielfach von Flüssen durchbrochen sind. Die be- dentendsten dieser Züge sind der von Mühlhausen ausgehende, 470 in errei- chende Hainich, der bei Erfurt der Steiger (345 rn) heißt. Die Hainleite zwischen Wipper und Helbe, über 30 km lang und bis 461 m ansteigend, nimmt nach dem Durchbruch der Unstrnt (Sachsenburger Pforte) den Namen die Schmücke (326 m) an und heißt später die Finne (470 m) bis zur Saale bei Naumburg. Der dem Harz am nächsten liegende Zug, die Windlaite, hat feine höchste Erhebung im Kisfhäufer (470 m). Zwischen diesen Höhen- zügen find Mulden und Becken, mit Lehm und humusreichem Schlamm bedeckt, eingesenkt, von denen das thüringische Zentralbecken nördlich von Erfurt am Zusammenfluß der Gera und Unstrnt das bedeutendste ist. Erfurt verdankt der Lage in dieser weiten fruchtbaren Niederung zum großen Teil seine Be- deutung als Hauptort von Thüringen. Außerdem sind noch besonders frucht- bar die Unstrnt-Niederung bei Artern und die goldene Aue an der Helme. In den S.o.-Zipfel der Provinz, den Kreis Zeitz, sendet das sächsische Bergland seine letzten Ausläufer. Das ganze Gebiet östlich der Saale und nördlich vom Harz gehört dem Tieflande an, welches, wie der meist nach N.w. gerichtete Lauf der Flüsse beweist, sich in dieser Richtung senkt. Aus diesem ragen nur vereinzelte kleine Erhebungen hervor, wie die Porphyrfelfen an der Saale bei Halle (135 in), die Höhen bei Wettin (174 m), am höchsten der Petersberg bei Halle (240 in Seehöhe). Auf dem rechten Elbufer zieht ein Teil des Südlichen Land- rückens, der rauhe i ud wasserarme Rücken des Flä-

9. Landeskunde der Provinz Posen - S. 6

1902 - Breslau : Hirt
B. Besondere Landschaftskunde. 6 4. Wevökkerung und Hrtskunde. Die Bevölkerung ist in den Ostkreisen ziemlich geschlossen polnisch und zu 80o/o katholisch. Westlich der Warthe gewinnt das Deutschtum in der Rich- tung nach W. immer mehr an Kopfzahl, und an der Brandenburger Grenze ist die Bevölkerung überwiegend oder auch durchweg deutsch. In den Kreisen w. der Warthe und im obern Obragebiet sind die Leute zu (>0% katholisch-, in den Grenzgebieten der untern Obra wächst die Anzahl der Evangelischen aus 50%, im Kreise Meseritz ans 60% und darüber. Die Hanptnahrungsgnellen sind die Landwirtschaft und mancherlei landwirt- schaftliche Industriezweige, als Branntweinbrennereien, Zucker- und Stärke- fabrikation, Müllerei, Ziegelei, Torfgewinnung, namentlich im Obrabrnch und an der Warthe bei Schwerin und Posen, Förderung von Grand, Kies und Pflastermaterial. Herstellung landwirtschaftlicher Maschinen und künstlicher Düngemittel. Handel und Verkehr knüpfen sich an die von Posen aus radienartig verlaufenden Eisenbahnen und an den Warthestrom. — Bergbau auf Braunkohlen in den Gruben „Gut Glück", Kreis Meseritz, „Gustavns", Kreis Birnbaum, und „Klara" bei Zirkel Das Warthe-und Obraland gehört größtenteils zum Regierungsbezirk Posen. Nur die östlichen Kreise der Posener Platte bis hinter Gnesen und Rogowo sind Teile des Regierungsbezirks Bromberg. 1. Im Regierungsbezirk Posen. a. An der Warthe. Posen, die Hauptstadt der Provinz, liegt zu beiden Seiten der Warthe. Die Lage der Stadt in der Mitte der ganzen Provinz und an einem schiffbaren Fluß bedingt größtenteils ihre geographische und politische Bedeutung. Mit ihren 117000 E.1 2 ist sie die bei weitem größte Stadt der Provinz, hat bedeutende Gewerbtätigkeit in allerlei Maschinen, in Eisenwaren, Leder, Dachpappen, Möbeln, Tabak u. a. m. und besitzt große Brauereien und Spritfabriken. Handel und Verkehr werden besonders durch die 7 Eisen- bahnstrecken, welche nach allen Gegenden der Provinz und über die Grenzen derselben hinaus führen, gefördert. Posen ist eine Festung ersten Ranges. Durch ihre Lage sichert sie die Herrschaft über die ganze Provinz und deckt die von Osten nach Berlin und Mitteldeutschland führenden Straßen. Zu den Festungswerken gehört auch ein Kranz von starken Forts (vergl. S. 57). Als Hauptstadt der Provinz und des Reg.-Bez. Posen ist die Stadt Sitz hoher Behörden, als: des Oberpräsidiums, des Oberlnudesgerichts, des General-Kommandos vom V. Armeekorps, des Konsistoriums, des Erzbischofs, der Ober- postdirektion, des Provinzial-Schulkollegiums, des Mediziual-Kollegiums, der Regierung für den Reg.-Bez. Posen, der Ansiedlungskommission für Posen und Westpreußen, der Provinzial-Steuerdirektion. — Der älteste Stadtteil, meistens von ärmeren Bolksklassen bewohnt, liegt auf dem rechteu Wartheufer. Hier erhebt sich auch der alte Dom, welcher die Gräber der beideu ersten christlichen Polenkönige birgt. Die eigentliche Stadt liegt auf dem liukeu Ufer. Sie weist regelmäßige, schöne Straßenanlagen und hervorragende Bauten auf, darunter das hochgetürmte Rathaus, die Kaiser Wilhelms-Bibliothek, das Provinzialmuseum, das neue Stadthaus, die Raczynskische Bibliothek mit 60000 Bünde», das neue Zeughaus, das Landgerichtsgebäude u. a. Die Stadt hat 6 evangelische und 17 katholische Kirchen, zahlreiche Wohltätigkeits- und Heilanstalten. An Bildnngsanstalten besitzt sie drei Gymnasien tvon denen das eine auch Oberrealschnlklasien hat), eine Bau- gewerkschule, eine Haushaltungs- und Gewerbeschule, eine Maschinenbauschule, ein königl. Lehrerinnenseminar, ein Priesterseminar, eine Taubstummenanstalt, vier Mittelschulen, mehrere höhere Mädchenschulen und eine größere Zahl von Volksschulen. Zu den schönsten 1 Vergl. S. 38. 2 Nach Einbeziehung der Vororte Jersitz, St. Lazarus und Wilda (1. April 1900) mit über 30000 E.

10. Landeskunde der Provinz Posen - S. 18

1902 - Breslau : Hirt
18 P>. Besondere Landschaftskunde 3. Per Wromöerger Kanak. Der Ban des Bromberger Kanals (vergl. S. 58) war der erste wichtige Schritt, den Friedrich der Große nach der Besitzergreifung des Netzebezirks für die Hebung des tiefgesunkenen Landes tat. Wo sich jetzt der Kanal mit seinen Schleusen und schönen Anlagen hinzieht, war damals ein großes Snmpfland mit vielen Morasten. Es gehörte zum alten Weichselbett und wies dem Kanal seine natürliche Richtung. Ans allen Teilen Deutschlands zog der König Tausende von Arbeitern dorthin, welche am 1. März 1773 unter der Aufsicht des Herrn von Brenkenhof mit dem Bau des Kanals begannen. Zwar kostete derselbe sehr viel Geld, und viele Arbeiter wurden krank und starben, weil sie oft tagelang bis unter die Arme in eiskaltem, übelriechendem Wasser stehen mußten, um das Kanalbett zu graben und feste Uferböschungen zu gewinnen. (Von 6000 Arbeitern starben gegen 1500.) Aber der König ließ nicht nach mit der Arbeit. Nach 16 Monaten war die Wasserstraße hergestellt. — Sehr viele Kanalarbeiter siedelten sich nach Beendigung des Werkes mit ihren Familien im Gebiete der Netze an und wurden fleißige Ackerbauer. Der Kanal geht in ziemlich gerader Richtung von Bromberg westlich bis Nakel. Er verbindet Brahe und Netze, demnach das Weichsel- mit dem Oder- gebiet. Seine Länge beträgt fast 30 km. Da einerseits der Wasserspiegel der Netze bei Nakel noch 20 m über dem der Brahe bei Bromberg liegt, anderseits der Kanal die Wasserscheide zwischen beiden Flüssen zu über- schreiten hat, so wurde die Anlage einer Anzahl von Schleusen werken nötig, in welchen die Schiffe und Flöße auf- oder abwärts steigen konnten. Das Kanalbett hat eine Senkung nach Bromberg und eine nach Nakel zu. Bei der 8. Schleuse ist der höchste Punkt der Kanalstrecke. Hier empfängt der Kanal sein Wasser ans der noch höher gelegenen obern Netze durch einen Speisekanal. Die ganze Kanalstrecke hat 10 Schleusenwerke, wovon 8 ans die Brahetreppe, 2 auf die Netzetreppe kommen. In den festgemanerten Schleusenraum führen zwei starke Tore, das eine von der hoch gelegenen obern Leitung des Kanals, das andere von der tief liegenden untern Kanal- strecke. In dem Schleusenraum geht das Durchschleusen der Schiffe und Flöße vor sich. Durch den Kanal wurde der Netzebezirk Durchgangsland für den Handel von Westen nach Osten. Auch für die eigenen Erzeugnisse, namentlich Getreide, bot sich nun die Möglichkeit des Absatzes. Durch beides wurde der Wohl- stand des Landstriches gehoben und die rasche Entwicklung einzelner Städte, vor allem Brombergs, gefördert. Der Kanal ist trotz der zahlreichen Bahn- strecken dieses Landstrichs eine wichtige Verkehrsstraße für den Holz- und Getreidehandel. Er bildet außerdem die Unterlage für 27 größere Gewerbe- unternehmen, die etwa 2500 Arbeiter mit über 1 Mill. Mk. Arbeitslöhnen im jährlichen Durchschnitt beschäftigen. Der weitaus größte Teil dieser Arbeiter sind Kolonisten ans dem Brahe- und Netzegebiet. •— Den Güter- verkehr auf dem Kanal veranschaulichen folgende Angaben: Im Jahre 1900 durchfuhren den Kanal 1914 beladene Fahrzeuge mit einer Ladung von 197 269 t Gütern (107612 t westwärts und 89657 t ostwärts), dazu 1245
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