Die Prov'uy Posen.
Lage.
Die Provinz Posen ist eine der zwölf Provinzen des prenßi-
schen Staates und liegt in dem östlichen Teile desselben.
Grenzen.
Sie grenzt im Norden an die Provinz Westpreußen (Regiernngs-
bezirk Marienwerder), im Osten an Rußland, im Süden an die
.Provinz Schlesien, im Westen an die Provinz Brandenburg (Regie-
rungsbezirk Frankfurt a. d. Oder). Im Nordosten bildet auf eine
kurze Strecke die Weichsel, im Osten die Prosna, im Süden der
Landgraben und im Nordwesten die Drage die natürliche Grenze.
Größe.
Die Provinz Posen umfaßt eine Größe von 28 956 qkm
und hat eine Bevölkerung von 1 828 653 Einwohner. Der Größe
nach nimmt sie die 6., der Einwohnerzahl nach die 8. Stelle
unter den Provinzen des preußischen Staates ein. Die größte
Ausdehnung von Norden nach Süden (vom Eintritt des Zempel-
burger Wassers in die Brahe bis in die Südspitze des Kreises Kempen)
beträgt etwa 260 km und die größte Entfernung von Osten nach
Westen (in der Richtung von Jnowrazlaw und Schwerin a. W.)
etwa 222 km. Die nördlichste Stadt ist Krone a. Br., die süd-
lichste Kempen, die östlichste Argenau und die westlichste Blesen.
Bodengestalt.
Die Provinz, ein wellenförmiges Flachland, liegt im nord-
deutschen Tieflande, und zwar zwischen den beiden Landrücken des-
selben. Der norddeutsche Landrücken tritt mit ziemlich hohem
Abfall von Norden her an das Thal der Netze heran, während der
schlesisch-polnische Landrücken aus Schlesien einige Höhenzüge nach
dem südlichen Teile der Provinz hineinsendet, unter denen der in
der südöstlichen Spitze (Kreis Schildberg) bis über 200 m ansteigt.
Der innere Teil der Provinz ist eine Ebene von durchschnittlich
80 bis 120 m Höhe. Sie wird von dem Flnßlaufe der Warthe,
Netze und Obra in einer tieferen Einsenkung durchzogen. Die
Wasserscheide zwischen der Oder (Netze) und der Weichsel bildet
1*
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Ein ausgedehntes Kalklager erstreckt sich in der Richtung von Pa-
kosch und Bartschin bis nach Schubin. Bisher ist es in zwei
größeren Brüchen, Wapienno bei Bartschin und Hansdorf bei Pa-
kosch, aufgedeckt; bei Wapienno befindet sich auch ein Kalkbrennofen.
Braunkohlen finden sich längs der Warthe von Obornik bis Schwerin,
bei Fordon und Krone a. Br. und in den Thälern zwischen Reisen
und Gostyn; in letzter Zeit ist auch in unmittelbarer Nähe von
Posen ein mächtiges Braunkohlenlager entdeckt worden. Torf ent-
halten die Niederungen in unerschöpflichen Lagern. Bernstein, den
man sonst nur an der oft- und westpreußischen Küste findet, kommt
in kleinen Stücken in den Gegenden zwischen Weichsel und Netze
beim Graben nicht selten vor. An Bausteinen fehlt es in der
Provinz nicht. Gewaltige Blöcke (erratische), auch Findlinge genannt,
die hauptsächlich aus Granit, seltener aus Gneis oder Glimmer-
schiefer und noch seltener aus Basalt bestehen, sind in manchen
Gegenden nicht selten. Kleinere Steine dieser Art sind auf den
Feldern oft so zahlreich, daß sie dem Anbau hinderlich werden;
sie finden ihre Verwendung bei dem Bau der Kunststraßen. Alle
Wandersteine sind auf Eis aus den Gebirgen Schwedens und Nor-
wegens zu uns herübergekommen zu einer Zeit, als die Erdober-
fläche anders beschaffen war als jetzt. Das Eis schmolz und die
Steine blieben auf dem Boden liegen.
Bewohner.
Die Bewohner der Provinz Posen sind ihrer Abstammung
nach zur Hälfte deutsch, zur Hälfte polnisch. Die Deutschen wohnen
in überwiegender Zahl in den Städten und im Norden und Westen
der Provinz; im Süden und Osten ist die Bevölkerung meist pol-
nischer Herkunft. Die Deutschen sind schon frühzeitig in die Pro-
vinz eingewandert. Die ersten deutschen Einwanderer kamen schon
im 12. und 13. Jahrhundert zur Zeit der Piasten, welche große
Vorliebe für deutsches Wesen zeigten, aus den zunächst gelegenen
Ländern hierher. Noch größer war der Zuzug von deutschen Ein-
Wanderern in dem Zeitalter der Reformation, in welcher Zeit viele
Deutsche der Religion wegen in ihrem Vaterlande bedrängt wurden.
Hier wurden sie von dem Adel infolge ihrer Arbeitsamkeit und
ihres Gewerbfleißes gern aufgenommen, und durch sie entstanden
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Die Provinz Posen ist behufs eingehender und besserer Ver-
waltung in zwei Regierungsbezirke, Posen und Bromberg, ein-
geteilt. An der Spitze der Regierungsbezirke ^stehen die königlichen
Regierungen, deren Vorsteher die Regierungspräsidenten sind. Jeder
Regierungsbezirk zerfällt wiederum in Kreise und diese in Polizei-
distrikte. Die Provinz Posen umfaßt 42 Kreise, von denen 40
landrätliche Kreise, d. h. solche, die von Landräten verwaltet werden,
und zwei Stadtkreise (Posen und Bromberg) sind.
Die Verfassung der Städte ist durch die Städteordnung ge-
regelt. An der Spitze der städtischen Verwaltung steht als aus-
führende Behörde der Magistrat; beratende Behörde ist die Stadt-
verordnetenkörperschaft.
Ein anderer wichtiger Gegenstand der Verwaltung ist die
Rechtspflege. Nach der neuen Gerichtsverfassung vom 1. Oktober
1879 bildet die Provinz Posen den Bezirk des Oberlandesgerichts
Posen.
Die Gerichte der untersten Stufenfolge sind die Amtsgerichte.
Sie befinden bei Streitigkeiten in Bezug auf Besitztum bis zu dem
Wertbetrage von 300 Jfo\ ferner entscheiden sie bei Streitigkeiten
zwischen Herrschaft und Gesinde, Vermieter und Mieter u. s. w.;
desgleichen führen sie das Grundbuch, das Handelsregister und
leiten das Bankrott-, Vormuudschasts-, Erbschasts- und Testaments-
verfahren. Mit jedem Amtsgericht ist ein Schöffengericht verbunden;
dasselbe besteht aus einem Amtsrichter und zwei aus den Einsassen
des Amtsgerichtsbezirks gewählten Schöffen. Es entscheidet über
kleinere Vergehen.
Streitigkeiten über Gegenstände, deren Wert den Betrag von
300 J(o übersteigt, und größere Vergehen werden bei den Land-
gerichten abgeurteilt; desgleichen können Beschwerden und Berufungen
gegen Urteile der Amts- und Schöffengerichte dort eingebracht
werden. In diesem letzteren Falle sind die Landgerichte Gerichte
der zweiten Stufenfolge. Bei den Landgerichten treten in be-
stimmten Zeiträumen die Schwurgerichte zusammen, denen die Ab-
urteilung bestimmter Vergehen zusteht. Landgerichte befinden sich
zu Posen, Ostrowo, Lissa, Meseritz, Schneidemühl, Bromberg und
Gnesen.
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Bahn, an welche sich hier die Öls-Gnesener und Gnesen-Nakeler
Bahn anschließen, zählt 20 500 Einw. und hat ein königl. Land-
gericht und Gymnasium und ein bischöfliches Priesterseminar. Zu
den Sehenswürdigkeiten der Stadt gehört die altertümliche Dom-
kirche mit zwei sehr hohen Türmen. Sie birgt eine Menge Kost-
barkeiten und Heiligtümer, u. a. das Grab des hl. Adalbert, des
Apostels der Preußen, dessen Gebeine der polnische Herzog Boleslaus
der Tapsere von den heidnischen Preußen losgekauft und hierher
gebracht haben soll. Aus einem Altar von Marmor befindet sich
ein silberner Sarg, der die Überreste des glaubenseisrigen Prager
Bischofs enthält; das Haupt desselben wird in einem reichverzierten
Reliquienschrein besonders ausbewahrt. Außerdem ruhen in der
Domkirche die Gebeine der mit dem Herzog Miesko oder Mieces-
laus vermählten frommen böhmischen Prinzessin Dombrowka, der
die Einführung des Christentums in Polen und Schlesien zu ver-
danken ist. Gnesen ist der Sitz eines Domkapitels und der bischöflichen
Behörden für die gleichnamige Diözese; in dem Priesterseminar
erhalten die angehenden katholischen Geistlichen ihre praktische Aus-
bildung. — Auch diese Stadt hat seit der Zeit, in der sie preußisch
ist, einen bedeutenden Ausschwung genommen. Sie besitzt eine
Maschinenbauanstalt und andre industrielle und gewerbliche An-
lagen; berühmt ist der im April jeden Jahres stattfindende Pferde-
markt. — Kletzko, zwischen zwei Seen gelegen, hat 1700 Einw.
9) Kreis Witkowo. 59 181 ha, 25330 Einw.
Witkowo, Ackerstädtchen in fruchtbarer Umgegend, zählt
1500 Einw. — Powidz, an dem gleichnamigen See, dicht an
der russischen Grenze gelegen, 1100 Einw. — Mieltschin, 500
Einw. — Schwarzenau, mit 1400 Einw., in fruchtbarer Gegend
an der Ols-Gnesener Bahn.
10) Kreis Mogilno 73 328 ha, 41281 Einw.
Mogilno, 3300 Einw., an der Posen-Thorner Bahn, ist
Sitz der Kreisbehörden. — Tremessen, 4800 Einw., in einer
hügeligen Gegend, mit einem königl. Progymnasium; die katholische
Pfarrkirche ist nach dem Muster der St. Peterskirche in Rom
gebaut und besitzt wertvolle Kirchengeräte. — Gembitz, mit 1000
Einw., ist ein kleines Ackerstädtchen. — Pakosch, am Austritt der
Netze aus dem langgestreckten Trlongsee, hat 2500 Einw. und
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entwickelt seit der Kanalisation der oberen Netze einen lebhaften
Handels- und Schiffsverkehr; das ehemalige Reformatenkloster hatte
durch die mit demselben verbundene Lateinschule einen bedeutenden
Ruf. — Nördlich von Pakosch, auf dem Gute Hansdorf, befindet
sich ein Kalksteinbruch, in dem 150 Arbeiter beschäftigt sind.
11) Kreis Strelno. 55 100 ha, 32 722 Einw.
Strelno, 4400 Einw., hat eine fruchtbare Umgebung, in der
viel Zuckerrüben gebaut werden; durch eine schmalspurige Eisen-
bahn, welche einerseits bis in die Nähe von Strelno und ander-
seits bis nach Sukowo führt, werden die Rüben der Zuckerfabrik
Kruschwitz zugeführt. — Krufchwitz, an dem gleichnamigen See,
mit 2200 Einw., war in früher Zeit Sitz der polnischen Herzöge
und der Bischöfe von Kujawien; auf dem rechten Ufer des Goplo-
sees steht jetzt noch die aus Quadersteinen erbaute Domkirche, welche
vor nicht langer Zeit mit bedeutenden Kosten von unsrer Staats-
behörde wieder hergestellt worden ist. Auf einer Insel im See
befinden sich noch die Ruinen des Mäuseturmes, an welchen sich
die bekannte Sage von dem bösen Popiel anknüpft, der von Mäusen
verfolgt und verzehrt worden fein soll. — Seit einigen Jahren
besteht in Kruschwitz eine Zuckerfabrik, von der aus eine fchmal-
spurige Eisenbahn bis nach Brudnia, im Kreise Jnowrazlaw, und
in die Nähe von Strelno führt. Auf dem Goplofee herrscht ein
lebhafter Schiffsverkehr. — An dem Bronislawer See, der durch
einen 3 km langen Schiffahrtskanal mit dem Trlongsee und dem-
gemäß mit den öffentlichen Wasserstraßen verbunden ist, liegt in
der Nähe des Dorfes Bronislaw die Fabrikniederlassung „Glück-
liches Oranien", in welcher Kartoffelstärke und aus der zurück-
bleibenden sogen. „Pülpe" Packpapier gefertigt wird.
12) Kreis Jnowrazlaw. 94 366 lia, 67 454 Einw.
Jnowrazlaw, die Hauptstadt der durch die große Frucht-
barkeit, insbesondere durch den Weizenbau sich auszeichnenden
Landschaft Kujawieu, liegt auf einer Anhöhe, welche von der Netze
aus sanft ansteigt, zählt 20 700 Einw. und hat ein königl. Gym-
nasium. Die zahlreichen Kunststraßen und Eisenbahnen, welche nach
allen Richtungen ausgehen und die Stadt verbinden, erleichtern die
Ausfuhr der reichen Bodenerzeugnisse, die hierher auf den Markt
gebracht werden. In geringer Entfernung von der Stadt liegt das
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12 Landeskunde der Provinz Sachsen und des Herzogtums Anhalt.
>saalthal, wo aus hohem Felsen die Ruine Giebichenstein (Sage von Ludwig dem Springer;
Herzog Ernst von Schwaben) und unten im Thals das Solbad Wittekind liegen.
An der Saale abwärts Wettin mit der Stammburg der sächsischen Fürsten. Hier
und in Löbejün am Petersberge Steinkohlen. In der Kirche auf dem Petersberge
die Grabstätte Konrads d. Gr. von Wettin. Rothenburg a. S., Kupferhammer.
2. Die Grafschaft Mansfeld gehörte teils zu Sachsen, teils zu Preußen. Jetzt
zerfällt sie in den See- und den Gebirgskreis. Im Seekreise (nach den beiden Seeen so be-
nannt) (Sisleben*, 23175 Ew., wo Luther geboren wurde (10. Nov. 1483) und starb
(18. Febr. 1546). Alsleben, mit Kornhandel und Schiffahrt. — Im Gebirgskreife
Mansfeld* mit den Ruinen des Stammschlosses der Mansfelder Grafen. Hettstädt,
wo Kupferschiefer gewonnen wird. In der Nähe das Welfesholz (Schlacht 1115). In
Ermsleben Gleim, in Molmerswende Bürger geboren. Schloß Falkenstein am Harz.
3. Die Grafschaften Stolberg-Stolberg und Stolberg-Roßla. Stolberg un-
weit der Josephshöhe, mit Schloß und großer Bibliothek.
4. Kursächsische Gebietsteile, 1815 abgetreten. Merseburgs, 16 828 Ew., einst Sitz
eines Bischofs, dann der Herzöge von Sachsen-Merseburg. jetzt Regierungs-Hauptstadt.
Schloß und Dom mit dem Grabe Rudolfs von Schwaben, dessen Hand dort gezeigt wird,
und des Bischofs Thilo von Trotha (Sage vom diebischen Raben). In der Nähe bei
Keuschberg sucht man den Ort für die Ungarnschlacht 933. Lauchstädt, einst berühmter
Badeort, wo mit dem Weimarischen Hof auch Goethe und Schiller sich aufhielten.
Altranstädt, bekannt durch den Frieden zwischen Karl Xii. und August dem Starken.
Salzwerk Dürrenberg. Lützen (16. Nov. 1632 Gustav Adolfs Tod) und Groß-Gör-
fchen (Schlacht 2. Mai 1813; Scharnhorst verwundet).
Weißensels* 21782 Ew., mit Schloß Augustusburg, Residenz der Herzöge von
Sachsen-W., jetzt Unteroffiziersschule. Fabriken und Schuhwaren. In der Nähe große
Brauukohlengruben und Parafftnfabriken. Hohenmölsen (Schlacht 1180).
Naumburg* (— Neue Burg), 19107 Ew., früher Bischofsstadt, mit Dom und schönen
Kirchen. Kirschenfest („Die Hussiten zogen vor Naumburg"). Weinbau. Ober-Landes-
gericht. In der Nähe Solbad Kosen, die Landesschule Pforta, 1543 von Moritz von
Sachsen gegründet, die Ruinen Rudelsburg und Saaleck. — Zeitz* an der Elster,
19797 Ew., mit dem Schlosse Moritzburg, einst Residenz der Herzöge von Sachsen-Zeitz;
im Mittelalter Sitz der Bischöfe, die nachher in Naumburg wohnten. Bedeutende In-
dustrie. — Eckartsberga*. In diesem Kreise die geschichtlich denkwürdigen Orte: Auer-
städt (1806) und Memleben (Heinrich I. und Otto I. gestorben; Klosterruine), Kloster
Roßleben, Freiburg an der Unstrut, mit Weinbau. — Quersurt* Burg Goseck. Roß-
dach (Sieg Friedrichs d. Gr. 1757). — Sangerhausen*, 10188 Ew., mit dem Grabe
Ludwigs des Springers. Artern, mit Salzwerk. Tilleda am Kiffhäuser.
Delitzsch* die Strümpswirkerstadt („wird das Stricken gar nicht satt") 8342 Ew.
Eilenburg. 11032 Ew., mit Baumwollfabriken. Bitterfeld*, 7596 Ew. Düben an der
Heide. Gräfenhainichen(Geburtsort Paul Gerhards). Landsberg, früher Sitz von Markgrafen.
Wittenberg* an der Elbe, bis 1547 Hauptstadt des Kurkreises, 13865 Ew., be-
rühmt durch seine Universität, von der durch Luther, „die Wittenbergische Nachtigd", die
Reformation ausging. Er und sein Mitkämpfer Phil. Melanchthon liegen in der Schloß-
kirche begraben, ebenso die Kurfürsten Friedrich der Weise und Johann der Beständige. Die
Kirche ist jetzt mit erzenen Thüren geschmückt, in denen die Thesen Luthers eingegraben
stehen. Die Universität ist 1817 mit der von Halle vereinigt. Bis vor kurzer Ze;t war
Wittenberg Festung. — Unweit der Elstermünduug Wartenburg (Jorks Sieg 1813).
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_dem_Springer Ludwig Ernst_von_Schwaben Ernst Konrads Konrads Rudolfs Thilo_von_Trotha Goethe Schiller Karl August Gustav_Adolfs Gustav Adolfs Moritz_von
Sachsen Heinrich_I. Heinrich_I. Otto_I. Friedrichs Ludwigs Paul_Gerhards Luther Melanchthon Friedrich Friedrich Johann
Die Bevölkerung und ihre Einrichtungen.
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durch Branntweinbrennerei sind Nordhausen und Quedlinburg berühmt. — Von andern
Fabriken nennen wir solche für: Panzerplatten (Buckau), Tuche (Burg und Calbe). Kattun
(Eilenburg), Thonwaren und Porzellan (Neuhaldensleben, Ziesar, Buckau, Bitterfeld),
Papier (Kröllwitz, Calbe), Leder und Handschuhe (Halberstadt und Neuhaldensleben).
Eine so große Ergiebigkeit des Bodens und so reges Großgewerbe muß
notwendigerweise einen starken Handelsverkehr zur Folge haben.
Die Erzeugnisse gehen meistens aus der Provinz hinaus, wofür andere notwendige
Waren eingeführt werden. Hierunter sind zu nennen: Kolonialwaren aller Art, Tuche,
Leinwand, Seide, Kohlen aus Böhmen, Salz, Eisenwaren, Steinöl. Die Hauptmärkte
sind von alters her Magdeburg, Halle, Erfurt, welche durch ihre Lage zu dieser Bedeu-
tung schon in sehr srüher Zeit gelangten. Für Zucker und Zichorien ist Magdeburg der
Hauptmarkt in ganz Deutschland.
Die natürlichen Verkehrswege bilden von alters her die Elbe und die
Saale, dazu tritt das dichte Netz der Landstraßen und Eisenbahnen.
Jetzt durchschneiden eine Menge Eisenbahnlinien die Provinz in den verschie-
densten Richtungen; ihre Hauptknotenpunkte sind Stendal, Magdeburg, Halle. Die erste
Strecke wurde vor 50 Jahren (1839) zwischen Magdeburg und Schönebeck eröffnet. Es
giebt jetzt in der Provinz Sachsen 2077,25 km Eisenbahnen, also kommen bei 25249,97 qkm
Flächenraum 8,23 km auf 100 qkm Fläche und bei 2473533 Ew. 8,40 km aus 10000 Ew.,
während im Königreich Preußen, 6,72, im deutschen Reich 7,4 auf 100 qkm Fläche und
in elfterem 8,14, in letzterem 8,6 km auf 10000 Ew. fallen. Das Herzogtum Anhalt hat
247,57 km Eisenbahnen, also kommen bei 2347,35 qkm und 253959 Ew. 10,54 auf
100 qkm Fläche und 9,75 auf 10000 Ew.
Der Postverkehr wird geleitet von den Oberpostdirektionen zu Magdeburg (zu
der auch Anhalt gehört), Halle und Erfurt (die auch einen Teil der thüringischen Staaten
umfaßt).
In der Direktion Magdeburg kommt eine Postanstalt auf 27,4 qkm und 2444 Ew.;
eine Telegraphenanstalt aus 44,9 qkm und 3995 Ew.
In der Direktion Halle kommt eine Postanstalt auf 21,9 qkm und 2184 Ew.; eine
Telegraphenanstalt auf 46,2 qkm und 4615 Ew.
In der Direktion Erfurt kommt eine Postanstalt auf 24,2 qkm und 2441 Ew.; eine
Telegraphenanstalt auf 42 qkm und 4269 Ew.
4. Staatliche Einrichtungen.
A. Provinz Sachsen.
Die staatliche Verwaltung der Provinz wird geleitet vom Oberpräsidenten,
unter dem zunächst die Regierungspräsidenten die Leitung der Regierungsbezirke haben;
an der Spitze der Kreise stehen Landräte. Daneben Bezirksausschüsse und Kreisausschüsse.
Die nicht staatlichen Angelegenheiten (Straßenbau und Wohlthätigkeitsanstalten,
Kranken- und Erziehungswesen, wissenschaftliche Unternehmungen n. s. w.) werden vom
Provinzial-Landtag besorgt, der aus 116 Mitgliedern besteht. Dieser wählt den
Landesdirektor und den Provinzial-Ansschnß (15 Mitglieder). Die Altmark hat noch einen
eigenen Kommunal-Landtag zu Stendal.
Für die Rechtspflege sorgt das Oberlandesgericht zu Naumburg, Laudgerichte zu
2*
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6 Landeskunde der Provinz Sachsen und des Herzogtums Anhalt.
(nach der Zählung vom Jahre 1885). Während der Größe nach also Sachsen
die 9. Stelle unter den preußischen Provinzen einnimmt, hat es seiner Ein-
wohnerzahl nach die 4. Stelle (Schlesien, Brandenburg mit Berlin und die
Rheinprovinz sind stärker bevölkert). Die Provinz, an deren Spitze ein Ober-
Präsident steht, zerfällt in die 3 R.-B. Magdeburg, Merseburg und Erfurt;
au der Spitze eines jeden steht ein Regiernngs-Präsident, die R.-B. zer-
fallen in Kreise unter der Verwaltung eines Landrats.
1. Der Regierungsbezirk Magdeburg hat! 11512,86 qkm mit
989716 Ew. — 859 auf 10 qkm — und zerfällt in 15 Kreise.
2 Der Regierungsbezirk Merseburg hat' 10207,06 qkm mit
1027228 Ew, — 1006 auf 10 qkm — und zerfällt in 17 Kreise.
3. Der Regierungsbezirk Erfurt hat! 3529,61 qkm mit 411379ew.
— 1166 auf 10 qkm — und zerfällt in 11 Greife.
Das Herzogtum Anhalt hatl 2294,36 qkm mit 248166 Ew. — 1080
auf 10 qkm —, übertrifft also die Provinz Sachsen sehr an Volksdichte. Es
zerfällt in 5 Kreise, an deren Spitze Kreisdirektoren stehen.
Ii. Landschaftskunde.
Die Provinz Sachsen ist von allen preußischen Provinzen die am meisten
zerrissene. Der nördliche Teil, welcher den R.-B. Magdeburg umfaßt, bildet
allerdings ein zusammenhängendes Ganze, aber er ist im S. durch das Her-
zogtum Anhalt vielfach eingezackt und hängt nur durch einen schmalen Streifen
(bei Aschersleben), der wiederum Anhalt in 2 große Teile scheidet, mit dem
R.-B. Merseburg zusammen. Ein Stück von Anhalt (Grafschaft Mühlingen)
liegt als Enklave^) im R.-B. Magdeburg, wogegen kleine preußische Gebietsteile
von Anhalt umschlossen sind. Auch eine Braunschweigische Enklave (Calvörde)
findet sich innerhalb dieses R.-B. Noch mehr fremde Gebietsteile umschließen
die beiden südlichen R.-B.: Teile von Weimar (Allstedt) und Schwarzburg-
Rudolstadt (Frankenhausen), sowie die Hauptmasse vou Schwarzburg-Souders-
hausen. Dafür liegen die Kreise Schleusiugeu und Ziegenrück gesondert weit
nach S. vorgeschoben.
Im W. werden die Provinz Sachsen und Anhalt vom Harz berührt.
Dieser ist ein in sich fest abgeschlossenes Massengebirge von etwa eiförmiger
Gestalt mit der größten Ausdehnung von N.w. nach S.o. (110 km); der
Querdurchmesser beträgt nur 30 km.
■sen, Jtappboile. Selke. mppra, jtusieoen.
Längsschnitt durch den Harz von Seesen bis Eisleben. (Nach R. Aßinann.)
Nach N.w. hin hat das Gebirge mehrere Vorstufen; es verflacht sich im
*) Exklave nennt man ein von der Hauptmasse eines Landes getrenntes, in einem
andern Staate liegendes Stück Land. Von jenem anderen Lande aus würde man es
als Enklave bezeichnen.
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Landschaftskunde.
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S.o. nach der Saale, während der S.w. gegen das Thüringische Hügelland
:md der N.o. gegen das Tiefland scharf abgeschnitten sind. Das Gebirge bildet
ein großes Hochland, dessen obere Platte sich allmählich in seiner ganzen Län-
genausdehnung von N.w. nach S.o. sehr beträchtlich senkt. Dieser Umstand
hat die gewöhnliche Scheidung in Ober- und Unterharz herbeigeführt, in-
dem das Gebiet westlich vom Brocken dem Oberharz (Flußgebiet der Weser;
Nadelholz überwiegend), östlich davon dem Unterharz (Flußgebiet der Elbe)
zugerechnet wird. Hier überwiegt das Laubholz. In dieses Hochlaud sind die
Thäler der Bäche tief eingeschnitten, während gewaltige Berge auf demselben
emporragen. Am höchsten ist der Bro cken (Blocksberg), nahe dem Nordrande
mit 1141 m über dem Meeresspiegel über die Grenze des Baumwuchses auf-
steigend, der höchste Berg Mitteldeutschlands; er bildet mit einigen kleineren
Bergen eine besondere Gruppe. Der Ramberg (Viktorshöhe) ebenfalls im
Unterharz, 537 m, besteht wie der Brocken aus Granit, während sonst das Ge-
birge meist aus Grauwacke besteht. Auch der Auersberg (Josephshöhe) ist
ein Granitkegel von 575 in Höhe.
Überschreiten wir von dem S.o.-Abhänge des Harzes ans die fruchtbare
Thalebene der Helme, die goldene Aue, so kommen wir in das aus Trias
(Buntfandstein, Muschelkalk, Keuper) bestehende Thüringische Hügelland,
eine wellenförmige Senkung zwischen Harz und Thüringer Wald. Den nord-
westlichen Teil bildet die rauhe Hochplatte des Eichsfeldes, welches der
waldreiche Düu in einen nördlichen und einen südlichen Abschnitt zerlegt. Vom
Eichsfelde aus laufen 5 Höhenzüge mit einer Durchschnittshöhe von 162 bis
227 m, unter sich und mit dem Harz und Thüringer Walde parallel bis zur
Saale, welche bald eine festgeschlossene Kette bilden, bald nur einen losen
Zusammenhang haben und vielfach von Flüssen durchbrochen sind. Die be-
dentendsten dieser Züge sind der von Mühlhausen ausgehende, 470 in errei-
chende Hainich, der bei Erfurt der Steiger (345 rn) heißt. Die Hainleite
zwischen Wipper und Helbe, über 30 km lang und bis 461 m ansteigend,
nimmt nach dem Durchbruch der Unstrnt (Sachsenburger Pforte) den Namen
die Schmücke (326 m) an und heißt später die Finne (470 m) bis zur Saale
bei Naumburg. Der dem Harz am nächsten liegende Zug, die Windlaite, hat
feine höchste Erhebung im Kisfhäufer (470 m). Zwischen diesen Höhen-
zügen find Mulden und Becken, mit Lehm und humusreichem Schlamm bedeckt,
eingesenkt, von denen das thüringische Zentralbecken nördlich von Erfurt am
Zusammenfluß der Gera und Unstrnt das bedeutendste ist. Erfurt verdankt
der Lage in dieser weiten fruchtbaren Niederung zum großen Teil seine Be-
deutung als Hauptort von Thüringen. Außerdem sind noch besonders frucht-
bar die Unstrnt-Niederung bei Artern und die goldene Aue an der Helme.
In den S.o.-Zipfel der Provinz, den Kreis Zeitz, sendet das sächsische
Bergland seine letzten Ausläufer.
Das ganze Gebiet östlich der Saale und nördlich vom Harz gehört dem
Tieflande an, welches, wie der meist nach N.w. gerichtete Lauf der Flüsse
beweist, sich in dieser Richtung senkt. Aus diesem ragen nur vereinzelte kleine
Erhebungen hervor, wie die Porphyrfelfen an der Saale bei Halle (135 in),
die Höhen bei Wettin (174 m), am höchsten der Petersberg bei Halle (240 in
Seehöhe). Auf dem rechten Elbufer zieht ein Teil des Südlichen Land-
rückens, der rauhe i ud wasserarme Rücken des Flä-
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10 Landeskunde der Provinz Sachsen und des Herzogtums Anhalt,
Stadt vergebens von Napoleon zurück. Seit 1870 wurde sie durch Erweiterung der
Festungswerke bedeutend vergrößert. — Schöner gothischer Dom mit den Gräbern Ottos I.
und Edithas, dem berühmten Epitaphium Erzbischos Ernsts (von Peter Bischer) und präch-
tiger Kanzel. Neben dem Dom der Kreuzgang. Die Marienkirche mit ihrem Kreuzgang
war Stiftskirche des Prämonstratenser-Klosters U. L. Frauen, dem Hauptkloster dieses
Ordens in Sachsen. Vor der Johanniskirche das Standbild Luthers, der hier als Knabe
die Schule besuchte. Die schönste Straße ist der die Stadt von N. nach S. durch-
schneidende Breite Weg. mit vielen herrlichen Renaissance-Bauten*).— Vorstädte auf dem
linken Elbufer sind Neustadt, Sudenburg, Buckau, zwischen beiden Elbarmen die Citadelle
und der Werder, auf dem rechten Ufer die Friedrichsstadt. — M. ist bedeutende Handels-
stadt, durch Schiffahrt und Eisenbahnverbindungen sehr begünstigt; besonders ländliche
Erzeugnisse (Korn, Zucker, Zichorien, auch Kaffee) werden gehandelt. Es hat eine be-
deutende Industrie in Maschinen, Panzerplatten und Geschossen, Spiritus, Tabak, Seife,
Dünger u. s. w. M. ist der Sitz des Oberpräsidiums und Regierungspräsidiums, hier
Landgericht, Steuer-Direktion, Konsistorium und General-Kommando; es hat 3 Gym-
nasien, 1 Realgymnasium, 1 Ober-Realschule, 2 höhere Mädchenschulen u. s. w. — In
der Nähe die schönen Anlagen des Herrenkrugs, des Vogelgesangs und des Friedrich-
Wilhelm-Gartens, dieser auf der Stelle des alten, berühmten Klosters Berge (Wieland),
welches 1812 von den Franzosen gänzlich zerstört wurde. Geburtsort Ottos von Guericke
(1602), des Erfinders der Luftpumpe, Elektrisiermaschine u. a., der Dichter Zschokke (1771)
und Jmmermann (1796). — Kolonie der französischen, wallonischen und pfälzischen Aus-
wanderer.
Rechts der Elbe die beiden Jerichowschen Kreise, nach dem Städtchen Jeri-
chow, früher Prämonstratenser-Stift, benannt. Genthin* am Plauescheu Kanal.
Schönhausen, Bismarcks Geburtsort. — Burg* an der Jhle, 16414 Ew., mit Tuch-
fabrikation, die besonders durch die Hugenotten gehoben ist. Möckern, siegreiches Gefecht
der Preußen am 5. April 1813. Leitzkau, altes Prämonstratenser-Stift, jetzt mit herrlichem
Renaissanceschloß der Freiherrn von Münchhausen. Ziesar, mit Töpferei.
Links der Elbe im früheren Holzkreise (Börde**)): W olmirstedt*. — Neu-
Haldensleben* 7415 Ew., mit Thonwarenfabriken; Sommerschenburg mit dem Grabe
Gneisenaus. — Wanzleben*; bei Dodendorf siegte Schill am 5. Mai 1809 über die
Franzosen. In Hohendodeleben ist Matthisson geboren. — Salbe*, 8850 Ew., mit
Tuchfabriken und Gemüsebau (Gurken, Zwiebeln). S taßsnrt a. Bode, 16459 Ew., mit
dem größten Steinsalzbergwerk und großen chemischen Fabriken. Barby a. Elbe, mit Se-
minar und Blindenanstalt, war früher Sitz der Grafen von Barby und Mühlingen,
dann der Herzöge von Sachfen-Barby, die den Herrenhutern Gnadau zur Ansiedelung
überwiesen. Schönebeck a. Elbe, 13319 Ew., mit dem größten Salzwerk Deutschlands
zur Herstellung von Kochsalz und chemischen Fabriken. Salze, mit dem Solbad Elmen und der
Zwangsarbeitsanstalt Burg Schadeleben, hat das größte Gradierwerk. An der Elbe Frohse,
wo 1278 Otto Iv. mit dem Pfeil geschlagen und gefangen wurde. Die drei letzten Orte
sind von König Friedrich Ii. durch Straßen verbunden, an welchen Kolonisten angesiedelt wurden.
3. Das Fürstentum Halberstadt, einst Bistum, von Karl d. Großen gestiftet, 1648
säkularisiert und Brandenburg überwiesen. Es gehörten dazu auch die Grafschaften Lora
und Klettenberg im R.-B. Erfurt.
*) Renaissance nennt man das Wiederaufleben des Studiums des klassischen Alter-
tums. Die Bauweise, die sich an das Altertum anlehnt, heißt daher Renaissance-Stil.
**) Der Name Börde ist noch nicht genügend gedeutet worden.
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Ottos_I. Erzbischos_Ernsts Ernsts Peter_Bischer L. Wieland Ottos_von_Guericke Ottos Zschokke Jerichowschen Bismarcks Schill Schönebeck Otto Friedrich_Ii Friedrich Karl_d Karl Klettenberg