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die Haus- und Feldarbeit leiden würde, litt es nicht und jagte die
beiden zuletzt unter harter Bestrafung auseinander. Der lernbegierige
Nikolaus hatte aber bereits die Kenntnis der Buchstaben erlangt und
sein Lehrer ihm heimlich ein Abc-Buch verschafft. Zu seinem Glück
bekam der Schüler ans einige Zeit einen lahmen Fuß, mußte nun das
Bett hüten und hatte die schönste Gelegenheit, seinen Selbstunterricht
fortzusetzen. Mit Hilfe seiner außerordentlichen Fassungsgabe konnte
er in kurzer Zeit lesen und hörte, um richtig aussprechen zu lernen,
Sonntags mit Aufmerksamkeit auf die Predigt. Nach damaligem
Brauche waren die Predigten stets sehr viel mit Latein durchflochten,
und dies veranlaßte den jungen Schmidt, sich der lateinischen Sprache
zu befleißigen. Mit Hilfe eines Rechtsgelehrten gelang ihm die Er-
lernung derselben ebenfalls leicht. Zeit zum Lesen und Studieren hatte
er bloß mittags bei Tische, Sonntags und des Nachts. Von dem
Schullehrer zu Mislareuth bekam Schmidt später einen Katechismus in
deutscher, lateinischer, griechischer und hebräischer Sprache zum Geschenk.
Dies gab ihm die erste Veranlassung, das Griechische und das Hebräische
zu lernen. Die Kenntnis der Schristzüge eignete er sich beim Dreschen
an, indem er die Buchstaben mit Kreide an die Scheunenwand schrieb.
Dasselbe Verfahren wandte er auch bei Erlernung aller ferneren
Alphabete an. Seiner Lebensbeschreibung nach erlernte Nikolaus
Schmidt ferner noch rein durch Selbstunterricht nur mit Hilfe
verschiedener Grammatiken nach und nach die Kenntnis der chaldä-
ischen, syrischen, arabischen, ägyptischen, armenischen, äthiopischen,
illyrischen, jakobitischen, türkischen, persischen, medischen und tartarischen
Sprache.
Diese auf solche unerhörte Weise errungene Kenntnis verbreitete den
Ruf des gelehrten Bauern bald in weite Ferne. Verschiedene aus-
wärtige Professoren ließen den begabten Mann zu sich kommen, um
sich selbst von dem, was sein Ruf verkündigte, zu überzeugen. Im
Jahre 1633 wurde er nach Weimar an den Hof des Herzogs Ernst
gerufen. Der Herzog interessierte sich so für ihn, daß er ihn ganz an
seinem Hofe behalten und ihm allen möglichen Vorschub gewähren
wollte. Schmidt blieb auch längere Zeit dort, kehrte dann aber in sein
Dorf zurück. In gleicher Absicht ließ ihn dann Kurfürst Johann
Georg I. nach Dresden kommen und beschenkte ihn mit Geld und
Büchern. Überhaupt machte man ihm überall, wohin er gerufen wurde,
Geschenke an Büchern fremder Sprachen, so daß Schmidt zuletzt eine
starke und zugleich höchst seltene Bibliothek besaß. Er dagegen mußte
an den Höfen, die er besuchte, stets in allen ihm bekannten Sprachen
B. Y. R. 15
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend]]
TM Hauptwörter (200): [T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe]]
Extrahierte Personennamen: Nikolaus Nikolaus Schmidt Schmidt Nikolaus
Schmidt Nikolaus Ernst Schmidt Johann Schmidt
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meinde fand weder bei seinen Eltern, noch bei seinen Freunden in der
Stadl eine Bibel und mußte zwei Stunden über die Berge wandern,
um eine zu finden! Dieser Gedanke ließ dem treuen Pastor keine Ruhe
mehr. Er erkundigte sich weiter, wie es mit dem Mangel an Bibeln
in seiner Gemeinde und in den anderen Gegenden der Provinz stehe,
und fand zu seinem tiefen Schnurze, daß dieser Mangel über alle Bor-
stellung groß sei. Das beklagenswerteste aber war, daß nirgends mehr
Bibeln in wälischer Sprache zu kaufen waren. Einer seiner Freunde
schrieb ihm voll Wehmut: „Giebt es auch eine Armut gleich der Armut
dieses Volkes, welches das Wort seines Gottes nicht haben kann?"
Charles machte sich im Dezember nach London auf den Weg, um
auf irgend eine Weise Bibeln für sein armes Volk zu erhalten. Er
suchte einen Freund auf und schüttete ihm sein Herz aus. Gott hatte
ihn zu dem rechten Mann geführt; er war eines der Vorstandsmitglieder
der Traktatgesellschaft. „Kommen Sie morgen mit mir in die Sitzung
unsres Vereins," sagte dieser, „da finden Sie unsere Freunde beisammen,
die vielleicht Rat in dieser Sache wissen." Charles trug sein Anliegen
vor. Es war eine ernste, unvergeßliche Stunde. Daß etwas gethan
werden müsse, das war allen klar und gewiß. Es wurde vorgeschlagen,
man solle sogleich eine Gesellschaft gründen zur Verbreitung der Bibel
in Wales. Da erhob sich der Prediger Hughes und rief: „Wenn für
Wales, warum nicht auch für das ganze Land und für die ganze
Welt?" —
Das war der Augenblick, da das Senfkorn in die Erde fiel, aus
dem die große „Britische und Ausländische Bibelgesellschaft" erwachsen
sollte. Es war damit der Gedanke ausgesprochen, den schon Luther
mit den Worten ausgedrückt hatte: „Dieses Buch muß aller Menschen
Zungen, Hände, Augen, Ohren und Herzen erfüllen." Aber man ging
überlegt und besonnen vor. Erst der 7. März 1804 wurde der eigent-
liche Gründungstag der Gesellschaft. Eine Verbindung von Kühnheit mit
Weisheit, von Eifer mit Vorsicht kennzeichnet die echten Unternehmungen
der christlichen Liebe.
Die englische Bibelgesellschaft hat am meisten für die Verbreitung
der Bibel in der Welt gethan. Sie hat die Heilige Schrift in mehr
als 300 Sprachen veröffentlicht und seit ihrem Bestehen die ungeheure
Summe von über 230 Millionen Mark aufgewendet.
In Deutschland hatte der heiße Wunsch, die Heilige Schrift möglichst
weit zu verbreiten, den Freiherrn von Canstein, den Freund A. H. Franckes,
Mittel und Wege finden lassen, in Halle im Jahre 1712 eine Druckerei
zu errichten, in welcher Bibeln zu billigen Preisen hergestellt wurden.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T58: [Kirche Lehre Luther Schrift Bibel Gott Christus Bischof Papst Wort], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme]]
Extrahierte Personennamen: Charles Charles Hughes A._H._Franckes
Extrahierte Ortsnamen: London Wales Wales Deutschland Canstein
185
Die hohen Preise erregten beim Volke viel Unzufriedenheit, Sie wurde noch grer, weil der König die Zoll- und Steuerbeamten aus Frankreich berief, wo fchon hnliche Einrichtungen bestanden. Zudem rgerten diese Fremdlinge die Leute durch ihren Hochmut und betrogen den Staat um ge-waltige Summen.
In religisen Dingen dachte Friedrich milde und duldsam. Jeder gehorsame Untertan konnte nach seiner Fa^on selig, werden." Deshalb
Der Alte Fritz. Nach Menzel.
fanden auch solche Leute, die anderswo verfolgt wurden, in Preußen Unter-knnft. Selbst der Jesuitenorden, der damals vom Papste aufgehoben und aus den katholischen Staaten vertrieben wurde, blieb in Schlesien uu-behelligt.
Am Hofe Friedrichs herrschte das Franzsische vor. Seine besten waren Franzosen. Er selbst sprach und schrieb mit Vorliebe fran-Filsch. x$u jngeren Jahren spottete er zuweilen der die arme, plumpe Sprache des deutschen Volkes. Gerade während seiner Regierung blhte
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend]]
TM Hauptwörter (200): [T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Fritz Menzel Friedrichs
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Schlesien Friedrichs
62. Volkssprache, Haus und Hof und volkstmliche Eigenart in unserer Provinz. 179
zu. Bezglich der Krpergre liegen nur fr einzelne Bezirke
statistische Verffentlichungen vor; so betrgt das Mittelma der stellungspflichtigen Mannschaft
im Landkreise Erfurt 1670 mm Kreise Weiensee 1667 Eckartsberga 1664 Thringerwalde 1659
Mansfelder Seekr. 1653
in Halle 1652
im Saalkreise 1649
Diese Tabelle zeigt ein stetiges Abnehmen nach der Saale zu
und der diese hinaus; mglicherweise kommt hierbei der strkere slavische Zuschlag in Betracht.
Druck von Lehmann & Bernhard. Schnberg i. Meckl.
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau]]
TM Hauptwörter (200): [T99: [Stadt Verwaltung Provinz Gemeinde Beamter Kreis König Spitze Land Angelegenheit], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.]]
Extrahierte Personennamen: Lehmann Bernhard Schnberg