6 Landeskunde der Provinz Sachsen und des Herzogtums Anhalt.
(nach der Zählung vom Jahre 1885). Während der Größe nach also Sachsen
die 9. Stelle unter den preußischen Provinzen einnimmt, hat es seiner Ein-
wohnerzahl nach die 4. Stelle (Schlesien, Brandenburg mit Berlin und die
Rheinprovinz sind stärker bevölkert). Die Provinz, an deren Spitze ein Ober-
Präsident steht, zerfällt in die 3 R.-B. Magdeburg, Merseburg und Erfurt;
au der Spitze eines jeden steht ein Regiernngs-Präsident, die R.-B. zer-
fallen in Kreise unter der Verwaltung eines Landrats.
1. Der Regierungsbezirk Magdeburg hat! 11512,86 qkm mit
989716 Ew. — 859 auf 10 qkm — und zerfällt in 15 Kreise.
2 Der Regierungsbezirk Merseburg hat' 10207,06 qkm mit
1027228 Ew, — 1006 auf 10 qkm — und zerfällt in 17 Kreise.
3. Der Regierungsbezirk Erfurt hat! 3529,61 qkm mit 411379ew.
— 1166 auf 10 qkm — und zerfällt in 11 Greife.
Das Herzogtum Anhalt hatl 2294,36 qkm mit 248166 Ew. — 1080
auf 10 qkm —, übertrifft also die Provinz Sachsen sehr an Volksdichte. Es
zerfällt in 5 Kreise, an deren Spitze Kreisdirektoren stehen.
Ii. Landschaftskunde.
Die Provinz Sachsen ist von allen preußischen Provinzen die am meisten
zerrissene. Der nördliche Teil, welcher den R.-B. Magdeburg umfaßt, bildet
allerdings ein zusammenhängendes Ganze, aber er ist im S. durch das Her-
zogtum Anhalt vielfach eingezackt und hängt nur durch einen schmalen Streifen
(bei Aschersleben), der wiederum Anhalt in 2 große Teile scheidet, mit dem
R.-B. Merseburg zusammen. Ein Stück von Anhalt (Grafschaft Mühlingen)
liegt als Enklave^) im R.-B. Magdeburg, wogegen kleine preußische Gebietsteile
von Anhalt umschlossen sind. Auch eine Braunschweigische Enklave (Calvörde)
findet sich innerhalb dieses R.-B. Noch mehr fremde Gebietsteile umschließen
die beiden südlichen R.-B.: Teile von Weimar (Allstedt) und Schwarzburg-
Rudolstadt (Frankenhausen), sowie die Hauptmasse vou Schwarzburg-Souders-
hausen. Dafür liegen die Kreise Schleusiugeu und Ziegenrück gesondert weit
nach S. vorgeschoben.
Im W. werden die Provinz Sachsen und Anhalt vom Harz berührt.
Dieser ist ein in sich fest abgeschlossenes Massengebirge von etwa eiförmiger
Gestalt mit der größten Ausdehnung von N.w. nach S.o. (110 km); der
Querdurchmesser beträgt nur 30 km.
■sen, Jtappboile. Selke. mppra, jtusieoen.
Längsschnitt durch den Harz von Seesen bis Eisleben. (Nach R. Aßinann.)
Nach N.w. hin hat das Gebirge mehrere Vorstufen; es verflacht sich im
*) Exklave nennt man ein von der Hauptmasse eines Landes getrenntes, in einem
andern Staate liegendes Stück Land. Von jenem anderen Lande aus würde man es
als Enklave bezeichnen.
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— 155
C. Das Herzogtum Braunschweig.
Die Geschichte des Herzogtums ist bis zum 13. Jahrhundert mit derjenigen Hannovers eng
verknüpft. In dieser Zeit wurde der Enkel Heinrichs des Löwen mit den Braunschweig-Lüne-
burgischen Ländern belehnt. Unter dessen Nachkommen wurden vielfache Teilungen des Landes
vorgenommen, bis im 16. Jahrhundert das Recht des Erstgebornen anerkannt wurde. 1634 ge-
langte die Dannenbergsche Nebenlinie, 1735 die Linie Braunschweig-Bevern in den Besitz des
Landes. Zu dieser Linie gehörte der tüchtige Feldherr Karl Wilhelm Ferdinand, der infolge schwerer
Verwundung in der Schlacht bei Jena 1806 zu Ottensen starb, und der Herzog Friedrich Wilhelm,
der sich 1809 durch seinen kühnen Kriegszug von der böhmischen Grenze bis Elsfleth gegen Na-
poleon berühmt machte. 1885 starb das brauuschweigische Regentenhaus aus. Seitdem sührt
Prinz Albrecht von Preußen als Prinz-Regent die Regierung des Landes.
I. Lage.
Braunschweig, das seinem Namen von einem Herzog Bruno hat, der der
Sage nach 861 die Stadt Braunschweig gründete, besteht aus drei Hauptstücken
und einigen kleineren Teilen. Diese Gebiete gehören dem Harze, den Harzvorbergen,
dem Weserberglande und dem norddeutschen Tieflande an; sie werden umschlossen
von den Provinzen Hannover, Sachsen, von Anhalt und dem waldeckscheu Fürsten-
tum Pyrmont.
Ii. Größe des Herzogtums; Anzahl, Abstammung
und Religionsverhältnisse der Bewohner.
Braunschweig ist nach seinem Flächeninhalte das größte der deutschen Herzog-
tümer. Es umfaßt 3^ Tausend (3690) qkm, auf denen 434 Tausend Menschen
wohnen. Im Durchschnitt kommen auf 1 qkm 118 Bewohner. Am dichtesten
ist die Bevölkerung im Gebiete der mittleren Oker.
Die Bewohner des Herzogtums sind niedersächsischen Stammes und weit
überwiegend evangelisch-lutherisch.
Iii. Gruppenbilder von Braunschweig.
1. Das langgestreckte Gebiet von der Weser bis an den
Nordwestrand des Harzes.
(Kreise: Holzminden, Gandersheim.)
Ostlich von der Weser erheben sich in diesem brannschweigischen Gebiet die
Wesergebirge mit dem Ith bis 399 in, dem Hils und mit dem Solling bis 448 in.
Hier hat der plattig ausgebildete Buutsaudsteiu einen lebhaften Steinbruchbetrieb
ins Leben gerufen; zu Quadern und Bauornamenten verarbeitet, kommt er von
Holzminden aus in den Handels
Dn Reichtum an gutem Baumaterial bietet den Bewohnern dieses Kreises die Haupterwerbs-
quelle. So ist neben dem Solling noch die Umgebung von Stadtoldendorf (23/4) durch große
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Extrahierte Personennamen: Heinrichs Heinrichs Karl_Wilhelm_Ferdinand Karl Wilhelm Ferdinand Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Albrecht_von_Preußen Albrecht Bruno
— 100 —
Die Gestalt der Provinz Sachsen läßt sich vergleichen mit einem Kopf aus
schmalem Halse und breiten Schultern. Den Kopf bildet der Regierungsbezirk
Magdeburg, wozu auch der schmale Hals gehört, auf dem Aschersleben liegt.
Die breiten Schultern werden von den Regierungsbezirken Merseburg und Erfurt
gebildet. Zu beiden Seiten des Halses liegen die beiden Hauptstücke des Herzog-
tums Anhalt.
Die benachbarten Staaten sind: im Nordosten und Osten die Provinz
Brandenburg, das Herzogtum Anhalt, die Provinz Brandenburg und die Provinz
Schlesien; im Süden das Königreich Sachsen, die thüringischen Staaten; im
Westen die Provinz Hessen, die Provinz Hannover, das Herzogtum Anhalt und
Braunschweig an verschiedenen Stellen.
Ii. Größe der Provinz und ihre Bewohner nach Abstammung, Zahl
und Religiousverhaltnissen.
Die Provinz Sachsen ist 25252 qkm (oder rund 460 Q.-Meilen) groß.
Der Regierungsbezirk Magdeburg (11513 qkm = 209,10 O.-M.) ist nngefähr
3'/zmal und der Regierungsbezirk Merseburg (10209 qkm = 185,41 Q.-M.)
etwa 3mal so groß als der Regierungsbezirk Erfurt (3530 qkm — 64,11 Q.-M.).
Die Bewohner der Provinz Sachsen sind fast alle deutschen Ursprungs; nur
ein gauz geringer Teil im Osten der Provinz ist wendischer Abstammung.
Das wendisch-sorbische Bolk bewohnte einst den Osten bis zur Elbe und
darüber hinaus bis zur Saale. Hier und da hat sich noch in Tracht und Sitte
(wie in Altenburg), allenthalben aber noch in Fluß-, Orts- und Flurbeuenuuugen
Wendisches erhalten.
Aus den 25 244 qkm wohnen (nach der Volkszählung von 1895) 2698712
(rund 2 700000) Einwohner, wovon im Durchschnitt auf 1 qkm 107 Einwohner
kommen. Auf die drei Regierungsbezirke verteilen sich dieselben folgendermaßen:
Erfurt: 446 663 Einwohner, wovon auf 1 qkm 124 Einwohner kommen.
Merseburg: 1 129192 „ „ „ „ „ 109 „ „
Magdeburg: 1 122857 „ „ „ 95 „ „
Nach der Bevölkerungsdichtigkeit verteilen sich die Kreise der Provinz in
folgender Weise, wenn die großen Städte außer acht bleiben:
a) über 150 Einwohner auf einem qkm haben die Kreise: Halberstadt, Aschers-
leben, Kalbe, Saalkreis, Mausselder Seekreis, Weißenfels, Naumburg, Zeitz;
b) bis 150 Einwohner auf einem qkm haben: die übrigen Bördekreise, Wer-
nigerode, Bitterfeld, Delitzsch, Merseburg, Querfurt, Saugerhauseu, Mansselder
Gebirgskreis und die sämtlichen Kreise des Bezirks Erfurt;
c) bis 75 Einwohner aus einem qkm haben: die Kreise der Altmark, Jerichow
I und Ii, die 4 Kreise an der Elbe und schwarzen Elster und Kreis Eckartsberga.
Im ganzen wird die Provinz Sachsen mit Recht wegen ihrer Fruchtbarkeit
gerühmt; denn sie vermag verhältnismäßig die meiste Bevölkerung zu ernähren:
wiewohl dieselbe nur den 14. Teil der Fläche vom preußischen Staate umfaßt,
so wohnt doch der 12. Teil der preußischen Bevölkerung darin.
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62
Dritter Teil: Aus der Heimatgeschichte des Rheinlands,
heiten sich oft All schlimmen S euch eil entwickelten, daß das Volk an Spuk,
Geister und Hexen glaubte, und daß man Unschuldige marterte und
Hexen verbrannte.
Auch in späterer Zeit, als diese schrecklichen Zeiten überwunden waren,
als Ordnung und Sicherheit zugenommen hatten und die Bildung des Volkes
größer geworden war, wurde das wirtschaftliche Leben durch die Klein-
staaterei sehr gehemmt. Überall waren Zollschranken aufgerichtet,
jeder kleine Fürst verlangte eitle Abgabe für die Durchfuhr der Waren. Jnl
Rhein waren Ketten gespannt, die den Schiffen den Weg sperrten und erst
nach Entrichtung des Zolles gesenkt wurden. Durch diese vielen Zollabgaben
wurden die Waren sehr verteuert, so daß manche überhaupt nicht mehr in beu
Handel gebracht werden konnten.
8. Rheinland unter französischer Herrschaft.
Gegen,Ende des 18. Jahrhunderts, nach Ausbruch der Französischen
Revolution, fiel die linke Rheinseite der jetzigen Rheinprovinz an Frank-
reich, etwas später auch die rechte Rheinseite uebft den Gebieteil Westfalens.
Damit hörte die deutsche Kleinstaaterei im Rheinlande auf. Eine einheitliche
Verwaltung wurde eingeführt, die Rheinzölle wurden aufgehoben. Auch
sonst hat die kurze Zeit der französischen Herrschaft manches Gute geschaffen.
Ein besseres Gesetz wurde eingeführt (Code Napoleon), das bis zum Jahre
1900 im linksrheinischen Teile der Rheinprovinz Geltung behalten hat, und
gute Landstraßen wurden gebaut. Andrerseits hat das Rheinland in dieser
Zeit schwer leiden müssen unter deu fortwährenden Kriegen, Aushebun-
gen von Soldaten, Kriegslasten und unter beu hänfigen Durchzügen
der Heere. Als der gewaltige französische Kaiser und Feldherr Napoleou I.
von den Heeren Preußens und anderer Staaten Europas niedergerungen war,
da sollte auch für das rheinische Land eine Zeit des Friedens und eine Zeit
neuen Blühens beginnen.
9. Rheinland unter preußischer Herrschaft.
Im Jahre 1815 waren die Gebiete der jetzigen Rheinprovinz an das
Königreich Preußen gefallen. Die neue Provinz des Preußischen Staates
wurde hauptsächlich aus folgenden Gebieten gebildet: aus dem früheren
Kurfürstentum und Erzbistnm Eöln, aus dem Kurfürstentum und
Bistum Trier, aus den Herzogtümern Jülich, Kleve und Berg, aus
den Herrschaften Mörs und Pfalz - Zweibrücken und aus den Abteien
Essen und Werden. Einige von diesen Gebieten waren schon früher im
Besitze Preußens gewesen. Zuerst, und zwar schon im Jahre 1614, war das
Herzogtum Kleve preußisch geworden. Dieses Land gehörte zu dem Erb-
allteil des Kurfürstentums Braudeilburg an den jülich-klevischen Ländern. Im
Jahre 1702 war Preußen dann auch in den Besitz der Grafschaft Mörs nebst
Crefeld und 1713 in den Besitz eines Teiles von Geldern gekommen. Alle
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Rheinprovinz
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
von dort über Wiesbaden, Limburg, Aitenkirchen nach Siegburg. Unter dem Namen „Muspad“ (Mautspfad?) läßt sie sich von hier aus an Troisdorf, Immigrath, Opladen vorbei bis zur Wupper verfolgen. Sie führt dann über Hilden, den Grafenberg, Ratingen an Lintorf vorbei nach dem alten Asciburgium (Essenberg). Hier war eine griechische Schiffstation. So stellten diese Rheinstraßen eine Verbindung zwischen Massilia bzw. Italien und der Nordsee her. Die bedeutendste scheint die östliche Straße gewesen zu sein. Daß an ihr viele Siedelungen lagen, beweisen die zahlreichen Gräberfelder (s. o.), die in ihrer Nähe aufgedeckt wurden. Diese Straßen bildeten die Hauptverbindung zwischen den Rheinbewohnern und den Kulturvölkern des Altertums. Besonders waren es die Ubier, die den römischen Handel am Rhein vermittelten und dadurch mit den Römern in nähere Beziehung traten. Die Ubier befuhren schon früh mit Flößen, Kähnen aus ausgehöhlten Baumstämmen und Fahrzeugen aus Weiden geflochten und mit Tierfellen überspannt, den Rhein. Sie kannten schon Wasserfahrzeuge, in denen dreißig Mann Platz fanden. Ihre Schiffe benutzte Cäsar später mehrfach zum Truppentransport. Haus-, Feld-und Jagdgeräte, Waffen, Schmuck, Öl und Wein bildeten die Gegenstände der Einfuhr, Getreide, Vieh, Häute, Pelze, Frauenhaare und Sklaven wurden ausgeführt. Zahlreiche Gräberfunde an Rhein, Mosel und Saar zeigen uns Geräte aus Gold, Erz und Eisen (Schmuck, Kämme, Amphoren, Kessel, Eimer, Messer, Sichel u. a.), die vielfach etruskischer Abstammung sind. Ursprünglich war der Handel jedenfalls reiner Tauschhandel; doch schon früh kam auch am Rhein das Geld als Tauschmittel in Gebrauch. Eiserne Würfel als Geld waren schon den Kelten bekannt, und lange vor der Römerzeit prägte man am Rhein Gold-, Silber-, Kupfer- und Bronzemünzen. Neben dem Handel, bei dem das Geld in Gebrauch war, erhielt sich freilich auch noch lange der Tauschhandel. Die Verkehrswege waren jedenfalls vor der Ankunft der Römer nicht besonders gut; doch haben die Römer zweifellos vielfach keltische und germanische Straßen als Unterlage ihres Straßenbaues benutzt.
Den Römern sollte es Vorbehalten bleiben, die Rhein-lande auf eine höhere Stufe der Kultur zu erheben.
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Rheinprovinz
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
29
' Römern befestigt und diente als Zollgrenze. Ihre Straßen bauten die Römer sehr fest. Sie versahen sie mit Stein-, Kies-, Holz-, Mörtel- und Steinplattenlagen. Aber nicht nur die Landstraßen dienten dem Verkehr; zahlreiche Handelsschiffe und Flöße, freilich bedeutend kleiner als die heutigen, befuhren neben den Kriegsschiffen den Rhein. Zur Fortbewegung der Schiffe dienten Ruder und Segel, doch wurden sie auch, wie Abbildungen an der Igeler Säule zeigen, von Menschen vom Ufer aus gezogen. Waren wurden auch durch Lasttiere und Wagen befördert.
Schon vor der Römerzeit am Rhein traten römische Handelsleute zu den Rheinbewohnern in Handelsbeziehungen. Einen regen Aufschwung nahm der Handel besonders, seitdem Rom sich als Herrin des Rheines betrachtete. Im Jahre 25 und 16 v. Chr., so erzählt Dio Cassius, wurden einzelne römische Händler von den Sugambrem, den Usipetern und Tenchterern gefangen genommen und ans Kreuz geschlagen. Im ersten Jahrhundert n. Chr. nahm der Handelsverkehr am Rhein einen raschen Aufschwung. Als Trajan Befehlshaber der römischen Truppen in Germanien war, zählte man am Rhein und in dessen Nähe 40 und zur Zeit der Antonine 50 Handelsplätze, die meist mit den Kastellen zusammenfielen. Die Germanen lieferten den Römern vornehmlich Lebensmittel zur Unterhaltung der Truppen; sie erhielten dafür Waffen, Geräte, Haushaltungsgegenstände und Schmucksachen. Die am Niederrhein stehenden Legionen bezogen das meiste Getreide aus Britannien. Daß das Geld neben dem eigentlichen Tauschhandel im Verkehr eine wichtige Rolle spielte, zeigen die zahlreichen Münzfunde x) im Gebiete des Rheinlandes. In Trier gab es zur Römerzeit auch schon Falschmünzer. Römische Kaufleute drangen allmählich immer tiefer in die germanischen Wälder hinein. Sie brachten dorthin die Kul-
1) Der Wert der römischen Münzen nach unserm heutigen Geldwerte kann nur annähernd bestimmt werden. Nach Halke (Einleitung in das Studium der Numismatik) hatten die am Rhein gangbaren römischen Münzen ungefähr folgende Werte : a. Kupfermünzen: 1 Unica = 4 Pf., 1 Sextans = 8 Pf., 1 Quadrans = 12 Pf., 1 Triens = 16 Pfg., 1 Semis = 23 Pf., 1 As = 47 Pf. — b. Silbermünzen : 1 Sesterz = 20 Pf., 1 Quinar = 41 Pf., 1 Denar = 82 Pf. — c. Goldmünzen: 1 Aureus — ungefähr 21,75 Mk.
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Rheinprovinz
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
166
X.
Die Rheinprovinz unter preußischer Herrschaft.
Die einheitliche Entwicklung der Rheinlande im 19. Jahrhundert.
Der Wiener Kongreß vereinigte am 10. Februar 1815 die Rheinlande mit dem preußischen Staate. Nicht ohne Widerstreben nahm Preußen von der Rheinprovinz Besitz. Friedrich der Große hatte sich mit dem Gedanken getragen, sich seiner rheinisch-westfälischen Besitzungen zu entledigen. Für die Schaffung einer geographisch abgerundeten preußischen Großmacht, die er sich zur Lebensaufgabe gemacht hatte, waren sie ihrer getrennten Lage wegen nur hinderlich. Ebenso paßten sie wenig zur staatlichen und gesellschaftlichen Fügung der ostelbischen Gebiete: am Rhein war die Scheidung der Stände in abhängige Bauern, Großgrundbesitzer und Bürger der Stadt weniger scharf als im Osten. Die Bauern waren hier größtenteils bereits im 18. Jahrhundert frei, und da die Gewerbe schon vielfach aus der Stadt aufs Land gewandert waren, so war hier auch der Gegensatz zwischen Stadt und Land ziemlich ausgeglichen.
Am 5. April erließ Friedrich Wilhelm Iii. von Wien aus den „Aufruf an die Einwohner der mit der preußischen Monarchie vereinigten Rheinlande“, und am 15. Mai ließ er sich in Aachen huldigen.
Die Länder und Ländchen, die 1815 mit Preußen vereinigt wurden, waren a): das Herzogtum Cleve, die Grafschaft Mörs, die Grafschaft Obergeldern, die Herrschaft Crefeld, die Abteien Essen, Werden und Elten, das Herzogtum Jülich-Berg, Wildenburg, Gimborn-Neustadt, Kurcöln, Kurtrier, die freien Städte Cöln, Aachen und Wetzlar, das Fürstentum Aremberg, die Grafschaften Schleiden, Reiffer-scheid, Manderscheid, Nassau-Saarbrücken, Solms-Brauns-
1) Es sind hier nur die Hauptgebiete genannt.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_der_Große Friedrich Friedrich_Wilhelm_Iii Friedrich Wilhelm Manderscheid
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Rheinprovinz
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
17
Hausgüter der neuen Dynastie, liier erfocht Karl Martel 1 seine ersten Siege und gewann durch die Einnahme Kölns den festen Stützpunkt seiner Herrschaft, hier lag auch die Hauptstärke in der politischen Stellung Karls des Großen, denn von hier aus beherrschte er Frankreich und Deutschland zugleich.
Die Züge Karls des Großen ins Sachsenland gingen zweifelsohne durch das Rheinland. Der Sage nach soll Karl auf seinem ersten Zuge (772) durch Siegburg gezogen sein und den Grund zur ersten dortigen Kirche an der Stelle gelegt haben, an der das Königszelt stand. Den zweiten Zug unternahm Karl von Düren aus. Den Aufständen der benachbarten Sachsen konnten die rechtsrheinischen Gaugrafen nicht widerstehen, und Wittekind drang verheerend ins Gebiet der Rheinlande vor bis nach Deutz. Bis dahin waren die Sachsen auch schon einmal zur Zeit der Nachfolger Chlodevechs (557) ungestraft vorgedrungen. Unter den Städten Rheinlands kam zu Karls Zeit Aachen zu besonderer Blüte. Schon die Römer hatten der heißen Quellen wegen, . die sie hier fanden, die Stadt angelegt. Karl der Große, der Aachen neben Ingelheim, Nymwegen und Paderborn zur Residenz erhob, erbaute hier eine prächtige Pfalz. Die Pfalzkapelle zu Aachen, zu der die Bauten des Gotenkönigs Theoderichs des Großen das Vorbild lieferten, wurde die Musterkirche der damaligen Zeit. Aus Rom und Ravenna hatte Karl Säulen und Marmor zum Bau herbeischaffen lassen. Den Rheinlanden wandte Karl der Große vornehmlich seine Fürsorge zu. 1) Im Gebiete des Mittelrheins lagen die großen Königshöfe, auf denen Acker- und Weinbau gepflegt wurden: die Rheinlande bildeten in den letzten Regierungsjahren des großen Kaisers fast ausschließlich die Stätte seines Aufenthaltes, und sie bergen auch sein Grab. 2)
Bei der 843 inverdun unter Ludwigs Söhnen erfolgten Teilung kamen die heutigen Rheinlande an Mittelfranken unter Lothar I. Die Diözesen Trier und Köln aber, die damals schon bestanden (s. u.), kamen mit dem Erzbistum
*) Vrgl.: Karl der Große entdeckt die heißen Quellen zu Aachen. Wolf, Märchen u. Sagen, 378 und „Rheinsage“ v. E. Geibel.
2) Vrgl.: Otto Iii. in Karls Grabe. Grimm, Sagen Ii. 481.
Kreuzberg, Geschichtsbilder aus dem Rheinlande. 2
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Extrahierte Personennamen: Karl_Martel Karl Karls Karls Karl Karl Karl_von_Düren Karl Chlodevechs Karls Karl Karl_Säulen Karl Karl_der_Große Karl Ludwigs Karl Geibel Otto Karls Grimm
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Deutschland Sachsenland Rheinland Siegburg Sachsen Rheinlande Deutz Sachsen Städten_Rheinlands Karls Paderborn Aachen Rom Ravenna Rheinlande Rheinlande Aachen Karls Kreuzberg Rheinlande
vie Zeit der Vlkerwanderung.
I. (Bermartiett und die Gerinanen.
Jl Das Land und die Bewohner. Auf alle Völker blickten die Rmer herab; auch auf die Germanen. Wie arm erschien ihnen das Land dieser Nachbarn gegen das ihre! Es sah aber auch damals ganz anders aus als heute. Ungeheure Wlder und Smpfe bedeckten es zum grten Teil. berall hausten Bren, Wlfe und Luchse, Auerochsen und Elentiere. Die
Germane mit erobertem, rmischem Feldzeichen. Germanin.
Luft war kalt, der Bodeu feucht. Den Rmern zeigte sich Germanien als ein Land, in dem immer Winter herrschte und wo es nie recht Tag wurde.
Und doch fhlten sich seine Bewohner hier wohl. Sie waren groe, krftige Gestalten mit blauen Augen und blondem Haar. Gewhnlich trugen sie ein leinenes oder wollenes Gewand ohne rmel; die Männer
Froning-Klar mann-Wewer. Geschichte fr Mittelschulen. Hl Teil. 1
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2. Die Hunnen, der Schrecken Europas. 375. Die Hunnen waren ein rohes Nomadenvolk aus den Steppen Asiens und gehrten zur mongoli-schen Rasse. Ihr gedrungener Krper und ihre starken Glieder strotzten von Kraft. Auf dem fetten Nacken sa ein dicker Kopf. Das Gesicht war breit, die Nase platt; die Backenknochen traten stark hervor, und die Augen standen schief; das Haar war schwarz und struppig. Die Kleider wurden aus Fellen zusammengefgt und solange getragen, bis sie in Fetzen vom Leibe fielen. Die Nahrung der Hunnen bildeten Wurzeln und rohes Fleisch, das sie unter dem Sattel mrbe ritten. Huser mieden sie wie Grber; dagegen waren sie von ihren kleinen, aber flinken Pferden unzertrennlich: sie aen und tranken, kauften und verkauften, ratschlagten und schliefen wohl gar auf ihnen. Ihre schmutzigen Weiber und Kinder fhrten sie auf Ochsenkarren nach. In im geheuren Schwrmen und mit dem Schlachtruf hui! hui!" ritten diese Menschen an den Feind heran und berschtteten ihn mit einem Hagel von Pfeilen. Wichen die Gegner vor ihnen zurck, so kamen sie herangesprengt, warfen ihnen Schlingen um den Hals und tteten sie; rckten die Feinde aber vor, so verschwanden sie so eilig, wie sie gekommen waren.
3. Die Westgoten weichen vor ihnen ins rmische Reich aus. Die
Hunnen strzten sich zunchst auf die Ostgoten. Diese waren bald unter-werfen und muten den Siegern als Bundesgenossen folgen. Nun drangen beibe Volker vereint gegen die Westgoten vor. Da sank biesen der Mut. Ohne einen Kamps zu wagen, zogen sie mit Weib und Kind sdwrts. So kamen sie an die Donau. Auf dem andern Ufer des Stromes begann das rmische Reich. Ihr Bischof Wlfila begab sich zum Kaiser und bat um Wohnsitze fr die Vertriebenen. Zwar waren dem Kaiser die fremden Gste nicht angenehm; doch erlaubte er ihnen, sich im heutigen Bulgarien niederzulassen.
In der neuen Heimat erging es den Westgoten anfangs schlimm genug ; benn die Rmer gaben ihnen nicht einmal soviel Nahrungsmittel, da sie ihren Hunger stillen konnten. Eine solche Behandlung aber lieen sie sich nicht lange gefallen. Voll Zornes ergriffen sie die Waffen, schlugen den Kaiser Valens bei Abrianopel (378) und verwsteten einen Teil der Balkanhalbinsel. Zum Glck kam nach zwei Jahren ein andrer Kaiser auf den Thron. Er hie Theobfius. Der neue Herrscher behandelte die Goten sreunblicher und sorgte bafr, ba sie bessere Wohnsitze erhielten. So gab es wieber fr einige Zeit Ruhe im Lande.
4. Alarich, der Westgote, zieht ins westrmische Reich. Theodosius teilte 395 das Reich unter seine beiden Shne. Der eine erhielt den Westen mit der Hauptstadt Raveuua, der andre den Osten mit der Hauptstadt Konstantinopel. Seitdem unterschied man ein west- und ein vstrmisch es Reich.
Der junge ostrmische Kaiser wollte die unbequemen Goten gern los sein und schickte sie in das westrmische Land. So fielen sie unter ihrem jugendlichen König Alarich in Italien ein und rckten schlielich vor Rom. Die Stadt, die seit langer Zeit keinen Feind mehr vor ihren Toren gesehen hatte, wrbe eingeschlossen. Bali) waren die Lebensmittel ausgezehrt. Eine furchtbare Hungersnot brach aus, und Tausende starben dahin. Erst als die
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Extrahierte Personennamen: Volker Wlfila
Extrahierte Ortsnamen: Europas Asiens Donau Bulgarien Konstantinopel Italien Rom Bali