Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Geschichte der Provinz Sachsen - S. 125

1906 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
40. Friedrich I. und Friedrich Wilhelm I. 125 Speisewirtschaften und feineren Gasthfe ein; der 1696 in Halle von einem Pflzer begrndete Gasthof Zum Kronprinzen" und die 1712 von dem Franzosen Jean Michel daselbst begrndete Preuische Krone" waren lange die ersten Anstalten dieser Art. Die Ein-toanderer fingen an, in modischen Magazinen und Lden zu verkaufen, wie man es bisher nicht gewohnt war; ihre Kche und Zuckerbcker, ihre Uhrmacher, ihre Tapeziere, Friseure, Bildhauer und Knstler waren etwas ganz anderes, als die bisher im Lande ttigen. Fr die bereits vorhandene Textilindustrie brachten sie neue Sthle, bessere Farben, bessere Zubereitung, neue Stoffe mit; sie riefen Hilfsgewerbe ins Leben, die bisher gefehlt hatten, wie z. B. eine groe Fabrik von schwarzer, fr die Wollgewebe ntiger Seife. Von anderen Industrien, welche spter im Lande aufblhten, gehen die Hutfabriken, Handschuhfabriken, die Wei- und Sammetfell- sowie die Lohgerbereien auf franzsische Einwanderer zurck. Wie sie neue technische Methoden einfhrten, so brachten sie auch neue Unternehmungsformen: sie waren die ersten kapitalistischen Unternehmer, die den kleinen Meister beschftigten oder in groen Etablissements arbeiten lieen. Die Verbindung des Handwerkers und Industriellen mit dem kaufmnnischen Kredit wurde durch sie eingefhrt; sie grndeten erst in Berlin, dann in Halle und andern Orten die konzessionierten Bureaux d'adresses, die als Sparbanken, als Arbeitsnachweisebnreaux, als Pfandleih- und Kreditanstalten dienten. 2. Erwerbungen. Im Jahre 1697 erwarb Friedrich I. von dem Kurfrsten Friedrich August (dem Starken) von Sachsen die Schutzvogtei der das Stift Quedlinburg fr 240000 Taler und besetzte am 30. Januar 1698 gegen den Protest der btissin Anna Dorothea die Stadt Quedlinburg mit zwei Kompanien Infanterie. In demselben Jahre erwarb er von Friedrich August das Schultheienamt der Nordhausen fr 13000 Taler. Der Rat der Stadt war aber mit diesem Wechsel nicht zufrieden, zumal der Kurfürst, seit 1701 König von Preußen, 1703 preuisches Militr als Besatzung in die Stadt legte. Der Rat versuchte nun, die Rechte dem Könige wieder abzukaufen; nach langen Verhandlungen trat endlich Friedrich Wilhelm I. im Jahre 1715 seine Rechte in Nordhausen gegen eine Entschdigung von 50000 Talern wieder an den Rat ab. Seit dieser Zeit war Nordhausen in Wahrheit eine freie Reichsstadt. Im Jahre 1699 verleibte Friedrich I. auch die Grafschaft Hohenstein wieder seinen Staaten ein, indem er dem Grafen von Sayn-Wittgenstein 100000 Taler bar auszahlte und noch eine auf den Gtern der Grafschaft ruhende Schuldenlast von 300000 Talern bernahm (f. S. 121). Zu den Landerwerbungen gehrt auch noch die Trockenlegung des Gaterslebenschen Sees bei Aschersleben, die er 1703 begann, wodurch etwa 5000 Morgen fruchtbares Ackerland gewonnen wurde.

2. Geschichte der Provinz Sachsen - S. 136

1906 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
136 42. Friedrichs des Groen Friedenswerke in unserer Provinz. gleich denjenigen Lenthen, welche mit dem Hopfenbau noch nicht fr recht nmbzngehen wissen durch solche, die selbigen verstehen, dazu An-Weisung gegeben werden, damit die Vermehrung des Hopfenbaues guten Fortgang haben mge." Als Hindernis fr die weitere Ent-Wickelung des Anbaues wird der Mangel an Hopfenstangen und ihr hoher Preis angegeben. Da lt der König den Preis der Hopfen-stanzen aus seinen Forsten von 1 Taler 12 Groschen das Schock er-migen auf einen Taler. Fr den, der den meisten Hopfen baut, setzte er auch eine Prmie aus. 4. Auf dem Gebiete des Handels, der Industrie und des Verkehrs traten Verbesserungen ein. Der Handel beschrnkte sich im wesentlichen auf Landesprodukte. In frherer Zeit war Magdeburg der Endpunkt des Wasserverkehrs elbaufwrts gewesen; alles aus dem Erzstift und vom Oberland kommende Korn durfte nur hier ver laden werden. Dieses Stapelrecht hatte die Stadt allmhlich verloren. Fr den Getreidehandel war Hamburg der Hauptmarkt geworden. Der Hopfen ging auer nach Magdeburg auch nach Braun-schweig, Lbeck, Holstein und Dnemark. Der Durchgangshandel von Hamburg nach Magdeburg ging entweder zu Wasser auf der Elbe oder auf der groen Landstrae der Salzwedel und Gardelegen. Um Magdeburgs Bedeutung fr den Handel zu erhhen, bestimmte Friedrich der Groe, da die schsischen Schiffe nicht mehr nach Hamburg fahren durften, sie muten in Magdeburg ausladen; das schsische und bhmische Holz, das die Elbe herunterkam, mute in Magdeburg seine bestimmte Tagestaxe halten. Auf den Waren, die ins Ausland gingen, stand ein Zoll. Fr die Waren, die auf dem Landwege durch Fuhrwerk fortgeschafft wurden, mute frher ein Pferdezoll entrichtet werden; der Fuhrmann bezahlte, einerlei, was er fuhr, pro Pferd 15 Groschen, wenn er nach Schlesien wollte, 1 Taler 15 Groschen, wenn er nach dem Reich, und 2 Taler 15 Groschen, wenn er nach Sachsen, Ofterreich und Anhalt wollte. Statt dieses Pferdezolles fhrte Friedrich einen einheitlichen Zentnerzoll ein. Von nachhaltiger Bedeutung war es, da der Staat die Salz-industrie in die Hand nahm. Schon Friedrich Wilhelm I. hatte damit begonnen. Die kniglichen Salinen zu Halle und Schnebeck wurden zu groartigen, technisch vollendet eingerichteten Unternehmungen ausgestaltet. Die bisherigen pfnnerschaftlichen Betriebe konnten damit nicht Schritt halten und gingen immer mehr und mehr zurck. Die Naturschtze des Landes wurden unter Friedrich dem Groen schon nach allen Seiten hin ausgenutzt und damit die Grundlagen gelegt fr die knftige Gre der industriellen Entwicklung unserer Provinz. Neben dem alten Handwerk stehen jetzt schon die neuen Betriebsformen der Hans- und Fabrikindnstrie, der Bergwerke und-Salinen. Aus den Amtleuten, Kaufleuten und Grounternehmern

3. Geschichte der Provinz Sachsen - S. 106

1906 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
106 35. Der dreiigjhrige Krieg in dem Gebiete der Provinz Sachsen. Kleider, namentlich der Brgerinnen mit ihren vielen Ringen, Halsbndern, Gehngen und gestickten Brusttchern. Bei Hochzeiten, Vogelschieen und andern Festen ging es hoch her, so da der Rat in den Stdten oft mit Auf wand gesehen dagegen einzuschreiten sich veranlat sah. So erlie der Administrator Christian Wilhelm fr Halle im Jahre 1611 eine derartige Verordnung, die mit folgenden Worten beginnt: Wir werden glaubwrdig berichtet, es gibt auch der Augenschein und das Werk an ihm selber, da leider in unserer Stadt Halle von der Brgerschaft ein schndlicher und sehr groer berflu in Fressen, Saufen und Pankettieren und allerhand anderer ppigkeit auf Hochzeiten und Kindtaufen getrieben, auch es mit der Kleidung von Gro und Klein dermaen berhand nimmt, da Gott der Allmchtige im Himmel dadurch hchlich erzrnet und mit den dieses Orts eine Zeitlang hart angehaltenen Landstrafen, beides, Tenrnng und der Pest, nach seinem gerechten Zorn nicht inne zu halten, sondern damit fortzufahren, ja auch wohl die Zchtigung mit der Strafe Krieges und Blutvergieen zuzuschicken grblich ver-ursachet ..." Auch den Bauern erging es ertrglich, wenigstens in uusern Gegenden, wenngleich Frondienste genug auf ihnen lasteten. Die Landsteuern waren mig und weniger lstig als die Dienste; die Steuer ward als der 10., 50. oder 70. Pfennig bezeichnet, d. h. der Pflichtige gab Vio/ Vso oder V?o der Einknfte oder Nutzungen, wobei eine Hufe Land mit 200 Taler Kapital oder 10 Taler jhrlicher Nutzung berechnet ward. Durch Flei und Arbeitsamkeit hatte der Bauernstand es dahin gebracht, da er Wirt-schaftlich vorwrts kam und an Achtung der andern Stnde gewann. 3. Vorboten des Krieges. In den ersten sieben Jahren sah man den Krieg selbst noch nicht in unsern Gegenden; aber seine Vorboten zeigten sich auch hier. Zunchst regte die wilde Kipper-und Wipperzeit die Gemter auerordentlich auf. Mit dem Ans-druck Kipper und Wipper bezeichnet man wucherische, betrgerische Mnzwechsler und Mnzverflscher, welche fast in ganz Deutschland zu Anfang des dreiigjhrigen Krieges ihr Wesen trieben.1) Zum grten Teil hatten die Mnzherren die Verschlechterung der Mnzen selbst verschuldet, indem sie die Mnzsttten an Leute verpachteten, die groe Vorteile dadurch erzielten, da sie leichtes nicht *) Weigand, Deutsches Wrterbuch I, 931: Kipper, zuerst 1619, von kippen = mittels Auf- und Abschnellens der Wage beim Mnzwgen ausscheiden, wobei aber auch mit einem zur Zeit des rgsten Kipperns Lebenden, Christ, von Grimmelshausen, dem Verfasser des Simplizissimus, in seinem deutschen Michel das Kippen beschneiden und bestmmeln", hier der Mnzen, zu denken ist, zu-mal da in Kipper und Wipper der letzte Ausdruck auf wippen wgen, schnellen zurckgeht." Ii, 1123: Wipper, wahrscheinlich mit oder kurz nach Kipper in Gebrauch, ist aus Niedert), der wipper = einer, der die Mnze wiegt, die voll-wichtige zum Ausscheiden und Einschmelzen, die geringhaltige, um sie unter die Leute zu bringen."

4. Geschichte der Provinz Sachsen - S. 107

1906 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
35. Der dreiigjhrige Krieg in dem Gebiete der Provinz Sachsen. 107 probehaltiges Geld schlugen und dasselbe durch Wucherer, die die guten schweren Geldstcke an sich zu bringen wuten und in den Schmelztiegel wandern lieen, in Umlauf setzten. Auf diese Weise wurde alles mit schlechter, fast nur aus Kupfer bestehender Scheide-mnze berschwemmt, zumal es fast in allen Stdten, selbst in den kleineren wie Ellrich, Saugerhausen, Mansfeld u. a. derartige Mnz-statten gab. Eine Zeitlang ging es gut, bald aber trat ein Umschwung ein; man wollte die minderwertigen Mnzen nicht mehr nehmen, die uun gewaltig im Kurse sanken, das Achtgroschenstck z. B. hatte zuletzt nur noch einen Wert von 5 Pfennigen. Demgem stiegen auch die Preise, der Scheffel Korn kostete 40 Gulden, die Kanne Bier 12 Groschen. Schlielich wrben die Heckemnzen ganz auer Kurs gesetzt. Dadurch wurde manche Familie arm, und viele kamen schon vor* dem Kriege an den Bettelstab. Die Stadt Halle erlitt durch dies Kipperunwesen solche Verluste, da sie 1625 nicht mehr imstande war, die Zinsen der stdtischen Schulden zu bezahlen. Die Erbitterung im Volke der die Kipper und Wipper war sehr groß, an manchen Stellen, wie z. B. in Magdeburg, Halberstadt, Eisleben brachen Unruhen deswegen aus. Als Vorboten des Krieges kamen ferner Vertriebene aus Bhmen und der Pfalz. Haufen von Soldaten, die zum Kriegs-schauplatze zogen, bettelten im Lande und brandschatzten auch wohl Drfer und einsam liegende Gehfte. Die Unsicherheit nahm im Lande berall zu. Von einem besonderen Unglcksfall wurde Tangermnde schon vor dem eigentlichen Ausbruche des Krieges am 13. September 1617 heimgesucht. Eine entsetzliche Feuersbrunst legte 486 Wohnhuser und 52 volle Scheunen nebst zahlreichen Hinter-gebudeu in Asche. Der Verdacht lenkte sich auf Grete Miude, eine Patriziertochter, die, von ihren Verwandten um ihr Erbteil betrogen, die Stadt verlassen und einen bettelnden Soldaten geheiratet hatte. Dieser soll mit mehreren Helfershelfern das Feuer aus Rache angelegt haben. Es wurde ihnen der Proze gemacht, der mit der Hinrichtung der Beschuldigten endigte. (Theodor Fontane hat den Stoff in einer vortrefflichen Erzhlung behandelt.) 4. Der Krieg kommt in unsere Gegenden. Noch im Herbst 1622 hatte der Kurfürst Johann Georg von Sachsen seine Milizen, die sogenannten Defensioner, welche er in einem Lager bei Langen-salza gesammelt hatte, um dem Einbruch feindlicher Truppen nach Thringen zu wehren, entlassen, und man gab sich daher allgemein der Hoffnung hin, ba es nun sicher Friebe im Reiche werde. Trotzdem trug er aber im Jahre 1624 fr die Befestigung des Wendelsteins Sorge, denn die Zeitlufte waren immer noch in hohem Grade bedenklich. Auch die Landstnde der Altmark, die schon 1620 *) Doch hat in neuester Zeit Paris ins aus den Prozeakten in ber-zeugendster Weise die vllige Unschuld der Grete Minde nachgewiesen.

5. Geschichte der Provinz Sachsen - S. 115

1906 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
36. Bedeutende Heerfhrer im dreiigjhrigen Kriege ic. 115 ihm zu; in Scharen drngten sich die Sldner zu seinen Fahnen. der das Eichsfeld, dem er 150000 Taler Kriegskosten auferlegte, zog er nach Sden, wurde aber bei Hchst 1622 von Tilly besiegt. Dann begab er sich nach den Niederlanden. In einem Treffen bei Fleurus zerschmetterte ihm eine Musketenkugel die Hand. Da er die Wunde nicht geschont hatte, wurde sie vom Brande ergriffen, und weil anders keine Rettung mglich war, lie er den Arm unter Trompetenschall abnehmen und sich einen silbernen dafr machen. Durch dieses Migeschick wurde aber sein Mut nicht gebrochen; auf die von ihm geprgten Taler lie er jetzt die Umschrift setzen: Ver-liere ich gleich Arm und Bein, will ich doch der Pfaffen Feind sein." So blieb er auch einarmig ein Schrecken der Katholiken, die ihn mit dem Namen des tollen Herzogs" oder des tollen Christian" zu be-zeichnen pflegten. 1623 war er wieder in Halberstadt. Da er selber ohne Geldmittel war, lie er in seinem Stift Kontributionen mit un-erbittlicher Strenge eintreiben. Jeder Brger Halberstadts mute alles, was er an Silber und Kostbarkeiten besa, zur Mnze bringen. Von den Domherren erprete er unter Androhung der Plnderung eine Summe von 150000 Talern. Die vornehmen Brger und Rats-Herren wurden als Gefangene nach Grningen gebracht und so lange dort behalten, bis sie ihre Freiheit mit 1000, 5000 ja 10000 Gulden erkauften. Das ganze Land mute fr 11 Jahre die Steuern im voraus bezahlen. So sah er sich bald wieder an der Spitze eines Heeres von 20000 Mann. Bei Stadtlohn in Westfalen ward er jedoch 1623 von Tilly geschlagen und sein ganzes Fuvolk wieder vernichtet; siebzig Fahnen, unter ihnen seine Leibfahne mit der Inschrift: Tout pour Dien et pour Elle gingen verloren. Mit nur wenigen Reitern entkam der Herzog verwundet. Nach mancherlei Fahrten traf den 26jhrigen ritterlichen Helden 1626 der Tod in Wolfenbttel. 3. Crzbischof Christian Wilhelm von Magdeburg war der Sohn des frheren Administrators, spteren Kurfrsten Joachim Friedrich von Brandenburg. Die Sache der Evangelischen vertrat er mit groer Entschiedenheit, was, wie schon erwhnt (f. S. 110), 1628 feine Absetzung zur Folge hatte. Er schlo sich dann dem Grafen Emst von Mansfeld an, kmpfte mit ihm gegen Wallenstein in Schlesien und ward mit ihm an der Dessauer Elbbrcke geschlagen. Nach dem Tode Ernsts von Mansfeld stellte ihn der König von Dne-mark 1626 an die Spitze von dessen Truppen. Er kmpfte in Dnemark, Holland, Frankreich, Italien, Dalmatien, Siebenbrgen und gwg endlich nach Schweden zu seinem Neffen Gustav Adolf. Immer wieder mute ihn dieser vor berstrzung und Unbesonnenheit warnen. Dann begab er sich nach Magdeburg und verstand es, die Stadt zu einem Bndnis mit den Schweden zu bewegen. Im Juli 1630 zog er darauf mit einem eiligst zusammengerafften Heer gegen die Kaiserlichen im Magdeburgischen; er eroberte auch Calbe, Wanzleben, Maus-

6. Geschichte der Provinz Sachsen - S. 119

1906 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
38. Das Kurfrstentum Sachsen nach dem dreiigjhrigen Kriege. 119 Vater veraulate, dem Sohne einen ordentlichen Musikunterricht er* teilen zu lassen. Aber auch fr das Schul- und Bildungswesen zeigte der Administrator Interesse, er grndete in Weienfels ein Gymnasium. Im Jahre 1746 starb diese Nebenlinie der Wettiner aus. Einer gleichen Richtung wie Weienfels folgte die von dem jngsten Sohne Moritz begrndete Linie Sachsen-Zeitz. Wie Herzog August zu Weienfels eine Augustusburg, so baute Moritz Zu Zeitz die ehemalige bischfliche Residenz als Moritzburg aus. Schon 1718 erlosch diese Linie wieder. Der dritte Sohn Johann Georgs I., Christian (der Altere), -erhielt Merseburg und begrndete die Linie der Herzge von Sachsen-Merseburg. Von diesem Christian sagt ein Lobgedicht: Es mag Augustus sich mit seinem Rome preisen, So er ganz marmorn lie und nur von Ziegeln fand. Dem Theuren Christian mu man mehr Ruhm erweisen, Der baut nicht Städte blo, der baut sein ganzes Land." Damit ist schon auf die segensreiche Regierung dieses Fürsten hin-gewiesen. Ruhig und still flo die Regierungszeit der Herzge dieser Linie dahin. Im Jahre 1738 starben sie aus. 2. Auf Johann Georg Ii. folgte dessen Sohn Johann Georg Iii. (16801691) und auf diesen Johann Georg Iv. (16911694), deren Regierung dem Lande keinen Segen gebracht hat, da ihr Sinnen hauptschlich auf die Befriedigung ihrer Prachtliebe und Genusucht gerichtet war. Geradezu verderblich war aber die Regierung des Kurfrsten Friedrich August I. (16941733). Um die polnische Knigskrone zu erwerben, vertauschte er 1697 das evangelische Glaubensbekenntnis mit dem rmisch-katholischen. Die gewaltigen Summen, welche seine Genusucht, Prachtliebe und die polnische Krone erforderten, veranlaten ihn zur Veruerung mancher Besitzungen und Rechte. 1697 verkaufte er an Brandenburg fr 240000 Taler die Schutzgerechtigkeit der das Stift Quedlinburg (f. S. 125); gleichzeitig veruerte er seine Rechte in Nordhausen, wo er das Schultheienamt besa, an Brandenburg fr 13000 Taler. In demselben Jahre verkaufte er den Petersberg bei Halle mit dem gleichnamigen Amt fr 40000 Taler an Brandenburg. Hchst unglcklich fr das Land war die Beteiligung Sachsens an dem nordischen Kriege gegen Karl Xii. von Schweden. Wenn auch der eigentliche Schauplatz dieses Krieges auerhalb unserer Provinz war, so wurden doch, abgesehen von den Opfern, die ganz Sachsen fr den Krieg bringen mute, auch unsere Gegenden noch ein Jahr lang in den Krieg hineingezogen. Nachdem Friedrich August geschlagen und am 14. Februar 1704 des polnischen Thrones fr verlustig erklrt war, den darauf Stanislaus Lescinsky bestieg, nahm Karl Xii. seinen Zug in die schsischen Lnder hinein. Auf dem Schlosse zu Altranstedt im Merseburger Gebiet schlug er sein

7. Geschichte der Provinz Sachsen - S. 123

1906 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
39. Unsere Provinz zur Zeit des Groen Kurfrsten. 123 Braunschweig und nach den schsischen und westlichen Lndern. Auch fhrte er das Stempelpapier und die Akzise ein. 6. Frderung des wirtschaftlichen Lebens. Nach dem 30jhrigen Kriege sahen Fürsten und Völker immer mehr ein, da das Fort-bestehen eines Staates nicht sowohl von verbrieften Rechten, als vielmehr von seinen Machtmitteln abhngt. Wer Macht in die Wag-fchale werfen konnte, dessen Wort galt. Darum ging der Staat nun darauf aus, seine Machtmittel zu vergrern, und er glaubte das er-reichen zu knnen durch staatliche Beeinflussung des wirtschaftlichen Lebens. Es setzte nun eine vllige Bevormundung des Wirtschaftslebens ein, eine Wirtschaftspolitik, die man als Merkantilismus bezeichnet (merkantil, was mit dem Handel zusammenhngt). Das Ziel aller merkantilistischen Staatsweisheit war ein doppeltes: mglichst viel Menschen und mglichst viel Geld! Die Vermehrung der Menschen wollte man dadurch erreichen, da man Ein-Wanderer ins Land zog. Als nach Aufhebung des Edikts von Nantes 1685 viele Reformierte aus Frankreich auswanderten, er-lie der Groe Kurfürst das sogenannte Potsdamer Edikt, durch welches er die franzsischen Reformierten, die Refngi^s, einlud, nach Brandenburg zu kommen. Allerdings trafen damals in unserer Provinz wenig oder gar keine Flchtlinge aus Frankreich ein; dagegen lieen sich Waldenser, die ebenfalls infolge des Edikts von Nantes aus ihren stillen Alpentlern vertrieben wurden und die der Groe Kur-frst auch einladen lie, in grerer Anzahl bei uns nieder, so in Magdeburg, in Stendal, in Burg. Zum Bebauen der wsten Land-flchen rief er besonders Niederlnder ins Land. Er selbst gab aber seinen eigenen Untertanen die Auswanderungsfreiheit nicht. Um das Geld im Lande zu erhalten, wandte er besonders der gewerblichen Produktion seine Aufmerksamkeit zu. Sein Streben in dieser Hinsicht war: mglichst viel an das Ausland verkaufen, und mglichst wenig vom Auslande einkaufen. Es wurde deshalb die Einfuhr im wesentlichen auf unentbehrliche Rohstoffe beschrnkt. Die Ausfuhr von Rohstoffen, von Leder, Huten, Wolle, Silber wurde > gnzlich verboten. Eng zusammen hngt hiermit das Bestreben, sich die Roh-ftofflnder selbst zu sichern, was wieder zu einer Kolonial-Politik fhrte. Die erste Voraussetzung hierzu ist aber eine Flotte. Auch der Groe Kurfürst grndete eine verhltnismig stattliche Flotte und eine Kolonie. Er hat allerdings selbst eingestanden, da jeder Dukaten, den er aus afrikanischem Golde geprgt habe, ihm mindestens 2 Dukaten Unkosten verursacht habe. 7. Die letzte Pest. Unter der Regierung des Groen Kurfrsten brach zum letzten Male die aus dem Osten stammende Pest in unser Gegenden aus. Fast alle Gebiete unserer Provinz wurden von der Seuche ergriffen, frei blieb nur die Grafschaft Wernigerode. Sie dauerte von 168082. Handel und Wandel kam durch sie zurck,

8. Geschichte der Provinz Sachsen - S. 121

1906 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
39. Unsere Provinz zur Zeit des Groen Kurfrsten. 121 Schuldigkeit getan. Er suchte die zerrtteten Verhltnisse des Landes wieder zu ordnen. Da namentlich die buerlichen Zustnde einer Besserung bedurften, erlie er 1652 eine Bauern-, Gesinde-, Handwerker- und Schferordnung. Der sittlichen Verwilderung suchte er durch Gesetze gegen das Fluchen und die Gotteslsterung, gegen das Vollsaufen, Nachtschwrmen und Gstesetzen" zu steuern; gegen den bermigen Aufwand erlie er eine Hochzeitsordnung. Auch des Jugendunterrichts nahm er sich an; 1658 erlie er eine Schul' ordnung, in der er eingehende Vorschriften der die Schulen in Stdten und Drfern, fr die Schulinspektoren und Lehrer, bezglich der Schul-gebude, der Besoldung der Lehrer und der Unterrichtsmethode gab. Der Administrator residierte zuerst in Halle, spter in Weienfels, da er zugleich Herzog von Sachsen-Weienfels war und der Grnder der herzoglichen Linie Sachsen-Weienfels ist (f. S. 118). Sein Hofhalt verschlang ungeheure Summen, denn er feierte gern glnzende Feste; als er daher 1680 starb, hinterlie er 187 000 Taler Schulden. Der Administrator August ist der letzte Fürst des Erzbistums Magdeburg; mit ihm hrte seine Selbstndigkeit auf, es bildet seitdem einen Teil des Kurfrsteutums Brandenburg. Das Erzstift hat 712 Jahre gedauert, vou 9681680 und hat 45 Erzbischfe und 3 Administratoren gehabt. 3. Das Bistum Halberstadt bernahm der Groe Kurfürst 1650. Als er in das Land reiste, begrten ihn auf einem Hgel bei Ottleben Abgesandte der Bevlkerung; dann begab er sich nach Grningen, wo er im Schlosse dem Domkapitel und der Ritterschaft ihre Gerechtsame zusicherte. Darauf erfolgte zu Halberstadt die Huldigung. Zu dem Bistum Halberstadt gehrte auch die Grafschaft Hohenstein*) am Sdharz. Der Groe Kurfürst hatte dieses Gebiet aber bereits seinem Gesandten, dem Grafen Gustav zu Sayn-Wittgenstein, ver-sprechen, weil er bei den Friedensverhandlungen Brandenburgs Sache gut gefhrt hatte; auch hatte dieser ihm gesagt, die Grafschaft bestehe nur aus 2 Amtern und dem Stdtchen Bleicherode. Als jedoch der Groe Kurfürst erfuhr, da sie nicht aus 2 mtern, sondern aus 2 Herr-schasten Lohra und Klettenberg bestehe, welche 3 Städte, 1 Flecken, 2 Klster, 45 Amts- und 14 adelige Drfer, 14 Vorwerke, 51 Rittergter und 26 Freigter umfaten, zgerte er, sie dem Grafen zu berlassen; indessen wollte er sein einmal gegebenes Wort nicht brechen, und so gab er ihm die Grafschaft, jedoch unter dem Vorbehalte, da sie jederzeit durch Zahlung einer Summe von 150 000 Talern, die einige Jahre spter auf 60000 Taler erniedrigt wurde, von dem Kurfrsten von Brandenburg wieder eingelst werden knne. *) Die Schreibweise des Namens Hohenstein" ist verschieden. Die alten Grafen unterzeichneten von Honstein". Die Schreibweise Hohenstein" findet sich zuerst in Art. 11 des westflischen Friedens; auch Kurfürst Friedrich Iii. von Brandenburg schrieb Hohenstein". In dieser Form ist der Name amtlich auf den jetzigen Kreis bergegangen.

9. Geschichte der Provinz Sachsen - S. 157

1906 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
50. Die Gemeinheitsteilungen und Verkoppelungen. 157 noch nicht entbunden; die Gesetze zur Ablsung aller dieser Lasten erfolgten erst nach und nach, 1821 fr Magdeburg, die frher schsischen Gebiete und Erfurt, 1829 fr die frher zum Knigreich Westfalen gehrenden Teile. Nach diesen Verordnungen konnten alle Lasten auf Antrag der Beteiligten durch Abfindung mit Land oder Kapital abgelst werden. Bei der Abfindung mit Land sollte aber darauf gehalten werden, da dem Bauer wenigstens zwei Dritteil der zum Hof gehrenden Grundstcke blieben. Hand- und Spanndienste, welche jhrlich 50 Mannstage nicht bersteigen sollten, konnten zu dem blichen Tagelohu, der aber nie hher als 8 Groschen sein durfte, abgelst werden. Bei der Ablsung von Getreideabgaben wurde als Fruchtpreis der vierzehnjhrige Durchschnitt des Martinimarktpreises angenommen, von dem aber die beiden teuersten und die beiden billigsten Jahre abgezogen wurden, so da ein zehnjhriger Durch-fchnittspreis brig blieb. Der Wert der Abgaben an Federvieh, Klbern, Schweinen, Eiern, Butter, Kse usw. sollte durch Sachver-stndige abgeschtzt werden. Die Ablsungssummen betrugen das fnfundzwanzigfache der jhrlichen Leistungen. 2. Tilgungskassen und Rentenbanken. Da die Beschaffung dieser Gelder nicht immer leicht war, ging die Ablsung besonders in den rmeren Gegenden unserer Provinz oft recht langsam von statten. Daher wurde 1845 vom Staate zur Befrderung der Ab-lfungen in den Kreisen Heiligenstadt, Mhlhausen und Worbis zu Heiligenstadt eine Tilgungskasse" eingerichtet, welche die Ablsuugs-summen auszahlte. Die Verpflichteten, welche diese Kasse benutzten, muten das Ablsungskapital mit 33/4 % verzinsen. Nach dreiundvierzig Jahren war dann auch die Kapitalschuld getilgt und die Zahlungen hrten auf. Doch konnte die Schuld auch schon frher getilgt werden. Solange noch Zahlungen an die Tilgungskasse zu leisten waren, durfte der Hof nicht zerstckelt werden. Da diese Einrichtung sich bewhrte, wurde sie verallgemeinert; 1850 erschien ein Gesetz zur Errichtung von Rentenbanken, die die Ablsungen in allen Provinzen befrdern sollten. Fr Sachsen wurde zu Magdeburg eine Rentenbank begrndet mit hnlichen Einrichtungen wie die Tilgungskasse. 50* Die <0fnietttl)fiteteiluimcit und Uerkopxelmigrn. 1. Das Gesetz. Am 7. Juni 1821 erschien das Gesetz der die Gememheitsteilungen als letzte groe Reform der Hardenbergschen Epoche. Schon Friedrich der Groe hatte sein Augenmerk darauf
   bis 9 von 9
9 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 9 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 3
3 0
4 3
5 0
6 0
7 0
8 2
9 0
10 0
11 0
12 0
13 1
14 0
15 0
16 1
17 0
18 0
19 0
20 0
21 0
22 0
23 0
24 0
25 0
26 1
27 0
28 0
29 1
30 0
31 0
32 0
33 0
34 0
35 0
36 1
37 1
38 0
39 6
40 0
41 0
42 0
43 0
44 0
45 0
46 0
47 3
48 0
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 4
2 0
3 3
4 6
5 3
6 8
7 0
8 0
9 11
10 12
11 2
12 1
13 2
14 0
15 0
16 6
17 5
18 0
19 2
20 0
21 5
22 0
23 4
24 3
25 1
26 0
27 0
28 1
29 1
30 0
31 0
32 0
33 0
34 2
35 1
36 9
37 7
38 3
39 1
40 5
41 1
42 1
43 3
44 2
45 4
46 0
47 0
48 3
49 7
50 1
51 0
52 1
53 0
54 8
55 0
56 0
57 13
58 4
59 4
60 2
61 0
62 1
63 0
64 0
65 1
66 0
67 0
68 1
69 4
70 14
71 4
72 10
73 1
74 0
75 1
76 6
77 5
78 1
79 0
80 0
81 0
82 4
83 1
84 1
85 5
86 1
87 0
88 0
89 0
90 2
91 6
92 1
93 0
94 9
95 1
96 0
97 0
98 0
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 0
3 0
4 0
5 1
6 0
7 0
8 0
9 0
10 0
11 0
12 1
13 0
14 0
15 0
16 0
17 0
18 0
19 0
20 0
21 0
22 0
23 0
24 0
25 0
26 0
27 0
28 0
29 1
30 2
31 0
32 0
33 0
34 0
35 0
36 0
37 0
38 0
39 9
40 1
41 0
42 0
43 0
44 1
45 0
46 0
47 0
48 0
49 0
50 0
51 0
52 1
53 0
54 1
55 1
56 0
57 0
58 0
59 1
60 0
61 0
62 0
63 0
64 0
65 0
66 1
67 0
68 0
69 0
70 0
71 0
72 0
73 0
74 0
75 0
76 0
77 0
78 0
79 0
80 0
81 0
82 0
83 0
84 0
85 0
86 0
87 0
88 0
89 0
90 0
91 2
92 0
93 0
94 0
95 0
96 0
97 0
98 0
99 0
100 2
101 0
102 0
103 0
104 0
105 0
106 0
107 0
108 0
109 0
110 0
111 0
112 0
113 0
114 2
115 0
116 0
117 0
118 0
119 0
120 0
121 1
122 1
123 0
124 0
125 0
126 0
127 1
128 0
129 0
130 4
131 0
132 0
133 0
134 0
135 0
136 0
137 0
138 0
139 0
140 0
141 0
142 3
143 0
144 3
145 3
146 0
147 0
148 0
149 0
150 0
151 0
152 0
153 0
154 1
155 1
156 0
157 2
158 0
159 0
160 0
161 0
162 0
163 0
164 0
165 0
166 0
167 0
168 0
169 1
170 0
171 0
172 1
173 1
174 0
175 0
176 0
177 0
178 0
179 1
180 0
181 0
182 1
183 1
184 0
185 0
186 0
187 0
188 2
189 0
190 0
191 0
192 0
193 0
194 0
195 0
196 0
197 0
198 0
199 1