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1. Heimatkunde der Provinz Sachsen - S. 59

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
A. Die Thüringer Mulde. 59 Schutze der kaiserlichen Pfalz Tilleda erbaut. In den unsicheren Zeiten des Mittelalters gewährte die trotzige Bergfeste besonders den Nordhäuser Rauf- leuten Schutz, wenn sie, mit Waren reich beladen, von der Leipziger Messe zurück- kehrten. Oer bedeutendste Überrest der Burg ist der viereckige Bergfried, vom Volksmunde „Kaiser Friedrich" genannt. Der habgierige Bauer. Oer Sage nach fuhr einst ein Bauer Getreide nach Nordhausen. In der Nähe des Krjffhäusers trat ein Männlein zu ihm und wollte ihm die Jrucht abkaufen. Oer Bauer willigte ein, fuhr den Berg hinan und lud die Säcke vor einer Maueröffnung ab. In einer Halle sollte er das Geld dafür bekommen, varin standen große Rasten mit Gold, flbb. 43. Neptunsgrotte mit Steg und Seen in der Barbarossahöhle. (Nach einer Photographie von Bark, Frankenhausen) Silber und Edelsteinen. „Nimm dir davon so viel," sagte das Männchen, „als du in Nordhausen für dein Getreide erhalten würdest, aber ja nicht mehr." Da griff der Hab- gierige Bauer mit vollen Händen in einen Kasten und steckte sich seine weiten Taschen voll. Dann fuhr er schnell von dannen, denn er fürchtete, das Männlein würde den Betrug merken und ihm einen Streich spielen. Unterwegs wurden ihm seine Taschen immer schwerer. In einem Dorfe am Zuße des Berges hielt er an und wollte den er- wordenen Schatz zählen. 5lber o Schrecken! die schönen, glänzenden Goldstücke waren zu bleiernen, blinden Münzen geworden. Die Barbarossasage. Nach der Sage sitzt Friedrich Barbarossa schlafend an einem runden Steintisch im unterirdischen Gewölbe der Burg. Sein Haupt hat er in die Hand gestützt. Sein Bart

2. Heimatkunde der Provinz Sachsen - S. 98

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
98 Heimatkunde der Provinz Sachsen. Oer Roland von Stendal. vor dem Rathause steht ein Roland, aus Stein gemeißelt. Er ist mit Schwert und Schild bewaffnet und sieht aus wie ein Krieger des Mittelalters, von ihm erzählt folgende Sage: Einst ging des 5lbends spät ein Bürger aus dem Weinhause über den Markt nach Hause. Er hatte des Guten etwas zu viel getan und einen Spitz. Oeshalb war er sehr fröhlicher Laune. Übermütig stellte er sich vor den Roland, höhnte ihn und rief: „he, du alter, trockener Mann da! Du steinerner Narr! Du tränkest wohl auch gern ein Gläschen Wein auf deinem hohen Gerüste!" Dabei machte er allerhand Bocks- sprünge und schnitt dem Roland Gesichter zu. •— Oer alte Roland hatte die Narrheiten lange mit ernstem Gesichte angesehen. Aber auf einmal drehte der steinerne Niese sich auf seinem Gerüste herum, dem Narren den Rücken zu. Oa wurde der arme Bürger plötzlich nüchtern. Es überkam ihn eine solche tlngst, daß er nicht von der Stelle weichen konnte. Er rief laut um Hilfe: „he dheit mi wat! he dheit mi wat!" (Er tut mir was, er tut mir was!) Man nutzte ihn fast krank nach Hause tragen. 5lm andern Morgen stand der alte Roland wieder wie früher. Oer Mann hat sich aber in seinem Leben nicht mehr betrunken. In einer fruchtbaren Gliederung der Milde liegt Gardelegen. Oas ist der Mittelpunkt des altmärkischen Hopfenbaues. Oaher entstanden mehrere Bierbrauereien. Krüher wurde hier das „Garlei" gebraut, ein Bier, das in ganz Oeutschland berühmt war. Sehenswerte Bauten sind die Marienkirche, das Nathans und das Salzwedeler Tor. E a l b e im Ealbeschsn Werder treibt ebenfalls hopfenbau. Tangermünde liegt hoch über dem Elbstrom, wo der Tanger mündet. Oie Lage der Stadt an der Elbe begünstigt die Schiffahrt, den Schiffbau sowie den Handel mit Getreide, holz, Nohlen und Zucker. Tangermünde war eine Residenz der Brandenburger Nurfürsten. Naiser Narl Iv. wohnte mit seiner Gemahlin oft hier im prächtigen Schlosse. Oas Nathans und schöne Stadttore erinnern noch heute an jene Blütezeit der Stadt. In der Nähe liegt Tangerhütte mit berühmter Eisengießerei. Gsterburg, d. i. Gstburg, ist eine kleine Landstadt mit Getreide-, Nonserven- und Gbsthandel. S a l z w e d e I, d. i. Salzfurt, an der Reetze', war früher Hauptort der Nordmark. In der Burg wohnten die Markgrafen. Oie Stadt hat Zabriken in Leinen, Oamast, Baumwolle und Steck- nadeln. Neuhaldensleben an der Ghre hat Stärke- und Malzkaffeefabriken. Zwölf Steingutfabriken beschäftigen mehr als 2000 Arbeiter. 5. Die staatlichen Verhältnisse des Tieslandes der Provinz Sachsen. Oas Tiefland der Provinz Sachsen gehört zum größten Teile den Regierungs- bezirken Merseburg und Magdeburg an. Leide hängen durch einen schmalen Landstreifen bei Aschersleben zusammen. Zwischen beide Regierungsbezirke schiebt sich das Herzogtum ü n h a l t ein. In das übrige Gebiet teilen sich die Provinz Brandenburg, das Königreich Sachsen und die Herzogtümer Braun- schweig und Sachsen-Ültenburg. Oer Regierungsbezirk schließt südlich von Gardelegen das braunschweigische Amt Talvörde ein. Zeige, in welchen Staaten die einzelnen Landschaften liegen! Zeige und nenne die Hauptstädte der genannten Staaten! Lestimme die Länder, in denen die erwähnten Städte liegen!

3. Bürgerkunde - S. 128

1907 - München : Gerber
128 geweckt war, beantworten: wem die Eisenbahn gehöre, wem der Starnberger See, wem der Planegger Wald re. Nachdem der Zug sich München näherte und vom Wagen ans der Turm der schönen Paulskirche sichtbar geworden fragte der Knabe plötzlich: „Wieviel Geld braucht die Gemeinde München im Jahre um die Ausgaben bestreiten zu können?" Der Vater antwortete: „Das geht in die Millionen." Er schnitt indes das Gespräch kurz ab mit den Worten: „Ich werde dir über die Gemeinde München an einem der kommenden Tage Näheres sagen." — Noch wenige Minuten und beide waren am Bahnhof der Stadtgemeinde, der Großstadt München. Am folgenden Tag wiederholte Ludwig unaufgefordert die Frage: „Wieviel Millionen braucht die Gemeinde München im Jahre?" Der Vater war erfreut, daß sein Sohn einem Gegenstände, an dem die Jugend gewöhnlich teilnahmslos vorübergeht, so viel Aufmerksamkeit zuwandte. Er war daher gerne bereit die in Tutzing begonnene Unterhaltung fortzusetzen. . . . V.: Die Ausgaben der Gemeinde München betrugen nach dem Vor- anschlags für das Jahr 1904 nicht weniger als 47 Millionen Ji. S.: 47 Millionen! So viel Geld! Eine Riesensumme! V.: Mein lieber Ludwig! Geld allein tut's nicht, man muß es auch haben. S.: Man wird es schon haben; sonst könnte man es nicht ausgeben. V.: Es ist nicht leicht, so viel Geld zu beschasfeu. Weil alle Be- wohner Münchens, welche eine direkte Steuer entrichten, zu den Gemeinde- umlagen herangezogen werden, so haben zunächst alle das Interesse, daß möglichst wenig Ausgaben gemacht werden. Sie wünschen aber auch, daß München eine gesunde, schöne, reinliche Dtadt mit günstigen Verkehrs- mitteln, mit mannigfacher Gelegenheit zur Ausbildung der Jugend rc. sei und bleibe; dies erfordert bedeutende Geldmittel.^ Es macht darum den „Stadtvätern" manche Sorge, das Leben in der Stadt nach Kräften angenehm zu gestalten ohne den Bewohnern zu tief in die Tasche zu greifen. S.: Wer sind die „Stadtväter"? V.: Die Gemeindebevollmächtigten und die Magistratsräte. S.: Wird München nicht auch durch den Gemeindeausschuß ver- waltet wie Tutzing? V.: Nein, München hat eben die städtische Verfassung. S.: Also zweierlei Gemeindeämter! — Bitte, erzähle mir darüber! V.: Damit alle Gemeindebürger in München an der Verwaltung der Gemeinde teilnehmen können, wählen sie nach den Bestimmungen des Gesetzes vom 29. April 1869, der Gemeindeordnung, 60 Männer, zu welchen sie das Vertrauen haben, daß diese die Aufgaben als Gemeindevertreter richtig erfüllen werden. Sie geben diesen 60 Vertretern der Gemeinde- bürger die Vollmacht ihre Interessen wahrzunehmen. Die gewählten Vertreter heißen daher Bevollmächtigte der Gemeindebürger . . . S.: Ich merke, das sind die G e me i n d e b e v o l lm ä ch ti g te n. V.: Ja. Diese wählen wieder 20 Gemeindebürger als Magistrats- rätch). Die Magistratsräte können aber ihre Zeit nicht ganz den Ge- meindeanfgaben widmen; sie müssen auch ihre Berufspflichten erfüllen. Es sind daher außer den bürgerlichen Magistratsräten auch noch Magistrats- räte aufgestellt, welche die geltenden Gesetze studiert haben, also rechts- kundig sind, und welche sich ganz in den Dienst der Gemeinde stellen. S.: Diese rechtskundigen Magistratsräte sind in den 20 nicht mit- gezählt. 0 Magister — Meister; Magistrat — die Meister, die Ersten der Stadt. Der erste Meister der Stadt (früher Burg) ist der Burg- oder Bürgermeister.

4. Bürgerkunde - S. 73

1907 - München : Gerber
< o („Der Geist des Branntweins verträgt sich nicht mit dem Geiste der Genossenschaft"); 2. Anschaffung und Herstellung der notwendigsten Lebens- bedürfnisse; 3. Beschaffung besserer Wohnungen; 4. Acker- und Gartenbanversuche; 5. Sorge für Bildung und Erziehung; 6. eine genossenschaftliche Ansiedelung (Landkolonie). Solch hohe Ziele stellten sich 28 arme Weber. Zunächst wurde nur eine ärmliche Verkaufsstelle für Lebens- mittel eröffnet und wöchentlich zweimal einige Stunden geöffnet. Den Dienst im Laden versahen die Mitglieder abwechselnd. Bei einem Grundkapital von 30 £x) betrug der wöchentliche Umsatz etwa 2 £. 1845 zählte der Verein 80 Mitglieder und besaß ein Kapital von 200 £. Nun wurde der Laden täglich geöffnet. Zur Erweiterung desselben wurden später 1000 £ aufgenommen; jedes Mitglied mußte 4 Anteile a 1 i erwerben. Auch Tee, Tabak, später auch Fleischwaren wurden in den Laden aufgenommen. 1849 umfaßte die Genossenschaft 400 Mitglieder und besaß 1200 £, 1887 11000 Mitglieder, 300000 £ Kapital und 250000 £ Jahres- umsatz und gegen 50000 £ Jahresgewinn. Obwohl die Genossenschafter bei Beginn ihres Unternehmens mit Spott überhäuft wurden, hatte der Laden der „verrückten Weber" doch drei wichtige Grundsätze durchgeführt: a) Barverkauf, b) Verkauf zu Marktpreisen, o) Verteilung des Gewinnes im Ver- hältnis der Einkäufe. Die „redlichen Pioniere" errangen aber nicht bloß geschäft- liche Erfolge. Professor Huber, der 1854 und 1860 die eng- lischen Großstädte bereist hatte, berichtete u. a.: „Ich habe dort in Rochdale Läden gesehen und zwar in einem solchen Zustande, wie ich sie in den größten Städten wenn auch glänzender, doch nicht so zweckmäßig und appetitlich gefunden. . . Die Hauptsache aber ist: Ich habe auch das Geschäftslokal und die Bücher gesehen, die von 2—3 Personen in solcher Ordnung geführt wurden, daß die ersten Kaufleute ihre Bewunderung darüber ausgesprochen haben; ich habe Dutzende von beteiligten Personen an verschiedenen Orten, auch in ihren Wohnungen gesehen; aber ich habe während der ganzen Zeit mit keinem einzigen Manne im Frack zu tun gehabt. . . Überall fand ich Arbeiter. . . Unter all diesen Pioniers ist kaum ein einziger, der vor seinem Eintritte in die Genossenschaft daran dachte, je etwas Erhebliches vor sich bringen zu können. Nicht wenige wußten kaum, wie ein ersparter Schilling aussieht. Daß die innere Haltung dieser Leute nicht weniger 0 1 £ (Pfund Sterling) — 20,40 Jl.

5. Bürgerkunde - S. 102

1907 - München : Gerber
102 2. Die Ordnung im Staatsleben. Das schön gelegene Dörfchen Waldsee trug seinen Namen nicht mit Unrecht. Am User eines kleinen, lieblichen Sees war es im Hintergründe ganz von dunkeln Nadelwäldern eingesäumt. Die Tannen machten die an sich frische und staubfreie Luft besonders harzreich und gesund. Es ist daher nicht zu verwundern, daß sich jeden Sommer in dem zwar abge- legenen, aber dafür sehr ruhigen Orte mehrere Städter einfanden. Von dem Landaufenthalte der Sommerfrischler hatten die Bewohner Waldsees hübsche Einnahmen. Einige Männer des Dorfes dachten nun: Wenn sich die Zahl der Sommergäste vergrößerte, so würden sich auch die Einnahmen erhöhen. Aber wie können wir diese in unser Dorf ziehen? Der Bürgermeister wußte Rat: „Wir müssen unsern Ort verschönern; wir müssen am See ein Bad einrichten, für bessere Wohnungen sorgen, Spaziergänge nach dem Walde anlegen u. s w." „Das wär' schon recht", sprach der Bäcker Sack; „aber das kostet Geld, viel Geld; wer soll das zahlen?" „In die Aus- gaben müssen lvir uns teilen," erwiderte der Krämer Schirm. „Ja, wie denn?" fragte Sack, der schon für seinen Geldbeutel fürchtete. „Das machen wir," erklärte der Bürgermeister, „am besten so lvie die Bewohner von Untersee: Wir erhöhen die Umlagen der Gemeinde. Damit zahlen wir die Zinsen des Kapitals, das wir zur Verschönerung Waldsees von der Kreditbank aufnehmen." — „Da tu’ ich nicht mit," entgegnete Sack; „da müßte ich ungefähr dreimal soviel beisteuern als der Krämer Schirm, weil ich auch dreimal soviel Steuern zahle als dieser." „Dafür wird auch Ihr Grund und Boden mit der Zeit mehr wert," sprach ein anderer Mann. „Nein," endete Sack, „ich will nichts von der Verschönerung des Dorfes wissen, mir ist es schön genug." Mit Ausnahme des Bäckers Sack waren alle Versammelten mit den Vorsckllägen des Bürgermeisters einverstanden. Sie beschlossen die „Hebung des Luftkurortes" und Sack mußte mittun, d. h. mitzahlen, wenn er auch noch so sehr dagegen war; denn schon im nächsten Jahre wurden die Umlagen erhöht. Da spöttelte er in seinem Unwillen über die Weisheit der Waldseer, weil diese nun wohl mehr Ausgaben, aber nicht mehr Einnahmen hätten. „Wird schon kommen," erwiderten ihm einige, die wußten, daß nicht jede Mühe, jede Arbeit, jede Ausgabe schon am folgenden Samstag entlohnt lvird. „Und mitzahlen mußt du doch", sagte schadenfroh Schirm zu Sack, „dreimal soviel mußt du zur Ver- schönerung von Waldsee beitragen als ich". Diese und ähnliche Sticheleien brachten den reizbaren Bäcker immer mehr in Zorn. Sehen zu müssen, was in Waldsee alles, gegen seinen Willen geschah, das verleidete ihm den Aufenthalt. Im Arger verkaufte er sein Anwesen und siedelte sich in dem weniger schön gelegenen Orte Steinwald an. — Diese Verbesserungen in Waldsee waren den Sommerfrischlern sehr angenehm. In den folgenden Jahren kamen nicht nur die früheren Gäste wieder, sondern sie brachten auch neue mit. In acht Jahren war Waldsee ein gesuchter Badeort. Die Bewohner hatten hievon beträchtlichen Nutzen. Die Gastwirte, der Bäcker, die Hausbesitzer re. machten gute Geschäfte. Einige Städter bauten sich dort Landhäuser; die Preise der Bauplätze stiegen. — Dies alles erregte nun den Neid des ausgewanderten Sack. Er wollte sein früheres Anwesen wieder zurückkaufen. „Ist's feil?" fragte er- den jetzigen Besitzer. „Ja, aber es kostet heute anderthalbmal soviel als vor acht Jahren." „Ist aus dir ein Wucherer geworden?" „Durchaus nicht — das kommt vom Aufschwünge Waldsees. Sieh nur, ich will dir gleich vorrechnen, daß sich mein Anwesen bei dem heutigen Preise ebenso

6. Heimatkunde von München und Umgebung in Wort und Bild - S. 36

1912 - München : Kellerer
— 36 - Der Hauptgegenstand des Handels war auf dieser Straße das Salz, das von Salzburg ins Schwäbische gebracht wurde. Für diese Salzwagen mußte bei Föhriug eiu hoher Zoll bezahlt werden, der dem Bischof von Freising und seinem Lande zugute kam. Diese Brücke war Herzog Heinrich schon lange ein Dorn im Auge. Er hätte den reichen Zollertrag gut für sich und sein Herzogtum brauchen können. Nun begann er mit dem Bischof zu unterhandeln. Dieser aber wollte nicht nachgeben und die beiden gerieten in erbitterten Streit. Wenn die Fürsten stritten, gab es damals meist Krieg. So war es auch diesmal. Herzog Heinrich zog mit seinen Landsknechten, den damaligen Soldaten, nach Föhring, ließ die Brücke niederbrennen und eine andere bei dem Dörflein Munichen aufrichten, die Straße dorthin leiten und das Zollhaus bauen. Dieses geschah im Jahre 1158. Durch den lebhaften Verkehr auf dieser Straße zogeu bald mehr Bürger nach München und Heinrich versah die Ortschaft, um sie auch gegen äußere Überfälle zu schützen, mit Mauern, Wall und Graben und schlug seinen Wohnsitz in München auf. Nun war München eine Stadt geworden und wir nennen Heinrich den Löwen den Gründer der Stadt München. 18. Sagenhaftes von Herzog Heinrich demlöwen. Herzog Heinrich war, wie sein Beiname sagt, ein gar tapserer, starker Herr. Zu den vielen Fehden und Kriegszügen, die er unternahm, gehörte auch eine Fahrt zur Befreiung des hl. Landes aus den Händen der Türken, ein Kreuzzug. Unter- Wegs erwählte sich jeder der Krieger, die Kreuzfahrer hießen, einen besonderen Schutzheiligen. In einem Kloster, in dem sie einkehrten, sah Heinrich der Löwe einen Altar, dem hl. Onuphrius geweiht, und hörte so viel von den Tugenden und der mächtigen Hilfe dieses Heiligen, daß er ihn zum Schutzheiligen erwählte. Er erhielt vou den Mönchen als Gegengabe für reiche Ge- schenke die Hirnschale und das Bild des Heiligen. Beides brachte er nach München. Auf demselben Kreuzzug kam der Herzog in einen einsamen, abgelegenen Wald. Da sah er ein greuliches Untier, das mit seinen gewaltigen Tatzen einen Löwen so sest gepackt hielt, daß dieser vollständig wehrlos war. Der unerschrockene Herzog griff schnell nach dem Schwert, trennte mit einem Hieb den Schwanz des Untiers vom Rumpf und rettete so den Löwen. Dieser begleitete nun aus Dankbarkeit von Stund an den Herzog auf

7. Heimatkunde von München und Umgebung in Wort und Bild - S. 39

1912 - München : Kellerer
Lustbarkeiten. Hier wurden auch Turniere abgehalten. Es waren dies Waffeuspiele der Ritter. Die Ritter saßen zu diesem Zwecke meistens zu Pferd und einer suchte den andern ans dem Sattel zu werfen. Hiezu wurden lange Lanzen, Speere oder Schwerter gebraucht. Der Sieger bekam die Rüstuug, das Pferd und häufig auch ein Lösegeld von dem Besiegten Die Damen, festlich gekleidet, schauten von den Erkern und Söllern dem Kampfe zu. Der Sieger erhielt einen Preis. Bei diesen Turnieren fanden nicht selten Unglücksfälle statt. Als ein französischer König bei einem solchen Turniere vor mehr als 300 Jahren das Leben verlor, ging das Ansehen derselben nach und nach verloren und sie hörten dann bald ganz auf. Vom Marktplatz aus zogen sich schmale, unregelmäßige, schlecht gepflasterte Wege zwischen den Häuserreihen hin, die Gassen. Kein Wunder, daß diese Gassen krumm und regellos aussahen, durfte doch jeder bauen, wie und wohin er wollte. Die Häuser waren aus Holz oder Lehm, mit hölzernen Lauben versehen und mit Stroh gedeckt. Die Dachtraufen reichten bis in die Mitte der Straße und das Regenwasser sammelte sich in den Rinnen des schlechten Ziegelsteinpflasters. Überhaupt ließ die Reinlichkeit durch die Städel, Stallungen und Dünger- Haufen, die auch in den Gassen Platz fanden, viel zu wünschen übrig. Der Verkehr wurde gehindert durch die vielen .Hand- werksverrichtnngen, die außerhalb der Werkstatt geschahen. In diese ländlichen Zustände paßte die magistratische Rennsau, die frei umherlief, sich ihre Nahrung suchte und den ohnehin ver- wahrlosten Boden aufwühlte. Vier Tore, nach denen auch die Hauptgassen benannt wurden, sperrten das Städtlein ab. Im Osten, da, wo der heutige Rathausturm steht, war das Isar- oder Talbrucktor, hinter dem nichts zu sehen war als Wiesen und Auen, Felder und Wälder. Im Norden, an Stelle der heutigeu Polizei, stand der Wilbrechts- oder Nudelturm; in der mit der Weinstraße gleichlaufenden Dienersstraße der Muggentalertnrm. Im Westen, wo jetzt der Gasthof Dom- freiheit ist, war das Kaufringertor, hinter dem sich Haberfelder ausbreiteten. Im Süden befand sich das Püttrich- oder Ruffiuitor. In dieser Gegend war eine große, tiefliegende, von Bächlein durchflössen Wiese zu sehen, der Anger. Rings um Muuicheu zog sich an den Stadtmauern hin ein Graben, in dem ein Bächlein floß. Die Tore der Stadt wurden nach dem Gebet- läuten nur mehr gegen Erlag des sogenannten Sperrgroschens geöffnet. Für Fremde war auch bei Tag der Eintritt in die

8. Heimatkunde von München und Umgebung in Wort und Bild - S. 68

1912 - München : Kellerer
— 68 — nannt. Es umfaßt als hauptsächliche Straßen die Dienerstraße, Burgstraße und ,,das Tal. Vor ungefähr 40 Jahren wurde das alte Graggenanertor, Kosttor genannt, abgebrochen. Es bildete früher den Linzigen Ausgang aus der befestigten Stadt vom Graggenanerviertel aus. Durch dieses Tor sollten die Vater- landsverteidiger in der Mordweihnacht 1705 in die Stadt ein- dringen. Durch eiue wohltätige Stiftung, nach der hier arme Leute täglich gespeist wurden, trat der Name Kosttor an Stelle der ursprünglichen Bezeichnung. Tie Dienerstraße, an die Familie Dinaer erinnernd, mit der Theatinerstraße gleichlaufend, zieht sich an der östlichen Seite des neuen Rathauses hin und schließt auf der rechten Seite mit der Hauptpost ab. Auf einem Hause, gegenüber dem Haupteingange der Zentralpost, von jeher Eigentum eines Bäckers, befindet sich ein aus geschmiedetem Eisen gefertigter größerer Vogel mit einem Ringe im Schnabel. Damit soll es folgende Bewandtnis haben. Eine in diesem Hause gehaltene, frei herumlaufende und freifliegende Elster erblickte einmal in einem Zimmer, dessen Fenster offen standen, einen kostbaren Ring aus Gold. Sie sah ihn kaum, als sie auf ihn zuflog, ihn mit dem Schnabel erfaßte und durch das geöffnete Fenster davontrug. Unter der Dachrinne wußte sie ein Loch und da hinein brachte sie den Ring. Die Eigentümerin des Ringes vermißte ihr Kleinod, als sie wieder das Zimmer betrat. Der Verdacht, den Ring gestohlen zu haben, fiel alsbald auf das im Hause dienende Mädchen, denn niemand anders betrat den Raum, das wußte man. Nun zog man das Mädchen zur Rechenschaft und wollte ihr später bei Gericht das Geständnis, daß sie den Ring ent- wendet und versteckt habe, entlocken und es erzwingen. Sie blieb jedoch bei der Beteuerung ihrer Unschuld. Nicht gar lange Zeit nachher mußte die Dachrinne ausgebessert werden und der Manu, der die Arbeit vollzog, fand den verschwundenen Ring in dem Mauerloch. Nun wußte man, daß die Elster die Diebin war. Nach der einen Lösung soll das Mädchen enthauptet worden sein, wie es zu damaliger Zeit Sitte und Gebrauch war. Nach einer anderen soll seine Unschuld an den Tag gekommen sein, bevor die Strafe in Vollzug gesetzt werden konnte. Sie soll von dem-Sohlte der Franziskaner Bäckerei, der das Haus heute noch gehört, geheiratet worden sein. Eine Verbindungsstraße zwischen Wein- und Dienerstraße

9. Heimatkunde von München und Umgebung in Wort und Bild - S. 69

1912 - München : Kellerer
— 69 — ist die Gruftstraße, früher Judengasse genannt, weil sie die einzige war, die die Israeliten in alter Zeit bewohnen durften. Dort hatten , sie auch ihre unterirdische Synagoge. Später wurde daraus ein unterirdisches Marienkirchlein gemacht, in dem alljährlich eine Messe gehalten wurde, damit der hochge- legeue Walchensee nicht durchbreche und das ganze Isartal samt der Stadt München in seinen Fluten begrabe. Wo vom Polizeigebäude herüber das Schrammergäßchen zieht, bezeichnet eine Tafel die Stelle des früheren Spiegelbrunnens. Die Sage erzählt, daß in diesem Brunnen ein garstiges Ungetier, ein Basilisk, gehaust habe, dessen Anblick jeden getötet habe. Da kamen kluge Leute auf den Gedanken einen Spiegel gegen den Brunnen zu stellen, so daß der Basilisk sein eigenes Bild sehen mußte und aus diese Weise zugrunde ging. Der Volksmund bezeichnete das Untier in diesem Brunnen — nach andern den Lindwurm, der ,am Lindwurmeck des Marienplatzes hauste — als die Ursache des schwarzen Todes oder der gräßlichen Pest, die im 17. Jahrhundert in München wütete. An das Ende dieser Schreckenszeit erinnert eine Festlichkeit, die sich bis auf unsere Tage erhalten hat. Dieser alte Brauch ist der Schäsfler- tanz, das erste Lebenszeichen der mutlosen, schwergeprüften Stadt, denn eine schwere, bange Zeit war es, als im Jahre 1628 der schwarze Tod in nnsern Mauern herrschte. Viermal war die verheerende Pestseuche in der Stadt München: 1348, wo sie nach einem Erdbeben auftrat, 1463, wo sie V3 der Einwohner dahinraffte, von 1515—1517 und im Jahre 1628. Wohl hatte man schon beim ersten Auftreten dieser Seuche alle denkbaren Vorsichtsmaßregeln ergriffen. Kein Fremder durfte durch die Tore der Stadt gehen, ohne ausführlichen Bericht über „woher" und „wohin" gegeben und einen Eid geleistet zu haben, daß er von keinem der Pest verdächtigen Ort komme. Eigene Gasthäuser wareu vor den Toren der Stadt für die Fremden errichtet. Alle Briefe wurden geöffnet und ausgeräuchert, alles Geld in Essig gewaschen. Trotzdem alles geschah, um Einhalt zu tun, erreichte die Krankheit doch eine entsetzliche Höhe. Die vor der Stadt gebauten Lazarette wareu überfüllt. Beständig waren eigene Männer mit der Fort- schaffung Kranker beschäftigt. Diese Wärter mußten an eigenen Standorten die Kleidung wechseln, um den Krankheitsstoff nicht weiter zu tragen. Die Häuser der Stadt waren, wenn sie ein Krankes beherbergten, für den öffentlichen Verkehr gesperrt und besondere Angestellte versorgten die Einwohner mit den Lebensbedürfnissen. Täglich starben 100 und mehr Menschen.

10. Heimatkunde von München und Umgebung in Wort und Bild - S. 82

1912 - München : Kellerer
— 82 — 37. Das Angerviertel. Der Hase. Die Peters- kirche. Der Viktualienmarkt. Die Schrannen- halle. Die Fleischhalle. Das Angerviertel hat seinen Namen von den Wiesen oder Angern, welche früher einen großen Teil dieser Gegend ein- nahmen, und aus denen die Viehmärkte der Bauern und das Armbrustschießen abgehalten wurden. Mehrere Jsarkanäle durch- strömten die Wiesen und dienten hauptsächlich zu Gewerbs- zwecken der Färber, Bleicher, Walker usw., die sich in dieser Gegend angesiedelt hatten. Noch heute tragen Straßen in diesem Viertel den Namen Anger und das Kloster der armen Schulschwestern ist unter dem Namen Angerkloster bekannt. Neben diesem Kloster ist eine der ältesten Kirchen der Stadt, die St. Jakobskirche, um die herum und verbunden mit einer ihrer Festlichkeiten alljährlich die sogenannte Jakobidnlt statt- gefunden hat. Die bedeutendsten Gebäude auf dem Anger sind das alte Feuerhaus und das städtische Zeughaus, in dem die der Stadt gehörigen Sammlungen aufbewahrt werden. An den Anger schließt sich der Sebastiansplatz an, dessen Name auf ein uraltes, nicht mehr bestehendes Kirchlein zurückgeführt wird, das die Bürger infolge eines Gelübdes während der Pestzeit erbauten. Am Heumarkt beim Anger stand in früheren Zeiten die „Bewehrung", das Haus „zu der Stadt Rossen und Wagen, auch darein zu legen der Stadt Zeug und lange Hölzer, auch Püchsen und was die Stadt Zeug hat". Deim die Wassel!, deren die Bewohner Münchens besonders im unruhigen Mittel- alter bedurften, waren gar schwer und zahlreich. Die Menge der „Artillerie" iln 15. Jahrhundert erforderte zu ihrer Fort- schaffung 150 Pferde. Waren doch dabei „Büchsen", die Kugeln von 31/2 Zentner Gewicht schössen. Eine besonders große Kanone wog mehr als 43 Zentner. Die „Armbrust" der Stadt lag im Wilbrechtsturm in der Dienersgasse und ein eigener Schnitzer- besorgte die Herstellung der dazu gehörigen Pfeile. Mehrere Ausgänge führen vom Sebastiansplatz aus in die Blumenstraße. Dort waren in früheren Jahren an der Stadt- maner Nutz- und Ziergärten angelegt worden, daher auch der Name. Jetzt ist der Stadtgraben überwölbt. Ein kleines Gebäude am östlichen Ende der Anlage ist ausschließlich für die kleine Welt bestimmt. Manche von euch haben schon fröhliche Stunden in dem lieben Marionettentheater verlebt und find atemlos dem
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