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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 18

1911 - Magdeburg : Creutz
18 1. Das Land östlich oder rechts von der Elbe. Wohnorte hatten meist die Endung 010, itz, z. B- Jerichow, Rathenow, Buckow, Steinitz usw. Die Endung ow hat sich heute vielfach in au verwandelt, z. B. Cracau, Buckau . . . Die Weuden wurden im S. durch Markgraf Gero, im N. durch Albrecht den Bären und die Mönchsorden (Klöster, z. B. Leitzkau) nach und nach zum Christen- tum bekehrt. Zur Zeit der Reformation nahmen die Bewohner den evangelischen Glauben an. Auch breiteten sich unter ihnen deutsche und fremde Einwanderer, besonders Flamländer, aus und vermischten sich mit den Wenden; so entstand im Laufe der Zeit der jetzige Menschenschlag. Im Schweiße des Angesichts suchten unsere Voreltern dem wenig fruchtbaren Boden durch Ackerbau, Viehzucht und Waldwirtschaft das tägliche Brot abzuringen: aber anch der Fischfang und der Handel mußten dazu beitragen. Da kam der 30jährige Krieg, in dem sich die Katholiken und die Evangelischen der Religion wegen bekämpften. Er verwandelte das Land in eine Wüste. Die Dörfer und Städte waren zerstört; die Äcker lageil wüst da; die meisten Bewohner waren getötet. Unter der segensreichen Regierung der Hohenzollern erholte sich das Land wieder. Besonders machten sich der Große Kurfürst und Friedrich der Große nin diese Gegend verdient. Letzterer ließ die Sümpfe (Fiener) entwässern und legte den Planer Kanal an. Der südliche Teil des rechtselbischen Gebietes wurde erst im Jahre 1815 unserem Heimatlande einverleibt. G. Sage. Die Kutterjungfer auf dem Marktplätze in Zerbst. In einer Zeit, in der noch der Stärkere allein herrschte, hatten die Grasen von Lindau die Zerbster gezwungen, ihnen einen Zoll auf alle Nahrungsmittel, die nach Zerbst gebracht wurden, zu zahlen. Weil die Grafen den Zoll nach Willkür erhöhten, wurden die Landlente, die nach Zerbst Butter, Eier, Gemüse lieferten, hart betroffen. Die Zerbster konnten die Waren kaum bezahlen. Mit Herzleid nierkten die Bauer», daß der Verkauf täglich geringer wurde. Um nicht zu ver- armen, führten die Landleute die Waren nicht mehr in die Stadt, fondern richteten vor dem Heidetore, am Bntterdamm, einen förmlichen Markt ein. Nun konnten zwar die Hausfrauen Butter, Eier, Geflügel billiger einkaufen, hatten abei einen weiten und beschwerlichen Weg zurückzulegen. Um die Stadt von der drückenden Stener zu befreien, ging eine edle Jungfrau zum Grafen von Lindau und bat ihn, gegen eine Abfindungssumme den Zoll zu erlassen. In seinem Übermute forderte der Graf so viel Goldstücke, als man auf dem Wege vom Heidetore bis zum Markte dicht nebeneinander legen könnte. Er hoffte, niemand würde die Summe bezahlen. Aber die wohltätige Jungfran willigte ein. Sie opferte alle ihre Schätze und brachte die Summe wirklich zusammen- — Aus Dankbarkeit seyte man der Jungfrau ein Standbild. Es ist eine vergoldete weibliche Figur, die auf einer 7 m hohen Säule steht. Der Volksmund nennt sie knrz die Bntterjungfer. H. Ortsltunde. a) An der Elbe. Mtthlberg (3)*). Schiffahrt, Holz- und Getreidehandel, Fischfang, Korbflechterei. (Schlacht, Kaiser Karl V. siegt über Jobann Friedrich den Großmütigen 1547.) Wittenberg (22), d. h. weißer Berg; Sandbügel? Umgebung fruchtbar: Gemüse- bau- Fabriken: Tnch. Brauereien: Bier. Brennereien: Branntwein. Fischerei. Die Reformation hat Wittenberg zu einer berühmten Stadt gemacht. Durch De Martin Luther nahm sie hier ihren Anfang am 31. 10. 1517. Die 95 Glaubens- *) Die eingeklammerten Ziffern geben die Einwohnerzahlen der Orte in Tausenden an.

2. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 32

1911 - Magdeburg : Creutz
32 1. Das Land östlich oder rechts von der Elbe. Wohnorte hatten meist die Endung oiv, itz, z. B- Jerichow, Rathenow, Buckow, Steinitz usw- Die Endung ow hat sich heute vielfach in au verwandelt, z. B. Cracau, Buckau . . . Die Wenden wurden im S. durch Markgraf Gero, im N. durch Albrecht den Bären und die Mönchsorden (Klöster, z. B. Leitzkau) nach und nach zum Christen- tum bekehrt. Zur Zeit der Reformation nahmen die Bewohner den evangelischen Glauben an. Auch breiteten sich unter ihnen deutsche und sremde Einwanderer, besonders Flamländer, aus und vermischten sich mit den Wenden; so entstand im Laufe der Zeit der jetzige Menschenschlag. Im Schweiße des Angesichts suchten unsere Voreltern dem wenig fruchtbaren Boden durch Ackerbau, Viehzucht und Waldwirtschaft das tägliche Brot abzuringein aber auch der Fischfang und der Handel mußten dazu beitragen. Da kam der 30jährige Krieg, in dem sich die Katholiken und die Evangelischen der Religion wegen bekämpften. Er verwandelte das Land in eine Wüste. Die Dörfer und Städte waren zerstört; die Acker lagen wüst da; die meisten Bewohner waren getötet. Unter der segensreichen Regierung der Hohenzollern erholte sich das Land wieder. Besonders machten sich der Große Kursürst und Friedrich der Große um diese Gegend verdient. Letzterer ließ die Sümpfe (Fiener) entwässern und legte den Planer K.nml an. Der südliche Teil des rechtselbischen Gebietes wurde erst iin Jahre 1815 unserem Heimatlande einverleibt. G. Sage. Die Luttechingfer auf dem Marktplätze in Zerbst. In einer Zeit, in der noch der Stärkere allein herrschte, hatten die Grasen von Lindau die Zerbster gezwungen, ihnen einen Zoll auf alle Nahrungsnüttel, die nach Zerbst gebracht wurden, \u zahlen. Weil die Grafen den Zoll nach Willkür erhöhten, wurden die Landleute, die nach Zerbst Butter, Eier, Gemüse lieferten, hart betroffen. Die Zerbster konnten die Waren kaum bezahlen. Mit Herzleid merkten die Bauern, daß der Verkauf täglich geringer wurde. Um nicht zu ver- armen, führten die Landleute die Waren nicht mehr in die Stadt, sondern richteten vor dem Heidetore, am Butterdamm, einen förmlichen Markt ein. Nun konnten zwar die Hausfrauen Butter, Eier, Geflügel billiger einkaufen, hatten abei einen weiten und beschwerlichen Weg zurückzulegen. Um die Stadt von der drückenden Steuer zu befreien, ging eine edle Jungfrau zum Grafen von Lindau und bat ihn, gegen eine Abfindungssumme den Zoll zu erlassen. In seinein Übermute forderte der Graf so viel Goldstücke, als man auf dem Wege vom Heidetore bts zum Markte dicht nebeneinander legen könnte. Er hoffte, niemand würde die Summe bezahlen. Aber die wobliätige Jungfrau willigte ein. Sie opferte alle ihre Schätze und brachte die Summe wirklich zusammen- — Aus Dankbarkeit setzte man der Jungfrau ein Standbild. Es ist eiue vergoldete weibliche Figur, die auf einer 7 m hohen Säule steht. Der Volksmuud nennt sie kurz die Butterjungfer. It. Orts Kunde. a) An dkl' Etile. Miihlbcrg (3)*). Schiffahrt, Holz- und Getreidehandel, Fischfang, Korbflechterei. (Schlacht, Kaiser Karl V. siegt über Johann Friedrich den Großmütigen 1547.) Wittenberg (22), d. h. weißer Berg; Sandbügel? Umgebung fruchtbar: Gemüse- bau. Fabrikein Tuch. Brauereien: Bier- Brennereien: Branntwein. Fischerei. Die Reformation hat Wittenberg zu einer berühmten Stadt gemacht- Durch Dr Martin Luther nahm sie hier ihren Anfang am 31. 10. 1517. Die 95 Glaubens- *) Die eingeklammerten Ziffern geben die Einwohnerzahlen der Orte in Tausenden an.

3. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. uncounted

1911 - Magdeburg : Creutz
Creufj'fche Verlagsbuchhandlung in Magdeburg. Jn unserem Verlage erschienen ferner: Technologilche Sammlungen oon Sternftein und Wurthe. Die Cehrpläne der Volks-, Bürger- und Jtuttelschulen schreiben eine eingehendere Behandlung derjenigen Stoffe aus der Industrie und dem Gewerbe vor, die für das tägliche Leben unentbehrlich geworden sind, z. B. Zucker, Bier, Papier, Seife, Glas, Porzellan usw. Die unterzeichnete Verlagsbuchhandlung hat es nun unternommen, Sammlungen von Roh-, Zwischen- und Endprodukten der Technologie in den fiandel zu bringen. £s ist bei der Zusammenstellung derselben zunächst auf die Bedürfnisse der oben genannten Schulen Rücksicht ge- nommen worden. Jede Sammlung befindet sich in einem eleganten Karton, eine beigefügte kurze Rnleitung gibt über die Gewinnung des betreffenden Erzeugnisses Aufschlug. Soweit es erforderlich war, sind die Stoffe, haltbar präpariert, in handlichen Gläsern untergebracht, die bequem im Unterrichte herumgereicht werden können. Der Preis ist von uns so niedrig bemessen worden, dah die Anschaffung der Sammlungen auch den weniger günstig gestellten Schulen möglich sein dürfte. Bis jetzt find folgende Sammlungen komplett: 1. Die Rohzuckerfabrikation: 10 Gläser, enthaltend: Rübenschnitzel, Rohsaft, Scheidesaft, Saturierter Saft, Dicksaft, Mimalle, Rohzucker I. und Ii. Produkt, Ablauf, Trockenkhnifzel. Preis Ulk. 7.50. 2. Die Bierbereitung: 10 Oläler, enthaltend: Braugerlte, Spitzende Oerlte, Grünmalz, Darrmalz, Itlalzkeime, Ulalzfchrot, Würze, Hopfen, Hefe, Treber. Preis Itlk. 7.50. 3. Die Seifenbereitung: 10 öläler, enthaltend: Talg, Palmkernöl, Cottonöl, Cocosöl, Ätznatron, Kali- leife, Flatronleife, Glyzerin, Wallerglas, Harz. Preis Ulk. 7.50. 4. Die Papierfabrikation: enthaltend: seines Leinen (roh geschnitten und gebleichter Halbltoff), weihe Baumwolle (roh geschnitten und gebleichter Halbstoff), Bast (roh geschnitten und gebleichter Halbstoff), Stroh (zerschnittenes und gekochtes Stroh, ge- bleichter Strohstoff), Holz (zerkleinertes und gekochtes Holz, gebleichte Holzzellulose), die wichtigsten Papiersorten. Preis Itlk. 6.50. 5. Die Ölfabrikation: 14 Glöler, enthaltend: Oliven, Olivenöl, Baumwollsamen, Baumwoiilaat- mehl, Cottonöl, Raps, Rapsöl, Rapskuchen, Itlohn, Mohnöl, Mohnkuchen, Ceinlamen, Leinöl, Leinkuchen. Preis Mk. 10.50.

4. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 97

1911 - Magdeburg : Creutz
Das Flachland. 97 sich, das er mit Ol speist. Die Bergjungen werfen die Schiefer- massen in die kleinen Förderwagen, Hunde genannt, und bringen diese in mühsamer Weise bis zum nächsten Gange. Die Schiefermaffen werden hier iu größere Förderwagen geschüttet, welche darauf von den Schleppern nach den großen Förderstrecken gestoßen werden. Nachdem der Inhalt in die großen eisernen Wagen umgeladen ist, rollen diese in Zügen, meistens von Pserden gezogen, auf Schienen dem Förder- fchachte zu. Durch Auszüge gelangen nun die Schiefer- massen an die Erd- ob erstäche. Auf Schienen oder Draht- feilbahnen bringt man die Schiefer- stücke, die geschmolzen werden sollen, zu den Rohhütten, wo die Verarbeitung vor- genommenwird. Das gewonnene Silber wird an die König- liche Münze ab- geliefert. Früher wurden daraus Taler geprägt. Ihre Iu- schrist lautet: „Se- gen des Mansfelder Bergbaues". — In noch größerer Menge holt man aus der Tiefe Braunkohlen und Kalisalze. Bei Artern gewinnt man ohne Gradierwerk aus der starken Sole Salz, und im No. des Gebietes bei Wettin baute man bis vor kurzem sogar Steinkohle ab. An vielen Orten findet sich trefsliche Tonerde, die gute Mauer- und Ziegelsteine liefert. Bei den Dörfern Dölau, Morl, Sennewitz, Lieskau (Halle) gräbt man aus- gezeichnete Porzellanerde, die zum Teil in den Porzellansabriken von Berlin und Stettin zu feinstem Geschirr verarbeitet wird. Ebenso bricht man wertvolle Steine, z. B. Kalk- (Schraplau), Sandstein (Kelbra, Henze-Kohlhase, Die Provinz Sachsen. Ausgabe A. 7 Förderwagen.

5. Heimatkunde der Provinz Sachsen - S. 86

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
86 Heimatkunde der Provinz Sachsen. Kbb. 52. Das nördliche Harzvorland und die Magdeburger Börde. Salze und den Reichtum, den sie uns bringen. Denn er schützt die Salzlager gegen ein- dringendes Wasser. Das würde sie auslaugen. Die Salzlager bestehen aus einer Stein- salzschicht und einer Kalischicht. Jene ist 300 m, diese 150 m dick. Die Kalisalze liegen oben. 2ttan mußte sie erst abräumen, um zum wertvollen Steinsalz zu gelangen. Darum nannte man sie Abraumsalze und hielt sie für wertlos. Jetzt ist ihre Ge- winnung zur Hauptsache geworden. Denn sie liefern ein vorzügliches Düngemittel, das nach allen Ländern Europas, ja selbst nach Amerika versandt wird. I. Vodenform. Oas Harzvorland bildet eine Mulde. Nach der größten Stadt heißt sie Halberstädter Mulde. Oen Nordrand bilden der bewaldete Kall- stein, der hu^wald und der Hakelwald. Mehrere niedere parallele Höhenzüge, die den Harzrand begleiten, teilen sie in kleinere Mulden. Die wichtigsten dieser Höhenzüge sind: 1) Die Teufelsmauer. Sie erstreckt sich von Blankenburg bis zu den Gegensteinen und bildet einen gewaltigen ll)all aus (Huader- sandstein in einer höhe von 250 m. lvie die Steine einer Mauer, so regelmäßig liegen die Sandsteinschichten übereinander. Der Sage nach hat sie der Teufel in einer Nacht aufgebaut, um sein Reich vom Himmelreich zu trennen. Er konnte sie aber nicht vollenden, da ihn ein krähender Hahn im Morgengrauen beim Bau störte. 2) Oer Regenstein ist eine Sandstein- feste, die sich nördlich von Blankenburg etwa ° 0 0 o„oono Oo oo 0 a0nnor,Oo°o o o Q 00 O °n°0 0 o 0 o o O '$>Oozo°ooo°0° Aluschjelkalk.. Bunlsandsfein. Qips •Salzfon. •Kali. Steinsalz. Zecf]sl"ein. Abb. 53. Querschnitt durch ein Salzlager.

6. Heimatkunde von München und Umgebung in Wort und Bild - S. 126

1912 - München : Kellerer
— 126 — meistern Erhardt und Widenmayer und dem verstorbenen Bau- rat Zeuetti die Stadt so viel zu verdanken hat, „die Zustände und den Schmutz in den dazu dienenden, oft sehr kleinen Höfen und Hintergebäuden gesehen und die Luft darin gerochen haben, um schätzen zu können, um wie viel der Boden in München durch Errichtung des neuen Schlacht- und Viehhofes jetzt weniger verunreinigt wird." 6) Wohnungsbauten. Um die Wohnungen gesund zu gestalten, wurden wieder- holt Verordnungen in diesem Sinne erlassen. Im Jahre 1879 wurden Kellerwohnungen, weil ungesund, gänzlich verboten. Für jedes Wohn- und Schlafzimmer, für jede Küche und jeden Abort wurde ein ins Freie gehendes Fenster verlangt. Die Hintergebäude müssen von den Vordergebäuden in bestimmter Entfernung gehalten und als Hosranm eine bestimmte Fläche gelassen werden. Die Straßen dürfen nicht zu enge sein. f) Bäder. Durch die Schaffung von öffentlichen Bädern und durch Einrichtung der Schulbrausebäder wurde ebenfalls sehr viel für die Gesundheit der Bewohner Münchens getan. Dazu kommen die Freibäder. Ein großes öffentliches Volkshallenbad aus der Müllerschen Schenkung ist mit einem Kostenaufwand von einer und einer halben Million Mark an der Zweibrückeustraße ge- baut worden. Während früher die Tierleichen durch den Wasenmeister vergraben wurden, ist seit 1894 durch die Stadt eine Anstalt eröffnet worden, in der die Tiere durch Verbrennen vernichtet werden. Der Hausunrat wird seit 1891 von München an die Haus- Mull-Verwertungsgesellschast in Puchheim bei Bruck abgeführt. Dieser Teil des Dachauernlooses wird dadurch, daß der Haus- unrat mehr als meterhoch aufgeschichtet zu liegen kommt, in eine anbaufähige Fläche umgewandelt. 53. Die Bewohner der Stadt. Gewerbe. Fabriken. Handel. Gerichte. Post. Die Bewohner einer Stadt heißen Bürger und bilden eine bürgerliche Gemeinde. Das Oberhaupt davon ist der Bürger- meister. München zählt jetzt mehr als 600000 Einwohner und

7. Heimatkunde von München und Umgebung in Wort und Bild - S. 47

1912 - München : Kellerer
— 47 — teten Buchstaben zeigen. Auch in vielen Wohnungen brennt das Gasglühlicht, das Heller und angenehmer als gewöhnliches Gas, dem elektrischen an Stärke kaum nachsteht. Doch ist das Gas ein gar gefährlicher Stoff und nicht selten melden die Zeitungen Unglücksfälle, die durch ausströmendes Gas ent- standen. Zu Haufe und in der Schule werden die Kinder sowohl vor dem Berühren der elektrischen Leitungsdrähte in Straßen und neben den Bahngeleisen als auch vor unbefugtem Auf- und Zudrehen der Gashähne gewarnt. Gehorchet ja, damit ihr nicht euren Ungehorsam schwer an eurer Gesundheit oder gar mit dem Leben büßen müßt. Nur in einzelnen Wohnungen behauptet die alte trauliche Petroleumlampe ihr Recht. Aus dem öffentlichen Leben ist sie fast vollständig verschwunden. Die neuzeitigen Häuser zeigen meist einfache, gerade Vorder- seite, sind aber vielfach mit Gipswerk, Malereien und Sprüchen verziert. Oft ist eine Gedenktafel zum Andenken an geschieht- liche Tatfachen oder berühmte Inwohner angebracht. Die Erd- geschoßräume sind mehrfach für Gast-, Wein- und Kaffeewirt- schaften oder als Läden eingerichtet. Selten wird die gerade, nüchterne Häuserreihe durch vor- oder zwischenliegende Gärten oder altdeutsch gebaute Häuser mit Erker und Türmchen unter- brachen. Dagegen erfreuen das Auge häufig schöne Anlagen, prächtige Denkmäler und große öffentliche Gebäude, die teils dem Gottesdienst, teils den Zwecken des Unterrichts, der Wissen- schaft oder Kunst dienen, teils der Sitz städtischer oder staat- licher Behörden sind. In Straßen und Promenaden (Erholnngs- gang) finden die Spaziergänger in den Trinkhallen im Sommer willkommene Erfrischung. In den Kiosken werden die neuesten Zeitungen feilgeboten. Anschlagsäulen und -bretter geben Aus- kuuft über gebotene Vergnügungen, Wohnungsmieten, günstige Verkaufsgelegenheiten. Ju all den Gast- und Kaufhäusern, in Straßen und auf Plätzen, in Kirchen und Theatern bewegt sich vom frühen Morgen bis in die späte Nacht eine zahlreiche Menschenmenge aus Einheimischen und Fremden zusammen- gesetzt. Straßenbahn, Fuhrwerke aller Art fördern den Verkehr. Post-, Geschäfts- und Lastwagen besorgen die Fortschaffung der verschiedensten Sachen. Immer weiter dehnt sich München aus, zahlreiche neue Häuser und Straßen vergrößern es örtlich. Von auswärts in die Stadt ziehende Familien vermehren die Einwohnerzahl von Jahr zu Jahr. München ist jetzt eine Großstadt mit über 600000 Einwohnern.

8. Heimatkunde von München und Umgebung in Wort und Bild - S. 131

1912 - München : Kellerer
— 131 — Abständen kommt immer eine Haltestelle, an der die Mitfahrenden ein- und aussteigen. Der Wagen ist bei der Dunkelheit elektrisch beleuchtet und das am Wagen angebrachte Glas, ebenso die Tafel mit der Nummer und der Richtungsbezeichnung sind je nach der Linie, die durchfahren wird, verschiedenfarbig. Trotzdem die Pferdebahn von früher durch die elektrischen Wagen ersetzt wurde, seht ihr auf den Straßen Pferde in großer Anzahl. Nicht nur das Militär, die Kavallerie und Artillerie, braucht Pferde, die Fiaker besitzen Pferde, die vielen Brauereien haben das Bier in Fässern ihren Abnehmern, den Gastwirten, zu- zuführen. Postwagen haben Pferde vorgespannt, Lasten aller Art werden von und zu den Bahnhöfen auf Wagen durch Pferde befördert. Die Zimmerleute, die Klaviervermieter benötigen Pferde, größere Kaufhäuser lassen die Waren ihren Kunden durch eiueu Wagen zukommen. Ganz besonders aber sind die vornehmen Leute im Besitze von Reit- und Wagenpferden. Bessere Freunde als den Hans und die Grete kann's nicht geben. Der 'Hans ist des Fnhwerkbesitzers Gruber einziges, lustiges Söhnlein. Die Grete ist ein frisches, lebhaftes Pferd mit ebenso hellen, verständigen braunen Augen, wie die, mit

9. Heimatkunde von München und Umgebung in Wort und Bild - S. 172

1912 - München : Kellerer
— 172 — straße und befördern ihre Fahrgäste nicht weniger rasch als die Eisenbahn. Die Dörfer, die der Postwagen noch mit der Bahn verbinden muß, finden sich sehr im Nachteil und sicher als weltabgelegen gilt, wohin weder Bahn noch Post führt. Aber da hat sich das Zweirad hilfreich erwiesen; der Bauer radelt sicher und schnell stundenweit an sein Ziel. Der Bote, der in alten Zeiten mit seinem Fuhrwerk 8—10 Tage und länger unterwegs war, kann täglich zur Bahn und wieder zurückkommen. Frachtgut, Eilgut, Nachnahme usw. sind heut- zutage auch auf dem Lande bekannte Dinge, telegraphische Be- stellungen find häufige Vorkommnisse und nicht selten verbindet das Telephon die Geschästslokale des Großhändlers in der Stadt mit dem Ort des bäuerlichen Verkäufers. Nicht überall ist eine selbständige Post, häufig ist der Gastwirt des Ortes der Postmeister, oft ist es der Herr Lehrer, dessen kundige Hand all die neuzeitigen Einrichtungen am besten zu Hand- haben versteht. Leider hat sich mit vielen segensreichen Fort- schritten des Wissens und der Bildung manches weniger Wünschenswerte eingeschlichen. Vor allem hat sich Frau Mode fast überall an Stelle der malerischen Volkstracht festgesetzt. Mancher alte sinnige Brauch ist verdrängt oder im Taumel des Neuen vergessen. Tageszeitungen mit ihren Berichten ver- ringern das Interesse an den köstlichen Sagen und Liedern, die sich früher von den Alten auf die Jungen vererbten. Wo ehedem der Hände Arbeit notwendig war, rühren sich jetzt Maschinen, die schneiden, dreschen, wenden usw. und viele Ar- beiter ziehen in die Stadt, da sie glauben, mit scheinbar leich- terer Arbeit rascher Geld zu verdienen. Die enge Welt, die früher nur bis zur heimatlichen Flurgrenze reichte, hat sich erweitert und das Getriebe in fremden Ländern, bei fremden Völkern wird besprochen, wo sonst eine kleine Veränderung im nachbarlichen Hausstand ein Ereignis war. Mit den Zeitungen, die der Postbote, weuu nicht täglich, doch wenigstens ein paarmal in der Woche bringt, kommen auch die Briese der Familienmitglieder oder Verwandten, die die Heimat verließen, so daß sie mit ihren Lieben im Geiste zusammenleben und eine Übersiedlung nicht wie früher eine Trennung für Jahrzehnte oder für's Leben bedeutet. 4
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