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1. Bürgerkunde - S. 12

1907 - München : Gerber
12 P. K. Rosegger*) erzählt: „Der Bauernhandwerker, als der Schuster, der^Schneider, der Weber, der Böttcher, anderwärts auch der Sattler,^der Schreiner sind in manchen Alpengegenden eine Art Nomaden- bolk. Sie Haben wohl irgend eine bestimmte Wohnung, entweder im eigenen Häuschen oder in der gemieteten Stube eines Bauernhofes, wo ihre Familie lebt, wo sie ihre Habseligkeiten bergen und wo sie ihre Sonn- und Feiertage zubringen; am Montagmorgen aber nehmen sie ihr Werk- zeug ans den Rücken oder in die Seitentasche und gehen ans die Stör, d. i). sie gehen ans Arbeit aus und heimsen sich im Bauerhause, wohin sie bestellt sind, so lange ein, bis sie die bestimmte Arbeit, den Hans bedarf, verfertigt haben. Dann wenden sie sich zu einem andern Hof." ^Arbella^ Durch das Wandern ging oft viel Zeit verloren. Ferner Hauptberuf, traf es oft zu, daß der Störer bald viel bald gar keine Arbeit hatte. Um seine Familie ernähren zu können, war er daher ge- zwungen, neben seiner eigentlichen Arbeit auch Landwirtschaft zu treiben. Oer L'ronhof als Wirtschaftsgemeinde. Neben den freien Bauern bestand der freie Adel?) Der ger- manische Adel setzte sich ans jenen angesehenen Familien zusammen, aus welchen die Herzöge gewählt wurden. Jede Adelsfamilie hatte ein Gut, das sich von dem Vater auf den Sohn, von diesem auf den Enkel ic. vererbte. Der Adel ging also von einem Ge- schlechte auf das folgende über; darum wird dieser Adel als Geschlechts- oder Geburtsadel bezeichnet. Der erwählte Herzogs war im Kriege der Führer der ade- ligen und nichtadeligen Grundbesitzer. Er erlangte immer mehr Macht. Aus den: Herzogtum entstand nach und nach das Königtum. Der König bedurfte verschiedener Diener, der Beamten. Diese königlichen Beamten bildeten im fränkischen Reiche den Dienstadel. Mit der Zeit verschmolzen Geschlechts- und Dienstadel zu einem Stande, dem freien Adels- oder Ritterstande. Die germanischen Könige eroberten von den besiegten Römern große Ländereien. Sie konnten daher die Dienste ergebener Adeliger dadurch belohnen, daß sie diesen große, bisher unbebaute Grundstücke schenkten. So wurden die Adeligen Großgrundbesitzer, die „weltlichen Grundherren". Auch die Geistlichen wurden mehrmals von den Königen mit Ländereien beschenkt. Auf diese Weise wurden manche Klöster zu „g erstlich en Grundherrschaften". — Die Grundherren suchten ihren Besitz zu vergrößern, ihre Macht zu vermehren. *) „Aus meinem Handwerkerleben". 2) Adel — Geschlecht auf dein Erbgut. 'h Herzog -- - Heerführer, der das Heer (nach sich, zieht, d. h. führt.

2. Bürgerkunde - S. 78

1907 - München : Gerber
78 d) Nutzen. N a m e n der Genossenschaft Sitz der Genossenschaft % ‘ =« ’S I -g 'o' 2 0 Haft- summe für je einen Geschäfts- anteil „H Jahresumsatz .£1905 Jt 17. Werk- u. Rohstoff- genossenschnft für das Buchbinder- gewerbe München 17 17 100 194,52 18. Gewerbe-Kredit- genossenschaft Tittmoning 35 53 500 39.631,85 19. Gewerblich. Dar- lehenskassenverein Trostberg 90 147 500 2.688.854,79 20. Handwerker - Ge - n o sse n sch afts kaffe Schwaben 23 23 300 69.571,99 Nach dem für die Genossenschaften geltenden Gesetz können solche errichtet werden 1. dergestalt, daß die einzelnen Mitglieder (Genossen) für die Verbindlich- keiten der Genossenschaft dieser sowie unmittelbar den Gläubigern derselben mit ihrem ganzen Vermögen hasten: eingetragene Genossen- schaft mit unbeschränkter Haftpflicht; 2. dergestalt, daß die Genossen zwar mit ihrem ganzen Vermögen, aber nicht unmittelbar den Gläubigern der Genossenschaft verhaftet, viel- mehr nur verpflichtet sind, der letzteren die zur Befriedigung der Gläubiger erforderlichen Vorschüsse zu leisten: eingetragene Genossen- schaft mit unbeschränkter Nachschußpflicht; 3. dergestalt, daß die Haftpflicht der Genossen für die Verbindlichkeiten der Genossenschaft sowohl dieser wie unmittelbar den Gläubigern gegenüber im voraus auf eine bestimmte Summe beschränkt ist: ein- getragene Genossenschaft mit beschränkter Haftpflicht. Fassen wir den Nutzen der Genossenschaften zusammen! 1. Sie verbilligen die Lebensmittel und Gebrauchsartikel. 2. Sie heben die Machtlosigkeit der einzelnen Kleinmeister auf und geben diesen in ihrer Gesamtheit und Gemeinsamkeit Kredit und Macht. 3. Sie beweisen, daß die Handwerker imstande sind selbst ihre Lage zu bessern, wenn sie aufhören, „es gehen zu lassen, wie es eben geht", wenn sie sich in neue Zeit-, Verkehrs- und Erwerbsverhältnisse schicken, wenn sie den schädlichen Eigen- nutz, der allein haben will, was verdient wird, zurückdrängen. 4. Die glorreiche Geschichte der Pioniere von Rochdale und zahlreicher anderer Genossenschaften beweist die Unwahrheit der giftigen Lehre, daß das Sparen für den Arbeiter hoff- nungslos sei.

3. Deutsche Geschichte - S. 185

1912 - Halle a.S. : Schroedel
185 Die hohen Preise erregten beim Volke viel Unzufriedenheit, Sie wurde noch grer, weil der König die Zoll- und Steuerbeamten aus Frankreich berief, wo fchon hnliche Einrichtungen bestanden. Zudem rgerten diese Fremdlinge die Leute durch ihren Hochmut und betrogen den Staat um ge-waltige Summen. In religisen Dingen dachte Friedrich milde und duldsam. Jeder gehorsame Untertan konnte nach seiner Fa^on selig, werden." Deshalb Der Alte Fritz. Nach Menzel. fanden auch solche Leute, die anderswo verfolgt wurden, in Preußen Unter-knnft. Selbst der Jesuitenorden, der damals vom Papste aufgehoben und aus den katholischen Staaten vertrieben wurde, blieb in Schlesien uu-behelligt. Am Hofe Friedrichs herrschte das Franzsische vor. Seine besten waren Franzosen. Er selbst sprach und schrieb mit Vorliebe fran-Filsch. x$u jngeren Jahren spottete er zuweilen der die arme, plumpe Sprache des deutschen Volkes. Gerade während seiner Regierung blhte

4. Deutsche Geschichte - S. 210

1912 - Halle a.S. : Schroedel
210 durch die Menge ihrer Zwangsbestimmungen die Entwicklung der Gewerbe. Daher wurde Iblo der Zunftzwang aufgehoben und Gewerbefreiheit eingefhrt. Damit fiel auch der lstige Mhlen-, Back-und Brauzwang weg. Auch die Verwaltung des Staates wurde neu geordnet. Fnf Ministerien (Inneres, Aueres, Justiz, Finanzen und Krieg) wurden eingerichtet; an die Srelle der Kriegs- und Domnenkammern traten die Regierungen, während die Provinzialminister durch Oberprsideuten ersetzt wurden. Freilich konnte der herrliche Mann kaum lnger als ein Jahr am Ruder bleiben. Mit Mitrauen sah Napoleon auf den khnen Reformator. Als nun gar ein Brief Steins in seine Hnde fiel, in dem er von der Befreiung Preuens sprach, mute er sein Amt niederlegen und vor dem Zorne des Gewaltigen fliehen. Napoleon chtete ihn und zog seine Gter ein. Bei dem Kaiser Alexander fand Stein Aufnahme. Auch in der Ferne diente er dem Vaterlande weiter. 2. Die Heeresreform Scharnhorsts. Nicht nur ein tchtiger Bauern-und Brgerstauv, sondern auch ein tchtiges Heer wurde geschaffen. Das Werben im Ausland hrte auf. Fortan sollte jeder gesunde Preuße die Waffen tragen. Es wurde also die allgemeine Wehrpflicht eingefhrt. Alle entehrenden Strafen fielen weg. Jeder Soldat konnte nun Offizier wer-den, einerlei ob er adelig oder brgerlich war, wenn er nur im Frieden Kenntnisse und Bildung, im Kriege hervorragende Tapferkeit zeigte. So galt es als eine Ehre, des Knigs Rock zu tragen. Weil das stehende Heer nur 42000 Mann stark sein durfte, bildete man die Rekruten rasch aus und entlie sie dann, um sofort neue einzuziehen. Auf diese Weise wuchs die Zahl der wehr-haften Männer mit jedem Jahr. General von Scharnhorst. Diese Neuordnung des Heeres war das Werk des Kriegsministers Scharnhorst. Er war ein hannoverscher Bauern-shn. In unscheinbarer Kleidung, den Kopf gesenkt, ging er einher. Kein Franzose vermutete in dem schlichten, anspruchslosen Mann den Waffen-schmied der deutschen Freiheit".

5. Deutsche Geschichte - S. 159

1912 - Halle a.S. : Schroedel
159 fr sich. Seitdem trug Friedrich Wilhelm gegen ihn einen tiefen Groll im Herzen. 9. Die Begrndung der absoluten Herrschaft. Der Staat Friedrich Wilhelms fetzte sich aus verschiedenen Gebieten zusammen; aber diese bildeten kein Ganzes, fondern jedes bestand fr sich, und nur die Person des Herrschers war ihnen gemeinsam. Die Brandenburger sahen in ihm ihren Kurfrsten, die Preußen und Klever ihren Herzog, die Markaner und Ravensberger ihren Grafen; fnst aber wollten sie nichts von einander wissen. Als der Krieg gegen Schweden und Polen ausbrach, zeigten die Rheinlnder und Westfalen keine Lust, ins Feld zu ziehen; und als der Kurfürst am Rheine kmpfte, dachten die Preußen, das ginge sie nichts an. Dazu hatte Friedrich Wilhelm in den einzelnen Lndern nur wenig zu sagen. Das eigentliche Regiment fhrten die Vertreter des Adels und der Städte, die Stnde. Namentlich durfte der Kurfürst ohne ihre Zustimmung keine neuen Steuern erheben. Nun gab es zwar eine Grundsteuer fr den Unterhalt der Sldner, aber sie brachte in den Stdten wenig ein. Als der Kurfürst dann ein stehendes Heer einrichten wollte und mehr Geld brauchte, erhoben sie lauten Widerspruch, weil sie meinten, nun gehe das Land zugrunde. Sie weigerten sich denn auch, die Kosten dafr zu tragen. Da fand Friedrich Wilhelm einen Ausweg. Fr Mehl, Brot, Fleisch und alle Kaufmannswaren, die in die Städte eingefhrt wurden, lie er an den Toren eine kleine Abgabe erheben. Das war eine indirekte Steuer, und sie hie Akzise. Sie tat dem einzelnen nicht wehe und brachte doch viel Geld ein. Die Adeligen und auch einzelne Städte wehrten sich allerdings hartnckig dagegen. Am schlimmsten tobte der Widerstand in Ostpreuen. Schlielich aber fetzte der Kurfürst feinen Willen durch. Nun brauchte er die Stnde nicht mehr; ihre Macht war gebrochen. Fortan regierte er ganz nach eigenem Ermessen. So bereitete er in Brandenburg-Preuen die absolute Monarchie vor. Sie war fr jene Zeit von groem Segen; denn Friedrich Wilhelm konnte nun fr alle Lnder gleichmige Einrichtungen treffen und doch auch wieder fr jedes nach feinen besonderen Bedrfnissen sorgen. So gewhnten sich die Bewohner allmhlich daran, sich als Glieder eines groen Ganzen zu fhlen. 10. Friedrich Wilhelms Sorge fr das Wohl feiner Untertanen. Die meisten Untertanen Friedrich Wilhelms lebten vom Ackerbau. Darum mute er diesem seine besondere Frsorge zuwenden. Als der Kurfürst zur Regierung kam, war Brandenburg fast eine Wste. Da lie er Saatkorn, Bteh und Ackergerte unter die verarmten Leute verteilen. Allein die Zahl femer Bauern reichte nicht ans, um berall den Boden zu bestellen. Um Arbeitskrfte zu gewinnen, verfuhr Friedrich Wilhelm wie einst Albrecht der Br: er rief aus der Fremde Ansiedler in die Mark. Aus dem Bremer Land, ans der Pfalz, aus der Schweiz und aus Holland kamen Scharen von Bauernfamilien gezogen. In wenigen Jahren waren die verfallenen Drfer wieder aufgebaut, und fleiig gingen Pflug und Egge der die Felder. Die Fremdlinge, besonders die Hollnder, wurden zugleich Lehr-meister fr den mrkischen Landmann. Wie der Ackerbau, so lag dem Kurfrsten auch der Gartenbau am Herzen. Bei feinem Schlffe in Berlin richtete er einen groen Garten ein.

6. Geschichte der Provinz Sachsen - S. 123

1906 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
39. Unsere Provinz zur Zeit des Groen Kurfrsten. 123 Braunschweig und nach den schsischen und westlichen Lndern. Auch fhrte er das Stempelpapier und die Akzise ein. 6. Frderung des wirtschaftlichen Lebens. Nach dem 30jhrigen Kriege sahen Fürsten und Völker immer mehr ein, da das Fort-bestehen eines Staates nicht sowohl von verbrieften Rechten, als vielmehr von seinen Machtmitteln abhngt. Wer Macht in die Wag-fchale werfen konnte, dessen Wort galt. Darum ging der Staat nun darauf aus, seine Machtmittel zu vergrern, und er glaubte das er-reichen zu knnen durch staatliche Beeinflussung des wirtschaftlichen Lebens. Es setzte nun eine vllige Bevormundung des Wirtschaftslebens ein, eine Wirtschaftspolitik, die man als Merkantilismus bezeichnet (merkantil, was mit dem Handel zusammenhngt). Das Ziel aller merkantilistischen Staatsweisheit war ein doppeltes: mglichst viel Menschen und mglichst viel Geld! Die Vermehrung der Menschen wollte man dadurch erreichen, da man Ein-Wanderer ins Land zog. Als nach Aufhebung des Edikts von Nantes 1685 viele Reformierte aus Frankreich auswanderten, er-lie der Groe Kurfürst das sogenannte Potsdamer Edikt, durch welches er die franzsischen Reformierten, die Refngi^s, einlud, nach Brandenburg zu kommen. Allerdings trafen damals in unserer Provinz wenig oder gar keine Flchtlinge aus Frankreich ein; dagegen lieen sich Waldenser, die ebenfalls infolge des Edikts von Nantes aus ihren stillen Alpentlern vertrieben wurden und die der Groe Kur-frst auch einladen lie, in grerer Anzahl bei uns nieder, so in Magdeburg, in Stendal, in Burg. Zum Bebauen der wsten Land-flchen rief er besonders Niederlnder ins Land. Er selbst gab aber seinen eigenen Untertanen die Auswanderungsfreiheit nicht. Um das Geld im Lande zu erhalten, wandte er besonders der gewerblichen Produktion seine Aufmerksamkeit zu. Sein Streben in dieser Hinsicht war: mglichst viel an das Ausland verkaufen, und mglichst wenig vom Auslande einkaufen. Es wurde deshalb die Einfuhr im wesentlichen auf unentbehrliche Rohstoffe beschrnkt. Die Ausfuhr von Rohstoffen, von Leder, Huten, Wolle, Silber wurde > gnzlich verboten. Eng zusammen hngt hiermit das Bestreben, sich die Roh-ftofflnder selbst zu sichern, was wieder zu einer Kolonial-Politik fhrte. Die erste Voraussetzung hierzu ist aber eine Flotte. Auch der Groe Kurfürst grndete eine verhltnismig stattliche Flotte und eine Kolonie. Er hat allerdings selbst eingestanden, da jeder Dukaten, den er aus afrikanischem Golde geprgt habe, ihm mindestens 2 Dukaten Unkosten verursacht habe. 7. Die letzte Pest. Unter der Regierung des Groen Kurfrsten brach zum letzten Male die aus dem Osten stammende Pest in unser Gegenden aus. Fast alle Gebiete unserer Provinz wurden von der Seuche ergriffen, frei blieb nur die Grafschaft Wernigerode. Sie dauerte von 168082. Handel und Wandel kam durch sie zurck,

7. Geschichte der Provinz Sachsen - S. 103

1906 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
34. Magdeburg im Kampfe gegen den Kaiser und das Interim. 103 Magdeburgs gegen den Erzbischof; so besetzte sie die erzbischflichen mter um die Stadt: Wanzleben, Dreileben, Egeln und Wolmirstedt. Vergebens bemhten sich im April 1550 Ritterschaft und Landstnde, einen Vergleich zwischen dem Erzbischof und der Stadt herbeizufhren. Diese verlangte vor allem Befreiung von der Acht, Ausshnung mit dem Kaiser und freie Religionsbung. An diesen Bedingungen mute allerdings der Versuch eines Ausgleichs scheitern. Der Kaiser, er-bittert darber, da Magdeburg allein ihm noch im Wege stand, die Einheit des Glaubens wie der Herrschaft herbeizufhren, forderte immer dringender die Unterwerfung der Stadt oder Vollstreckung der Acht an ihr. Und bald machten sich auch die Folgen bemerkbar. Die der Stadt feindlich gesinnten Adeligen der Mark fielen der ihr Gebiet und der magdeburgische Kaufleute her; die Zeiten des Faust-rechts schienen fr die Stadt wiedergekehrt zu sein. Im Herbst 1550 vereinigten sich dann im Auftrage des Kaisers der Herzog Georg von Mecklenburg, Herzog Heinrich d. I. von Braunschweig, das Dom-kapitel und der Adel zur Vollziehung der Acht; sie brachten ein Heer von 1015000 Mann zusammen und belagerten die Stadt. Ober-befehlshaber des Belagerungsheeres war Kurfürst Moritz von Sachsen. Die Magdeburger aber waren ungebrochenen Mutes. Die Stadt stand jetzt auf der hchsten Warte der Weltgeschichte. Das ganze protestantische Deutschland und jeder, der sich sein Glanbensbekenntnis nicht von auen her aufntigen lassen wollte, sah auf Magdeburg als <lnf den Ort, wo die allgemeine Sache religiser Freiheit verfochten ivnrde, und untersttzte sie nach Krften. Viele Fürsten und Städte liehen ihr Hilfe, von allen Seiten erhielt sie Zuzug, so da sie ein ansehnliches Verteidigungsheer zusammenbrachte. Die Belagerung zog sich sehr in die Lnge, sie dauerte noch den Frhling und Sommer des folgenden Jahres hindurch. Unterdes reiften nun in Moritz andere Plne. Schon als er mit der Vorhut des kaiserlichen Heeres am 24. April 1547 der die Heide trabte und den Kurfrstlichen immer enger auf die Fersen kam, erwog sein feuriger Geist die Gefahr, die ein allzu starkes Anwachsen der spanischen Macht auch der ihn herauffhren mute. Und besonders war er seit dem Jahre 1550 bemht, ein Gegengewicht gegen Karls V. Tyrannei zu schaffen. Aber er mute mit der uersten Vorsicht zu Werke gehen, denn so ganz traute man ihm am kaiserlichen Hose keineswegs, und seine Zusammenknfte mit den Ernestinern in Naumburg, mit Markgraf Hans von Kstrin und andern protestantischen Fürsten in Torgau im Mai 1551 waren dort nicht unbemerkt geblieben. Zu derselben Zeit hatte er in Krakau mit Abgeordneten des Rats von Magdeburg eine Unterredung und er-klrte ihnen, er wolle nicht den Untergang der Stadt, sondern er sei bereit, mit ihnen fr die Aufrechterhaltung der Reformation zu kmpfen. Die Verhandlungen zogen sich dann noch durch den Sommer

8. Geschichte für Mittelschulen und ähnliche Lehranstalten der Provinz Sachsen - S. 136

1903 - Wiesbaden : Behrend
136 handelten dieselben als ihr Eigentum, denn die Shne teilten sie nicht selten unter sich. Diese Fürsten sowie -die Bischfe und manche bte hatten allmhlich in ihren Landschaften Hoheitsrechte bekommen und waren so selbstndige Surften geworden. Sie bildeten die R e i ch s st n d e und nahmen an den Reichstagen teil. Zu den Reichsstnden gehrten spter auch die Freien Reichsstdte. Aber wie die Fürsten sich vom Kaiser unabhngig gemacht hatten, so geschah es ihnen selbst von ihren eigenen Lehnsmannen, den Grafen und den Rittern. Auch die kleinen Lehen waren lngst erblich, und ihre Inhaber verweigerten den Fürsten oft den Gehorsam. Schlielich bildeten sich aus ihnen und den Landstdten die Land stnde, welche auf den Landtagen an der Regierung Anteil nahmen. 2. Gerichtswesen. Die selbstndigen Fürsten, Herren und Städte brachten auch bald das Gerichtswesen in ihren Bezirken an sich und richteten der ihre Untergebenen ganz beliebig nach verschiedenem Recht. Das von der Mitte des 12. Jahrhunderts ab in Halle und Stendal ausgebildete Recht wurde eine Quelle des deutschen Brgerrechts. Das Hallische und Stendaler (magdeburgische) Brger-recht verbreitete sich nach Osten der die Marken, Schlesien, Polen und Preußen. Harzische Städte, wie Halber st adt und Wernigerode, entlehnten ihr Recht der benachbarten Reichsstadt Goslar. Die erste und wichtigste Quelle deutscher Rechtsgeschichte ist der Sachsenspiegel, eine zu Anfang des 13. Jahrhunderts in schner deutscher Sprache abgefate Zusammenstellung des Land-, Stadt- und Lehusrechts. Das christlich-sreie Rechtsgefhl hat sich vom ppstlichen und rmischen Rechte losgemacht. Dies Rechtsbuch von unschtzbarem Werte ist aus der Gegend zwischen Harz, unterer Saale und mittlerer Elbe hervorgegangen. a) Folter. Grausam und barbarisch waren im Mittelalter die Strafen fr Vergehen. Leugnete der Angeklagte seine Schuld, so kam die Folter zur Anwendung. Man legte dem Unglcklichen Daumen- und Beinschrauben an, die ihm die Glieder derartig zusammen-preten, da das Blut hoch herausspritzte und die Knochen gequetscht wurden. Man hngte ihn mit den Hnden an der Decke auf und be-fchwerte die herabhngenden Fe mit schweren Gewichten, so da sich der Krper des Gemarterten unter grlichen Schmerzen ausrenkte. Wie mancher Unschuldige hat in dieser Not Verbrechen gestanden, an die sein Herz nie gedacht hatte, nur um durch Hinrichtung aus dieser entsetzlichen Qual befreit zu werden. Die Hinrichtung fand statt durch Aufhngen am Galgen (Galgenberg) oder auch mit Schwert und Beil. Vielfach wurde vorher zur Strafverstrkung der Krper verstmmelt, indem die Augen geblendet, Hnde oder Fe abgehauen, Nase und Ohren abgeschnitten wurden. Mancher Bsewicht mute auf dem Markte der Stadt an einem Schandpfahl, dem Pranger, stehen und sich von den Vorbergehenden verspotten lassen. b) Hexen. Die Folter wurde besonders gegen die Hexe n" gebraucht. Allgemein glaubte man, da es Frauen gbe, welche mit dem Teufel im Bunde stnden. Dieser verleihe ihnen die Kraft, Menschen und Haustieren Schaden zu-

9. Geschichte für Mittelschulen und ähnliche Lehranstalten der Provinz Sachsen - S. 204

1903 - Wiesbaden : Behrend
204 Seine einzige Erholung bildete auer der Jagd eine Abendgesellschaft, das Tabakskollegium. Jeden Abend versammelte er seine Vertrauten, Minister und Generale, um sich. Der König wollte in dieser Gesellschaft nicht hher geachtet sein als jeder andere. Darum herrschte vollstndige Redefreiheit, und oft kam die ausgelassenste Heiterkeit zum Durchbruch; aber auch ernste und wichtige Sachen wurden hier beraten. 2. Regierungsantritt. Groe Sparsamkeit war dem König schon in der Jugend eigen, und diese Tugend brachte er mit auf den Thron. Sparsamkeit hie die Losung. Die meisten Hofbeamten und Diener seines Vaters erhielten sofort ihre Entlassung, die Gehlter der brigen setzte er herab. der 100 Luxuspferde, viele prachtvolle Wagen und Snften, kostbare Weine, teure Mbel, Edelsteine und Perlen wurden verkauft, mehrere knigliche Gebude, Grten und Parks verpachtet. Mit einem Schlage hatte der ganze knigliche Hof fein Aussehen voll-stndig verndert. e 3. Das Heer, g.) Mehrung; Zusammensetzung. Die grte Sorgfalt verwandte der König auf Mehrung und Verbesserung des Heeres. Schon in frher Jugend war sein Sinn dem Militr-Wesen zugewandt; als zehnjhriger Knabe kommandierte er mit grter Freude eine kleine Kriegsschar von adligen Knaben gleichen Alters. Auch des Knigs Vorliebe gehrte den Soldaten; er nannte sie seine lieben blauen Kinder. Besonders gern hatte er groe, schn gegewachsene Soldaten. Sein Leibregiment zu Potsdam zhlte 3000 solcher Riesen. Der Flgelmann Jonas ma 2,45 m. Kein Geld, keine List, keine Gewalt scheute der König, um einen Menschen zu bekommen, der zur Riesengarde pate. Wollte ihm ein fremder Fürst eine besondere Freude machen, so mute er ihm einen langen Kerl" schenken. Fr diese Riefen sorgte der König aufs eifrigste. Das Leib-Regiment war aber auch in jeder Beziehung ein Musterregiment fr die ganze Armee. Das Heer erreichte unter ihm eine Strke von 83 000 Mann. Das machte auf die Einwohnerzahl Preuens von 2l/4 Millionen fast 4/9v während wir heutzutage im Deutschen Reiche noch nicht 1% stndig unter Waffen haben. So viele Leute konnte der König im eigenen Lande nicht ausheben, ohne allen Berufsarten den grten Schaden zu tun. Er stellte zwar den Grundsatz auf, da jeder Untertan militrpflichtig fei, nahm aber nur die jngeren Bauernshne ins Heer, weil diese abkmmlich waren; Handwerker und Kaufleute wurden verschont. Aus diese Weise konnte nur die kleinere Hlfte der Soldaten im eigenen Lande gewonnen werden. Fr die Aushebung teilte er das ganze Land in Bezirke (Kantone) ein, und jebes Regiment erhielt seinen bestimmten Aushebungsbezirk zugewiesen. Unser Gebiet erhielt 2 Regimenter. Ein Regiment Fuvolk wrbe nach Halberstabt und ein Reiterregiment wrbe nach Aschersleben gelegt.

10. Geschichte für Mittelschulen und ähnliche Lehranstalten der Provinz Sachsen - S. 206

1903 - Wiesbaden : Behrend
206 versprochene Belohnung, das Herzogtum Berg, vorenthalten wurde, geriet er in hellen Zorn. Auf seinen Sohn zeigend, rief er prophe-tisch aus: Dort steht einer, der mich rchen wird!" _ 5. Verwaltung des Landes. Trotz der gewaltigen Vermehrung des Heeres war doch im Lande von Steuerdruck nichts zu spren; denn die Verwaltung wurde vom Könige musterhaft eingerichtet. Er bersah mit seinem klugen Herrscherauge alle Einrichtungen des groen Staates, vereinfachte und verbesserte daran mit solchem Geschick, da bald alle Rder der riesigen Verwaltungsmaschine wunderbar mein-ander griffen. Als oberste Verwaltungsbehrde entstand das General-Direktorium in Potsdam. In ihm fhrte der König selbst den Vorsitz. Die Steuereinrichtung des Groen Kurfrsten blieb bestehen; doch wurden Ungleichheiten ausgeglichen, und die Rittergutsbesitzer hatten fortan eine Kriegssteuer fr die Unterhaltung des Heeres zu zahlen. Die Domnen wurden an Generalpchter gegeben, welche dieselben in bester Ordnung halten muten. So gelang es dem Könige durch seine unermdliche Ttigkeit, die Staatseinknfte von 10 auf 21 Millionen Mark zu erhhen. 6. Zucht des Beamtenstandes. Ein solcher Aufschwung war nur dadurch mglich, da die Ttigkeit der Untertanen bedeutend ge-steigert wurde. Im preuischen Lande sollte jeder nach Krften ar-6eitert, besonders aber die Beamten. Sowohl vom hchsten als vom niedrigsten unter ihnen verlangte der König Sparsamkeit, Ordnung und Gewissenhaftigkeit. Alle wurden in ihrer Ttigkeit genau ber-wacht, damit nichts unntig ausgegeben werde. Auf seinen jhrlichen Be-sichtignngsreisen sah er selbst berall nach dem Rechten. Wehe dem Beamten, der seine Schuldigkeit nicht getan hatte! Widerrede duldete er nicht. Rsonnier' er nicht!" war seine Antwort, der er ntigen-falls mit dem Stocke Nachdruck gab. So waren das Auge und die Faust des Knigs berall, und der oberste wie der niedrigste Beamte zitterten vor ihm. Friedrich Wilhelm I. ist der Schpfer des preuischen B eamtensta'nd es, der sich noch heute durch Un-eigenntzigkeit und Pflichttreue auszeichnet. 7. Hebung der Landwirtschaft. Den Domnenpchtern gab der König Ermahnungen und Belehrungen der Fhrung einer guten Wirtschaft; ihre Muster-Wirtschaft wirkte sehr vorteilhaft auf den Anbau im ganzen Lande. Ausgedehnte Smpfe wurden entwssert und urbar gemacht (das R h i n - und H a v e l l n d i s ch e Luch in der Nhe von Fehrbellin). Es gab noch viele wst liegende Stellen im Lande ; verlassene Bauernhfe und Drfer, heruntergekommene Städte fanden sich immer noch in erschreckender Zahl. Unter den einladendsten Versprechungen zog der König eine groe Anzahl von Ansiedlern heran. Unausgesetzt ermunterte er seine Untertanen zum Anbau. Klar erkannte der Herrscher den vielseitigen Nutzen des Obstbaues. Zur Befrderung desselben erging eine Verordnung, da jeder Bauer jhrlich Apfel- und Pflaumenbume pflanzen sollte. Auf diese Weise erhielten ganze Gegenden durch die rastlose Ttigkeit des Knigs ein vllig anderes Aussehm. So sparsam er war, bei unverschuldeter
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