6 Landeskunde der Provinz Sachsen und des Herzogtums Anhalt.
(nach der Zählung vom Jahre 1885). Während der Größe nach also Sachsen
die 9. Stelle unter den preußischen Provinzen einnimmt, hat es seiner Ein-
wohnerzahl nach die 4. Stelle (Schlesien, Brandenburg mit Berlin und die
Rheinprovinz sind stärker bevölkert). Die Provinz, an deren Spitze ein Ober-
Präsident steht, zerfällt in die 3 R.-B. Magdeburg, Merseburg und Erfurt;
au der Spitze eines jeden steht ein Regiernngs-Präsident, die R.-B. zer-
fallen in Kreise unter der Verwaltung eines Landrats.
1. Der Regierungsbezirk Magdeburg hat! 11512,86 qkm mit
989716 Ew. — 859 auf 10 qkm — und zerfällt in 15 Kreise.
2 Der Regierungsbezirk Merseburg hat' 10207,06 qkm mit
1027228 Ew, — 1006 auf 10 qkm — und zerfällt in 17 Kreise.
3. Der Regierungsbezirk Erfurt hat! 3529,61 qkm mit 411379ew.
— 1166 auf 10 qkm — und zerfällt in 11 Greife.
Das Herzogtum Anhalt hatl 2294,36 qkm mit 248166 Ew. — 1080
auf 10 qkm —, übertrifft also die Provinz Sachsen sehr an Volksdichte. Es
zerfällt in 5 Kreise, an deren Spitze Kreisdirektoren stehen.
Ii. Landschaftskunde.
Die Provinz Sachsen ist von allen preußischen Provinzen die am meisten
zerrissene. Der nördliche Teil, welcher den R.-B. Magdeburg umfaßt, bildet
allerdings ein zusammenhängendes Ganze, aber er ist im S. durch das Her-
zogtum Anhalt vielfach eingezackt und hängt nur durch einen schmalen Streifen
(bei Aschersleben), der wiederum Anhalt in 2 große Teile scheidet, mit dem
R.-B. Merseburg zusammen. Ein Stück von Anhalt (Grafschaft Mühlingen)
liegt als Enklave^) im R.-B. Magdeburg, wogegen kleine preußische Gebietsteile
von Anhalt umschlossen sind. Auch eine Braunschweigische Enklave (Calvörde)
findet sich innerhalb dieses R.-B. Noch mehr fremde Gebietsteile umschließen
die beiden südlichen R.-B.: Teile von Weimar (Allstedt) und Schwarzburg-
Rudolstadt (Frankenhausen), sowie die Hauptmasse vou Schwarzburg-Souders-
hausen. Dafür liegen die Kreise Schleusiugeu und Ziegenrück gesondert weit
nach S. vorgeschoben.
Im W. werden die Provinz Sachsen und Anhalt vom Harz berührt.
Dieser ist ein in sich fest abgeschlossenes Massengebirge von etwa eiförmiger
Gestalt mit der größten Ausdehnung von N.w. nach S.o. (110 km); der
Querdurchmesser beträgt nur 30 km.
■sen, Jtappboile. Selke. mppra, jtusieoen.
Längsschnitt durch den Harz von Seesen bis Eisleben. (Nach R. Aßinann.)
Nach N.w. hin hat das Gebirge mehrere Vorstufen; es verflacht sich im
*) Exklave nennt man ein von der Hauptmasse eines Landes getrenntes, in einem
andern Staate liegendes Stück Land. Von jenem anderen Lande aus würde man es
als Enklave bezeichnen.
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— 155
C. Das Herzogtum Braunschweig.
Die Geschichte des Herzogtums ist bis zum 13. Jahrhundert mit derjenigen Hannovers eng
verknüpft. In dieser Zeit wurde der Enkel Heinrichs des Löwen mit den Braunschweig-Lüne-
burgischen Ländern belehnt. Unter dessen Nachkommen wurden vielfache Teilungen des Landes
vorgenommen, bis im 16. Jahrhundert das Recht des Erstgebornen anerkannt wurde. 1634 ge-
langte die Dannenbergsche Nebenlinie, 1735 die Linie Braunschweig-Bevern in den Besitz des
Landes. Zu dieser Linie gehörte der tüchtige Feldherr Karl Wilhelm Ferdinand, der infolge schwerer
Verwundung in der Schlacht bei Jena 1806 zu Ottensen starb, und der Herzog Friedrich Wilhelm,
der sich 1809 durch seinen kühnen Kriegszug von der böhmischen Grenze bis Elsfleth gegen Na-
poleon berühmt machte. 1885 starb das brauuschweigische Regentenhaus aus. Seitdem sührt
Prinz Albrecht von Preußen als Prinz-Regent die Regierung des Landes.
I. Lage.
Braunschweig, das seinem Namen von einem Herzog Bruno hat, der der
Sage nach 861 die Stadt Braunschweig gründete, besteht aus drei Hauptstücken
und einigen kleineren Teilen. Diese Gebiete gehören dem Harze, den Harzvorbergen,
dem Weserberglande und dem norddeutschen Tieflande an; sie werden umschlossen
von den Provinzen Hannover, Sachsen, von Anhalt und dem waldeckscheu Fürsten-
tum Pyrmont.
Ii. Größe des Herzogtums; Anzahl, Abstammung
und Religionsverhältnisse der Bewohner.
Braunschweig ist nach seinem Flächeninhalte das größte der deutschen Herzog-
tümer. Es umfaßt 3^ Tausend (3690) qkm, auf denen 434 Tausend Menschen
wohnen. Im Durchschnitt kommen auf 1 qkm 118 Bewohner. Am dichtesten
ist die Bevölkerung im Gebiete der mittleren Oker.
Die Bewohner des Herzogtums sind niedersächsischen Stammes und weit
überwiegend evangelisch-lutherisch.
Iii. Gruppenbilder von Braunschweig.
1. Das langgestreckte Gebiet von der Weser bis an den
Nordwestrand des Harzes.
(Kreise: Holzminden, Gandersheim.)
Ostlich von der Weser erheben sich in diesem brannschweigischen Gebiet die
Wesergebirge mit dem Ith bis 399 in, dem Hils und mit dem Solling bis 448 in.
Hier hat der plattig ausgebildete Buutsaudsteiu einen lebhaften Steinbruchbetrieb
ins Leben gerufen; zu Quadern und Bauornamenten verarbeitet, kommt er von
Holzminden aus in den Handels
Dn Reichtum an gutem Baumaterial bietet den Bewohnern dieses Kreises die Haupterwerbs-
quelle. So ist neben dem Solling noch die Umgebung von Stadtoldendorf (23/4) durch große
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Extrahierte Personennamen: Heinrichs Heinrichs Karl_Wilhelm_Ferdinand Karl Wilhelm Ferdinand Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Albrecht_von_Preußen Albrecht Bruno
— 100 —
Die Gestalt der Provinz Sachsen läßt sich vergleichen mit einem Kopf aus
schmalem Halse und breiten Schultern. Den Kopf bildet der Regierungsbezirk
Magdeburg, wozu auch der schmale Hals gehört, auf dem Aschersleben liegt.
Die breiten Schultern werden von den Regierungsbezirken Merseburg und Erfurt
gebildet. Zu beiden Seiten des Halses liegen die beiden Hauptstücke des Herzog-
tums Anhalt.
Die benachbarten Staaten sind: im Nordosten und Osten die Provinz
Brandenburg, das Herzogtum Anhalt, die Provinz Brandenburg und die Provinz
Schlesien; im Süden das Königreich Sachsen, die thüringischen Staaten; im
Westen die Provinz Hessen, die Provinz Hannover, das Herzogtum Anhalt und
Braunschweig an verschiedenen Stellen.
Ii. Größe der Provinz und ihre Bewohner nach Abstammung, Zahl
und Religiousverhaltnissen.
Die Provinz Sachsen ist 25252 qkm (oder rund 460 Q.-Meilen) groß.
Der Regierungsbezirk Magdeburg (11513 qkm = 209,10 O.-M.) ist nngefähr
3'/zmal und der Regierungsbezirk Merseburg (10209 qkm = 185,41 Q.-M.)
etwa 3mal so groß als der Regierungsbezirk Erfurt (3530 qkm — 64,11 Q.-M.).
Die Bewohner der Provinz Sachsen sind fast alle deutschen Ursprungs; nur
ein gauz geringer Teil im Osten der Provinz ist wendischer Abstammung.
Das wendisch-sorbische Bolk bewohnte einst den Osten bis zur Elbe und
darüber hinaus bis zur Saale. Hier und da hat sich noch in Tracht und Sitte
(wie in Altenburg), allenthalben aber noch in Fluß-, Orts- und Flurbeuenuuugen
Wendisches erhalten.
Aus den 25 244 qkm wohnen (nach der Volkszählung von 1895) 2698712
(rund 2 700000) Einwohner, wovon im Durchschnitt auf 1 qkm 107 Einwohner
kommen. Auf die drei Regierungsbezirke verteilen sich dieselben folgendermaßen:
Erfurt: 446 663 Einwohner, wovon auf 1 qkm 124 Einwohner kommen.
Merseburg: 1 129192 „ „ „ „ „ 109 „ „
Magdeburg: 1 122857 „ „ „ 95 „ „
Nach der Bevölkerungsdichtigkeit verteilen sich die Kreise der Provinz in
folgender Weise, wenn die großen Städte außer acht bleiben:
a) über 150 Einwohner auf einem qkm haben die Kreise: Halberstadt, Aschers-
leben, Kalbe, Saalkreis, Mausselder Seekreis, Weißenfels, Naumburg, Zeitz;
b) bis 150 Einwohner auf einem qkm haben: die übrigen Bördekreise, Wer-
nigerode, Bitterfeld, Delitzsch, Merseburg, Querfurt, Saugerhauseu, Mansselder
Gebirgskreis und die sämtlichen Kreise des Bezirks Erfurt;
c) bis 75 Einwohner aus einem qkm haben: die Kreise der Altmark, Jerichow
I und Ii, die 4 Kreise an der Elbe und schwarzen Elster und Kreis Eckartsberga.
Im ganzen wird die Provinz Sachsen mit Recht wegen ihrer Fruchtbarkeit
gerühmt; denn sie vermag verhältnismäßig die meiste Bevölkerung zu ernähren:
wiewohl dieselbe nur den 14. Teil der Fläche vom preußischen Staate umfaßt,
so wohnt doch der 12. Teil der preußischen Bevölkerung darin.
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240
Den Preußen aber fiel die schwere Aufgabe zu, die Dppeler Schanzen zu erobern. Das waren zehn starke Festungswerke, die sich auf einer steilen Hgelkette erhoben. Ungefhr zwei Monate lang beschossen die Preußen die Schanzen mit schwerem Geschtz. Zugleich warfen sie nachts breite und tiefe Laufgrben auf, immer einen vor dem andern, und belegten sie mit Truppen. So kamen sie den Schanzen stets nher, ohne da die Feinde ihnen schaden konnten. Der 18. April wurde zum Sturme bestimmt. Binnen vier Stunden wehten auf den Festungswerken die preuischen Fahnen. Ein franzsischer General, der Zeuge dieser Heldentat gewesen war, versicherte : Mit solchen Truppen erobere ich die Welt!"
Nun flchteten die Dnen der einen Meeresarm auf die Insel Alfen. Hier glaubten sie sicher zu fein. Allein in einer Sommernacht fetzten die Preußen unter Herwarth von Bittenfeld hinber. Als der Morgen anbrach, war die ganze Insel in ihren Hnden.
Diese Niederlage brach den bermut Dnemarks. Im Frieden zu Wien trat es Schleswig.und Holstein nebst dem Herzogtum Lauen-brg an Preußen und sterreich ab. So war deutsches Land wieder deutsch geworden.
Der Deutsche Arieg. 1(866.
1. Der Streit um die Herzogtmer. Schleswig, Holstein und Lauen-brg gehrten nun Preußen und sterreich gemeinsam; aber das konnte aus die Dauer nicht so bleiben. Am natrlichsten schien es, die Lnder Preußen zu berlassen. Doch dies gab sterreich nicht zu; deitit die Macht feines Nebenbuhlers war ihm ohnedies schon zu groß. Es verlangte darum, da Schleswig-Holstein an den Herzog Friedrich von Augusteuburg falle, der als der nchste Erbberechtigte galt. So sollte im Rcken Preuens ein neuer .Kleinstaat entstehen, der schon ans Dankbarkeit wahrscheinlich immer zu sterreich gehalten htte. Preußen wre also durch feinen Sieg der die Dnen noch um einen Feind reicher geworden.
Das durfte nicht sein. Preußen konnte die Grndung des Kleinstaates nur dann zulassen, wenn dieser ihm nicht zu schaden vermochte. Bismarck forderte darum von dem Herzog, da er den Oberbefehl der sein Heer an Preußen abtrete, ihm die Kieler Bucht als Kriegshafen einrume und feilt Post- und Telegraphenwesen an das preuische anschliee. Von solchen Zugestndnissen aber wollte der Augustenburger nichts wissen.
Er vertraute auf die mchtige Hilfe sterreichs, das ihn zum Wider-stand ermunterte. So wurde der Krieg unvermeidlich.
2. Die deutsche Frage. Bei diesem Kriege aber handelte es sich nicht blo um das Schicksal Schleswig-Holsteins, fondern auch um die Zukunft Deutschlands. Seit 1815 hatte sich Preußen meist sterreich gefgt. Als Bismarck ans Ruder kam, wurde dies anders. Jetzt standen sich im Deutschen Bunde die zwei Gromchte feindlich gegenber. Darum war Deutschland zur Ohnmacht verurteilt. Sollte es besser werden, so mute eiue von beiden ausscheiden und die andre die feste Fhrung bernehmen. Jene aber konnte nur sterreich fein; denn der grte Teil feiner Be-vlkeruug war nicht deutsch, während Preußen, von seinen Polen abgesehen, lauter deutsche Einwohner zhlte. Das machte Bismarck seinem Herrn klar.
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Extrahierte Personennamen: Herwarth_von_Bittenfeld Friedrich_von_Augusteuburg Friedrich Bismarck
Extrahierte Ortsnamen: Wien Holstein Holstein Schleswig-Holstein Schleswig-Holsteins Deutschlands Deutschland
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45. Das Knigreich Westfalen.
macht hatten, von der Neustadt aus einzudringen, von dem Major von Hollwede aber wieder zurckgetrieben worden waren, schlo er Jim 8. November eine der schmhlichsten Kapitulationen ab, welche die preuische Kriegsgeschichte kennt: die Festung Magdeburg, das Hauptbollwerk des Staates, wurde mit 23000 Mann Besatzung und 20 Generlen (die freilich zusammen 1300 Jahre zhlten), mit Proviant und Munition im berflu an 7000 davorliegende Franzosen berliefert. Marschall Ney zog in die Stadt und lie sich von ihr 150000 Taler zahlen; Magdeburg stand unter franzsischen Gewalthabern.
Die Geschicke Preuens vollzogen sich nun schnell. Immer weiter nach Osten muten sich die Preußen zurckziehen. Nun trennte sich auch der Kursrst von Sachsen von ihnen, der bis dahin, wenn auch nur dem Namen nach, ihr Verbndeter gewesen war. Am 11. De-zember schlo er zu Posen mit Napoleon einen Separatfrieden: er trat dem Rheinbunde bei und erhielt den Knigstitel. Dann kam es am 7. und 9. Juli 1807 zu dem Frieden von Tilsit, durch welchen smtliche preuische Besitzungen westlich der Elbe an Napoleon abgetreten werden muten.
45+ Das Knigreich Westfalen.
1. Die Errichtung des neuen Reiches. Aus den linkselbischen Gebieten, die Napoleon unterworfen hatte, bildete er nach dem Tilsiter Frieden das Knigreich Westfalen und gab es seinem Bruder Jerome. Die Hauptstadt des Reiches sollte Kassel sein. Der gedemtigte Preuenknig nahm in einer Proklamation vom 24. Juli 1807 mit folgenden Worten von seinen bisherigen Untertanen Abschied: Ihr kennt, liebe Bewohner treuer Provinzen, Gebiete und Städte, meine Gesinnungen und die Begebenheiten des letzten Jahres. Meine Waffen erlagen dem Unglck; die Anstrengungen des letzten Restes meiner Armee waren vergeblich. Zurckgedrngt an die uerste Grenze des Reiches, und nachdem mein mchtiger Bundesgenosse selbst zu Waffenstillstand und Frieden sich gentigt fhlte, blieb mir nichts brig, als dem Lande Ruhe nach der Not des Krieges zu wnschen. Der Friede mute so, wie ihn die Umstnde vorschrieben, abgeschlossen werden, er legte mir und meinem Hause, er legte dem Lande selbst die schmerzlichsten Opfer auf. Was Jahrhunderte und biedere Vorfahren, was Vertrge, was Liebe und Vertrauen verbunden hatten, mute getrennt werden. Meine und der Meinigen Bemhungen waren vergeblich, fruchtlos! Das Schicksal gebietet. Der Vater scheidet von den Kindern. Ich entlasse euch aller Untertanenpflichten gegen mich und mein Haus. Unsere heiesten Wnsche fr euer Wohl begleiten euch zu euerm neuen Landes-
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Extrahierte Personennamen: Major_von_Hollwede Napoleon Napoleon Napoleon
52. Das preuische Zollgesetz und der deutsche Zollverein. 161
mige Abgabe hauptschlich zum Schutze der heimischen Industrie. Da hierdurch die Waren etwas teurer wurden, versuchte man wohl, manche Sachen, namentlich Verbrauchsgegenstnde wie Zucker, Kaffee, Tabak, Salz usw. unverzollt der die Grenze zu schaffen, und die Grenzwchter hatten manchen Kampf mit den Schmugglern zu bestehen. Erschwert wurde die Durchfhrung des Gesetzes durch die vielen fremden Landesteile, durch die Enklaven, die von preuischem Gebiet umschlossen waren, wie besonders in der Provinz Sachsen. Kleinere Staatsteile zog Preußen einfach mit in sein Zollgebiet ein und unterhandelte dann mit den betreffenden Landesherren um An-schlu an das preuische System. Die kleinen thringischen Staaten waren der das Vorgehen Preuens emprt und ihre Fürsten in ihrer Eitelkeit aufs empfindlichste verletzt. Man redete sich in den Wahn hinein, da Preußen sich selbstgefllig von dem groen Vaterlande absondere, alles schalt ans den Berliner Hochmut und Partikularismus. Preußen hielt aber an der Einrichtung fest und hoffte, die Erkenntnis des eigenen Vorteils wrde die kleinen Dynasten bestimmen, ihre Gebiets-teile durch Vertrge dem preuischen Zollsystem anzuschlieen. Der erste, der sich mit Preußen einigte, war der Fürst von Schwarzburg-Sondershausen, dessen sogen. Unterherrschaft ganz von Preußen um-geben war. Hier war es besonders das Verdienst des Prsidenten Motz in Erfurt, der die Sondershuser Staatsmnner auf die Vorteile hinwies, die ihnen aus dem Anschlu an Preußen erwachsen wrden. Auerdem wnschte der kunstsinnige Fürst von Sondershausen, im freundlichen Tale der Wipper ein Sondershuser Nationaltheater zu grnden; es fehlten aber die Mittel dazu. Schlo er sich nun dem preuischen Zollwesen an, so war ihm aus der Not geholfen. Diese Erwgungen schlugen durch, und am 25. Oktober 1819 wurde der erste Zollanschluvertrag unterzeichnet, kraft dessen der Fürst von Sondershausen unbeschadet seiner landesherrlichen Hoheitsrechte seine Unterherrschaft dem preuischen Zollsystem unterwarf und dafr nach Magabe der Bevlkerung seinen Anteil an den Zolleinnahmen vorlufig eine Bauschsumme von 15000 Talern erhielt. Im Wippertale herrschte nun groe Freude, und der Fürst konnte sein berhmtes Rauchtheater errichten, wo er mit den Brgern seiner Residenz um die Wette den Musen des Dramas und der Rauchkunst huldigte.
Die Hoffnung Preuens, da die brigen Kleinstaaten dem Beispiele Sondershausens folgen wrden, erfllte sich nicht sofort; es dauerte noch mehrere Jahre, ehe diese beitraten. Zunchst schlo sich 1828 Hessen-Darmstadt an. Und erst 1831 fingen die thringischen Staaten an, mit Preußen zu unterhandeln. Doch dauerte es bis 1833, ehe man einig wurde. Auf Preuens Vorschlag bildete sich ein Zoll- und Handelsverein der thringischen Staaten, der dem preuischen Zollvereine beitrat. Die Neujahrsnacht von 1834 zeigte
Heine u. Rosenburg, Geschichte der Provinz Sachsen. 11
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