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1. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 26

1911 - Magdeburg : Creutz
26 2. Das Land zwischen Elbe und Ohre, im Jahre 1675 in die Mark einfielen, da rotteten sich die Bauern der Drömlingsdörfer zusammen und versuchten, den Feind zu vertreiben. Noch heute finden wir in den Kirchen von zwei Dörfern zwei Fahnen aus dieser Zeit. Jede trägt einen roten Adler in grünem Kranze und die Inschrift: „F. W. 1675. Wir Bauern von geringem Gut dienen unserem gnädigen Kurfürsten und Herrn mit unserm Blut." Frömmigkeit, Hilfsbereitschaft, Ehrlichkeit und Tapferkeit sind schätzenswerte Eigenschaften unserer Drömlingsbewohner. b) Die Wische. 1. Die Wische zur Zeit der Überschwemmung im Februar und März 1909. a) Wie gelangen wir zur Wische? Trotz der großen Kälte im März besteigen wir den Zug und fahren Tion Magdeburg über Wolmirftedt nach Stendal, einein Kreuzuugs- punkte mehrerer Eisenbahnen. Unser Zug fährt sodann mehrmals über die Uchte, einem Nebenflüßchen der Biese. In Osterburg hält er; wir steigen aus. Der Zug fährt fodann am Aland entlang über See- Hausen, braust über eine große Elbbrücke dahin und niacht in Witten- berge halt. In Osterburg befinden wir uns am Südende einer feuchten Niederung, die den Namen Wische, d. h. Wiese, führt. b) Welche Gestalt hat die Wische? Sie hat die Form eines Dreiecks, das sich in der Richtung von S.o. nach N.w. erstreckt. Die beiden Längsseiten liegen im O. und W. Die Ostfeite wird von dem Elbbogen, die Westseite von dem Aland und dem Unterlause der Biefe gebildet. Die Südseite erhalteu wir, wenn wir uns auf der Karte eine Linie von Osterburg nach Sandau oder Werben gezogen denken. Die Spitze des Dreiecks liegt da, wo der Aland in die Elbe mündet. Von der Grundlinie des Dreiecks bis zur Spitze würden wir 8 Std. (40 km) zu wandern haben. c) Wie sah die Wische zur Zeit der Überschwemmung aus? In den Monaten Februar und März des Jahres 1909 ist die Wische überschwemmt. Der Elbdamm ist an zwei Stellen durch die Wasser- und Eismassen durchbrochen, und die Fluteu des Elbstromes -rauschen bis nach Osterburg und Seebausen. Die Felder und Wiesen, die Höfe, die Häuser, die Ställe der Dörfer fteheu unter Wasser. Die Menschen müssen flüchten; das Bieh wird in den Orten, die höher liegen, untergebracht. Kein Weg, kein Steg ist mehr zu sehen; überall schaut unser Auge nur Wasserflächen und Eisinaffen. Selbst der Kronprinz und unsere Kaiserin lasfen es sich nicht nehmen, das Überschwemmungs- gebiet zu besichtigeu. Sie spenden Geld den Armen, Trost den Hilf-

2. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 35

1911 - Magdeburg : Creutz
Sagen, 35 einem Male der wüste Lärm in schallendes Gelächter, denn ein Ratsherr hatte auf eine Tafel in großen Lettern geschrieben: „Der Roland foll stehen bleiben, wir wollen ihn nur nicht länger haben, weil er uns schon lang genug ist!" Damit war das Mißverständnis aufgeklärt. Die guten Bürger sahen, daß sie von dem ver- meintlichen Künstler arg genasführt waren. Kein Wunder also, daß sich ihr Unmut gegen ihn wandte. Als sie den Schalk griffen, steckten sie ihn zur Strafe in den Wendenturm, Im Nu aber entwich er mit einem Hohngelächter: und jeder wußte nun, daß der vermeintliche Künstler der leibhaftige Teufel gewesen war. Der Rolaud war in der früheren Zeit für die Stadt Stendal das Zeichen der eigenen Gerichtsbarkeit. Die im Jahre 1525 am Rat- hause errichtete Stein- figur gehört zu den größten, die wir besitzen. Der gewaltige Körper ruht auf starken Beinen, dessen Waden stärker sind als der Brustumfang eines kräftigen Mannes, Durch den schweren Pan- zer wird der Körper ge- schützt. Die erhobene rechte Hand hält das 4 m lange Schwert, das Werkzeug des strafenden Rechts; die linke Hand umfaßt den Schild mit dem brandenburgischen Adler, das Sinnbild des Schutzes. So er- innert der Roland an die frühere Größe und Selbst- ständigkeit der Stadt Stendal. Der Roland am Rathaus in Stendal. 2. Der wunderbare Ring im Schlosse zu Calbe a. M. In einer Nacht erschien der Schloßherrin eine Frauengestalt mit einem Lichte und flehte sie an um Hilfe und Beistand bei einer Kranken, Als die Edelfrau ein- willigte, bat die Erscheinung, von der Kranken weder Essen noch Trinken noch irgend ein Geschenk anzunehmen, da sonst Unglück über das Schloß und die Familie kommen würde. Die Herrin tat nach dem Gebote, und die Kranke wurde wieder gesund. Da kam eines Tages der Mann der Kranken und überreichte der Schloßherrin eine Schüssel mit gemünztem Golde. Doch die Herrin dachte an das Gebot der Er- 3*

3. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 40

1911 - Magdeburg : Creutz
40 2. Das Land zwischen Elbe und Ohre, im Jahre 1675 in die Mark einfielen, da rotteten sich die Bauern der Drömlingsdörfer zusammen und versuchten, den Feind zu vertreibeu. Noch hente finden wir in den Kirchen von zwei Dörfern zwei Fahnen aus dieser Zeit. Jede trägt einen roten Adler in grünem Kranze und die Inschrift: „F. W. 1675. Wir Bauern von geringem Gut dienen unserem gnädigen Kurfürsten und Herrn mit unserm Blut." Frömmigkeit, Hilfsbereitschaft, Ehrlichkeit und Tapferkeit sind schätzenswerte Eigenschaften unserer Dröinliugsbewohner. b) Die Wische. 1. Die Wische zur Zeit der Überschwemmung im Februor nud März 1909. a) Wie gelangen wir zur Wische? Trotz der großen Kälte im März besteigen wir den Zug und fahren von Magdeburg über Wolmirftedt nach Stendal, einein Kreuzungs- punkte mehrerer Eisenbahnen. Unser Zug fährt sodann mehriilals über die Uchte, einem Nebenflüßchen der Biese. In Osterbnrg hält er; wir steigen aus. Der Zug fährt sodann am Aland entlang über See- Hausen, braust über eine große Elbbrücke dahin und macht in Witten- berge halt. In Osterburg befinden wir uns am Südende einer feuchten Niederung, die deu Namen Wische, d. h. Wiese, führt. b) Welche Gestalt hat die Wische? Sie hat die Form eines Dreiecks, das sich in der Richtung von S.o. nach N.w. erstreckt. Die beiden Längsseiten liegen im O. und W. Die Ostseite wird von dem Elbbogen, die Westseite von dem Aland und dem Unterlause der Biese gebildet. Die Südseite erhalten wir, wenn wir uns auf der Karte eine Linie von Osterburg nach Sandau oder Werben gezogen denken. Die Spitze des Dreiecks liegt da, wo der Aland in die Elbe mündet. Bon der Grundlinie des Dreiecks bis zur Spitze würden wir 8 Std. (40 km) zu wandern haben. c) Wie sah die Wische zur Zeit der Überschwemmung aus? In den Monaten Februar und März des Jahres 1909 ist die Wische überschwemmt. Der Elbdamm ist an zwei Stellen durch die Wasser- und Eismasfen durchbrochen, und die Fluten des Elbstromes rauschen bis nach Osterburg und Seehausen. Die Felder und Wiesen, die Höfe, die Hänser, die Ställe der Dörfer stehen unter Waffer. Die Menschen müssen flüchten; das Biel) wird in den Orten, die höher liegen, untergebracht. Kein Weg, kein Steg ist mehr zu sehen; überall schaut unser Auge nur Wasserflächen und Eismassen. Selbst der Kronprinz und unsere Kaiseriu lassen es sich nicht nehmen, das Überschwemmnngs- gebiet zu besichtigen. Sie spenden Geld den Armen, Trost den Hilf-

4. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 49

1911 - Magdeburg : Creutz
Sagen. 49 einem Male der wüste Lärm in schallendes Gelächter, denn ein Ratsherr hatte auf eine Tafel in großen Lettern geschrieben: „Der Roland soll stehen bleiben, wir wollen ihn nur nicht länger haben, weil er uns schon lang genug ist!" Damit war das Mißverständnis aufgeklärt. Die guten Bürger sahen, daß sie von dem ver- meintlichen Künstler arg genasführt waren. Kein Wunder also, daß sich ihr Unmut gegen ihn wandte. Als sie den Schalk griffen, steckten sie ihn zur Strafe in den Wendenturm. Im Nu aber entwich er mit einem Hohngelächter; und jeder wußte nun, daß der vermeintliche Künstler der leibhaftige Teufel gewesen war. Der Roland war in der früheren Zeit für die Stadt Stendal das Zeichen der eigenen Gerichtsbarkeit. Die im Jahre 1525 am Rat- hause errichtete Stein- sigur gehört zu den größten, die wir besitzen. Der gewaltige Körper ruht auf starken Beinen, dessen Waden stärker sind als der Brustumfang eines kräftigen Mannes. Durch den schweren Pan- zer wird der Körper ge- schützt. Die erhobene, rechte Hand hält das 4 m lange Schwert, das Werkzeug des strafenden Rechts; die linke Hand umfaßt den Schild mit dem brandenburgischen Adler, das Sinnbild des Schutzes. So erinnert der Roland an die frühere Größe und Selbstständig- keit der Stadt Stendal. Der Roland am Rathaus in Stendal. 2. Der wunderbare Mug im Schlosse zu Calbe a. M. In einer Nacht erschien der Schloßherrin eine Frauengestalt mit einem Lichte und flehte sie an um Hilfe und Beistand bei einer Kranken. Als die Edelfrau ein- willigte, bat die Erscheinung, von der Kranken weder Essen noch Trinken noch irgend ein Geschenk anzunehmen, da sonst Unglück über das Schloß und die Familie kommen würde. Die Herrin tat nach dem Gebote, und die Kranke wurde wieder gesund. Da kam eines Tages der Mann der Kranken und überreichte der Schloßherrin eine Schüssel mit gemünztem Golde. Doch die Herrin dachte an das Gebot der Er- Henze-Kohlhase, Die Provinz Sachsen. Ausgabe A. 4

5. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 95

1914 - München : Oldenbourg
95 — 10. Plünderung und Mißhandlung der Bewohner im Dreißigjährigen Kriege. „Die Soldaten. stellten ihre Pferde ein und schlachteten alle Hühner und Schafe nacheinander ab. hernach hatte jeglicher feine sonderbare Arbeit zu verrichten, deren jede lauter Untergang und Derderbert anzeigte. Dann obzwar etliche anfingen zu sieden und zu braten, daß es aussah, als sollte ein Festmahl gehalten werden, so waren hingegen andere, die burchstürtnten das Baus unten und oben; andere machten von Tuch, Kleidungen und allerlei Hausrat große palete zusammen, als ob sie irgend einen Krempelmarft einrichten wollten. Was sie aber nicht mitzunehmen gedachten, ward zerschlagen und zu Grunde gerichtet. (Etliche durchstachen Heu und Stroh mit ihren Degen; etliche schütteten die Federn aus den Betten und füllten hingegen Speck, dürres Fleisch und Gerät hinein, als ob alsdann besser darauf zu fchlafen wäre. Andere schlugen Ofen und Fenster ein, gleichsam als hätten sie einen ewigen Sommer zu versündigen. Kupfer- und Zinngeschirr schlugen sie zusammen und packten die verbogenen und verderbten Stücke ein. Bettboden, Tische und Stühle verbrannten sie. Unsere lllagd war dermaßen mißhandelt, daß sie nicht mehr gehen konnte. Den Knecht legten sie gebunden auf die (Erde, steckten ihm ein Sperrholz in den Mund und schütteten ihm einen Kübel voll garstigen Mistlachenwassers in den Leib. Das nannten sie einen schwedischen Trunk, wodurch sie ihn zwangen, eine partei anderwärts zu führen, wo sie Menschen und Dieh hinwegnahmen und in unsern Hof brachten. Da fing man erst an, die Steine von den Pistolen und an deren Statt des Bauern Daumen auszuschrauben und die armen Schelme so zu foltern, als wenn man hätte Hexen brennen wollen, wie sie denn auch einen von den gefangenen Bauern bereits in den Backofen steckten und mit Feuer hinter ihm her waren, ungeachtet er noch nichts bekannt hatte. (Einem andern machten sie ein Seil um den Kopf und zogen es so zusammen, daß ihm das Blut zu Mund, Nase und Ohren heraussprang. In Summa: es hatte jeder seine eigene (Erfindung, die Bauern zu peinigen, und also auch jeder Bauer seine besondere Marter. Allein mein Vater war meinem damaligen Bedünken nach der glückseligste, weil er mit lachendem Munde bekannte, was andere mit Schmerzen und jämmerlicher Wehklage sagen mußten. Die Soldaten setzten ihn nämlich zu einem Feuer, banden ihn, daß er weder Hände noch Füße regen konnte, und rieben seine Fußsohlen mit angefeuchtetem Salze, welches ihm unsere alte Geiß wieder ab lecken und ihn also kitzeln mußte, daß er vor Lachen hätte zerbersten mögen. Das klang so spaßhaft, daß ich, weil ich es nicht besser verstand, von Herzen mitlachen mußte. In solchem Gelächter bekannte er, was man von ihm verlangte, und öffnete den verborgenen Schatz, welcher an Gold, perlen und Kleinodien viel reicher war, als man hinter Bauern hätte suchen mögen."

6. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 110

1914 - München : Oldenbourg
— Uo — war in Lohr ein Haus von der Pest verseucht, so wurde es zugeschlagen. Die Notwendigkeiten wurden an einer Stange zum Fenster hineingereicht, war einer gestorben, so wurde er von den Lebenden zum Fenster hinaus auf die Straße geworfen; der täglich dreimal alle Straßen passierende Leichenwagen nahm den Leichnam auf. Die Pest regierte sechs Wochen und drei Lage; es sind daran gestorben 860 Menschen; der höchste Stand an einem Lage waren 45 Tote. Nur zwölf Häuser waren noch frei; von zwölf Ratsherren lebten noch vier (\655). 3n Kloster Neustadt verstärken sechs Priester. — Nicht ein ziffernmäßiges Bild soll durch diese Zusammenstellung gewonnen werden, dazu sind die Angaben zu lückenhaft, zu unvollständig und ungenau. Aber eines ist daraus zu ersehen' Furchtbarer denn der Krieg mordete dessen treue Begleiterin, die Pest. 23, Der Friede. Friede! Kaum war es zu glauben, daß er in deutschen Landen nochmal Linkehr halten könne, wie ein fremdes Märchen aus seligen Tagen klang die Kunde von dem Friedensschluß den Alten, die während einer jahrzehntelangen Greuelzeit grau geworden waren, wie ein unfaßbares Wunder empfand sie die Jugend, die in Kriegsnot und Elend herangewachsen war- ohne wart und Pflege. Sie hatte die Segnungen des Friedens nie gesehn. Daß der Bauersmann frohgemut die Saat bestellte auf sorgfältig bereiteter Flur, daß hundertfältige Ernte den sauren Fleiß des Landmanns lohnte, daß nach getaner Arbeit auch Feste das Leben im schmucken Dorf lein verschönten —, ja davon wußte das verwilderte Geschlecht nichts. Bilder zertretener Acker, geschwärzter Dorfruinen, Szenen von Haub und Mord, Kummer und Leid — das waren die Eindrücke gewesen, die es empfangen hatte von Kindheit auf. Und jetzt klangen die Glocken von Turm zu Turm und kündeten Frieden auf deutscher Erde. Bis in die entlegensten Schlupfwinkel drang die Botschaft und rief die verkrochenen Einwohner in die Dorffchaften um das Friedensfest zu feiern. Am Lage Martini des ^6^8 ften Jahres beging man in vielen ©rten Frankens das frohe Ereignis. 3n feierlichem Wallgange zogen die abgehärmten Männer, Weiber und Kinder vom Gotteshaufe durch die Straßen der Heimatgemeinde. Dann vereinigten sie sich in der Kirche zu andächtigem Dankgottesdienst. Die Glocken läuteten und die Böller krachten und von dem Turme bliesen Trompeter kirchliche Lieder. Alle Arbeit ruhte. wie aber sah es aus im Lande, als der längste Krieg geendet tvara den Deutschland je zu ertragen hatte? Unsagbar war die Verwüstung. Ganze Dörfer waren von der Erde verschwunden und wurden nicht mehr aufgebaut. In jeder Ortschaft gab es herrenlose Güter in Menge. Die Einwohner vieler Gemeinden waren

7. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 72

1914 - München : Oldenbourg
— 72 — Menschen erschuf, gab er ihm Gewalt über alle Tiere, über die Vögel in der Luft und die Fische im Wasser. 5. Zum fünften haben sich unsere Herrschaften die Hölzer allein zugeeignet und der arme Mann muß sich sein £70x3 teuer erkaufen. Unsere Meinung ist, daß alle Wälder, die nicht gekauft wurden, der Gemeinde zufallen sollen. Brenn- und Bauholz soll dann jeder nach Bedarf von der Gemeinde umsonst erhalten. 6. Zum sechsten fordern wir, daß man mit den Diensten, die täglich zunehmen, Einhalt tuen möge und uns gnädig behandle, wie unsere Eltern gedient haben nach dem Worte Gottes. 7. Zum siebten wollen wir uns von einer Herrschaft nicht weiter beschweren lassen als zu der Zeit, da das Gut verliehen wurde, wenn der £?err neue Dienste nötig hat, soll der Bauer ihm gehorsam sein, aber zu einer Zeit, da es ihm nicht zum Nachteil ist, und um einen annehmbaren Lohn. 8. Zum achten wollen wir, daß Güter, welche die Gült nicht tragen, von ehrbaren Leuten nach Billigkeit geschätzt werden, damit der Bauer nicht umsonst seine Arbeit tue, denn jeder Taglöhner ist seines Lohnes wert. 9. Zum neunten beschweren wir uns dagegen, daß man straft nach Neid und Gunst und nicht nach geschriebener Strafe und nach Gestalt der Sache. 10. Die Acker und wiesen, die der Gemeinde gehören und die sich jemand angeeignet hat, werden wir wieder der Gemeinde zu fanden geben. \ V Den Todesfall wollen wir abgeschafft haben. \2. wenn einer der Artikel dem Worte Gottes nicht gemäß ist, so wollen wir davon abstehen, wenn uns dies aus der Schrift nachgewiesen wird. Der Friede Ehristi sei mit uns allen. Amen. f) Das Lager von Bildhausen. Am palmtag versammelten sich etliche Bauern von Burglauer und Umgegend in einem Schenkhaus zu Münnerstadt und machten mit einigen aus der Stadt einen Pakt, das Kloster Bildhausen einzunehmen. Am folgenden Mittwoch zogen bis zu zoo Mann mit wehren, Trommeln und pfeifen vor das Kloster und forderten Einlaß. Als sie eingelassen waren, haben sich £)ans Schnabel von Münnerstadt, ein Schreiner, und fjans Scharr von Burglauer zu f^auptleuten unter ihnen aufgeworfen. Der Abt und der größte Teil des Konvents flohen gegen Königshofen im Grabfeld. Die £}auptleute nahmen die Verwaltung des ganzen Klosters Zu ihren fanden, bestellten die wache, da sie einen Überfall befürchteten, und hielten Straßen, Wege, Führten und Schläge bei Tag und Nacht in guter Acht. Auf ein Ausschreiben liefen ihnen viele Bauern aus der Umgegend zu; auch die von Neustadt schlossen sich ihnen an. Als der

8. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 112

1914 - München : Oldenbourg
— U2 — bo war es überall im Frankenlande, so war es in ganz Deutschland. Nur langsam schwand das Elend, nur allmählich hob sich die Bevölkerungsziffer. Aber auch der Friede mußte nochmals teuer erkauft werden durch hohe Friedensgelder. Karlstadt hatte z. B. 2*00 Reichstaler zu entrichten. Erst zwei Jahre nach dem Friedensschlüsse zogen die letzten Schweden aus Franken ab. Ihr schmachvolles Gedenken aber hat sich bis in unsere Tage erhalten und heute noch schreckt Großmütterlein die Enkelkinder mit dem Spruche: „Bet, Kindlein, bet! Bet, sonst kommt der Schwed, Bet, sonst kommt der Ochsenstern, Wirt) die Kindlein beten lehr'n!" 24. Der Pflugzug zu Hollstadl. Gelobte Wallfahrten erinnern uns vielerorts an die schreckensvollen Zeiten des Dreißigjährigen Krieges, da der schwarze Tod Städte und Dörfer entvölkerte und wilde Söldnerscharen die wenigen Überlebenden quälten und mordeten. Aber auch weltliche Bräuche haben das Gedenken an jene Zammertage erhalten. )n der Gemeinde Hollstadt bei Neustadt begeht man das Gedächtnis der furchtbaren Leiden, welche die Schweden über das Dorf gebracht hatten, durch den eigenartigen Pflugzug. Zwei lanzentragende Kriegsfnechte marschieren an der Spitze des Zuges; ihnen folgt ein schwarzer Heiter als Sinnbild des langen Krieges. Pfeifer, Trommler, ein Schwedenhauptmann, Offiziere, Heiter und Fußvolk stellen die erste größere Gruppe und rufen Bilder von Verwüstung und Not vor den rückschauenden Blick. Eine einzige Kuh war von dem ganzen Viehstand übriggeblieben, im tiefen Keller hatte man sie versteckt gehalten und heimlich gefüttert. Darum geht im Zuge eine geschmückte Kuh mit. Abgehärmtes, elendes Landvolk, von junger und Mißhandlungen entkräftet, geleitet sie. vier Feldgeschworene deuten an, daß die verwüsteten Felder nach dem Kriege wieder neu abgegrenzt werden mußten. Sechs festlich gekleidete Mädchen ziehen den pflüg, wie sich die Bevölkerung aus Mangel an Zugvieh nach dem Schwedeneinfalle vor die Feldgeräte spannte. Auf einem Hade werden zwei Burschen einhergezogen zur Erinnerung daran, daß viele Einwohner von den grausamen Fremdlingen geschleift, gerädert oder in den Weinkeltern langsam zerschmettert wurden. Ein Bärenführer, der den Zufluchtsort der ^oll-städter an die Schweden verraten wollte, erscheint ebenfalls im Zuge, ferner ein schwedischer Soldat, der die Leute fortwährend neckt und beunruhigt. puppen, die an Birkenstämmchen hängen, versinnbildlichen uns jene schreckliche Todesart, welche die Schweden vielen Dörflern durch Auf-

9. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 139

1914 - München : Oldenbourg
— 139 — Stücke ausgesucht und mit Mandaten, größtenteils aber mit Assignaten bezahlt wurden. Da diese Avantgarde am J[8. früh aufgebrochen war, rückte der General der schweren Kavallerie Bonneau in Alzenau, der General en chef )ourdan aber in Hörstein ein. Sie ließen sich von dem Bürgermeister Tafelgelder zahlen, obgleich sie im Schlosse durch den dort wohnenden 2lmtsvogten ohne alles Entgelt bewirtet wurden. Auch erpreßten die Bedienten des Generals )ourdan mehrere Rarolins von den Einwohnern. Sämtliche Vogteiortschaften wurden bis zur Retirade mit steter Einquartierung belastet, wurden aber des unerträglichen Gelderpressens und Zechens müde, traten in Haufen zusammen, versahen sich mit prügeln und beugten nicht nur manchen Ausschweifungen vor, sondern wandten auch viele Einquartierungen hiedurch ab. Der vogteibezirk blieb bei der Retirade ziemlich verschont, ist aber durch die von der fränkischen Armee zurückbehaltenen 8h Pferde, 28 Ochsen, 8 Kühe und wagen hart gedrückt. Durch das kaiserliche in dortiger Gegend gestandene Lager war zudem an Haber und Schotenfrüchten viel Schaden angerichtet. Der Schuldenstand beläuft sich dermalen auf 27 59^ fl." 8. Der Bischof flieht. Bei Annäherung der Franzosen 1,796 erließ Georg Karl eine Abschiedsproklamation. Er sagt darin: „ . . . Der Unserer Residenzstadt sich nähernde Schauplatz des Krieges zwingt uns, dieselbe zu verlassen . . . Wir verordnen und befehlen: \. Allen Unseren Beamten und Obrigkeiten auf dem Lande, auf ihren Posten auszuharren, für Ruhe und Ordnung zu sorgen und Unseren Untertanen die unvermeidlichen Lasten des Krieges zu erleichtern . . ., 2. Euch, getreue Untertanen, befehlen wir zwar, den Siegern jenen Gehorsam zu leisten, welchen ihr nach den Rechten des Krieges dem stärkeren Überwinder schuldig seid. Wir vertrauen aber auch zu euch, ihr werdet einer väterlichen Regierung . . . mit jener Treue der Verfassung ergeben bleiben, die von jeher den Würzburgern eigen war. 3. Sollte der Feind bis in Unsere Residenzstadt vordringen, so werden Wir für Ruhe und Ordnung sorgen lassen, solange die Kraft unserer Anordnungen nicht durch höhere Befehle des Siegers vernichtet wird . . . Würzburg, i_7. Juli \7<)6. Georg Karl.“ Der Fürst reiste am \8. Juli nach Rentweinsdorf bei Ebern ab; später ging er auf die Güter des Grafen von Rotenhan nach Böhmen. —- Am 30. August \800 mußte der Bischof seine Hauptstadt wiederum verlassen. „Die Herannahung einer französischen Heeresmacht zwingt Uns, auf eine Zeit Unsere fürstliche Residenzstadt zu verlassen um Unsere

10. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 197

1914 - München : Oldenbourg
- *9? — ein paar Würste, Brot und Bier. Hier am Feuer ging es mitunter lustig her, die Treiber bildeten einen Kreis und schmetterten aus rauhen Kehlen das meidfröhliche Spessartlied in den hallenden Wald. Nach der Rückkehr in das Zagdschlößchen, wenn die Abendschatten sanken, hörte der Regent den Portrag seines Generaladjutanten und erledigte die laufenden Regierungsgeschäfte, worauf um 7 Uhr abends die Hauptmahlzeit mit Münchener Bier eingenommen wurde. Die anschließende Unterhaltung, durch Leibjäger Skell mit köstlichen Zithervorträgen gewürzt, denen der Regent oft bis zu einer Stunde zuhörte, hatte echt jägermäßiges Gepräge. An den Sonntagen fuhr der Regent mit kleiner Begleitung zum Gottesdienst nach weibersbrunn. während er im Hochgebirge, umklungen vom Glockenton aus tiefem Tal, vor dem Feldaltar der Messe beiwohnte, beugte er hier im schlichten Spessartkirchlein das Knie vor dem Allerhöchsten. Für die Bevölkerung war solch eine Sonntagmorgenfahrt ein festliches (Ereignis, sie bildete Spalier das Dorf entlang und namentlich die Kinder kannten keine Schranken in ihrem )ubel. Da lächelte gütig der Regent und sonnige Freude über die Anhänglichkeit der )ugend, die die Zukunft des Vaterlandes in Händen hält, erhellte seine milden Züge. Und manche Gabe an Arme und Gemeinden zeugte von seinem väterlich sorgenden Sinn. Bekannt ist die Luitpoldstiftung, aus deren Zinsen alljährlich den Kindern von Waldarbeitern in Altenbuch, Bischbrunn, Schoiibrunn und weibersbrunn 50 Mark in Gestalt eines Sparkassenbuches überreicht werden.
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