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1. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 136

1914 - München : Oldenbourg
— \56 — und entkam. Ein Bauer bekam einen Schuß durch den Leib. In seiner Todesangst rannte er bis zur Thulba und starb auf der wiese beim Kesselsteg unter gräßlichen Schmerzen. Im altehrwürdigen Gotteshaus wüteten die Krieger der Republik wie die Vandalen. Sie erbrachen das Tabernakel, zerschlugen die Monstranz, entehrten das Allerheiligste, zerfetzten die Meßgewänder und warfen die Kirchenwäsche in den Straßenkot. Die zerschlagene Monstranz ließen die Kirchenschänder liegen, da sie Nur aus vergoldetem Kupfer bestand. Bald rückten weitere französische Abteilungen in Untererthal ein und belegten das von den meisten Einwohnern verlassene Dorf. Auch der Oberkommandant der feindlichen Armee, General Iourdan, erschien, daselbst und nahm Quartier im Jägerhaus. Der General Hatte nämlich den Beschluß gefaßt, seine Truppen bei 6ammelburg ruhen zu lassen, um am 5. September neu gestärkt den weiteren Rückmarsch ausführen zu können. (Ein Jude soll Iourdan um Schonung des Dorfes gebeten haben, jedoch erfolglos. Am nächsten Morgen zogen die schlimmen Gesellen ab. vorher aber steckten sie Untererthal an verschiedenen Stellen in Brand zur Strafe für den Überfall. (Einer gänzlichen (Einäscherung entging der Ort nur durch das Nahen der Österreicher. Während nämlich die Franzosen emsig an der Arbeit waren, Zäuser und Scheunen anzuzünden, gellten plötzlich vom (Erthaler Berg her die Börner österreichischer Jäger. Da ließen die Mordbrenner ab von ihrem Tun und suchten eiligst das Weite. Immerhin fielen dem Feuer zum Opfer: das Jägerhaus, die (Erthalfchc Burg, die Scheunen des Lrthalschen Bofes, die Gebäude der fjausnummer \5, \y, 20, 53 und 5^. Der Bofbauer Wörter hatte sein ganzes Barvermögen, an die 6000 fl. Gold- und Silbermünzen in eine Metze getan und in der Scheune versteckt. Durch den Brand schmolz das Geld, so daß der Zofbauer durch den verkauf des Metalls nur noch 1(500 fl. vereinnahmte. In dem Gemetzel am 4. September ließen ihr Leben ein Witwer, neun verheiratete Männer, ein Bursche und die 26 jährige Katharina Beck von Untererthal, ein Witwer, ein Bursche und vier verheiratete Männer von Dbererthal, zwei Männer und ein \8 Jahre alter Bursche von Thulba und ein verheirateter und ein lediger Mann von Reit. Adam Bubmann von Reit, ein ehrbarer Greis von 77 Jahren, den eine von Gberthulba kommende französische £?eeresabteilung als Wegweiser nach Neuwirtshaus mitnahm, ward von den Unholden unterwegs ermordet, weil er wegen Altersschwäche nur langsame Schritte machen konnte. Gegen Mittag des 5. September besetzte ein österreichisches Kavalleriekorps unter dem Fürsten Lichtenstein Hammelburg und Umgebung. Die Österreicher blieben auch am 6. untätig in ihren Quartieren, so daß die Franzosen Zeit genug hatten, ihren Rückzug in aller Ruhe bewerkstelligen zu können.

2. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 21

1902 - Magdeburg : Creutz
H. Ortskunde. 21 eine Abfindungssumme den Zoll zu erlassen. In seinem Übermute forderte der Graf so viel Goldstucke, als man ans dem Wege vom Heidetore bis zum Markte dicht neben einander legen könnte. Er hoffte, niemand würde die Summe bezahlen. Aber die wohltätige Jungfer willigte ein. Sie opferte alle ihre Schätze und brachte die Summe wirklich zusammen. - Aus Dankbarkeit setzte man der Jungfran ein Standbild. Es ist eine vergoldete weibliche Figur, die auf einer 7 m hohen Säule steht. Der Volksmnnd nennt sie knrz die Bntterjnngser. 2. Die floiiuc zu Loburg. Eine arme Witwe war in der nahen Wassermühle gewesen, um Mehl zu kaufen zum Hochzeitsfeste ihrer Höchte?. Aber der Müller hatte nichts vorrätig. Betrübt trat deshalb die Witwe den Heimweg an. Sie ging gleich über die Bruch- wiese und durch die Übersteige des Zaunes. Allein hier saß eine Fran im Kloster- kleide und versperrte ihr den Weg. Da sich die Fremde nicht erhob, drängte sich die Witwe an ihr vorüber. Zu Hause erzählte sie ihrer Tochter den Vorgang, „Ei", sagte diese, „das ist die Nonne vom Schlosse! Die hättest Dn anreden sollen, vielleicht hätte sie Dir eine Gabe zu meiner Hochzeit geschenkt!" Da sprach die Mutter: „Die Fremde halte keine Eile, ich werde sie wohl noch am Zanne treffen." Sie kehrte also um und sah auch die Nonne noch am Wege sitzen. Als sie aber heran kam, war die Nonne verschwunden. Zwar lies die Witwe ihr,nach, konnte sie aber nicht mehr finden. Sie kehrte traurig um. Doch an der Übersteige sab sie an einem Pfahle einen Bentel hängen, dnrch deffen Maschen Gold glänzte. Die Witwe steckte den Fund schnell ein und eilte voll Freude heim. Hier besah sie den Inhalt des Beutels. Es waren 50 Goldstücke und zwei Kreuze mit Edelsteinen besetzr. „O, Mutter, mm sind wir reich, nun können wir Hochzeit feiern," sagte die Tochter. „Ei wie wird sich Knnz freuen!" — Kunz, der Witwe zukünftiger Schwiegersohn, hörte mit Kopfschütteln die beiden Frauen von dem glücklichen Fnnde erzählen. „Mutter," sagte er, beschwert Euer Herz nicht, tragt den Beutel wieder an den Pfahl. Die Frau wird ihn aus Unachtsamkeit vergessen haben und ihn nun suchen. Holt sie ihn nicht, so tragt ihn auf das Rathaus. Kommt Mutter, ich gehe mit Euch zur Schloßwiese." Nur ungern folgte die Witwe. Als sie nahe an den Zaun kamen, sahen sie auch die Frauengestalt gebückt am Boden umher- blicken. Da nahm Kunz den Beutel und reichte ihn der Nonne. Diese nahm ihn auch und gab Kunz dafür eine Rose. Kunz war zwar sehr verwundert über den Tausch, aber doch anch recht froh, daß er den Beutel los war. Weil ihm die Rose sehr gesiel, setzte er sie zu Hause in ein Wasserglas. Als er am Abend an der Rose roch, fiel ein Blatt von der Blüte ab. Ünbeachtet blieb es bis zum Morgen liegen. Als es aber die Brant wegnehmen wollte, war es ein Goldstück. Die Rose selbst war ganz unverändert. Der nächste Morgen brachte wieder ein Gold- stuck, und so löste sich Blatt aus Blatt.und verwandelte sich in ein Goldstück. Dadurch ward der arme Knnz, der ein Maurer ivar, ein reicher Mann und konnte sich bald darauf ein neues Haus bauen. Als Kunz fchon ein Greis war, erschien ihm die Nonne noch einmal. Sie schenkte ihm wieder eine Rose, aber mit der Weisung, diese in den Betraum einzumauern. Seit dieser Zeit hat niemand die Nonne wieder gesehen. H. Ortskunde. ii. An der Chllc. Mühlberg. Schiffahrt, Holz- und Getreidehandel, Fisch- fang, Korbflechterei. (Schlacht, Kaifer Karl V. siegt über Jobann Friedrich den Großmütigen 1547.) Wittenberg, d. h. weißer Berg? Umgebung fruchtbar: Gemüsebau. Fabriken: A-iich. Brauereien: Bier. Brennereien: Branntwein. Fischerei. Die Reformation hat Wittenberg zu einer berühmten Stadt gemacht. Durch Dr. Martin Luther nahm sie hier ihren Anfang am 31. 10. 1517. Die 95 Glaubens-

3. Deutsche Geschichte - S. 6

1912 - Halle a.S. : Schroedel
6 7. Die Religion. Unsere Vorfahren dachten sich die ganze Natur voll gttlicher Wesen. Auf den Bergen hausten gewaltige Riesen-in Wald und Busch, in Wiese und Heide walteten die flinken Elbentief unten in Hhlen und Bergen wirkten migestaltete Zwerge. Wenn der Sturm der Wald und Heide fegte, dann sahen die Germanen in den Wolken ihren Hauptgott, den Wodan, daherfahren. Sie erkannten deutlich seinen langen Bart, seinen Sturmhut und sein eines Auge. Wenn die Blitze zuckten und der Donner grollte, dann schauten sie ganz genau Donar oder Thor, wie er mit feurigem Haar und Bart auf rasselndem Wagen durch die Lfte fuhr und seinen gewaltigen Hammer auf die Erde warf. An ihn erinnert noch der Donnerstag. Wodans Gemahlin war Freia. Sie beschtzte Familie, Haus und Herd. Ihr war der Freitag gewidmet. Die Gttin Nerthus oder Hertha fuhr alljhrlich auf ihrem heiligen Wagen durch die Fluren; wo sie vorbei-gekommen war, da wuchs das schnste Korn. Vor den Gottheiten hatte der Germane groe Ehrfurcht. Ihnen brachte er seine Opfer dar, um sich ihre Gunst zu erkaufen. Mitten im Walde unter einer heiligen Linde oder Eiche stand ein steinerner Altar. Fr den Gott opferte er dort gern das Beste, was er an Vieh hatte. Bei solchen Gelegenheiten schonte der Germane auch sogar nicht seinen Liebling, das Pferd. Vom Fleische der Opfertiere aen dann alle Anwesenden. Manch-mal bluteten auch verhate Feinde auf den Altren. Wollten die Germanen die Zukunft wissen, so fragten sie weise rauen oder sie warfen Runenstbchen auf weiem Tuche. Diese tbcheu waren aus Buchenholz und mit geheimnisvollen Zeichen versehen. Aus diesen whlten sie drei aus und deuteten die Zeichen auf ihnen. Starb der Germane, so lie ihm die Sippe ein Grab aus Steinplatten herrichten. In ihm wurde der Tote mit seinen Waffen beigesetzt. Man gab ihm auch allerhand Schmuck mit, den er besonders gern angelegt hatte; sogar Speise und Trank fgte man fr die Reise ins Jenseits'bei. Dann wurde eine Steinplatte darauf gelegt, und der ihr wlbte sich ein groer Hgel. Solche Grber sind noch zahlreich vorhanden: sie heien beim Volke Hnengrber. In spterer Zeit verbrannte man die Toten und setzte ihre Asche in Urnen bei. Daher findet man in den Hnengrbern meist steinerne Waffen, in den Urnengrbern hufiger solche von Bronze. Ii. Die Germanen als Nachbarn des Hmerreiches* 1. Friedliche Zeiten. Der Limes*) schtzte das Rmerreich viele Jahr-zehnte wie ein fester Damm gegen die Germanengefahr. Da sich nnsre Vorfahren aber sehr stark vermehrten, reichte ihr Gebiet fr die vielen Leute nicht aus. So muten sie nach der andern Seite hin Land zu gewinnen suchen. Ihre Scharen drangen nach Osten bis in die heutige russische Steppe vor. Dort bauten sie leichte Holzhuser, die schnell wieder ab- *) Vergl. Teil Ii, Seite 80.

4. Geschichte für Mittelschulen und ähnliche Lehranstalten der Provinz Sachsen - S. 204

1903 - Wiesbaden : Behrend
204 Seine einzige Erholung bildete auer der Jagd eine Abendgesellschaft, das Tabakskollegium. Jeden Abend versammelte er seine Vertrauten, Minister und Generale, um sich. Der König wollte in dieser Gesellschaft nicht hher geachtet sein als jeder andere. Darum herrschte vollstndige Redefreiheit, und oft kam die ausgelassenste Heiterkeit zum Durchbruch; aber auch ernste und wichtige Sachen wurden hier beraten. 2. Regierungsantritt. Groe Sparsamkeit war dem König schon in der Jugend eigen, und diese Tugend brachte er mit auf den Thron. Sparsamkeit hie die Losung. Die meisten Hofbeamten und Diener seines Vaters erhielten sofort ihre Entlassung, die Gehlter der brigen setzte er herab. der 100 Luxuspferde, viele prachtvolle Wagen und Snften, kostbare Weine, teure Mbel, Edelsteine und Perlen wurden verkauft, mehrere knigliche Gebude, Grten und Parks verpachtet. Mit einem Schlage hatte der ganze knigliche Hof fein Aussehen voll-stndig verndert. e 3. Das Heer, g.) Mehrung; Zusammensetzung. Die grte Sorgfalt verwandte der König auf Mehrung und Verbesserung des Heeres. Schon in frher Jugend war sein Sinn dem Militr-Wesen zugewandt; als zehnjhriger Knabe kommandierte er mit grter Freude eine kleine Kriegsschar von adligen Knaben gleichen Alters. Auch des Knigs Vorliebe gehrte den Soldaten; er nannte sie seine lieben blauen Kinder. Besonders gern hatte er groe, schn gegewachsene Soldaten. Sein Leibregiment zu Potsdam zhlte 3000 solcher Riesen. Der Flgelmann Jonas ma 2,45 m. Kein Geld, keine List, keine Gewalt scheute der König, um einen Menschen zu bekommen, der zur Riesengarde pate. Wollte ihm ein fremder Fürst eine besondere Freude machen, so mute er ihm einen langen Kerl" schenken. Fr diese Riefen sorgte der König aufs eifrigste. Das Leib-Regiment war aber auch in jeder Beziehung ein Musterregiment fr die ganze Armee. Das Heer erreichte unter ihm eine Strke von 83 000 Mann. Das machte auf die Einwohnerzahl Preuens von 2l/4 Millionen fast 4/9v während wir heutzutage im Deutschen Reiche noch nicht 1% stndig unter Waffen haben. So viele Leute konnte der König im eigenen Lande nicht ausheben, ohne allen Berufsarten den grten Schaden zu tun. Er stellte zwar den Grundsatz auf, da jeder Untertan militrpflichtig fei, nahm aber nur die jngeren Bauernshne ins Heer, weil diese abkmmlich waren; Handwerker und Kaufleute wurden verschont. Aus diese Weise konnte nur die kleinere Hlfte der Soldaten im eigenen Lande gewonnen werden. Fr die Aushebung teilte er das ganze Land in Bezirke (Kantone) ein, und jebes Regiment erhielt seinen bestimmten Aushebungsbezirk zugewiesen. Unser Gebiet erhielt 2 Regimenter. Ein Regiment Fuvolk wrbe nach Halberstabt und ein Reiterregiment wrbe nach Aschersleben gelegt.

5. Geschichte für Mittelschulen und ähnliche Lehranstalten der Provinz Sachsen - S. 280

1903 - Wiesbaden : Behrend
280 feine schwierige Ausgabe, durch die Psse des Riesengebirges nach Bhmen vorzudringen, um seine Armee mit den beiden anderen zu vereinigen. Durch rechtzeitiges Eingreifen in die Schlacht bei Kniggrtz rettete er die hart bedrngten Preußen. Erst in der Nacht zum 3. Juli erhielt er die Nachricht, da an diesem Tage die Entscheidungsschlacht stattfinden solle. Weil er noch der einen Tagemarsch entfernt stand, war die grte Eile geboten. Dazu herrschte Regenwetter, der Lehm-boden war aufgeweicht, und Menschen und Pferde versanken im Schlamm. Aber fr den geliebten Feldherrn spannte jeder seine Kraft an, und nach siebenstndigem, beschwerlichem Marsche hatte man endlich das Schlacht-feld erreicht. Im Sturmschritt muten jetzt die Hhen von Lipa und Chlnm genommen werden, und die sterreicher erlagen der Helden-mtigen preuischen Tapferkeit. Der König und der Kronprinz trafen am Abend auf dem Schlachtfelde zusammen; der Vater berreichte seinem siegreichen Sohne den hchsten Militr-Verdienstorden. Als der Kronprinz in diesen Krieg zog, lag sein Shnchen, der kleine Sigismund, schwer krank danieder; schon nach wenigen Tagen erhielt der Kronprinz die Todesnachricht. Sein Vaterherz blutete, und gern wre er nach Berlin geeilt; aber pflichtgetreu hielt er auf dem Posten aus, auf den der König ihn gestellt hatte. Siege ersetzen nicht den Verlust eines Kindes," schrieb er schmerzerfllt in jenen Tagen. 1870/71. Im Kriege gegen Frankreich stand der Kronprinz an der Spitze der Dritten Armee. Als die sddeutschen Krieger Schulter an Schulter mit den norddeutschen Kameraden die ersten glnzenden Siege bei Weienburg und Wrth errungen hatten, folgten alle mit Ver-trauen seiner Fhrung. Durch seine Leutseligkeit gewann er auch die Herzen aller; im Munde der Soldaten hie er nur unser Fritz", fr den jeder durchs Feuer und in den Tod ging. Der Zauber seiner edlen, kraftvollen Persnlichkeit hat sehr viel dazu beigetragen, Sd und Nord zu verbinden. Auch vor Sedan erntete er mit seinen tapferen Soldaten Lorbeeren. Nun stand ihm der Weg nach Paris offen, und fchon am 20. September zog er in Ver-failles ein. Als Generalfeldmarschall und Kronprinz des Deutschen Reiches kehrte er ruhmbedeckt nach Berlin zurck. Jedoch war ihm der Krieg keine Lust, sondern eine traurige Notwendigkeit. Aber, an dem unabwendbaren Kampfe teilzunehmen, das galt ihm als heiligste Pflicht. 4. Seine Sorge fr Gewerbe und fr Arme. Der vielgereiste Krn-Prinz hatte den Gewerbeslei mancher Lnder gesehen. In Berlin veranlate er 1872 im Verein mit seiner Gemahlin eine groe Ausstellung, auf welcher die Handwerker zu ihrer Ausbildung gute Musterstcke anschauen konnten; hufig sah man ihn auch in den Fortbildungsschulen der Lehrlinge; denn gerade auf diesem Schulgebiete hatte er in einigen Nachbarlndern her-vorragende Leistungen wahrgenommen. Die Kranken und Armen standen feinem Herzen am nchsten. Viele Krankenhuser und andere gemein-

6. Heimatkunde von München und Umgebung in Wort und Bild - S. 21

1912 - München : Kellerer
— 21 — warten auf den warmen Regen und reiben und waschen mit Schwamm und Seife. Nachdem das Wasser, um abzuhärten und vor Erkältung zu schützen, nach und nach kühler geworden, eilen die Badenden, mit gewärmten Handtüchern versehen, zu ihren Kleidern, um nach besonders eingehender Beschäftigung mit Kamm und Spiegel in die Klasse znrückzukehreu. Jedes der Kleinen ist stolz auf seine Frische und Reinlichkeit: „Christ- kind wird mit uns zufrieden sein." Aber Christkindlein, ver- giß unsere Knaben nicht! Die wackeren Handwerksleute ver- dienen deinen Beifall! In der schulfreien Zeit rühren sie Hobel und Schnitzmesser und kleben und kleistern. Am heiligen Abend bewundern Vater und Mutter die sauber gearbeiteten Kästchen, die zierlichen Rahmen, die hübschen Wandtaschen und wie all die Beweise regen Fleißes in der Schüler werk st ätte heißen mögen. Christkindchen ist gar gut; es kennt die Wünsche seiner lieben Jugend. Da der Winter sich frühzeitig hübsch strenge anließ, mahnte es in Geschäften und Häusern: „Habt ihr nicht übrige Schlittschuhe? In der Schule werden sie dank- bar angenommen!" Die lebhafte Schar stürmt auf den Eis- platz neben dem Schulhause. Ei, wie hast du dich verändert du lieber Spielhof! Wo wir im Sommer unter schattigen Bäumeu beim „Schwarzen Mann" und beim „Dreischlag" ge- jubelt, den Reif und den Ball geworfen haben, breitet sich jetzt die harte Eisfläche aus, auf der sich's prächtig tummeln, schleifen und niederfallen läßt. Niemand vermißt des Sommers Wärme und Grün. Die roten Backen und blitzenden Augen zeugen von der gesunden Wirkung frischer Bewegung in klarer Winterluft. Nur ein paar Schulküchenmädchen stehen plaudernd bei dem Zaune still. Das Fleckchen Land ist ihr Schulgarten, sie werden ihn im Frühjahr mit Küchenpflanzen aller Art anbauen, werden jäten und gießen. Mahnt die einbrechende Dunkelheit die Kinder wohlhabender Eltern zur Heimkehr in die traute Behausung, so wartet der Armen ein warmer behaglicher Raum im Schulhause. Der „H o r t" ist die Zuflucht aller, deren Eltern durch Arbeit ums tägliche Brot den ganzen Tag von der Wohnung ferngehalten find. Er bewahrt die Knaben, Mädchen und Lehrlinge vor der Gefahr, auf der Straße und im Wirtshause Rohes und Schlimmes zu sehen, zu hören und zu tun. Er bietet genügenden Platz, die Schulaufgaben zu fertigen. Es gibt dort schöne Bücher zu lesen. Es werden unter- haltende Gesellschaftsspiele getrieben. Es werden alle Freuden und Leiden des jungen Lebens besprochen. Jetzt herrscht nur

7. Heimatkunde von München und Umgebung in Wort und Bild - S. 213

1912 - München : Kellerer
Aufnahme von Abfällen im Rucksack unterbringen kann. In der Klasse gibt es ja einen Korb, der sich für solche Zwecke eignet und auf der Straße zu essen ist wohl nicht nötig. Ich glaube nicht Hungers sterben zu müssen, wenn ich warte bis ich daheim bin. Ans Wiedersehen morgen! Großmütterchens Krankenbild wird Dir noch tieferen Eindruck macheu als der Brief Deines Vetters Bruno. Anmerkung. Der in dem Briefe erzählte Unglücksfall beruht auf Wahrheit. t3eorg-Eckert-lnstitut für iritcr: Z onale Schulbuchforschung Brau~c:I>y/3ig Schulbuchoibliothek

8. Heimatkunde von München und Umgebung in Wort und Bild - S. 9

1912 - München : Kellerer
— 9 — stauben pflückst. Laß mich frei! Du glücklicher Knabe weißt nicht, wie das Heimweh quält! Schenke mir wieder mein wonniges Leben in der Heimat! Bitte, bitte, mein Kind!" 6. Das Vaterhaus, die engste Heimat. „So, so, daheim bei uns," sprach langsam und bedächtig der Vetter Jürgen seinem Brudersohne nach, „daheim bei euch? Was wißt denn ihr Stadtleute von einem Daheim? Gehört euch auch nur ein Fleckchen Boden so groß wie eure Schuhsohle zu eigen? Alles nur für kurze Zeit gemietet, schnell verändert und schnell vergessen. Das könnte mir nicht passen. Freilich, dein Vater hat schon als Bube so was Besonderbares gehabt, saß lieber hinter einem Buch vom Herrn Lehrer und vom Herrn Pfarrer, als daß er mit dem Pflug ging, wollte durchaus zur Studi. Vornehmer mag ja so ein Gstudierter sein, aber lieber ist mir's, wie ich es mir eingerichtet habe. So herumwandern von einer Stadt in die andere, wo man eben angestellt wird, in einem Haus mit einer Menge wildfremder Leute — nein, das wäre nichts für mich. Schau um dich, Bub! Da auf dem Fleck Erde bin ich der Herr. Was ich schaffe, was ich pflanze, was ich baue, für mich ist's, und so Gott will, soll's mein Ältester einmal übernehmen, wie ich's vom Vater und der vom Großvater bekam, wie sich's fortgeerbt hat von Ahnen und Urahnen her." Beinahe ängstlich schaute Rudolf den Vetter an, der seine Rede wohl etwas barsch herausgepoltert hatte." Na, laß gut sein," begütigte ihn der, „ist er auch anders wie wir, so sind wir doch von einem Stamm, in einem Hans geboren und aufgewachsen und unser altes Haus ist ihm immer uoch lieb, wie jedem braven Mann Vaterhans und Heimaterde feilt muß." „Das weiß ich," atmete Rudolf erleichtert auf, „Vater hat mir viel erzählt und gelt, Vetter, du zeigst mir alles, wo ihr als heilige drei Könige gegangen seid und wo ihr am Hirtenfeuer die Kartoffeln gebraten habt und wo du einmal von Holderbauers Apfelbaum....." „Ja freilich alles," unterbrach ihn der Vetter, „aber unsere dummen Streiche hätte dir dein Vater verschweigen können. Tut nichts, sollst alles sehen und bin ich nicht mit, da der Große, der Sepp, der weiß es ebensogut." Voll Stolz stand des Vetters Erst- geborener da, stolz auf den stattlichen Hof, stolz auf die Aus- ficht, einst da schalten zu dürfen, wo eine Reihe ehrenwerter Männer vor ihm gewaltet. Mit leuchtenden Augen nahm er

9. Heimatkunde von München und Umgebung in Wort und Bild - S. 24

1912 - München : Kellerer
— 24 — Waffen Gebrauch zu machen. Zur Zeit allerdings ist es weniger geneigt, Freundschaft zu halten. Die Liebe zu seinen Jungen hat es mißtrauisch gemacht und wehe, wenn sich ihnen ein Fremdes in unfreundlicher Absicht oder nur in unvorsichtig rascher Weise näherte. Der Frevler dürfte heilfroh sein, entkäme er der zorn- entbrannten Mutter nur mit zerkratzter Haut ohne wesentlichere Verletzungen. Der Vater, ein prächtiger Kater von tiefschwarzer Farbe, größer und kräftiger als seine Frau, ist bereits auf Raub ausgegangen, Sorge und Wacht in der Kinderstube der Mutter überlassend. „Wäre es nicht Zeit, Taufe zu halten?" meinte das kleinste Haustöchterlein. Mit einem leckeren Schmaus, einem Schüssel- chen Milch, darin etliche Kuchenbrocken eingeweicht, näherte es sich behutsam, von der Alten zurückhaltend aber nicht unfreund- lich empfangen. Entzückt sah das Mädchen die kleinen, drolligen Dingerchen und der lächelnde, rote Kindermund sprach sein Schulverschen: , Kätzchen, nun müßt ihr auch Namen haben, jedes nach seiner Kunst und Gaben, Sammetfell heiß ich dich, jenes dort Leiseschlich, dieses da Fangemaus, aber dich Töpfchenaus. Sammetfell war wohl das schönste von allen jungen Kätz- chen. Tiefschwarz das Fell wie beim Vater, aber die Stirn zierte ein weißer Fleck und die Pfoten schienen in weißen Schuhen zu stecken. Jedes Härchen vom Kopf bis zum Fuß war tadellos zurecht geleckt. Und „wie die Alten fungen, so zwit- schern die Jungen" muß hier heißen: Wie Miezchen jedem Schmutz, jeder Nässe aus dem Wege geht, wird auch Sammet- fells Röckchen immer wie geleckt aussehen und hinter üblen Gerüchen vermutet es wohl auch allerlei Unsauberes und weicht ihnen aus. „Stubenrein" müssen es freilich feine Besitzer ziehen. Aber im Freien hält es nach Mntters Beispiel selbst Ordnung und verscharrt seinen Kot sorgfältig in selbstgegrabenen Ver- tiefungen. Auch die Geschwisterchen sind hübsch genug, um sich neben ihren bräunlichen, weißen und scheckigen Brüdern und Schwestern sehen lassen zu können. Eben kommt Leiseschlich dem Mädchen näher. Den an der Spitze dünneren Schwanz, der später lang und kräftig beim Springen und Fallen als Steuer dient, zieht es noch

10. Heimatkunde von München und Umgebung in Wort und Bild - S. 184

1912 - München : Kellerer
— 184 — vögeln. Der kurze Schnabel, nicht so stark wie bei den aus- schließlichen Körnerfressern, doch kräftiger wie bei Insekten- fressern, ist geeigenschaftet, ihre Nahrung rasch aufzunehmen. Die Lerchen leben in der Freiheit von Grasspitzen, Getreide- körnern, Käfern, Heuschrecken, Spinnen, Schmetterlingen. Im Käfige werden sie zunächst mit Mehlwürmern, Ameiseneiern und gelben Rüben gefüttert." „Warum ist sie so unruhig?" rief ein Kind. „Das kommt daher, weil sie sich vor so vielen Kindern fürchtet," war die Antwort. Übrigens, wußte Auguste beizu- fügen, können die Lerchen die Gefangenschaft sehr wenig ertragen. Sie trippeln beständig hin und her und fahren gegen die Decke, die deshalb im Käfig auch aus Leinwand besteht, damit sie sich den Kopf nicht verletzen. Sie meinte, eine Lerche in einen Käfig zu sperren, sei recht grausam. Sie kann ja im Käsig nicht mehr gegen das Firmament emporfliegen, was ihr eine große Qual sein müsse, auch habe sie gewiß Verlangen nach der Reise, die ihre Schwestern im Herbst antreten. Der Herr Lehrer bestätigte die Aussage und eine kleine Weile wurde nichts mehr gesprochen. Die Kinder schauten auf deu kleinen Hans, dem die Lerche gehörte. Ihn selbst überkam so etwas wie Beschämung. Endlich zeigte Wilhelm wieder den Finger. „Ich weiß, daß die Lerche ein sauberes Nest, das schwer zu finden ist, aus Wurzeln und Hälmchen in kleine Bodenhöhlen oder zwischen Stauden baut und mit welken Blättern und dürrem Grase aus- füttert. In dasselbe legt das Weibchen sechs gelbliche oder röt- liche, so wie die Farbe der Erde, mit Pünktchen und Flecken ver- sehene Eier, die vierzehn Tage bald von dem Männchen, bald von dem Weibchen bebrütet werden. Ich habe auf dem Felde schon oft ein Lerchennest mit Eiern oder Jungen gesehen. Können letztere das Nest verlassen, dann müssen sie schon für sich selbst sorgen, denn das Weibchen legt bald zum zweiten Male und dann beginnt das Brutgeschäft von neuem." Nachdem der Herr Lehrer dem kleinen Hans zu erkennen gab, daß er es möglich machte, daß die Kinder heute eine Lerche besichtigen konnten, wofür ihm ein Dank gehörte, teilte Hans sofort den festen Entschluß mit, die Lerche wieder frei zu lassen. Der Herr Lehrer belobte ihn deshalb und die übrigen Kinder hatten ihn nur desto lieber.
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