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56 Friedrich's Erbhuldigung.
Ursprung der hohenzollernschen Herrschaft in der Mark entstanden. Es wurde behauptet, der Burggraf Friedrich habe dem Kaiser während des Kostnitzer Coucils zur Bestreitung der erheblichen Kosten desselben mehrfache bedeutende Vorschüsse bis zur Höhe von 400,000 Guldeu gemacht und als Ersatz für diese Summe habe Sigismund ihm auf seinen dringenden Wunsch, wie früher die Statthalterschaft, so jetzt die wirkliche Markgrafschaft mit der Kurwürde verliehen. Der Wortlaut obiger und anderer Urkunden läßt jedoch diese Ansicht als eine irrthümliche erscheinen. Es ist auch sonst gar kein Anzeichen dafür vorhanden, daß Friedrich während des Concils wirklich dem Kaiser irgend welche Vorschüsse gemacht habe, dagegen ist erwiesen, daß der Burggraf sehr beträchtliche Summen auf die Einlösung der Bürgen und überhaupt auf die Wiederherstellung der Ordnung in den brandenburgischeu Bauden verwenden mußte. Die Kosten, die ihm Dadurch entstanden, werden kaum weniger als 400,000 Gulden betragen haben, und es war daher billig, daß ihm für den Fall der Rückgabe des Kurfürfteuthums voller Ersatz für diese Opfer verheißen wurde. Der klare Wortlaut aller Urkunden läßt nur annehmen, daß nicht ein Pfand- oder Kaufgeschäft, sondern einzig und allein Friedrich's hohe Verdienste um das römische Reich und um den Kaiser Sigismund, sowie um die Mark Brandenburg dem Hanse Hohenzollern das Knrfürfteuthum eingebracht haben.
Friedrich blieb fürerst noch in Kostnitz, erst im Herbst konnte er sich nach der Mark begeben, um die Erbhuldigung als wirklicher Landesherr entgegen zu nehmen. Am 18. October 1415 traf der neue Markgraf in Berlin ein, gewiß mit leichterem Herzen und freudigerem Muth und wohl auch herzlicher und aufrichtiger bewillkommt als vor drei Jahren. Zu seinem festlichen Empfange und zur Erbhuldigung waren Herren, Mannen und Städte zahlreich in Berlin versammelt. Am 21 Oktober 1415 fand die Feierlichkeit der Erbhuldigung im „hohen Hause/' dem damaligen Fürstenhause zu Berlin (in der Klosterstraße, wo sich jetzt das Lagerhaus befindet), Statt. Der Propst von Berlin, Johann von Waldow, verlas die Verschreibung und die Gebotsbriefe des Kaisers, darauf schworen die Stände:
„Wir huldigen und schwören Herrn Friedrich und seinen Erben, Markgrafen zu Braudeuburg eine reckte Erbhuldigung, als unsern rechten Erb-herrn, nach Ausweisung ihrer Briefe, treu, gewärtig und gehorsam zu sein, ihr Frommen zu werben und ihren Schaden zu wenden, ohne Gefährde, also uns Gott helfe und die Heiligen."
Bald darauf begab sich der Fürst nach den wichtigsten Städten der Mark, um sich auch da huldigen zu lassen; überall wurde er freudig und glänzend empfangen und nirgends störte ein Mißtou deu glücklichen Verlauf der Feierlichkeiten. In der freudigen Genugthuung über diese Erbfolge zeigte sich der Markgraf auch seinerseits zu aller Huld bereit und begnadigte auf das Fürwort der Stände mehrere der vorher ihm widerstrebenden Ritter, besonders Wichard von Rochow, der von Neuem Golzow zu Lehen erhielt, und Caspar Gans zu Putlitz. Sie gelobten, dem Markgrafen künftig Treue und Gehorsam zu leisten, seinen Frieden und Unfrieden zu halten, die Herren,
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Sigismund Friedrich Friedrich Sigismund Friedrich Friedrich Muth Johann_von_Waldow Johann Friedrich Friedrich Wichard_von_Rochow Caspar_Gans
Extrahierte Ortsnamen: Kostnitz Berlin Berlin Berlin Berlin Golzow
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72 Markgraf Johann als Statthalter; seine ärmliche Hofhaltung.
thum Rügen, und erließ an die Herzöge von Wolgast Gebotsbriefe, den Kurfürsten an der Besitznahme nicht zu hindern. Diese Fürsten leisteten jedoch dem kaiserlichen Befehl Widerstand und erst nach vielen Verhandlungen kam es durch Vermittelung der Herzöge von Mecklenburg zu einem Vertrage in Prenzlau, nach welchem der Kurfürst diejenigen pommerschen Ortschaften behielt, die er in Besitz hatte, während das Uebrige — und das war der größte Theil des Landes, — den Herzögen von Wolgast als märkisches Lehen verbleiben sollte. Nach kaum zwei Jahren wurde dieser Vertrag von dem jungen Herzog Boguslaw von Wolgast gebrochen, indem er als selbstständiger Fürst regieren und die Lehenspflicht gegen Brandenburg nicht anerkennen wollte. Mit nur geringen Schaaren rückte Albrecht kühn gegen den Feind und bewährte auch hier seinen alten Kriegsruhm, aber auf die Vorstellungen der Herzöge von Mecklenburg kam es wieder zum Vergleich, und es wurde nun festgestellt, .beide Theile sollten behalten, was sie inne hatten, Boguslaw's gestimmtes Land aber beim Erlöschen seines männlichen Stammes an Brandenburg fallen. Albrecht ließ sich an diesem Vertrage genügen; besonders weil der Kaiser auf einem größeren Schauplatze, in den Fehden mit Burgund seines ruhmvollen Armes bedurfte. Derselbe vertraute ihm die Anführnng des Reichsheeres an, aber der tapfere Fürst fand dort, da es zu wichtigeren Schlachten nicht kam, nicht die gehoffte Gelegenheit zu glänzenden Waffenthaten.
Markgraf Johann als Stattbalter. Während er selbst nun theils im Dienste des Reichs, theils in Franken abwesend war, ließ er die Marken von seinem Sohne Johann regieren, den er im Jahr 1476 auch ganz und gar zum Statthalter bestellte. Johann war bemüht, den Mißmuth, welchen Albrecht's schroffes Auftreten bei den Märkern erzeugt hatte, durch mildes, leutseliges Verfahren allmälig zu beschwichtigen, was ihm zum Theil auch glückte. Sein Leben und seine Hofhaltung bildeten durch Bescheidenheit, ja Aermlichkeit eilten merkwürdigen Gegensatz gegen die große Pracht und Herrlichkeit an Albrecht's Hofe. Der Aufwand, in dem sich der Vater gefiel, kostete natürlich große Summen und verzehrte auch die Einnahmen aus der Mark. So sparsam Johann war, so konnte er doch nimmer genug Geld nach Franken schicken; er verkaufte das ganze markgräfliche Silbergeschirr, aber Alles reichte nicht hin, und was das Schlimmste war, er selbst gerieth fortwährend in die größte Verlegenheit. Während Albrecht bei den Festen in Franken und Baieui durch sein prächtiges Gefolge Alles in Staunen versetzte, wußte fein Sohn in der Mark nicht, woher er einige hundert Gulden nehmen sollte, um die Zinsen einer alten Schuld zu bezahlen. Er klagt in den Briefen an seinen Vater, wie er in Mangel ist an Teppichen, Bettgewand, Laken, Sammetpolstern, Tischtüchern und Silbergeschirr, weil er Alles nach Franken geschickt; wie er alles zur Hofhaltung Nöthige borgen, täglich in Jammer und Aeitgsten leben und tägliche Mahnung leiden müsse. Seine Hochzeit mit Margaretha, der Tochter des Herzogs von Sachsen, mit welcher er langst verlobt ist, muß immer wieder unterbleiben, weil er das nöthige Geld nicht aufbringen kann. Der Vater ertheilt ihm guten Rath, wie er die Hochzeit einrichten soll, aber Geld giebt er ihm nicht. Endlich im Jahre 1476 wurde die Vermählung gefeiert, aber in gar bescheidener Weise und weit entfernt von dem Glanze, mit welchem der Vater bei der baierschen Vermählung aufgetreten war.
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Extrahierte Personennamen: Johann Johann Boguslaw_von_Wolgast Albrecht Albrecht Johann Johann Johann Johann Johann Albrecht Margaretha
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98 Bauten; Steuern; Juden; Lippold.
Trotz wiederholten Mißwachses und anderer öffentlicher Plagen vermehrte sich daher des Landes Wohlhabenheit zusehends; in demselben Verhältniß aber stieg auch die Neigung zu verschwenderischem Aufwands und zu glänzender Ueppigkeit in allen Volksklassen. Joachim sah sich genöthigt, zur Beschränkung des überhandnehmenden Luxus strenge Verordnungen zu erlassen. Er verbot unter Anderem, daß bei Hochzeiten von Bürgern mehr als zehn Tische, jeder zu zwölf Personen, gedeckt werden sollten, außer einem für die Kinder und einem zwölften allenfalls für auswärtige Verwandte; woraus man einen Schluß auf die damals üblichen übertriebenen Festgelage ziehen kann. Ebenso mußte er gegen den Aufwand, welchen Männer und Fraueu mit glänzenden Kleidern trieben, einschreiten.
Freilich trug das Beispiel seiner eigenen glänzenden Hofhaltung viel dazu bei, solche Verordnungen unwirksam zu machen; denn es gab keinen prachtliebenderen Fürsten als Joachim. Kostbare Feste, glänzende Turniere, Hetzen wilder Thiere und große Jagden wechselten an seinem Hofe ab. An einem Theil der Festlichkeiten konnte auch das Volk sich erfreuen: im sogenannten Thiergarten zu Berlin wurde seltenes Wild gehegt und öfter mußten die wilden Thiere mit einander kämpfen. Jährlich, am Fronleichnamsfeste, ließ der Fürst zu Berlin ein Wettrennen halten, woran sich Edelleute und Bürger beteiligten. Besonders bei der Anwesenheit fürstlicher Gäste nahmen die Festlichkeiten gar kein Ende. Ein altes Verzeichniß führt 435 zur Hofhaltung gehörige Personen ans. In den Niederlanden ließ der Kurfürst kostbare Tapeten wirken, worauf die ganze Geschichte des kurfürstlichen Hauses bildlich dargestellt werden sollte.
Auch die Bauten, welche der Kurfürst ausführen ließ, waren großartig und sehr kostbar. Schon vor der Durchführung der Reformation hatte er ein Kloster neben seiner Hofburg an der Spree zum Dom umwandeln und die Särge seiner Ahnen aus dem Kloster Lehnin dahin bringen lassen. Später beschenkte er den Dom mit den in Gold gearbeiteten Bildsäulen des Erlösers und der heiligen Jungfrau und mit den silbernen Statuen der zwölf Apostel. Dann ließ er die alte Hofburg niederreißen, um sie prächtiger wieder aufzuer-banen; in allen Theilen der Mark legte er Jagd- und Lustschlösser an, Spandau aber ließ er durch zwei berühmte Baumeister in eine Festung umwandeln.
Natürlich kostete sein glänzendes Hofleben ungeheure Summen Geldes, und wiewohl die Einkünfte aus den Marken sich mit der Zunahme des öffentlichen Wohlstandes ungemein vermehrt hatten, so befand sich der Fürst doch fast immer in großer Geldverlegenheit. Da halfen denn die Stände, welche ihm für die sonstige treffliche Regierung dankbar ergeben waren, immer getreulich aus, indem sie die Bierziese erhöhten und noch andere Steuern freiwillig gewährten, wogegen ihnen Joachim das Zngeständniß machte, „keine wichtige Sache, die das Land angehe, auch kein Bündniß mit fremden Fürsten ohne Beirath und Bewilligung der Landräthe (Stände) zu verhandeln."
Eine andere Folge der Geldverlegenheiten des Kurfürsten war die Zurückberufung der Juden, welche sich alsbald in großer Zahl wieder in der Mark verbreiteten. Sie mußten ein hohes Schutzgeld zahlen, wußten sich aber durch Wuchergeschäfte reichlich dafür zu entschädigen. Joachim bediente sich ihrer Hülfe in vielen Geldnöthen, besonders aber war ihm ein Jude Lippold
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Extrahierte Personennamen: Lippold Joachim Joachim Apostel Joachim Joachim
Extrahierte Ortsnamen: Berlin Berlin Niederlanden Lehnin Spandau
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1-40 Noth der Marken.
Schon im nächsten Jahre (1636) verfolgte Baner die Kaiserlichen von Pommern aus durch die Marken. Fast ein volles Jahr hindurch drängten sich jetzt die feindlichen Heere mit abwechselndem Glücke hin und her, und das unglückliche Land seuszte in tiefem Elende unter dem Fußtritt der wilden Schaareu. Brandenburg war nicht ergiebig genug, um die zahlreichen Truppen so lange Zeit hindurch zu ernähren und der rohe Soldat suchte durch Grausamkeiten und Gewaltthaten aller Art entweder die letzte Habe der armen Landleute zu erpressen, oder sich auf viehische Weise an den Schuldlosen zu rächen. Man fragte nicht danach, ob man es mit Freunden oder mit Feinden zu thun habe, und die Kaiserlichen gingen mit den unglücklichen Märkern nicht um ein Haar besser um, als die Schweden. Verheerende Seuchen gesellten sich hier, wie überall,, zu dem Elend: die Leichen blieben nnbegraben vor den Hütten und^ auf den Straßen liegen und dienten oft den verwildert umherstreifenden Hunden zum Fraße.
Im Jahre 1636 wurde besonders die Hauptstadt Berlin von dem schwedischen General Wrangel hart bedrängt; der Kurfürst hatte sich mit Schwarzenberg und dem Hofe nach der Festung Peitz geflüchtet, aber die Stadt mußte eine schwere Brandschatzung über sich ergehen lassen, an 30,000 Thaler zahlen und eine fast unerschwingliche Menge von Lebensmitteln, Kleidungsstücken, und Bedürfnissen aller Art aufbringen. Da das baare Geld nicht hinreichte, so mußten die Bürger ihr goldenes und silbernes Geräth mit herbeibringen, welches nach willkürlicher Schätzung für Geldeswerth angenommen wurde. Auch dort kam die Pest hinzu, um die Drangsale der schweren Zeit zu vermehren; sie wüthete so stark, daß im nächsten Jahre beinahe zweihundert Häuser leer standen.
An jener Zeit starb Bogislav Xiv., der letzte Herzog von Pommern, und das Land hätte nun ohne Weiteres an Brandenburg fallen müssen; der schwedische Gesandte Steno Bielke aber erklärte den Ständen, er könnte nicht zugeben, daß Schwedens Feinde die Regierung des Herzogthums übernähmen. Georg Wilhelm, hierdurch von Neuem gereizt, verband sich um so entschiedener mit Kaiser Ferdinand Iii., welcher in demselben Jahre (1637) an die Stelle seines Vaters Ferdinand Ii. getreten war. Der Kurfürst warb mit kaiserlicher Unterstützung ein Heer von siebentausend Söldnern, und der Krieg wurde mit ueuer Kraft gegen die Schweden begonnen. Die Marken und Mecklenburg kamen wieder in die Hände der Kaiserlichen, wogegen die Schweden sich in Pommern behaupteten und dasselbe ganz wie eine schwe-dische Provinz regierten. Im nächsten Jahre erhielten sie neue Verstärkungen aus Schweden, und Baner drang wieder siegreich in den Marken vor. Alles Elend, was Brandenburg schon erfahren hatte, war nicht mit den Schrecknissen zu vergleichen, welche der jetzige Rückzug der Kaiserlichen über das arme Land brachte. In Städten und Dörfern wurde von denselben schlimmer als je gewüthet, ohne Schonung alle Häuser, Kirchen und selbst die Gräber erbrochen, alles Geräth, was nicht mit sortgeschasst werden konnte, zerschlagen und zerstört, den Einwohnern Koth in die Nasen, Ohren und Hälse gegossen, (was man spottweise den schwedischen Trunk nannte), und durch andere Martern jeder Art Geld erpreßt.
Als die Noth in der Mark am höchsten gestiegen war, verließ der Kur-
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Extrahierte Personennamen: Schwarzenberg Bogislav Steno_Bielke Georg_Wilhelm Wilhelm Ferdinand_Iii Ferdinand Ferdinand_Ii Ferdinand Koth
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200 Das Waisenhaus zu Halle.
das Geld zu ihrem Unterhalte nehmen würde; doch setzte er sein Vertrauen auf Gott und da unterdeß die Armenschule bereits in einem besonderen Hause untergebracht war, nahm er dahin auch die Waisen unter Leitung armer Stu-direuder, für die er von den ihm zufließenden mildthätigen Gaben zugleich Freitische gründete. Bald wurde der Raum für die Schule und die Waisen zu klein und Francke dachte daran, ein ordentliches Waisenhaus zu bauen. „Mehrere rietheu mir," schreibt er, „das Hans von Holz zu bauen, aber der Herr stärkte mich im Glauben, als hätte er zu mir gesagt: Baue das Haus von Steinen, ich will dir's bezahlen." In der That öffnete Gott der Menschen Herzen, daß nach und nach das Nöthigste zum Beginn des frommen Werkes zusammenkam, und am 24. Juli 1698 legte Francke getrost den Grundstein zu dem noch jetzt bestehenden großen Halleschen Waisenhause. „Da war kein Vorrath," schrieb er, „nicht eine Hütte zu bauen, geschweige ein Waisenhaus für ein paar hundert Menschen, aber der Herr hat's mit der That bewiesen, daß er sich zu der Sache bekennen wolle, und vou Woche zu Woche gleichsam zugebröckelt, was die Nothdurst erforderte, daß die Waisenkinder nicht Hunger gelitten und die Bauleute bezahlt wurden. Mit Gott hat es mir noch niemals gefehlt, aber mit Menschen und ihren Vertröstungen vielmals; wenn's aber mit dem einen fehlte, hat Gott den anderen erweckt; wenn sich eine Quelle verstopft hat, hat sich die andere eröffnet." Von Anfang an sah Francke den Bau nicht als seine, sondern als Gottes Sache an, und an ihm bewährte sich das Wort: „Wenn ihr Glauben hättet wie ein Senfkorn, ihr könntet Berge versetzen." Jahre lang war die Geschichte des Waisenhauses ein täglicher Kampf gläubigen Gottvertrauens gegen die dringendste Noth, aber immerdar ist das Vertrauen gekrönt worden: hundert augenfällige Erweise der helfenden göttlichen Gnade wurden dem treuen Gottesmanne gegeben. Einst kam der Hausvater zu ihm und stellte ihm vor, es sei die höchste Zeit, wieder Vorräthe, Holz n. a. einzukaufen, aber es sei kein Geld da, es bleibe nichts übrig, als irgendwo zu borgen. Francke aber sagte: „man müsse erst Gott bitten gehen, ob er nicht Hülfe schicken wolle," und er ging in feine Kammer, dem Herrn in kindlichem Gebete die Noth vorzutragen. Noch an demselben Abende kam ein Freund mit einem Briese und einer Rolle Geld, die für das Waisenhaus geschickt worden war. — Ein anderes Mal, als auch die Noth sehr groß war, wollte sie Francke eben wieder im Gebete dem Herrn klagen, da kam von einem Käufmanne in Leipzig eine Sendung von 1000 Thalern. Da gedachte er an den Spruch: „Ehe sie rufen, will ich antworten," und ging auch in fein Kämmerlein, aber nicht um zu bitten, sondern um Dank zu opfern aus freudigem Herzen. Nach und nach verbreitete sich der Ruf der trefflichen Anstalten so, daß von allen Seiten Vornehme und Niedere, Reiche und Arme wetteiferten, ihre Theilnahme an dem schönen Werke zu bezeigen; arme Bäuerinnen brachten Lebensmittel für die Francke'schen Waisenkinder und baten ihn, dies Scherflein der Armuth anzunehmen.
Ein treuer Gehülfe für Francke war ein Theologe Elers: derselbe wurde auch der Gründer der berühmten Waisenhaus-Buchhandlung, die einen ebenso merkwürdigen Anfang nahm, wie die anderen Stiftungen. Elers michctc nämlich auf der Leipziger Messe ein Tischchen, um Francke's Predigt „über die Pflichten gegen die Armen" feit zu bieten; das brachte dem Waisenhause
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Ruggiero; Graf von Wartenberg. 211
Auflagen war jedoch bei Hofe fast immer Geldnoth. Das verschaffte einem unverschämten Betrüger, der sich Dominico Cantano Graf von Ruggiero nannte und in glänzendem Aufzuge nach! Berlin, kam, leicht Eingang bei dem Könige und dem Grafen Wartenberg, indem er behauptete, durch die Kunst der Alchymie Gold machen zu können. Der gewandte Abenteurer legte, wie gewöhnlich, eine Probe seiner Taschenspielerkunst ab, versprach Millionen, erhielt eine Wohnuug in einem königlichen Hause angewiesen, aber kein Geld, weil man meinte, das habe ein Goldmacher nicht nöthig. Er verlangte jedoch 50,000 Thaler, um die Flüssigkeit, welche er zum Goldmachen brauche, zu schassen ; da er das Geld nicht erhielt, reiste er nach Frankfurt a. M. ab, wurde aber bald zurückgeholt, weil die in Schulden versunkenen Hofleute dem König anlagen, den Wuudermauu nicht so schnell fortzulassen. Vergeblich kam von mehreren Fürsten inzwischen die Anzeige, daß derselbe ein Betrüger sei; man wollte es nicht glauben. Der Abenteurer ließ es sich in Berlin nochmals wohl gefallen, brachte aber natürlich kein Gold zu Stande und floh endlich, da man ihm zusetzte, nach Stettin; noch einmal zurückgeholt, entwich er bald wieder, wurde jedoch wiederum nach Berlin gebracht und wußte den Hof noch ein ganzes Jahr hinzuhalten. Dann wurde ihm endlich als Betrüger der Proceß gemacht, und in Flittergold gekleidet wurde er in Küstriu aufgehängt.
Viel schädlicher für den ganzen Staat war die langjährige Gunst, in welcher sicb der Graf Kolb von W artenberg bei Friedrich zu behaupten wußte. Durch seine vorsichtige Benutzung aller Schwächen des Königs, durch seine Geschmeidigkeit und die Kunst, den Fürsten zu vergnügen, hatte er sich in dessen Freundschaft so festgesetzt, daß es fast unmöglich schien, ihn daraus zu verdrängen. Auch seiner Gemahlin, einer Person von gewöhnlicher Herkunft und ohne alle Bildung, mußte die höchste Auszeichnung bei Hofe gezollt werden, sie viel mehr noch als ihr Gemahl machte sich durch hochmütigen Dünkel und anmaßendes Wesen überall Feinde. Bei der Königin Sophie Charlotte hatte sie lange Zeit keine Beachtung, noch auch den Zutritt zu den kleinen Gesellschaften in Lützenburg zu erlangen gewußt. Als die Fürstin es endlich dem Wunsche Friedrich's nicht mehr versagen konnte, sie nach Lützenburg einzuladen, gerieth die anmaßende Gräfin gleich bei der ersten Zusammenkunft dadurch in große Verlegenheit, daß Sophie Charlotte sie, wie es in Lützenburg hergebracht war, französisch anredete, worauf die hochfahrende Frau zur Schadenfreude aller Anwesenden nicht zu antworten wußte. Zuletzt wurde ihr Uebermuth auch gegen die königliche Familie so unerträglich , daß sie die Gunst des Königs endlich verlor. Nun sammelten sich die Feinde des Grafen um den Kronprinzen Friedrich Wilhelm, welchem das Treiben der Wartenbergs schon längst ein Aergerniß gewesen war; aber noch immer hielt es schwer, den König zu einem entscheidenden Schritt zu bringen. Endlich sah er ein, daß er den Günstling, der sein Vertrauen gemißbraucht, entlassen müsse. Derselbe erhielt eine reichliche Pension, mit der Verpflichtung, in Frankfurt am Main zu bleiben; er soll Millionen und seine Frau allein gegen eiue halbe Million Thaler an Diamanten mitgenommen haben.
Auch in seiner Familie hatte der König in seinen letzten Jahren wenig ßi'eude. Nüch dem Tode der Königin Sophie Charlotte hatte er sich bestimmen
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Extrahierte Personennamen: Ruggiero Dominico_Cantano_Graf_von_Ruggiero Wartenberg Kolb Friedrich Friedrich Sophie_Charlotte Sophie_Charlotte Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Sophie_Charlotte
Extrahierte Ortsnamen: Wartenberg Berlin Frankfurt_a._M. Berlin Stettin Berlin Flittergold Küstriu Lützenburg Lützenburg Lützenburg Frankfurt_am_Main
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362 Landesväterliche Friedensliebe.
nicht hervorragende Einsicht und wußte daher seine Stellung nicht entsprechend auszumen.
Im Frühjahre 1798 reiste der König mit seiner Gemahlin in die einzelnen Provinzen, um die Huldigung der Stände nach alter Weise entgegen-zunehmen; zuerst nach Königsberg, dann nach Warschau und Breslau, zuletzt fand in Berlin die Huldigung sämmtlicher Provinzen statt. Ueberall wurde das königliche Paar mit freudiger Begeisterung begrüßt, überall, selbst in dem neu eroberten Polen, dursten sie sich mit vollem Vertrauen dieser Begeisterung hingeben. Bei der Ankunft und der Abreise fuhren sie durch die Reihen der bewaffneten Bürger; jede militärische Begleitung durch Polen hatte der König abgelehnt. „Ich bin gewohnt," sagte er, „mich in meinen alten Provinzen nur von der Liebe meiner Unterthanen geleiten zu lassen, ich besorge nicht, hier andere Gesinnungen zu finden."
Die ersten Jahre der neuen Regierung wurden, soviel es die Staatseinkünfte gestatteten, in jeder Beziehung zu nützlichen Einrichtungen angewendet. Das in den letzten Jahren Friedrich Wilhelm's Ii. wieder eingeführte Tabaksmonopol wurde aufgehoben; wiewohl hierdurch die Landes-einnahmen geschmälert wurden, wußte die Regierung doch durch anderweitige Ersparnisse und durch strenge Ordnung in der Finanzverwaltung die Mittel zu beschaffen, um den gar zu niedrigen Sold der Truppen zu erhöhen, um den Waisenanstalten in Halle reichliche Unterstützung zu gewähren, Armen-und Arbeitshäuser zu gründen, Kanäle anzulegen, die Einrichtungen von Schulen und den Bau von Kirchen zu erleichtern, — und gleichzeitig von der bei Friedrich Wilhelm's Ii. Tode hinterlassenen Schuld von 40 Millionen bis zum Jahre 1806 fast die Hälfte zu tilgen und noch einen Schatz von 17 Millionen anzusammeln. Dies war nur möglich in Folge der heilsamen Strenge, welche in Bezug auf die Beaufsichtigung der gesammten Staatsausgaben eingeführt worden war. Zu diesem Zwecke hatte Friedrich Wilhelm Hi. gleich nach seinem Regierungsantritte die zuerst von Friedrich Wilhelm I. errichtete Ober-Rechnungs-Kammer wieder in alle ihre Rechte zur Ueberwachuug der ganzen Verwaltung eingesetzt. Dieselbe erhielt die Aufgabe, die Rechnungen aller königlichen Kassen durchzusehen, und wurde ermächtigt, wo es nöthig schien, von allen Behörden genaue Rechenschaft über die Richtigkeit und den Grund aller einzelnen Ausgaben zu verlangen. Bald trat in allen Zweigen der Verwaltung die größte Ordnung und Sparsamkeit ein, wovon der König selbst das schönste Beispiel gab.
42. Die auswärtige Politik bis zum Tilsiter Frieden.
Preußens Neutralität; der Reichsdeputations-Hauptschluß (1803).
Durch den Frieden von Basel war Preußen von der Theilnahme an den europäischen Kämpfen zurückgetreten: Friedrich Wilhelm Iii. war seinem ganzen Wesen nach dem Frieden zugeneigt, und richtete sein aufrichtiges Bestreben darauf, denselben zu erhalten. Er meinte seinem Volke keine größere Wohlthat erweisen zu können, als wenn er während der verheerenden und zerrüttenden europäischen Kämpfe seinem Lande die nöthige Ruhe sicherte, um sich von den geschlagenen Wunden zu erholen und durch die Künste des Friedens
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm's Friedrich Friedrich_Wilhelm's Friedrich Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich Wilhelm_I. Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Königsberg Warschau Breslau Berlin Basel
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Verfassung des Norddeutschen Bundes. 587
Die folgenden fünf Lebensjahre hindurch der Landwehr an. — Die Friedens-Präsenzstärke des Bundesheeres wird bis zum 31. December 1871 aus 1 vom Hundert der Bevölkerung von 1867 geregelt. Für die spätere Zeit wird dieselbe im Wege der Bundesgesetzgebung festgestellt. Zur Bestreitung des Aufwandes für das gesammte Bundesheer und die zu demselben gehörigen Einrichtungen sind dem Bundesfeldherrn jährlich so viel mal 225 Thlr., als die Kopfzahl der Friedensstärke des Heeres beträgt, zur Verfügung zu stellen.
Die gesammte Landmacht des Bundes wird ein eiuheit-liches Heer bilden, welches in Krieg und Frieden unter dem Befehle des Königs von Preußen alsbundesfeldherrn sieht.
Alle Bundes truppen sind verpflichtet, den Befehlen des Bundesfeld-herru unbedingte Folge zu leisten. Diese Verpflichtung ist in den Fahneneid aufzunehmen.
Alle Einnahmen und Ausgaben des Bundes werden für jedes Jahr veranschlagt und auf dem Bunbeshaushalts-Etat gebracht, welcher vor Beginn des Etatsjahres durch ein Gesetz festgestellt wirb.
Zur Bestreitung aller gemeinschaftlichen Ausgaben bienen zunächst die aus den Zöllen, den gemeinsamen Steuern und dem Post- und Telegraphenwesen fließenden gemeinschaftlichen Einnahmen. Insoweit bieselben durch btese Einnahmen nicht gebeckt werben, sinb sie, so lange Bunbessieuern nicht eingeführt sinb, durch Beiträge der einzelnen Bunbesstaaten nach Maßgabe ihrer Bevölkerung aufzubringen.
Streitigkeiten zwischen verschiebenen Bunbesstaaten werben aus Anrufen des einen Theils von dem Bunbesrathe erlebigt. Berfassungsstreitigkeiten hat auf Anrufen eines Theiles der Bunbesrath gütlich auszugleichen, ober, wenn das nicht gelingt, im Wege der Bunbesgesetzgebung zur Erlebigung zu bringen.
Diebeziehnngenbesbunbeszubensübbeutschenstaaten werben sofort nach Feststellung der Verfassung des Norddeutschen Bundes durch besondere, dem Reichstage zur Genehmigung vorzulegende Verträge geregelt werden.
Der Eintritt der süddeutschen Staaten oder eines derselben in den Bunb erfolgt auf den Vorschlag des Bunbes-Präsibiums im Wege der Bunbesgesetzgebung.
Nachbem die vorstehende Verfassung am 16. April 1867 durch den Reichstag des Norddeutschen Bunbes mit 230 gegen 53 Stimmen angenommen war, schloß König Wilhelm die Sitzungen des Reichstages mit einer Thronrebe, in welcher er sagen konnte:
„Mit dem Gefühle aufrichtiger Genugthuung sehe Ich Sie am Schlüsse Ihrer wichtigen Thätigkeit wieberum um mich versammelt. Die Hoffnungen, die Ich jüngst von dieser Stelle zugleich im Namen der verbündten Regierungen ausgesprochen habe, sinb seitdem durch Sie zur Erfüllung gebracht. Mit patriotischem Ernste haben Sie die Größe Ihrer Aufgabe erfaßt, mit freier Selbstbeherrschung die gemeinsamen Ziele im Auge behalten. Darum ist es uns gelungen, auf sicherem Grunde ein Ver-
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18 1. Das Land östlich oder rechts von der Elbe.
Wohnorte hatten meist die Endung 010, itz, z. B- Jerichow, Rathenow, Buckow,
Steinitz usw. Die Endung ow hat sich heute vielfach in au verwandelt, z. B.
Cracau, Buckau . . .
Die Weuden wurden im S. durch Markgraf Gero, im N. durch Albrecht den
Bären und die Mönchsorden (Klöster, z. B. Leitzkau) nach und nach zum Christen-
tum bekehrt. Zur Zeit der Reformation nahmen die Bewohner den evangelischen
Glauben an. Auch breiteten sich unter ihnen deutsche und fremde Einwanderer,
besonders Flamländer, aus und vermischten sich mit den Wenden; so entstand im
Laufe der Zeit der jetzige Menschenschlag.
Im Schweiße des Angesichts suchten unsere Voreltern dem wenig fruchtbaren
Boden durch Ackerbau, Viehzucht und Waldwirtschaft das tägliche Brot abzuringen:
aber anch der Fischfang und der Handel mußten dazu beitragen. Da kam der
30jährige Krieg, in dem sich die Katholiken und die Evangelischen der Religion
wegen bekämpften. Er verwandelte das Land in eine Wüste. Die Dörfer und
Städte waren zerstört; die Äcker lageil wüst da; die meisten Bewohner waren
getötet. Unter der segensreichen Regierung der Hohenzollern erholte sich das Land
wieder. Besonders machten sich der Große Kurfürst und Friedrich der Große nin
diese Gegend verdient. Letzterer ließ die Sümpfe (Fiener) entwässern und legte den
Planer Kanal an.
Der südliche Teil des rechtselbischen Gebietes wurde erst im Jahre 1815
unserem Heimatlande einverleibt.
G. Sage.
Die Kutterjungfer auf dem Marktplätze in Zerbst.
In einer Zeit, in der noch der Stärkere allein herrschte, hatten die Grasen von
Lindau die Zerbster gezwungen, ihnen einen Zoll auf alle Nahrungsmittel, die nach
Zerbst gebracht wurden, zu zahlen. Weil die Grafen den Zoll nach Willkür
erhöhten, wurden die Landlente, die nach Zerbst Butter, Eier, Gemüse lieferten,
hart betroffen. Die Zerbster konnten die Waren kaum bezahlen. Mit Herzleid
nierkten die Bauer», daß der Verkauf täglich geringer wurde. Um nicht zu ver-
armen, führten die Landleute die Waren nicht mehr in die Stadt, fondern richteten
vor dem Heidetore, am Bntterdamm, einen förmlichen Markt ein. Nun konnten
zwar die Hausfrauen Butter, Eier, Geflügel billiger einkaufen, hatten abei einen
weiten und beschwerlichen Weg zurückzulegen. Um die Stadt von der drückenden
Stener zu befreien, ging eine edle Jungfrau zum Grafen von Lindau und bat ihn,
gegen eine Abfindungssumme den Zoll zu erlassen. In seinem Übermute forderte
der Graf so viel Goldstücke, als man auf dem Wege vom Heidetore bis zum
Markte dicht nebeneinander legen könnte. Er hoffte, niemand würde die Summe
bezahlen. Aber die wohltätige Jungfran willigte ein. Sie opferte alle ihre Schätze
und brachte die Summe wirklich zusammen- — Aus Dankbarkeit seyte man der
Jungfrau ein Standbild. Es ist eine vergoldete weibliche Figur, die auf einer 7 m
hohen Säule steht. Der Volksmund nennt sie knrz die Bntterjungfer.
H. Ortsltunde.
a) An der Elbe. Mtthlberg (3)*). Schiffahrt, Holz- und Getreidehandel,
Fischfang, Korbflechterei. (Schlacht, Kaiser Karl V. siegt über Jobann Friedrich
den Großmütigen 1547.)
Wittenberg (22), d. h. weißer Berg; Sandbügel? Umgebung fruchtbar: Gemüse-
bau- Fabriken: Tnch. Brauereien: Bier. Brennereien: Branntwein. Fischerei.
Die Reformation hat Wittenberg zu einer berühmten Stadt gemacht. Durch
De Martin Luther nahm sie hier ihren Anfang am 31. 10. 1517. Die 95 Glaubens-
*) Die eingeklammerten Ziffern geben die Einwohnerzahlen der Orte in
Tausenden an.
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Extrahierte Personennamen: Steinitz Gero Albrecht Friedrich_der_Große Friedrich Mtthlberg Karl_V. Karl_V. Friedrich Friedrich Martin_Luther
Art des Verkehrs und die Verkehrsmittel.
161
e) Das Postwesen. 1876 ist durch v. Stephau, deu Leiter der deutschen
Reichspost, der Weltpostverein ins Leben gerufen. Für deu Verkehr der zuge-
hörigen Länder untereinander beträgt das Porto für Briefe 0,20, für Postkarten
(),io J6, dementsprechend ermäßigte sich das Porto auch für andere Sendungen,
und so wurden durch diese segensreiche Einrichtung dem internationalen Verkehr
die Pfade geebnet. Der Weltpostverein umfaßt jetzt 115 Mill. qkm mit 1280 Mill.
Bew. Ihm gehören an ganz Europa und Amerika, fast ganz Australien und
Polynesien, der weitaus größte Teil der europäischen Besitzungen in Afrika und
Asien, dazu China, Japan und Siam. In vielen nicht dazu gehörigen Ländern
werden doch deutsche und andere europäische Postaustalteu unterhalten. Befördert
wurden i. I. 1890 über 16 Milliarden Sendungen, so daß täglich über
-14 Millionen in Bewegung sind.
An Briefsendungen und Postkarten kamen im inneren wie im äußeren
Verkehr 1891 auf den Kopf der Bevölkerung in den Ländern:
Großbritannien . . 53 Deutsches Reich . . 31 f Österreich-Ungarn. 14
Schweiz .... 39 Canada.....31 Italien .... 5,6
Union.....39 Frankreich .. . . . 19 Rußland.... 3,3
d) Binnenlandkanäle stehen ähnlich wie die Landstraßen hinter den Eisen-
bahnen an Bedeutung für den großen Verkehr zurück. Zwar sind sie nächst den
Flüssen im Flachlande die billigsten Verkehrswege, aber ihre Anlage lohnt sich
doch nur da, wo entweder eine ungemein dichte Bevölkerung mit großer Be-
triebsamkeit ihueu auch neben den Eisenbahnen und Flüssen reichlichen Verkehr
sichert (England, Niederlande), oder wo bei dünner Bevölkerung die Billigkeit
des Bodens und die günstige Lage der natürlichen Wasserstraßen ihnen förderlich
ist ^Rußland, ähnlich so in Süd-Schweden). Das Deutsche Reich hat unter
Hinzurechnung seiuer meist gut geregelten Flüsse 25000 Km Wasserstraßen.
Schon werden trotz des dichten Bahnnetzes fast 7/10 aller beförderten Güter bei
uns auf deu Wasserstraßen bewegt, und große Kanalentwürfe (der Dortmund—
Ems- und der „Mittelland-Kanal" zwischeu Rhein-Weser: Elbe—berlin) be-
weisen, daß unser Reich sich zu der Gruppe der verkehrsreichsten Länder
zählen darf.
Neune die bedeutendsten Kanalverbindungen der europäischen Länder!
Die wichtigsten Scekanäle, die eine Verbindung zwischen zwei Meeren auch
für die größten Schiffe herstellen, sind der Snes-Kanal mit 164 und der Kaiser
Wilhelm-Kanal mit 99 km Fahrrinne. S. S. 122.
Zuerst wurde vou diesen befahren (feit 1869) der von F. v. Lesseps angelegte
Snes-K., der in der ozeanischen Schiffahrt die größte Veränderung seit 1492
und 1498 hervorgerufen, die Handelstätigkeit der alten Mittelmeerhäfen zu
neuer Blüte erweckt und Ostindien ungemein gefördert hat. Von London nach
Kalkutta erspart er dem Schiffer 19, vou Geuua 39 Tage gegenüber der Fahrt
um Afrika. Er ist fast nur für Dampfer zu benutzen, da das Rote Meer wegen
seiner herrschenden N.-Winde und seiner engen Fahrrinne großen Segelschiffen
verschlossen bleibt, die daher noch immer den Weg um S.-Äsrika uehmeu. Die
Fahrt durch den Kanal dauert mindestens 15 Stunden. — Der Kanal von
Korinth, mit 6,4 km Fahrrinne, soll die Schisse statt um deu Peloponnes durch
die Enge führen, auf der schon Nero hat graben lassen, und denen, die aus
der Adria kommen, 340 km ersparen. — Dieser Auszählung beizufügen sind die
Schleuseukanäle zwischen dem Oberen und dem Hurousee, die schcm 1891 eiueu
b. Sehdlitz, Geographie. Ausg. E. Heft 4. H
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Extrahierte Ortsnamen: Europa Amerika Polynesien Afrika Asien China Japan Italien Frankreich England Niederlande Süd-Schweden Rhein-Weser Ostindien London Kalkutta Geuua Afrika Korinth Adria