18 1. Das Land östlich oder rechts von der Elbe.
Wohnorte hatten meist die Endung 010, itz, z. B- Jerichow, Rathenow, Buckow,
Steinitz usw. Die Endung ow hat sich heute vielfach in au verwandelt, z. B.
Cracau, Buckau . . .
Die Weuden wurden im S. durch Markgraf Gero, im N. durch Albrecht den
Bären und die Mönchsorden (Klöster, z. B. Leitzkau) nach und nach zum Christen-
tum bekehrt. Zur Zeit der Reformation nahmen die Bewohner den evangelischen
Glauben an. Auch breiteten sich unter ihnen deutsche und fremde Einwanderer,
besonders Flamländer, aus und vermischten sich mit den Wenden; so entstand im
Laufe der Zeit der jetzige Menschenschlag.
Im Schweiße des Angesichts suchten unsere Voreltern dem wenig fruchtbaren
Boden durch Ackerbau, Viehzucht und Waldwirtschaft das tägliche Brot abzuringen:
aber anch der Fischfang und der Handel mußten dazu beitragen. Da kam der
30jährige Krieg, in dem sich die Katholiken und die Evangelischen der Religion
wegen bekämpften. Er verwandelte das Land in eine Wüste. Die Dörfer und
Städte waren zerstört; die Äcker lageil wüst da; die meisten Bewohner waren
getötet. Unter der segensreichen Regierung der Hohenzollern erholte sich das Land
wieder. Besonders machten sich der Große Kurfürst und Friedrich der Große nin
diese Gegend verdient. Letzterer ließ die Sümpfe (Fiener) entwässern und legte den
Planer Kanal an.
Der südliche Teil des rechtselbischen Gebietes wurde erst im Jahre 1815
unserem Heimatlande einverleibt.
G. Sage.
Die Kutterjungfer auf dem Marktplätze in Zerbst.
In einer Zeit, in der noch der Stärkere allein herrschte, hatten die Grasen von
Lindau die Zerbster gezwungen, ihnen einen Zoll auf alle Nahrungsmittel, die nach
Zerbst gebracht wurden, zu zahlen. Weil die Grafen den Zoll nach Willkür
erhöhten, wurden die Landlente, die nach Zerbst Butter, Eier, Gemüse lieferten,
hart betroffen. Die Zerbster konnten die Waren kaum bezahlen. Mit Herzleid
nierkten die Bauer», daß der Verkauf täglich geringer wurde. Um nicht zu ver-
armen, führten die Landleute die Waren nicht mehr in die Stadt, fondern richteten
vor dem Heidetore, am Bntterdamm, einen förmlichen Markt ein. Nun konnten
zwar die Hausfrauen Butter, Eier, Geflügel billiger einkaufen, hatten abei einen
weiten und beschwerlichen Weg zurückzulegen. Um die Stadt von der drückenden
Stener zu befreien, ging eine edle Jungfrau zum Grafen von Lindau und bat ihn,
gegen eine Abfindungssumme den Zoll zu erlassen. In seinem Übermute forderte
der Graf so viel Goldstücke, als man auf dem Wege vom Heidetore bis zum
Markte dicht nebeneinander legen könnte. Er hoffte, niemand würde die Summe
bezahlen. Aber die wohltätige Jungfran willigte ein. Sie opferte alle ihre Schätze
und brachte die Summe wirklich zusammen- — Aus Dankbarkeit seyte man der
Jungfrau ein Standbild. Es ist eine vergoldete weibliche Figur, die auf einer 7 m
hohen Säule steht. Der Volksmund nennt sie knrz die Bntterjungfer.
H. Ortsltunde.
a) An der Elbe. Mtthlberg (3)*). Schiffahrt, Holz- und Getreidehandel,
Fischfang, Korbflechterei. (Schlacht, Kaiser Karl V. siegt über Jobann Friedrich
den Großmütigen 1547.)
Wittenberg (22), d. h. weißer Berg; Sandbügel? Umgebung fruchtbar: Gemüse-
bau- Fabriken: Tnch. Brauereien: Bier. Brennereien: Branntwein. Fischerei.
Die Reformation hat Wittenberg zu einer berühmten Stadt gemacht. Durch
De Martin Luther nahm sie hier ihren Anfang am 31. 10. 1517. Die 95 Glaubens-
*) Die eingeklammerten Ziffern geben die Einwohnerzahlen der Orte in
Tausenden an.
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund]]
TM Hauptwörter (200): [T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T18: [Mark Brandenburg Land Albrecht Friedrich Kaiser Jahr Markgraf Haus Markgrafe], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme]]
Extrahierte Personennamen: Steinitz Gero Albrecht Friedrich_der_Große Friedrich Mtthlberg Karl_V. Karl_V. Friedrich Friedrich Martin_Luther
32 1. Das Land östlich oder rechts von der Elbe.
Wohnorte hatten meist die Endung oiv, itz, z. B- Jerichow, Rathenow, Buckow,
Steinitz usw- Die Endung ow hat sich heute vielfach in au verwandelt, z. B.
Cracau, Buckau . . .
Die Wenden wurden im S. durch Markgraf Gero, im N. durch Albrecht den
Bären und die Mönchsorden (Klöster, z. B. Leitzkau) nach und nach zum Christen-
tum bekehrt. Zur Zeit der Reformation nahmen die Bewohner den evangelischen
Glauben an. Auch breiteten sich unter ihnen deutsche und sremde Einwanderer,
besonders Flamländer, aus und vermischten sich mit den Wenden; so entstand im
Laufe der Zeit der jetzige Menschenschlag.
Im Schweiße des Angesichts suchten unsere Voreltern dem wenig fruchtbaren
Boden durch Ackerbau, Viehzucht und Waldwirtschaft das tägliche Brot abzuringein
aber auch der Fischfang und der Handel mußten dazu beitragen. Da kam der
30jährige Krieg, in dem sich die Katholiken und die Evangelischen der Religion
wegen bekämpften. Er verwandelte das Land in eine Wüste. Die Dörfer und
Städte waren zerstört; die Acker lagen wüst da; die meisten Bewohner waren
getötet. Unter der segensreichen Regierung der Hohenzollern erholte sich das Land
wieder. Besonders machten sich der Große Kursürst und Friedrich der Große um
diese Gegend verdient. Letzterer ließ die Sümpfe (Fiener) entwässern und legte den
Planer K.nml an.
Der südliche Teil des rechtselbischen Gebietes wurde erst iin Jahre 1815
unserem Heimatlande einverleibt.
G. Sage.
Die Luttechingfer auf dem Marktplätze in Zerbst.
In einer Zeit, in der noch der Stärkere allein herrschte, hatten die Grasen von
Lindau die Zerbster gezwungen, ihnen einen Zoll auf alle Nahrungsnüttel, die nach
Zerbst gebracht wurden, \u zahlen. Weil die Grafen den Zoll nach Willkür
erhöhten, wurden die Landleute, die nach Zerbst Butter, Eier, Gemüse lieferten,
hart betroffen. Die Zerbster konnten die Waren kaum bezahlen. Mit Herzleid
merkten die Bauern, daß der Verkauf täglich geringer wurde. Um nicht zu ver-
armen, führten die Landleute die Waren nicht mehr in die Stadt, sondern richteten
vor dem Heidetore, am Butterdamm, einen förmlichen Markt ein. Nun konnten
zwar die Hausfrauen Butter, Eier, Geflügel billiger einkaufen, hatten abei einen
weiten und beschwerlichen Weg zurückzulegen. Um die Stadt von der drückenden
Steuer zu befreien, ging eine edle Jungfrau zum Grafen von Lindau und bat ihn,
gegen eine Abfindungssumme den Zoll zu erlassen. In seinein Übermute forderte
der Graf so viel Goldstücke, als man auf dem Wege vom Heidetore bts zum
Markte dicht nebeneinander legen könnte. Er hoffte, niemand würde die Summe
bezahlen. Aber die wobliätige Jungfrau willigte ein. Sie opferte alle ihre Schätze
und brachte die Summe wirklich zusammen- — Aus Dankbarkeit setzte man der
Jungfrau ein Standbild. Es ist eiue vergoldete weibliche Figur, die auf einer 7 m
hohen Säule steht. Der Volksmuud nennt sie kurz die Butterjungfer.
It. Orts Kunde.
a) An dkl' Etile. Miihlbcrg (3)*). Schiffahrt, Holz- und Getreidehandel,
Fischfang, Korbflechterei. (Schlacht, Kaiser Karl V. siegt über Johann Friedrich
den Großmütigen 1547.)
Wittenberg (22), d. h. weißer Berg; Sandbügel? Umgebung fruchtbar: Gemüse-
bau. Fabrikein Tuch. Brauereien: Bier- Brennereien: Branntwein. Fischerei.
Die Reformation hat Wittenberg zu einer berühmten Stadt gemacht- Durch
Dr Martin Luther nahm sie hier ihren Anfang am 31. 10. 1517. Die 95 Glaubens-
*) Die eingeklammerten Ziffern geben die Einwohnerzahlen der Orte in
Tausenden an.
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T18: [Mark Brandenburg Land Albrecht Friedrich Kaiser Jahr Markgraf Haus Markgrafe], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit]]
Extrahierte Personennamen: Steinitz Gero Albrecht Friedrich_der_Große Friedrich Karl_V. Karl_V. Johann_Friedrich Johann Friedrich Martin_Luther
Creufj'fche Verlagsbuchhandlung in Magdeburg.
Jn unserem Verlage erschienen ferner:
Technologilche Sammlungen
oon Sternftein und Wurthe.
Die Cehrpläne der Volks-, Bürger- und Jtuttelschulen schreiben eine
eingehendere Behandlung derjenigen Stoffe aus der Industrie und dem
Gewerbe vor, die für das tägliche Leben unentbehrlich geworden sind,
z. B. Zucker, Bier, Papier, Seife, Glas, Porzellan usw.
Die unterzeichnete Verlagsbuchhandlung hat es nun unternommen,
Sammlungen von Roh-, Zwischen- und Endprodukten der Technologie
in den fiandel zu bringen. £s ist bei der Zusammenstellung derselben
zunächst auf die Bedürfnisse der oben genannten Schulen Rücksicht ge-
nommen worden.
Jede Sammlung befindet sich in einem eleganten Karton, eine
beigefügte kurze Rnleitung gibt über die Gewinnung des betreffenden
Erzeugnisses Aufschlug. Soweit es erforderlich war, sind die Stoffe,
haltbar präpariert, in handlichen Gläsern untergebracht, die bequem im
Unterrichte herumgereicht werden können. Der Preis ist von uns so
niedrig bemessen worden, dah die Anschaffung der Sammlungen auch
den weniger günstig gestellten Schulen möglich sein dürfte.
Bis jetzt find folgende Sammlungen komplett:
1. Die Rohzuckerfabrikation:
10 Gläser, enthaltend: Rübenschnitzel, Rohsaft, Scheidesaft, Saturierter Saft,
Dicksaft, Mimalle, Rohzucker I. und Ii. Produkt, Ablauf, Trockenkhnifzel.
Preis Ulk. 7.50.
2. Die Bierbereitung:
10 Oläler, enthaltend: Braugerlte, Spitzende Oerlte, Grünmalz, Darrmalz,
Itlalzkeime, Ulalzfchrot, Würze, Hopfen, Hefe, Treber. Preis Itlk. 7.50.
3. Die Seifenbereitung:
10 öläler, enthaltend: Talg, Palmkernöl, Cottonöl, Cocosöl, Ätznatron, Kali-
leife, Flatronleife, Glyzerin, Wallerglas, Harz. Preis Ulk. 7.50.
4. Die Papierfabrikation:
enthaltend: seines Leinen (roh geschnitten und gebleichter Halbltoff), weihe
Baumwolle (roh geschnitten und gebleichter Halbstoff), Bast (roh geschnitten
und gebleichter Halbstoff), Stroh (zerschnittenes und gekochtes Stroh, ge-
bleichter Strohstoff), Holz (zerkleinertes und gekochtes Holz, gebleichte
Holzzellulose), die wichtigsten Papiersorten. Preis Itlk. 6.50.
5. Die Ölfabrikation:
14 Glöler, enthaltend: Oliven, Olivenöl, Baumwollsamen, Baumwoiilaat-
mehl, Cottonöl, Raps, Rapsöl, Rapskuchen, Itlohn, Mohnöl, Mohnkuchen,
Ceinlamen, Leinöl, Leinkuchen. Preis Mk. 10.50.
TM Hauptwörter (50): [T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
TM Hauptwörter (100): [T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art]]
TM Hauptwörter (200): [T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art], T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk]]
Das Flachland.
97
sich, das er mit Ol speist. Die Bergjungen werfen die Schiefer-
massen in die kleinen Förderwagen, Hunde genannt, und bringen diese in
mühsamer Weise bis zum nächsten Gange. Die Schiefermaffen werden
hier iu größere Förderwagen geschüttet, welche darauf von den Schleppern
nach den großen Förderstrecken gestoßen werden. Nachdem der Inhalt in
die großen eisernen
Wagen umgeladen
ist, rollen diese in
Zügen, meistens von
Pserden gezogen, auf
Schienen dem Förder-
fchachte zu. Durch
Auszüge gelangen
nun die Schiefer-
massen an die Erd-
ob erstäche. Auf
Schienen oder Draht-
feilbahnen bringt
man die Schiefer-
stücke, die geschmolzen
werden sollen, zu den
Rohhütten, wo die
Verarbeitung vor-
genommenwird. Das
gewonnene Silber
wird an die König-
liche Münze ab-
geliefert. Früher
wurden daraus Taler
geprägt. Ihre Iu-
schrist lautet: „Se-
gen des Mansfelder
Bergbaues". — In
noch größerer Menge
holt man aus der
Tiefe Braunkohlen
und Kalisalze. Bei
Artern gewinnt man
ohne Gradierwerk aus der starken Sole Salz, und im No. des Gebietes bei
Wettin baute man bis vor kurzem sogar Steinkohle ab. An vielen Orten
findet sich trefsliche Tonerde, die gute Mauer- und Ziegelsteine liefert. Bei
den Dörfern Dölau, Morl, Sennewitz, Lieskau (Halle) gräbt man aus-
gezeichnete Porzellanerde, die zum Teil in den Porzellansabriken von
Berlin und Stettin zu feinstem Geschirr verarbeitet wird. Ebenso bricht
man wertvolle Steine, z. B. Kalk- (Schraplau), Sandstein (Kelbra,
Henze-Kohlhase, Die Provinz Sachsen. Ausgabe A. 7
Förderwagen.
TM Hauptwörter (100): [T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde]]
TM Hauptwörter (200): [T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme]]
Extrahierte Personennamen: Kelbra
Extrahierte Ortsnamen: Artern Wettin Sennewitz Berlin Stettin Sachsen
— 47 —
werde. Das muß umsomehr mit Freuden begrüßt werden, als die Bewohner
der böhmischen Nachbarstädte Graslitz und Schönbach alle Kraft daran setzen,
sich selbständig zu machen und mit unseren Waren ans dem Weltmarkte in
Wettbewerb zu treten.
Die „Musikstädte" des Vogtlandes, die zum Teil auch sehr schön ge-
legen sind machen schon von weitem einen überaus gefälligen Eindruck.
Und welch freudiges Leben herrscht in den Straßen! Aus den Häusern
„singt und klingt" es uns entgegen; ist es doch Pflicht jedes einzelnen
Fabrikanten, sein Instrument spielen zu können. Hier spielt einer die Geige;
dort probiert jemand eine Trompete; hier läßt einer die Zither erklingen;
dort hören wir die dumpfen Töne der Trommel. Es braucht uns nicht zu
wundern, wenn wir heiter gestimmten Bewohnern begegnen: die Musik, die
köstliche Himmelsgabe, macht sie fröhlich. Überall zeigt sich in den Werk-
stätten ein freundlicher Verkehr zwischen dem Meister und seinen Gesellen
und Lehrlingen. Wir finden wenig große Fabriken; denn die Hausindustrie
herrscht vor. Die Meister verfertigen bald allein, bald mit einer Anzahl
von Gesellen und Lehrliugeu ihre Instrumente und verkaufen sie meist an
die verschiedenen Handelshäuser, deren Zahl von Jahr zu Jahr zunimmt.
2. In Markneukirchen und seiner Umgebung werden alle Instrumente
verfertigt, die zur Ausstattung eines vollständigen Musikchors gehören. Taufende
von Messingblasinstrumenten gehen alljährlich in alle Welt; der Bau von
Maudolinen hat in unserer Zeit einen raschen Aufschwung genommen durch
die Ausfuhr nach Italien, Spanien und Südamerika. Obenan steht die
Fabrikation der Streichinstrumente, vor allen Dingen die der Violinen,
deren Herstellung von Anfang an ununterbrochen zugenommen hat. Während
in einem Berichte aus dem Jahre 1680 nur 9 bis 10 Geigenmacher er-
wahnt werden, zählt man zur Zeit deren 700 bis 800. Das Studium
der Geigen alter, berühmter Meister hat in Markneukirchen einen besonderen
Zweig des Geigenbaues hervorgerufen, nämlich die „Imitation", d. i. die
Nachahmung derselben. Es werden jährlich über 1000 Geigen hergestellt,
die aufs getreuste deueu der alten Meister entsprechen. Solche Instrumente
sind in Rußlaud schou als echt italienische für 200 bis 300 Rubel verkauft
worden, obwohl sie erst 8 bis 10 Wochen zuvor in Markneukirchen verfertigt
worden waren. Aber nicht bloß Form und Ton der alten Muster wissen
Markneukirchner Meister zu treffen; sondern sie stellen auch die getreuen
Merkmale eines zweihundertjährigen Alters her, so daß schon oft genug
selbst Sachverständige derartige Instrumente für echt erklärt haben. Ferner
werden alte deutsche Geigen in alte italienische umgearbeitet und von Lieb-
habern oft sehr teuer bezahlt. Mancher Musiker glaubt im Besitze einer
echt italienischen Mustergeige zu sein und hütet doch eine in Markneukirchen
gefertigte als seinen größten Schatz.
Im ganzen schickt Markneukirchen im Lause eines Jahres über 200 000
Violinen, von der feinsten italienischen Geige an bis zur einfachsten Neger-
fidel bis in die entferntesten Gegenden der Erde. Davon werden in Mark-
neukircheu selbst uur die guten und ein Teil der Mittelsorten hergestellt,
deren Preise zwischen 60 bis 480 Mark für das Dutzend schwanken, feinere
kosten das Stück bis zu 200 M; noch teurer werden alte Geigen bezahlt.
Bei der Geigenmacherei ist die Arbeitsteilung ziemlich vollständig durch-
geführt. Die einzelnen Bestandteile werden fast sämtlich in besonderen
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
— 94 —
Walde zu entnehmen; doch durfte nur eiu Ofen in jedem Hause geheizt
werden und die Häuserzahl seit 1764 uicht mehr als 140 betragen. Da-
her waren viele Häuser so gebaut, daß ein Ofen zwei Stuben heizen konnte.
Die Schönecker Waldungen reichten früher bis an die böhmische Grenze.
Es sind aus demselben anßer dem Schvnecker Gemeindewalde vier Staatsforst-
reviere entstanden. Bei Einführung der Verfassung in Sachsen wurden die Vor-
rechte bis auf eius aufgehobeu. Will nämlich ein Einwohner von Schöneck
sein Grundstück oder einen Teil davon verkaufen, so müssen die Vorlaufs-
berechtigten Bürger von Schöneck gefragt werden, ob sie mit dein Verkaufe
einverstanden sind oder ob sie das betreffende Besitztum selbst kaufen wollen.
Als einzige Leistung für diese „Freiheiten" mußten die Schönecker dem .
Landesherrn in einem hölzernen Becher 5 Pfund schwäbischer Heller (an
Zahl über 6000, im Werte von etwa 36 Mark) überreichen, wenn er zu Besuch
kam, aber nur einmal im Jahre. Zuletzt empfing diese Gabe Friedrich
August Ii. im Jahre 1834, der aber nur einige Heller nahm, um sie als
Andenken aufzubewahren. Als General Holk im 30 jährigen Kriege nach
Schöneck kam, wurde auch ihm wie einem Landesherrn gehuldigt und ein
Becher mit Hellern überreicht. Dem sollen aber die Heller nicht gnt genug
gewesen sein. Er soll den Becher vou sich gestoßeu und gerufen haben:
„Nix Kupfer, Dukat, Magistrat!"
Weshalb hat gerade Schöneck soviel Freiheiten erhalten? Sichere Nach-
richt giebt es darüber uicht. Nur einige Sagen wissen hierauf Antivort zu
geben. Die eine lautet:
Kaiser Karl Iv., König von Böhmen, hatte sich einst bei der Jagd,
als er einen Bären verfolgte, vou seinem Gefolge entfernt und sich zu weit
in die Waldwildnis hineingewagt, sodaß er nicht mehr wußte, wo er sich
befand. Die Diener waren in großer Besorgnis. Überallhin sandte man
Boten; aber der Kaiser war nicht zu siudeu. Einen ganzen Tag und eine
Nacht irrte er im Walde umher. Endlich hörte seine Hilferufe ein Wald-
arbeiter aus Schöneck. Dieser führte den Kaiser ins Städtchen, wo er so
gnt als irgend möglich verpflegt wurde. Einige angesehene Bürger geleiteten
ihn am nächsten Tage nach Böhmen bis zur Stadt Elbogen. Ans Dank-
barkeit soll er den Bürgern die erwähnten Vorrechte verliehen haben.
Eine andere Sage berichtet, der Kaiser sei während der Jagd von Räubern
gefangen genommen und aus der schlimmen Lage durch eiueu Köhler aus
Schöueck befreit worden. Auf die Aufforderung des Kaisers an seinen
Retter, sich eine Gnade auszukitten, habe dieser nur deu Wunsch ausgesprochen,
soviel Holz ans den Schönecker Wäldern unentgeltlich holen zu dürfen, als er
zu seiner Kohlenbrennerei brauche. Der Kaiser habe ihm gern die Bitte ge-
währt und außerdem auch den übrigen Bürgern noch besondere Ver-
günstignngen gegeben.
Die durch eine Urkunde im Jahr 1352 erteilten Rechte sind folgende:
.... Wir wollen und bestimmen mit königlicher Macht, daß die
obgenannten Bürger, ihre Erben und Nachkommen ewiglich von aller Steuer,
Auslösung, verfallenem Schatz, Gab und Gelde, wie sie genannt werden
mögen mit besonderen Worten und Beinamen der königlichen Abgabe»
— — — befreit sein sollen und daß sie uus und unsern Erben und Nach-
kommen iu alleu künftigen Zeiten nicht mehr als fünf Pfuud schwäbischer
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch]]
TM Hauptwörter (200): [T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten], T5: [Jahr Recht Person Gemeinde Staat Steuer Familie Kind Lebensjahr Vermögen], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich August Holk Karl_Iv. Karl_Iv.
— 49 —
und bekam 1777 durch die Gründung der Saitenmacherinnung eine feste Ein-
richtung. Um die Ware in gutem Rufe zu erhalten, wurde die „Schau und
Siegelung" eingeführt, so daß keine Saite verkauft werden durfte, die nicht
vorher die Prüfung von Sachverständigen bestanden hatte und gestempelt
worden war. Die Zahl der Werkstätten, die anfangs nur auf 12 festgesetzt
war, mußte bald erweitert werden. Seit 1857—1860 hat sich die Industrie
außerodeutlich vergrößert; damit ist aber auch zugleich eine Umwandlung
des Kleinbetriebes in den Großbetrieb vor sich gegangen.
Nicht jeder beliebige Darm kann in eine Saite verwandelt werden,
vor allem nicht, wie man oft noch lesen kann, der Darm der Katzen, Ziegen
und anderer Tiere. Zur Herstellung von Saiten benutzt man Schafdärme;
aber auch diese siud je nach dem Alter und nach der Ernährungsweise der
Tiere von verschiedenem Werte. Am gesuchtesten sind die Därme von Lämmern,
welche im Sommer bis zum Monate August geschlachtet worden sind. Die
Güte der Saite hängt aber auch von der Behandlung ab, welche man dem
Darme bald nach dem Schlachten der betreffenden Tiere zu teil werden läßt.
Die Saitenfabrikation nahm daher in Markneukirchen erst von der Zeit
an einen größeren Aufschwuug, als die Fabrikanten sich selbst ins Ausland
begaben, um gute Bezugsquellen ausfindig zu machen, und für richtige Be-
Handlung der Därme sorgten. Das geschah von 1838 an.
Vorher wurden die Därme ans Böhmen und Bayern bezogen; in dem
genannten Jahre aber kam ein Däne nach Markneukirchen, und als die von
ihm angebotenen Därme sich brauchbar erwiesen, ging ein Sachverständiger
nach Dänemark und Holstein und errichtete dort eine „Därmepntzerei". Im
Jahre 1855 entstanden auch in England Därmepntzereien. Die dänischen
und englischen Därme sind aber immer mehr in den Hintergrund getreten,
seitdem im Jahre 1861 das Junere Rußlands als eine ausgezeichnete Be-
zugsquelle für Därme erkannt worden ist. Schon nach drei Jahren gab es
dort mehr als 20 Därmeputzereieu, und nach weniger als 15 Jahren waren
fast alle Massenschlächtereien im europäischen Rußland in den Händen Mark-
neukircheus, d. h. sie gaben ihre Schafdärme an die Aufkäufer für diese
Stadt ab.
In der Zeit vom Frühjahre bis zum Herbste werden die angekauften
Därme in den genannten' Anstalten des inneren Rußland gewässert, vom
Schleime gereinigt, vorsichtig getrocknet, sortiert, in Schocke gebunden, in
Kisten verpackt und so nach ihrem Bestimmungsorte versandt. Das erfordert
nicht bloß viele Hände, sondern kostet auch viel Geld, und große Summen
müssen erst ausgelegt werdeu, ehe auch uur mit der eigentlichen Saiten-
sabrikation begonnen werden kann.
Wie die Zubereitung der Därme für den Versand vom Ursprungslande
nach dem Fabrikationsorte ein unappetitliches Geschäft ist, so anch der nächste
Teil der Arbeit. Die Därme werden zuerst schockweise in einer Lauge ein-
geweicht, einen Tag darin gelassen und dann geschleimt oder von den sich
ablösenden Fettteilchen gereinigt. Dann spaltet man sie, indem man sie in
zwei Streifen schneidet, und schleimt sie 4 Tage lang täglich etwa zweimal
wieder. Diese Arbeit besorgen die sogenannten „Schleimmädchen". Die
Lauge, die zum Beizen verwendet wird, ist von großem Einflüsse auf das
Aussehen der Saiten, und auf ihre geuaue Zubereitung ist daher die Auf-
merksamkeit der Vorsteher von Werkstätten ganz besonders gerichtet.
Unser Vogtland. 3. Neudruck. 4
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T32: [Tag Jahr Monat Mai Juli März Juni April Ende Oktober]]
TM Hauptwörter (200): [T46: [Körper Blut Wasser Luft Haut Magen Herz Speise Muskel Mund], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme]]
Extrahierte Personennamen: August
Extrahierte Ortsnamen: Markneukirchen Markneukirchen Dänemark Holstein England Rußlands
— 92 —
Volk nicht immer zufrieden gewesen sein. Besonders erregten aber die Ver-
böte, die zum Schutze des Waldes erlassen wurden, große Unzufriedenheit
im Lande. Der Burggraf verbot nämlich, die Vorhölzer mit Vieh zu be-
treiben und Reißig und Leseholz im Walde zu sammeln. Außerdem wurde
der Preis des Holzes erhöht, so daß für die Lachter Tauuenholz — eine
Lachter entspricht ungefähr 2,75 Raummeter — drei Groschen, für die
Lachter Bucheuholz fünf Groschen und für jedes Stück Bauholz acht Groschen
bezahlt werdeu mnßte.
Besondere Sorgfalt wandte der Burggraf den Städten seines Landes
zu. Er schützte durch Verordnungen die Gewerbe und suchte den Handel
zu fördern; so gab er z. B. Pausa die Erlaubnis zur Abhaltung eines
neuen Wochen- und Jahrmarktes, die Stadt Greiz erhielt einen offenen und
freien Roßmarkt. Vor allem aber erfuhr Plauen seine Gunst. Dieses
hatte im Jahre 1548 ein schweres Brandunglück zu erleiden gehabt, bei
welchem sogar Kirche, Schule und Rathaus ein Raub der Flammen ge-
worden waren. Da lieh der Burggraf sofort der Stadt 2000 Thaler (nach
heutigem Werte ungefähr 18 000 Mark) auf zwei Jahre ohne Zinsen, da-
mit sie ihre öffentlichen Gebäude wieder aufbauen konnte, und anch sonst
noch nahm er sich der Stadt getreulich au.
Leider war der unermüdliche Mann nicht lange im Besitze seiner Herr-
schast. Er starb am 19. Mai 1554, als er im Auftrage seines Kaisers die
hochgelegene Beste Plasseuburg bei Culmbach belagerte. Er liegt in der
Hauptkirche zu Plauen begraben. Es ist höchst wahrscheinlich, daß ein
Eichensarg, den man 1865 bei einem Baue in der Johanniskirche unter
dem Altar in einer burggräflichen Gruft fand, die letzten Überreste des be-
deutenden Mannes enthält.
14. „Vater August" und das Vogttand.^
Das Haus Heinrichs Iv. erlosch mit seinen Söhnen H e i n r i ch V. und Vi.
Ihr väterliches Erbteil wurde mehrfach angefochten, und sie waren noch zu
jung und unerfahren, um das Werk ihres Vaters zu erhalten. Einer von
ihnen war ein leichtsinniger und prunksüchtiger Herr, und außerdem hatten
sie mit dem Besitzstande eine erdrückende Schuldenlast übernommen, die von
Jahr zu Jahr immer größer wurde. In dieser Verlegenheit wandten sie
sich an die reichen Wettiner. Kurfürst „Vater August" sah die beiden nicht
ungern kommen. Er lieh ihnen im Jahre 1559 60 000 Gulden auf 3 Jahre,
wofür sie ihm Vogtsberg, Plauen, Olsnitz, Adorf, Neukirchen und Schöneck
verpfänden mußten. Die zur Rückzahlung festgesetzte Frist verstrich, und die
Burggrasen konnten die Pfandsumme nicht bezahlen. Der Kurfürst war
anfangs bereit, die Kündigungsfrist auf weitere 3 Jahre zu verlängern.
Doch weil er Mißtrauen gegen den älteren Burggrafen hegte, so forderte
er im Jahre 1563 unbedingt die Schuldsumme zurück. Als nun die Zahlung
wiederum ausblieb, ließ er durch Abgeordnete die Ämter Plauen und Vogts-
berg in Beschlag nehmen und befahl den Bewohnern, ihm zu huldigen.
Zwar fuchte der ältere Burggraf, der uoch auf Schloß Vogtsberg saß, die
Erbhuldigung zu verhindern und weigerte sich auch, das Schloß Vogtsberg
zu räumen. Aber er mußte sich endlich fügen und zog mit seiner Gemahlin
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt]]
TM Hauptwörter (200): [T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T18: [Mark Brandenburg Land Albrecht Friedrich Kaiser Jahr Markgraf Haus Markgrafe], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind]]
86
Heimatkunde der Provinz Sachsen.
Kbb. 52. Das nördliche Harzvorland und die Magdeburger Börde.
Salze und den Reichtum, den sie uns bringen. Denn er schützt die Salzlager gegen ein-
dringendes Wasser. Das würde sie auslaugen. Die Salzlager bestehen aus einer Stein-
salzschicht und einer Kalischicht. Jene ist 300 m, diese 150 m dick. Die Kalisalze liegen
oben. 2ttan mußte sie erst abräumen, um zum wertvollen Steinsalz zu gelangen.
Darum nannte man sie Abraumsalze und hielt sie für wertlos. Jetzt ist ihre Ge-
winnung zur Hauptsache geworden. Denn sie liefern ein vorzügliches Düngemittel,
das nach allen Ländern Europas, ja selbst nach Amerika versandt wird.
I. Vodenform. Oas Harzvorland bildet eine Mulde. Nach der größten
Stadt heißt sie Halberstädter Mulde. Oen Nordrand bilden der bewaldete Kall-
stein, der hu^wald und der Hakelwald.
Mehrere niedere parallele Höhenzüge, die den
Harzrand begleiten, teilen sie in kleinere Mulden.
Die wichtigsten dieser Höhenzüge sind:
1) Die Teufelsmauer. Sie erstreckt sich
von Blankenburg bis zu den Gegensteinen und
bildet einen gewaltigen ll)all aus (Huader-
sandstein in einer höhe von 250 m. lvie die
Steine einer Mauer, so regelmäßig liegen die
Sandsteinschichten übereinander.
Der Sage nach hat sie der Teufel in einer
Nacht aufgebaut, um sein Reich vom Himmelreich
zu trennen. Er konnte sie aber nicht vollenden, da
ihn ein krähender Hahn im Morgengrauen beim
Bau störte.
2) Oer Regenstein ist eine Sandstein-
feste, die sich nördlich von Blankenburg etwa
° 0 0 o„oono Oo oo 0
a0nnor,Oo°o o o Q 00
O °n°0 0 o 0 o o O
'$>Oozo°ooo°0°
Aluschjelkalk..
Bunlsandsfein.
Qips
•Salzfon.
•Kali.
Steinsalz.
Zecf]sl"ein.
Abb. 53. Querschnitt durch ein Salzlager.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus]]
Extrahierte Personennamen: Regenstein
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Europas Amerika Hakelwald Blankenburg Blankenburg
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Franken
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— w —
lautes Burra auf die Opferwilligkeit der Würzburger aus und manche Träne des Dankes und der Rührung war geflossen.
Da die hiesige breite steinerne Brücke nicht ausreichte, batten die württembergischen Pioniere unterhalb Würzburg zwischen Talavera und der Mestendhalle mit erstaunlicher Schnelle eine Schiffbrücke geschlagen, über die lange Reihen von Truppen den ganzen Tag über gingen. Die wurtternbergische Kavallerie hatte sich vorher dicht daran eine Furt ausfindig gemacht und ritt durch den Fluß; derselben folgte ein Piehtransport schwimmend nach. Alles dies bot ein unvergleichlich kriegerisches Bild. Nachmittags trafen nun auch einige Divisionen bayerischer Truppen ein. Die Lebensrnittel und Getränke fingen gegen Abend an selten zu werden, mehrere Wirtschaften mußten gänzlich geschlossen werden. Nur wenige Truppen blieben hier, alle anderen zogen östlich, mit ihnen die Hauptquartiere des 7. und 8. Armeekorps, die das anderthalb Stunden von hier gelegene Rottendorf bezogen. Noch spät abends trafen Boten aus den aller Nahrungsmittel entblößten Ortschaften ein mit der Bitte um Per-abfolgung von Lebensrnitteln, doch konnte nur das Notdürftigste noch befriedigt werden. Abends kamen noch zahlreiche schwer verwundete Preußen hier an, welche sofort in Pflege genommen wurden; die Lateinschule, das Gymnasium und andere Schulen mußten zur Unterbringung, der Perwundeten plötzlich geräumt werden.
Am 27. )uli rückten die Preußen auf Würzburg vor. Oldenburger und preußische Batterien beschossen von Westen her die Festung Marienberg; die Bayern hatten auf der rechten Mainseite Geschütze bei dem Notkreuzhof und dem Schenkenturme aufgefahren. Bald schlugen die Flammen aus dem Zeughause der Festung. Pielc Waffen verbrannten. Auch in die Stadt fielen Geschosse. Tags darauf trat Waffenruhe ein.
Am 2. August besetzten die Preußen die rechtsmainische Stadt; Mainviertel und Feste blieben in bayerischen Bänden.
16. Der Friede.
V Der Art. ^ des Friedensvertrages lautete: Nachdem zur Wahrung strategischer und Perkehrsinteressen eine Grenzregulierung als erforderlich befunden worden ist, tritt Seine Majestät der König von Bayern das Bezirksamt Gersfeld und einen Bezirk um Orb sowie die zwischen Saatfeld und dem preußischen Landkreis Ziegenrück gelegene Enklave Kaulsdorf an Seine Majestät den König von Preußen ab. Die hohen Kontrahenten werden sofort nach dem Austausche der Ratifikationen des gegenwärtigen Pertrages Kommissarien ernennen, welche die Regulierung der Grenze vorzunehmen haben. Die Übergabe der vorgenannten Landesteile erfolgt innerhalb vier Wochen nach der Ratifikation dieses Pertrages.
Pon der Kriegskostenentschädigung im Betrage zu 30 Millionen Gulden müssen jo Millionen sofort, \o Millionen nach drei Monaten und die weiteren jo Millionen nach sechs Monaten bezahlt werden.
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
TM Hauptwörter (100): [T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T32: [Tag Jahr Monat Mai Juli März Juni April Ende Oktober]]
TM Hauptwörter (200): [T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff], T17: [Uhr Feind Truppe General Schlacht Armee Napoleon Kampf Angriff Stellung], T93: [Bayern Baden Hessen Württemberg Königreich Sachsen Franken Schwaben Land Rhein], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke]]