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1. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 12

1911 - Erfurt : Keyser
— 12 — loren, kaum die Hälfte hatte das Gestade der Ostsee glücklich erreicht. Nun verlangten sie Land, um sich eine neue Heimat zu gründen. Unsere Vorfahren aber lehnten die Forderung ab. Darüber waren die Fremdlinge voll Unmuts; doch ließen sie es nicht merken. Bald darauf erschien einer der fremden Jünglinge, geschmückt mit goldener Halskette und goldenen Armspangen, am Strande. Ihn redete ein Landsasse an und fragte spöttisch: „Was nützt dir der reiche Schmuck an deinem hungrigen Halse?" Der Kesseling antwortete: „Ich möchte ihn verkaufen; was gibst du mir?" — »Eine Hand voll Erde!" lautete die schnelle Antwort. Und wirk- lich, der Kesseling war mit dem Angebot zufrieden! Er ließ sich den Helm mit Erde füllen, reichte das goldene Halsband hin und kehrte still auf sein Schiff zurück. Hier wurde er freudig empfangen; aber auch unser Vorfahr wurde von seinen Stammgenossen wegen seiner Klugheit gepriesen. Auf beiden Seiten freute man sich des vorteilhaften Handels, hielt doch jeder den andern für betrogen. Bald zeigte sich aber, wer der Betrogene war! — Schon nach kurzer Zeit kehrte der Jüngling ans Ufer zurück und bestreute ein weites Stück Land mit der zu Staub zerriebenen Erde, die er gekauft hatte. Dann stellte er sich mitten darauf und rief laut: „Das Land gehört mir! Die Erde, auf der ich stehe, habe ich mit meinem Gold bezahlt." Als redliche Leute ließen unsere Vorfahren den Handel gelten, doch verwünschten sie das sremde Gold und nannten den Verkäufer, den sie erst hochgepriesen hatten, einen Verräter. Die Kesselinge aber gaben ihnen den Spottnamen „Thöringe", weil sie sich so leicht hatten betören lassen. Auf diese Weise soll der Name Thüringer entstanden fein. Bald aber brach zwischen den Thüringern und Kesselingen ein Krieg aus; denn diese nahmen immer mehr Land in Besitz und bedrängten ihre Nachbarn hart. Die Thüringer wurden besiegt; sie konnten den Kesselingen nicht standhalten und nannten sie wegen ihrer Härte Sachsen (lat. saxum — Stein) Die ersten Könige: Die Kämpfe zwischen den Thüringern und Sachsen dauerten fort, bis unsere Ururgroßväter mit Weib und Kind die Heimat verließen. Sie wanderten südwärts und kamen in das Gebiet, in dem sie heute noch wohnen, nach Thüringen. Ackerbau, Viehzucht und Handel waren hier ihre Hauptbeschäftigungen. Um aber in Ruhe leben zu können, wählten sie sich einen Kriegskönig. Er wurde aus den Tapfersten gekürt, und alle mußten ihm unbedingt gehorsam sein. Als ersten Kriegskönig Thüringens nennt die Sage Erpes oder Erphes. Er ließ nicht weit von dem Dorfe Schilderode (Schild- !) Falsche Deutung; Sachsen = Träger eines kurzen Schwertes, Sachs genannt. Die Sachsen nannten ihren Kriegsgott Saxnot = Schwertgenoß.

2. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 226

1911 - Erfurt : Keyser
— 226 — Der Novemberaufstand: Im November erreichte die Erbitterung ihren höchsten Grad, als ein Teil der Landwehrleute der Erfurter und Weißenseer Kompanie einberufen und eingekleidet werden sollte. Anfangs war die Einkleidung auf den 19. November festgesetzt. Sie wurde aber durch einen nach Tausenden zählenden Volkshaufen gewaltsam gehindert, so daß man die Landwehrleute einstweilig in ihre Heimat entlassen mußte. Da aber diese vorläufige Entlassung höheren Ortes gemißbilligt wurde, erfolgte zum 24. November eine neue Einberufung. Und wirklich erschien auch, trotz aller Bemühungen der Aufrührer, früh um 8 Uhr ein großer Teil der Landwehr, namentlich die aus dem Landkreise, vor dem Exerzierhause (im Hofe des Augustinerklosters, heute Offizierkasino). Der größere Teil der Landwehr der Stadt Erfurt aber verweigerte den Eintritt in den Hof und zog dann, begleitet von einer großen Volksmenge, welche die Aufregung durch Geschrei und Toben noch mehr steigerte, vor das Zeughaus (Packhof, Ecke Bahnhosstraße), um dort die Einkleidung nötigenfalls mit Gewalt zu verhindern. Eine Aufforderung der Polizei-beamten an das Volk, den Platz zu verlassen, und an die Landwehrleute, nach dem Exerzierhause zurückzugehen, blieb ohne Erfolg; zuletzt mußten sich die Beamten zurückziehen, da man sich tätlich an ihnen vergriff. Nun wurde durch Hornsignale die Vür-gerwehr zusammengerufen. Diese erschien auch im Verlauf einer halben Stunde auf dem Anger, doch nicht vollzählig, da viele bessere Bürger ausblieben, und rückte in die Nähe des Zeughauses. Es gelang ihr aber nicht, die Menge zum Auseinandergehen zu bewegen, wohl aber gesellten sich zu ihren Reihen viele andere, teils mit Flinten, Hacken, Mistgabeln, gradgeschmiedeten Sensen usw. bewaffnete Personen, die von Männern geführt wurden, welche wie Bürgeroffiziere gekleidet waren. Und diese Menschen wurden von einem Teil der Bürgerwehr brüderlich begrüßt. Da muß man sich wirklich fragen, wie der Oberführer der Bürgerwehr eine solche mit allerlei Mordwerkzeugen bewaffnete Rotte in seinen Reihen hat dulden können. Seine Pflicht wäre es unbedingt gewesen, diese Rotte unschädlich zu machen, sie nötigenfalls vom Militär entwaffnen zu lassen. — Zu gleicher Zeit hatte sich auf dem Anger auch eine Menge Frauen mit Säcken und Körben aufgestellt, um, wenn es zur Plünderung käme, gleich bei der Hand zu sein. — Nun ereignete sich folgender Zwischenfall. Ein Zug Kürassiere wurde von dem Platze vor der Kommandantur am Anger nach dem Friedrich Wilhelmsplatz gesandt. Als diese Patrouille in die Schlösserstraße kam, warf sich ihr ein mit Spießen, Aexten und dergleichen bewaffneter Haufe entgegen. Zwar gelang es ihm nicht, die Kürassiere zurückzudrängen; aber sie wurden mit Steinen beworfen, auch wurden drei Schüsse auf sie abgefeuert. Dieser Vorfall, sowie die Meldung, daß das gebildete Landwehrbataillon

3. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 140

1914 - München : Oldenbourg
— Ho — getreuen Untertanen nicht in den Lall zu setzerr, bei Unserer etwaigen Gefangennahme Unsere Freiheit mit zu drückenden Kosten zu ersaufen . . _ Würzburg, 30 August \800. Georg Karl." Diesmal begab sich der Fürstbischof nach Meiningen. Die Ordnung des Reisezuges teilt uns ein gleichzeitiges Schriftstück mit: V Chaise: 6 Eeibpferbe (6 Happen) { Sürst, Gesandter 0°,, Schlick, | von Fechenbach, oon Speth. (Herr von Ittofell, Bofmar^ schall von Reigersberg, 6of-kaplan Leibes. Z. Chaise: 2 Postpferde .... — Bediente. | Zerrn Gesandten von Schlick, Chaije: . J Beichtvater, \ Kammer- diener. 5. Chaise: , Postpferde . . . , / 2geheimeko„zlisten, ,Kam- \ merötener, \ Kammerlarei. 6. Chaise: 4 Tier.......................— \ Küchenmeister, 3 Koch. 7. Lhoise: 2 Postpferd (neue Kalesche) j ' «‘unt-fchenf , Kammer- | laset, \ btlberdtener. 8. Chaise: Küchenfalesche mit * Tieren i ' Küchenschreiber, 2 pfört- 9. Chaise: £ine „tourst" mit » Geren | ' ^o. Chaise: Kanzleiwagen mith Tieren— \ Kanzleidiener. 2 Silberwagen mit H Tieren, \ Küchenwagen, \ Kellerwagen, \ Wagen für die Koffer, \ Ipageti für die Gardistenbagage. 9. Der Landsturm im Spessart (1799—1800). Der kurmainzische Kanzler Frhr. v. Albini leitete bei der abermaligen Annäherung der Franzosen gegen das Mainzer Land mit großem (Eifer und seltener Ausdauer die Ausstellung des Landsturmes. Der Landsturm sollte keine regellose Freischar, sondern eine Mannschaft sein, welche nach militärischen Gesetzen einem verantwortlichen Führer, dem Amtsvogt, zu gehorchen, erkennbare Abzeicken zu tragen und bei allen Unternehmungen die allgemeinen Kriegsregeln zu beobachten hatte. Das erste Aufgebot umfaßte meist ledige Leute, das zweite verheiratete und mehr als 50 Jahre alte Männer. Da das Mainzer Crzftift noch die uralte Zenteinteilung, hatte, wurden hiernach Zentkompagnien zu je 300 Mann gebildet. Die Bewaffnung bestand anfänglich oft aus Sensen und Heugabeln, später

4. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 150

1914 - München : Oldenbourg
— *50 — wirkliche Gesandte Frhr. v. Reigersberg bezog anfangs 25 000 fl., später 72000 Fr., die Einrichtung des gesandtschaftlichen Pakts kostete den Staat *$0 000 Fr., eine seidene Uniform karrt auf *0 900 Fr. Außerdem hatte der Staat die großen Kosten der zahlreichen Reisen und Auriersendungen zu tragen. Auch drei Reisen des Großherzogs nach Paris (*807, *8*0, *8**) stellten hohe Anforderungen an die Staatskassen. 16. Napoleon in Würzburg. ,,3n den letzten Tagen des Septembers *806 zogen französische Truppen durch unsere Stadt. Am 27. September kam Zerr Reichsmarschall Lefevre in würzburg an und reifte nach Schweinfurt weiter. 21 tn 28. nachmittags traf Fürst Alexander von Neuffchatel, französischer Kriegsminister, hier ein und stieg im Gasthaus zum bayerischen Hof ab, verschiedene Generale und Offiziere des Generalstabes folgten. Don diesem Tage an befand sich das Hauptquartier der großen Armee hier, wodurch es in der Stadt von Stund zu Stund lebhafter wurde. Am 2. Oktober kündigten verschiedene Umstände die nahe Ankunft Napoleons an: Gegen Mittag trafen die kaiserlichen Garden ein, deren Schönheit und pracht nicht genug bewundert werden konnte. Sie waren erst am 2<\. September in paris abmarschiert. Gegen 2 Uhr kam der Fürst von Taxis, welcher dem Kaiser entgegengeschickt war, und sogleich versammelte sich der Adel und das Militär zum (Empfange. Gegen 6 Uhr erfolgte die Ankunft. Napoleon fuhr in einem mit acht Postpferden bespannten Magen und wurde in der Residenz von unserem Großherzog empfangen. Am 5. Oktober trafen der König von Württemberg und der Erbprinz von Baden hier ein. Am gleichen Tage musterte der Kaiser ein hier durchziehendes Regiment. Lauter )ubel der Truppen scholl ihm entgegen. 2tm 6. Oktober reiste Napoleon früh um 3 Uhr nach Bamberg ab, wo er nachmittags ankam. Bier erließ er den Aufruf an feine Armeen zum Kriege gegen preußen. Nun drangen die Truppen rasch nach Norden. Am 8. war das kaiserliche Hauptquartier in Kronach, am 9. erfolgte der erste Zusammenstoß, am *4. wurde die preußische Hauptarmee bei Jena und Auerftädt geschlagen." Als Napoleon sechs Jahre später gegen Rußland den Krieg erklärte, führte ihn fein N)eg wieder über Mürzburg. )n der zweiten Maiwoche *8*2 verließ er mit feiner Gemahlin Paris und langte am **. Mai in Mainz, am *3. Mai früh 9 Uhr in Aschaffenburg an. Hier wurde er von dem Großherzog von Frankfurt empfangen. Nachdem im Schlosse )o-hannisburg ein kurzes Frühstück eingenommen war, wurde um * * Uhr die Reise auf der alten Poststraße durch den Spessart wieder fortgesetzt. An der Schiffbrücke in Lengfurt war eine (Ehrenpforte mit dem Mappen des Großherzogs von Zdiirzburg errichtet worden. Don hier, wo das

5. Die wichtigsten Begebenheiten der Neuzeit, insbesondere der preußisch-deutschen Geschichte seit 1648 - S. 95

1913 - Breslau : Hirt
56. 57 Die konstituierende Versammlung. Die neue Verfassung. 95 bildete Lafayette eine Nationalgarde. Bald darauf zeigte sich der König in Paris mit der Nationalkokarde am Hut; er berief Necker zurck und schien also das Geschehene gutzuheien. Den beiden oberen Stnden erteilte er seine Genehmigung dazu, mit dem dritten Stande gemeinsam zu verhandeln. Damit gab er seine Sache selbst verloren, denn es blieb ihm kein Einflu auf den Ausbau der Verfassung. Da er auch gegen den Aufruhr nicht mit Gewalt einschreiten wollte, verlie sein Bruder, der Graf von Artois, mit vielen Adligen Frankreich. Nun wurde die Haupt- Emigranten, stadt vollends von dem republikanischen Gemeinderate und den Klubs be-herrscht; die demokratischen Ideen waren in dem Klub der Jakobiner, die monarchischen in dem der Fenillants vertreten. Auch in den Pro-vinzen verbreitete sich der Aufruhr. Am 5. Oktober zog infolge andauernder Teuerung der Pbel von Zug der Paris nach Versailles, strmte das Schlo und bedrohte die knigliche (g-o!t!bl). Familie. Sie wurde durch die Dazwischeukuuft Lafayettes gerettet, mute aber nach Paris bersiedeln. Ihrem Beispiele folgte die Nationaler-sammlnng. 57. Die neue Verfassung. Unterdessen hatte die Nationaler-sammlnng bereits mit der Beratung der knftigen Verfassung begonnen. Sie ging dabei von den allgemein verbreiteten demokratischen Ideen aus, mute aber, um auf dieser Grundlage eine neue Verfassung aufzubauen, die ganze bestehende und seit Jahrhunderten eingewurzelte Ordnung des Staates niederreien und beseitigte deshalb vor allem den Absolutismus und die Privilegien. In der Nachtsitznng vom 4. zum 5. August ver- Nachtsitzung zichtete der Adel freiwillig auf alle Feudalrechte, der Klerus auf den(4,/5' 9tu9->" Zehnten. Bald darauf trat die Versammlung in die Errterung der Menschenrechte ein, nmlich der allgemeinen Freiheit und Gleichheit und der Souvernitt des Volkes; sie wurden noch im August feierlich verkndigt. Die hchste Gewalt im Staate wurde geteilt. Die Gesetzgebung wurde der Nationalversammlung bertragen und dem Könige ihren Be- Teilung der schlssen gegenber nur ein suspensives (aufschiebendes) Veto eingerumt. eroaiten-Die ausbende Gewalt sollte zwar der Krone zustehen; dieses Vorrecht war aber nur scheinbar, da die neugebildeten dreiundachtzig Departements und die Gemeinden volle Selbstverwaltung erhielten und alle ihre Beamten, auch die Offiziere, Geistlichen und Richter, selber whlten. Smtliche Beamte sollten berdies nur kurze Zeit in ihrem Amte bleiben. Mit den Beratungen der die Verfassung vollauf beschftigt, hatte sich die Versammlung um die Nationalschuld nicht gekmmert. Um end- Naonai-lich der Zerrttung der Finanzen abzuhelfen, zog man das Kirchengut und ^ulbi spter die Gter der Emigranten ein und stellte Schuldscheine (Assignaten) aus, die durch jene gedeckt werden sollten. Da man aber spter, so oft man in Geldnot war, Assignaten auch ohne vorhandene Deckung ausgab und sie dadurch allmhlich entwertete, wurde die Bevlkerung Wirtschaft-lich zugrunde gerichtet; der Staatsbankerott mute schlielich unvermeidlich

6. Deutsche Geschichte - S. 1

1912 - Halle a.S. : Schroedel
vie Zeit der Vlkerwanderung. I. (Bermartiett und die Gerinanen. Jl Das Land und die Bewohner. Auf alle Völker blickten die Rmer herab; auch auf die Germanen. Wie arm erschien ihnen das Land dieser Nachbarn gegen das ihre! Es sah aber auch damals ganz anders aus als heute. Ungeheure Wlder und Smpfe bedeckten es zum grten Teil. berall hausten Bren, Wlfe und Luchse, Auerochsen und Elentiere. Die Germane mit erobertem, rmischem Feldzeichen. Germanin. Luft war kalt, der Bodeu feucht. Den Rmern zeigte sich Germanien als ein Land, in dem immer Winter herrschte und wo es nie recht Tag wurde. Und doch fhlten sich seine Bewohner hier wohl. Sie waren groe, krftige Gestalten mit blauen Augen und blondem Haar. Gewhnlich trugen sie ein leinenes oder wollenes Gewand ohne rmel; die Männer Froning-Klar mann-Wewer. Geschichte fr Mittelschulen. Hl Teil. 1

7. Deutsche Geschichte - S. 194

1912 - Halle a.S. : Schroedel
194 Jubelgeschrei auf Stangen durch die Straen. Die Erstrmung" der Bastille gilt bei deu Franzosen fr den Beginn der Revolution, und noch heute feiern sie darum deu 14. Juli als Nationalfest. 3. Der Sturz des alten Staates. Die neue Verfassung. Die Kunde von diesem Ereignis ging im Fluge durch das Land. Schon zwei Tage spter erhoben sich die Bauern in den Provinzen gegen ihre Gutsherren. Hunderte von Schlssern und Klstern gingen in Flammen auf. Diese Emprung machte auf die Nationalversammlung einen tiefen Eindruck. In der Nacht des 4. August schaffte sie alle Vorrechte der beiden ersten Stnde ab; die Leibeigenschaft hrte auf; smtliche Fronlasten fielen weg; der Bauernstand wurde also mit einem Schlage frei. Der König gab nach. Vielen Adeligen aber und auch einigen kniglichen Prinzen waren diese nderungen verhat. Sie reisten darum ins Ausland, um bessere Zeiten abzuwarten. Coblenz war ihr Hauptquartier. Man nannte diese Leute Emigranteu. Die massenhafte Auswanderung der Vornehmen und Reichen sprte man bald iu der groen Luxusindustrie von Poris. In den Lden blieben die Kufer aus, und viele Arbeiter wurden brotlos. Da meinte der Pbel, die Not werde ein Ende nehmen, wenn der Hof nach Paris bersiedele. Eines Tages erschienen Tausende vor dem Schlosse zu Versailles, unter ihnen zahlreiche rohe Marktweiber, und holten den König nach der Hauptstadt. Auch die Nationalversammlung hielt von jetzt ab ihre Sitzungen in Paris ab. Nach sst zweijhriger Arbeit brachten sie dann eine neue Berfas suug zustande. Diese stie die alte Ordnung grndlich um. Die Macht des Knigs wurde bedeutend beschrnkt. Er konnte nicht mehr der die Staats-kasse verfgen, sondern erhielt ein festes Jahreseinkommen, die Zivilliste. Die Gesetzgebung aber erfolgte forfait durch die Volksvertretung; sie allein hatte auch der die Einnahmen und Ausgaben des Staates zu bestimmen. Adel, Titel und Wappen wurden abgeschafft. Die Geistlichen sollten von den Gemeinden gewhlt und vom Staate bezahlt werden; dafr zog dieser smtliche Kirchengter ein. Das Land wurde nicht mehr in Provinzen, sondern in 83 Kreise (Departements) eingeteilt. Jedes Departement erhielt sein Geschworenengericht, das aus gelehrten Richtern und Laien bestand. 4. Der Sturz des Knigtums. Ludwig Xvi. zgerte, die neue Verfassung anzuerkennen, und versuchte mit seiner Familie eine Flucht ins Ausland. Es schien alles gut zu gehen. Schon waren sie der niederlndischen Grenze nahe, da erkannte ein Postmeister den König, als er ans dem Wagen sah. Mit seinen Freunden sperrte er ihm den Weg; die Sturmglocken luteten, und der Pbel brachte die Flchtlinge johlend nach Paris zurck. Dieser Fluchtversuch schadete natrlich dem Ansehen des Knigs sehr. Seinen Feinden kam er gerade recht. Die schlimmsten unter ihnen waren die Jakobiner. Sie waren ein Verein von Mnnern oder ein Klub, der sich nach dem Jakobiuerkloster in Paris nannte, wo er seine Sitzungen hielt; doch gab es bald mich in jedem greren Dorf einen Jakobinerklub. An-faugs waren diese Leute noch Anhnger des Knigstunis gewesen; dann aber erstrebten sie eine Republik. Als nun gar sterreicher und Preußen heranrckten, um dem Könige

8. Deutsche Geschichte - S. 10

1912 - Halle a.S. : Schroedel
10 2. Die Hunnen, der Schrecken Europas. 375. Die Hunnen waren ein rohes Nomadenvolk aus den Steppen Asiens und gehrten zur mongoli-schen Rasse. Ihr gedrungener Krper und ihre starken Glieder strotzten von Kraft. Auf dem fetten Nacken sa ein dicker Kopf. Das Gesicht war breit, die Nase platt; die Backenknochen traten stark hervor, und die Augen standen schief; das Haar war schwarz und struppig. Die Kleider wurden aus Fellen zusammengefgt und solange getragen, bis sie in Fetzen vom Leibe fielen. Die Nahrung der Hunnen bildeten Wurzeln und rohes Fleisch, das sie unter dem Sattel mrbe ritten. Huser mieden sie wie Grber; dagegen waren sie von ihren kleinen, aber flinken Pferden unzertrennlich: sie aen und tranken, kauften und verkauften, ratschlagten und schliefen wohl gar auf ihnen. Ihre schmutzigen Weiber und Kinder fhrten sie auf Ochsenkarren nach. In im geheuren Schwrmen und mit dem Schlachtruf hui! hui!" ritten diese Menschen an den Feind heran und berschtteten ihn mit einem Hagel von Pfeilen. Wichen die Gegner vor ihnen zurck, so kamen sie herangesprengt, warfen ihnen Schlingen um den Hals und tteten sie; rckten die Feinde aber vor, so verschwanden sie so eilig, wie sie gekommen waren. 3. Die Westgoten weichen vor ihnen ins rmische Reich aus. Die Hunnen strzten sich zunchst auf die Ostgoten. Diese waren bald unter-werfen und muten den Siegern als Bundesgenossen folgen. Nun drangen beibe Volker vereint gegen die Westgoten vor. Da sank biesen der Mut. Ohne einen Kamps zu wagen, zogen sie mit Weib und Kind sdwrts. So kamen sie an die Donau. Auf dem andern Ufer des Stromes begann das rmische Reich. Ihr Bischof Wlfila begab sich zum Kaiser und bat um Wohnsitze fr die Vertriebenen. Zwar waren dem Kaiser die fremden Gste nicht angenehm; doch erlaubte er ihnen, sich im heutigen Bulgarien niederzulassen. In der neuen Heimat erging es den Westgoten anfangs schlimm genug ; benn die Rmer gaben ihnen nicht einmal soviel Nahrungsmittel, da sie ihren Hunger stillen konnten. Eine solche Behandlung aber lieen sie sich nicht lange gefallen. Voll Zornes ergriffen sie die Waffen, schlugen den Kaiser Valens bei Abrianopel (378) und verwsteten einen Teil der Balkanhalbinsel. Zum Glck kam nach zwei Jahren ein andrer Kaiser auf den Thron. Er hie Theobfius. Der neue Herrscher behandelte die Goten sreunblicher und sorgte bafr, ba sie bessere Wohnsitze erhielten. So gab es wieber fr einige Zeit Ruhe im Lande. 4. Alarich, der Westgote, zieht ins westrmische Reich. Theodosius teilte 395 das Reich unter seine beiden Shne. Der eine erhielt den Westen mit der Hauptstadt Raveuua, der andre den Osten mit der Hauptstadt Konstantinopel. Seitdem unterschied man ein west- und ein vstrmisch es Reich. Der junge ostrmische Kaiser wollte die unbequemen Goten gern los sein und schickte sie in das westrmische Land. So fielen sie unter ihrem jugendlichen König Alarich in Italien ein und rckten schlielich vor Rom. Die Stadt, die seit langer Zeit keinen Feind mehr vor ihren Toren gesehen hatte, wrbe eingeschlossen. Bali) waren die Lebensmittel ausgezehrt. Eine furchtbare Hungersnot brach aus, und Tausende starben dahin. Erst als die

9. Deutsche Geschichte - S. 12

1912 - Halle a.S. : Schroedel
12 In ihrer groen Not hatten die Rmer alle Truppen aus Britannien zurckgezogen. Darum wurden die Bewohner bald von den ruberischen Pikten und Skoten von Norden her heimgesucht. Sie riefen deshalb die Ringeln und die Sachsen, die im heutigen Schleswig wohnten, zu Hilfe Diese setzten hinber, wurden aber aus Helfern bald Herren des Landes So gtng auch Britannien dem rmischen Reiche gnzlich verloren (449). er rs 6' Ama, die Gottesgeiel, und die Schlacht auf den Katalaunischen Feldern. 451. Um das Jahr 450 war das westrmische Reich bis ans stalten und einen Teil von Gallien durch Germanen b e f e tz t. der diese Lnder ergo sich pltzlich eine hunnische Sturzwelle. Die Hunnen hatten inzwischen als Nomadenvolk gegen siebzig Jahre in den Steppen zwischen Donau und Wolga mit ihren Herden gelebt. Da wurde mg 6er alle ihre Stmme. Trotz seiner kleinen Gestalt aemte dieser Mongole eine groe Tatkraft. Er lebte sehr einfach, und auf seinen Xilch kamen nur hlzerne Gefe. Bald zitterten Könige und Fürsten vor dem gewaltigen Manne, und die Leute nannten ihn Gottesgeiel." Attila fate den khnen Plan, fein Reich bis an den Ozean auszu-dehnen. So zog er mit einem ungeheuren Heere westwrts. Die Donau zeigte ihm den Weg. Alle Könige, auf deren Reiche er unterwegs stie, muten steh ihm unterwerfen. Bei Mainz berschritt er den Rhein. Die schnen Städte an diesem Strome wurden von seinen wilden Scharen zerstrt. Wohin der Fu feines Pferdes trat, da wuchs kein Gras mehr, sagten bte Leute. '' 1 9 Schon stand Attila mitten in Gallien. Dort aber stellten sich ihm Rmer und Westgoten entgegen. Auf den Katalannifchen Feldern bei Chalons an der Marne kam es 451 zu einer mrderischen Schlacht. Siele. Tausende fielen; auch der tapfere Westgotenknig lag unter den Toten. Aber Attila wurde besiegt und mute abziehen. ^ Mar das Abendland vor der Hunnenherrfchaft getrotz dieser Niederlage fiel Attila im folgenden Jahre in Italien etn und verwstete die Poebene. Ihre Bewohner ergriff Angst und Schrecken. Viele von ihnen flchteten auf die kleinen Inseln eines Strandsees an der Kste des Asiatischen Meeres und bauten sich dort an. So entstand die spter so mchtige Stadt Ven edi g. .der die Poebene kam Attila nicht hinaus. In seinem Heere brach nmlich eine schlimme Seuche aus. Ganze Scharen seiner Krieger sanken dahin. Deshalb trat er den Rckzug an. Schon ein Jahr spter starb er eines pltzlichen Todes. Sein gewaltiges Reich zerfiel bald, und die Hunnen verloren sich in den Steppen Sdrulands. 7. Das Ende des westrmischen Reiches. Odoaker König von Italien. 476. Die westrmischen Kaiser spielten schon lange eine hchst traurige Rolle; sie waren nicht einmal mehr Herren von Italien. Dort fhrten die Huptlinge ihrer Sldnerscharen das Regiment. Ihnen mute der Kaiser stets den Willen tun, sonst setzten sie ihn ab oder brachten ihn gar um.

10. Deutsche Geschichte - S. 26

1912 - Halle a.S. : Schroedel
26 dringenden Augen. Nach der frnkischen Sitte seiner Zeit trug Karl das Haar kurz, und die Oberlippe bedeckte ein Schnurrbart. Karl war mig im Essen und Trinken. Er hatte seinen Krper durch stndige bung im Reiten, Jagen und Schwimmen gestrkt, und das gab ihm eine gewaltige Arbeitskraft. Die war aber auch ntig fr alle die groen Aufgaben, die sich der Herrscher stellte. Besonders lag ihm eine feste Ordnung des Reiches am Herzen. Eine solche aber konnte er nur durch-fhren, wenn seine Gren-zen gesichert waren. 2. Die Kriegszge Karls, besonders die Sachsenkriege (772 bis 804). Nun saen ringsum angriffslustige Vl-ker. Die Araber hatten ihre feindlichen Absichten noch nicht aufgegeben, vom heutigen Ungarn her unter-nahmen dieavaren fnrcht-bare Raubzge, im Osten drohten die Slaven und endlich im Nordosten die heidnischen Sachsen. Sie alle achteten die Grenzen feines Reiches nicht, sondern machten fortwhrend ver-heerende Plnderungszge in sein Gebiet. Als die bsesten Nach-barii erschienen ihm die Sachsen. Diese bewohnten die Norddeutsche Tiefebene zwischen Rhein und Elbe und waren noch Heiden. Sie schieden sich in eine Anzahl kleiner Stmme, die oft miteinander im Streit lagen; nur in ihremhasse gegen die Franken waren sie einig. Dieser Ha wuchs noch, als ihre Nachbarn den alten Gttern untreu wurden und zum Christentum bertraten. Unaufhrlich machten seitdem die Sachsen Einflle in das frnkische Gebiet, plnderten die Landschaften und fhrten die Menschen in die Sklaverei. Auf dem Reichstage zu Worms im Jahre 772 lie Karl den Krieg gegen die Sachsen beschlieen. Gewi dachte er damals nicht, da er mehr als dreiig Jahre brauchen wrde, um sie ganz zu unterwerfen. Im Anfang schien ihm die Arbeit leicht. Er nahm die Feste Eres-brg und zerstrte das heidnische Hauptheiligtum, die Jrminsule. Die schlechtgeordneten Scharen der Sachsen konnten gegen seine wohlgebten
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