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andern. Und als er von demselben Verwandten noch mehr lateinische
Bücher zum Geschenk erhalten hatte, lernte er mit solchem Eifer, daß er
sehr bald lateinische Schriftsteller lesen und verstehen konnte. Darnach er-
hielt der lernbegierige junge Mensch vom Schullehrer in Mißlarenth einen
Katechismus, der in vier Sprachen: Deutsch, Lateinisch, Griechisch und
Hebräisch geschrieben war. Der zog ihn mächtig an, zumal er daraus die
Sprache kennen lernte, in der die heiligen Männer des Alten Testaments,
Moses und die Propheten, ihre Bücher geschrieben haben. Daher suchte er
sich hebräische Bücher zu verschaffen, woher er nur konnte und versäumte
nie, zur Messe iu Hof bei den Buchhändlern nach derartigen Büchern zu
fragen. Doch genügte ihm anch die Kenntnis dieser Sprachen noch nicht;
rastlos lernte er neue hinzu, mit besonderer Vorliebe morgenländische, bis
nach und nach durch unablässiges Studium aus dem unwissenden Bauern-
knaben ein gelehrter Sprachkenner geworden war, der mehr als ein Dutzend
fremde Sprachen lesen, sprechen und verstehen konnte.
Und dabei blieb er in seinem äußeren Leben, was er war: ein schlichter,
fleißiger Bauersmann, der Jahr für Jahr sein Vieh abwartete, der ackerte,
erntete und drasch. Aber wo er ging und stand, führte er ein Buch bei
sich. Sogar bei Tische lag neben seinem Teller das Buch, und er las
darinnen während des Essens. „Wenn er gedroschen, hat er die srembden
orientalischen Sprachen in der Scheune hin und wieder angeschrieben und
unter wehrendem Dreschen sich in denselbigen geübet. Zu Nachts, wenn
andere Lente ihrer Rnhe gepfleget, hat er ihm den Schlaff abgebrochen
und in guten Büchern gelesen, und daraus mancherlei gute Wissenschaften
erlanget."
4. Vor allen Dingen brauchte der gelehrte Bauer, wie Nie. Schmidt
jetzt von allen Leuten genannt wurde, Bücher. Er besuchte deshalb häufig
Hof, Schleiz, Lobeusteiu, ja scheute selbst nicht den weiten Weg nach Nürn-
berg und nach Leipzig, um sich Bücher zu erwerben.
Als er einst bei einem Leipziger Buchhändler nach einem wertvollen,
gelehrten Buche fragte, erwiderte der Buchhändler verächtlich, das sei nur
für große Gelehrte, — worauf unser Bauer antwortete: „Verschlägt nichts,
ich bezahfs wie ein Gelehrter!" Dann lud er seine Schätze auf einen
Schubkarren und fuhr sie selbst uach Hause. So brachte er in seine Bücher-
sammlung nach und nach mehr als 600 Bände. Wie manchen Weg mag
er darnach unternommen haben! Und wie schmerzlich war es für ihn,
sehen zu müssen, wie sie im Jahre 1640 durch die plündernden Kroaten
vernichtet wurden! Das war ein harter Schlag für ihn, von dem er sich
nur allmählich erholte. Er mußte neue Gelehrtenreisen unternehmen. Wo-
hin er kam, wurde er als ein Wunder der Gelehrsamkeit angestauut, Er
verkehrte mit den größten Gelehrten der damaligen Zeit, die ihm zum An-
denken manch gutes Buch mitgaben, aus dem er zu Hanse neue Kenntnisse
schöpfte. Ja, sein Ruhm gelangte bis an die Höfe der Fürsten. Von den
Fürsten zu Dresden und Gera wurde er eingeladen, legte Zeugnis von
seinem Wissen ab und wurde durch reiche, fürstliche Geschenke ausgezeichnet.
In der Dresdener Bibliothek ist noch eine Handschrift vom gelehrten
Bauer mit 150, in der zu Schleiz eine solche mit 250 Schrift- und
Sprachenproben erhalten. Diese Schriften erregten damals großes Auf-
sehen; es heißt: „Wenn der Chnr-Fürst gleich eine Tonne Goldes spendiret
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Extrahierte Personennamen: Schleiz Schleiz
Extrahierte Ortsnamen: Mißlarenth Leipzig Dresden Gera Dresdener_Bibliothek
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Die hohen Preise erregten beim Volke viel Unzufriedenheit, Sie wurde noch grer, weil der König die Zoll- und Steuerbeamten aus Frankreich berief, wo fchon hnliche Einrichtungen bestanden. Zudem rgerten diese Fremdlinge die Leute durch ihren Hochmut und betrogen den Staat um ge-waltige Summen.
In religisen Dingen dachte Friedrich milde und duldsam. Jeder gehorsame Untertan konnte nach seiner Fa^on selig, werden." Deshalb
Der Alte Fritz. Nach Menzel.
fanden auch solche Leute, die anderswo verfolgt wurden, in Preußen Unter-knnft. Selbst der Jesuitenorden, der damals vom Papste aufgehoben und aus den katholischen Staaten vertrieben wurde, blieb in Schlesien uu-behelligt.
Am Hofe Friedrichs herrschte das Franzsische vor. Seine besten waren Franzosen. Er selbst sprach und schrieb mit Vorliebe fran-Filsch. x$u jngeren Jahren spottete er zuweilen der die arme, plumpe Sprache des deutschen Volkes. Gerade während seiner Regierung blhte
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Fritz Menzel Friedrichs
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Schlesien Friedrichs
62. Volkssprache, Haus und Hof und volkstmliche Eigenart in unserer Provinz. 179
zu. Bezglich der Krpergre liegen nur fr einzelne Bezirke
statistische Verffentlichungen vor; so betrgt das Mittelma der stellungspflichtigen Mannschaft
im Landkreise Erfurt 1670 mm Kreise Weiensee 1667 Eckartsberga 1664 Thringerwalde 1659
Mansfelder Seekr. 1653
in Halle 1652
im Saalkreise 1649
Diese Tabelle zeigt ein stetiges Abnehmen nach der Saale zu
und der diese hinaus; mglicherweise kommt hierbei der strkere slavische Zuschlag in Betracht.
Druck von Lehmann & Bernhard. Schnberg i. Meckl.
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TM Hauptwörter (100): [T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau]]
TM Hauptwörter (200): [T99: [Stadt Verwaltung Provinz Gemeinde Beamter Kreis König Spitze Land Angelegenheit], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.]]
Extrahierte Personennamen: Lehmann Bernhard Schnberg