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1. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 35

1911 - Magdeburg : Creutz
Sagen, 35 einem Male der wüste Lärm in schallendes Gelächter, denn ein Ratsherr hatte auf eine Tafel in großen Lettern geschrieben: „Der Roland foll stehen bleiben, wir wollen ihn nur nicht länger haben, weil er uns schon lang genug ist!" Damit war das Mißverständnis aufgeklärt. Die guten Bürger sahen, daß sie von dem ver- meintlichen Künstler arg genasführt waren. Kein Wunder also, daß sich ihr Unmut gegen ihn wandte. Als sie den Schalk griffen, steckten sie ihn zur Strafe in den Wendenturm, Im Nu aber entwich er mit einem Hohngelächter: und jeder wußte nun, daß der vermeintliche Künstler der leibhaftige Teufel gewesen war. Der Rolaud war in der früheren Zeit für die Stadt Stendal das Zeichen der eigenen Gerichtsbarkeit. Die im Jahre 1525 am Rat- hause errichtete Stein- figur gehört zu den größten, die wir besitzen. Der gewaltige Körper ruht auf starken Beinen, dessen Waden stärker sind als der Brustumfang eines kräftigen Mannes, Durch den schweren Pan- zer wird der Körper ge- schützt. Die erhobene rechte Hand hält das 4 m lange Schwert, das Werkzeug des strafenden Rechts; die linke Hand umfaßt den Schild mit dem brandenburgischen Adler, das Sinnbild des Schutzes. So er- innert der Roland an die frühere Größe und Selbst- ständigkeit der Stadt Stendal. Der Roland am Rathaus in Stendal. 2. Der wunderbare Ring im Schlosse zu Calbe a. M. In einer Nacht erschien der Schloßherrin eine Frauengestalt mit einem Lichte und flehte sie an um Hilfe und Beistand bei einer Kranken, Als die Edelfrau ein- willigte, bat die Erscheinung, von der Kranken weder Essen noch Trinken noch irgend ein Geschenk anzunehmen, da sonst Unglück über das Schloß und die Familie kommen würde. Die Herrin tat nach dem Gebote, und die Kranke wurde wieder gesund. Da kam eines Tages der Mann der Kranken und überreichte der Schloßherrin eine Schüssel mit gemünztem Golde. Doch die Herrin dachte an das Gebot der Er- 3*

2. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 42

1911 - Magdeburg : Creutz
42 3. Das Land zwischen Ohre, Elbe, Saale und Harz. Höhen auch benannt wurden. Die Spiegelsberge sind ein viel besuchter Aufenthaltsort der Halberstädter; aber auch von Fremden werden sie gern bestiegen. Unter den Gebäuden sind sehenswert: das Jagdschloß, in dessen Felsenkeller ein riesiges Weinfaß (161 000 1) liegt, das Mausoleum und der sechseckige Aussichtsturm. Aus seinen Fugen und Nischen gucken Tiersiguren, z. B. Füchse, Schlangen, Hasen, Hunde, Eulen, hervor. An die Spiegelsberge reihen sich im So. die Klusberge mit dem frei- stehenden Sandsteinfelsen „Teufelsstuhl" und weiter im S. die Theken- berge mit dein „Gläsernen Mönch". Fast genau im S. von Halberstadt liegt der Hoppel- oder Sargberg; denn von der Westseite gesehen gleicht er einem großen Sarge. Der Hoppelberg hat eine bedeutende Höhe (300 m) und gewährt einen wundervollen Überblick über die gesegnete Landschaft und den Harz. 4. Der Hui und der Hakelwald. Der Huiwald, d. h. Hochwald, ist ein schön bewaldeter (Bucheu) Höhenzug. Er reicht im O. fast bis an die Bode. Aus der höchsten Stelle liegt das alte Kloster Huyseburg. Am nördlichen Rande des Kloster- berges liegt die Daneilshöhle, worin viele Jahre ein gefährlicher Räuber hauste. Die Olenburg bei Badersleben war eine bedeutende Wallburg. Ihre Wälle sind zum Teil noch recht gut erhalten. — Unter den „Kölligs- buchen" steht ein Stein mit der Inschrift: Mit Ehrfurcht, Wanderer, zieh' den Hut; Denn unter'm Dome dieser Buchen Hat, Schatten so wie du zu suchen, Held Gustav Adolf einst geruht. Aus dem rechten Bodeufer dehnt sich in gleicher Richtung der waldige Hakel aus. Die Dumburg liegt an seiner höchsten Stelle. Der Hakelwald war nach der Sage des Oberjägermeisters Hans Hakelbergs liebstes Jagdgebiet. Er starb zwar an der Wunde eines Eberzahns, jagt aber nach seinem Tode im Hakel noch weiter. Mit Hallo-Geschrei, begleitet von seinen Genossen und den Hunden, rast er nachts den Hakel auf und uieder. In seinem Gefolge befindet sich auch eine Ohreule, die Tut-Ursel. Diese war früher eine Nonne und wurde in eine Eule verzaubert. Die Dumburg ist ihr Aufenthalt. 5. Der Alvenslebener Höhenzug. Der Alvenslebener Höhenzug bildet eine breite Hochfläche, die sich quer vor die Bode lagert. Dadurch wird diese gezwungen, ihre nördliche Richtung zu ändern. Der Alvenslebener Höhenzug erreicht in dem Felsen berge bei Magdeburg seine höchste Höhe. Er besteht aus Erd- und Sandhügeln, die der Pflug des Landmannes bis zum Gipfel beackert. Nur hier und da sind die Höhen bewaldet. (Das Hohe, das Saure, das Eggeuftedter Holz, der Marienborner Wald.) In seinem nördlichen Teile birgt der Höhenzug treffliche Bausteine (Porphyr, Sandstein und Grau- wacke), die in Steinbrüchen gebrochen werden. Vom Alvenslebener Höhen- zuge zweigt sich nach O. ein Höhenzug ab, der von Gr.-Wanzleben bis

3. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 49

1911 - Magdeburg : Creutz
Sagen. 49 einem Male der wüste Lärm in schallendes Gelächter, denn ein Ratsherr hatte auf eine Tafel in großen Lettern geschrieben: „Der Roland soll stehen bleiben, wir wollen ihn nur nicht länger haben, weil er uns schon lang genug ist!" Damit war das Mißverständnis aufgeklärt. Die guten Bürger sahen, daß sie von dem ver- meintlichen Künstler arg genasführt waren. Kein Wunder also, daß sich ihr Unmut gegen ihn wandte. Als sie den Schalk griffen, steckten sie ihn zur Strafe in den Wendenturm. Im Nu aber entwich er mit einem Hohngelächter; und jeder wußte nun, daß der vermeintliche Künstler der leibhaftige Teufel gewesen war. Der Roland war in der früheren Zeit für die Stadt Stendal das Zeichen der eigenen Gerichtsbarkeit. Die im Jahre 1525 am Rat- hause errichtete Stein- sigur gehört zu den größten, die wir besitzen. Der gewaltige Körper ruht auf starken Beinen, dessen Waden stärker sind als der Brustumfang eines kräftigen Mannes. Durch den schweren Pan- zer wird der Körper ge- schützt. Die erhobene, rechte Hand hält das 4 m lange Schwert, das Werkzeug des strafenden Rechts; die linke Hand umfaßt den Schild mit dem brandenburgischen Adler, das Sinnbild des Schutzes. So erinnert der Roland an die frühere Größe und Selbstständig- keit der Stadt Stendal. Der Roland am Rathaus in Stendal. 2. Der wunderbare Mug im Schlosse zu Calbe a. M. In einer Nacht erschien der Schloßherrin eine Frauengestalt mit einem Lichte und flehte sie an um Hilfe und Beistand bei einer Kranken. Als die Edelfrau ein- willigte, bat die Erscheinung, von der Kranken weder Essen noch Trinken noch irgend ein Geschenk anzunehmen, da sonst Unglück über das Schloß und die Familie kommen würde. Die Herrin tat nach dem Gebote, und die Kranke wurde wieder gesund. Da kam eines Tages der Mann der Kranken und überreichte der Schloßherrin eine Schüssel mit gemünztem Golde. Doch die Herrin dachte an das Gebot der Er- Henze-Kohlhase, Die Provinz Sachsen. Ausgabe A. 4

4. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 56

1911 - Magdeburg : Creutz
56 3. Das Land zwischen Ohre, Elbe, Saale und Harz. Höhen auch benannt wurden. Die Spiegelsberge sind ein viel besuchter Aufenthaltsort der Halberstädter: aber auch von Fremden werden sie gern bestiegen. Unter den Gebäuden sind sehenswert: das Jagdschloß, in dessen Felsenkeller ein riesiges Weinsaß (161 000 1) liegt, das Mausoleum und der sechseckige Aussichtsturm. Aus seinen Fugen und Nischen gucken Tierfiguren, z. B. Füchse, Schlangen, Hasen, Hunde, Eulen, hervor. Au die Spiegelsberge reihen sich im So. die Klusberge mit dem frei- stehenden Sandsteinfelsen „Teufelsstuhl" und weiter im S. die Theken- berge mit dem „Gläsernen Mönch". Fast genau im S. von Halberstadt liegt der Hoppel- oder Sargberg; denn von der Westseite gesehen gleicht er einem großen Sarge. Der Hoppelberg hat eine bedeutende Höhe (300 m) und gewährt einen wundervollen Überblick über die gesegnete Landschaft und den Harz. 4. Der Hui und der Hakelwald. Der Hniwald, d. h. Hochwald, ist ein schön bewaldeter (Buchen) Höhenzug. Er reicht im O. sast bis an die Bode. Auf der höchsten Stelle liegt das alte Kloster Huyseburg. Am nördlichen Rande des Kloster- berges liegt die Daneilshöhle, worin viele Jahre ein gefährlicher Räuber hauste. Die Olenburg bei Baderslebeu war eine bedeutende Wallburg. Ihre Wälle sind zum Teil uoch recht gut erhalten. — Unter den „Königs- buchen" steht ein Stein mit der Inschrift: Mit Ehrfurcht, Wanderer, zieh' den Hut; Denn unter'm Dome dieser Buchen Hat, Schatten so wie du zu suchen, Held Gustav Adolf einst geruht. Auf dem rechten Bodenfer dehnt sich in gleicher Richtung der waldige Hakel aus. Die Dumburg liegt au seiner höchsten Stelle. Der Hakelwald war nach der Sage des Oberjägermeisters Hans Hakelbergs liebstes Jagdgebiet, Er starb zwar an der Wunde eines Eberzahns, jagt aber nach seinem Tode im Hakel noch weiter. Mit Hallo-Geschrei, begleitet von seinen Genossen und den Hundert, rast er nachts den Hakel auf und nieder. In seinem Gefolge befindet sich auch eine Ohreule, die Tut-Ursel. Diese war früher eine Nonne und wurde in eine Eule verzaubert. Die Dumburg ist ihr Aufenthalt. 5. Der Alvenslebener Höhenzug. Der Alvenslebener Höhenzug bildet eine breite Hochfläche, die sich quer vor die Bode lagert. Dadurch wird diese gezwungen, ihre nördliche Richtung zu ändern. Der Alvenslebener Höhenzug erreicht in dem Felsenberge bei Magdeburg seine höchste Höhe. Er besteht aus Erd- und Sandhügeln, die der Pflug des Landmannes bis zum Gipfel beackert. Nur hier und da sind die Höhen bewaldet. (Das Hohe, das Saure, das Eggenftedter Holz, der Marienborner Wald.) In seinem nördlichen Teile birgt der Höhenzug treffliche Bausteine (Porphyr, Sandstein und Grau- wacke), die in Steinbrüchen gebrochen werden. Vom Alvenslebener Höhen- znge zweigt sich nach O. ein Höhenzug ab, der von Gr.-Wanzleben bis

5. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 92

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 92 — Augen und etue firme Faust; aber ein Schreiner braucht mehr. Ich habe mich einmal vom Hochmut verleiten lassen und wollte, wie Ihr es nennt, einen richtigen Schrank zuwege bringen, weil mir Hobel und Meißel und Reißschiene auch bei dem Zimmergewerk durch die Hände gegangen waren. Ich maß und zeichnete und schnitt die Hölzer zu; auf Fuß und Zoll hatte ich alles abgepaßt; aber als es nun an das Zusammenfügen und Leimen gehen sollte, war alles verkehrt. Tie Wände standen windschief und klafften, die Klappe vorn war zu groß und die Kasten für die Offnungen zu klein. Ihr könnt das Machwerk noch sehen; ich habe es auf der Flur stehen lassen, mich vor Versuchung künftig zu wahren; denn es thut dem Menschen immer gut, wenn er eine Erinnerung an seine Schwachheit vor Augen hat." In diesem Augenblicke ließ sich ein lustiges Wiehern aus dem Pferdestalle gegenüber vernehmen. Der Pferdehändler räusperte sich, schlug sich Feuer an, blies dem Receptor eine starke Dampswolke in das Gesicht, sah sehnsüchtig nach dem Stalle und dann gedankenvoll vor sich nieder. Hieraus nahm er den lackierten Hut vom Kopse, strich mit dem Arme über die Stirn und sagte: „Noch immer eine schwüle Witterung." — Dann schnallte er seine lederne Geldkatze vom Leibe, warf sie mit Getöse auf den Tisch, daß der Inhalt klang und klirrte, lösete die Riemen und zählte zwanzig blanke Gold- stücke hin, bei deren Anblick die Augen des Receptors zu funkeln anfingen, nach denen aber der alte Hofschulze gar nicht hinsah. „Hier ist das Geld !" ries der Pferdehändler, die Faust geballt auf den Tisch stemmend, „krieg' ich den Braunen dasür? Er ist nicht einen Heller mehr wert!" „Dann behaltet Euer Geld, damit Ihr nicht zu Schaden kommt!" versetzte der Hofschulze kaltblütig. „Sechsundzwanzig, wie ich gesagt habe, und keinen Stüber darunter. Ihr kennt mich nun die Jahre her, Herr Marx, und solltet daher wissen, daß das Tingen und Feilschen bei mir nichts verschlägt, weil ich nie von meiner Sprache abgehe. Ich begehre, was mir eine Sache wert ist, und schlage niemals vor, und so könnte kommen, wer da wollte, er kriegte den Braunen nicht unter sechsundzwanzig."

6. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 127

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 127 — Tropfen guter Wein ist dort zu finden!" Aber kopfschüttelnd wehrte der Jüngste ab und sagte: „Jürge, wenn der Bischof Otto dein Vor- haben erführe, so würde es uns schlecht ergehen, zudem bin ich müde und wer weiß, ob wir nicht morgen harte Arbeit haben." So trennten sich die Brüder, Hans ging in sein Zelt und Jürge setzte sich grübelnd auf den nächsten Stein. Plötzlich vernahm er in der Stille der Nacht den Schlachtruf der Braunschweiger. Dem Herzog Heinrich von Braunschweig waren von seinem Bruder Friedrich Truppen gesandt worden, um das Lager der Verbündeten heimlich in der Nacht zu umzingeln und so die Belagerung von Celle zu rächen. Atemlos stürzte nun Jürge zu den Zelten der Anführer seines Heeres und teilte ihnen das Geschehene mit. Diese schwangen sich rasch auf ihre Pferde und stellten sich mit ihren Truppen kühn dem Feinde entgegen. Bischof Otto von Minden ermunterte seine Soldaten immer von neuem, aber vergebens, das Heer der Braun- schweizer war ihnen an Stärke weit überlegen, die Söldner warfen ihre Waffen fort und entflohen, von den brannschweigischen Reitern verfolgt. Am Abend desselben Tages hielt ein Trupp brauuschwei- gischer Reiter vor dem Wirtshause eines Dörfchens in der Heide, die Gefangenen wurden drei Knechten zur Bewachung übergeben. Unter ihnen befand sich auch Bischof Otto von Minden; traurig über sein Schicksal warf er sich auf dem Boden hin und her und versuchte einzuschlafen, als auf eiumal ein brannschweigischer Hauptmann ihn aufforderte, unverzüglich aufzustehen und ihm zu folgen. Zögernd gehorchte er, stieg auf das vor der Thür stehende Tier und fort ging's im schnellen Lauf über die sandige Fläche, bis plötzlich beim Morgen- grauen der Bischof die Türme einer Stadt bemerkt und nach Verlauf von kurzer Zeit an dem Thor der Stadt das Wappen seines Kampf- genossen, des Grafen von Hoya, erkannte. Verwundert sieht er sich nach dem brannschweigischen Hauptmann um, aber dieser hat sein Visier fallen lassen und ist kein anderer als der treue Jürge. Dieser hatte sich, von brauuschweigischeu Reitern verfolgt, in ein Weidengebüsch am Ufer der Aller geflüchtet. Von hier aus sah er die Gefangennahme seines Herrn. Ruhig verhielt er sich iu seinem Versteck, in der Nacht jedoch schlich er auf das Schlachtfeld

7. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 130

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 130 — Störer. In der Kirche ging die Traufeierlichkeit ohne Störung vor sich. Nach der Rückkehr war Tanz und Schmaus in Hansens Hause und bis zum frühen Morgen ertönten die frohen Stimmen der Hochzeitsgäste, deren Scherze bald die Wolken von der Stirn der Neuvermählten scheuchten. In ungetrübtem Glück verflogen die ersten Wochen dem jungen Paare, in fröhlicher Arbeit und aufrichtiger Liebe genossen sie ihr Leben. Tie bösen Worte des Bruders waren fast vergessen. Dieser jedoch, wenn er nicht mit seinen Zechgenossen beisammen war, brütete dumpfe Rachepläne. So beaufsichtigte er eiues Tages die Feldarbeit seiner Untergebenen, und wie er so die Straße lang sah, erblickte er plötzlich den Gegenstand seiner Rache, den ihm tötlich verhaßten Bruder. Schnell schickte er seine Arbeiter heim, und auf die Pflug- schaar gestützt, erwartete er die Aukunft des Bruders, der ein sröh- liches Liedchen trällernd, mit dem Pfluge über der Schulter heim zu seinem Weib eilte. Da ergriff der wilde Bruder seine Pflugschaar und holte mit den Worten: „Stirb, Räuber meines Glückes!" zu einem tötlichen Schlage aus. Erschreckt sprang Hans zur Seite und benutzte sein Pflugschaar ebenfalls als Wehr. Nnn folgte Schlag auf Schlag, bis beide tötlich getroffen zur Erde sanken. Ein leises „Ich vergebe dir! — — Leb wohl, Gretchen!" aus dem Munde des einen, ein dumpfes „Zwei Fliegen auf einen Schlag!" aus dem Munde des andern. Vergebens erwartete am Abend Margaretha ihren Gatten, Stunde auf Stunde verrann, noch kehrte er nicht heim. Nichts Gutes ahnend läuft sie hinaus in die finstere Nacht, bis sie ihren Mann und daneben den wilden Jürge — beide in ihrem Blute liegend — findet. Verzweifelt wirft sie sich aus den Geliebten und suchte vergeblich, ihn mit Küssen zu erwecken. Ihr Glück war für immer dahin, Wahnsinn nahm ihre Sinne gefangen. Täglich saß sie auf dem Grabe ihres Mannes, den Hügel mit Waldblumen bestreuend. Nach Verlauf eines Jahres ward sie eines Morgens von den Nachbarn tot dort ausgefunden. Zum Andenken an dieses gransig-romantische Ereignis erhebt sich an der Chaussee, die von Minden nach Bückeburg führt, links

8. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 145

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 145 — gestüm und ihre unbezähmbare Kampfeswut. Gegen Armins Befehl brach die Hauptmasse der Cherusker zu früh hervor und stürzte sich auf die stärksten Reitergeschwader. Da befahl Germanicns der übrigen Reiterei, seitwärts eine Wendung zu machen und die Angreifer im Rücken anzufallen. Jetzt griff auch das Fußvolk an, und zu gleicher Zeit fiel die Reiterei den Deutschen in den Rücken und in die Flanken. Nach einem wild-verzweifelten Kampfe geriet die deutsche Schlachtordnung in gräßliche Verwirrung. Die einen drängten von der Ebene dem Walde zu, die andern aus dem Walde ins Freie. Ter Teil der Cherusker, der aus der Anhöhe mit Armin gehalten hatte, wahrscheinlich das Gefolge des Herzogs, wurde jetzt herab- gedrängt. Weithin kenntlich ragte über alle der große Held hervor. Durch gewaltige Thaten und ermunternden Zuruf, durch Hindeuten auf seine frisch blutenden Wunden suchte er den Kampf zum Stehen zu bringen. Umsonst! Wunder der Tapferkeit verrichtend, stürzte er auf die Bogenschützen los, um ihre Reihen zu durchbrechen, und dies wäre ihm geglückt, wenn nicht die keltischen Kohorten sich ihm entgegengeworfen hätten. Dennoch schlug er sich durch, dank der Riesenkraft seines Armes und dem feurigen Ungestüm seines Nosses. Mit dem Blute der Wunde bestrich er sich das Antlitz, um nicht erkannt zu werden. Jetzt sprengte er gegen die Schar der Chauken, die in römischem Dienst standen. Diese freilich erkannten ihn doch. Aber wenn sie auch römische Waffen trugen, so war doch die deutsche Treue nicht ganz in ihnen erstorben. Wie auf Ver- abredung öffneten sich ehrfürchtig die Reihen vor ihm und ließen ihn durch. Auch Jngomer entrann. Die meisten Mannen lagen tot auf dem Schlachtfeld. Von der letzten Stunde des Vormittags bis zur Nacht hatte das Morden gedauert. Tie Römer hatten einen glänzenden Sieg erfochten und mit geringen Opfern. Auf der Walstatt errichteten sie einen hohen Erd- Hügel, häuften auf diesen die erbeuteten Waffen zu einem Sieges- zeichen und schrieben daran die Namen der in der Schlacht besiegten Völker. Aber der Mut der Deutschen war trotz ihrer furchtbaren Verluste nicht gebrochen. Wütende Scham erfüllte aller Herzen, daß der heimische Boden das römische Siegesmal trug. Schon nach Schulze, Heimatskunde. 1 n

9. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 162

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 162 — Leute zu der rechten Lehre zu bringen." — „Hättest ihn totschießen sollen!" unterbrach ihn der finstere Albion. „Nein," erwiderte Berthulf, „so Schlimmes kam mir nicht in den Sinn; aber das muß ich mit Schmerzen bekennen: ich gab unvernünftiger Weise dem frommen Manne Schuld daran, daß mir den ganzen Tag noch kein Wild vor den Schuß gekommen war. „Hegenmeister," sagte ich, spannte die Armbrust und hielt sie auf seinen rechten Arm, „Hab' ich heute noch nichts geschossen, so will ich doch dich schießen, und du sollst deine Zauberzeichen ein wenig unbehülslicher machen als bisher." Damit schwirrte die Sehne, und der Pfeil saß unter dem Ellbogen fest. Der Priester zuckte schmerzhaft zusammen und hielt sich die verwundete Stelle, aus der viel Blut floß; zugleich aber sah er mich freundlich an und sagte: „Mein Sohn, da unten im Felsen- grnnd steht ein schöner Hirsch. Wenn du heute ungünstige Jagd gehalten hast, hilft dir der wohl wieder zu deinem Schaden." Ich, in der Meinung, er wolle mich mit einem Zauberblendwerk zum besten haben, eile dahin, ihm zu zeigen, daß sich ein Sachse nie-- mals fürchtet. Aber der Hirsch steht wirklich da; ich erlege ihn, und als ich mit der Beute zurückkomme, finde ich den Priester blutend in das Gras gesunken. Doch freundlich mich anlächelnd, spricht er: „Siehst du, mein Sohn? Nun hast du ja doch einen guten Fang gethan; das freut mich sehr." Diese Worte brachen mir das Herz, ich fühlte mein Unrecht, trug den frommen Mann in meine Hütte, heilte ihm den Arm, und er mir die Seele, und als ich einige Jahre darauf meine Frau heiratete, half ich ihr auf den rechten Weg. Die Kinder haben wir natürlich in der Furcht und Liebe unseres treuen Heilandes auferzogen. Nun richtet über mich! Ich aber bitte Gott, daß er euch auch zu seiner Gnade helfe durch Jefum Christum." — Widnkind, der nachdenklich zugehört hatte, stand jetzt aus, reichte der Hausfrau und den beiden Kindern die Hand und sprach: „Lebet in Frieden!" Zu Berthulf aber wendete er sich mit den Worten: „An deinem Glauben muß etwas Wahres sein, aber wir haben keine Zeit, darüber nachzusinnen. Wir eilen nach meiner Burg Babilouie, des Rastens ist genug, führe uns durch den Wald auf Wegen, die kein Franke weiß!" Berthulf sprach:

10. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 174

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 174 — geworden. Der letzte Sprößling, Kuno, liebte die holdselige Tochter Hilda — sie soll nach anderen Gertrud geheißen haben — des reichen Grafen von Rieneck auf dem gegenüberliegenden Berge nahe bei Rödinghausen und wurde wiedergeliebt. In einer Sommer- nacht war er einst im Walde. Ta ertönte ein leiser Pfiff und plötzlich trat ein altes, gebeugtes Mütterchen vor ihn hin und sprach: „Kehre heim, sonst bist du ein Kind des Todes," und das Weib oerschwand im Walde. Hinter ihm rauschte es, und als sich der Lynt- burger umsah, stürzte ein verkappter Ritter auf ihn zu und nun begann ein erbitterter Kampf. Die langen Schwerter fuhren durch die Luft und trafeu die eisenfesten Panzer so hart, daß die Funken stoben. Ta fuhr Lyntbnrgs Schwert sausend hernieder und zu Tode getroffen sank der Meuchelmörder zur Erde. Der Lyntburger löfete seiuen Harnisch, nahm die eiserne Sturmhaube vom Haupte und der kühle Wind erfrischte das erhitzte Gesicht; dann legte er sich unter eine dicke Buche und schlief vor Ermattung ein. Am anderen Morgen trat das graue Mütterchen an den Schläfer heran und rief ihm mit gellender Stimme zu: „Tu bist jetzt Sieger im heißen Streit geweseu, aber es kommt die Zeit, daß dein Schwert wird Unglück über dein Haupt bringen." Als der Ritter sich nach dem Weibe umschaute, war es im Walde verschwunden. Nun ging der Jüngling zu dem toten Ritter, öffnete ihm das Visier, und als er das starre Gesicht erblickte, schrie er laut auf, er hatte seinen Vet- ter, den Stromberger, der auch um die Tochter des Ritters Rieneck freite, erschlagen. Hilda verachtete den Stromberger. Darüber er- bittert, hatte er beschlossen, Kuno zu töten. Kuno eilte zu seinem kranken Vater und erzählte, was im Walde geschehen war. „O, mein Sohn," so sprach der Vater, „fliehe, bald werden die Strom- berger kommen und die Burg zerstören, wenn sie dich hier finden." Nun sattelte er sein Pserd und verließ trauernd die väterliche Burg. Tie Söhue aus den umherliegenden Burgen stellten sich als Freier der schönen Hilda ein; aber vergebens, auch die edelsten Jünglinge mußten abziehen, sie fanden keine Gnade vor den Augen des Burgfräuleius; denn Kuno von Lyntberg besaß voll und ganz ihr Herz. Täglich stand sie auf dem Erker und schaute sinnend in das Thal, dabei flössen Thränen aus ihren Augen. Sie dachte an
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