Das Flachland.
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dahinter stehen Mohrrüben und Kohlrüben. Was wollen die Besitzer
mit diesen großen Massen von Gemüse anfangen, das sie selbst doch nicht
verzehren können? Dort am Elbufer, am Ostrande der Börde liegt die
Großstadt Magdeburg mit 280000 Menschen. An den Markttagen
und in den vielen Gemüsehandlungen bietet sich reiche Gelegenheit zum
Verkauf. Die Hausfrauen freuen sich, srisches und üppig gewachsenes
Gemüse in solcher Fülle zu bekommen. Das soll gut schmecken.
Wollen wir sehen, wie Gurken und Zwiebeln in großen Mengen
gebaut werden, so reisen wir nach Kalbe a. d. S., dessen Gurken- und
Zwiebelbau in hoher Blüte steht und weit und breit bekannt ist.
So zeigt ein Gang durch die Börde, wie die Bewohner vorwiegend
sich mit Landwirtschaft und Gemüsebau beschäftigen. Der Anbau
von Getreide, Hackfrüchten und Gemüse lohnt den Fleiß der
Bewohner im höchsten Maße.
Wodurch ist die Fruchtbarkeit der Börde bedingt?
Wie wir von der Karte oder dem Relief ablesen können, ist die
Börde eine wellige Ebene, die sich von W. nach O. neigt und dann
zum Elbtal abfällt. Dieser deutlich erkennbare Abfall bildet den alten
Magdeburger Uferrand. Wollen wir die Erdschichten kennen lernen,
aus denen die Börde besteht, so besuchen wir ein offenes Grab aus dein
Friedhofe oder die Ansschachtungssläche, aus der ein Haus erbaut
werden soll; am besten können wir die drei Erdschichten erkennen beim
Anlegen eines Kanals oder beim Bohren eines Brunnens. Die oberste,
durchschnittlich 0,5 m dicke Humusschicht, auch Ackerkrume genannt,
sieht braun aus, beim Regenwetter schwarz. Sie setzt sich vorwiegend aus
verwesten Pflanzenstoffen, verbunden mit Sand, Lehm und zuweilen Ton
zusammen. (Versuch: Schütte Ackerkrume
in ein mit Wasser gefülltes hohes Glas, schüttele
tüchtig und laß die Erdteilchen sich setzen. Die
unterste Schicht wird von körnigem Sande,
die zweite von Lehm lind Ton, die dritte von
der schwarzen Masse des Humus gebildet.) Dww ^ Sand.geröll.
Die Humusschicht enthält nicht nur die Nähr-
stosse für die Kulturpflanzen, sondern die
schwarze Farbe hält auch die für das Wachstum der Pflanzen not-
wendige Wärme fest. Außerdem ist sie locker, so daß der Regen
leicht eindringen kann. Auch die häusigen kurzen Regen, von denen wir
in der Börde selbst auf dem Schulwege überrascht werden, erquicken die
Früchte.
Die zweite Schicht wird durch den sogenannten gelben Löß gebildet,
gewöhnlich Lehm genannt. Die feinkörnige Lehmschicht ist durchschnittlich
0,5—1,5 m stark. (Die Beschaffenheit lernen wir ans folgendem Ver-
fuche kennen: Wir legen ein großes Stück Löß in das mit Wasfer
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel]]
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Das Flachland.
59
dahinter stehen Mohrrüben und Kohlrüben. Was wollen die Besitzer
mit diesen großen Massen von Gemüse anfangen, das sie selbst doch nicht
verzehren können? Dort am Elbufer, am Ostrande der Börde liegt die
Großstadt Magdeburg mit 280000 Menschen. An den Markttagen
und in den vielen Gemüsehandlungen bietet sich reiche Gelegenheit zum
Verlaus. Die Hausfrauen sreuen sich, srisches und üppig gewachsenes
Gemüse in solcher Fülle zu bekommen. Das soll gut schmecken.
Wollen wir sehen, wie Gurken und Zwiebeln in großen Mengen
gebaut werden, so reisen wir nach Kalbe a. d. S., dessen Gurken- und
Zwiebelb au in hoher Blüte sieht und weit und breit bekannt ist.
So zeigt ein Gang durch die Börde, wie die Bewohner vorwiegend
sich mit Landwirtschaft und Gemüsebau beschäftigen. Der Anbau
von Getreide, Hackfrüchten und Gemüse lohnt den Fleiß der
Bewohner im höchsten Maße.
Wodurch ist die Fruchtbarkeit der Börde bedingte
Wie wir von der Karte oder dem Nelies ablesen können, ist die
Börde eine wellige Ebene, die sich von W. nach O. neigt und dann
Zum Elbtal abfällt. Dieser deutlich erkennbare Abfall bildet den alten
Magdeburger Uferrand. Wollen wir die Erdschichten kennen lernen,
aus denen die Börde besteht, so besuchen wir ein offenes Grab auf dem
Friedhofe oder die Ausschachtungsfläche, auf der ein Haus erbaut
weiden soll; am besten können wir die drei Erdschichten erkennen beim
Anlegen eines Kanals oder beim Bohren eines Brunnens. Die oberste,
durchschnittlich 0,5 in dicke Humusschicht, auch Ackerkrume genannt,
sieht braun aus, beim Regenwetter schwarz. Sie setzt sich vorwiegeud aus
verwesten Pflanzenstoffen, verbunden mit Sand, Lehm und zuweilen Ton
Mammen. (Versuch: Schütte Ackerkrume
in ein mit Wasser gefülltes hohes Glas, schüttele
tüchtig und laß die Erdteilchen sich setzen. Die
unterste Schicht wird von körnigem Sande,
die zweite von Lehm und Ton, die dritte von
der schwarzen Masse des Humus gebildet.)
Die Humusschicht enthält nicht nur die Nähr-
stosse für die Kulturpflanzen, sondern die
schwarze Farbe hält auch die für das Wachstum der Pflanzen not-
wendige Wärme fest. Außerdem ist sie locker, so daß der Regen
leicht eindringen kann. Auch die häusigen kurzen Regen, von denen wir
in der Börde selbst auf dem Schulwege überrascht werden, erquicken die
Früchte.
Die zweite Schicht wird durch den sogenannten gelben Löß gebildet,
gewöhnlich Lehm genannt. Die feinkörnige Lehmschicht ist durchschnittlich
0,5—1,5 m stark. (Die Beschaffenheit lernen wir ans folgendem Ver-
suche kennen: Wir legen ein großes Stück Löß in das mit Wasser
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): München
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 169 —
fließt, dient zur Wäsche, zum Gemüseputzen, Geschirrschwenken
u. dergl. Auch die Gießkannen füllen wir am Brunnen, wenn
wir das Wurzgärtleiu am Hause gießen, damit Sonnenblumen,
Rosen, Pfiugstblumeu, Mohn und wie die ländlichen Blumen
zu Festtagssträußchen heißen, die den Rand der Beete zieren,
ordentlich blühen und Salat, Bohnen, Schnittlauch und ähn-
liches gedeihen. Am wichtigsten für uns ist allerdings die
Hecke aus Stachel- und Johannisbeeren. Doch nicht nur zum
Pflanzengießen tragen wir Wasser in unserer Gießkanne. Im
Grasgarten hinter dem Hause liegen die Wäsche und die Lein-
wand zum Bleichen ausgebreitet und harren des Besprengens.
Wenn im Sommer die Kirschen rot sind, im Herbste Zwetschgen
und Äpfel locken, dann sind wir Kinder am liebsten im Baum-
garten, erklettern die Obstbäume mit und ohne Leiter und holen
uusern saftigen Schmaus. Ein Gebäude hätte ich beinahe der-
gessen, nun mahnt mich Sultan mit einem Stoß seiner feuchten
Schnauze. Sein Hundehaus steht im Hofe, in dem er besonders
nachts Haus und Hof behütet. Jetzt trabt er zutraulich neben
mir, wir stehen an der offenen Scheunentüre, deren Breite den
schwerbeladenen Wagen noch einfahren läßt. Auf dem hölzernen
Boden stehen die Leiterwagen und die Dreschmaschine. Auf
hohen Leitern ersteigt man Heu- und Getreideboden. Das
Glöcklein vom Turm des Daches ertönt, daß es über die Felder
klingt und die fleißigen Arbeiter zur ersehnten Mittagrast ruft.
d) Die Bewohner und ihre Lebensweise.
Die Bewohner des Dorfes betreiben meistens Landwirtschaft,
d. h. sie bebauen die Äcker. Die Wiesen liefern das Gras für
das Vieh. Die Bewohner sind also Landwirte oder Bauern.
Am meisten verdienen die Bauern durch den Verkauf von
Milch, die sie morgens und abends in die Stadt fahren. Ein
Schneider, ein Schuhmacher, ein Wagner, ein Schmied, ein
Krämer sind meistens auch zu erfragen. Neben ihrem Hand-
werk treiben sie auch Landwirtschaft und zu den Zeiten, wo
Feld und Wiese alle Hände beschäftigen, müssen die Kunden
oft lange warten, bis ein Regentag die nötige Arbeitszeit gibt.
Im Sommer müssen die Bauern früh aufstehen. Noch ist
die Sonne nicht aufgegangen, muß der Stall gereinigt, das
Vieh gefüttert und getränkt werden. Auf dem Felde wird
gemäht, das > Getreide geschnitten, bevor es hell geworden ist.
Zu einer Zeit, in der die meisten Städter erst ans den Betten
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): München
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 140 —
Stück weit mit Ihnen, so weit als die Zeit erlaubt unfern
Schulweg zu ändern". Sie begleiteten nun den Herrn bis zum
Sendlingertorplatz, nachdem sie ihm auf Befragen die Matthäus-
Kirche genannt, die Paulskirche gezeigt, ihn auf Krankenhaus,
Denkmäler und Brunnen aufmerksam gemacht hatten und wiesen
ihn dann durchs Tor in die Sendlingerstraße, sprachen mit
ihm noch genau vom Weg und dessen bemerkenswerten Ge-
bäuden und sagten ein paar artige Abschiedsworte. Der Herr
freute sich über seine eifrigen Führer und bot jedem ein fil-
bernes Geldstück. Ihrer Weigerung, etwas anzunehmen, machte
er scherzend ein Ende: „Jede Arbeit ist des Lohnes wert!
Sollte es nicht manches in München geben, was ihr Buben
gerne anseht? Geht nicht manchmal das Taschengeld dazu aus?"
Was die Buben mit ihrem Erwerb getrieben, kann ich
euch nicht sagen. Ich glaube, sie besinnen sich noch, ob es für
Panorama und Deutsches Museum oder für Besichtigung der
Menagerie und fremder Völkerstämme an dem Oktoberfest oder
für eine Frühlingsfahrt ins Isartal verwendet wird.
56. Vom Gemüsegarten.
In den Vorstädten sieht man große Gärten, in denen fast
nur Gemüse angepflanzt wird. Man heißt solche Gärten Ge-
müsegärten. Diese Gärten gehören den Gärtnern, welche jähr-
aus, jahrein die Bewohner Münchens mit frischen Gemüsen
versorgen. Ein solcher Garten ist in Beete abgeteilt, enthält
in der Mitte in der Regel einen Brunnen, der das Wasser
zum Begießen der Pflanzen liefern muß, an einem Ende das
Gartenhaus zum Aufbewahren der nötigen Geräte, am andern
Ende die Frühbeete. Letztere sind etwas tiefer gelegen und
werden mit Brettern und Fenstern zugedeckt, um die im Herbste,
Winter und Frühjahre darin wachsenden Gemüse vor kalter
Luft zu bewahren. Aus diesen Frühbeeten erhalten wir im
Borfrühling Salat, Rettiche, Kohlraben, Rüben n. a. Gemüse,
die in den freien Beeten wegen zu rauher Luft noch gar nicht
angepflanzt werden können.
Die Gemüsegärten, sollen sie guten Ertrag liefern, erfordern
große Mühe und unablässige Sorgfalt. Der Gärtner muß vom
frühesten Morgen, ja schon vor die Sonne aufgeht, bis zum
späten Abend ununterbrochen tätig sein. Dabei hat er bei
seinen Arbeiten eine gebückte Haltung nn'd ist dem Regen, und,
wenn die Sonne scheint, den unmittelbaren Strahlen derselben
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Regionen (OPAC): München
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 171 —
ist die Straße nicht beleuchtet. Wer etwas außerhalb des
Hauses zu besorgen hat, nimmt seine Laterne zur Hand.
Das Trinkwasser erhalten die Landleute meist durch Pump-
brunueu. Ein laufender Brunnen ist wohl häufig auch in der
Mitte des Dorfes. Am Brunnen befindet sich ein Trog, aus
dem das Vieh säuft. Samstags oder an Vorabenden von
Feiertagen wird die Straße gekehrt wie auch das Innere des
Hauses gründlicher gereinigt wird als an den andern Werk-
tagen.
Die Kinder wie die großen Leute sind anders gekleidet
als die Städter, und erstere gehen im Sommer barfuß und
tragen keine Kopfbedeckung. Den Sommer über ist uur vor-
mittags Schule, nachmittags helfen die Kinder ihren Eltern
bei der Feldarbeit oder hüten Gänse, Schweine und Kühe. Die
Gänse werden auf den Anger getrieben. Anger ist eine natür-
liche Weidefläche. Um das Dorf herum liegen die Äcker und
Wiesen. Auf deu Äckern werden Getreide, Futterkräuter, Ol-
pflanzen, Rüben n. a. angebaut. Der Boden ist entweder ein
Sandboden, oder er ist ein Fels- oder Steinboden, für Pflanzen
nicht geeignet; er ist Weichboden, der viel Wasser enthält, oder
endlich ist er ein erdiger Boden, der an seiner lockern, aber
schwarzbraunen Erddecke kenntlich ist und der allein geeignet
ist, deu Pflanzen die erforderliche Nahrung zu geben.
Wiesen sind Flächen, die mit Gras bewachsen sind. Sie
liegen tiefer als die Äcker, weil der Graswuchs viel Feuchtigkeit
bedarf. Zwischen dem Grase wachsen Blumen aller Art. Oft
schaut die Wiese vou den Blumen Löwenzahn und Gold-
Hahnenfuß ganz gelb aus. Zu einer andern Zeit herrscht die
weiße Farbe vor, denn Gänseblümchen, Wucherblumen, Augen-
troft bedecken fast die ganze Fläche. Wieder zu einer anderen
Zeit ist blau die Hauptfarbe, weil Skabiosen, Wiesensalbei,
Glockenblumen in größter Menge wachsen.
e) Verkehr zwischen Dorf und Stadt.
Die Neuzeit hat den Verkehr zwischen Dorf und Stadt
wesentlich erleichtert. Fast überall hin zieht sich der Schienen-
sträng der Eisenbahn. Ist der Ort auch nicht groß genug um
den Bau eines Bahnhofs zu rechtfertigen, so kann er sich doch
zu einer Haltestelle aufschwingen. In der Nähe größerer Städte
bieten die Vorortzüge eine billige und bequeme Reisegelegen-
heit. Auch Postautomobile rattern über die staubige Land-
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— 175 —
noch im Spätherbst, wenn andere Pflanzen und Gräser bereits
abgestorben, sind, durch seine grüne Farbe einen wohltuenden
Anblick. Das Getreide heißt in diesem Falle Wintergetreide.
Wird der Same im Frühlinge gesäet, dann wird es Sommer-
getreide genannt. In letzterem Falle wird das Getreide weniger
ergiebig.
Das Samenkörnlein, das in die Erde fällt, sprengt die
äußerste Hülle, treibt nach unten Würzelchen, nach oben Blätt-
chen. Die Würzelchen geben der Pflanze festen Stand und
nehmen Nahrung aus der Erde auf. Die Pflanze wächst
immer mehr in die Höhe und setzt endlich oben Ähren an.
Diese kommen zum Blühen. Es bilden sich Körner, die anfangs
ganz weich sind, nach und nach aber hart werden und wir sagen,
das Getreide reift. Kommt während der Blütezeit Frost oder
zu lange dauernde Feuchtigkeit über die Ähre, dann leidet sie
Schaden, die Ähre bleibt leer.
Sind die Körner reif, so wird das Getreide mit der Sense
oder Sichel geschnitten, in Garben gebunden und zum voll-
stäudigeu Hartwerden der Körner auf kürzere oder längere
Zeit auf dem Felde der Sonne ausgesetzt. Dann fährt der
Wagen hinaus auf das Feld, die Garben werden mittels der
Gabel hinaufgehoben und der hochbeladene Wagen wird nach
Hanfe und in die Scheune gefahren, wo die Garben wieder
abgeladen und zu gelegener Zeit mit Dreschflegeln ausgedroschen
werden oder man benützt eine Dreschmaschine, die durch Ochsen
oder Pferde oder durch eine Maschine in Bewegung gesetzt
oder erhalten wird. Sind die Körner gereinigt, so werden sie
in Säcke geschüttet, um entweder zum Verkaufe in die Stadt
oder in eine Mühle, wo sie zu Mehl gemahlen werden, gebracht
zu werden.
Die wenigsten Menschen denken daran, wenn sie Brot oder
anderes Gebäck genießen, wie vieler Arbeit und Mühe es bedarf,
bis aus deu Samenkörnern, die schon zum Wachstum einen
Sommer nötig haben, Brot bereitet werden kann.
64. Vom Getreide.
Roggen, Weizen, Gerste, Hafer.
Kein Landwirt darf versäumen, wenigstens eine von diesen
vier Arten von Getreide anzubauen. Am häufigsten sieht man
in unserer Gegend den Roggen und er ist für uns wirklich die
Www»
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— 146 —
haartem wird „Müller" genannt, der mit rotem als „König"
und der mit braunem gar als „Kaiser" bezeichnet. Dieser erste
Brustring ist nicht umsonst von so beträchtlicher Größe, müssen
doch starke Muskeln die Bohr- und Scharrwerkzeuge des Mai-
käsers unterstützen. Weil dieser Ring frei, nicht mit den anderen
verwachsen ist, hindert er die Beweglichkeit der Vorderbeine
nicht. Die sechs Ringe des Hinterleibes sind schwarz mit einem
dreieckigen, weißen Fleck ans einer Seite. Der Rumpf endet in
einer hellbraunen, hornartigen, dreieckigen Spitze. Am dunkel-
braunen Kopf sehen wir zwei verhältnismäßig große, glänzende,
schwarze, unbewegliche Augen und zwei keulenförmige, kleine
Fühler, die beim Männchen sieben, beim Weibchen sechs Glieder
haben. Die Augen zeigen ihm den Baum und das Blatt, auf
das er sich setzen will, um es zu verzehren. Die Fühler am
Kopfe dienen ihm als Geruchsorgan. Die oberen Glieder der
Fühler sind breit und sehen Blättern ähnlich, so daß man
meinen könnte, jeder Maikäfer trage einen zierlichen Fächer
mit sich. Darauf befinden sich die winzigen Geruchsorgane, die
das Tier zu seiner Nahrung leiten und mit denen das Mann-
chen das Weibchen aus der Menge der Genossen findet. Am
Maul sind zwei Freßspitzen, die bei der Gefräßigkeit des Tieres
fast beständig in Bewegung sind. Ein Maikäferjahr bedeutet
eine Fülle von Sorge und Arbeit für den Gärtner und Förster.
Trotzdem die Maikäfer eine sehr kurze Lebenszeit haben, nur
wenig Wochen im Mai sind ihnen vergönnt, so hausen sie doch
verheerend in Garten und Wald. Die Blätter der Bäume und
Sträucher sind ihre Nahrung, Eichenlaub ist besonders bevor-
zugt. Ginge man den Maikäfern nicht mit allen Mitteln ernst-
lich zu Leibe, wie viele Äste und Zweige wären von den Un-
ersättlichen kahl gefressen! Wer einen Maikäfer sieht, pflegt ihn
zu zertreten. Aus dem zerquetschten Körper fließt keiu rotes
Blut sondern ein weißer Saft. Knochen hat der Maikäfer so
wenig wie Ohren und Nase. Sehr erfolgreich ist das Ein-
sammeln, wenn man im Frühjahr sofort nach dem ersten Er-
scheinen der unwillkommenen Insekten beginnt. Auf diese Weise
konnten z. B. in einer Gegend Sachsens in einem Jahre 30 000
Zentner Maikäfer, d. f. ungefähr 1590000 Stück, mit Kalk zu
Dünger verarbeitet werden. Auch der Vermehrung der Mai-
käser sucht man vorzubeugen. Man errichtet im Wald künstliche
Brutstätten aus frischem Kuhmist und mit Erde bedeckt. Da-
durch werden die Weibchen angelockt, legen ihre Eier hinein und
im Juli, ehe die Eier ausschlüpfen, werden die ganzen Brut-
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Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
häutige Blättchen, die ihn vollständig einhüllen und später,
wenn sie als Knospenschutz nicht mehr nötig sind, in Form einer
Kappe abgeworfen werden. Die Zapfen geben ein rafches Feuer.
Die zähen Wurzeln sind zu Flechtereien verwendbar. Aus den
Nadeln erhält man durch entsprechende Behandlung die Wald-
wolle. Das Harz gewinnt man durch Einschnitte oder Bohr-
löcher in den Stamm. Geschmolzen liefert es das gelbe Pech,
auch Geigenharz und Terpentinöl wird daraus gemacht. Da
die Fichte der Pfahlwurzel entbehrt, hat der Sturm leichtes
Spiel mit ihr und richtet in den Wäldern oft entsetzlichen
Schaden an. Da die Wurzeln oberflächlich verlaufen, um-
klammern sie gern Felsblöcke und Gesteine und finden daher
selbst in einer dünnen Erdschicht den nötigen Halt. Die Äste
sind freilich oft nicht kräftig genug, schwer zu tragen und sie
brechen dann unter der Last des vielen Schnees. Große Hitze
kann die Fichte nicht ertragen; sie wird dadurch im Wachstum
gehindert. Auch die Tiere sind vielfach Feinde der Fichte.
Hirsche und Rehe schälen die jungen Stämme ab. Der Borken-
käser wühlt im Innern. Die Raupe des Nonnenschmetterlings
frißt die Nadeln ab und macht infolgedessen, daß die Bäume
absterben. Wohl hat der Förster die Bäume mit Schutzringen
umgeben, doch die beste Hilfe gegen schädliche Insekten bleiben
unsere Vögel, die schon deshalb den Schutz der Menschen ver-
dienen.
63. Das Dorf.
a) Kirche und Friedhof.
„Morgen müßt ihr früh aufstehen und euch zum Gottes-
dienste rüsten," hieß es abends. In taufrischer Frühstunde
ging der Zug vom Haufe weg: die Frauen und Mädchen mit
dem Sonntagssträußcheu im Mieder, die Männer und Buben
mit der Blume am Hut, alle gemessenen Schrittes. Auf dem
Hügel mitten im Dorf liegt das schlichte Gotteshaus. Es ist
keine reiche, prächtige Kirche, wie Rudolf sie in der Stadt zu
sehen gewohnt ist, aber der grüne Turm mit dem einfachen
Kreuz zeigt ebenso bedeutungsvoll in die blaue Himmelsferne.
Sind auch die Glocken kleiner und nicht so kunstvoll ineinander
gestimmt, sie mahnen doch ebenso eindringlich zum Gebet und
entbehren auch die Fenster der farbenbunten, künstlerischen
Malerei, sie lassen doch Gottes hellen Sonnenschein in den
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Geschlecht (WdK): koedukativ
— 152 —
Süßigkeit geschenkt. So gehe ich zu Grunde, ohne jemand
Labung und Nutzen gebracht zu haben. Wie gut haben es
unsere Blumenschwestern in den Anlagen! Die sind mit Zaun
und Draht und durch grimmige Wächter vor euern barbarischen
Händen geschützt". „O verzeiht, verzeiht," flehte Thedy, und
bettete mit bebenden Händen die sterbenden Blnmenelfen be-
hutsam ins Gras neben den Weg. „Damit ihr wenigstens
einen leichten Tod auf kühlem Grunde habt. Verzeiht, ich wills
nie wieder tun!"
Von Gewissensbissen und Angst gefoltert, jagte er weiter.
Da streckte sich ein gespenstischer Arm über den Weg. „Halt,
Bube!" Thedy schrie auf. Grau und verwittert reckte sich eine
riesige Gestalt vor ihm auf, die mächtigen Glieder umhüllte
ein Gewand von braun und grünem Tuch. Ein rotes Mal
zog sich an der Seite hin, in Fetzen hing das Tuch herab und
rotes Blut sickerte zur Erde. Dumpf fühlte Thedy im Schlaf,
daß es nur ein Trugbild war, was der Traum ihm vorgaukelte,
nichts anderes als der alte Buchenbaum war die sonderbare
Erscheinung, aber er konnte dem Zauber nicht entrinnen. Ent-
setzt rief er aus: „Was ist dir geschehen? Warum blutest du?"
„Du bist schuld an meinen Wunden, du böser Geselle. Du
hast mir mit aller Kraft ein Glied meines Körpers weggerissen
zum Spielzeug deiner kindischen Laune. Weißt du nicht, daß
wir fühlen und leben wie ihr Menschen, daß jeder Zweig ein
Teil von uns ist, uns lieb und unentbehrlich, wie dir Hand,
Arm und Fuß. Auf dem Zweig, den du im Staube nachge-
schleift hast und achtlos liegen ließest, hätten sich lustige Vögel
geschaukelt, es wäre das Ziel des ersten Ausflugs für die
junge Brut gewesen, bunten Faltern, goldnen Käfern wäre er ein
willkommener Rastplatz gewesen. Nun muß er elend verderben
und ich bin schwer verletzt und der Riß brennt wie Feuer."
Kaum war das letzte Wort verklungen, beugte sich Waldgeist
Haselbusch vor. Wie Pelzmärtel sah er aus im graugrünen
Gewand, mit grauem Pelz verbrämt. Mit erhobenen Armen
und drohender Miene forschte er: „Wo verschmachten meine
Nüsse, die du gedankenlos weggezupft, trotzdem sie uoch unreif,
klein und grün und weich waren? Wie hätten die reifen Kerne
dem Eichhorn geschmeckt, wie froh hätte sie ein armer Reisig-
sammler verzehrt, wie gerne sie St. Niklans für brave Kinder
aus dem Sack geschüttelt! Wie gut haben es unsere Brüder,
die Bäume und die Büsche in den Anlagen? Ein strenges
Gesetz verpönt das Abreißen von Zweigen, Laub und Blüten,
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): München
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
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vögeln. Der kurze Schnabel, nicht so stark wie bei den aus-
schließlichen Körnerfressern, doch kräftiger wie bei Insekten-
fressern, ist geeigenschaftet, ihre Nahrung rasch aufzunehmen.
Die Lerchen leben in der Freiheit von Grasspitzen, Getreide-
körnern, Käfern, Heuschrecken, Spinnen, Schmetterlingen. Im
Käfige werden sie zunächst mit Mehlwürmern, Ameiseneiern und
gelben Rüben gefüttert."
„Warum ist sie so unruhig?" rief ein Kind.
„Das kommt daher, weil sie sich vor so vielen Kindern
fürchtet," war die Antwort. Übrigens, wußte Auguste beizu-
fügen, können die Lerchen die Gefangenschaft sehr wenig ertragen.
Sie trippeln beständig hin und her und fahren gegen die Decke,
die deshalb im Käfig auch aus Leinwand besteht, damit sie sich
den Kopf nicht verletzen. Sie meinte, eine Lerche in einen
Käfig zu sperren, sei recht grausam. Sie kann ja im Käsig
nicht mehr gegen das Firmament emporfliegen, was ihr eine
große Qual sein müsse, auch habe sie gewiß Verlangen nach
der Reise, die ihre Schwestern im Herbst antreten.
Der Herr Lehrer bestätigte die Aussage und eine kleine
Weile wurde nichts mehr gesprochen. Die Kinder schauten auf
deu kleinen Hans, dem die Lerche gehörte. Ihn selbst überkam
so etwas wie Beschämung.
Endlich zeigte Wilhelm wieder den Finger. „Ich weiß, daß
die Lerche ein sauberes Nest, das schwer zu finden ist, aus
Wurzeln und Hälmchen in kleine Bodenhöhlen oder zwischen
Stauden baut und mit welken Blättern und dürrem Grase aus-
füttert. In dasselbe legt das Weibchen sechs gelbliche oder röt-
liche, so wie die Farbe der Erde, mit Pünktchen und Flecken ver-
sehene Eier, die vierzehn Tage bald von dem Männchen, bald
von dem Weibchen bebrütet werden. Ich habe auf dem Felde
schon oft ein Lerchennest mit Eiern oder Jungen gesehen. Können
letztere das Nest verlassen, dann müssen sie schon für sich selbst
sorgen, denn das Weibchen legt bald zum zweiten Male und
dann beginnt das Brutgeschäft von neuem."
Nachdem der Herr Lehrer dem kleinen Hans zu erkennen
gab, daß er es möglich machte, daß die Kinder heute eine Lerche
besichtigen konnten, wofür ihm ein Dank gehörte, teilte Hans
sofort den festen Entschluß mit, die Lerche wieder frei zu lassen.
Der Herr Lehrer belobte ihn deshalb und die übrigen Kinder
hatten ihn nur desto lieber.
TM Hauptwörter (50): [T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel]]
TM Hauptwörter (100): [T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe]]
TM Hauptwörter (200): [T42: [Vogel Nest Junge Eier Schnabel Storch Taube Flügel Fuchs Frosch], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf]]