Die Höhen.
3
fruchtbaren Landstrich geteilt. Der westliche Teil ist bte Halle-
Leipziger Tieflandsbucht, der östliche die Dübener Heide. Die
beiden Landstriche bilden die 8. Landschaft.
Die 8 Landschaften fetzen sich demnach zusammen aus deu 2
Gebirgslandschaften Harz und Thüringer Wald, aus den 3
Hügellandschaften, von denen 2 südlich vom Harz und 1 nördlich
vom Harz liegen, ans den 3 Tieflandschaften, von denen die 1. westlich,
die 2. östlich der Elbe und die 3. zwischen Elbe und Saale liegt.
1. Das Land östlich oder rechts von der Elbe.
(Fläming.)
A. Kodeuformen.
Aufgabe: Schließe von dem Kartenbilde auf die Bodenformen und die
Bewässerung dieser Landschaft!
I. Die Höhen.
Der Fläming.
1. Beobachtungen auf der Eisenbahnfahrt von Magdeburg uach
Wittenberg.
Wir fahren mit der Eifenbahn von Magdeburg über Güterglück,
Zerbst und Coswig nach Wittenberg. Im Sw. von uns fließt der stolze
Elbstrom; im No. nähern wir uns einem Höhenzuge, an dem die Eisen-
bahn bei Coswig und Wittenberg dicht vorüberfährt. Wir entfernen uns
wieder von dem Höhenzuge, der sich nach O. zieht, während der Zug über
die Schwarze Elster nach So. dahinbraust. In welcher Richtung fährt
die Eisenbahn? In welcher Richtung erstreckt sich der Höhenzug?
2. Wie mag er heißen?
Er führt seinen Namen Fläming nach den Niederländern oder Flam-
ländern, die Albrecht der Bär hier im 12. Jahrhunderte ansiedelte. Die
fleißigen Leute aus Holland, die die sumpfigen Niederungen des Fiener
und der Wische entwässert haben, sollten auch diese Sandgegend fruchtbar
machen.
3. Wie lang, breit und hoch mag der Fläming fein?
Die Sandhügel des Flämings beginnen nordöstlich von Magdeburg und
erstrecken sich in einer Länge von 112 km (15 Meilen). Die durchschnittliche
Breite beträgt 22—37 km (3—5 Meilen). Wieviel Kilometer legst du in
einer Stunde zurück? In wieviel Stunden würdest du den Fläming der
Länge nach durchschreiten? Wieviel Stunden würdest du gebrauchen, um
ihn in der Breite zu durchwandern? Wieviel Tage stirb wohl zu einer
solchen Wanderung durch deu Fläming nötig? Aus unserer Wanderung
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Die Höhen. 5
heißen Sonnenstrahlen schätzen könnte. Die Kiefern stehen soweit aus-
einander, daß die nackten blendenden Sandflächen hindurchleuchten.
b) Bebauung.
Trotz dieser ungünstigen Bodenbeschaffenheit ist es den Bewohnern
gelungen, die Oberfläche des Flämings doch nutzbar zu gestalten. Weite
Landstrecken, die für den Ackerbau nicht brauchbar sind, hat man auf-
geforstet. An den Stellen, wo die Sandmassen dünn liegen oder
der Lehm bloßgewaschen ist, hat man den Boden umgepflügt und
tüchtig gedüngt (Kalisalze). Um Ackerkrume zu schaffen, baut man
zunächst Lupinen und pflügt sie dann unter. Der bescheidene Buchweizen,
der mit dem mageren Sandboden zufrieden ist, liefert gute Erträge. Auf
den bessereu Landflächen baut man Roggen, Gerste, Hafer, Kartoffeln
und auch Flachs. Bei der Beackerung des Bodens muß vorsichtig ver-
fahren werden. Da unter der Lehmschicht, die durchschnittlich nur */, m
stark ist, Sand und Kies liegen, so muß der Bauer seinen Pflug flach
stellen. Behend schreiten die kleinen Pferde des Flämingbauern dahin;
leicht wirft der Pflug die Erde herum. Die Beackerung des Bodens
verlangt nicht eine übermäßige Anstrengung. Die Früchte haben leider
häusig an den weniger geschützten Stellen von den rauhen Winden
zu leiden. Der Wind spielt mit dem Sande, so daß der Landmann bei
stürmischem Wetter sagt: „Mein Acker kann heute stiegen" (Flugsand).
Um die Kraft der Winde zu brechen, bepflanzt man häusig die Windseite
der Ackerstücke mit Kiefern. An den geschützten und wärmeren Stellen
des Südrandes wird sogar Wein gebaut. Da er einen etwas herben
Geschmack hat, führt er nicht mit Unrecht den Namen „Gesindewein".
In den Gegenden, in denen die Kartoffeln in großen Mengen angebaut
werden, bereitet man in den Fabriken den Spiritus und die Stärke. Die
gepreßten Kartoffelschnitte werden als Kartoffelflocken nach anderen Gegenden
versandt. Die vollständig unfruchtbaren Flächen sind in große Militär-
Übungsplätze umgewandelt worden (Jüterbog und Altengrabow bei Loburg).
6. a) Wie ist der Fläming bevölkert?
Der Ackerbau liefert infolge des sandigen Bodens nur mäßige
Erträge. Die Viehzucht ist gering, da es an großen Wiesen fehlt.
Die Waldwirtschaft (vorherrschend Kiefernbestand) beschäftigt nur einen
kleinen Teil der Bewohner. Die höhergelegenen Landstriche sind arm an
stehenden und fließenden Gewässern. Da nun der Mensch von der
Beschaffenheit seines heimatlichen Bodens abhängig ist und dieser ihm
die Gaben spärlich darbietet, so ist die Bevölkerung gering. Der
Fläming gehört zu den dünn bevölkertsten Landstrichen unserer Heimat-
Provinz (50 Einwohner auf 1 qkm). Kleine Dörfer liegen in höheren,
größere in den niederen grünumrahmten Talmulden.
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Die Niederungen. 9
und Lehm, die hier gegraben werden, Töpfe, Schüsseln, Kannen,
Flaschen und anderes braunes Geschirr hergestellt werden. Wir sehen zu,
wie die Töpfer an ihren Drehscheiben sitzen und mit Händen und Füßen
arbeiten, um den Tonmassen die gewünschten Formen zu geben. Wir
staunen über die großen Brennöfen mit den riesigen Schornsteinen. Das
viele Kiefernholz, das zum Erhitzen der Brennöfen nötig ist, liefern die
weitausgedehnten Forsten. — Wir befinden uns am Südrande eines früher
sumpfigen Landstriches, der den Namen Fiener, d. h. Bruch, führt.
a) Lage und Ausdehnung. Die längste Ausdehnung besitzt der
Fiener in der Richtung von O. (Havelseen) nach W. (Elbe). Würden
wir ihn in dieser Richtung durchwandern, so müßten wir sechs Stunden
gehen (30 km). Zu einer Wanderung von S. nach N. würden nrir
ungesähr eine Stunde gebrauchen (3—5 km). Sowohl an dem Süd-
rande (Ziesar) als auch an der Nordseite (Genthin) finden wir eine
stattliche Reihe von Dörfern, die durch gepflegte Landstraßen miteinander
verbunden sind. Zwei Chausseen, die von S. nach N. laufen, durchkreuzen
diese große Niederung. Die östliche von beiden führt den Namen „Fiener
Damm", von Friedrich dem Großen angelegt. Sie war früher die
einzige Straße, die von Brandenburg über Ziesar nach Magdeburgs
führte. Um von Ziesar nach der Nordseite des Fiener zu gelangen.
/
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_dem_Großen Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: O. Ziesar Genthin Brandenburg Magdeburgs Ziesar
Die Elbe. Die Havel. Ii
Sumpsgebiet. Wind und Wasser brachten allerlei Samen hierher. Es
bildete sich im Laufe der Jahrhunderte eine Decke von Moos und Gras;
Weiden, Erlen, Eichen wuchsen wild durcheinander. Noch heute werden
in den Torfstechereien vermoderte Baumstämme gesunden. Wenn sich im
Winter eine Eisdecke gebildet hatte, gingen die wendischen Bewohner der
anliegenden Dörfer in das Bruch und füllten dort ihr Brennholz. Wasser-
Hühner und Schwärme von wilden Gänsen und Enten belebten die Sümpfe.
Störche und Reiher fanden hier reichliche Nahrung.
s) Wie hat die Entwässerung des Fieuer stattgefunden?
Friedrich der Große sorgte für die Entwässerung dieses Sumpfgebietes.
Einen Fluß versah man links und rechts mit hohen Wällen und leitete
sein Wasser in die Havel. Für das andere Flüßchen wurde ein neues
tiefes Bett gegraben, und sein Wasser leitete man in den Plaueuschen
Kanal. Durch den Fiener zog man von W. nach O. einen tiefen Hanpt-
graben und viele Nebengräben, in die man das Wasser der übrigen Bäche
und fumpsigen Stellen leitete. Jetzt siedelten sich fleißige Lente auf den
höhergelegenen Punkten des Fiener an; es entstanden die Orte Fienrode
und Königsrode.
Auf dieselbe Weise und fast zur gleichen Zeit entwässerte man die
etwas nördlich gelegenen Sumpfgebiete, deu Trübenbruch (zwischen
Wust und Hohengören, 112 qkm) und den Stremmebruch (zwischen
den Armen des Flüßchens Stremme).
B. Die Gewässer.
a) Die Ellie.
Die Elbe hat schon einen weiten Laus hinter sich, wenn sie unser
Gebiet berührt. Sie ist bereits eiu Fluß, eiu Strom. (Hauptrichtung?)
Zahlreiche Kähne, Dampfer, und Flöße schwimmen aus ihrem Rücken (Fahr-
straße). Stromauf und -ab werdeu auf dieser grotzen Verkehrsstraße
die verschiedensten Waren befördert (f. die Abbildung auf der nächsten
Seite. Die Elbe führt bedeutende Sandmengen mit sich, die sie an
ruhigen Stellen als Sandbänke (Heger) und Sandinseln ablagert
(Baggerei). Um für die Dampfschiffe die nötige Fahrtiefe zu erhalten,
hat man Buhuen angelegt. Die Ufer sind durchweg niedrig (flach) und
werden häufig bei Hochwasser überflutet, so daß man die anliegenden
Orte und Acker durch starke Dämme (Deiche) schützen mußte. Die au-
grenzenden Felder zeichnen sich durch große Fruchtbarkeit aus (Elbaue).
Aus unserem Gebiete empfängt die Elbe keinen schiffbaren Fluß. Die
größten Wasserläufe sind die Schwarze Elster und die Jhle, fast un-
bedeutend sind die Nnte und die Ehle.
b) Die Havel.
Da, wo die Elbe das Gebiet verläßt, strömt ihr die wasserreiche
Havel zu. Diese ist auch schon ein größerer Fluß, wenn sie das Land
Jerichow berührt. Ihr Unterlauf scheidet unsere Ebene von Brandenburg.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Wilhelm_I.
Extrahierte Ortsnamen: Berlin Magdeburg Magdeburg Genthin Berlin-Magdeburg
14 1. Das Land östlich oder rechts von der Elbe.
Niederungen. Innerhalb der Stadt Burg teilt sie sich in zwei Arme,
die gewerblichen Zwecken dienstbar gemacht sind.
C. Schätze in der Tiefe.
Obwohl der Boden oben durchweg dürftig ist, so birgt er doch oft
wertvolle Schätze im Innern. In den Sumpfgebieten sticht man Torf
(Elster, Ruthe, Fiener Bruch). Dieser ist hier ein wichtiger Brennstoff für
die Armen. Aus der Tiefe holt man Braunkohlen (Liebenwerda, Roßlau)
oder gräbt feinen oder groben Ton (Belgern, Hohenleipisch, Görzke, Ziesar).
Steinbruch von Gommern und Plötzky.
Daraus brennt man das gewöhnliche braune oder irdene Geschirr (Schüsseln,
Teller, Flaschen), das ans den Meßplätzen der größeren Städte zum Kause
angeboten wird. Ferner verfertigt man wertvolles Steingut und vorzügliche
Ofenkacheln. Aus dem Lehme und der gewöhnlichen Tonerde, die man
an vielen Orten findet, brennt man in den Ziegeleien Mauer- und Ziegel-
steine. Diese bilden das gewöhnliche Baumaterial dieser felsarmen Gegend.
Merkwürdigerweise findet man hier aber auch besonders alte Kirchen ganz aus
Feldsteinen (Findlingen, Keßlingen) erbaut. Diese Gebäude stammen meist aus
einer Zeit, in der man die Schätze im Erdinnern noch nicht entdeckt hatte
und Felssteine nur mit großen Kosten und Umständen herbeischaffen konnte.
Bei Liebenwerda (Rotstem), bei Gommern und Plötzky finden wir große
Steinbrüche. Die Gesteinsmassen stehen, wie unser Bild zeigt, ziemlich
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Ortskunde. 19
sätze sind jetzt auf den Metalltüren der Schloßkirche in Bronze eingegraben. Auf
dein Marktplatze hat man dem großen Reformator und seinem Freunde 'Wdanchtljon
ein Denkmal gesetzt. In der Schloßkirche, wo beide gelehrt haben, befinden sich
ihre Grabstätten wie auch die ihrer hohen Beschützer, der Knrfürsten Friedrich
des Welsen und Johann des Beständigen. Das Nathans und die Stadtkirche sind
bemerkenswert dnrch berühmte Gemälde von Lnkas Cranach. Sein früheres
Wohnhaus ist wie das Melanchthons durch eine Gedenktafel bezeichnet. Bor dem
Elsterlore hat man anch die Stelle, wo Luther am 10. 12. 1520 die päpstliche Bulle
verbrannte, mit einer Eiche geschmückt und umgittert. Die Räume des ehemaligen
Augnsliner-Klosters dienen jetzt als Predigerseminar.
Luther- und Melanchthondenkmal aus dem Marktplatze in Wittenberge
Coswig (9). Die Umgebung ist wenig fruchtbar; die Bewohner wandten sich
daher^ hauptsächlich der Fabriktätigkeit und dem Gewerbe zu. Besonders blüht
die Wollmaren- und Tuchfabrikation. Außerdem gibt es Sägemühlen, Ziegeleien
und Töpfereien, Papier- und Zündholzsabrikeu, Braunkohleil- und Bergmehlgruben.
Das alte Schloß, in dem Luther und Mclanchthon gern und oft weilten,
dient jetzt als Strafanstalt.
Roullll (11), d. h. die Stadt in der Rossel-Ane. Die fruchtbare Umgebung wies
die Bewohner auf den Ackerbau, die günstige Lage au der Elbe und drei Eisen-
bahnen auf gewerbliche Tätigkeit hin. Die nahen Waldungen veranlaßten die
Anlage von Sägemühlen, die Tongruben die von Ziegeleien, die reichen Kartoffel-
ernten die von Brennereien und Stärkefabriken. Die bedeutendsten Anlagen sind
die Schiffbauerei (Werft) und der Peiroleumhafen, die Zitronensäure- und die
^trontianfabrik. (Die Strontianfalze finden bei der Reinignng des Zuckers und
bei der Herstellung des bengalischen Feuers Verwendung.) In dem Schlosse nimmt
häufig die herzogliche Familie Wohnung.
2*
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Johann Lnkas_Cranach
24
2. Das Land zwischen Elbe und Ohre.
so mußten die Leute das Heu aus dem Wasser herausfischen und es nach
höhergelegenen Stellen tragen. Die am höchsten gelegenen sandigen
Hügel, Horste genannt, waren mit Eichen und Buchen bedeckt; die
tiessteil Stellen bildeten Torflager.
c) Für die umliegenden Ortschaften hatte der Dröinling auch iu dieser
Gestalt gewissen Nutzen. In den Zeiten des Krieges verbargen die
Dorfbewohner ihr Vieh in den Schlupfwinkeln der Waldungen. Wer die
Fußwege nicht kannte, fand sich aus dein Wirrwarr nicht wieder heraus.
Im Sommer, wenn der Dröinling teilweise ausgetrocknet war, oder auch
im Winter, wenn das Eis die Sumpfflächen bedeckte, gingen die Dorf-
bewohner der anliegenden Ortschaften mit Beil und Säge in den Dröinling
und holten sich ihr Brennholz. Der Bauer fand dort geeignetes Nutz-
holz, um die Stiele zu Schippen, Spaten und Hacken schneiden zu können;
aus den Weiden flocht er Körbe und Kiepen. Jeder konnte von den
bescheidenen Gaben nach Herzenslust nehmen. Später wurde die Fläche
des Drömlings unter die Bewohner der Dörfer verteilt. Nach der Heu-
ernte weideten auf den Wiesen die Kuhherden; die Pserde blieben selbst
während der Nacht auf der Weide. Da die Versumpfung des Bruchs
im Laufe der Jahrhunderte immermehr zunahm, so wurde der Aufenthalt
für das Vieh gefährlich. Es brachen Viehseuchen aus, die den Wohlstand
der Drömlingsbauern sehr schädigten.
4. Auf welche Weise wurde der Drömling in ein fruchtbares
Land umgewandelt?
Friedrich der Große, der dafür gesorgt hatte, daß der Fiener ent-
wässert wurde, ordnete an, daß auch der Drömling urbar gemacht werde.
Das meiste Wasser stand in der Mitte des Drömlings, da er hier mii
niedrigsten lag. Aus welche Weise sollten nun die großen Wassermassen
abgeleitet werden? Für den Lauf der Ohre mußte ein vollständig neues
Bett gegraben werden. Das alte Flußbett war versandet und verschlammt;
die Ufer waren zerrissen; im Ohrebett lagerten dicke Stämme von Bäumen
und hemmten de» Laus des Wassers. Als die Entwässerungsarbeit im
besten Gange war, schloß der große König im Jahre 1786 seine Augen
für immer. Mit großer Freude hatte er zuvor die Worte des Berichts
gelesen: „Das Wasser rauscht heraus, und die Drömlingsgrundstücke fangen
jetzt schon an trocken zu werden." Das Werk des Königs wurde mit
großein Eifer fortgesetzt. Es wurden 38 Abzugskanäle, 17 Entwässeruugs-
graben, 16 Dämme und ebensoviel Schleusen angelegt, desgleichen 32
eiserne und hölzerne Brücken, um bequeme Übergänge zu schassen. Trotz
dieses großartigen Netzes von Entwässerungsanlagen waren die tiefliegenden
Flächen wenig zu gebrauchen. Die Menschen sanken bei der Arbeit tief
ein in die schlammigen Erdmassen; selbst leere Wagen blieben im Snmpse
stecken. Da kam der Rittergutsbesitzer zu Kunrau (der Ort liegt am
nördlichen Rande des Drömlings an der Eisenbahnstrecke Obisselde—salz-
Wedel) auf den Gedanken, in seinem Drömlingseigentum diese sumpfigen
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Die Niederungen. 27
losen . . . Der Elbdeich ist bald darauf wiederhergestellt worden. Die
Bewohner der Wische jedoch werden diese Zeit der Not nie vergessen,
auch nicht der Hilfe, die ihnen von seiten der Kgl. Negierung und wohl-
tätiger Menschen zuteil geworden ist. Gott schütze ihre Heimat! (Eine
lesenswerte Beschreibung finden wir in „Die Eldüberschwemmung der alt-
märkischen Wische im Jahre 1909". Von Maltesen, Werben-Elbe.)
2. Wie ist dieses Überschwemmungsgebiet der Elbe in früherer
Zeit für den Ackerbau gewonnen worden?
Die Elbe bildete ehemals der Havelmündung gegenüber ein großes
Sumpfland. (Überschwemmungsgebiet des alten Elbtals.) Da kamen vor
etwa 800 Jahren (um 1160) niederländische Ackerbauer und gewannen in
harter Arbeit dem Wasser ein Stück Land nach dem andern ab. Sie
deichten die Elbe ein, zogen Gräben und leiteten das Wasser zur Elbe
und zum Alandflüßchen. Der Aland sowie Der Unterlauf der Uchte und
Biese bezeichnen noch heute das alte Elbbett. So entstanden herrliche
Wiesen und Ackerflächen. Die fleißigen Einwanderer, „Kolonisten", ver-
standen aus Ton und Lehm steine zu brennen, woraus sie sich stattliche
Häuser an den hochgelegenen Stellen erbauten. Aber sie wohnten einzeln.
Jedes Gehöft war von den dazu gehörigen Äckern und Wiesen umgeben
und von einem Eichen- oder Ulmenkampe umgrenzt.
3. Wie ist der Boden der Wische beschaffen, und wie muß er
bearbeitet werden?
Der feuchte Boden besteht aus schwerem Lehm und Ton, vermischt
mit Humuserde und Elbschlick. Er ist dann fruchtbar und ertragreich,
wenn er sachgemäß bearbeitet wird. Im Frühling, wenn der Schnee
schmilzt, wenn es dazu noch viel regnet, kommt der Fußgänger auf den
schlüpfrigen Wegen und Stegen nur mit der größten Anstrengung vorwärts.
Dringt sogar das Hochwasser der Elbe durch die Deiche, so bleibt der
Acker im Frühjahr lange naß, und der Bauer muß lange warten, bis er
pflügen, eggen und säen kann. Um die feuchten Landflächen zu entwässern,
muß jedes Ackerstück einen gewölbten Rücken haben. Trotzdem steht in
nassen Jahreszeiten selbst zur Zeit der Ernte noch das Wasser in den
tieferliegenden Furchen. Um den dichten „Kleiboden" umzupflügen, müffen
oft mehr als zwei Paar Pferde vor einen Pflug gespannt werden. Der
zähe Boden eines frischgepflügten Ackers besteht aus lauter einzelnen
Zusammenhängenden Erdwällen. Zur trockenen Jahreszeit wird dann
dieser Boden hart und bekommt große Risse und Sprünge, so daß er
fchwer zerkleinert werden kann. Gefrieren die Erdschollen im Winter,
kommt zur rechten Zeit im Frühjahr ein Regen, so zerbröckeln die
großen Erdmassen und fallen auseinander. Diese Zeit benutzt der
Landmann sehr gern, um seinen Acker zu eggen, um dann den Samen
hineinstreuen zu können.
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Die Niederungen. 29
nimmt seine Abwässer aus. An ihren Ufern breiten sich große Wiesen-
flächen und fruchtbare Äcker aus. An welchen Städten fließt die Ohre
vorüber? Bei — verläßt die Ohre ihre Hauptrichtung und wendet sich
nach —.
2. Ter Tanger. Der Tanger mündet nach kurzem Laufe bei Tanger-
münde in die Elbe. Das Tangerwasser ist sehr eisenhaltig. Den Unter-
lauf und die Mündung des Tangerslüßchens hat man zu einem Winter-
Hafen erweitert.
3. Der Aland hat seine Quelle dicht an der Elbe nahe der ^>tadt
Werben. Warum fließt er nicht sogleich in die Elbe? Der Aland ver-
-einigt sich unterhalb der Stadt — mit der Biese, nachdem diese rechts die
Uchte und links die Milde aufgenommen hat. Von feiner Mündung bis
Seehausen kann der Aland von kleinen Kälmen befahren werden. In der
Niederung zwischen Aland und Elbe dehnt sich die fruchtbare Wische aus.
4. Tie Zeetze. Die Quelle liegt im südlichen Teile des Gebietes.
Ihr eilen zwei Nebenflüßchen und ein Abflußgraben vom Arendsee zu.
Die Zeetze kann von der Elbe aus bis Salzwedel mit kleinen Kähnen
befahren werden.
5. Der Arendsee, d. h. Adler-See. Er hat 11 km Umfang und
ist 49 1/2 m tief. Seine mittlere Tiefe übertrifft die aller norddeutschen
Seen. Jin S.w. und N. sind seine User hoch und mit altem Eichen-
Wälde umrahmt. Am hohen Süduser liegt das Städtchen Arendsee. Der
See ist sehr fischreich und wirft bei stürmischem Wetter nicht selten Bern-
stein aus. Nur bei sehr strenger Kälte friert er zu.
0. Schätze in der Tiefe.
Die Altmark ist sehr arm an unterirdischen Schätzen. Die wichtigsten
Stoffe, die hauptsächlich längs der Elbe gewonnen werden, sind Ton-
und Ziegelerde. Die daraus hergestellten Mauersteine bilden daher das
gewöhnliche Baumaterial. Vou besonderer Bedeutung ist der Mergel, der
au den Zichtaner Bergen bei Wiepke gewonnen und als Düngemittel
benutzt wird. Torf wird nur noch wenig gestochen, ebenso Naseneisenstein.
Dieser scheidet sich auf den sumpfigen Wiesen des Tangerslüßchens vom
Wasser. Die seinetwegen angelegte Eisengießerei Tangerhütte verarbeitet
jetzt hauptsächlich Eisenerze, die auf der Wasserstraße und der Eisenbahn
billiger herbeigeschafft werden. Am Fuße des „Kalkberges" bei Calbe n/M.
fjat man auf der „Salzwiese" ein mächtiges Lager von reinem Steinsalz
erbohrt, aber bis jetzt noch nicht abgebaut. Auch bei Neuhaldensleben ist
Salz erbohrt.
I). Übersicht «der die Beschäftigung der Sewohner.
Die Hauptbeschäftigung der Bewohner dieses Gebietes ist Acker-
bau und Viehzucht. Aus dem sandigen Boden sind Roggen und
Kartoffeln die Hauptfrüchte; wo Lehm vorherrscht, gedeihen auch Weizeu,
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