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1. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 35

1911 - Magdeburg : Creutz
Sagen, 35 einem Male der wüste Lärm in schallendes Gelächter, denn ein Ratsherr hatte auf eine Tafel in großen Lettern geschrieben: „Der Roland foll stehen bleiben, wir wollen ihn nur nicht länger haben, weil er uns schon lang genug ist!" Damit war das Mißverständnis aufgeklärt. Die guten Bürger sahen, daß sie von dem ver- meintlichen Künstler arg genasführt waren. Kein Wunder also, daß sich ihr Unmut gegen ihn wandte. Als sie den Schalk griffen, steckten sie ihn zur Strafe in den Wendenturm, Im Nu aber entwich er mit einem Hohngelächter: und jeder wußte nun, daß der vermeintliche Künstler der leibhaftige Teufel gewesen war. Der Rolaud war in der früheren Zeit für die Stadt Stendal das Zeichen der eigenen Gerichtsbarkeit. Die im Jahre 1525 am Rat- hause errichtete Stein- figur gehört zu den größten, die wir besitzen. Der gewaltige Körper ruht auf starken Beinen, dessen Waden stärker sind als der Brustumfang eines kräftigen Mannes, Durch den schweren Pan- zer wird der Körper ge- schützt. Die erhobene rechte Hand hält das 4 m lange Schwert, das Werkzeug des strafenden Rechts; die linke Hand umfaßt den Schild mit dem brandenburgischen Adler, das Sinnbild des Schutzes. So er- innert der Roland an die frühere Größe und Selbst- ständigkeit der Stadt Stendal. Der Roland am Rathaus in Stendal. 2. Der wunderbare Ring im Schlosse zu Calbe a. M. In einer Nacht erschien der Schloßherrin eine Frauengestalt mit einem Lichte und flehte sie an um Hilfe und Beistand bei einer Kranken, Als die Edelfrau ein- willigte, bat die Erscheinung, von der Kranken weder Essen noch Trinken noch irgend ein Geschenk anzunehmen, da sonst Unglück über das Schloß und die Familie kommen würde. Die Herrin tat nach dem Gebote, und die Kranke wurde wieder gesund. Da kam eines Tages der Mann der Kranken und überreichte der Schloßherrin eine Schüssel mit gemünztem Golde. Doch die Herrin dachte an das Gebot der Er- 3*

2. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 84

1911 - Magdeburg : Creutz
84 Der Harz. Sagt vom Ilsenstein. Als noch der Jlsenstein und der Westernberg eine zusammenhängende Fels- masse bildeten, stand ans dem Jlsensteine das prächtige Schloß des Königs Jsung. Hier wohnte die schöne Prinzessin Ilse. Zum Arger der bösen Zauberin im Tale zogen viele stattliche Ritter auf den Jlsenstein- aber von ihrer häßlichen Tochter Trnte wollte keiner etwas wissen, obwohl diese das köstlichste Geschmeide, Gold und Edelsteine die Fülle besaß. Als einst der Ritter Rolf die Zauberin um den zum Jlsenstein fragte, bat Trute die Mutter, den Ritter zu bezaubern, daß er bei ihnen bliebe. Das gelang der Hexe auch. Allein nach einiger Zeit entrann Rolf ihnen doch und kam glücklich auf den Jlsenstein. Die Schönheit der Prin- zessin Ilse und die Gast- frenndfchaft des Königs fesselten ihn so, daß er gern im Schlosse blieb. Ja, der alternde König nab ihm seine Tochter Ilse zur Gemahlin. Darüber entbrannte der Haß der Zaubcriu, und sie trachtete nach Rache. In der Walpurgis- nacht gewann sie den Beistand des Teufels und fandte ungeheure Wassermassen vom Brocken gegen Jsungs Schloß. Die donnern- den Wogen unterwühl- ten den Felsen, bis er mit dem Schlosse zu- sammenstürzte. Rolf und Jsung kamen elend nm, nur Ilse rettete sich auf den Felsen, der jetzt das .Kreuz trägt. Dort irrt sie seitdem umher und sucht ihren Gemahl. Wer sie erlösen will, innß ihr in der Geister- Jliemlle nn Harz. stunde des 1. Mai be- stimmte Waldblumen bringen. Wehe aber dem, der sie neckt oder iin Bade belauscht, den verwandelt sie in eine altersgraue Tanne am steilen Bergabhange. 3. Der Zlnterhar;. Der Unterharz ist die Fortsetzung der Hochebene des Oberharzes nach So. etwa bis zur Harzwipper. Er ist einförmig, von Flußtälern zer- schnitten und geht allmählich in das Flachland über. Der Unterharz

3. Die Heimat - S. 36

1899 - Leipzig : Degener
— 36 — und Mihla, zeigt unter allen Zügen die meisten Lücken und endigt am Saalknie bei Rudolstadt. Dazu gehören die zwischen Hörsel und Nesse liegenden kahlen Hörselberge,*) die nach Süden schroff zum Thale abfallen. An dieser Seite des großen Hörsel- berges ist das Hörselloch, eine Kalkspalte, welche 20 m lang ist, in der Breite zwischen 0,5 und 1,2 m wechselt und nirgends so hoch ist, daß ein Mann auf- recht darin stehen kann. Die zu Millionen in dieser Spalte umherschwirrenden Mücken verursachen eigentümliche Töne, die sich wie ferner Gesang vernehmen lassen, und das dürfte wohl die täuschende Ursache dafür gewesen sein, daß man Liederstimmen und Mädchengekicher aus dieser Spalte zu vernehmen glaubte und sonach dort die Residenz der Frau Venus, der gefährlichen Zauberin des Mittelalters, gefunden haben wollte. So ist diese Stelle ein Sagenmittelpunkt geworden. Vom Hörselberge aus beginnt die wilde Jagd ans dreibeinigen Pferden, mancher Mann das Gesicht auf dem Rücken oder den Kopf unterm Arm. Dem wilden Heere voraus zieht der getreue Eckart mit weißem Stabe in der Hand und mahnt die Begegnenden, sich niederzuwerfen, die Jagd nicht zu seheu und den Lärm vorüberbrausen zu lassen. Auch der edle Tannhäuser, ein Ritter aus Franken, kam nach aben- tenerlichen Zügen hier vorbei und erlag den Lockungen der Frau Venns im Hörselberge. (cf. R. Wagners romantische Oper „Tannhäuser".) Jenseits der Unterbrechung bei Gotha erhebt sich der Seeberg, ein 410 m hoher, welliger und schmal gestreckter Waldrücken mit vorzüglichen Sandsteinbrüchen (Liassandstein) und herrlicher Aussicht. Nach der Eiusenkung der Apselstedt folgen die Berge der „Drei Gleichen", welche inselartig aus der Ebene aufsteigen. (Gleichen, Mühlberg, Wachsenburg, schöne kegelförmige Berge mit alten Burgen, von denen die gothaische Wachsen- bürg am besten erhalten ist.) Der am weitesten nach Norden vorgeschobene Kegel unweit Wandersleben trägt die Ruine der Burg Gleiche::, als Schauplatz lieblicher Sage bekannt. Ein Graf von'gleichen verlies; das treue Weib, nahm an einem Kreuzzuge teil, fiel in die Hände der Ungläubigen und wurde nach jähre- langer Gefangenschaft durch die Liebe einer Sultanstochter befreit; dafür wollte sie ihm als Gattin angehören. Der Papst segnete den so ungewöhnlichen Doppelbund; von der Burg Gleichen kam an der Stelle, die noch jetzt Freudenthal heißt, die erste Frau liebend und zustimmend den An- kommenden entgegen. (Diese Sage ist mit Recht angezweifelt. Im Dome zu Erfurt sieht man den Grabstein des Grafen von Gleichen, der auf demselben zwischen seinen beiden Frauen dargestellt ist; doch hat er sie wohl nacheinander, nicht zugleich gehabt.) Jenseits der Gera, die hier den Planeschen Grund durchfließt, setzen die Reinsberge den Höhenzug fort, und jenseits der Ilm stellen die letzten Höhen dieses Zuges die Verbindung mit der Jlmplatte her. I)) An das Eichsfeld schließt sich zwischen Werra und der obern Unstrnt der 2. Höhenzug, der mit dem Waldgebirge des Hainich (in der Höhe von 518 in) beginnt. Daran setzen sich die Hartberge, welche die flachgewölbte Wasserscheide zwischen Unstrnt und Nesse bilden; dann erhebt sich der Höhenzug wieder höher in der Fahnerschen Höhe und geht bis zur Gera nach Erfurt, wo die äußersten Ausläufer den Petersberg und die Cyriaksburg tragen. Auf der rechten Seite des Geradurchbruchs erhebt sich der Steiger (380 in), ein vielbesuchter Wald. *) Hörselberge nach dem Flusse Hörsel bezeichnet; ahd. liorsc = schnell, aha =. Wasser, also schnelles Wasser, schneller Fluß.

4. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 39

1914 - München : Oldenbourg
— 39 — wer sein Weib außer dem Adel nahm,,, wer einem das Seine beschädigte, wer außerehelich geboren war, wer als Adeliger Kaufmannschaft wie ein Bürgerlicher trieb, wer nicht beweisen sonnte, daß er oder seine Litern turnierten. wer gegen eines oder mehrere der vorgeschriebenen Stücke verstößt, dessen Roß und Zeug soll verloren und verfallen sein, auch soll er von 'allen Fürsten, Grafen, Rittern und Knechten, Frauen und Jungfrauen verachtet und verschmäht werden. Richt wenige tiaf dieses Los. Laut ertönt pausen» und Trompetenschall. Die Turnierteilnehmer, die erst eine Messe angehört haben, nahen im festlichen Zuge. Die turnierenden Ritter tragen die Lisenrüstung. Aus Ringen bestehende Lisen-hosen decken die Beine, die aus (Eifenringen kunstvoll geflochtene Brünne, die wie Silber glänzt und Ärmel, Handschuhe und Kapuze besitzt, schützt die Brust. Darüber wird der ärmellose Waffenrock als Prachtkleid aus kostbarem Stoff gezogen. Um den Leib ist das zweischneidige Schwert gegürtet, am linken Arm hängt der mit (Bauplatten beschlagene dreieckige Schild, auf den das Wappen des Ritters gemalt ist. Kopf und Hals werden von dem großen Turnierhelm bedeckt; über das Gesicht fällt das visier herab; den Helm schmückt die Zimier. )n der Rechten ruht die starke Turnierlanze. Die Schranken öffnen sich; die Ritter reiten in die Bahn und halten einen feierlichen Umzug. Dann ordnen sich die Scharen auf zwei Parteien. Auf ein Zeichen stürzen die geharnischten Männer in voller Karriere aufeinander los. Die gepanzerten Streithengste wiehern vor Kampfeslust. Trompeten schmettern. Schilde klirren. Lanzen splittern. Dazwischen tönt der Schmerzensschrei der verwundeten und das Stöhnen der vom Rosse Gestürzten ruft die Knappen herbei, welche die Gefallenen aus dem Kampfe bringen. Die Sieger erhalten nach (Einstellung der Feindseligkeit die ausgesetzten preise. Auch Linzeikämpfe finden statt, tvobei^die Gegner mit dem stumpfen Speere in wuchtigem Zusammenprall einander aus dem Sattel zu heben suchen. — Das ritterliche Spiel ist zu (Ende. Bei der preisverteilung gibt die Frau von Henneberg den Dank dem Grafen Heinrich von Fürstenberg von den Schwaben, die Frau von weinsberg Herrn Thesserus von Fraunhofen von den Bayern, die Frau von Schwarzenberg Bleickher Landschadt von den Franken, die Frau von Lichtenstein Hanns von Fersheimb von den Rheinländern, wenn die schönen Tage vorüber sind, verlassen die Ritter die gastliche Stadt und ziehen heim in die einsame Burg auf Bergeshöhe. Dort erzählen sie noch lange den )hren vom Stechen zu Würzburg.

5. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 38

1914 - München : Oldenbourg
— 38 — sammelten sich die älteren Ritter, die nicht mehr an den Spielen teilnahmen, die edlen Frauen, die hohen Herren des fürstlichen Hofes und der Stadt. Die Zulassung zum Stechen war nach einer Turnierordnung geregelt, die von der fränkischen Rittergesellschaft der Fürspanger entworfen worden war. Aus derselben seien einige Bestimmungen auszugsweise wiedergegeben. V Don der Kleidung. (£5 sollen Ritter und Knechte keine güldene Decke und der Gemeine vom Adel keine Decke und keinen wappenrock von Samt, Damast oder Atlas führen. Eine jegliche Frau oder Jungfrau habe nicht über vier Röcke, mit denen sie sich schmücken will, von diesen seien nicht mehr als zwei von Samt. wer diese Vorschrift nicht einhält, soll des Dankes und der Dortänze beraubt sein. 2. Von der Rüstung. Das Schwert soll drei bis vier Finger breit und vornen an der Spitze in derselben Breite stumpf abgeschliffen sein, daß es weder steche noch schneide. Dieses Schwert soll jeder mit seinem Kleinod zur Prüfung tragen lassen. Die Klinge sei drei Spannen lang. An Zaum, Zügel, Sattel oder Steigleder darf kein (Eisen angebracht sein, das im Turnier gefährlich werden könnte, wenn man zum Turnierbeginn bläst, mag jeder sein Schwert ziehen und gegen das Kleinod seines Turniergenossen hauen, sonst soll er es aber nicht gebrauchen. Andere Waffen habe keiner dabei. Der Kolben sei an der Spitze daumendick, hänge an einer Kette und dürfe keinen Nagel haben. Niemand darf im Sattel befestigt sein. Schild und Krone muß jeder unverdeckt führen. Ein Fürst soll vier, ein Graf oder Herr drei, ein Ritter zwei Knechte haben, ein (Edelmann einen Knecht. 3. wer nicht ins Turnier gehöret. Nicht zum Turnier darf zugelassen werden, wer einen falschen Eid geschworen hat, wer im Feldgefängnis meineidig worden war, wer sein Handgelübde auf Brief und Siegel nicht hielt, wer vom Heerhaufen des Herrn oder Freundes flüchtete, wer Frauenehre nicht achtete, wer als Wucherer bekannt war, wer Straßenraub, Mord oder i)errat verübte, wer Kirchen zerstörte, wer Ketzerei trieb, wer des Ehebruchs überführt war,

6. Geschichte für Mittelschulen und ähnliche Lehranstalten der Provinz Sachsen - S. 6

1903 - Wiesbaden : Behrend
6 erstern ist Poseidon. Auf einem mit Rossen bespannten Wagen fhrt er der bte Wellen, und sein Dreizack erschttert mit gewaltigem Stoe die Erde Er hat zahlreiche Untergtter. Im finstern Reiche der Unterwelt, wohin fem Lichtstrahl dringt, und aus dem es fein Entrinnen giebt, herrscht Pluton der die Schatten der Abgeschiedenen. Der Fhrmann Charon geleitet sie der den Styx, und das Tor bewacht der vielfpfige Hllenhund Cerberus, Aus diesem Reiche der Finsternis steigen auch die schlangen-haarigen Rachegttinnen, die Erinyen oder Eumenlden, heraus, wenn es gilt, eine verborgene Freveltat ans Licht zu bringen. Auerdem verehrte man noch die Heroen oder Halbgtter. Als Menschen geboren, doch wohl auch mit den Gttern verwandt, wurden sie wegen ihrer Verdienste unter die Himmlischen versetzt. Die bedeutendsten waren H era f les und Theseus. Den Sagen von ihren gewaltigen Taten liegt die Vorstellung zu grnde, da es einer ungeheuren Arbeit beburft hat, bis das ursprnglich wilbe Land wohnlich wrbe, und bis feine von Haus aus rohen Bewohner sich zur staatlichen Orbnung aufschwangen. Mit dem Wachsen der Bildung veredelte sich bei den Griechen auch die Vorstellung von den Gttern. Diese machen sich bald nicht mehr mit den Menschen gemein und folgen nicht mehr ihren Launen, sondern sie lenken die Geschicke der Sterblichen nach edlen Grundstzen; sie werden gerechte Götter. Wohl kann man sie sich durch Opfer, Gelbde und Gebete geneigt machen, aber unbillige Wnsche erfllen sie nicht. Die Griechen glaubten auch die Lieblingspltze der Götter zu kennen. Dort er* bauten sie ihnen Tempel, die ihre Wohnungen sein sollten und darum mglichst prchtig ausgestattet wurden. Die griechischen Tempel sind so die hervorragendsten Bauwerke des Altertums geworden. b) Die Orakel. Eine groe Rolle spielten im Leben der Griechen die Weissagesttten, die Orakel, allen voran das des Apollo zu Delphi. Aus einer Felsenspalte drangen Schwefel-dmpfe hervor. Aus einen Dreifu wurde der dieselben eine jungfruliche Priesterin, die Pythia, gesetzt. Von ihnen betubt, stie sie allerhand Worte hervor, welche die Priester in Verse brachten. Staaten und einzelne Personen, sogar auswrtige Fürsten holten sich dort in schwieriger Lage Rat. Meistens war der Bescheid zweideutig und mute es sein, sollte nicht das Ansehen des Gottes gefhrdet werden. Die Priester standen mit den bedeutendsten Staatsmnnern in Verbindung. Sie haben viel Gutes gewirkt, gelegentlich aber sind sie auch entgleist und fr die Feinde des Volkes eingetreten. Wer das Orakel in Anspruch nahm, stiftete ein Weihgeschenk. Ungeheure Reichtmer sind so in den Schatz-huseru des Heiligtums aufgespeichert worden. 4. Festspiele. Die Griechen waren ein kriegerisches Volk und hatten infolgedessen groe Freude an krperlichen bungen, auch weil diese den Leib verschnen. In den Gymnasien lagen sie ihnen tglich ob und brachten es darin zur hchsten Vollkommenheit. Den Gttern zu Ehren wurden groartige Wettkmpfe veranstaltet,

7. Geschichte für Mittelschulen und ähnliche Lehranstalten der Provinz Sachsen - S. 123

1903 - Wiesbaden : Behrend
123 frhen Morgen durch den Ruf seines Hornes den anbrechenden Tag. Nun wird es im Burghofe lebendig, die Dienstmannen und Knappen gehen an ihr Tagewerk; aus dem tiefen Burgbrunnen im Hofe, der auf steilem Berge bis zur Sohle des Flusses hinabreicht, wird Waffer emporgewunden und dann das Vieh versorgt. Inzwischen haben sich auch die andern Burgbewohner erhoben, und nach dem Frhstck ziehen alle in die Burgkapelle, um der Messe des Burgkaplans bei-zuwohnen. Darauf macht der Burgherr einen Umgang, um die Knechte und Knappen bei ihrer Arbeit zu berwachen, oder er mustert sein Waffenzimmer, während die Burgfrau im Frauenhause schaltet. Hier spinnen die Mgde und die Tchter der Hrigen unter Aussicht der Herrin Flachs und Wolle, weben und machen Kleider fr Männer und Frauen. Die Mahlzeiten wurden im Saale des Herrenhauses eingenommen. Abenbs nach dem Essen begaben sich alle zeitig zur Ruhe, Abwechselung brachten bte Freuden der Jagd in den wilbreichen Wlberrt ober der Besuch befreunbeter Familien. Ab und zu erschien zur Freube aller auch ein Minnesnger, der von Burg zu Burg zog und in seinen Liedern sang von Lenz und Liebe, von sel'ger, goldner Zeit, von Freiheit, Mnnerwrde, von Treu' und Heiligkeit". 4. Die Turniere. Das liebste Vergngen der Ritter bildeten die Turniere, zu denen sie von weit und breit herbeieilten. Der Turnierplatz war von Schranken umgeben, hinter denen das Volk stand; die Fürsten und die Edelfranen saen auf erhhten Schaubhnen. Unter Trompetengeschmetter sprengten die Ritter, vom Kopf bis zu den Fen in Eisen gehllt, in die Schranken. Das Gesicht wurde durch das herabgelassene Visier verdeckt; um sich kenntlich zu machen, schmckte man den Schild mit einem Wappenzeichen (einem Lwen, Adler u. ct.); die Helmzier stimmte zu diesem Wappenzeichen. Mit eingelegter Lanze strmten nun die Ritter paarweise aufeinander los. Der eine suchte den andern vom Rosse zu werfen oder wenigstens seine Lanze an dem sthlernen Brustharnisch des Gegners zu zersplittern. Beides galt als Sieg. Nach dem ersten Kampfpaare folgte das zweite, und so ging es fort. Oft rangen auch ganze Scharen von Rittern mit ein-ander, und stundenlang wogte ein heier Kampf hin und her. Wer die meisten Ritter berwunden hatte, erhielt als Sieger aus den Hnden der vornehmsten Dame den Preis: einen silbernen Kranz, ein Schwert, eine goldene Kette ober ein sonstiges Kleinod. An das Turnier schlo sich des Abends ein groes Fest. Berhmt waren die glnzenden Turniere der Wettiner zu Nordhaufen und Merseburg. Mancher Ritter aber, der frhlich zum Kampfe gezogen war, wurde tot oder schwer verwundet in die Herberge zurckgetragen; bei einem Turnier in Neu sollen viele Ritter durch Hitze und Staub erstickt sein. 5. Die Ritterorden. Segensreich war die Wirksamkeit der geistlichen Ritterorden, die zur Zeit der Kreuzzge entstanden. Es sind der Johanniterorden, der Templerorden und der Deutsche Ritterorden. Die Mitglieder legten die Gelbde des Gehorsams, der Ehelosigkeit und der Armut ab und stellten sich auer-dem die Aufgabe, Kranke zu pflegen und gegen die Unglubigen zu

8. Geschichte für Mittelschulen und ähnliche Lehranstalten der Provinz Sachsen - S. 118

1903 - Wiesbaden : Behrend
118 aber seine Macht war bald gebrochen; auf dem Frstentage zu Erfurt warf er sich dem Kaiser zu Fen und bat um Gnade. Unter Trnen hob ihn Friedrich auf mit den Worten: Du bist das eigene Werkzeug deines Falles!" Seine braunschweigisch-lne-burgischen Hausgter erhielt er jetzt zurck, aber er mute auf Verlangen seiner furchtbar erbitterten Feinde fr drei Jahre Deutsch-land verlassen. Er ging nach England zu seinem Schwiegervater, dem dortigen König; seine Nachkommen haben in Hannover bis 186.6, in Braunschweig bis 1885 geherrscht und regieren noch heute in England. 8. Das groe Reichsfest zu Mainz. 1184. Als Friedrich nun noch mit den lombardischen Stdten einen dauernden Frieden schlo, stand er auf der Hhe seiner Macht und beschlo, den all-gemeinen Frieden durch ein Reichs fest zu feiern, das an Glanz und Pracht unbertroffen dastehen sollte. Zu Pfingsten 1184 versammelten sich auf seine Einladung zu Mainz alle geistlichen und weltlichen Fürsten Deutschlands mit glnzendem Gefolge. der 40000 Ritter waren erschienen, dazu kamen unzhlbare Scharen Volkes. Aus Italien, Spanien, Frankreich und England erschienen Gesandte, um Friedrichs Gre und Macht zu bewundern. Die Stadt Mainz konnte die Volks-menge nicht fassen; deshalb hatte der Kaiser in der Ebene zwischen Rhein und Main Tausende von Zelten ausschlagen lassen, die sich wie eine Stadt ausdehnten. Fr alle diese Gste wurden Lebensmittel und Wem herbeigeschafft, und er bewirtete sie drei Tage lang aufs herrlichste. berall herrschte hohe Lust und Freude; auch Knstler und Dichter verherrlichten den Jubel des Festes. Prchtige Ritterwettkmpfe (Turniere, f. S. 123) wurden abgehalten, und der Kaiser nahm mit seinen Shnen selbst daran teil. Den zwei ltesten Shnen, die sich in den Waffenspielen vor allen andern auszeichneten, erteilte er feierlich den Ritterschlag. Noch lange lebte dieses einzig-artige Fest im Wonnemonat Mai durch Sang und Klang im Volke fort. 9. Friedrichs Friedenszug nach Italien. Von Mainz begab sich Friedrich noch einmal nach Italien, aber diesmal in friedlicher Absicht. Er wollte seinen ltesten Sohn Heinrich mit der Erbin des Knigreichs Neapel ver-mahlen. Die Mailnder luden ihn ein, die Hochzeit bei ihnen zu halten. Mit Jubel wurde der Kaiser jetzt berall empfangen, und die Mailnder konnten sich in Ehrerbietung und Entgegenkommen nicht genug tun. 10. Friedrichs Kreuzzug und Tod. Am Abend seines Lebens verbreitete sich die Kunde von dem Falle Jerusalems. Da stellte sich der greise Held an die Spitze eines trefflich gersteten Heeres und zog nach dem Morgenlande. In den Wsten von Kleinasien rafften Hunger und Durst viele Menschen und Pferde dahin; unaufhrlich brachen die leichten trkischen Reiter aus den Bergschluchten her-vor. (Schwbische Kunde", von Uhland.) In einem verzweifelten Kampfe gegen die Hauptmacht der Trken blieben die Christen Sieger, und nun glaubten sie, alle Gefahr berstanden zu haben. Aber der
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