Sagen, 35
einem Male der wüste Lärm in schallendes Gelächter, denn ein Ratsherr hatte auf
eine Tafel in großen Lettern geschrieben: „Der Roland foll stehen bleiben, wir
wollen ihn nur nicht länger haben, weil er uns schon lang genug ist!" Damit war
das Mißverständnis aufgeklärt. Die guten Bürger sahen, daß sie von dem ver-
meintlichen Künstler arg
genasführt waren. Kein
Wunder also, daß sich ihr
Unmut gegen ihn wandte.
Als sie den Schalk griffen,
steckten sie ihn zur Strafe
in den Wendenturm, Im
Nu aber entwich er mit
einem Hohngelächter: und
jeder wußte nun, daß der
vermeintliche Künstler der
leibhaftige Teufel gewesen
war.
Der Rolaud war
in der früheren Zeit für
die Stadt Stendal das
Zeichen der eigenen
Gerichtsbarkeit. Die
im Jahre 1525 am Rat-
hause errichtete Stein-
figur gehört zu den
größten, die wir besitzen.
Der gewaltige Körper
ruht auf starken Beinen,
dessen Waden stärker sind
als der Brustumfang
eines kräftigen Mannes,
Durch den schweren Pan-
zer wird der Körper ge-
schützt. Die erhobene
rechte Hand hält das 4 m
lange Schwert, das
Werkzeug des strafenden
Rechts; die linke Hand
umfaßt den Schild mit
dem brandenburgischen
Adler, das Sinnbild
des Schutzes. So er-
innert der Roland an die
frühere Größe und Selbst-
ständigkeit der Stadt
Stendal. Der Roland am Rathaus in Stendal.
2. Der wunderbare Ring im Schlosse zu Calbe a. M.
In einer Nacht erschien der Schloßherrin eine Frauengestalt mit einem Lichte
und flehte sie an um Hilfe und Beistand bei einer Kranken, Als die Edelfrau ein-
willigte, bat die Erscheinung, von der Kranken weder Essen noch Trinken noch irgend
ein Geschenk anzunehmen, da sonst Unglück über das Schloß und die Familie kommen
würde. Die Herrin tat nach dem Gebote, und die Kranke wurde wieder gesund.
Da kam eines Tages der Mann der Kranken und überreichte der Schloßherrin eine
Schüssel mit gemünztem Golde. Doch die Herrin dachte an das Gebot der Er-
3*
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84 Der Harz.
Sagt vom Ilsenstein.
Als noch der Jlsenstein und der Westernberg eine zusammenhängende Fels-
masse bildeten, stand ans dem Jlsensteine das prächtige Schloß des Königs Jsung.
Hier wohnte die schöne Prinzessin Ilse. Zum Arger der bösen Zauberin im Tale
zogen viele stattliche Ritter auf den Jlsenstein- aber von ihrer häßlichen Tochter
Trnte wollte keiner etwas wissen, obwohl diese das köstlichste Geschmeide, Gold
und Edelsteine die Fülle besaß. Als einst der Ritter Rolf die Zauberin um den
zum Jlsenstein fragte, bat Trute die Mutter, den Ritter zu bezaubern, daß
er bei ihnen bliebe.
Das gelang der Hexe
auch. Allein nach einiger
Zeit entrann Rolf ihnen
doch und kam glücklich
auf den Jlsenstein. Die
Schönheit der Prin-
zessin Ilse und die Gast-
frenndfchaft des Königs
fesselten ihn so, daß er
gern im Schlosse blieb.
Ja, der alternde König
nab ihm seine Tochter
Ilse zur Gemahlin.
Darüber entbrannte der
Haß der Zaubcriu, und
sie trachtete nach Rache.
In der Walpurgis-
nacht gewann sie den
Beistand des Teufels
und fandte ungeheure
Wassermassen vom
Brocken gegen Jsungs
Schloß. Die donnern-
den Wogen unterwühl-
ten den Felsen, bis er
mit dem Schlosse zu-
sammenstürzte. Rolf
und Jsung kamen elend
nm, nur Ilse rettete
sich auf den Felsen,
der jetzt das .Kreuz
trägt. Dort irrt sie
seitdem umher und
sucht ihren Gemahl.
Wer sie erlösen will,
innß ihr in der Geister-
Jliemlle nn Harz. stunde des 1. Mai be-
stimmte Waldblumen
bringen. Wehe aber dem, der sie neckt oder iin Bade belauscht, den verwandelt
sie in eine altersgraue Tanne am steilen Bergabhange.
3. Der Zlnterhar;.
Der Unterharz ist die Fortsetzung der Hochebene des Oberharzes nach
So. etwa bis zur Harzwipper. Er ist einförmig, von Flußtälern zer-
schnitten und geht allmählich in das Flachland über. Der Unterharz
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— 36 —
und Mihla, zeigt unter allen Zügen die meisten Lücken und endigt am Saalknie
bei Rudolstadt.
Dazu gehören die zwischen Hörsel und Nesse liegenden kahlen Hörselberge,*)
die nach Süden schroff zum Thale abfallen. An dieser Seite des großen Hörsel-
berges ist das Hörselloch, eine Kalkspalte, welche 20 m lang ist, in der Breite
zwischen 0,5 und 1,2 m wechselt und nirgends so hoch ist, daß ein Mann auf-
recht darin stehen kann.
Die zu Millionen in dieser Spalte umherschwirrenden Mücken verursachen eigentümliche
Töne, die sich wie ferner Gesang vernehmen lassen, und das dürfte wohl die täuschende Ursache
dafür gewesen sein, daß man Liederstimmen und Mädchengekicher aus dieser Spalte zu vernehmen
glaubte und sonach dort die Residenz der Frau Venus, der gefährlichen Zauberin des Mittelalters,
gefunden haben wollte. So ist diese Stelle ein Sagenmittelpunkt geworden. Vom Hörselberge
aus beginnt die wilde Jagd ans dreibeinigen Pferden, mancher Mann das Gesicht auf dem Rücken
oder den Kopf unterm Arm. Dem wilden Heere voraus zieht der getreue Eckart mit weißem Stabe
in der Hand und mahnt die Begegnenden, sich niederzuwerfen, die Jagd nicht zu seheu und den
Lärm vorüberbrausen zu lassen. Auch der edle Tannhäuser, ein Ritter aus Franken, kam nach aben-
tenerlichen Zügen hier vorbei und erlag den Lockungen der Frau Venns im Hörselberge. (cf. R.
Wagners romantische Oper „Tannhäuser".)
Jenseits der Unterbrechung bei Gotha erhebt sich der Seeberg, ein 410 m
hoher, welliger und schmal gestreckter Waldrücken mit vorzüglichen Sandsteinbrüchen
(Liassandstein) und herrlicher Aussicht.
Nach der Eiusenkung der Apselstedt folgen die Berge der „Drei Gleichen",
welche inselartig aus der Ebene aufsteigen. (Gleichen, Mühlberg, Wachsenburg,
schöne kegelförmige Berge mit alten Burgen, von denen die gothaische Wachsen-
bürg am besten erhalten ist.)
Der am weitesten nach Norden vorgeschobene Kegel unweit Wandersleben trägt die Ruine
der Burg Gleiche::, als Schauplatz lieblicher Sage bekannt. Ein Graf von'gleichen verlies; das
treue Weib, nahm an einem Kreuzzuge teil, fiel in die Hände der Ungläubigen und wurde nach jähre-
langer Gefangenschaft durch die Liebe einer Sultanstochter befreit; dafür wollte sie ihm als Gattin
angehören. Der Papst segnete den so ungewöhnlichen Doppelbund; von der Burg Gleichen kam an
der Stelle, die noch jetzt Freudenthal heißt, die erste Frau liebend und zustimmend den An-
kommenden entgegen.
(Diese Sage ist mit Recht angezweifelt. Im Dome zu Erfurt sieht man den Grabstein des
Grafen von Gleichen, der auf demselben zwischen seinen beiden Frauen dargestellt ist; doch hat
er sie wohl nacheinander, nicht zugleich gehabt.)
Jenseits der Gera, die hier den Planeschen Grund durchfließt, setzen die
Reinsberge den Höhenzug fort, und jenseits der Ilm stellen die letzten Höhen
dieses Zuges die Verbindung mit der Jlmplatte her.
I)) An das Eichsfeld schließt sich zwischen Werra und der obern Unstrnt der
2. Höhenzug, der mit dem Waldgebirge des Hainich (in der Höhe von 518 in)
beginnt. Daran setzen sich die Hartberge, welche die flachgewölbte Wasserscheide
zwischen Unstrnt und Nesse bilden; dann erhebt sich der Höhenzug wieder höher
in der Fahnerschen Höhe und geht bis zur Gera nach Erfurt, wo die äußersten
Ausläufer den Petersberg und die Cyriaksburg tragen. Auf der rechten Seite
des Geradurchbruchs erhebt sich der Steiger (380 in), ein vielbesuchter Wald.
*) Hörselberge nach dem Flusse Hörsel bezeichnet; ahd. liorsc = schnell, aha =. Wasser, also
schnelles Wasser, schneller Fluß.
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68
Heimatkunde der Provinz Sachsen.
Gegend einen hohen landschaftlichen Reiz. Auf den drei fast gleich hohen Sergen
erheben sich drei alte, sagenumwobene Burgen, die Drei Gleichen. Sie sollen
im 13. Jahrhundert in einer Nacht zugleich vom Blitz entzündet worden sein:
daher der Name.
Die lvandersleber Gleiche thront auf einem bewaldeten Berg-
kegel. An seinem Nordfuße liegt das Gasthaus „Freudental". von ihm führt
der „Türkenweg" bequem zum Schloßberg hinauf. vie alten Gebäude sind
stark verfallen. Doch kann man das Nitterhaus und die Burgkapelle mit ihren
hohen Bogenfenstern noch leicht erkennen.
5ln die Burg knüpft sich die berühmte
Gleichensage.
Oer Graf Ernst von Gleichen folgte dem Kaiser Friedrich Ii. als Kreuzfahrer
ins gelobte Land. Dort kämpfte er tapfer gegen die Sarazenen. Einst hatte er sich
von dem Nreuzheere zu -weit entfernt. Da wurde er von einem Schwarme Sara-
zenen gefangen genommen. Oie schickten ihn in Kesseln zum Sultan von Ägypten.
Sieben Jahre lang mußte er im Kerker schmachten. Oann verrichtete er als Sklave
im Garten des Sultans Gärtnerdienste. Da sah ihn Melechsala, die schöne Tochter
des Sultans. Bald gewann sie den edlen Fremdling lieb. Sie versprach ihm, daß
sie ihm zur Flucht verhelfen und Ehristin werden wolle, wenn er sie als Gattin
heimführen würde. Um aus der langen Gefangenschaft loszukommen, willigte der
Graf ein. Nach glücklicher Flucht langte das paar in Venedig an. Unverzüglich
begaben sich beide nach Rom zum Papste. Itcit Wohlgefallen hörte dieser die Kunde
von der Tat der schönen Sultanstochter. Nachdem diese Ehristin geworden war, erlaubte
er die Doppelehe. Nun eilte das paar der thüringischen Heimat zu. vor der väterlichen
Burg ließ der Graf seine junge Frau unter sicherer Gbhut zurück. Er eilte zu seiner ersten
Gemahlin und erzählte ihr das Geschehene. Oie war sehr erfreut über die glückliche
Rückkehr ihres totgeglaubten Gatten. Sie erklärte, die Fremde solle nur kommen, sie
werde ihr eine liebe Schwester sein. Freundlich ging sie der Sarazenin entgegen
und traf mit ihr am „Freudental" zusammen. Mit großem Prunk wurde darauf
die Vermählung vollzogen, viele Jahre lebten die drei in der besten Eintracht bis zum
Tode. Ein gemeinsamer Grabstein deckt ihre Gebeine im Peterskloster zu Erfurt. Nach
der Zerstörung des Nlosters wurde der Grabstein im Oome aufgestellt. Auf ihm sieht
man in der Mitte den Grafen Ernst, zur Rechten die Gräfin (Ottilie und zur Linken die
Sarazenin Melechsala.
Die älteste der Drei Gleichen ist die M ü h l b u r g. Nur ihr Bergfried
ragt noch stolz in die Lüfte, vie Feste Wachsenburg, die dritte der drei
Schwesterburgen, liegt auf einem freistehenden Bergkegel. In ihren wohl-
erhaltenen Gebäuden ist das bedeutendste Museum der deutschen Einigung?-
kämpfe untergebracht. Lebensgroße Soldatenfiguren, Uniformen, Fahnen,
Geschütze, Handwaffen, Geschosse, Bilder in unerreichter Fülle sind hier aus-
gestellt.
Jenseits der Gera und des plaueschen Grundes bilden die herrlich bewaldeten
Reinsbergs die Fortsetzung des Höhenzuges.
4. vie Bewässerung, vie Mulde ist sehr reich bewässert durch die Gera,
die Apfelstedt, hörsel und Nesse.
Oie 5l p f e l st e d t entspringt oberhalb Tambach im Thüringer Walde.
Bei Tambach wird ihr Wasser durch eine Talsperre aufgefangen, vie ver-
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Extrahierte Personennamen: Ernst Friedrich_Ii Friedrich Ernst Ottilie
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Schloßberg Nitterhaus Venedig Rom Erfurt Sarazenin_Melechsala Gera Gera
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Franken
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 39 —
wer sein Weib außer dem Adel nahm,,, wer einem das Seine beschädigte, wer außerehelich geboren war,
wer als Adeliger Kaufmannschaft wie ein Bürgerlicher trieb, wer nicht beweisen sonnte, daß er oder seine Litern turnierten.
wer gegen eines oder mehrere der vorgeschriebenen Stücke verstößt, dessen Roß und Zeug soll verloren und verfallen sein, auch soll er von 'allen Fürsten, Grafen, Rittern und Knechten, Frauen und Jungfrauen verachtet und verschmäht werden. Richt wenige tiaf dieses Los.
Laut ertönt pausen» und Trompetenschall. Die Turnierteilnehmer, die erst eine Messe angehört haben, nahen im festlichen Zuge. Die turnierenden Ritter tragen die Lisenrüstung. Aus Ringen bestehende Lisen-hosen decken die Beine, die aus (Eifenringen kunstvoll geflochtene Brünne, die wie Silber glänzt und Ärmel, Handschuhe und Kapuze besitzt, schützt die Brust. Darüber wird der ärmellose Waffenrock als Prachtkleid aus kostbarem Stoff gezogen. Um den Leib ist das zweischneidige Schwert gegürtet, am linken Arm hängt der mit (Bauplatten beschlagene dreieckige Schild, auf den das Wappen des Ritters gemalt ist. Kopf und Hals werden von dem großen Turnierhelm bedeckt; über das Gesicht fällt das visier herab; den Helm schmückt die Zimier. )n der Rechten ruht die starke Turnierlanze.
Die Schranken öffnen sich; die Ritter reiten in die Bahn und halten einen feierlichen Umzug. Dann ordnen sich die Scharen auf zwei Parteien. Auf ein Zeichen stürzen die geharnischten Männer in voller Karriere aufeinander los. Die gepanzerten Streithengste wiehern vor Kampfeslust. Trompeten schmettern. Schilde klirren. Lanzen splittern. Dazwischen tönt der Schmerzensschrei der verwundeten und das Stöhnen der vom Rosse Gestürzten ruft die Knappen herbei, welche die Gefallenen aus dem Kampfe bringen.
Die Sieger erhalten nach (Einstellung der Feindseligkeit die ausgesetzten preise. Auch Linzeikämpfe finden statt, tvobei^die Gegner mit dem stumpfen Speere in wuchtigem Zusammenprall einander aus dem Sattel zu heben suchen. —
Das ritterliche Spiel ist zu (Ende. Bei der preisverteilung gibt die Frau von Henneberg den Dank dem Grafen Heinrich von Fürstenberg von den Schwaben,
die Frau von weinsberg Herrn Thesserus von Fraunhofen von den Bayern,
die Frau von Schwarzenberg Bleickher Landschadt von den Franken, die Frau von Lichtenstein Hanns von Fersheimb von den Rheinländern, wenn die schönen Tage vorüber sind, verlassen die Ritter die gastliche Stadt und ziehen heim in die einsame Burg auf Bergeshöhe. Dort erzählen sie noch lange den )hren vom Stechen zu Würzburg.
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Extrahierte Personennamen: Henneberg Heinrich_von_Fürstenberg Heinrich Herrn_Thesserus von_Schwarzenberg_Bleickher_Landschadt Hanns_von_Fersheimb
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Franken
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 38 —
sammelten sich die älteren Ritter, die nicht mehr an den Spielen teilnahmen, die edlen Frauen, die hohen Herren des fürstlichen Hofes und der Stadt.
Die Zulassung zum Stechen war nach einer Turnierordnung geregelt, die von der fränkischen Rittergesellschaft der Fürspanger entworfen worden war. Aus derselben seien einige Bestimmungen auszugsweise wiedergegeben.
V Don der Kleidung.
(£5 sollen Ritter und Knechte keine güldene Decke und der Gemeine vom Adel keine Decke und keinen wappenrock von Samt, Damast oder Atlas führen. Eine jegliche Frau oder Jungfrau habe nicht über vier Röcke, mit denen sie sich schmücken will, von diesen seien nicht mehr als zwei von Samt. wer diese Vorschrift nicht einhält, soll des Dankes und der Dortänze beraubt sein.
2. Von der Rüstung.
Das Schwert soll drei bis vier Finger breit und vornen an der Spitze in derselben Breite stumpf abgeschliffen sein, daß es weder steche noch schneide. Dieses Schwert soll jeder mit seinem Kleinod zur Prüfung tragen lassen. Die Klinge sei drei Spannen lang.
An Zaum, Zügel, Sattel oder Steigleder darf kein (Eisen angebracht sein, das im Turnier gefährlich werden könnte, wenn man zum Turnierbeginn bläst, mag jeder sein Schwert ziehen und gegen das Kleinod seines Turniergenossen hauen, sonst soll er es aber nicht gebrauchen. Andere Waffen habe keiner dabei.
Der Kolben sei an der Spitze daumendick, hänge an einer Kette und dürfe keinen Nagel haben. Niemand darf im Sattel befestigt sein. Schild und Krone muß jeder unverdeckt führen.
Ein Fürst soll vier, ein Graf oder Herr drei, ein Ritter zwei Knechte haben, ein (Edelmann einen Knecht.
3. wer nicht ins Turnier gehöret.
Nicht zum Turnier darf zugelassen werden, wer einen falschen Eid geschworen hat, wer im Feldgefängnis meineidig worden war, wer sein Handgelübde auf Brief und Siegel nicht hielt,
wer vom Heerhaufen des Herrn oder Freundes flüchtete,
wer Frauenehre nicht achtete, wer als Wucherer bekannt war, wer Straßenraub, Mord oder i)errat verübte, wer Kirchen zerstörte, wer Ketzerei trieb, wer des Ehebruchs überführt war,
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69
ritterlichen Bildung; auch lesen lernte der Junker; dagegen galt das Schreiben nicht fr unbedingt notwendig.
Mit dem vierzehnten Jahre wurde der Jngling Knappe und trat nun ganz in den Dienst des Ritters. Jetzt grtete er ein Schwert um und durfte silberne Sporen tragen. Er war der Waffentrger des Herrn und folgte ihm zum Waffenspiel und in den Krieg. Seine Pflicht war es, ihm nicht von der Seite zu weichen. Fiel der Herr im Kampfe, so durfte der Knappe auch nicht lebend heimkommen.
Wenn der Knappe Tchtiges gelernt hatte, empfing er mit zwanzig Jahren den Ritterschlag, der ihn zur Ritterwrde erhob. Dieser wurde ihm gewhnlich in der Kirche von einem berhmten Ritter erteilt; oft tat das sogar der Kaiser selbst. Nach dem Gottesdienste kniete er am Altare nieder und gelobte, stets die Wahrheit zu reden, das Recht zu verteidigen, die Witwen und Waisen zu schtzen, dem Lehnsherrn treu zu sein und fr den christlichen Glauben zu kmpfen. Dann erteilte ihm der Ritter drei leichte Schlge mit der flachen Klinge auf die Schulter und berreichte ihm die Abzeichen des Ritterstandes: die goldenen Sporen, den Helm und den Harnisch, die Armschienen, die Handschuhe, das Schwert und die Lanze. Damit war der Ritterschlag vollzogen, und in der glnzenden Rstung sprengte der junge Ritter auf feurigem Rosse dahin.
Die adeligen Mdchen kamen gleichfalls an einen Edelhof zur Erziehung. Auch * sie lernten dort hfisches Benehmen, lernten reiten und den Falken auf die Vgel loslassen. Sie wurden aber auch in manchen andern Dingen unterrichtet, besonders im Spinnen, Weben und Sticken und in der Bereitung heilkrftiger Arzneien.
4. Die Ritterburg. Die Ritter waren trotzige Leute. Sie hatten auch oft miteinander Streit. Darum muten ihre Wohnungen stark befestigt sein. Sie hieen Burgen. Am liebsten bauten die Ritter ihre Burgen auf Berge, besonders auf solche, die ganz steil abfielen und nur an einer Seite einen Aufgang hatten. Wo dieser Aufgang war, ba wrbe vor der Burg ein tiefer Grab en in den Felsen gesprengt Hinter ihm erhob sich die hohe Ringmauer. In der Ebene schtzte man die Burgen durch breite und tiefe Wassergrben: sie hieen barum Wasserburg en.
der den Burggraben fhrte die Zugb rcke. War diese emporgezogen, so verschlo sie die Torffnung. Durch das Tor, welches noch durch ein Fallgitter geschirmt war, gelangte man in den ueren Burghof, den Zwinger. Diesen trennte eine zweite Mauer von der eigentlichen Burg. Durch einen mchtigen Torturm kam man in den inneren Burghof zu den Gebuben. Das grte von ihnen war der Pallas, das Herrenhaus, mit der Burgkapelle. In ihm befanb sich auch der Rittersaal. Gegenber lag die Kemenate, das Frauenhaus. Auerdem gab es noch eine Kche, desgleichen ein Rsthans, in dem die fertigen Waffen aufbewahrt wrben, und ein Schnitzh ans, die Werksttte fr Waffen und Hausgerte. Natrlich waren auch Stlle vorhanben. Das wichtigste Gebaube aber war der Berg-frieb, der hchste Turm der Burg. Drang der Feind auch in den inneren Burghof ein, fo blieb den Bewohnern immer noch die Flucht in den Berg-frieb brig. Der Eingang befanb sich hoch der dem Erbboben. Man
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51
2. Wie ein Krenzzug beschlossen wurde. Unter den Wallfahrern war auch ein Mnch namens Peter von Amiens. Er sah die Roheit der Trken und die Not der Christen mit eignen Augen. Die Leiden der Armen gingen ihm sehr zu Herzen. Da machte er sich eilends ans die Heimfahrt und erschien vor dem Papste Urban Ii. Dieser wurde durch die Erzhlungen Peters tief erschttert. Er hielt im Jahre 1095 eine groe Kirchenversammlung zu Clermont in Frankreich ab. Die ganze weite Ebene dort war mit Menschen angefllt. Zweihundert Bischfe, zahlreiche Fürsten und Ritter in glnzender Kleidung und zahllose andre Leute waren anwesend. In flammenden Worten schilderte der Papst ihnen die Leiden der Christen im Heiligen Lande. Auf denn", rief er, wider den Feind des christlichen Namens wendet die Schwerter! Dort be jeder die Frevel, die er in seinem Lande be-gangen hat! Als Sieger werdet ihr heimkehren oder die Mrtyrerkrone erringen I" Die ganze Versammlnng war tief ergriffen; Gott will es!"
rief alles Volk. Gleich waren Tan-sende zu dem heiligen Kampfe bereit.
Wer teilnehmen wollte, schmckte sofort seine rechte Schulter mit einem roten Kreuz; daherkommen die Namen Kreuzfahrer und Kreuzzug.
3. Der Auszug. Jetzt zogen Prediger in den Landen umher und riefen die Glubigen zum Kampfe auf. Keiner tat es mit solcher Begeisterung wie Peter von Amiens.
Da strmten groe Scharen zusammen, besonders in Frankreich,
Lothringen und Italien. Es waren Bauern und Brger, die ihre Frauen und Kinder auf Ochsenwagen mit-snhrten, aber auch Spielleute, Gaukler, Ruber und andres Gesindel. Ohne Ordnung zogen sie durch Deutschland und Ungarn, um nach Kon-stantinopel zu gelangen. Der Weg war ihnen unbekannt, und Fhrer hatten sie nicht. Da band einmal ein solcher Haufen eine Gans und eine Ziege zusammen und wanderte dahin, wohin das seltsame Paar lies. Die meisten besaen keine Waffen, weil sie dachten, Gott selbst werde alle Feinde vernichten. Auch die Lebensmittel fehlten ihnen, und so fingen sie unterwegs an zu rauben und zu plndern. Das lieen sich die Ungarn nicht gefallen und schlugen fast alle tot.
Erst im Herbst des Jahres 1096 machte sich ein wohlausgerstetes Heer von Kreuzfahrern auf den Weg. Unter den Fhrern war auch der fromme und ritterliche Herzog von Lothringen, Gottfried von Bouillon. Glcklich erreichten diese Kreuzfahrer Konstantinopel. Von hier aus
4*
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61
9. Kreuzzug und Tod. Friedrichs blonder Bart war allmhlich grau geworden; aber der greise Held fhlte sich noch frisch wie ein Jngling. Da kam die Nachricht von der Eroberung Jerusalems durch die Trken. Der Kaiser hielt es fr seine Pflicht, die heilige Stadt den Hnden der Unglubigen zu entreien. Schon zum folgenden Osterfeste berief er die Groen des Reiches zur Beratung nach Mainz. Fr ihn war ein prchtiger Sitz an erhhter Stelle hergerichtet worden. Aber er weigerte sich, ihn einzunehmen. Er gehrt Christus", sagte er, der mitten unter uns weilt, wenn wir ihn auch nicht sehen", und nahm auf einem gewhnlichen Stuhle Platz. Unter groer Begeisterung wurde der Kreuzzug beschlossen.
Die Trmmer der Barbarossaburg zu Gelnhausen an der Kinzig, in der Friedrich gern weilte.
Bald zog der Kaiser an der Spitze eines wohlgersteten Ritterheeres nach dem Morgenlande. In der Wste von Kleinasien rafften im Sommer 1190 Hitze und Durst viele Menschen und Pferde dahin. Unaufhrlich brachen die leichten trkischen Reiter aus ihren Verstecken hervor und taten den Kreuzfahrern vielen Schaden. Aber in einer Schlacht gegen die Unglubigen blieben die Christen Sieger. Nun glaubten sie alle Gefahr berstanden zu haben. Der Kaiser jedoch sollte das Ziel seiner Fahrt nicht sehen. Staub-bedeckt und erhitzt war der alte Held dem Heere an den Gebirgsflu Saleph vorangeeilt. Er gedachte sich durch ein Bad zu erfrischen. Seine Begleiter wollten es nicht dulden, denn das Wasser des Flusses war eiskalt; aber er strzte sich doch hinein. Da fate ihn der Strudel und ri ihn in die Tiefe.
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Extrahierte Personennamen: Friedrichs Friedrich Friedrich
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erstern ist Poseidon. Auf einem mit Rossen bespannten Wagen fhrt er der bte Wellen, und sein Dreizack erschttert mit gewaltigem Stoe die Erde Er hat zahlreiche Untergtter. Im finstern Reiche der Unterwelt, wohin fem Lichtstrahl dringt, und aus dem es fein Entrinnen giebt, herrscht Pluton der die Schatten der Abgeschiedenen. Der Fhrmann Charon geleitet sie der den Styx, und das Tor bewacht der vielfpfige Hllenhund Cerberus, Aus diesem Reiche der Finsternis steigen auch die schlangen-haarigen Rachegttinnen, die Erinyen oder Eumenlden, heraus, wenn es gilt, eine verborgene Freveltat ans Licht zu bringen.
Auerdem verehrte man noch die Heroen oder Halbgtter. Als Menschen geboren, doch wohl auch mit den Gttern verwandt, wurden sie wegen ihrer Verdienste unter die Himmlischen versetzt. Die bedeutendsten waren H era f les und Theseus. Den Sagen von ihren gewaltigen Taten liegt die Vorstellung zu grnde, da es einer ungeheuren Arbeit beburft hat, bis das ursprnglich wilbe Land wohnlich wrbe, und bis feine von Haus aus rohen Bewohner sich zur staatlichen Orbnung aufschwangen.
Mit dem Wachsen der Bildung veredelte sich bei den Griechen auch die Vorstellung von den Gttern. Diese machen sich bald nicht mehr mit den Menschen gemein und folgen nicht mehr ihren Launen, sondern sie lenken die Geschicke der Sterblichen nach edlen Grundstzen; sie werden gerechte Götter. Wohl kann man sie sich durch Opfer, Gelbde und Gebete geneigt machen, aber unbillige Wnsche erfllen sie nicht. Die Griechen glaubten auch die Lieblingspltze der Götter zu kennen. Dort er* bauten sie ihnen Tempel, die ihre Wohnungen sein sollten und darum mglichst prchtig ausgestattet wurden. Die griechischen Tempel sind so die hervorragendsten Bauwerke des Altertums geworden.
b) Die Orakel. Eine groe Rolle spielten im Leben der Griechen die Weissagesttten, die Orakel, allen voran das des Apollo zu Delphi. Aus einer Felsenspalte drangen Schwefel-dmpfe hervor. Aus einen Dreifu wurde der dieselben eine jungfruliche Priesterin, die Pythia, gesetzt. Von ihnen betubt, stie sie allerhand Worte hervor, welche die Priester in Verse brachten. Staaten und einzelne Personen, sogar auswrtige Fürsten holten sich dort in schwieriger Lage Rat. Meistens war der Bescheid zweideutig und mute es sein, sollte nicht das Ansehen des Gottes gefhrdet werden. Die Priester standen mit den bedeutendsten Staatsmnnern in Verbindung. Sie haben viel Gutes gewirkt, gelegentlich aber sind sie auch entgleist und fr die Feinde des Volkes eingetreten. Wer das Orakel in Anspruch nahm, stiftete ein Weihgeschenk. Ungeheure Reichtmer sind so in den Schatz-huseru des Heiligtums aufgespeichert worden.
4. Festspiele. Die Griechen waren ein kriegerisches Volk und hatten infolgedessen groe Freude an krperlichen bungen, auch weil diese den Leib verschnen. In den Gymnasien lagen sie ihnen tglich ob und brachten es darin zur hchsten Vollkommenheit. Den Gttern zu Ehren wurden groartige Wettkmpfe veranstaltet,
TM Hauptwörter (50): [T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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